830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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The author describes the difficulties of the literary canon in the wider context of information flow and the necessity of its selection. He presents several projects (Radatz, Bloom, Reich-Ranicki) and considers their problems. He notes that there is no canon as such, but any attempt is influenced by the cultural circles in which these attempts originated. New initiatives in science and culture also have an effect on the contemporary perception of the canon; the author presents the feminist and postcolonial discourse. This contributes to the revision of the existing canons, where not only literary or aesthetical criteria come into play, but also a whole range of social processes and activities. The author further states the problems with school practice and with the questioning of the canon. Finally, he points out the various aspects related to the literary canon (personal-motivational, axiological, historical, the aspect of production, reception and interpretation, didactic and economical aspect). The phenomenon of the canon is considered ambivalent, on the other hand, however, he is aware of its possible usefulness.
Bei unserem Beitrag handelt es sich primär um empirisch basierte korpusgestützte Untersuchung von ausgewählten kognitiven Verben im Deutschen und im Slowakischen, mit dem Ziel neue Erkenntnisse über ihre Kollokabilität, Semantik, und Gebrauchsspezifik zu gewinnen. Unsere Analysen basieren auf Korpusmaterial und wir stützten uns auf die Korpora DeReKo, deTeTen10 bzw. deTen-Ten13, DWDS-Kernkorpus, SNK, Araneum Slovacum Maius und Kookkurrenzdatenbank CCDB. Zur Identifizierung der relevanten Wortverbindungen benutzten wir Frequenzkriterien und statistische Kriterien, z.B. absolute und relative Frequenz, Mi-score, t-score, log-Dice, LLR.
Der Themenschwerpunkt des vorliegenden Heftes der Slowakischen Zeitschrift für Germanistik zielt darauf ab, das vermeintlich altbekannte Phänomen des Literaturkanons genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck werden zweierlei Aspekte ins Auge gefasst. Zum einen wird darauf fokussiert, wie das Phänomen selbst zustande kommt, welche Formen es annimmt, welche Strukturen es entwickelt und welche Funktionen es erfüllt, zweitens wird die Kanonforschung zum Gegenstand der Untersuchung im Sinne einer literaturwissenschaftlichen Selbstreflexion. Der Schwerpunkt liegt in allen Beiträgen auf der literaturwissenschaftlichen Germanistik. Gerade in Deutschland werden seit den 1990er Jahren in der literaturwissenschaftlichen Praxis verstärkt Fragen der Kanonbildung diskutiert. Angesichts der großen Komplexität dieser Fragen differenziert sich auch der wissenschaftliche Diskurs bald aus und nimmt immer deutlichere Konturen an. Es werden zunächst einmal Fragen nach dem Sinn bzw. der Notwendigkeit des literarischen Kanons aufgeworfen, es wird demgegenüber auch oft auf seine Schädlichkeit hingewiesen, darüber hinaus wird auf die Geschichtlichkeit des Kanons und dessen damit verbundenen Wandelbarkeit eingegangen und im Zusammenhang damit Prozesse der Dekanonisierung und Rekanonisierung reflektiert etc.
Filme üben immer noch eine Faszination auf Lernende aus. Wenn der Unterricht als trocken und abstrakt wahrgenommen wird, dann versprechen Filme aus Sicht der Lernenden eine kurzweilige und damit willkommene Abwechslung. Man kann davon ausgehen, dass die Situation in der Slowakei in dieser Hinsicht nicht recht viel anders ist als in Deutschland. Doch oft führt die erste Freude, die sich einstellt, wenn der Lehrende die entsprechende Ausrüstung aufbaut, zu Ernüchterung. Besonders dann, wenn die Lernenden (Studierende oder Schülerinnen bzw. Schüler) feststellen, dass sie wenig oder nichts verstehen, der Handlung nicht folgen können und der Lehrende den erhofften Filmgenuss mit Fragen "stört". In deutschen Klassenzimmern erntet man teilweise sogar wütenden Protest, wenn man es als Lehrer wagt, den Film zu unterbrechen. Damit wird, abgesehen vom offensichtlich mangelnden Respekt bei manchen Lernenden gegenüber den Lehrenden vor allem eine dramatische Misskonzeption des Ausdrucks Filmschauen deutlich. Im didaktischen Kontext, sprich an Schule oder Universität, geht es anders als im Kino nicht um ein cineastisches Gesamterlebnis. Das liegt zum einen daran, dass Lehrfilme eine grundsätzlich andere Zielsetzung verfolgen als eine Hollywoodproduktion oder als andere filmische Subgenres, die im Kino, im Fernsehen oder auf legalen oder illegalen Online-Plattformen verfügbar sind.
Das Ziel der folgenden Studie liegt darin, die Erinnerungsbilder ausgewählter deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften unter die Lupe zu nehmen und an zwei konkreten Beispielen zu zeigen, wie die Periodika durch Vergegenwärtigung der Vergangenheit das kollektive Selbstbild der deutschsprachigen Einwohner Bratislavas nach 1918 zu prägen versucht haben. Wie hängen aber Erinnerung, Kontinuitätsbruch und kollektives Selbstbild zusammen?
