930 Geschichte des Altertums bis ca. 499, Archäologie
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Die Studie von Bernhard S. Heeb beschäftigt sich mit dem Naturraum und den prähistorischen Hinterlassenschaften im alpinen Rheintal zwischen Bodensee und der Stadt Sargans im Kanton St. Gallen vom Beginn der Besiedlung im Neolithikum bis zum Auftreten der Römer. Mit in die Untersuchung einbezogen werden die Seitentäler Walgau und Seeztal. Das Gebiet umfasst die bis zu 14 km breite Schwemmebene des Rheins und die teils weit über 2.000 m hohen, das Rheintal umgebenden Gebirgszüge. Insgesamt wurden 542 Fundstellen (Siedlungen, Gräber, Depots, Brandopferplätze und Einzelfunde) aus St. Gallen, Vorarlberg und Liechtenstein aufgenommen und in Bezug zu ihrer naturräumlichen Umgebung ausgewertet. Eine besondere Stellung im prähistorischen Siedlungsgefüge nehmen die so genannten Inselberge ein. Dabei handelt es sich um topographisch exponierte Berge inmitten der weiten Ebene des Bodenseerheintals, die zu allen Perioden aufgesucht und besiedelt wurden.
Ein Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf der verkehrsgeographischen Bedeutung des Bodenseerheintals. Das Tal öffnet sich wie ein Trichter nach Norden zum Bodensee hin und führt nach Süden über den Verlauf des Vorder- und Hinterrheins mit deren jeweiligen Seitentälern auf verschiedenen Passwegen nach Norditalien, so dass es in allen prähistorischen Perioden seit dem Neolithikum einen wichtigen Durchgang durch die Alpen darstellt.
Schon zu Ende des 19. Jahrhunderts rückten alpine Brandopferplätze in das Bewusstsein der archäologischen Forschung. Ihr Bestand wuchs in den folgenden Jahrzehnten stetig an, so dass heute mehr als 100 solcher prähistorischen Kultorte, vor allem im ostalpinen Bereich, bekannt sind. Der urnenfelderzeitliche Brandopferplatz Altenstadt-Grütze, nördlich der Stadt Feldkirch im Vorarlber-ger Rheintal gelegen, wurde in den Jahren 1954, 1955 und 1957 vom damaligen Direktor des Vorarl-berger Landesmuseums Dr. Emil Vonbank ausgegraben, jedoch nie von ihm veröffentlicht. Die Fundstelle ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Sowohl die baulichen Strukturen, wie auch die Lage abseits der Gebirgshöhen in der weiten Schwemmebene des Rheintals, sind im Kontext alpiner Brandopferplätze einmalig. Das reiche Fundinventar besteht unter anderem aus mehreren Tausend Keramikfragmenten. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Material der Urnenfelder-kultur, allerdings zeigt etwa ein Fünftel des Bestandes Merkmale der südalpinen Laugen-Melaun Kultur. Hinzu kommen über 40 bronzene Gegenstände und zahlreiche verbrannte Tierknochen sowie Pflanzen- und Speisereste, die einen detaillierten Einblick in die Opferpraxis des späten 2. Jahrtausends vor Christus ermöglichen.
Mehr als 50 Jahre nach Grabungsende liegen die Ergebnisse nun erstmals umfassend in publizierter Form vor.
Highlights
• The Munich Procedure, developed for p-XRF data, standardises coefficient corrections.
• It ensures consistent, reproducible data, benefiting specialists in various industries.
• The protocol, documented as R-Skript, enhances accuracy and transparency of p-XRF data.
• Establishing a common baseline fosters discussion and improves the overall understanding of p-XRF.
Abstract
The Munich Procedure, a protocol presented as R code and initially developed on the basis of archaeometric portable X-ray fluorescence (p-XRF) data, offers adaptability and standardisation to evaluate coefficient corrections. These corrections are derived from linear regressions calculated by comparing p-XRF values with laboratory chemical analyses of the same sample set. The versatility of this procedure allows collaboration and ensures consistent data structure. Not tied to specific instrumentation, this approach helps to universally improve the accuracy of p-XRF data, benefiting specialists in a variety of industries. By providing a common baseline for performance evaluation, it enables discussion across different applications.
Die bisher bekannten Cranialfragmente umfassen chronologisch den Zeithorizont der Eisenzeit (Hallstatt- und Latènezeit), die im nördlichen Mittelrheingebiet als stark regional geprägte Hunsrück – Eifel – Kultur bezeichnet wird. Absolutchronologisch datieren die perforierten Fragmente in die Zeit vom 8./ 7. Jh. v. Chr. bis in das 1 Jh. v. Chr.
Mit den Cranialfragmenten im Untersuchungsgebiet lässt sich ein eisenzeitlicher Schädelkult fassen, der bisher, durch die besondere Fundüberlieferung, nur auf die Region des nördlichen Mittelrheingebietes beschränkt scheint. Eine Häufung der Funde um das keltische Hengeheiligtum „Goloring“ im Landkreis Mayen – Koblenz als Zentrum der östlichen Hunsrück – Eifel – Kultur ist dabei klar erkennbar.
Sämtliche bisher bekannten Stücke stammen aus Siedlungsgruben eisenzeitlicher Gehöfte. Nach dem archäologischen Befund wurden die Stücke nach ihrer Verwendung im Sohlenbereich der Gruben deponiert.
Die bei den archäologischen Untersuchungen entdeckten Fragmente bestehen aus Einzelsegmenten oder größeren Teilen des menschlichen Schädels. Nach dem Befund wurden ausschließlich nur alte, schon skelettierte Schädel verwendet, die bereits längere Zeit im Sediment lagen und möglicherweise regulären Bestattungen entnommen wurden.
Sämtliche Stücke weisen als besondere Eigenart dieser Fundgruppe eine Lochung zur Aufhängung und Befestigung auf. Nach dem Befund konnte eine Aufhängung mit Riemen sowie eine Befestigung mit Eisendorn festgestellt werden. Weiterhin sind die Stücke sekundär modifiziert und manipuliert und lassen Schliff- und Schnittspuren, sowie Polituren erkennen. Die Schnittspuren wie auch die Lochungen wurden wahrscheinlich mit Steinwerkzeugen eingebracht. Die Schliffspuren finden sich besonders an den Rändern und Bruchkanten und lassen eine eindeutige sekundäre, postmortale Behandlung erkennen. Oft zeigen die Ränder zudem Schlagspuren einer groben Zurichtung.
