830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Am 10. und 11. November 2011 fand ein internationales Symposium unter dem Titel Deutsch-slawische Kontakte – Geschichte und Kultur anlässlich des 65. Geburtstagsjubiläums der außerordentlichen Professorin Mária Papsonová statt. Das Symposium, dessen wissenschaftliche Beiträge auch in der Frau Mária Papsonová gewidmeten gleichnamigen Festschrift festgehalten wurden, veranstalteten die engagierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Instituts für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Pavol-Josef-Šafárik-Universität in Košice.
Autobiographie und Autofiktion. Vierte Sommerakademie Schweizer Literatur im Centre Dürrenmatt in Neuchâtel, 31. Mai – 4. Juni 2010 (Marie-Luise Wünsche)
Die Stellung der Germanistik in der Tschechischen Republik nach der Bologna-Reform. Internationale Konferenz des Germanistenverbandes der Tschechischen Republik in Prag, 16. – 17. September 2010 (Monika Růžičková)
Uferdasein. Quellen und Strömungen germanistischer Forschung. Internationale Tagung am Lehrstuhl für Germanistik in Ústí nad Labem, 3. – 4. Dezember 2010 (Renata Cornejo)
Aktuelle Probleme der modernen Lexikologie und Phraseologie. Internationale Germanistenkonferenz an der Moskauer Staatlichen Linguistischen Universität anlässlich des 100. Geburtstags von Irina I. Černyševa, 14. – 15. März 2011 (Galina M. Fadeeva)
Traum und Trauma. Kulturelle Figurationen in der österreichischen Literatur. Internationale Tagung in Wien, 15. – 16. April 2011 (Renata Cornejo)
20. Linguistik-Tage der Gesellschaft für Sprache und Sprachen in Prag, 26. – 28. Mai 2011 (Romana Vančáková)
Sprichwörter kommen selten aus der Mode oder wie kann man sie im Sprachenlernen einsetzen. Über das EU-geförderte Projekt SprichWort (Vida Jesenšek)
Am 18. und 19. September 2014 wurde zum VI. Mal die Internationale Germanistentagung an der Christlichen Universität Partium in Oradea (Rumänien) veranstaltet. Unter dem Titel "Umwandlungen und Interferenzen" lud das Forum Literatur- und Sprachwissenschaftler zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch ein, um Meinungen und Reflexionen zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu äußern. Die Tagung wurde von der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens und von dem Zentrum für Deutschsprachig-Jüdische Kultur Mitteleuropas an der Eötvös-Lóránd-Universität Budapest unterstützt.
Die IX. Tagung des Verbandes der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei in Bratislava, 11.-13.09.2008 (Mária Vajičková)
II. Königgrätzer Linguistik- und Literaturtage in Hradec Králové, 29.-30.10.2008 (Jana Ondráková)
Holocaust in Literatur, Musik, Sprache, bildender Kunst und Unterricht. Internationales Kolloquium in Linz und Ústí nad Labem, 23.-26.03./18.-20.05.2009 (Hana Bergerová, Jarmila Jehličková)
"Übersetzung als Interpretation – Interpretation als Übersetzung". Franz Werfel-Jahrestagung in Wien, 27.-28.03.2009 (Renata Cornejo)
Otfried Preußler didaktisch. Internationales studentisches Seminar in Řehlovice, 28.05.-01.06.2009 (Jan Kvapil)
Hotzenplotz aus Osoblaha. Die böhmische Thematik im Werk Otfried Preußlers. Wissenschaftliches Symposium in Ústí nad Labem, 12.-14.06.2009 (Rahel Rosa Neubauer)
Deutsch bewegt. XIV. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer in Jena – Weimar, 03.-08.08.2009 (Nadežda Zemaníková)
In Anlehnung an das Studentenaustauschprogramm Erasmus ruft die Türkei ein neues Projekt ins Leben. Der Name des Projekts lautet "Mevlana-Austausch-Programm". Der Hochschulrat YÖK will mit diesem Projekt die Türkei auf dem Bereich der Bildung zu einem Anziehungszentrum verwandeln. In einer ersten Phase soll mit Universitäten, die nicht Teilnehmer des Erasmus Programms sind, kooperiert werden. Bisher wurden mit 32 Ländern 228 Protokolle unterzeichnet. Im Austauschprogramm befinden sich die USA, China, Russland, Japan und andere Länder.
Thema und Ton dieses knappen Berichts erscheinen auf den ersten Blick also nicht weiter bemerkenswert, und zwanglos läßt der Text sich einreihen in die lange Liste von Beziehungs-Geschichten aus den achtziger Jahren, die – nüchtern oder melancholisch – die Leiden des (ehelichen) Zusammenlebens und die unvermeidlich folgenden Trennungen beschreiben. Gabriele Goettles "Die Nachmieterin" sollte allerdings nicht so umstandslos einsortiert und abgehakt werden, denn ihre Geschichte ist komplexer, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Ungewohnte Beobachtungen, befremdliche Details und eine bei aller Unscheinbarkeit zugleich waghalsige Konstruktion machen den Text vielmehr zu einer exemplarischen Kurzgeschichte, die keineswegs in der exakten Beschreibung eines „Beziehungsproblems“ aufgeht.
Daß die Gestaltung der arbeitsfreien Zeit – der „Freizeit“ – nicht zuletzt geprägt wird von den Bedingungen, unter denen man seine Arbeitszeit verbringt, ist eine weitverbreitete Erkenntnis, die gerade auch in der „Literatur der Arbeitswelt“ regelmäßig artikuliert worden ist. Kein Autor jedoch hat so drastisch eine direkte Abhängigkeit der Freizeit von der Arbeitszeit behauptet wie Alexander Kluge. Seine kleine Episode über die Italienreise des Arbeiters Pförtl und seiner Freundin Hella, die im Original von einer ganzen Reihe von Parallelgeschichten über die „Ostertage 1971“ begleitet wird, legt es darauf an, alle konventionellen Vorstellungen von Freizeit und Feiertagen zu demontieren. Gegen die Vorstellung einer „freien“, erfüllten und von den Menschen selbst gestalteten Zeit stellt Kluge das Bild einer ganz und gar unfreien, von der Arbeitswelt bis ins letzte Detail beherrschten Zeit, die noch nicht einmal der Erholung dient.