Kollokationen als mehr oder weniger feste Wortverbindungen auf lexikalischer wie auf morphologischer Ebene sind Phänomene, bei denen sich die seit vorigem Jahrhundert geführten Diskussionen über die Art der Syntax-Semantik-Grenze in der Linguistik niederschlagen. Bei den Kollokationen handelt es sich um Strukturierungen innerhalb des Wortschatzes, deswegen werden sie stark im Bereich der Lexikologie und auch Phraseologie untersucht. [...] Für unsere empirische Analyse haben wir vier unterschiedliche online Wörterbücher gewählt – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS-W), das Wörterbuch Duden online (DUW), Festen Wortverbindungen des Deutschen – Kollokationswörterbuch für den Alltag (KW), Lingea – Deutsch-Slowakisches praktisches Wörterbuch (D-SW), um zu erfahren, wie variabel ein Stichwort, in unserem Fall das Substantiv Dienst durch Kollokationen präsentiert und nach der Bedeutung aufgegliedert wird. Die Problematik der lexikographischen Kodifizierung von Kollokationen als sprachlichen Einheiten in den Wörterbüchern ist von mehreren Perspektiven zu klären oder zu untersuchen. Unser Interesse orientiert sich auf die Informationen über Kollokationen in den Wörterbuchaußentexten, Auswahl der Kollokationen, Position der Kollokationen und Aufführung von Angaben.
Der Beitrag bezieht sich auf die Ideen, die Professor Ilpo Tapani Piirainen in einer seiner ersten Veröffentlichungen entwickelt hat. Es geht um die Monographie 'Textbezogene Untersuchungen über "Katz und Maus" und "Hundejahre" von Günter Grass', die 1966 als Laudatur-Arbeit im Fach Ästhetik an der Historisch-Philologischen Sektion der Philosophischen Fakultät der Universität Helsinki angenommen worden war. Seit diesem Ereignis sind 50 Jahre vergangen (Piirainen 1968). Diese Arbeit scheint von Wert zu sein durch ihr tiefes Eindringen in die Fragestellungen der Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft in ihren Zusammenhängen, die auch heute aktuell bleiben, sowie durch ihr methodisches Verfahren, das es erlaubt, die Stilzüge literarischer Texte aus der Sicht der Linguistik zu interpretieren. Aufgaben dieser Art entstehen immer wieder, wenn neue literarische Produkte erscheinen, die durch ihre Sprache als Idiolekt eines Textverfassers die besondere Aufmerksamkeit der Linguisten auf sich ziehen. [...] In der deutschen Gegenwartsliteratur finden sich mehrere Autoren, die Konjunktiv I-Formen in ihren literarischen Werken gern benutzen und seine variable Einsatzmöglichkeiten bei der Vertextung zum Vorschein bringen. Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Verwendung des Konjunktivs I im Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Auffallend ist der reichliche Gebrauch des K I in diesem Roman. Seine starke Präsenz verleiht dem Text eine eigenartige stilistische Prägung unter den anderen Werken der modernen deutschen Literatur, auch unter denen, die zur aktiven Verwendung der K I-Formen neigen.
Der vorliegende Aufsatz behandelt eines von mehreren Desiderata der sprachgeschichtlichen Forschung in der Slowakei, welchen bis jetzt kaum Beachtung geschenkt wurde. Aufgrund dessen wird
versucht, einige syntaktische Eigenheiten des Frühneuhochdeutschen in der Slowakei zu erfassen und dadurch die bestehenden Untersuchungslinien zu präsentieren. Die syntaktische Darstellung kausaler Relationen wird neben der traditionellen Funktionalität um die pragmatische Modalität bereichert, wodurch der aktuelle Ansatz sprachgeschichtlicher Forschung deutscher Konnektoren reflektiert wird.
Kompetenzen ohne Kanon?
(2015)
Das Thema literarischer Kanon, um das es eigentlich gehen soll, rückt erst im letzten Drittel meines Aufsatzes ins Zentrum meiner Ausführungen. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine Themenverfehlung, ist aber keine. Die klassische Kanon-Frage "Was sollen Schüler/innen in der Sekundarstufe II lesen?" ist im Bildungsdiskurs der Gegenwart so sehr an den Rand gerückt, dass sie fast nicht mehr auffindbar ist. Daher spiegelt die thematische Struktur meines Aufsatzes die Struktur einer Schulwirklichkeit, der die Inhalte abhandenkommen, weil sie nur mehr nach "brauchbaren" Fähigkeiten und Fertigkeiten fragt und dabei zu vergessen scheint, dass diese Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht durch beliebige Inhalte zu erwerben sind – und wenn, dann bestenfalls als billige, allzu leichtgewichtige Imitate jener "Kompetenzen", die tatsächlich diesen Namen verdienen würden. Ich erläutere zunächst den dominanten Stellenwert des Begriffs "Kompetenz" in der gegenwärtigen Bildungspolitik, gebe dann bildungstheoretischen Positionen Raum, die den herrschenden Kompetenzbegriff kritisieren, erörtere in einem dritten Teil die Relevanz von Kompetenzen für die Ziele und Arbeitsweisen des Deutschunterrichts und widme mich erst im vierten und fünften Abschnitt der Frage, welche Auswirkungen die "Kompetenzorientierung" für den Literaturunterricht im Allgemeinen und die Kanonfrage im Besonderen hat und in näherer Zukunft haben könnte.
Deutschland und auch Österreich sind Einwanderungsländer, die sich zu echten Einwanderungsgesellschaften entwickeln. Das bedeutet, "Vielfalt und gleichberechtigte Teilhabe als gelebte Selbstverständlichkeit zu begreifen. Dazu gehört auch, Diskriminierung und Benachteiligung entgegenzutreten" (Einwanderungsland Deutschland 2016:17). Alle Menschen in Deutschland und Österreich müssen "die Chance haben, ihren Platz zu finden und sich einzubringen – in der Schule" und am Arbeitsmarkt sowie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens (ebd.). In unserem Kontext von erheblicher Relevanz ist die Tatsache, dass die in Deutschland und Österreich lebenden Personen mit Migrationshintergrund ein deutlich anderes Bildungsprofil aufweisen als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Zugewanderte sind nämlich in den höchsten und niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, während die inländische Bevölkerung überdurchschnittlich häufig die mittlere Bildungsebene (Lehr und Fachschulausbildung) besetzt. Das ist in Österreich noch ausgeprägter als in Deutschland.