Typologisch lässt sich eine Entwicklung fassen, die in der späten Urnenfelderzeit (Ha B) mit echten Trepanationsscheiben ihren Anfang hat. In der frühen Eisenzeit (Laufelder Gruppe im Mittelrheingebiet; Ha C) entstehen in Anlehnung an die Trepanationsscheiben gelochte und modifizierte Knochenscheiben bzw. Rondelle, die schon aus bereits skelettierten Schädeln entnommen wurden. In der älteren Hunsrück – Eifel – Kultur (Hallstattzeit; Ha D) wurden in der Regel größere Schädelteile und Segmente des Craniums perforiert und modifiziert. Während der darauf folgenden jüngeren Hunsrück – Eifel – Kultur (Latènezeit; Lt A/B) finden Schädelcalotten, halbe Schädel sowie größere Teile mit Os frontale oder Occipitale Verwendung. Aus der Mittellatènezeit (Lt C) liegt ein vollständiges Viscerocranium mit Lochung vor. In der späten Eisenzeit (Spätlatènezeit; Lt D) werden dann vollständige Schädel gelocht und modifiziert. Anhand der Typologie ist eine Entwicklung von medizinischen Schaustücken (Trepanationsscheiben) mit Amulettcharakter zu einem ausgeprägten Ahnen – bzw. Reliquienkult zu beobachten. Mit der frühen Hallstattzeit (Laufelder Gruppe; Ha C) wird ausschließlich schon skelettiertes Knochenmaterial verwendet.
Die anthropologische Untersuchung der auswertbaren Cranialfragmente ergab nach den Merkmalen am Schädel tendenziell mehr männliche Individuen. Das biologische Lebensalter lag nach den auswertbaren Charakteristika hauptsächlich in den Altersstufen adult bis matur und in Einzelfällen darüber. Es handelt sich um eine Altersgruppe, die in den regulären Nekropolen deutlich unterrepräsentiert ist, aber bei den Cranialfragmenten in den Siedlungen die Masse der Funde darstellt. Juvenile Individuen fehlen im Fundbestand bisher vollständig. Nach anthropologischen Kriterien handelt es sich bei fast allen Stücken um Langschädel mit dolichokranen Merkmalen.
Nach den Ergebnissen lässt sich der prähistorische Schädelkult an Mittelrhein und Mosel als ein ausgeprägter Ahnenkult charakterisieren. Die perforierten Cranialfragmente machen im Gegensatz zu anderen Regionen eine eigene Entwicklung bis zur Zeitenwende durch. Vereinzelte Parallelen zu den Funden im Mittelrheingebiet sind aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der eisenzeitlich – keltischen Latènekultur bekannt. Zudem geben die antiken Autoren ebenfalls Hinweise auf eine solche Kultausprägung. Die Behandlung der Schädel in der Eisenzeit lässt auch rezente, ethnographische Parallelen zu den Inselkulturen Ozeaniens und Südostasiens erkennen.
Die verzierten Metallschalen des 1. Jts.v.Chr. stehen bereits seit der Mitte des 19. Jhs. im Interesse von Wissenschaft und Forschung. Ausgelöst wurde dieses Interesse durch die Auffindung der Nimrud-Schalen durch Layard 1849. In ihrem 1888 erschienenen zweibändigen Werk über griechische Kunst nahmen Dumon und Champlin einige der Schalen aus Nimrud auf. Sie unterteilten die Schalen mittels ikonographischer Merkmale in drei Gruppen (1. ägyptisch, 2. assyrisch und 3. einen Sonderstil).
Gegen Ende des 19. Jhs. verlagert sich das Interesse der Forscher immer mehr auf die zyprischen Schalen. 1893 erscheint eine Abhandlung von Brunn über die auf Zypern gefundenen Schalen, von denen er annimmt, daß sie von griechischen Handwerkern mit Sitz (Werkstatt) auf Zypern hergestellt worden sind. In den darauffolgenden Jahren werden weitere Arbeiten von Hogarth (1909), Poulsen (1912), Conteneau (1931), Gjerstad (1946) und vielen anderen mehr verfaßt, die jedoch alle davon ausgehen, daß die zyprischen Schalen sowohl in zyprischen als auch in phönizischen Werkstätten hergestellt worden sind.
1974 erscheinen die Untersuchungsergebnisse Barnett’s, der die im British Museum gelagerten Nimrud-Schalen katalogisierte und untersuchte. Barnett unterteilte die Schalen in fünf Gruppen, wobei diesmal nicht nur ikonographische Merkmale im Zentrum der Arbeit standen, sondern auch kompositorische Kriterien mit berücksichtigt wurden. Neben den bereits bekannten zyprischen und phönizischen Werkstätten nimmt er weitere Produktionsstätten für Metallschalen im Iran und den aramäisch geführten Staaten an. Neuere Monographien über die verzierten Metallschalen stammen von Imai (1977) und Markoe (1985). Imai hebt besonders die „internationale“ Beeinflussung der Schalendekore hervor, indem er auf die minoisch-mykenischen, ägyptischen, phönizischen u. a. Einflüsse hinweist. Markoe hingegen behandelt in seiner Arbeit hauptsächlich die Schalen aus Griechenland (sowie Kreta und Zypern) und Italien, wobei er die Parallelen zwischen den zyprischen und italischen sowie den griechischen und den iranischen Schalen betont.
Alles in Allem können wir festhalten, daß die bisherigen Untersuchungen, mit Ausnahme derer von Barnett, aus der Sicht von klassischen Archäologen abgefaßt worden sind, deren Interesse vor allem den Schalen aus Griechenland und Italien galt. Die Schalen aus Nimrud und dem Iran hingegen werden häufig vernachlässigt bzw. nur einzelne Stücke werden als Vergleiche herangezogen.
Gerade die ikonographische Betrachtung des Schalendekors läßt altorientalische (assyrische, syrische, phönizische, aramäische) und ägyptische Einflüsse erkennen, die eine Untersuchung des Materials von altorientalischer Seite her als notwendig erscheinen lassen. Ziel einer solchen Arbeit sollte zum einen sein, mögliche Herstellungszentren (-regionen) zu erkennen und zum anderen, kulturelle Kontakte zwischen den unterschiedlichen Regionen festzustellen.
Die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit stützen sich auf 141 verzierte Metallschalen, die aus regulären Grabungen aus Italien, Griechenland, Zypern, Kreta, Nimrud und Iran, sowie aus dem Kunsthandel stammen. Um einen Überblick über das zu bearbeitende Material zu bekommen, soll der Katalog am Beginn der Publikation stehen. In dem Katalog wurden alle wichtigen Daten aufgenommen. Neben den technischen und gestalterischen Merkmalen werden auch alle bisher erschienenen Publikationen aufgeführt, die sich mit den jeweiligen Schalen befassen, so daß der Leser einen Eindruck von dem bisherigen Forschungsstand bekommt, der als Grundlage für den weiteren Verlauf der Arbeit angesehen werden muß. Der Katalog weist eine geographische Sortierung auf, die sich ausschließlich an den Auffindungsorten der Schalen orientiert und die ursprüngliche regionale Herkunft des Handwerkers bzw. der Werkstatt nicht berücksichtigt.
