830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Die Persönlichkeit des Schriftstellers Johannes Freumbichler (1881-1949) ist für die meisten Literaturwissenschaftler erst dann interessant, wenn sie sich mit ihr im Zusammenhang mit Thomas Bernhard beschäftigen, dessen Werk direkte wie auch indirekte Bezüge und Verbindungen zu dem seines Großvaters enthält. [...] Jiří Schoffer versucht, anhand einiger autobiographischen Quellen und Artikel, in denen sich Bernhard über seinen Großvater geäußert hatte, die Beziehung zu seinem wichtigsten Familienmitglied und selbstverständlich vor allem zu dessen literarischer Produktion zu erleuchten.
Formalização estética e história na Áustria: anotações sobre Ingeborg Bachmann e Thomas Bernhard
(2021)
Neste artigo, partimos de um momento representativo da história austríaca, no final dos anos 1950, marcado por alguns desenvolvimentos no plano da vida social que buscavam parceria e harmonia, sem lidar com seu passado em relação ao nazismo. Contra essa situação se insurgem alguns autores fundamentais para a literatura austríaca, buscando formalizações estéticas que efetivam uma localização histórica crítica, que deve muito à perspectiva do materialista histórico benjaminiano. O recorte desse artigo recai sobre duas obras: o conto "Unter Mördern und Irren" (escrito em 1956-7, publicado em 1961), de Ingeborg Bachmann e o romance "Auslöschung" (1986), de Thomas Bernhard.
Nos romances do escritor austríaco Thomas Bernhard, a morte de alguém próximo ao narrador serve de motivo para que este inicie o relato de suas memórias. Nossa proposta é verificar como o estatuto da morte configura o espaço literário de duas obras de Bernhard, a saber, "O náufrago" (1983) e "Árvores abatidas - uma provocação" (1984). Considerando que, nesses romances, a morte se dá pela via do suicídio, utilizaremos como fundamentação teórica o "Seminário 10 - A angústia", livro em que Jacques Lacan aponta o suicídio (ou passagem ao ato) como uma forma encontrada pelo sujeito para sair de uma cena a qual ele não conseguiria mais sustentar pela palavra. Desse modo, abordaremos como o contato com a morte reverbera na subjetividade do narrador, já que a morte também é responsável por seu retorno à Áustria, país de onde ele sempre tentara se desvencilhar.
Was lässt sich also vorerst über eine mögliche Rilke-Rezeption bei Thomas Bernhard sagen? Am ehesten kann man das Verhältnis der beiden Autoren darstellen, indem man Rilkes "Auftritte" in Bernhards Werk mit dem Dasein der verstorbenen Christine Brahe in Urnekloster vergleicht. Wäre er leibhaftig dort, er würde sich selbst sicherlich nicht in einem Spiegel erkennen, zu unterschiedlich sind Formen und Inhalte. Auch fehlt das Rilke-Portrait jedenfalls in Bernhards selbst gewählter Ahnengalerie. Es gibt allerdings einzelne Momente in den Texten, bei denen man vermeint, Rilke durch eine an sich "stets verschlossene Türe" in Bernhards Werk hineinschreiten zu sehen, gemessenen Schrittes geht er an den Figuren vorbei und verschwindet fast durchsichtig, fast unbemerkt wieder. Nur ein Geist, in dieser Welt gestorben und nicht mehr verlässlich zuhaus, ein Nachhall von einem vergangenen Zustand, dadurch aber dennoch, zumindest zwischen den Buchstaben, Zeilen und Seiten, zwischen den Buchtiteln und Klappentexten, vorhanden.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Motivation des Wechsels von der Lyrik zur Prosa im Frühwerk von Thomas Bernhard und bemüht sich zu zeigen, wie sich die 'neue' Gattung als Experimentierraum sprachlicher Konstruierbarkeit einer literarischen Wirklichkeit und die Existenzialphilosophie als neues Ausdrucksmittel des leidenden Subjekts erweist. Beide bilden die Voraussetzungen für den neuen Bernhard'schen Ton, der sich im Roman 'Frost' (1963) zum ersten Mal zeigt. Das Experimentelle im Romanerstling Bernhards ist soziologisch motiviert und äußert sich sowohl erzähltechnisch als auch konzeptuell in der 'experimentellen Sprache' des Malers Strauch.
"Es gibt ja nichts Verlogeneres als diese Geburtstagsfeiern […], nichts Widerwärtigeres als die Geburtstagsverlogenheit", konstatiert der Protagonist Reger in Thomas Bernhards Roman 'Alte Meister'. Der 1989 verstorbene Bernhard, der am 9. Februar 2011 achtzig Jahre alt geworden wäre, hätte in Anbetracht der postumen Ehrungen, die ihm anlässlich dieses Jubiläums zuteilwurden, vermutlich ähnliche Invektiven gefunden. Denn obwohl er dem Kultur und Medienbetrieb stets mit einer gewissen Koketterie und inszenatorischem Kalkül begegnete, verachtete er ihn letztlich doch so tief wie kaum ein Zweiter. Umgekehrt blieb er aufgrund seiner hyperkritischen Haltung gegenüber seinem Heimatland Österreich aber auch bei großen Teilen der dortigen Öffentlichkeit zeitlebens eine persona non grata. Die scharfen, oft nahezu inquisitorischen Attacken von konservativen Politikern und (Boulevard) Zeitungen, wie sie insbesondere im Umkreis der 'Heldenplatz'-Aufführung lanciert wurden, sind mittlerweile selbst zum Bestandteil der literaturwissenschaftlichen Forschung geworden. Welch diffamierenden Charakter die Auseinandersetzung mit Bernhard dabei annahm, zeigt exemplarisch jene Schlagzeile, die die Kärntner Zeitung in fast triumphaler Geste nach seinem Tod druckte: "Er hat ausgeschimpft!" Dass Bernhard heute nun in Österreich, für das er in seinem Testament noch ein Publikations und Aufführungsverbot seines Werks verfügte, nicht nur offiziell geschätzt und geehrt, sondern mitunter sogar von bekannten Rechtspopulisten positiv instrumentalisiert wird, entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie. Mittlerweile scheint er nachgerade zur nationalen Institution avanciert zu sein.
