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"… die ehernen Blöcke männlichen Schaffens umkreisen" - Elfriede Jelinek queert Lessing und Goethe
(2016)
Der Beitrag verschränkt kommunikations-, informations-, kulturwissenschaftliche sowie philosophische Ansätze zur Störung mit gender- und queer theory, um Elfriede Jelineks 'Gattung' des Sekundärdramas analytisch zu beschreiben. Jelinek verfasst ihre Sekundärdramen zu kanonisierten Dramen des deutschsprachigen Raums und stellt über ihr typisches, intertextuelles Verfahren Bezug zu den Stücken her, fordert gleichzeitig aber auch die Kombination der Sekundärdramen mit ihren Bezugstexten im Moment der Inszenierung und geht damit über ihr bisheriges Verfahren hinaus. Ausgehend von der Feststellung, dass Jelineks Sekundärdramen in den Umsetzungen am Theater meist als weibliche Gegenschreibung interpretiert werden, will der vorliegende Beitrag zeigen, dass die Sekundärdramen vielmehr an einer Auflösung der Kategorien von 'Weiblichkeit' und 'Männlichkeit' arbeiten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Thematisierung des Inzests, der mit Judith Butler als vorhandene Ordnungen und Relationen verschiebendes Element gelesen werden kann.
Se discute aquí la reseña de Friedrich Blanckenburg sobre "Las penas del joven Werther" (1774) de J. W. Goethe. La reseña, de la que ofrecemos la traducción al español de varios pasajes, fue publicada unos meses más tarde que la polémica y revolucionaria novela de Goethe y constituye un documento valioso no solo de su recepción, sino también de la teorización acerca del género en el contexto de finales de la Segunda Ilustración en Alemania. Da cuenta, en efecto, de un rasgo central de este periodo: la recepción sensibilista, 'empfindsam', que tendría un efecto benefactor sobre la sociabilidad y las costumbres. Además, en una relación en cierto modo ambigua con este llamado a la empatía socialmente útil del crítico y del lector, el autor presenta elementos que señalan llamativamente hacia una doctrina de la autonomía de la esfera estética. Lo que queda sin saberse es si se trata de una "desprolijidad" de la reseña o de una lúcida interpretación de la "voz doble" que plantea Goethe en su famosa novela epistolar.
Die unterschätzte Reifeprüfung : zur Rezeption von Uwe Johnsons erstem Roman "Ingrid Babendererde"
(2013)
In der Johnson-Forschung der letzten Jahre wurde verschiedentlich die Ansicht geäußert, dass eine Beschäftigung mit Johnsons Werken ohne eine Reflexion auf die Biographie des Autors unvollständig, wenn nicht gar unzulänglich bliebe. Ein "ganzes Team von Johnson-Forschern" arbeitet deshalb seit dem Frühjahr 2005 daran, eine neue Johnson-Biographie zu verfassen. Es ist in dem Zusammenhang nicht überflüssig, daran zu erinnern, dass nicht nur der Autor, sondern auch die Leser Biographien haben, die ihrerseits - auf freilich mittelbare Weise - die Auseinandersetzung mit dem Werk Johnsons beeinflussen können. Beispielsweise, indem die in individuellen Lebensläufen gemachten Erfahrungen Lektüre-Wahrnehmungen in den Romanen Johnsons begünstigen, anregen, fördern, steuern - oder auch erschweren und behindern.
Ein weites Feld, gewiss, aber doch auch eines, dessen Relevanz schwerlich von der Hand zu weisen sein dürfte. Auf Uwe Johnson wird sich jedenfalls berufen dürfen, wer Interesse aufbringen kann für "jenes unverlierbare Eigentum, das beschlossen ist in der Vergangenheit einer Person". Die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann hat in diesem Sinne kürzlich auf einen "Primat der Erfahrung" aufmerksam gemacht, der in den Debatten um die Erinnerungsliteratur der letzten Jahrzehnte (zu der auch Johnsons Werk gehört) eine zentrale Rolle spielt: "Was man nicht selbst in den Knochen hat, kann man nicht nachträglich in diese Knochen injizieren."
In dem Aufsatz wurde ein bislang kaum beachteter Faktor der Rekatholisierung in den Böhmischen Ländern, die Liebe Gottes, behandelt. Liebe Gottes war das zentrale Thema der Geistlichen Übungen von Ignatius von Loyola und damit auch der jesuitischen Spiritualität. Sie hat sich als ein bewährtes Motivierungsmittel nicht nur nach innen, auf die Jesuiten, gerichtet, sondern wurde auch von außen, d. h. seitens der Protestanten, als ein Kompromissthema angenommen.