Im Anschluß an den Katalog findet sich dann eine wissenschaftsgeschichtliche Zusammenfassung der bisher erschienenen Monographien über die verzierten Metallschalen und im Anschluß erfolgt dann eine neue Sortierung des Materials anhand motivischer und stilistischer Merkmale, die Hinweise auf die Herstellungsregion bzw. die Herkunft des Handwerkers gibt.
Des weiteren war es möglich, innerhalb dieser Herstellungsregionen einzelne Werkstättenvoneinander zu isolieren.
The little-known Roman gold mining site "Gralheira" is located near the well-explored mine of Tresminas. The 2.5 km long, almost dead straight archaeological monument from the first and second centuries AD is currently under threat from possible mining activities on the one hand and from modern waste disposal in the pits on the other. Since 2019, the Roman mining traces have been investigated by means of intensive field inspections, terrestrial 3d laser scanning and aerial photography. The following article will present first impressions and findings on this structure, as well as questions and preliminary interpretations.
The remains of the ancient Roman town, crossed by the Flaminia road and lapped by a bend of the Tiber, are located in a natural landscape of significant beauty, perfect synthesis of archaeology and nature that remained unchanged throughout centuries. Excavations were conducted here from a very early period, especially from 1776 to 1784, when a great quantity of material was removed. The archaeological excavations carried out in Otricoli in the second half of the Seventeenth century together with discoveries in Herculaneum, Pompeii, Stabiae and other cities of ancient Italy, contributed during the Neoclassical period to the rediscovery of classical ideals in art and architecture, partly already rediscovered during Humanism and the Renaissance in Italy.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Konstituierung von amicitia im Mythos und fragt nach der Erzählung als Gabe im amikalen Gabentauschzyklus. Die Hinweise auf amicitia als eine der zentralen Bindungstypen des römischen Gemeinwesens sind über verschiedene Werke verstreut, lassen aber bereits die Wirkkraft erahnen, weil sie rückblickend in die Frühzeit hineingeschrieben wurden. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung der Erzählung als Gabe im Gabentauschzyklus untersucht, da diese die Transformation vom Fremden zum Anderen ermöglichen kann; erst auf diese Weise wird eine Grundlage für amicitia geschaffen. Darüber hinaus gelingt erst in der Urvergangenheit des Mythos’ die Perpetuierung von amicitia und dem sie konstituierenden amikalen Gabentausch.
Annotationes Epigraphicae XIII. Zu einigen Inschriften aus der römischen Provinz Gallia Lugdunensis
(2023)
Die seit einigen Jahren andauernde Arbeit an einem kommentierenden Onomastikon für die römische Provinz Gallia Lugdunensis, das in absehbarer Zeit erscheinen soll, lenkte die Aufmerksamkeit des Autors auf mehrere bemerkenswerte Inschriften aus der zentralgallischen Provinz, die ausführlichere Betrachtungen rechtfertigen. Alle folgenden Anmerkungen zu 15 ausgewählten Inschriften beziehen sich auf epigraphische und onomastische Denkwürdigkeiten, die in wesentlich kürzerer Form auch in dem angekündigten Namenskatalog verschriftlicht wurden.
Im Bellum Iudaicum des Flavius Josephus geht es sehr häufig um Schuldzuweisungen und Niederlagenerklärungen bzw. Deutungen und Umdeutungen von Scheitern: Das eigene Versagen des Josephus als Feldherr der Juden in Galiläa, das Scheitern des syrischen Statthalters Cestius Gallus und dessen Niederlage bei Beth Horon, das ‚Versagen‘ (?) des Titus als Kommandeur beim Brand des Tempels. Josephus nimmt durchaus verschiedene Perspektiven ein, die es genauer zu betrachten gilt. Was war die Absicht hinter seinen Deutungen, Umdeutungen, bei eventuellem Verschweigen und Verdrängen? Wer war jeweils sein Publikum? Wie kann man insbesondere die Darstellung des Titus verstehen? Mit Bezug auf die Zerstörung des Tempels von Jerusalem, schließlich religiöses wie politisches Symbol jüdischer Integrität und Identität, ist die Darstellung des Feldherrn jedenfalls objektiv vernichtend – er verliert die Kontrolle über die Truppen. Josephus findet die Lösung zur Entlastung des Titus, aber auf Kosten seines Renommees als Feldherr!
Weiträumige Kontaktnetzwerke sorgen für Verbreitung und Transfer von Wissen und Gütern sowie von kulturellen Werten. Der Transport von Lasten und Menschen kann als einer der wichtigsten Eckpfeiler solcher Austauschsysteme gesehen werden. Daher dürften die Suche nach Transportmöglichkeiten und die Entwicklung geeigneter Vehikel in der menschlichen Gedankenwelt seit jeher fest verankert sein. Die hier vorliegenden Beiträge basieren auf den Vorträgen der Tagung „Transporte, Transportwege und Transportstrukturen“ der Arbeitsgemeinschaft Bronzezeit und des Sonderforschungsbereiches 1070 RessourcenKulturen. Sie fassen im archäologischen Befund der Bronzezeit vorhandene Evidenzen zu Transportwegen und -fahrzeugen sowie Aussagen zu Infrastruktur nicht nur zusammen, sondern ergänzen diese um zahlreiche wissenswerte Aspekte. Was können diese Befunde über die Transportvehikel und ihre Bedeutung aussagen? Welche Eigenschaften wiesen diese auf? Handelt es sich bei den Fundstücken um abgenutzte oder mutwillig zerstörte Fahrzeuge bzw. Teile von solchen? Welche Implikationen auf technologischer und sozialer Ebene lassen sich mit den Befunden verbinden? Wie muss man sich die bronzezeitliche Infrastruktur in unterschiedlichen Regionen vorstellen? Inwiefern bildeten Verkehrswege und Austausch eine Ressource? Der detaillierten Beantwortung dieser Fragen ist dieser Band gewidmet, woraus eine übergreifende Zusammenschau von Funden, Befunden und Theorien entstanden ist.