In diesem Beitrag wird gezeigt, mit welchen Techniken eine Dichterin im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts populär gemacht wurde. Pressburger Lehrer, Literaturkritiker und Herausgeber Karl Weiß Schrattenthal nahm sich einer, bis daher unbekannten Dichterin Johanna Ambrosius Voigt an und ihr Werk verzeichnete einen unerwarteten Erfolg. Johanna Ambrosius Voigt war eine Bäuerin, die fähig war, mit ihren Gedichten das Publikum zu bezaubern. Bei dieser Analyse werden die Daten, die die Dichterin dem Herausgeber selbst zur Verfügung stellte, mit denen, die von dem Herausgeber im Vorwort für die Gedichtsammlung benutzt wurden, verglichen, und auf die Besprechungen der Gedichtsammlung in der Presse eingegangen. Bei den Rezensionen konzentrierte ich mich auf einige sich oft wiederholende Motive, unter anderem Anfänge der Dichtung, die Zuordnung der Autorin, usw. Im nächsten Schritt suche ich eine mögliche Erklärung für den großen Erfolg der Gedichtsammlung von Johanna Ambrosius (45 Ausgaben). War es die Wirkung des überzeugend geschriebenen Vorwortes, das Mitleid erregte? Oder die Quantität der literarischen Kritiken? Die steigende Popularität und Wirkung von Ambrosius' Werk beweist die Analyse des früheren und des späteren Vorwortes von Schrattenthal, mit denen der Herausgeber die verschiedene Ausgabe von Ambrosius'
Gedichten versehen hat.
Systemtheorie als Instrument zur Beobachtung von Kanonisierungsprozessen im literarischen System
(2015)
In der Literaturwissenschaft derdeutschsprachigen Länder intensiviert sich in den 1980er Jahren die Erforschung der Mechanismen des literarischen Kanons, dessen historische Kontexte und sein Status in der Gegenwart. Es gibt einen Konsens in der Ansicht, dass die Bildung des Kanons nicht allein durch das Prisma der ästhetischen Qualität der Werke erklärt werden kann. Im Gegenteil, den Fluchtpunkt derKanon-Diskussion stellt die Überzeugung dar, dass der Kanon vielmehr durch gesellschaftliche Prozesse geregelt wird. Die Modellierung des Kanons auf der Grundlage gesellschaftlicher Prozesse hat verschiedene Facetten (postcolonial, gender, social, discourseanalytic). In vielen Fällen werden textuelle Aspekte nur wenig berücksichtigt, was auch auf die systemtheoretische Literaturwissenschaft im Allgemeinen zutrifft, die ich unter diesem Aspekt beleuchten will. Meine Überlegungen sind demnach systemtheoretisch an Niklas Luhmann orientiert und an den Anwendungen seiner Systemtheorie auf das autopoietische System der Literatur. Die Systemtheorie bietet erklärtermaßen eine gute Möglichkeit, Kommunikation als Prinzip der Selbstorganisation sozialer Systeme zu modellieren. Sie stellt ein Instrumentarium zur Beobachtung von Mechanismen und Prinzipien der Konstruktion sozialer Realität bereit, die sich in Kommunikationsakten manifestieren. Einer systematischen Erforschung von Kanonisierungsprozessen im deutschsprachigen Raum stand bis in die 1980er Jahre die traditionelle Auffassung von Kanon und die daraus abgeleitete Vorstellung im Wege, dass der Kanon immer die wertvollsten Werke erfasst. Seit diese Vorstellung als problematisch erkannt wurde, differenziert sich auch die Kanonforschung im Rahmen der Literaturwertung.
Definitionen von Kinder- und Jugendliteratur (KJL) enthalten zumindest ansatzweise Kriterien, nach denen sie beurteilt werden soll und welches der Werke potentiell in den Klassiker-Kanon der KJL kommt und welches nicht dazu eignet. Beurteilt werden diese Werke von Personen, die jeweils unterschiedliche Kontexte und Interessen repräsentieren, die sich wiederum durch die Zeiten wandeln. Somit wandelt sich auch die ästhetische Wahrnehmung dieser Werke. Das ist an sich nicht die Problematik der Kanonbildung im Bereich der KJL, bzw. es kommen weitere Aspekte zusätzlich hinzu. Die Berücksichtigung der ästhetischen Qualität der KJL wird immer wieder als ein Desiderat formuliert. Ein anderer Aspekt, der allerdings mit den ästhetischen Qualitäten der KJL zusammenhängt, ist die Berücksichtigung der kognitiven Fähigkeiten des Lesepublikums. Angesichts der Altersgemäßheit werden allgemein ästhetische Maßstäbe der Beurteilung modifiziert. So betrachtet bekommen Werke wie E. T. A. Hoffmanns "Das fremde Kind" oder "Nussknacker und Mausekönig" eine zusätzliche Bedeutung. Ein spezieller Fall ist Erich Kästner, der nicht zum allgemeinen Literaturkanon gehört, dennoch kommt er regelmäßig in den Literaturgeschichten vor. Daran ist der Klassikerstatus seiner Kinderbücher maßgeblich beteiligt. Der Begriff der KJL weist heute also viele Aspekte auf, die in den betreffenden Diskursen unter besonderer Gewichtung zum Tragen kommen. [...] Eine ausgesprochen aktive Aufnahme des Prototextes "Bambi" fand so gut wie nie statt und sie tut es auch heute nicht. Alles, was mit Bambi in Verbindung gebracht wird, rekurriert auf diemAdaption durch Walt Disney aus dem Jahr 1942. Die fehlende aktive Rezeption von "Bambi" verhindert auch dessen Eingang in die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den ästhetischen Qualitäten des Originals.