Modern Kuramların Postmodern Yansımaları: Okur Odaklı Edebiyat Kuramlarında Okurun Konumlandırılışı
(2017)
20. yüzyılın ikinci yarısından itibaren edebiyat alanında önemli bir paradigma değişikliğinin gerçekleştiği söylenebilir. Bu değişiklik genel olarak edebiyat kuram ve eleştirilerinin o güne kadar ihmal ettiği ancak en başından itibaren edebiyatın en önemli parçası olan okurun yeni bir yönüyle keşfedilmesi ve yeniden tanımlanmasıyla gerçekleşir. Yazar ve onun yazdığı metin karşısında o güne kadar edilgen bir rol biçilen okur, dönemin koşullarının da elverişli olması nedeniyle aşama aşama etken bir role büründürülür. 1970'li yıllardan itibaren ise okurun bu özelliğini ele alan bir dizi yeni bakış açısı ve yaklaşım ortaya çıkar. Özellikle Almanya, Amerika ve Fransa'da ortaya çıkan bu yaklaşımların her birisi beslendikleri felsefi geleneğin etkisi altında farklı bir okur modeli geliştirirler. Bu çalışmada bu farklı okur modellerinden üç tanesi incelenerek okur kavramı ile neyi veya kimi kastettikleri üzerinde durulmuştur. Bu üç farklı yaklaşımın ele alınmasındaki amaç ise, günümüzde edebiyat metnini anlamlandırmada etken bir rol üstlenen okuru tanımlamak üzere kullanılan "postmodern okur" modeline katkılarının olupc olmadığını sorgulamaktır.
Yin und Yang im Klassenzimmer? : China-Moden der 80er Jahre – mit einem kurzen Rückblick auf Brecht
(1985)
In zwei Beiträgen der Zeitschrift Diskussion Deutsch (Heft 84/1985) wurde ein Denkmodell ins Licht der Diskussion gestellt, das bis dahin eher in kleinen Zirkeln sich verborgen hatte: die Sucht, Rettung beim >Uralten< zu finden. Es war nicht, wie bei gestandenen Konservativen, das >Klassische<, es waren nicht >die Alten<, nein, das UR-Alte musste es sein, nämlich die Geheimnisse des Fernen Ostens, das Tao und Yin und Yang. Nun, zwanzig Jahre später, sind Tai Chi, Qi Gong, Bachblüten, Gaia, Heilenergien, Rebirthing, Reiki, Karmaarbeit etc. pp. zum esoterischen Alltag bzw. ist Esoterik alltäglich geworden. Das war ein Anlass, diese Miszelle wieder hervorzuholen, die damals – offensichtlich vergeblich – versuchte, jenes Denkmodell ins Licht der Kritik und damit in seiner Unreflektiertheit bloß zu stellen: westliches Denken spiegelt hier das Licht des Ostens gleichsam blind, nämlich ohne es zu reflektieren.
Mit "Stirners Einzigem" ist das Buch 'Der Einzige und sein Eigentum' von Max Stirner gemeint, das gegen Ende des Vormärz erschien. Das Buch war ein Skandalon, ein paradoxes Skandalon allerdings, weil es ideengeschichtlich dort am eingreifendsten wirksam wurde, wo die Reaktion verborgen und indirekt blieb, bei Marx und Nietzsche. Ich habe den diffusen Status des 'Einzigen', der sich daraus ergab und den er, obwohl kein Mangel an Sekundärliteratur herrscht, im Grunde bis heute behielt, in einer Wirkungsgeschichte dargestellt und diese mit einem sprechenden Neologismus eine Re(pulsions- und De)zeptionsgeschichte genannt.
Auf die Repulsionsgeschichte des Einzigen gemünzt ist das "Vade retro!" im Titel, denn eine Reihe durchaus bedeutender Denker sahen in Stirners Ideen tatsächlich den Inbegriff des Bösen, Teuflischen bzw. "aufgeklärterweise" den Einbruch des Tierischen, Unmenschlichen, Barbarischen, Zerstörerischen in die kulturelle Welt. Einige waren dabei so entschieden, dass sie ihre philosophische Position wesentlich - wenngleich undeklariert - in Abwehr von Stirners Ideen entwickelten.
Ich werde - nach einer biografischen Skizze zu Leben und Werk Stirners - diese Repulsionsgeschichte in ihren markanteren Stationen wie in einem Parcours durchlaufen, um zu zeigen, dass diese Bezeichnung adäquat ist. Die mit ihr verwobene Dezeptionsgeschichte, also die das Inhaltliche betreffenden Täuschungen, Selbsttäuschungen und Verdrängungen der Abwehrenden, können hier nur beiläufig zur Sprache kommen.