Günter Wallraffs Industrie-Reportagen sind wohl die bekanntesten Beispiele für eine kritische, auf gesellschaftliche Veränderungen zielende „Literatur der Arbeitswelt“, und sein 1966 erstmals erschienener Bericht „Am Fließband“ kann als klassisches Beispiel sowohl für die Ziele und Methoden dieser Literaturgattung im allgemeinen wie auch für Wallraffs individuelle Verfahrensweisen gelten. Die folgende Lektüre will daher nicht in erster Linie die vom Text vermittelten Informationen zusammenfassen, sondern exemplarisch zeigen, auf welche Weise diese Informationen aufbereitet und vermittelt werden und welche Wirkungen der Text damit zu erzielen hofft. Dabei geht es nicht darum, Wallraffs oft zitierten Anspruch zu konterkarieren: „Nicht gestalten (...), sondern die Vorkommnisse und Zustände für sich selbst sprechen lassen.“ Vielmehr ist zu zeigen, wie erst durch eine bestimmte Gestaltung das Material zu „sprechen“ beginnt und Wirkungen zustande kommen.
Die Rezeption des Werks von Thomas Kling ist von einem Missverhältnis bestimmt: Einerseits steht es für einen grundlegenden Wechsel in der deutschsprachigen Lyrik in den achtziger Jahren vom Subjektivismus hin zu einer neuen Qualität der Arbeit an der Sprache. Andererseits gibt es bislang nur wenige und dann nur vereinzelte literaturwissenschaftliche Studien, ganz zu schweigen von einer wissenschaftlichen Monografie. Fünf Jahre nach dem frühen Tod des Dichters fand nun auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss/Düsseldorf, wo Kling mit seiner Frau, der Künstlerin Ute Langanky, ab 1995 wohnte, die erste wissenschaftliche Tagung zu seinem Werk statt. Organisiert und veranstaltet wurde sie von Frieder von Ammon (München), Peer Trilcke (Göttingen) und dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf (Bernd Kortländer, Alena Scharfschwert) und gefördert von der Stiftung Insel Hombroich, zu der die Raketenstation – ein von Künstlern und Naturwissenschaftlern genutztes Areal einer stillgelegten Nato-Militärstation – gehört.
According to the opinion of the author literary heritage of L.Holberg (Denmark, XVIII c) may be considered as a series of various realizations of one underlying ideal. Being statuary as to its essence, this ideal manifests self-sufficient and detached structure always identical with itself. But the main genre of Holberg’s work is the comedy. That’s why this ideal appears first of all indirectly, through the satirical demonstration of its opposite. Such opposite is brightly presented in image of Jeppe, the protagonist of his most renowned comedy “Jeppe paa Bierget” (1722). Jeppe is noteworthy for correlation of his weak self-consciousness and his degraded self-sensation i.e. by almost full absence of feeling of bounds proper to his own body. Close analysis shows that in accordance with nature of Holberg’s creative phantasy this antithesis of his ideal (as well as some other similar characters in Holbergian plays) is endowed with structure which is not identical with itself, unstable and disintegrating.
Es handelt sich um die Stelle des Zinnsoldaten als der Hauptperson des andersenschen Märchens mit ihrem sittlichen Imperativ im gesamten System der dort vorgestellten handelnden Gestalten sowie um besondere symbolische Bedeutung der den Zinnsoldaten kennzeichnenden aufrechten und regungslosen Körperhaltung. Dann wird eine Reihe schlussreicher Entsprechungen aus dem Gebiet jener herkömmlichen Symbole angeführt, deren auszudrückender Inhalt das dänische Nationalbewusstsein ist und deren Invariant (nach der des Aufsatzautors Meinung) als die die sittliche Integrität und die Treue versinnbildlichende plastische Gestalt der aufrechten Haltung betrachtet sein kann. Besondere Aufmerksamkeit widmet sich dem aus Insignien des dänischen ritterlichen Elefantenordens entlehnten Hauptsinnbild, welches zum weit bekannten obwohl unoffiziellen Emblem Dänemark wurde. Während der Autor auf dem Zusammenhang dieses Emblems mit der andersenschen Gestalt des Zinnsoldaten hinweist, drückt er die Meinung aus, dass Andersen selbst dieses Zusammenhangs bewusst war und eine durchsichtige Andeutung dessen im Texte des Märchens hinterließ. SCHLÜSSELWÖRTER: Dänische Literatur; 19. Jh.; Hans Christian Andersen; Dänische Heraldik; Elefantenorden; Stilkunde; Sprachlautästhetik.
In the article, a travel sketch of Danish playwright Kaj Munk (1898 – 1944) is analytically considered. The analysis of this text allows drawing at least three conclusions: 1. Explicit motive of seasickness, figuring here as antithetic modification of implicite present free-standing posture motive, symbolizes idea of disintegrating personality. 2. Such a symbolism is deeply rooted in that of Danish identity. 3. From literary styles and trends history point of view, the sketch appears to be typical of that line in expressionism, which continues tradition of symbolism as artistic and literary trend of late 19th century.