Honey and other bee products were likely a sought-after foodstuff for much of human history, with direct chemical evidence for beeswax identified in prehistoric ceramic vessels from Europe, the Near East and Mediterranean North Africa, from the 7th millennium BC. Historical and ethnographic literature from across Africa suggests bee products, honey and larvae, had considerable importance both as a food source and in the making of honey-based drinks. Here, to investigate this, we carry out lipid residue analysis of 458 prehistoric pottery vessels from the Nok culture, Nigeria, West Africa, an area where early farmers and foragers co-existed. We report complex lipid distributions, comprising n-alkanes, n-alkanoic acids and fatty acyl wax esters, which provide direct chemical evidence of bee product exploitation and processing, likely including honey-collecting, in over one third of lipid-yielding Nok ceramic vessels. These findings highlight the probable importance of honey collecting in an early farming context, around 3500 years ago, in West Africa.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Typologie und Chronologie einer besonders vielfältigen und bisher schlecht fassbaren Gruppe unter den metallenen Wagenbeschlägen der Urnenfelder- und Hallstattzeit in Südost-, Mittel- und Westeuropa, den Tüllen und Kappen. Neben einem Gesamtüberblick über das entsprechende Fundmaterial werden einzelne Typen detailliert beschrieben, abgebildet und in ihren wechselseitigen Bezügen diskutiert. Deutlich lassen sich auch bei dieser Objektgruppe die engen typologischen Verbindungen zwischen den urnenfelder- und hallstattzeitlichen Wagenbeschlägen darstellen. Die quantitativ wie qualitativ sehr viel bessere Überlieferung der hallstattzeitlichen Wagen legt es nahe, die urnenfelderzeitliche Wagenentwicklung vor allem in der Rückschau zu betrachten. Insbesondere was den einstigen Anbringungsort der metallenen Beschläge am Wagen angeht, ist das Studium gut dokumentierter in situ-Befunde hallstattzeitlicher Wagengräber sehr hilfreich. Hinsichtlich der Tüllen und Kappen sind vielfältige Möglichkeiten der Anbringung festzustellen, die praktisch alle Teile des Wagens von den Achsen über die Zugvorrichtung und den Langbaum bis zum Wagenkasten betreffen. Eine interessante Möglichkeit ist zudem die Deutung einiger schmaler Tüllen als Griffenden von Treibstacheln, deren Existenz bereits in der Bronzezeit verschiedentlich belegbar ist...
Sammelbesprechung
(2022)
Rezension zu:
Florence Bretelle-Establet and Stéphane Schmitt (eds.) 2018: Pieces and Parts in Scientific Texts (Why the Sciences of the Ancient World Matter, vol. 1). Cham: Springer International Publishing, geb., 355 S., 128.39 €, ISBN: 978-3-319-78466-3.
Christine Proust, and John Steele (eds.) 2019: Scholars and Scholarship in Late Babylonian Uruk (Why the Sciences of the Ancient World Matter, vol. 2). Cham: Springer International Publishing, geb., 274 S., 24 s/w Abb., 128.39 €, ISBN: 978-3-030-04175-5.
Cécile Michel and Karine Chemla (eds.) 2020: Mathematics, Administrative and Economic Activities in Ancient Worlds (Why the Sciences of the Ancient World Matter, vol. 5). Cham: Springer International Publishing, geb., 568 S., 127 s/w Abb., 35 farb. Abb., 117.69 €, ISBN: 978-3-030-48388-3.
Around 400 BC, pottery- and iron-producing populations immigrated into the Inner Congo Basin (ICB) and subsequently spread upstream some major tributaries of the Congo River. Until recently, their subsistence was almost completely unknown. We present an archaeobotanical study of three sites in the ICB covering parts of the Early Iron Age (ca. 400 BC-AD 650) and of the Late Iron Age (LIA) as well as subrecent times (ca. AD 1300–2000). We studied 82 flotated samples of botanical macroremains, and 68 soil phytolith samples, recovered from the terra firme sites Iyonda and Mbandaka, and the floodplain fishing camp site of Bolondo. The EIA assemblage from Iyonda yielded domesticated Cenchrus americanus (pearl millet), Vigna unguiculata (cowpea), Canarium schweinfurthii, Elaeis guineensis (oil palm), several wild plants, and parenchyma fragments tentatively attributed to Dioscorea sp. (yams). The exploitation of these plants originated in the savannas and forest-savanna ecotones of West Africa. The presence of C. americanus in LIA contexts at Bolondo and Mbandaka, dated to ca. AD 1350–1550, indicates that its cultivation is not dependent on a seasonal climate with a distinct dry season, contrary to previous views. The role of C. americanus as a staple is difficult to assess; it might have been used for special purposes, e.g. beer brewing. In spite of extensive screening, we did not detect any banana phytoliths in the EIA samples. Musa phytoliths were only present in LIA contexts after ca. AD 1400, leaving room for the possibility that the introduction and spread of Musa spp. AAB ‘Plantain’ in the ICB was a late phenomenon.
Memoria. Vom gefeierten zum ausgelöschten und entehrenden Erinnern an den Imperator Maximinus Thrax
(2023)
Nok Eisen : zentralnigerianische Eisenverhüttung in der Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus
(2023)
Based on excavations, excavation documentation and archaeometallurgical analyses, this thesis aims to characterise Nok iron production in central Nigeria through a contextually based investigation.
In 2010, 2011, 2013 and 2016, the Nok research project at Goethe University Frankfurt/Main in collaboration with the National Commission for Museums and Monuments, Nigeria excavated 27 iron-smelting furnaces from 8 sites 60 kilometres north of Abuja. All furnaces date around the middle of the first millennium BCE. Absolute dates, relative pottery chronology and terracotta figurine finds in furnace contexts suggest their affiliation to the Nok context. In comparison, all 27 furnaces resemble each other closely regarding their design and spacial arrangement. The numbers of furnaces per site, furnace width, furnace wall angle and thickness as well as pits beneath the furnaces are just some features with similar qualities. The similarities of the smelting sites also extend into their finds: the structure of tuyères and their position in situ as well as macroscopic slag morphology and distribution. Find morphology and distribution as well as furnace structure suggest a highly standardized way of Nok iron production. However, archaeometallurgical analyses show heterogeneous use of raw materials between sites and/or furnaces. In similarly structured furnaces different kinds of iron ore were smelted leaving a high iron content in the respective slags. This hints at an early stage of iron production in which the smelting process was limited to one operative set-up.
In the culture history of ancient Europe questions pertaining to its diverse relationships to advanced civilisations in the Mediterranean sphere look back upon a long tradition. Varyingly different single finds and groups of finds have repeatedly provided the prospect and scope for investigating the character and extent of contacts and influences as well as the consequences for cultural developments north of the Alps. In discussions on the genesis and significance of the Bronze Age in central and northern Europe, the perceived linkages between the eastern Mediterranean and the Carpathian Basin and via the Danube River as far as areas north of the Alps have played an important role. Without question, the Danube River represented a crucial axis of communication ever since the Neolithic period and in following times. Recent interdisciplinary studies, however, have broadened the scope and shown that further important communication routes existed along the Ionian-Adriatic Sea to Upper Italy and beyond the Alps, and via the Rhône valley and the West Alps to the North. Thereby, impulses of varying economic nature could be discerned, which were consequential for many aspects of the cultural development of the Early and Middle Bronze Age in Central Europe.