Im Februar 2011 erscheint ein Interview mit Marc Fumaroli. Er ist Mitglied der Académie française, Experte für Rhetorik im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, Kommandeur der Ehrenlegion und hat soeben Graciáns Handorakel unter dem Titel "L'homme de cour" neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen. Das Interview trägt die Überschrift "Gracián ou l'art de se gouverner soi-même" (Gracián oder die Kunst der Selbstregierung).
Die Parallelen zwischen Cortázars 'Rayuela' und Musils 'Mann ohne Eigenschaften' wurden von wissenschaftlicher Seite schon mehrfach untersucht. Die Frage, ob und inwieweit sich die Berührungspunkte der Romane auf einen direkten Einfluss Musils zurückführen lassen, ist dabei weitgehend ausgeklammert geblieben. Einen ersten Schritt dahingehend soll hier durch die Aufarbeitung von Umständen und Umfang von Cortázars Musil-Rezeption, die bisher ebenso wenig beachtet wurde, getan werden. Ein weiterer Schritt ist die Analyse von Kontext und Funktion, die den Nennungen Musils in 'Rayuela' zukommt. Die im Zuge der Rezeptionsaufarbeitung durch die Durchsicht von Cortázars Exemplaren der Musilschen Werke gewonnenen Kenntnisse über jene Passagen, die ihm bedeutend erschienen sein dürften, erleichtern es außerdem, Musilsche Intertexte in 'Rayuela' aufzuspüren, die als Indiz eines Einflusses gewertet werden können. Dass es davon mehr gibt, als bisher angenommen, soll an einer exemplarischen Analyse des 71. Kapitels von 'Rayuela' verdeutlicht werden.
Das Weibliche als Natur, Rolle und Posse : sozio-theatrale Tableaus zwischen Shakespeare und Nestroy
(2011)
Es wäre viel zu einfach, die in einer bestimmten historischen Konstellation verbreitete Rede davon, was "weiblich" und was "männlich" sei (eine Rede, der die Alltagsrealität des Einzelnen ohnehin entgegengesetzt sein kann), und die in einem Bühnenstück vorgeführten Verhaltensweisen von Frauen und Männern in eins zu setzen. Zu bedenken ist vielmehr, was Walter Obermaier über die Frauen bei Nestroy schreibt: dass sie nämlich "generell einer Welt der Fiktion zugehörig [sind], in der Possentradition und Theaterkonventionen eine entscheidende Rolle spielen" - oder allgemeiner formuliert, dass Kunst, Alltagswissen und die Autorität wissenschaftlicher Rede je spezifische Funktionen für einen Diskurs besitzen und dabei in verschiedene Beziehungen zueinander treten können. Dies vorausgesetzt, möchte Marion Linhardt im Folgenden einem traditionellen Thema des komischen Theaters nachgehen: dem Aufeinandertreffen von geschlechtsbezogener Norm einerseits und Abweichung von dieser Norm andererseits. Das genre- wie geschlechtergeschichtliche Feld wird dabei durch William Shakespeares "The Taming of the Shrew" (um 1592) und Nestroys "Gewürzkrämer-Kleeblatt" (Theater an der Wien 1845) aufgespannt. Die Verschiebungen im Geschlechterdiskurs, die sich innerhalb dieses Feldes vollzogen, und das jeweilige Potenzial dieses Diskurses im Hinblick auf komische Genres lassen sich beispielhaft anhand der maßgeblichen Wiener Shrew-Adaption des 19. Jahrhunderts nachvollziehen: gemeint ist "Die Widerspänstige" (Burgtheater 1838) des Nestroy-Zeitgenossen Johann Ludwig Deinhardstein, ein Stück, das seinerseits nach zwei Richtungen hin kontextualisiert werden soll - zunächst durch einen Blick auf die im deutschsprachigen Raum viel gespielten älteren Shrew-Bearbeitungen von Johann Friedrich Schink und Franz Ignaz von Holbein, dann durch Beobachtungen zu einem programmatischen Stück aus dem unmittelbaren Umfeld der "Widerspänstigen", nämlich Wilhelm Marchlands Lustspiel "Frauen-Emancipation" (Theater in der Josephstadt 1839). Der Ausgangspunkt der Überlegungen ist ein doppelter: Es wird gefragt, wie sich die aus dem erwähnten Aufeinandertreffen von Norm und Abweichung resultierende Komik zur - historisch bedingten - Disposition von Genres verhält und welche Dimensionen das Phänomen des Rollenspiels in diesem sozio-theatralen Tableau gewinnt.