[...] Hoffmanns Roman "Die Elixiere des Teufels" [läßt sich] als gelungenes Beispiel einer 'totalen' Dissemination lesen, die keine der beteiligten Instanzen – den Autor, den oder die Erzähler, das Romanensemble, die Requisiten, den Leser – unbeschädigt läßt. Schon eine erste Lektüre des Romans weckt ein Gefühl irreduzibler Vieldeutigkeiten und Verdoppelungen, die keine nachträgliche Reduktion zu gestatten scheinen und selbst den Versuch eines bloßen Nacherzählens vor immense Probleme stellen. Die folgende Lektüre wird methodisch den Weg gehen, den Roman von seinen Rändern her lesbar werden zu lassen. Sie beschränkt sich in erster Linie auf den Schluß und den Beginn des Romans. Eine Analyse der 'eigentlichen' Erzählung wird dabei nur am Rande und sehr summarisch erfolgen, auch wenn dies die Gefahr in sich birgt, die vorgeschlagene Textbasis als zur Stützung der Argumentation nicht ausreichend erscheinen zu lassen. Die Konsistenz und die Gründe dieser auf den ersten Blick scheinbar nicht naheliegenden Lektüre werden sich hoffentlich trotzdem im Verlauf der Arbeit erweisen. Der Fokus der Analyse wird zunächst auf der Praxis des Erzählakts liegen, der den Roman konstituiert und perspektiviert. In diesem Ansatz, der der Literarizität des Romans gerecht zu werden versucht, werden sowohl die Figurationen des Doppelgängertums als auch die rahmenden Pererga als Effekte einer fundamentalen und für den Roman konstitutiven reflexiven Operation lesbar, die nicht mehr derjenigen der Romantik entspricht.
Schillers Schriften beziehen ihr Interesse aus ihrer historischen Entstehungszeit – der sogenannten 'Sattelzeit' –, in der sie gewissermaßen eine Scharnier-funktion innehaben zwischen der rationalistischen Aufklärung bis zu Kant und den großen idealistischen Systementwürfen Anfang des 19. Jahrhunderts. Auf den Idealismus hin verweisen bereits die beiden Tendenzen Schillers, einerseits das Kunstschöne in das Zentrum der ästhetischen Theorie zu stellen und andererseits in der ästhetischen Erfahrung des Subjekts für dieses ein auch für seine außerästhetische Gestalt konstitutives Moment auszumachen. In der und durch die ästhetische(n) Erfahrung soll sich das eine ganzheitliche Subjekt gründen, das den eigentlichen Menschen kennzeichnet. In ihm sind Geist und Sinnlichkeit gleichberechtigte Momente. Diese normativ erhobene Forderung, nach der das Subjekt nur dann ein ganzheitliches ist, wenn es Sinnlichkeit und Geist in sich aufhebt, verweist auf die bereits von Baumgarten und Kant vollzogene Kritik am Rationalismus, der das Subjekt wesentlich über seine geistigen Vermögen definierte und infolgedessen die Sinnlichkeit und den Körper als bloß verworren und undeutlich aus der philosophischen Vernunft und Wahrheit ausschloß. Gegen diese rationalistische Verkürzung des Menschen auf seine oberen Vermögen richtet sich die entstehende Ästhetik ja bekanntlich von Anfang – also von Baumgarten – an.
Ein Gotteskrieger – whatever the case may be – in ›einem der ärmsten Länder der Erde‹ fordert die ›einzige verbliebene Weltmacht‹ heraus. Selbstverständlich wird er in dem mutwillig angezettelten Duell unterliegen. Aber alle kennen auch die Stimme aus dem Inneren, die unaufhörlich sagt, dass Hochmut vor dem Fall kommt, dass Weltreiche periklitieren und es sehr wohl möglich sei, dass hier und heute – hier hält sie inne, die Stimme aus dem Inneren, ein wenig erschrocken, denn sie weiß sehr wohl, dass alles, was sie zu sagen wüsste, im Aussprechen schal werden müsste: einerseits dem Gelächter preisgegeben aufgrund der allzu großen Disproportion zu dem, was wir ›Wirklichkeit‹ nennen, andererseits kaum mehr wert als ein Achselzucken, weil es den Grund der Welt berührt, der, wie man weiß, in allen Dingen derselbe ist und deshalb keine präzise Auskunft über das, was nächstens geschieht, ermöglicht.
George ist nicht klug. Er ist ein Fanatiker. Sein Fanatismus lässt sich in vier Wörtern zusammenfassen: Ich bin ein Dichter. Dieses Ich Georges – den Nachgeborenen erscheint es wie eine Maske, in die sich notfalls jedermann zwängen könnte. Die Not – eine Spielart jenes ominösen ›Bewusstseins von Nöten‹, das Theodor W. Adorno zufolge die moderne Kunst begleitet – scheint groß gewesen zu sein. Wer sich einliest, beginnt bald zu begreifen, dass Georges Gedichte von kaum etwas anderem sprechen. Seine Poesie ist Zwang. Nicht passiv notierter, sondern gelebter Zwang, geübt und erfahren. Das hat den Verfasser dieser Verse als einen verdächtig gemacht, der sich gewaltsam dort Zutritt verschafft, wo, der Übereinkunft nach, alle Gewalt endet: in der Dichtung. Der Verdacht ist die Kehrseite der Faszination, die von der Gestalt ausgeht. Er schimmert durch; er grundiert sie. Verständlich also, dass der Mann die Phantasie stärker beschäftigt als das ›Werk‹, auf das er vergeblich alle Blicke hinlenkt, in dem er aufzugehen gedachte wie sein Gesicht in der Totenmaske, dem bekanntesten Zeugnis, das von ihm existiert.
Die Zähmung des Zeichens
(2008)
Das Gedächtnis des Lesers, sonst eher regelscheu, besitzt eine Vorliebe für bestimmte Erzähldetails: in ihnen kondensiert sich die Kraft der Vergegenwärtigung, ohne die eine gehabte Lektüre nichts weiter meint als eine verflossene. In Raabes Odfeld ist es der zeichenhafte Naturlaut: jenes erste, »rauh, heiser und klagend« vorgetragene »Krah!«, mit dem sich der schwarze Invalide der Rabenschlacht in der Studierstube seines Retters bemerkbar macht. Ein erstes, wohlgemerkt, dem ein zweites, drittes und viertes auf dem Fuß folgt – jedesmal dann, wenn in dieser unruhigen Nacht vom vierten auf den fünften November 1761 ein Rat oder Unterschlupf Suchender die Zelle des »letzte[n] wirkliche[n] Kollaborator[s] der wirklichen Großen Schule von Amelungsborn«, des emeritierten Magisters Noah Buchius, betritt.