We present the results of a multi-disciplinary investigation on a deciduous human tooth (Pradis 1), recently recovered from the Epigravettian layers of the Grotte di Pradis archaeological site (Northeastern Italian Prealps). Pradis 1 is an exfoliated deciduous molar (Rdm2), lost during life by an 11–12-year-old child. A direct radiocarbon date provided an age of 13,088–12,897 cal BP (95% probability, IntCal20). Amelogenin peptides extracted from tooth enamel and analysed through LC–MS/MS indicate that Pradis 1 likely belonged to a male. Time-resolved 87Sr/86Sr analyses by laser ablation mass spectrometry (LA-MC-ICPMS), combined with dental histology, were able to resolve his movements during the first year of life (i.e. the enamel mineralization interval). Specifically, the Sr isotope ratio of the tooth enamel differs from the local baseline value, suggesting that the child likely spent his first year of life far from Grotte di Pradis. Sr isotopes are also suggestive of a cyclical/seasonal mobility pattern exploited by the Epigravettian human group. The exploitation of Grotte di Pradis on a seasonal, i.e. summer, basis is also indicated by the faunal spectra. Indeed, the nearly 100% occurrence of marmot remains in the entire archaeozoological collection indicates the use of Pradis as a specialized marmot hunting or butchering site. This work represents the first direct assessment of sub-annual movements observed in an Epigravettian hunter-gatherer group from Northern Italy.
The grave offerings and the traces of ritual actions should prove a valuable source for speculation about views on death in antiquity. In the Classical necropolis of Medma the main features of grave’s goods reflect socio-religious believes about death and after death not completely explained yet. In this research suggestions could derive from the analysis of the vegetal charred offers discovered in some burials; they’re figs, olive stones, grapes, almond and, pheraphs, nuts laid inside the tombs, in most cases primary cremations, or in isolated cases above them. Their presence also in religious contexts like sanctuaries suggests ritual and votive actions more than luxury demonstrating, conclusion drawn from the analysis of the terracotta offers too. In Greek tradition the fruits considered are related to the meanings of civilisation, prosperity, wealth and nature renovation and for this holy to nether deities associated to burial rituals.
Massinissa, der "Zivilisator Numidiens", zwischen literarischen "topoi" und archäologischem Befund
(2022)
Die reichen Fossilienlagerstätten im Norden Malawis haben Spuren des ältesten Menschen preisgegeben – nach fast zehn Jahren der Suche. Die Geschichte des aufsehenerregenden Funds, welche Rolle Schweinezähne dabei gespielt haben,und wie es zu einem Museum in der Malawischen Provinz kam, berichten die Paläontologen Friedemann Schrenk und Ottmar Kullmer.
Die Nok-Kultur: Weltbekannt sind ihre Terrakotta-Skulpturen, die zur ältesten figurativen Kunst Afrikas gehören. Aber wie lebten ihre Schöpfer? Wie sah der Alltag der Menschen aus und wie ernährten sie sich? Das haben Forscherinnen und Forscher der GoetheUniversität in einem DFG-Projekt in Zentralnigeria zwölf Jahre lang untersucht. Unter der Leitung des Archäologen Prof. Peter Breunig und der Archäobotanikerin Prof. Katharina Neumann förderten sie in Kooperation mit Chemikern aus Bristol Erstaunliches zutage.
Tiere im imperialen Diskurs : die Human-Animal Studies als Unterrichtsparadigma für das antike Rom
(2022)
Steffensen combines human-animal studies with the concept of new political history to explore innovative perspectives for teaching Roman history. He thus provides a framework that allows students to further their understanding of the political dimensions of historical consciousness and to enhance their orientation competency. Students learn to recognize and analyze power structures and relationships in historical and contemporary societies. According to Steffensen, HAS is of utmost significance for the initiation of this process. Animals played important roles in political decision-making processes in ancient Rome, and animals were meaning-making figures in governance discourses. Focusing on the practical and semantic functions of animals in the context of divination and the discourse of decadence, this essay shows that HAS can serve as a starting point for teaching in a way that addresses the formation and utilization of empire. However, Steffensen does not only seek to promote students' understanding of political processes in the past but also hopes to motivate students to assess modern-day politics.
The archaeological data dealt with in our database solution Antike Fundmünzen in Europa (AFE), which records finds of ancient coins, is entered by humans. Based on the Linked Open Data (LOD) approach, we link our data to Nomisma.org concepts, as well as to other resources like Online Coins of the Roman Empire (OCRE). Since information such as denomination, material, etc. is recorded for each single coin, this information should be identical for coins of the same type. Unfortunately, this is not always the case, mostly due to human errors. Based on rules that we implemented, we were able to make use of this redundant information in order to detect possible errors within AFE, and were even able to correct errors in Nomimsa.org. However, the approach had the weakness that it was necessary to transform the data into an internal data model. In a second step, we therefore developed our rules within the Linked Open Data world. The rules can now be applied to datasets following the Nomisma. org modelling approach, as we demonstrated with data held by Corpus Nummorum Thracorum (CNT). We believe that the use of methods like this to increase the data quality of individual databases, as well as across different data sources and up to the higher levels of OCRE and Nomisma.org, is mandatory in order to increase trust in them.
Metal artifacts from the Paleometal Epoch (ca. 1100 BC–400 AD) of the Primorye (Russian Far East) have shed new light on the introduction of the earliest bronzes into the Pacific coastal areas of prehistoric Eurasia. However, little is known about raw material circulation and the role of metal in the context of inter-regional exchange. This paper investigates 12 copper artifacts from major Paleometal settlements using alloy composition, trace elements, and lead isotopes to explore the metal sources and distribution networks. The results suggest that most objects are made of a copper-tin alloy, but some have arsenic as a significant minor element . Geologically, copper is unlikely to have come from local ore sources, but rather from the Liaoxi corridor and Liaodong Peninsula in Northeast China. This may indicate an inland route of metal trade across Northeast China or alternately, a coastal route via the northern Korean Peninsula. Archaeologically, the combined study of artifact typology and chemistry indicates two possible origins for the metal: the Upper Xiajiadian culture in Northeast China and Slab Grave culture in Mongolia/Transbaikal. Remarkably, the connection with Upper Xiajiadian communities parallels the transport route along which millet agriculture spread from Northeast China to the Primorye during the Neolithic.