Den Ausgangspunkt der Ausführungen bildet das allgemein anerkannte Faktum, dass Texte inhaltlich und formal redundant sind, also immer auch solche Bestandteile enthalten, die für den gesamten Inhalt als irrelevant erscheinen. Um das Gleichgewicht zu erlangen und die Einseitigkeit zu überwinden, hat sich in der Sprache der Mechanismus der Sprachökonomie herausgebildet, die auch als Kommunikationseffizienz bezeichnet werden kann. Die Kategorien der Effizienz (Leichtigkeit beim Erreichen des Ziels) und der Effektivität (der gründlichen Verarbeitung und des Erreichens des genauen Ziels) sind regulative Faktoren, die gegeneinander wirken und miteinander konkurrieren. Ähnlich dazu existieren die gegenseitigen Phänomene der Redundanz und Ökonomie auch in der Sprache parallel und sie verschieben Kompetenzen und Macht über die Aussagen und Texte wechselseitig. Beide Erscheinungen sind produktiv und frequentiert. [...] Aus dem Blickwinkel der Dolmetschsituation rückt der mündliche Aspekt verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Rahmen der bilingualen dolmetscherischen Kommunikationssituation sind beide gegenseitigen sprachlichen Phänomene in jedem Moment als anwesend zu berücksichtigen. Einerseits lässt sich die Redundanz als Konsequenz der Ökonomie auswerten, andererseits wird die Neutralisierung der Merkmale/Merkmalhaftigkeit dadurch ermöglicht, dass der Sprachausdruck in der Regel redundanter Natur ist.
Rezension zu Dentschewa, Emilia; Razbojnikova-Rateva, Maja; Baschewa, Emilia et al.(Hrsg.): Traditionen, Herausforderungen und Perspektiven in der germanistischen Lehre und Forschung. 90 Jahre Germanistik an der St.-Kliment-Ochridski-Universität Sofia. Akten der Jubiläumskonferenz der Fachrichtung Deutsche Philologie, 11.-12. Oktober 2013. Sofia: Universitätsverlag, „St. Kliment Ochridski“ 2015. ISBN 978-954-07-3684-6
Im Folgenden soll [...] – im Rahmen der hier gebotenen Kürze – zunächst der Zusammenhang von Werbe-, Kunst- und Kulturgeschichte näher beleuchtet werden (Kap. 2), denn ohne Kenntnis der historischen Kontexte können auch die Veränderungen der letzten Jahre nicht angemessen analysiert werden. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Kreativität und das vierte mit Kunst und Kultur (in) der Werbung. Im Weiteren werden dann – im Zusammenhang mit den vorher dargestellten Aspekten – einige Anregungen (nicht nur) für den Deutschunterricht gegeben (Kap. 5). Das abschließende Kapitel zeigt einige Desidarate der Forschung auf und bietet damit Perspektiven für weitere Untersuchungen (Kap. 6).
Die Forderung, Kultur und Kunst stärker in den Deutschunterricht und ins germanistische Studium einzubeziehen, wiederholt sich zyklisch seit Jahren, obwohl die Unterrichtsbedingungen sich im Laufe der Zeit veränderten und unterschiedliche didaktische Ansätze verschiedene Schwerpunkte präferierten. Dabei wird die Kultur in germanistischen Kreisen in ihren beiden Bedeutungen erörtert – als Hochkultur, als Kunst, die den Zeitgeist reflektiert und Anregungen für die Weiterentwicklung der Kulturen gibt, sowie als anthropologischer Begriff, der sich auf eine soziale Gruppe bezieht, ihre Artefakte, Praktiken, Normen und Werte umfasst.
Im Hinblick auf die neue Situation im Fremdsprachenlernen wird im Artikel auf die wichtige Rolle der Kultur und der Kunst im Lernprozess hingewiesen und die Frage erörtert, ob der Fremdsprachenunterricht zu Änderungen und einer Weiterentwicklung in den Intentionen der humanistischen Pädagogik und der interkulturellen Fremdsprachendidaktik beiträgt oder dazu tendiert, vorhandene Wissensinhalte und Einstellungen eher stereotypisch zu vermitteln.
Das Gebiet des historischen Oberungarn wurde durch den Einfluss mehrerer Kulturen gekennzeichnet. Ungarische, deutsche, slowakische, jüdische und andere Bevölkerungsteile bewohnten diesen Raum gemeinsam, was zu wirtschaftlichen, sprachlichen und kulturellen Transferprozessen führte. Im vorliegenden Beitrag werden speziell die möglichen Interaktionen zwischen den sich langsam formierenden Frauengemeinschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Sprachgruppen der Region bearbeitet. Einer der Bereiche, der eine Möglichkeit zur gegenseitigen Wahrnehmung oder auch aktiven Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilen der Öffentlichkeit bietet, ist die periodische Presse. Um Beziehungen zwischen unterschiedlichen Sprachgruppen zu untersuchen, erfolgte ein inhaltlicher Vergleich, der ersten beiden, an Frauen gerichteten Periodika auf Deutsch und Slowakisch aus Oberungarn: "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" und Almanache des Frauenvereins "Živena". Die Analyse konzentrierte sich auf folgende Fragen: Welche Informationen waren in Oberungarn besonders für Frauen bestimmt? Kann man zwischen diesen zwei Druckwerken gemeinsame Themen oder sogar Wechselwirkungen feststellen? Inwieweit wird über die Frauenbewegungen in anderen Staaten berichtet? Welche Genderbilder entstehen auf den Seiten dieser Medien?
