830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
Refine
Year of publication
- 1997 (52) (remove)
Document Type
- Article (34)
- Part of a Book (9)
- Book (4)
- Part of Periodical (2)
- Periodical (1)
- Report (1)
- Review (1)
Language
- German (40)
- Portuguese (11)
- English (1)
Keywords
- Hofmannsthal, Hugo von (6)
- Literatur (6)
- Expressionismus (4)
- Deutsch (3)
- Deutschland (3)
- New philology (3)
- Autobiographie (2)
- Bibliografie (2)
- Deutschland <DDR> (2)
- Heine, Heinrich (2)
Institute
- Extern (8)
- Neuere Philologien (1)
- Universitätsbibliothek (1)
Jugend sei eine "Erfindung" des 18. Jahrhunderts - wurde in der Forschung behauptet. Diese These bestreitet nicht, daß auch schon früher 'Jugend' als Altersstufe bekannt und anerkannt war. Mit rhetorischer Selbstverständlichkeit wurden seit Aristoteles gewisse anthropologische Grundmuster von Jugendlichkeit, z.B. Unbekümmertheit, Unbeständigkeit, Draufgängertum, Übertreibung, Zukunftsorientierung, Schamhaftigkeit und Freundschaftsfähigkeit unterstellt, repetiert und zitiert. Die forcierte These, das Konzept Jugend sei erst im 18. Jahrhundert entstanden, akzentuiert, daß Jugend als selbständige Lebensform ein Kennzeichen der Moderne ist.
Es ist mittlerweile als Konsens anzusehen, daß Heine mit dem "Atta Troll" eine neue Ebene der polemischen Auseinandersetzung mit seinen politischen und literarischen Widersachern erreichte, die aber auch Merkmale der Kontinuität zu den polemischen Schriften der dreißiger Jahre erkennen laßt. "Atta Troll" (als Werk) läßt sich als eine Allegorie des Kampfes, den Heine mit seinen literarischen Gegnern geführt hat, verstehen, aber nicht in dem Sinne, daß es möglich wäre, im Atta Troll (als Figur) einzelne Positionen und Personen detailliert wiederzufinden. Zwar lassen sich u.a. Spitzen gegen Börne, Herwegh, Freiligrath, Ruge auf der einen, Pfizer und Uhland auf der anderen Seite sowie ironische Abgrenzungen gegenüber dem Frühkommunismus, Nationalismus und Republikanismus ausmachen, keineswegs aber handelt es sich bei dem Versepos um eine differenzierte Analyse dieser politischen Programme und ihrer Protagonisten. Die Unschärfe ist jedoch nicht verfehltes Mitte], sondern bewußtes Ziel der Kritik.
Research has contended youth is an "invention" of the 18th century. This thesis does not contest the fact that youth was already known and accepted as a stage in life even earlier. Certain basic anthropological patterns of youthfulness, for example nonchalance, instability, recklessness, exaggeration, bashfulness looking forward to the future and the ability to make friends have been rhetorically implied, repeated and cited as a matter of course since the time of Aristoteies. The pointed thesis that the concept of youth only arose in the 18th century accentuates that youth as an autonomous way of life is a characteristic of the Modern Age.
Wer heute die Modernität von Georges Lyrik behauptet, hat das Frühwerk, also Zyklen wie "Algabal" (1894), "Das Jahr der Seele" (1897) oder den "Teppich des Lebens" (1899) im Blick. Im Einklang mit der Poetik von Georges Lehrmeister Stephane Mallarme, der Lyrik französischer und belgischer Symbolisten scheinen sich diese Gedichte radikal von der Erfahrungswelt losgesagt und allein das Dichten selbst - den Inspirationsmoment, den kreativen Sprachprozeß, das gelungene Artefakt -a zum Gegenstand zu haben. Von ihnen unterscheiden sich die anschließenden Gedichtbände "Der Siebente Ring" (1907), "Der Stern des Bundes" (1919) und "Das neue Reich" (1928) durch ein Zurücktreten von Wortartistik und Sprachreflexion, und rascher als angemessen wäre hat man sich zu einem recht schematischen Kontrastdenken verführen lassen. Dessen Logik folgend, pflegt ein Großteil der Forschung der reinen, alle Buchstäblichkeit transzendierenden Spiritualität des Frühwerks die didaktische Intention der späteren Bände entgegenzustellen, dem Credo für das utopische Reich der Poesie hier das Plädoyer für ein (wenn auch "geheimes") "Deutschland" dort, der antimimetischen Poesie eine realistische, einer Kunst, die sich im Zirkel unendlicher sprachlicher Repräsentation dreht, eine andere, der Bezeichnung und Sachverhalt vorgeblich eins sind.
An der Behauptung, Georges Gedichte seien modern, ist entschieden festzuhalten, wenn es zu ihrer Legitimation auch neuer Modernitätskriterien bedarf. Im Bemühen, diese Suche voranzutreiben, konzentrieren sich die folgenden Überlegungen auf die von Georges Dichtung und Literaturpolitik stets bedachte Problematik der sprachlichen und bildlichen Repräsentation.