Folgender Aufsatz analysiert die verschiedenen Bedeutungsebenen der Form und Funktion von Erzählung in Johann Wolfgang von Goethes „Reineke Fuchs“. Primäre Bezugspunkte des Reimversepos sind Homers „Ilias“ und Gottscheds „Reineke Fuchs“. Besonders augenfällig ist die Bedeutung der Inter- und Intratextualität in Goethes Text. Die Erzählungen des Protagonisten Reineke besitzen mindestens vier verschiedene Funktionen, welche sowohl das Wohlergehen von Reineke als auch die Interaktion zwischen Erzähler und Hörer umfassen. Ein weiterer wesentlicher Gesichtspunkt von Goethes Epos ist der Zusammenhang zwischen Leben und Dichtung. Ebenso werden die Fragen der sozialen Ordnung und Stabilität im Hinblick auf eine gelungene Individuation des Einzelnen thematisiert.
Exploration und Visualisierung bibliographischer Metadaten der BDSL im GiNLab - ein Projektbericht
(2021)
Bibliographische Metadaten sind oft frei verfügbar, allerdings stehen meist keine Werkzeuge zur Exploration oder Visualisierung der Daten zur Verfügung. Im Folgenden wird ein Prototyp eines solchen Werkzeugs vorgestellt, der im Rahmen des GiNLabs entstanden ist. [...] Zur Verfügung standen dafür rund 490.000 Titeldatensätze aus dem Zeitraum 1985-2019 aus der wichtigsten germanistischen Fachbibliographie, der Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL).
Tiecks zweiter Roman, Franz Sternbalds Wanderungen, der 1798 erschien, widmet sich Themen, die um Kunst und Künstler kreisen. Schon die "Vorrede" verdeutlicht: "Am meisten habe ich bei diesem Werke meiner Laune an Euch, ihr Jünger der Kunst, gedacht, die Ihr Euch mit unermüdetem Streben zu den großen Meisterwerken hinandrängen wollet, die Ihr Euer wechselndes Gemüt und die wunderbaren Stimmungen, die Euch beherrschen, nicht begreift, die Ihr gern die Widerspruche lösen möchtet, die Euch in manchen Stunden ängstigen. Euch widme ich diese Blätter mit besonderer Liebe und mit herzlichen Wünschen, dass Euch hie und da vielleicht eine Wolke schwindet, die Eure Aussicht verdeckte."(S.9) Hier werden die Adressaten des Romans, die "Jünger der Kunst", und die zentralen Themenbereiche der Kunstproduktion und des Verhältnisses zur Tradition ("Streben zu den großen Meisterwerken") bereits angesprochen.
Um die Vorwürfe zu entkräften, die gegen sein Stück Der Müll, die Stadt und der Tod erhoben wurden, gab Rainer Werner Fassbinder folgende Inhaltsangabe: "Die Stadt läßt die vermeintlich notwendige Dreckarbeit von einem, und das ist besonders infam, tabuisierten Juden tun, und die Juden sind seit 1945 in Deutschland tabuisiert, was am Ende zurückschlagen muß, denn Tabus, darüber sind sich doch wohl alle einig, führen dazu, daß das Tabuisierte, Dunkle, Geheimnisvolle Angst macht und endlich Gegner findet." Fassbinder äußert sich hier, als hätte er ein Stück im Stil von Brechts Rund und Spitzköpfen geschrieben. Doch gerade er hat dem Dunklen, Geheimnisvollen, Angstmachenden, das er vom Tabu ausgehen sieht, selbständige Gestalt erst gegeben, als er die Figur des "reichen Juden" in den Mittelpunkt seines Stücks rückte. "Dieser Jude", sagt Fassbinder, "ist reich, ist Häusermakler, trägt dazu bei, die Städte zuungunsten der Menschen zu verändern; er führt aber letztlich doch nur Dinge aus, die von anderen zwar konzipiert wurden, aber deren Verwirklichung man konsequent einem überläßt, der durch Tabuisierung unangreifbar scheint." Während die anderen, die Mächtigen der Stadtverwaltung, mit der "Dreckarbeit" jeweils einen Zweck verfolgen, führt der Jude sie um ihrer selbst willen aus. Davon handeln seine Monologe: "Es muß mir egal sein, ob Kinder weinen, ob Alte, Gebrechliche leiden. Es muß mir egal sein. Und das Wutgeheul mancher, das überhör ich ganz einfach. Was soll ich auch sonst. [...] Soll meine Seele geradestehen für die Beschlüsse anderer, die ich nur ausführe mit dem Profit, den ich brauche, um mir das leisten zu können, was ich brauche. Was brauch ich? Brauche, brauche – seltsam, wenn man ein Wort ganz oft sagt, verliert es den Sinn, den es ohnehin nur zufällig hat. Die Stadt braucht den skrupellosen Geschäftsmann, der ihr ermöglicht sich zu verändern. Sie hat ihn gefälligst zu schützen." (S. 681). ...
Aktuelle Berichte
(2013)
Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie. Europäischer Workshop an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, 25.–27. März 2012 (Marco Scheider, Christiane Unger)
"Bild ist Text ist Bild. Narration und Ästhetik in der Graphic Novel". Konferenz an der Universität Wien, 03.–04. Dezember 2012 (Susanne Hochreiter, Ursula Klingenböck)
Emotionalität im Text. Konferenz an der Universität Ostrava, 20.–23. Februar 2013 (Ágnes Veszelszki)
"Stiftungslehrstühle des BKM in Ost- und Mitteleuropa". Wissenschaftliche Tagung in Olomouc, 11. April 2013 (Veronika Opletalová)
21. Franz Werfel-Tagung "Reise und Raum. Ortsbestimmungen der österreichischen Literatur" in Wien, 26.–27. April 2013 (Zdeněk Pecka)
Gegenstand der Erzählung ist unbestreitbar die Figur Lenz. Dies findet seinen Beleg im Umstand der ständigen und ausschließlichen Aufmerksamkeit, die der Erzähler ihm vom ersten bis zum letzten Satz des Textes zukommen läßt. "Lenz" bedeutet dabei das, was dieser Figur widerfährt, und das ist: daß Lenz wahnsinnig wird. Die Erzählung stellt den Ausbruch seines Wahnsinns als eine Entwicklung dar, in der folgende drei Phasen zu unterscheiden sind. ...