Im Folgenden sollen zuerst beide Magazine vorgestellt werden, wobei ich "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" mehr Platz widme, zumal sie bisher in der slowakischen Forschung nicht beachtet wurde. Dann möchte ich die kongruenten Inhalte und ihre Behandlung beschreiben, und schließlich den Aufbau der näher betrachteten Erzählungen erläutern.
Literatur im Rahmen des DaF-Unterrichts, der literarischen Kommunikation, Kindheitsbilder, Märchen. So klingt die Hierarchie der Begriffe, von denen man in dieser Studie ausgeht und die an dieser Stelle auszulegen ist, um zur Rolle der Kunst, bzw. der Literatur im Fremdsprachenerwerb zu kommen. Umgang mit fremdsprachiger Literatur, ihr praktisches Antasten werden hier als eine spezifische Art literarisch-pädagogischer Kommunikation aufgefasst, in der das Ästhetische und Appellative Hand in Hand in die Richtung die Lerner gehen, die zugleich in der Rolle der Leser auftreten. DaF-Unterricht ist in diesem Fall nicht als klassischer Spracherwerb innerhalb einer schulischen Institution zu verstehen, sondern als eine Begegnung mit einer Fremdsprache und einer oder mehreren Zielkulturen, mit denen diese oder jene konkrete unterrichtete Fremdsprache verbunden ist. Aus dieser Sicht gehört zum DaF-Unterricht auch die Kunst, deren Rolle man nicht unterschätzen darf.
This paper deals with the problem of usage of music in the foreign language teaching especially German language. There are outlined basic theoretical principles, where the definition of basic concepts in this area is not easy. It is therefore important to grasp the existing knowledge, consolidate and create theoretical basis for application in practice. The second part of this paper demonstrates practical example how to use the opera Hänsel und Gretel composed by Engelbert Humperdinck in the foreign language teaching.
Das 1814 bei der Wiener Polizeihofstelle eingereichte "lokale Lustspiel" Modeschwindel verdient Interesse sicherlich nicht wegen seiner Ästhetik oder Dramaturgie - man hat es mit einem reichlich lang, geradezu geschwätzig geratenen Verwechslungsstück mit allerlei verwandtschaftlichem und amourösem Verwirrspiel und doppeltem Heiratsschluss zu tun. Und auch die Komik ist mehr als ausgedünnt: So enthält das Stück weder eine Lustige Person noch deren mehrere, und die situationskomischen Szenen beschränken sich auf jene wenigen, in denen sich der Filou und Theaterdichter Seicht verstecken muss. Die Komik ist vielmehr auf die männlichen und weiblichen Parvenüs abgestellt, die mittels satirischer Verzerrung der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Interesse verdient es freilich wegen zweier Besonderheiten: der ausufernden Streichungen durch den Zensor sowie der detailfreudigen Inszenierung von Lebensstilen bzw. Habitusformen im Wien des beginnenden 19. Jahrhunderts. Ins satirische Visier geraten nämlich die Moden und Marotten von Parvenüs, die ihren sozialen Aufstieg betrügerischen Finanzspekulationen verdanken; von ihren ebenso raffgierigen wie niederträchtigen Ehegattinnen, die das erborgte oder erschlichene Geld mit vollen Händen ausgeben und sich damit auch noch einen Galan halten; von ehrgeizzerfressenen Kleinbürgern und Handwerkern, die ihren Söhnen Ehren und Titel erkaufen wollen. Das Stück bietet nichts weniger als ein Bild historischer Soziologie. Es sind nicht nur Zerrbilder allgemeinmenschlicher Torheiten oder deren Personifikationen, welche die Schärfe der satirischen Klinge zu spüren bekommen, sondern ansatzweise psychologisch und soziologisch konturierte Repräsentanten ihres Geschlechts, ihres Alters, vor allem jedoch ihres Standes und ihres Berufs. Gemessen an den Schemata der alten Typenkomödie bietet Modeschwindel eine Satire, die die Figuren ständisch-sozial verortet und derart die Geschichte motiviert.
Das 1814 bei der Wiener Polizeihofstelle eingereichte "lokale Lustspiel" Modeschwindel verdient Interesse sicherlich nicht wegen seiner Ästhetik oder Dramaturgie - man hat es mit einem reichlich lang, geradezu geschwätzig geratenen Verwechslungsstück mit allerlei verwandtschaftlichem und amourösem Verwirrspiel und doppeltem Heiratsschluss zu tun. Und auch die Komik ist mehr als ausgedünnt: So enthält das Stück weder eine Lustige Person noch deren mehrere, und die situationskomischen Szenen beschränken sich auf jene wenigen, in denen sich der Filou und Theaterdichter Seicht verstecken muss. Die Komik ist vielmehr auf die männlichen und weiblichen Parvenüs abgestellt, die mittels satirischer Verzerrung der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Interesse verdient es freilich wegen zweier Besonderheiten: der ausufernden Streichungen durch den Zensor sowie der detailfreudigen Inszenierung von Lebensstilen bzw. Habitusformen im Wien des beginnenden 19. Jahrhunderts. Ins satirische Visier geraten nämlich die Moden und Marotten von Parvenüs, die ihren sozialen Aufstieg betrügerischen Finanzspekulationen verdanken; von ihren ebenso raffgierigen wie niederträchtigen Ehegattinnen, die das erborgte oder erschlichene Geld mit vollen Händen ausgeben und sich damit auch noch einen Galan halten; von ehrgeizzerfressenen Kleinbürgern und Handwerkern, die ihren Söhnen Ehren und Titel erkaufen wollen. Das Stück bietet nichts weniger als ein Bild historischer Soziologie. Es sind nicht nur Zerrbilder allgemeinmenschlicher Torheiten oder deren Personifikationen, welche die Schärfe der satirischen Klinge zu spüren bekommen, sondern ansatzweise psychologisch und soziologisch konturierte Repräsentanten ihres Geschlechts, ihres Alters, vor allem jedoch ihres Standes und ihres Berufs. Gemessen an den Schemata der alten Typenkomödie bietet Modeschwindel eine Satire, die die Figuren ständisch-sozial verortet und derart die Geschichte motiviert.