Kola nut (Cola cf. nitida) and Safou fruit (Dacryodes edulis) remains have been discovered in eleventh- to fourteenth-century archaeological contexts at Togu Missiri near Ségou in Mali. These remains are evidence of early trade in perishable foodstuffs from the West African forest zone into the Middle Niger region. On the basis of these finds, this paper argues that long-distance trade links were well established by the end of the first millennium AD. It thereby supports the hypothesis that dates the inception of trade between the West African forest zone and the savanna regions to the first millennium AD. The circumstances of the find are discussed, as are the implications for our understanding of the wider exchange network based on the Niger River system in the late first and early second millennium CE.
The paper proposes a comprehensive analysis of the paragraph which Biton, in his work known under the title Construction of Machines of War and Catapults, dedicates to the explanation of the so called σαμβύκη, a kind of scaling ladder on wheels designed by Damios of Kolophon. On the basis of both mechanical and textual considerations the κοχλίας, whose revolving movement produces the oscillation of the ladder, should be interpreted as a cylindrical horizontal roller (like Marsden suggests) and not as a vertical screw (like Lendle thinks). Accordingly, the supporting structure of the machine should be understood much less massive than what has been thought by scholars after Marsden.
[Nachrufe] Dr. Isa Kubach-Richter und Dr. Wolf Kubach *19.05.1934 / *07.10.1940 // † 24.01.2022
(2022)
Im Zusammenhang mit geplanten Bauvorhaben im Industriegebiet der Stadt Bopfingen wurden in den Jahren 1989 bis 1991 archäologische Untersuchungen unter der Leitung des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg durchgeführt. Im Rahmen der Grabungen stieß man in vier Suchschnitten südlich der B 29 zwischen den Bopfinger Ortsteilen Flochberg und Trochtelfingen auf parallele Gräbchen, die erste Hinweise auf eine römische Straße gaben. In der Folge wurden zwei römische Straßentrassen, vier Gebäudefundamente und ein Brunnen ausgegraben. Die Lage der vier Gebäude in unmittelbarer Nähe zu einer römischen Straße ließ vermuten, dass es sich dabei um Teile einer Straßenstation handeln könnte.
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der zur Verfügung stehenden Grabungsdokumentation die römischen Befunde und Funde zu erschließen und zu deuten.
Im archäologischen Befund ließen sich vier Straßentrassen unterscheiden (A, 1, B, 2), die, wie die Untersuchungen gezeigt haben, zu zwei Straßen zusammengefasst werden können (Straße A/1 sowie Straße B/2), deren Richtung durch die Richtung von Gräben bestimmt werden kann.
Die Nutzung der Straße A/1 steht in einem Zusammenhang mit der Belegung des Militärlagers in Oberdorf. Für seine Belegung wird ein Zeitraum vom Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis in die Zeit zwischen der frühen 1. Hälfte und der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. angenommen. Damit fällt die Nutzung der Straße A/1 in die Zeit des Alb-Limes und in die Anfangsphase der römischen Okkupation Rätiens nördlich der Donau. Die Straße A/1 ist demnach die ältere der beiden Straßen. Die Straße B/2 wurde wahrscheinlich vom Härtsfeld und vom Nördlinger Ries aus in zwei Abschnitten zeitgleich geplant und zur Straßenstation hin gebaut. Darauf deuten einmal die unterschiedlichen Breiten der Straßenabschnitte „B“ und „2“ von 9 m und 6 m hin. Zum anderen muss das Gebäude 3 mit dem Raum 2 zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden oder sich zumindest im Bau befunden haben, denn der Straßenverlauf passt sich in diesem Bereich dem Grundriss des Gebäudes an. Sie ist als eine Fortsetzung der Straße Faimingen-Aalen in Richtung Nördlinger Ries anzusehen.
Von den vier freigelegten Gebäuden sind zwei Gebäude mit hypokaustierten Räumen versehen und lassen sich als Bad (Gebäude 1) und als Herberge (Gebäude 2) ansprechen.
Raum 2 des Gebäudes 3 und eine Viehweide südlich der antiken Straße ins Nördlinger Ries boten die Möglichkeit, Tiere, Transportmittel und Fracht über Nacht unterzubringen. Die Räume 1 und 2 des Gebäudes 3 wurden zeitversetzt gebaut, was vermutlich auf die Notwendigkeit einer Vergrößerung von Stell- und Lagerplätzen innerhalb des Gebäudes 3 und damit auf eine Erhöhung der Nutzungsrate im Verlaufe der Betriebszeit der Straßenstation hinweist. Das vierte Gebäude zeigt den für einen gallo-römischen Umgangstempel typischen Grundriss in Form von zwei konzentrisch verlaufenden rechteckigen Mauerzügen. Der kleine Tempel stand den kultischen Bedürfnissen der Nutzer der Straßenstation zur Verfügung.
Im Fundspektrum der Straßenstation sind Gefäßkeramik, Metall und Glas mit Abstand am häufigsten vertretenen, Münzen, Baukeramik sowie Funde aus Stein und Bein dagegen nur in kleinen Mengen.
Die Gefäßkeramik der Straßenstation weist einen sehr hohen Anteil an
tongrundig-glattwandiger Ware und einen deutlich geringen Anteil an Terra Sigillata auf. Ein Vergleich mit sechs zufällig ausgewählten Gutshöfen (villae rusticae) zeigt, dass fünf Gutshöfe einen TS-Anteil von über 19 % aufweisen, während bei der Straßenstation dieser Anteil nur 5 % beträgt. Um diese Auffälligkeit zu untersuchen, wurden Magerung, Gefäßform und Warenart der gesamten Gefäßkeramik auf Identitäten untersucht. Das Ergebnis lässt vermuten, dass Reibschalen, Kragenschüsseln und Schalen von der Form wie Drag. 32. der tongrundig-glattwandigen Ware mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % bei ihrer Niederlegung der engobierten Ware zugerechnet werden müssen. Die Veränderung, die eine Scherbe der engobieren Ware während ihrer Bodenlagerung erfahren hat, kann man als „keramische Taphonomie“ bezeichnen. Damit lässt sich für die Straßenstation die Verteilung der Warenarten und der Gefäßformen zum Zeitpunkt der Niederlegung der Gefäße rekonstruieren. In diesem Zusammenhang wird eine Methode aufgezeigt, welche die Zugehörigkeit von gleichartigen Materialgruppen (z. B. Keramik) aus verschiedenen Fundkomplexen (z. B. aus der Abfalldeponierung) quantitativ bewertet.
Fasst man die Gefäße von Terra Sigillata und Glanztonware zum Tisch- und Tafelgeschirr zusammen, dann ergibt sich, dass der Anteil des Tisch- und Tafelgeschirrs der Straßenstation bei etwa 30 % liegt und mit dem der Gutshöfe (villae rusticae) vergleichbar ist. Dieses Ergebnis kann man so interpretieren, dass die Betreiber der Straßenstation sich bei der Beschaffung und dem Erhalt des Tisch- und Tafelgeschirrs auf das Notwendigste an
TS-Gefäßen beschränkten und das weitere Geschirr in einer der Sigillata optisch sehr ähnlichen Keramik, nämlich in engobierter Ware, beschafften. ...
