943 Geschichte Mitteleuropas; Deutschlands
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Das Buch beforscht, wie der Eintritt von Juden und Jüdinnen in die moderne Gesellschaft Wiens "als Theater" und mit theatralen Mitteln stattfand und entwirft so eine Praxeologie jüdischer Zugehörigkeit und Differenz. In vier Studien werden jüdische Erfahrungen der Moderne zwischen Zeigen und Beobachten, sozialer Schau und antisemitischer Bedrängnis als Modi des Theatralen zum Thema. Dabei rückt Theater als Praxis ins Zentrum, mit der Zugehörigkeit in der Moderne verhandelt, selbstbewusst behauptet oder befragt wurde. Während sich Juden und Jüdinnen "wie auf einer Bühne" permanenter Beobachtung ausgesetzt sahen, kommentierten sie dies wiederum theatral, erprobten eigene Strategien sozialer Teilhabe und beteiligten sich an der Ausgestaltung von bürgerlichen Sozialrollen in der Großstadt. Theater zeigt sich so als vielschichtige kulturelle Praxis wie als "Spiel- und Spiegelform des Lebens" (Stefan Zweig).
Der aus Ungarn stammende israelische Satiriker Ephraim Kishon (1924–2005) gilt als ‚Versöhnungsfigur‘ zwischen Deutschen und Jüdinnen und Juden im bundesdeutschen Nachkriegsdiskurs. Seine „israelischen Satiren“ erfreuten sich in der freien Übertragung durch Friedrich Torberg vor allem in den 1960er bis 1990er Jahren enormer Beliebtheit. Dabei wurde zunächst verdrängt, dass Kishon selbst Überlebender der Schoah war und seinen Humor als Überlebensstrategie entwickelt hatte. Bisher wurde die Bedeutung der Schoah für Kishons Schreiben nur unzureichend berücksichtigt.
Birgit M. Körner beleuchtet das Phänomen von Kishons Erfolg in der Bundesrepublik nun von drei Seiten: von der Seite des Autors und Schoah-Überlebenden Kishon, von der Seite des Mitschöpfers und Übersetzers Friedrich Torberg und von der Seite der Rezeption durch ein postnationalsozialistisches deutschsprachiges Publikum.
Im Fokus steht zunächst die Rekonstruktion von Kishons Verfolgungs- und Überlebenserfahrung anhand bisher unbekannter Akten und der Nachweis, dass sich deren Spuren in Kishons Satiren finden lassen. Kishon und Torberg konstruieren einen „israelischen Humor“, der maßgeblich auf den europäischen jüdischen Humortraditionen – dem ostjüdischen Witz und der jüdischen Tradition des literarischen Sarkasmus – sowie auf Kishons Schoah-Überleben basiert. Deutlich wird dabei Torbergs Tendenz, das deutschsprachige Publikum zu ‚schonen‘ und explizite Stellen zu streichen, u.a. um eine positive Haltung zu Israel zu fördern. Kishon selbst stand seiner Rolle als ‚Versöhnungsfigur‘ für ein westdeutsches Publikum durchaus ambivalent gegenüber.
Einführung in eine Quellenedition von Aufsätzen aus 'Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums', 'Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland' und 'Der Morgen : Monatsschrift der Juden in Deutschland', die im Druck in der hebräischen Übersetzung 2020 unter dem Titel "Kitve ʿet bi-teḥum madʿe ha-yahadut be-Germanyah, u-peʿilutam ba-shanim 1933-1939" erschienen ist. Diese Edition umfasste Reflexionen zum Umgang mit dem nationalsozialistischen Deutschland, Neubetrachtungen der Emanzipationsgeschichte und Texte über jüdische Theologie und Philosophie.
Muhr veröffentlichte 1813 seine Schrift "Jerubaal" als Antwort auf David Friedländers "Ein Wort zu seiner Zeit" (Über die, durch die neue Organisation der Judenschaften in den preußischen Staaten notwendig gewordene, Umbildung). Friedländer hatte zu weitreichenden Reformen in Liturgie und Erziehung aufgerufen als Reaktion auf das Preussische Emanzipationsedikt von 1812. Obwohl Muhr dessen Abkehr von der Tradition ablehnte, schlug er dennoch selber vor, auf manches Althergebrachte zu verzichten und beispielsweise Predigten in deutscher Sprache und Chorgesang im Gottesdienst zu erlauben.
Muhr veröffentlichte 1813 seine Schrift "Jerubaal" als Antwort auf David Friedländers "Ein Wort zu seiner Zeit" (Über die, durch die neue Organisation der Judenschaften in den preußischen Staaten notwendig gewordene, Umbildung). Friedländer hatte zu weitreichenden Reformen in Liturgie und Erziehung aufgerufen als Reaktion auf das Preussische Emanzipationsedikt von 1812. Obwohl Muhr dessen Abkehr von der Tradition ablehnte, schlug er dennoch selber vor, auf manches Althergebrachte zu verzichten und beispielsweise Predigten in deutscher Sprache und Chorgesang im Gottesdienst zu erlauben.
Kurt Goldstein zählt zu den herausragenden deutschen Neurologen des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er u. a. durch einen eigenständigen Ansatz der ganzheitlichen Neurologie. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dabei den Kompensationsreaktionen des Gehirns und des ganzen Menschen. In der vorliegenden Studie wird erstmals der Lebensgang dieses jüdischen Arztes in den Jahren 1933 bis 1940 genauer betrachtet.
Ursprünglich sollte das vorliegende Buch nur eine Studie über die von der Kanzlei des Führers bzw. ihrem Umfeld nach Kriegsbeginn initiierten Entwürfe zu einem NS-„Euthanasie“-Gesetz werden. Dabei sollte vor allem der wichtige, allerdings mit zahlreichen Fehlern behaftete Beitrag von Roth/Aly(1984) revidiert werden. Da diese Fehler auch den Beginn der Debatte über die „Euthanasie“ im NS-Staat und den Beginn der Planung und Durchführung der „NS-Euthanasie“ (1939/1940) betrafen, musste weiter ausgeholt werden. Die Gesetzentwürfe aus der Zeit nach Kriegsbeginn machen unzweifelhaft deutlich, dass die am Krankenmord Beteiligten wussten, dass der auf den 1.9.1939 datierte „Euthanasie“-Erlass Hitlers in legaler Hinsicht nicht „ausreichte“.
Die Zahl der Verfahren und der Sterilisationen nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
(2015)
In dem Buch wird die Zahl der Verfahren nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1934 bis 1945 (nach Hochrechnung) im "Altreich" auf ca. 436.000 geschätzt. Durchgeführt wurden laut Schätzung im "Altreich" ca. 294.000 Sterilisationen. Dazu kommen noch ca. 10.000 bis 20.000 Sterilisationen in den "angeschlossenen" oder annektierten Gebieten bis 1945.