Das 1814 bei der Wiener Polizeihofstelle eingereichte "lokale Lustspiel" Modeschwindel verdient Interesse sicherlich nicht wegen seiner Ästhetik oder Dramaturgie - man hat es mit einem reichlich lang, geradezu geschwätzig geratenen Verwechslungsstück mit allerlei verwandtschaftlichem und amourösem Verwirrspiel und doppeltem Heiratsschluss zu tun. Und auch die Komik ist mehr als ausgedünnt: So enthält das Stück weder eine Lustige Person noch deren mehrere, und die situationskomischen Szenen beschränken sich auf jene wenigen, in denen sich der Filou und Theaterdichter Seicht verstecken muss. Die Komik ist vielmehr auf die männlichen und weiblichen Parvenüs abgestellt, die mittels satirischer Verzerrung der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Interesse verdient es freilich wegen zweier Besonderheiten: der ausufernden Streichungen durch den Zensor sowie der detailfreudigen Inszenierung von Lebensstilen bzw. Habitusformen im Wien des beginnenden 19. Jahrhunderts. Ins satirische Visier geraten nämlich die Moden und Marotten von Parvenüs, die ihren sozialen Aufstieg betrügerischen Finanzspekulationen verdanken; von ihren ebenso raffgierigen wie niederträchtigen Ehegattinnen, die das erborgte oder erschlichene Geld mit vollen Händen ausgeben und sich damit auch noch einen Galan halten; von ehrgeizzerfressenen Kleinbürgern und Handwerkern, die ihren Söhnen Ehren und Titel erkaufen wollen. Das Stück bietet nichts weniger als ein Bild historischer Soziologie. Es sind nicht nur Zerrbilder allgemeinmenschlicher Torheiten oder deren Personifikationen, welche die Schärfe der satirischen Klinge zu spüren bekommen, sondern ansatzweise psychologisch und soziologisch konturierte Repräsentanten ihres Geschlechts, ihres Alters, vor allem jedoch ihres Standes und ihres Berufs. Gemessen an den Schemata der alten Typenkomödie bietet Modeschwindel eine Satire, die die Figuren ständisch-sozial verortet und derart die Geschichte motiviert.
Ziel der "Historisch-Kritischen Ausgabe" war es, allererst die Texte soweit wie möglich zu sichern und in methodisch vertretbarer Weise zugänglich zu machen. Anstatt in einen wie auch immer interpolierten Lebenszusammenhang eingebettet zu werden, sollten die Texte im Kontext der realisierten oder auch nur geplanten Publikationen ("Gedichte und Phantasien" 1804, "Poetische Fragmente" 1805, "Melete" 1806) zu Wort kommen. Das Zweifelhafte wurde als solches gekennzeichnet. Manche Texte (vor allem die bisher nur in verstümmelter Gestalt wiedergegebenen) gewannen durch dieses Verfahren, andere dagegen verloren vielleicht an Wert. Die dreibändige Ausgabe, 1991 erschienen, ist längst vergriffen. 15 Jahre danach, zu Karoline von Günderrodes 200. Todestag, erscheint eine unveränderte, einzig durch eine Korrigenda ergänzte Neuauflage. Sie trägt dem Umstand Rechnung, daß die Ausgabe inzwischen zur Grundlage der neueren Forschung geworden ist.
Dieser Band enthält Angaben zu Enstehung, Überlieferung und Publikation der in den ersten beiden Bänden herausgegebenen Texte. Der Kommentarband enthält - neben einem Herausgeberbericht, Übersichtstabellen und Verzeichnissen - allgemeine einleitende Kommentare zu den Abteilungen und Einzelkommentare zu den Texten, entsprechend der Anordnung des Textbandes bzw. - für die "Studien" - des Variantenbandes. Es werden keine Wort- und Sacherläuterungen gegeben.
Ziel der "Historisch-Kritischen Ausgabe" war es, allererst die Texte soweit wie möglich zu sichern und in methodisch vertretbarer Weise zugänglich zu machen. Anstatt in einen wie auch immer interpolierten Lebenszusammenhang eingebettet zu werden, sollten die Texte im Kontext der realisierten oder auch nur geplanten Publikationen ("Gedichte und Phantasien" 1804, "Poetische Fragmente" 1805, "Melete" 1806) zu Wort kommen. Das Zweifelhafte wurde als solches gekennzeichnet. Manche Texte (vor allem die bisher nur in verstümmelter Gestalt wiedergegebenen) gewannen durch dieses Verfahren, andere dagegen verloren vielleicht an Wert. Die dreibändige Ausgabe, 1991 erschienen, ist längst vergriffen. 15 Jahre danach, zu Karoline von Günderrodes 200. Todestag, erscheint eine unveränderte, einzig durch eine Korrigenda ergänzte Neuauflage. Sie trägt dem Umstand Rechnung, daß die Ausgabe inzwischen zur Grundlage der neueren Forschung geworden ist.
Dieser Band enthält die Varianten zu den im Textband gedruckten dichterischen Texten (in analoger Anordnung) und die hauptsächlichsten Studien von Karoline v. Günderrode.