I dolmen, spersi tra boschi e montagne di mezzo mondo, hanno costituito per secoli un mistero che ha dato alimento alle più fantastiche interpretazioni.
In realtà, essi furono il prodotto di una Cultura che scorgeva nell’Universo il Centro regolatore dell’esistenza umana: una preistorica abilità manuale diffusasi ovunque nel vecchio continente.
Negli ultimi anni anche la Sicilia va svelando la presenza di megaliti, sebbene di taglia inferiore rispetto a quelli atlantici...
We present the results of geochemical analysis of silver coinage issued by Rome and dated between the fourth and second century BCE, which are complemented by data of coinage issued by Carthage, the Brettii, and the Greek colony of Emporion. Each of these minting authorities represents one of the major parties involved in the struggle for hegemony in the fourth to second centuries BCE Western Mediterranean region. This study retraces how the metal supply shifts in response to the transforming power relations and how this change is related to Rome's rise to the virtually uncontested ruler of the region.
Understanding hominin expansions requires the comprehension of movement processes at different scales. In many models of hominin expansion these processes are viewed as being determined by large-scale effects, such as changes in climate and vegetation spanning continents and thousands or even millions of years. However, these large-scale patterns of expansions also need to be considered as possibly resulting from the accumulation of small-scale decisions of individual hominins. Moving on a continental scale may for instance involve crossing a water barrier. We present a generalized agent-based model for simulating the crossing of a water barrier where the agents represent the hominin individuals. The model can be configured to represent a variety of movement modes across water. Here, we compare four different behavioral scenarios in conjunction with a set of water barrier configurations, in which agents move in water by either paddling, drifting, swimming or rafting. We introduce the crossing-success-rate (CSR) to quantify the performance in water crossing. Our study suggests that more focus should be directed towards the exploration of behavioral models for hominins, as directionality may be a more powerful factor for crossing a barrier than environmental opportunities alone. A prerequisite for this is to perceive the opposite shore. Furthermore, to provide a comprehensive understanding of hominin expansions, the CSR allows for the integration of results obtained from small-scale simulations into large-scale models for hominin expansion.
Im World-Heritage-Programm der Unesco sollen die als schützenswert hervorgehobenen Monumente, Naturschönheiten oder auch kulturellen Praktiken exemplarisch für das Welterbe der Menschheit insgesamt stehen. Wie aber wird deren Beispielhaftigkeit begründet? Und wie funktioniert die kulturelle Kanonbildung im Einzelfall? "Frontiers of the Roman Empire" heißt eine der 1073 Stätten (Stand: Mai 2018) auf der World Heritage List der Unesco. Zu diesen "Frontiers" gehören der Limes in Südwestdeutschland, der Hadrianswall in Nordengland und der Antoninuswall in Schottland. Es handelt sich also um eine dezentrale, transnationale, grenzübergreifende Stätte, die ihrerseits aus Grenzen besteht, noch dazu aus den hinterlassenen Grenzen eines Imperiums.
Unsere wichtigsten Informationsquellen zur antiken Medizin sind Texte und Artefakte, archäologische und anthropologische Überreste (wie etwa Skelette, mumifiziertes menschliches Gewebe, Nahrungsreste oder Spuren von Lebensgewohnheiten). Im Laufe der Zeit sind jedoch viele dieser Belege durch Feuereinwirkung oder Verfall aufgrund ungünstiger Umweltbedingungen, oder auch, weil die Zeugnisse verlegt wurden und nicht mehr auffindbar waren, verloren gegangen oder stark beschädigt worden. Um herauszufinden, wie Menschen in der antiken Welt über die Seele und den Körper dachten und wie sie es mit Gesundheit und Krankheit hielten, müssen Medizin- und Philosophiehistoriker deshalb Detektivarbeit leisten: Auf der Basis fragmentarischen Materials gilt es, relevante Hinweise aufzuspüren und die Vergangenheit zu rekonstruieren. Vergegenwärtigt man sich dabei, dass einige Quellen mehr als 2.000 Jahre alt sind, ist es erstaunlich, wie genau die vorfindbaren Informationen sein können und wie nahe wir damit an die Vorstellungen antiker Menschen herankommen können.
We combined biostratigraphical analyses, archaeological surveys, and Glacial Isostatic Adjustment (GIA) models to provide new insights into the relative sea-level evolution in the northeastern Aegean Sea (eastern Mediterranean). In this area, characterized by a very complex tectonic pattern, we produced a new typology of sea-level index point, based on the foraminiferal associations found in transgressive marine facies. Our results agree with the sea-level history previously produced in this region, therefore confirming the validity of this new type of index point. The expanded dataset presented in this paper further demonstrates a continuous Holocene RSL rise in this portion of the Aegean Sea. Comparing the new RSL record with the available geophysical predictions of sea-level evolution indicates that the crustal subsidence of the Samothraki Plateau and the North Aegean Trough played a major role in controlling millennial-scale sea-level evolution in the area. This major subsidence rate needs to be taken into account in the preparation of local future scenarios of sea-level rise in the coming decades.
With Empire of the Black Sea: the Rise and Fall of the Mithridatic World (2020), Duane Roller has published the first English monograph meant to cover the Pontic Kingdom of the Mithradatid dynasty. Although he falls short of presenting an up-to-date bibliography, the book is likely to become an influential reference work. The present chapter aims at closing several of the bibliographical gaps, by surveying recent (and forthcoming) scholarship especially on the kingdom’s history prior to Mithradates VI Eupator. Topics include the Achaemenid ancestry of Mithradates of Kios, the flight of Mithradates I Ktistes to Kimiata, the role of the Galatians in the rise of the kingdom, the historicity of Mithradates III, the wars and diplomacy of Pharnakes I, the putative sibling marriage of Mithradates IV, chronological aspects of the rule of Mithradates V, and the continuity of Mithradatid foreign policies.
Den Münzen der römischen Republik verpflichtet – Der Numismatiker Max von Bahrfeldt (1856-1936)
(2021)
Kriegslärm und seine Wirkungen auf die ‚Akteure‘ sind für die Antike ein noch ungenutzter Betrachtungsgegenstand. „Sensory History“ darf als innovativer Beitrag zur Geschichtswissenschaft insgesamt gelten. Schlachtbeschreibungen thematisieren Sinneseindrücke aller Art: Die Geräusche des Krieges gehören zu den lautesten, die sich in der Menschheitsgeschichte finden lassen, der Kampf war eine multisensorische Angelegenheit mit Geschrei und Musik. Im Beitrag soll die Aufmerksamkeit auf diese Phänomene und ihre literarische Verarbeitung gelegt werden. Was bedeuteten Geräusche und Eindrücke des Krieges für die Beteiligten? Die in der Antike verbreitete Auffassung, dass „in jeder Schlacht zuerst die Augen erliegen würden“ (Tac. Germ. 43,5), ist zu relativieren! Die Kakophonie der Schlacht blieb nicht ohne Wirkung: sie bedeutete "terror" und konnte Menschen paralysieren!