Das nur mehr in einem einzigen Exemplar existente und 1904 von V. Manheimer erstmals wieder neu herausgegebene Buch "Sonnete" ist die erste Veröffentlichung deutschsprachiger Lyrik des gerade zwanzigjährigen Andreas Gryphius (1616-1664). Die heute gebräuchliche Bezeichung als "Lissaer Sonette" verdankt sich ihrer durch die Not gebotenen Drucklegung im polnischen Lissa Anfang 1637. ...
Johann Christoph Gottscheds (1700-1766) Definition der Komödie findet sich in seinem poetologischen Hauptwerk, dem "Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen" (CD). Es hatte mit seinem ersten Erscheinen 1730 bis zu dem im Jahre 1751 insgesamt vier Auflagen – eine für die damalige Zeit und in Anbetracht des Gegenstandes gewaltige Resonanz. Setzt man das 18. Jhd. einmal naiv als dasjenige der Aufklärung voraus, legt allein diese Verbreitung die Vermutung nahe, es müsse sich bei der CD um ein aufklärerisches Werk handeln. Und rechnet man sonstige Werke und Betätigungen Gottscheds hinzu, die allgemein als eindeutig von aufklärerischem Geist getragen gelten, so ist die Vermutung längst zur Gewißheit geworden. Das jedenfalls bei der sicherlich überwiegenden Anzahl von epochal deutenden Interpretationen.
Gleichwohl finden sich zum einen Gegenstimmen, zum anderen bei der genannten herrschenden Richtung Widersprüche. Deswegen soll hier das Problem des Verhältnisses der CD zur Aufklärung noch einmal behandelt, und zwar anhand Gottscheds Komödienbegriff. In Teil A wird er unter Rekurrierung auf die allgemeinpoetischen Grundzüge der CD erläutert, und zwar vornehmlich im Hinblick auf seine Zweckbestimmung. Anhand ihrer wird in Teil B die Auseinandersetzung mit der Aufklärung geführt, indem die abstrakt in Frage kommenden Verhältnismöglichkeiten der Reihe nach getestet werden. Das Ergebnis bringt schließlich Teil C.
Das letzte der drei Gedichte unter dem Titel „Schutt“, ein Text von nicht zu überbietender Prägnanz, Strenge und Verhaltenheit, entstand vermutlich mehr als ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Karge sechs Zeilen, veröffentlicht erstmals 1965. Die wie beiläufig vorgetragenen Verse lassen an den verlegenen Versuch eines Kindes denken, gegen seinen Willen ein Gedicht aufsagen zu müssen. Doch ist das fiktive Ich die Stimme einer geprüften Frau, die, identisch mit dem realen Ich, während eines Luftangriffs verschüttet, drei Tage lang lebendig begraben war. Der Schock, dazu Alpträume der Erinnerung an die eigenen Eltern, die noch in der letzten Phase des Krieges Bomben zum Opfer fielen, das Bewußtsein, sie tot aus den Trümmern ihres Hauses hervorgegraben zu haben, ließen sie verstummen. Zögernd löst sie sich aus dem Zustand der Verstörung. Widerstrebend, aus welchem Antrieb auch immer, gibt sie das Schweigen auf. Mühsam sucht sie die Sprache wiederzugewinnen. Die Erfahrung der Katastrophe, die Vergangenes und Gegenwärtiges miteinander verkettet, hat seelische Wunden hinterlassen. Wie sind die Folgen solcher Heimsuchung zu verarbeiten? Äußert sich in dem Gedicht eine vom Tode Verschonte oder eine zum Leben Verurteilte? Wie steht es um die Beziehung der verschütteten Stimme zum verstummten Wort?
Der Titel scheint unverfänglich, ist aber alles andere als harmlos. Aus einer Erzählposition, in der sich zwei Perspektiven der Annäherung überschneiden, eine äußere der „[v]ersuchte[n] Nähe“ (des kritischen Beobachters) zum Vorsitzenden des Staatsrates (Außensicht) und eine innere der „[v]ersuchte[n] Nähe“ des Staatsoberhauptes zum „Volk der DDR“ (Innensicht), wird die „[v]ersuchte Nähe“ des Protagonisten aus dem Blickwinkel des Beobachters Schritt für Schritt in ihrer Hinfälligkeit entlarvt. Beschrieben wird der Ablauf einiger Stunden des Generalsekretärs der staatstragenden Partei an einem „Feiertag“, dem Gründungstag der DDR am 7. Oktober. Die Instanz des Erzählers verfolgt dabei den Einsatz des dem Staatschef zu Gebote stehenden gestischen, mimischen und sprachlichen Instrumentariums. Vertraut mit der Mentalität des Funktionärs, befähigt, dessen Umgang mit den Hilfsmitteln der Macht zu analysieren, durchleuchtet der Autor bestimmte Rituale als Syndrome einer totalitären Gesellschaftsstruktur.
Anno 1992 - „Wendezeit“: Drei Jahre nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989, zwei Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990. Die Nachfolgestaaten des 1945 besiegten Deutschen Reiches waren zwar wieder vereint, doch sahen sich viele ihrer Bürger nach wie vor getrennt, nunmehr durch die „Mauer in ihren Köpfen“. Diese Lage in deutschen Landen gab Anlaß zur Besorgnis. In seinem Text plädiert Christoph Hein dafür, die Regeln der „Rechtsstaatlichkeit“ nicht nur in den „alten“ Bundesländern zu beachten, sondern sie auch auf die zumeist viel älteren „neuen“ anzuwenden.