Ziel der "Historisch-Kritischen Ausgabe" war es, allererst die Texte soweit wie möglich zu sichern und in methodisch vertretbarer Weise zugänglich zu machen. Anstatt in einen wie auch immer interpolierten Lebenszusammenhang eingebettet zu werden, sollten die Texte im Kontext der realisierten oder auch nur geplanten Publikationen ("Gedichte und Phantasien" 1804, "Poetische Fragmente" 1805, "Melete" 1806) zu Wort kommen. Das Zweifelhafte wurde als solches gekennzeichnet. Manche Texte (vor allem die bisher nur in verstümmelter Gestalt wiedergegebenen) gewannen durch dieses Verfahren, andere dagegen verloren vielleicht an Wert. Die dreibändige Ausgabe, 1991 erschienen, ist längst vergriffen. 15 Jahre danach, zu Karoline von Günderrodes 200. Todestag, erscheint eine unveränderte, einzig durch eine Korrigenda ergänzte Neuauflage. Sie trägt dem Umstand Rechnung, daß die Ausgabe inzwischen zur Grundlage der neueren Forschung geworden ist.
Dieser Band enthält alle von Karoline von Günderrode zu Lebzeiten für die Publikation freigegebenen Texte in der Fassung der Erstdrucke (I-IV), alle selbstständigen Texte des dichterischen Nachlasses aufgrund der handschriftlichen Fassungen (V) und einige Texte, die bisher der Günderrode zugeschrieben wurden, deren Autorschaft aber nicht mit völliger Sicherheit feststeht (VI).
Vor dem Hintergrund der epochalen Verunsicherungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts stellen sich Goethe und Schiller in ihrer Dramatik den politischen Dimensionen und Abgründen der klassischen französischen Tragödie. Verkappte Staatsgründungen beherrschen ebenso das Geschehen wie der Staatsstreich, der Bürgerkrieg oder der failing state. Eine neue Aktualität gewann das Drama Corneilles und Racines jedoch erst wegen seiner Aufladung der klassischen Form mit staatspolitischen Fundamentalfragen. Das Ringen um eine Regelpoetik und ihre angemessene Umsetzung, vermeintliche Nebensächlichkeiten wie die Einheit der Zeit werden zum Schauplatz genuin politischer Reflexion. Goethe und Schiller verzichten auf eine Restauration der klassischen Form, sie entdecken aber ihre ursprüngliche Energie wieder und verhandeln diese neu. Besonders deutlich zeigt sich dies am dramaturgischen Konflikt zwischen König und Held, der einen bislang weithin übersehenen Grundpfeiler der klassischen Tragödie bildet.
Buch des Monats Februar 2024
(2024)
Der Begriff der Verblendung, ein oft implizit immer wiederkehrendes Thema in der Literatur, Philosophie, und auch in der Religion, hat eine komplexe Bedeutungsebene, die es vielleicht wohl zu bewahren gilt, anstatt sie zu fixieren und damit die Lesemöglichkeiten, die er eröffnen kann, zu reduzieren. Das Wort, das Offenes (etwa eine Hingabe an einen Glauben, die auch eine Selbsttäuschung, ein Fehler sein kann, aber auch Mut bedeuten kann) und Verborgenes (eine mehr oder weniger bewusste Täuschung anderer) zugleich andeutet, entzieht sich durch diese doppelte Struktur von 'Oberfläche' und 'Hintergrund' in gewisser Weise, ohnehin einer festen BeDeutungsgebung. In besonderer Weise bleibt der Begriff mit dem als 'Verliebtheit' umschriebenen Zustand als einer ambivalenten un/wahren, irrational und affektiv besetzten, relationalen, inneren Vorstellung und äußeren Projektion des Selbst und eines Anderen verbunden. Der Begriff kann die Hingabe an eine (trügerische) Romantik oder eine (trügerische) Hingabe an eine Romantik meinen, der ein Selbst und ein Anderes in eine affektive Beziehung zueinander setzt, und so auch die Möglichkeit des Unheimlichen, das Hineinbrechen eines Trug(-Bild)-es kennzeichnen. Dies wiederum ist engstens mit Angst und Wut, den oft als destruktiv dargestellten Affekten und affektiv besetzten Effekten verbunden. Verblendung ist somit auch ein Begriff, der Vorstellungen von 'Rationalität' und (affektiv-besetzter) 'Irrationalität', von 'Richtigkeit' und 'Falschheit' beinhaltet.
E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" ist dank Freuds Interpretation zu einem seiner wichtigsten Werke geworden. Die Novelle, die die Leser mit dem jungen Studenten Nathanael, der mit sich ein Kindheitstrauma trägt, bekannt macht, ist ein komplexes Werk, das auch den weltbekannten Mediziner fasziniert hat. Diese Arbeit befasst sich mit der schon erwähnten Novelle, mit Freuds Artikel "Das Unheimliche" und mit der sehr relevanten Verfilmung aus dem Jahr 2012. Das Motiv des Unheimlichen kommt in dieser Arbeit als eine Kontaktstelle vor, die auf drei verschiedenen Ebenen interpretiert wird: aus der Perspektive des Unheimlichen in der Novelle, aus Sigmund Freuds Perspektive und wie es im Film auftaucht. Ziel dieser Arbeit ist es zu beweisen, dass das Motiv des Unheimlichen in der Verfilmung anders als im Buch begriffen werden kann, d.h. dass Freuds Motiv des Unheimlichen im Text als gruseliger und verwirrender empfunden werden kann.