Am Institut für Archäologische Wissenschaften ist der Generationenwechsel in vollem Gang. Außer den Professoren Jan-Waalke Meyer, Hans-Markus von Kaenel und Wulf Raeck ist auch die Kustodin der archäologischen Sammlungen, Ursula Mandel, in Ruhestand gegangen. Erfreulich für das Institut und die Goethe-Universität: Alle vier Stellen konnten neu besetzt, eine Lichtenberg-Professur konnte verstetigt werden, so dass insbesondere die Vorderasiatische Archäologie, die Archäologie der römischen Provinzen und Numismatik und die Klassische Archäologie nun neu in die Zukunft blicken. Der UniReport stellt »die Neuen« vor, die die Frankfurter Archäologie künftig mit prägen werden.
Seuche und Exzess : eine tödliche Epidemie im klassischen Athen prägte Europas kulturelle Erinnerung
(2021)
Eine rätselhafte Krankheit schwächte das stolze Athen zu Beginn eines Kriegs gegen Sparta. Bis heute weiß man nicht sicher, um welchen Erreger es sich handelte. Die gesellschaftlichen Auswirkungen jedoch hat der griechische Geschichtsschreiber Thukydides anschaulich beschrieben. Er schildert Verunsicherung und Regellosigkeit – und einen auffälligen Hang zum Exzess.
Significant changes in the material culture, subsistence and mode of life are associated with the Middle (c. 2000–1600 BCE) and Late Bronze Ages (c. 1600–1300 BCE) in Eastern Arabia. Since first excavations in the 1970s, research has focused on the United Arab Emirates, where all major sites of this period known to date are situated. This birthed the idea of two different lines of development in the second millennium BC. While a more gradual change is assumed for the United Arab Emirates, Central Oman was regarded as having completely abandoned settled agricultural life, returning to a less complex social organisation. This article presents new evidence from Tawi Said, Al-Mudhairib and the Wilayat al-Mudhaybi that shows that the developments in both regions were more akin to each other than previously assumed. This encourages us to reconsider our assumptions about Central Oman’s social complexity during this pivotal period of Oman’s history.
A decorated pair of trousers excavated from a well-preserved tomb in the Tarim Basin proved to have a highly informative life history, teased out by the authors – with archaeological, historical and art historical dexterity. Probably created under Greek influence in a Bactrian palace, the textile started life in the third/second century BC as an ornamental wall hanging, showing a centaur blowing a war-trumpet and a nearly life-size warrior of the steppe with his spear. The palace was raided by nomads, one of whom worked a piece of the tapestry into a pair of trousers. They brought no great luck to the wearer who ended his days in a massacre by the Xiongnu, probably in the first century BC. The biography of this garment gives a vivid glimpse of the dynamic life of Central Asia at the end of the first millennium.
Die Dissertation widmet sich einem Aspekt der hellenistischen Lebenswelt: dem Stellenwert des Athleten und des Intellektuellen innerhalb der für männliche Polisbürger geltenden Wertprädikationen. Hintergrund der Fragestellung bildet ein für die hellenistische Zeit postuliertes abnehmendes Ansehen der körperlichen gegenüber der geistigen (Aus)bildung – eine Annahme, die sich unter anderem auch auf ein Zurückgehen von Athletenbildern in der griechischen Sepulkralkunst stützt und in der Dissertation kritisch hinterfragt wird. Dazu liegt mit dieser Arbeit eine ausführliche, lokal und chronologisch eingegrenzte Studie zur Ikonographie hellenistischer Grabstelen männlicher Verstorbener aus einem Zeitraum vom 3. Jh. v. Chr. bis in das fortgeschrittene 1. Jh. v. Chr. vor. Die Materialbasis bilden die Stelen aus Delos, Smyrna, Ephesos, Samos, Kyzikos und Rhodos.
Zur Klärung, wie sich die Darstellung von Athleten und Intellektuellen in den betrachteten Regionen quantitativ niederschlägt, wurden das Bildthema sowie die Bildzeichen auf den Grabreliefs analysiert. Hierbei sind mit Bildzeichen vorhandene Attribute, aber auch weitere Hinweise, wie bestimmte Körperhaltungen, gemeint. Unterschieden wird bei den Bildzeichen außerdem zwischen primären und sekundären Bildzeichen, wobei primäre dingliche Zeichen – wie Schriftrolle oder Strigilis – eine meist sichere Zuschreibung zur athletischen bzw. intellektuellen Sphäre gewährleisten, wohingegen etwa die in der Arbeit zu den sekundären Zeichen gezählte Bekleidung oder Haltung ohne weiter verifizierende Bildinhalte zumeist deutungsoffener sind.
Über eine ausführliche quantitative Auszählung der einzelnen Bildzeichen in Verbindung mit den vorkommenden Darstellungsschemata gelangen Rückschlüsse auf die männlichen Repräsentationspraktiken in den betrachteten Regionen. So zeigte sich beispielsweise, dass die Stelen auf Delos im Allgemeinen zwar eher attributarm sind, die Wahl für sportthematische Bildzeichen jedoch vergleichsweise häufig getroffen wurde. Der Vergleich mit Grabmälern aus den übrigen untersuchten Poleis schärfte die Aussagekraft der ikonographischen Analysen, da Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der jeweiligen lokalen Bildsprache, ihrer Kompositionsvorlieben und Bildtraditionen herausgearbeitet werden konnten. Solche stadttypischen Ausprägungen zeigen deutlich, dass die hellenistische Kunst bzw. Kultur nicht als strenge Einheit zu begreifen ist.
Abschließend ist festzuhalten, dass die Athletenpräsentation konstant im männlichen Wertespektrum verankert und etabliert geblieben ist. Folglich ist die Annahme, sportliche Repräsentation habe im Hellenismus zugunsten einer geistigen abgenommen, in dieser Deutlichkeit nicht haltbar. Vielmehr gelten geänderte Bild- und Darstellungsformen, die im Vergleich zur vorhellenistischen Praxis bisweilen recht subtil erscheinen, aber vor allem eine kombinierte Vorführung verschiedener Qualitäten, darunter sowohl geistige wie sportliche inbegriffen, anstrebten.