Der im "Lesebuch" abgedruckte Text ist ein Auszug aus dem 1980 von Peter Bichsel im Rahmen seiner journalistischen Arbeit für die "Schweizer Illustrierte" verfaßten Beitrag. Es handelt sich um einen relativ langen Text, der mit der Reflexion einsetzt über die Frage: „Was ist das: 'Ein Deutscher!'„. Bichsel legt seine eigenen ersten Erfahrungen als Heranwachsender in der Schweiz der Nachkriegsjahre zugrunde: Sein Bild von den Deutschen ist durch Hitler, den Nationalsozialismus und den daraus entwickelten Klischeevorstellungen der älteren Schweizer Generation geprägt. Die zweite Erfahrung bezieht sich auf die Unterschiede der beiden Sprachen und der dahinterstehenden Mentalitäten, den er bei einem mißglückten Versuch an der Universität Essen neu erfährt, wo er mit Studenten den Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache herausarbeiten möchte und einsehen muß, daß sich die Inhalte durch die Übersetzung verfälschen.
Max Frisch: Überfremdung I
(2000)
Max Frisch schrieb den Text 1965 als Vorwort zu „Siamo Italiani”, einem Gespräch mit italienischen Gastarbeitern, das Alexander J. Seiler aufgenommen hatte und auch verfilmte. Ein Jahr später wurde er aufgrund dieses Vorworts eingeladen, an der Konferenz der kantonalen Fremdenpolizeichefs einen Vortrag zu halten. Unter dem Titel „Überfremdung II” erschien dieser 1966 in einer schweizerischen Wochenzeitung. Frisch holt darin weiter aus und begründet seine Kritik in einer Reihe von Punkten. Frisch hatte nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Rom (1960-1965) seinen Wohnsitz wieder in die Schweiz verlegt und den Vorsatz gefaßt, nach so langer Abwesenheit sich – zumindest öffentlich – nicht mehr über die Schweiz zu äußern. Nach den Jahren in Italien sieht Frisch vieles mit neuen Augen und reflektiert über die Beweggründe, in der Schweiz zu wohnen, der er sehr kritisch gegenübersteht. Er konstatiert den Ausländern ein weitaus positiveres Verhältnis zu diesem Land als es die Einheimischen selbst haben, und sieht den Grund dafür darin, daß es genügt, Geld und Papiere in Ordnung und keine revolutionären Gedanken zu haben: „Was sie genießen: Geschichtslosigkeit als Komfort“.
Vom 01. bis 04. September 2010 fand in Prešov die zehnte Tagung des Slowakischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes SUNG statt. Sie stand im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen wurde zum 10. Mal eine Konferenz des SUNG organisiert, zum anderen wurde die Veranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der zweitältesten Germanistik in der Slowakei am Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Prešov durchgeführt. Unter der Leitung der Tagungspräsidentinnen Júlia Paračková und Katarína Fedáková wurde die Tagung in Zusammenarbeit mit dem SUNG veranstaltet.
Ausgehend von einem 2008 erschienenen Sammelband zur "Pluralisierung des Paratextes" setzt sich der Aufsatz mit der Anwendung des Paratextbegriffs bei Texten der Frühen Neuzeit auseinander. Es wird gezeigt, dass gerade vom Gegenteil von Pluralisierung gesprochen werden müsste und dass der Begriff Genettes erst ab der Neuzeit Gültigkeit besitzt, so dass nach Wegen zu suchen ist, wie mit Texten der Frühen Neuzeit adäquat umgegangen werden kann. Mit Blick auf verschiedene Ansätze der Forschung wird dargestellt, welche Bedeutung der Typographie zukommt und auf welche Weise Texte durch die je spezifische Gestaltung und Materialität an sozialen Netzwerken teilhaben. Vorgestellt wird der Begriff der "Soziotextualität", der den Begriff des Paratextes als eine spezifische Form von Soziotextualität umfasst.
Der Aufsatz spricht sich für eine intensivere Auseinandersetzung der germanistischen Mediävistik mit den Postkolonialen Studien aus. Diese haben seit den 1970er Jahren im englischsprachigen Raum eine wirkmächtige Diskussionskultur ausgebildet, die seit der Jahrtausendwende auch auf die Mediävistik übergreift, im deutschsprachigen Raum aber bisher kaum rezipiert wird. Um zu zeigen, dass eine Postkoloniale Mediävistik möglich und sinnvoll ist, wird die Frage diskutiert, ob es einen mittelalterlichen Kolonialismus gibt und es wird erörtert, worauf sich das ›Post‹ in ›postkolonial‹ bezieht. Ein kurzer Blick auf die angloamerikanische Forschung zeigt, welche Wege bereits beschritten wurden. Schließlich werden anhand von fünf hochmittelalterlichen Texten (Gesta Francorum, Willehalm, Rolandslied, Parzival, Herzog Ernst) exemplarische postkoloniale Lektüren vorgestellt. Solche Postkolonialen Lektüren sind, so die grundlegende Annahme, keine kulturwissenschaftliche Spielerei, sondern ein Verfahren zur Auseinandersetzung mit elementaren kulturellen und narrativen Konstellationen.
Die Formel vom chinesischen 21. Jahrhundert scheint ihre betörende Wirkung zunehmend auch in der Sphäre der Literatur zu entfalten. Indem deutschsprachige Schriftsteller vermehrt China als literarisches Thema entdecken, bahnt sich nach der wirtschaftlichen nun auch eine kulturelle Globalisierung an.
Vom 25.-26. Februar 2010 organisierte der Lehrstuhl für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Pavol-Jozef-Šafárik-Universität (UPJŠ) in Košice im Rahmen der DAAD-Partnerschaft mit dem Institut für Germanistik der Universität Regensburg (initiiert von Prof. Albrecht Greule und Frau Doz. Mária Papsonová, das internationale germanistische Symposium Perspektiven der Auslandsgermanistik. Die Konferenz, die im historischen Hauptgebäude unserer Universität stattfand, eröffnete Frau Dr. Ingrid Puchalová, die Leiterin einer der jüngsten germanistischen Ausbildungsstätten in der Slowakei und Organisatorin der Veranstaltung, mit aktuellen Fragestellungen zum Germanistikstudium und der Germanistikforschung im Ausland: "Soll dieses Studium eher didaktisch ausgerichtet werden, im Sinne von Deutsch als Fremdsprache, oder eher dem Germanistikstudium in Deutschland und Österreich ähneln? Wie sollen die Literaturwissenschaft, ihre Forschung und Themenwahl sowie das Phänomen Medien-Literatur in Zukunft angegangen werden?"