This paper relies on an unedited and unpublished nineteenth century love correspondence of a heterosexual couple from the German speaking area. The aim of this study is to contribute to the knowledge regarding the nineteenth century love experience of ordinary and unknown lovers. In fact, while there are plenty of books on love correspondences of famous personalities, little research has been dedicated to love letters and romantic experiences of 'ordinary and unknown' people. For this reason the main aim of this article is to shed light on love stories and love experiences that otherwise will fall into the abyss of oblivion. A new theory regarding the love experience in the nineteenth will be proposed: in this century love was perceived more in its material than in its abstract nature; I argue that in the nineteenth love was more about what people did, than to what they said. Lovers are in constant need of material and 'seeable' proof in order to perceive the love of their partners as real and authentic. The examples extrapolated from the following correspondence will corroborate this statement. Furthermore, this article has the purpose to underline the great value of love letters not only from an historical perspective (being evidence of past lives and dynamics), but also and more importantly from a cultural and societal one: analyzing love letters means to acquire knowledge not only about cultural and societal dynamics, but also and more importantly to add knowledge to the love discourse. In fact, they say a lot about the way people talked, expressed and materialized love in their daily lives. Correspondences without any publication in view are the most precious ones because they represent an unregulated and more spontaneous expression 'of the language of the heart'.
L'obiettivo del presente articolo è quello di offrire una visione complementare a quella abituale del romanzo "Die Entdeckung der Currywurst" di Uwe Timm in cui vengano privilegiati gli aspetti del romanzo che lo identificano come opera di World Literature. Se fino ad ora il romanzo è stato principalmente letto come un romanzo tedesco di guerra, con questa lettura si intende far emergere gli aspetti che di esso oltrepassano i confini nazionali e linguistici. Per fare questo si osserveranno in breve i punti di contatto fra la WL e la letteratura postcoloniale, dalla quale la WL stessa ha origine. In particolare si concentrerà l'attenzione sugli elementi del romanzo che evidenziano il rapporto con le letterature e culture di oltre confine, come la cornice narrativa, in cui la narrazione principale si iscrive; le contaminazioni letterarie che emergono dal racconto e infine i numerosi esempi di relazione fra centro e periferia. Inoltre, verrà evidenziato come il periodo storico in cui il romanzo è ambientato, ovvero quello della 'Stunde Null', abbia esso stesso dei contatti intrinseci con le teorie postcoloniali. Si mostrerà come la tesi dell'afferenza del presente romanzo alla WL, sia sostenuta dal fatto che anche attraverso romanzi precedenti, Uwe Timm mostra un interesse spiccato nei confronti delle realtà degli altri paesi e continenti e dell’eredità coloniale dell'Europa.
Heutige Diskussionen um 'Artistic Research' oder 'Investigative Aesthetics' reaktivieren die alte Frage nach den Wissens- und Erkenntnisdimensionen von künstlerischer Praxis. Auch in parallel entstehenden literarischen Texten kommt es zu verstärkten Auseinandersetzungen mit Praktiken und Begriffen außerliterarischer Wissensfelder wie den Medien, dem Recht oder den Wissenschaften. Ebenso lassen sich erhöhte Ansprüche ausmachen, mit dem eigenen literarischen Schreiben eine Art Wissen zu erzeugen. Der Beitrag stellt dies beispielhaft an deutschsprachigen Texten zum Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren dar und diskutiert die literarische Hinwendung zu Formen des Wissens und Ermittelns als ein den forschenden oder investigativen Künsten verwandtes Phänomen.
Der Beitrag thematisiert die literarische Darstellung virtueller Investigationen, welche eine performativ-schauspielerische Wiederholung von Tatgeschehnissen beinhalten. Er analysiert insbesondere die Rolle von Zufallsmotiven und -aspekten in solchen Darstellungen und deren metapoetische Bedeutung im Rahmen einer Gattungspoetik des Kriminalromans. Als Fallbeispiele dienen hierfür Friedrich Dürrenmatts 'Requiem auf den Kriminalroman' "Das Versprechen" und Stanisław Lems Roman "Der Schnupfen". Im Vergleich der beiden Texte zeigt sich unter anderem, dass die Idee eines genauen 're-enactment' von Tathergängen auf der Grundlage virtueller Rekonstruktionen in beiden Romanplots nicht direkt zum gewünschten Ergebnis führt, dass aber in Lems Roman eine Integration des Faktors Zufall in virtuelle Ermittlungsprozesse und in die Poetik des Kriminalromans insgesamt sehr viel positiver gewertet wird, während der Einfluss des Zufalls bei Dürrenmatt ebenfalls als unhintergehbar, aber nicht als uneingeschränkt begrüßenswert perspektiviert wird.
Susanne Klimroths Beitrag widmet sich den Texten zu Oskar Kokoschkas Alma-Mahler-Puppe und stellt den fiktionalisierten Status insbesondere der eigenen Schilderungen der 'Puppenepisode' des doppelbegabten Künstlers heraus. Sie argumentiert für eine Widerspenstigkeit sowohl der Materialität der Puppe als auch der Überlieferung der literarisierten Puppe.
Timo Sestu analysiert in seinem Beitrag die kulturhistorische Bedeutung selbstschreibender Automaten des 18. Jahrhunderts und deren satirische 'Fortschreibung' bei Jean Paul. Es zeigt sich, dass diesen Automaten aufgrund ihrer Materialität und Körperlichkeit auch widerständige Potentiale innewohnen, die der gewaltsamen Zurichtung "gelehriger Körper" im Sinne Foucaults die Virtualität des Geschriebenen und die Bewahrung poetischen Eigensinns entgegensetzen.
Lara Tarbuk widmet sich dem Gedichtband "dachbodenfund" von Nicolas Mahler, dessen Texte aus Spielzeugauktionskatalogen montiert werden. Ihre Lektüren ausgewählter Gedichte zeigen, wie, vermittelt über die montierten Texte, die Materialität des Bandes und seiner Texte selbst zum Gegenstand der Reflexion wird.