Vorliegende Ausgabe der Mitteilungen der Hugo von Hofmannsthal-Gesellschaft enthält:
Volke, Werner: In memorian Otto Heuschele
Unmittelbar nach dem Tod Hugo von Hofmannsthals schrieb Otto Heuschele dem so plötzlich Verstorbenen "Dank und Gedächtnis". Heute gelten Dank und Gedächtnis dem Dichter, Schriftsteller und Lehrer Otto Heuschele selbst, der am 16. September 1996 im 97. Lebensjahr in seinem Waiblinger Haus starb. - Hier kann nicht der Ort sein, das umfangreiche, alle Felder der Dichtung und Publizistik umgreifende Lebenswerk Heuscheles zu würdigen, an seine großen Verdienste als Herausgeber zu erinnern, dem es zeitlebens Auftrag war, Werke aus unserer Vergangenheit im Bewußtsein der Menschen zu erhalten oder sie den Nacherben wieder ins Gedächtnis zu bringen. Gewürdigt aber werden soll, was Otto Heuschele mit der Hugo von Hofmannsthal-Gesellschaft verband, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte.
Primärtexte Hofmannsthals und Briefausgaben werden entsprechend dem für das HJb zugrunde gelegten Siglenverzeichnis zitiert. Briefe und Notizen, die erstmals in der Kritischen Ausgabe abgedruckt wurden, bleiben hier unberücksichtigt. Jede bibliographische Angabe erhält eine Ordnungsnummer, ausgenommen davon sind in der Regel Rezensionen. Ordnungsnummern, die nicht der numerischen Reihenfolge entsprechen, verweisen auf die zugehörige Stammnummer.
Einzelkritiken zu aktuellen Inszenierungen sind nur in Ausnahmefällen
aufgenommen.
Der Titel von Spenglers Bestseller, von dem innerhalb weniger Jahre weit über 100.000 Exemplare verkauft wurden, ist aber nicht nur sprichwörtlich geworden, sondern wurde noch vor Erscheinen des zweiten Bandes als Signum seiner Zeit gelesen. "Der Untergang des Abendlandes" bringt, so seine Zeitgenossen, die Zeitströmung auf den Punkt. Ein Grund dafür ist - auch wenn Spenglers Buch noch während des Krieges konzipiert und geschrieben wurde und Spengler zudem vom deutschen Sieg überzeugt war - der verlorene Weltkrieg.
Der Wirtschaftswissenschaftler Manfred Schroeter, der 1922 bereits eine Kritik von Spenglers Kritikern unternimmt - die so zahlreich sind, daß er sie in verschiedenen Gruppen referieren kann, die von der Ägyptologie über die Mathematik und Paläontologie bis hin zur Theologie und Philosophie reichen -, weist dem Buch den Rang eines bedeutenden kulturhistorischen und zeitdiagnostischen Dokuments zu.
"Nicht von Göthe, Hebbel, Hölderlin werden wir lernen, sondern von Mach, Lorentz, Einstein, Minkowski, von Couturat, Russel, Peano .... Und im Programm dieser Kunst das Programm eines einzelnen Kunstwerks kann dies sein: Mathematischen Wagemut, Seelen in Elemente auflösen, unbeschränkte Permutationen dieser Elemente, alles hängt dort mit allem zusammen und läßt sich daraus aufbauen."
Diese Sätze schrieb Robert Musil 1912 im "Programm eines Profils". Nicht die Dichter stehen im Zentrum der Aussage, sondern Physiker, Mathematiker und Logiker rücken in das Blickfeld der Aufmerksamkeit. Selbst ein solch vielseitiger Poet und Naturwissenschaftler wie Goethe gerät in den erkenntnistheoretischen Schatten der Nachgeborenen. Musil betont in diesen Sätzen auch die Verwobenheit von Mystischem ("Seelen") und Rationalem ("Elemente"), die synthetische, vereinigende Kraft menschlichen Denkens wie auch die Fähigkeit zur Analyse, Trennung. Mathematik wird derart mit Kunstwerken in Verbindung gebracht, daß aus dieser Kreuzung zweier traditionell getrennter Denkweisen eine holistische Ästhetik entsteht. Insofern bringt Musil hier auf einen Nenner, was er seinerzeit schon seit einigen Jahren angestrebt hatte und mit den beiden Novellen der "Vereinigungen" zum Ausdruck brachte. Daß Robert Musil sich intensiv mit mathematischen Konzepten auseinandergesetzt hat, ist in der Sekundärliteratur zum Gemeinplatz geworden; es gibt zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema.
Musils Selbsteinschätzung, daß er, um den "Mann ohne Eigenschaften " zu schreiben, "bei der Romantik u. Mystik in die Lehre" gegangen sei, ist die Forschung gefolgt. Wie zentral Denkmodelle der Mystik vor allem für die Konzeption der Geschwisterliebe und des 'anderen Zustands' sind - und wie Musil seine Prätexte (die er fast sämtlich aus Martin Bubers Textsammlung "Ekstatische Konfessionen" ausschrieb) in den Romantext überführt -, hat eine Reihe von grundlegenden Untersuchungen gezeigt. Weniger umfassend aufgearbeitet ist das Bezugssystem zwischen Romantik, von der 'gelernt' zu haben Musil ja ebenfalls behauptet, und dem "Mann ohne Eigenschaften".
Mir geht es im Folgenden um die Betrachtung einer - und zwar der wohl bedeutsamsten - 'Achse' dieses Bezugssystems: um Musils Wiederaufgreifen zweier gegenläufiger romantischer Sprach- und Diskursprogramme, mit denen bereits die Autoren um 1800 versuchten, der von ihnen konstatierten Sprach- und Ausdruckskrise Herr zu werden - einer Krise, die einerseits aus dem romantischen Bruch mit dem sprachlichen Repräsentationsmodell resultierte, andererseits aus der romantischen Sehnsucht nach einer 'natürlichen' Zeichensprache, einer 'vordiskursiven' Rede, die einen Raum eröffnen sollte jenseits der Unzulänglichkeiten der Sprache und der entzweienden Macht der Zeichen.