830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Nach einem Überblick über den Forschungsstand zur Gartenlaube sowie über Aufbau und Themen der Familienzeitschrift wird im zweiten Teil das Thema Literatur und die Stellung von Autorinnen für die 1870er Jahre untersucht. Im dritten Teil folgt die Auflistung von „Frauenthemen“ und Frauen als Autorinnen in der „Gartenlaube“ im Zeitraum 1885 bis 1894. Der vierte Teil legt den Schwerpunkt auf gesellschaftliche Diskussion der Frauenfrage in den Zeitschriftenjahrgängen 1897 bis 1905. Diese beiden letzten Teile setzen sich auch mit der Frage auseinander, inwieweit sich zum einen Themen der Frauenbewegung in der Familienzeitschrift wiederfinden und zum anderen, welches Bild der Frau vor dem Hintergrund der geschlechterspezifischen Rollenzuweisung des Kaiserreiches in der „Gartenlaube“ vorherrscht.
Die Bestrebungen der Frauenbewegung fanden um 1900 vielfach Eingang in das literarische Schaffen. Auch Maria Janitschek bediente sich unter anderem dem Konzept der ‚neuen Frau’ und stieß aufgrund ihrer Darstellung weiblichen Begehrens zum Teil auf drastische Ablehnung. Titel wie „Ein modernes Weib“ legen nahe, Janitschek als emphatische Befürworterin der Frauenbewegung zu verstehen. Bei dieser Einschätzung darf man jedoch – dies zeigt nicht zuletzt die Heterogenität ihrer Texte – nicht stehen bleiben. Zwar werden Rollenmuster durchbrochen, gesellschaftliche Missstände aufgezeigt und Männerfiguren der Lächerlichkeit preisgegeben, an anderer Stelle jedoch auch die ‚neue Frau’ kritisch und sogar spöttisch betrachtet. Die literarische Darstellung herrschender Geschlechterverhältnisse und neuer Weiblichkeitsentwürfe entzieht sich dabei eindeutigen Zuschreibungen und ist mit den Inhalten frauenrechtlerischer Streitschriften nicht zu verwechseln, da das Konzept ‚neue Frau‘ bei Janitschek auf individuelle Lebenswelten trifft.
Um die Jahrhundertwende galt Maria Janitschek als eine engagierte Autorin der Frauenbewegung im Kaiserreich. In ihren Werken griff die Österreicherin brisante Themen der Frauenbewegung auf: die sexuelle Erziehung von Mädchen, weibliches Sexualbegehren und Homosexualität. Janitscheks Werke riefen in der patriarchalischen Gesellschaft des Kaiserreiches heftige Reaktionen hervor, brachten ihr die Aufmerksamkeit der Frauenrechtlerinnen und den Unmut der Zensurbehörden ein. 1909 wurde ihr Werk „Die neue Eva“ (1902) verboten. Anders als Helene Böhlau oder Gabriele Reuter etwa hat sie jedoch in der Forschung nur wenig Beachtung gefunden. Abgesehen von zwei Dissertationen aus den 1950er Jahren über Leben und Werk sowie über ihre Lyrik ist keine umfangreiche Forschungsarbeit zu Maria Janitschek erschienen. Dieser Beitrag versucht Licht ins Dunkel der Janitschek Forschung zu bringen.
Die Untersuchung nimmt die Ratgeberliteratur für Mädchen im deutschen Kaiserreich in den Blick, insbesondere die geschlechtsspezifischen Vorgaben, die durch die Ratgeber proklamiert wurden. Außerdem wird dem Stellenwert der Ratgeberliteratur im alltäglichen und gesellschaftlichen Leben der Zeit nachgegangen und damit auch die Frage gestellt, inwiefern Ratgeberliteratur Einfluss auf das Leben junger Frauen und Mädchen nahm, um einen Beitrag zur Erforschung der Lesesozialisation der Adressatinnen zu leisten. Das aus der Untersuchung ansatzweise entwickelte Frauenbild könnte auf dem Gebiet der Gender Studies genutzt werden. Ebenso wäre es möglich, einen genauen Vergleich heutiger und damaliger Ratgeberliteratur anzustellen. Für diese Forschungsaufgaben liefert die vorliegende Arbeit Anregungen.
Der vorliegende Beitrag wirft einen Blick auf die Darstellung des Rollenverständnisses von Mann und Frau in der Lyrik von Frauen zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871–1918). Die Frage nach der Stellung der Frau in Gesellschaft, Familie und Arbeitswelt ist in den paradigmatisch ausgewählten Gedichten mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung ein Thema. In diesem Zusammenhang ist es erforderlich auch einen Blick auf die Rahmenbedingungen der Autorinnen des Kaiserreichs zu werfen, da Literatur als ein Teilbereich der Kunst ein Indikator für das Weltverständnis und Selbstverständnis der Menschen dieser Zeit ist. Zudem lassen sich die ausgewählten Gedichte durch die Betrachtung der Kennzeichen weiblicher Lyrikproduktion gegenüber der zeitgemäßen unkritischen religiösen Lyrik sowie Natur und Liebeslyrik abgrenzen und es lässt sich nach dem Stellenwert der kritischen unzeitgemäßen Gedichte fragen.
Die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Bildungsmöglichkeiten im ausgehenden 19. Jahrhundert ist im Roman „Christa Ruland“ von besonderer Bedeutung. Auf rhetorischer Ebene herrscht ein Motiv der Bildung vor, durch das jede auftretende Person klassifiziert wird – sowohl Männer als auch Frauenfiguren. Die Charakterisierung der Figuren mittels bildungsspezifischer Zeitbezüge, bedingt die Reflexion über die Entwicklung der Frauenbildung. In der Gegenüberstellung der Bildungsmotivik deuten sich positiv zu bewertende Entwicklungen innerhalb der Frauenund Gesellschaftsbildung an. Es handelt sich jedoch lediglich um dargestellte Ansätze. Die Realisierung der aufkeimenden Gleichstellung scheint für das Individuum höchst diffizil.
Die Frauenliteratur des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ist in ihrer Gesamtheit unerforscht: Romane, Gedichte und Dramen von Autorinnen im Zeichen von Naturalismus und Frauenbewegung, die die Alltagsrealität bürgerlicher Mädchen und Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft beschreiben. Dabei handelt es sich um eine sehr umfangreiche Gruppe von Autorinnen und Werken, von denen manche zu ihrer Zeit hohen Bekanntheitsgrad erreichten. Die Literatur der ersten Generation erlebte mit Beginn des Ersten Weltkriegs ihre Zäsur. Während sie zu Beginn der 1920er Jahre noch einmal Schilderungen des Übergangs in eine politisch und gesellschaftlich veränderte Zeit lieferte, zogen bereits die „Töchter“ (1927), so der Titel eines Romans von Gabriele Reuter, in die Literatur ein, der Typus der Neuen Frau, der zwar ohne die bürgerliche Frauenbewegung kaum möglich gewesen wäre, sich nun aber umso vehementer von ihr löste.