Defoes großer, dreibändiger Versuch, das Licht der Aufklärung in die Welt zu tragen, unter anderem für religiöse Toleranz, gegen die Sklaverei, für Humanismus und besonders für die Anerkennung der ›Wilden‹ aus der Karibik und aus Afrika als Menschen einzutreten, wurde vielfach heruntergespielt auf eine spannende Abenteuergeschichte, von deren eigentlichem Wesen fast gar nichts mehr übrig geblieben ist. Aber immerhin einen Vorteil hat diese rezeptionsgeschichtliche Dauerflut: Die Handlung des Robinson Crusoe braucht man nicht nachzuerzählen – sie gehört fest ins kulturelle Gedächtnis, und es ist auch heute reichlich schwer, jemand zu finden, der gar nichts weiß von Robinsons Insel, von seinem Gefährten Freitag und den Kannibalen, vor denen Robinson ihn rettet. Wenngleich heute nur ein winziger Detailaspekt aus der unübersehbaren Fülle dieser Rezeptionsgeschichte angesprochen werden soll, so macht das doch ein relativ weites Ausholen und einen relativ langen Atem notwendig. Denn das Bild von Robinsons Freitag, wie es die Kinderbücher der deutschen Nachkriegsjahre vermitteln, steht in einem Diskurs, der eine lange Geschichte hat – und von dieser Geschichte gilt es zunächst ein wenig zu sprechen.
Paul Celan: Todesfuge
(2000)
Die „Todesfuge” ist das Gedicht Celans, das ihn am meisten bekannt gemacht hat und mit dem er lebenslang identifiziert wurde. Die Veröffentlichung der „Todesfuge” – die wahrscheinlich noch 1944 in der Bukowina entstanden ist – rief eine heftige Debatte über die Unvereinbarkeit des Grauens und der Gewalt von Auschwitz mit der ästhetischen Schönheit der Lyrik hervor. Auch in Jahren, in denen Celan durch öffentliche Lesungen bekannt geworden war, gehörte das Gedicht zu seinem ständigen Repertoire. Seit Beginn der sechziger Jahre las er aber die „Todesfuge“ immer seltener. Grund dafür war Celans Unzufriedenheit mit der Fixierung des Publikums auf eine Komposition, die ihm fast als implizite Negation seiner poetischen Weiterentwicklung erschien – die „Todesfuge“ spielt in bezug auf Celan eine Rolle, die man oft mit der von Picasso bedeutendem Bild „Guernica“ verglichen hat – doch die Gefahr einer Banalisierung und die unleugbare Tendenz zu kritischen Floskeln innerhalb der Rezeption (Celan als „Klassiker der Gegenwartslyrik”) hatten sich im Laufe der Zeit derart vergrößert, daß seine Vorbehalte verständlich sind.
Tagungsbericht: Veranstalter: Urs Meyer/ Gabi Pahnke, Johann-Gottfried-Seume-Gesellschaft zu Leipzig e.V.; Ludwig Stockinger, Universität Leipzig Datum, Ort: 03.06.2010-05.06.2010, Leipzig Bericht von: Urs Meyer, Universität Fribourg: Obgleich Johann Gottfried Seume (1763-1810) bis heute vor allem als der "Spaziergänger nach Syrakus", als Reisender fern seiner Heimat, in Erinnerung geblieben ist, war der sozialkritische Schriftsteller, Dichter und Publizist der Spätaufklärung auch überzeugter sächsischer Landsmann – und bisweilen sogar heimwehkrank nach seiner "Vaterstadt" Leipzig. Immer wieder trieb es ihn fort aus seiner Heimat, doch kehrte er auch immer wieder zurück. Damit drängt es sich auf, Seumes Verhältnis zu Leipzig, zu der Stadt, in der er über 25 Jahre seines Lebens verbrachte, zum Gegenstand einer Tagung zu machen, die im Rahmen von Feierlichkeiten zum 200. Todestag des Dichters in Leipzig stattfand.
Der Stellenwert der Familie, ihre Aufgaben und ihre Struktur sind Gegenstand breit geführter Debatten in Politik, Medien, Gesellschaft und diversen wissenschaftlichen Disziplinen. Auch Literatur und Kunst haben die Familie als Topos längst wiederentdeckt. Im Zuge der zunehmenden globalen Migrationsbewegungen rücken dabei nun auch interkulturelle Fragestellungen ins Zentrum des Interesses. Die Familie im Kontext der Interkulturalitätsforschung stand auch im Zentrum einer interdisziplinären Tagung an der Universität Freiburg. Unter dem Titel „Familienkonstellationen aus interkultureller Perspektive“ gingen Literatur- und Medienwissenschaftlerinnen, Soziologinnen und Ethnologinnen der Frage nach, wie sich Migrationsprozesse auf Familienkonstellationen und deren Zusammenhalt auswirken und wie dies in Literatur und Film inszeniert wird. Die Tagungsbeiträge eröffneten durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung ein vielfältiges Forschungsfeld und verdeutlichten die Aktualität des Themas.