Die Reaktionen auf das Werk Thomas Bernhards sind Paradebeispiele für das Missverständnis, Literatur habe unvermittelt etwas mit Politik, Philosophie oder anderen gesellschaftlichen Teilbereichen zu tun. Auch Aussagen von Bernhard selbst forcieren diesen Eindruck, gleich, ob sie in den 'faktualen' Interviews, den wenigen poetologischen Texten, den Reden zu Preisverleihungen, der meist referentiell gewerteten Textsorte Autobiographie oder in den 'fiktionalen' Texten geäußert werden: "Zu Lebzeiten war das Bild des Autors Thomas Bernhard vor allem in Österreich ganz wesentlich von Skandalen geprägt."
Inhaltlich umfassen die Themenbereiche die 'Makro-' bis zur 'Mikroebene' des Sozialen: Der Staat Österreich wird zum Ziel des Angriffs, die von Bernhard angeprangerten Kontinuitäten in nationalsozialistischer Hinsicht, der Katholizismus (die Religion), unterschiedliche Institutionen, beispielsweise das Schulsystem, die Musikausbildung, die Familie, konkrete Personen bis hin zum Leitzordner in der Auslöschung, der dann wiederum als Symbol für eine bürokratisierte österreichische und europäische 'Leitzordnerkultur' auf die Makroebene hochgerechnet wird.
Auch in der Forschung wird immer wieder die Frage nach dem Realitätsgehalt der Texte Bernhards aufgeworfen: Wieviel Dichtung, wieviel Wahrheit beinhaltet die Autobiographie, wieviel Biographie die 'Fiktion', wie ist Österreich im Text repräsentiert?
das gleiche dasselbe bestimmt nicht … : Thomas Bernhards "Stimmenimitator" trifft Gilles Deleuze
(2016)
Es mag erstaunen, gerade den Stimmenimitator heranzuziehen, um Thomas Bernhard vor dem Hintergrund der Philosophie von Gilles Deleuze zu lesen, scheint dieses Werk doch zunächst herauszufallen aus dem Bernhard-Kosmos. 104 in sich geschlossene Kürzestgeschichten, die eine Druckseite selten überschreiten, geschrieben vom Meister der endlosen Suadas - als der Text 1978 erschien, war die Irritation groß. Obwohl man, wie Siegfried Unseld bei der Lektüre des Manuskripts urteilte, "gewissermaßen auf jeder Seite oder mit jedem Stück ein[en] Bernhard-Roman" liest, konnte Franz Eybl in einem Sammelband mit dem Titel 'Kontinent Bernhard' noch 1995, also knapp 20 Jahre nach Erscheinen der Erzählungen, schreiben, dass es "über kaum ein Werk Bernhards so wenig zu lesen [gibt]", ja dass 'Der Stimmenimitator' im Vergleich mit dem restlichen OEuvre gar als "peripheres Nebenwerk" gelte. Genau dieses periphere Dasein aber, der Blickwinkel aus der Nische, macht den Text für eine deleuzianische Lektüre interessant. Mit Kafka – 'Für eine kleine Literatur' schrieb Deleuze zusammen mit Félix Guattari 1975 einen Text, der sich dezidiert dem Kleinen widmet, dem, was man kleine Formen nennen könnte, also kurze, nicht etablierte, nicht oder noch nicht standardisierte Formen. Es ist bezeichnend, dass in den letzten Jahren zwei Forschungsbeiträge zum Stimmenimitator in Sammelbänden veröffentlicht wurden, die sich dem Thema der "kleinen Formen" bzw. der "Kleinen Prosa" widmen.
Lange Zeit galt das Exil, das durch die gewaltvolle Politik der Nationalsozialisten bedingt wurde, mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 als beendet. Die implizite Begründung, die in der Exilliteraturforschung bis in die Anfänge des 21. Jahrhunderts dominierte, greift allerdings zu kurz: Mit dem Wegfall der Fluchtursachen werde das erzwungene Exil, das mit einer Rückkehr beendet werden könnte, zu einer freiwilligen Migration. Bei diesem Erklärungsmuster wurde die eigentliche Frage nach der Rückkehr der Exilanten lange vernachlässigt. Ist die Rückkehr in ein Land, das einen zuvor gewaltvoll vertrieben hat, überhaupt ohne weiteres möglich? Und vor allem: Lässt sich mittels einer geografischen Rückkehr das Exil beenden?