In den gut eineinhalb Jahrzehnten, die seit der Bibliographie von Hans-Harald Müller und Wilhelm Schernus (Nr. 140) vergangen sind, hat sich die Perutz-Forschung etabliert. Dies zeigt schon ein flüchtiger quantitativer Vergleich. Der Abschnitt "Wissenschaftliche Untersuchungen" bestand damals aus einer Handvoll Magisterarbeiten und Dissertationen; in der vorliegenden Bibliographie nimmt die Sekundärliteratur mehr als die Hälfte des Raums ein. Die Rechtfertigung einer neuen Perutz-Bibliographie liegt denn auch vor allem darin, ein aktuelles, möglichst vollständiges Verzeichnis der wissenschaftlichen Literatur zu Leo Perutz (unter Einschluß der vor 1990 erschienenen Titel) vorzulegen. Der Abschnitt "Primärliteratur" schließt dagegen chronologisch an Müller und Schernus an.
23 Ocak 2014 tarihinde Berlin'de gerçekleşen bir açılış ile 2014 yılı "Türk-Alman Bilim Yılı" olarak ilan edilmiştir. Bu çerçevede Alman Akademik Değişim Servisi (DAAD) ile Yükseköğretim Kurulu, yükseköğretim işbirliklerinde var olan engelleri saptamak ve birlikte çözüm yolları aramak amacı ile iki ülkeden uzmanların oluşturduğu bir çalışma grubu kurmuştur. Türk–Alman Bilim Yılı Çalışma Grubu olarak adlandırılan bu çalışma grubu 30-31 Ekim 2014 tarihlerinde İstanbul'da İstanbul Üniversitesi Kongre Kültür Merkezinde Yükseköğretim kurumları arasındaki mevcut işbirliğini derinleştirmek ve yeni işbirliği zeminleri oluşturmak amacı ile "Türk Alman Üniversiteleri İşbirliği Konferansı" başlıklı bir konferans düzenlemiştir.
Die Reihe wurde im Rahmen des Forschungsprojekts TIMA Transtextuality, Intermediality and Metafictionality in Peter Stamms „Agnes“ von der SCIEX-NMS.CH möglich gemacht, einem Programm für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und den neuen Mitgliedstaaten der EU.ndet.
Die Slowakei und die Schweiz – zwei in der Mitte Europas gelegene Staaten, deren Geschichte und gegenwärtige Situation so gut wie keine Gemeinsamkeiten aufzuweisen scheinen. Für die deutschsprachige Schweizer Gegenwartsliteratur sind die Interkulturalität und die Transkulturalität typisch. Literarisch gesehen ergeben sich so überraschende Verbindungen, wie die Veranstaltungsreihe zu zeigen vermochte, die am 18. 9. und 20. 9. 2012 an der Universität Fribourg/CH stattfand.
Internationale sprachwissenschaftliche Konferenz "Korpuslinguistik Deutsch-Tschechisch kontrastiv" in Sambachshof und Würzburg, 06.-08. Oktober 2009 (Iva Kratochvílová, Norbert Richard Wolf)
"Tschechen und Deutsche im 20. und 21. Jahrhundert. Neue Sichtweisen auf alte Probleme." Deutsch-tschechisches Seminar in Sankelmark, 09.-11. Oktober 2009 (Jarmila Jehličková)
Von der Grenze zum Dazwischen. Ein tschechisch-österreichisches Projekt zur Grenze und der Veränderung ihrer Wahrnehmung in Wien, 9.-11. November 2009 und Brünn 7.-10. Dezember 2009 (Michaela Kropik, Katharina Wessely)
Bericht über den V. Germanisten-Kongress in Sevilla, 16.-18. Dezember 2009 (Fernando Magallanes)
Bericht über die Linguistik-Tage in Freiburg im Breisgau, 02.-04. März 2010 (Martin Lachout)
Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik. Bericht über die 46. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, 09.-11. März 2010 (Veronika Kotůlková)
"Mittlerin aus Europas Mitte" – 3. MGV-Kongress in Wien, 08.-10. April 2010 (Manfred Glauniger)
"Gedichte und Geschichte – Zur poetischen und politischen Rede in Österreich". Tagung der Franz Werfel-Stipendiaten und –Stipendiatinnen in Wien, 16.–17. April 2010 (Roman Kopřiva)
Binationales Kolloquium zur Problematik der Migrationsformen im 20. und 21. Jahrhundert in Geschichte und Kunst in Ústí nad Labem, 22.-24. März 2010 und Linz 04.-07. Mai 2010 (Jarmila Jehličková)
Ein "hinternationaler" Schriftsteller aus Böhmen: Dritte internationale Johannes-Urzidil-Konferenz in Ústí nad Labem, 05.-08. Mai 2010 (Vera Schneider)
"Wir sind Tschechinnen, wir schreiben Deutsch!" – Öffentliche Gesprächsrunde mit deutschsprachigen Autorinnen in Prag, 13. Mai 2010 (Jenifer Johanna Becker)
"Überkreuzungen. Verhandlungen kultureller, ethnischer, religiöser und geschlechtlicher Identitäten in österreichischer Literatur und Kultur." MALCA-Tagung in Wien, 22.-25. Mai 2010 (Daniela Drobna, Katharina Haderer, Natalie Lamprecht, Friedrich Teutsch, Esther Wratschko)
Welche Verstehensschwierigkeiten der Text "Nach den Prozessen" bereitet, läßt sich nach dessen erster Lektüre bereits ansatzweise, nach weiteren Leseprozessen noch genauer beschreiben. Das Gedicht „Nach den Prozessen” ist voller Lesewiderstände, schon allein aufgrund der ineinander verschlungenen Metaphernkomplexe und metaphorischen Vieldeutigkeiten. Daher ist ein Gespräch über das Verstehen des Gedichts stets auch ein Gespräch über die Konstituiertheit von Texten und über die Prämissen eigenen Verstehens, also auch über die Bedingungen und die Grenzen der eigenen Bereitschaft, sich auf jene Arendtsche „Geschichtsschreibung” einzulassen, die selbst nicht voraussetzungslos ist, sondern der Ästhetik der Moderne und ihrem emphatischen Anspruch auf poetisch verbürgte ‘Wahrheit’ folgt. Als Alternative zur Geschlossenheit einer Gesamtinterpretation könnten in verstärktem Maße auch offene, durchaus miteinander konkurrierende Zugänge zu Autor und Werkerprobt werden.