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"Ich soll nicht zu mir selbst kommen" : Werther, Goethe und die Formung des Subjekts in der Moderne
(2006)
Die Leiden des jungen Werther: Sie gehen aus einem neuen Reflexions- uns Ausgleichungsbedürfnis hervor, aus der Suche nach einem konsistenten Ich. Werther erlebt die kognitiven und affektiven Veränderungen, die die Moderne heraufführt, und aus diesen Erfahrungen geht sein Verlangen nach Einheit hervor (...). Die Suche nach dem einheitlichen, festen, verläßlichen Ich hält den Briefroman zusammen, und die Gattungswahl korrespondiert mit der Fragestellung, denn das Medium des Briefes hat im 18. Jahrhundert seine rasante Ausbreitung erfahren, weil ein historischneuer Individualitätstyp aufgetreten ist und das Bedürfnis nach einem entsprechenden anthropologischen Diskurs vorhanden war. Die übergreifende Frage nach der Identität verbindet auch die scheinbar so verschiedenen Themen im ‚Werther’: Natur, Liebe und Gesellschaft.
Das Sofa Arthur Schopenhauers, Millionen Jahre alte Fossilien, japanische Mangas, physikalische Geräte, illustrierte Inkunabeln, hauchdünne Hirnschnitte, Kopien afrikanischer Felsbilder, Herbarbelege von James Cook, Klavierrollen mit Einspielungen von Camille Saint Saens ... Was sich liest wie das schillernde Inventar eines Universalmuseums zur Erd- und Menschheitsgeschichte der vergangenen 4,6 Milliarden Jahre ist das dingliche Reservoir der historischen und aktuellen Forschung und Lehre an der Goethe-Universität. Eine Ausstellung im Museum Giersch zeigt anlässlich der 100-Jahr-Feier ausgewählte Schätze aus 40 Sammlungen für ein breites Publikum.
Als Howard Carter 1922 zum ersten Mal im Tal der Könige ins Grab von Tutenchamun blickte, sagte er: "Ich sehe wunderbare Dinge". Unbekannte Schatzkammern verbergen sich auch in den Depots, Büros, Archivräumen oder auf den Dachböden der Goethe-Universität und ihrer Kooperationspartner, wo die über 40 Sammlungen lagern. Millionen Objekte aus 4,6 Milliarden Jahren sind in über 100 Jahren Forschung und Lehre entstanden und gesammelt worden.
Im Blickfeld meiner Ausführungen werden die Kommunikationsabläufe des literarischen Marktes und die Vertriebsstrukturen in der Verlagsbranche stehen. Besonderes Augenmerk gilt den materialen Medien des Netzwerks, die Alltäglichkeit der Netzwerkgestaltung, die fortgesetzte Installation und Weiterentwicklung von Netzwerken als Alternative zum unzulänglichen postalischen und Finanzsystem, unter dem die expansive Buchbranche um 1800 besonders zu leiden hatte.
Der Rekonstruktionsversuch der Werkgenese und der Editionsgeschichte des ersten in Druck erschienenen deutschsprachigen Schriftstellerlexikons der siebenbürger Sachsen mag angesichts des derzeitigen Forschungsstandes gewagt erscheinen, ist jedoch mehr als notwendig. Das 18. Jahrhundert ist – was Siebenbürgen betrifft – keine bevorzugte Epoche der Literaturgeschichtsschreibung, stellt Stefan Sienerth in der Geschichte der siebenbürgisch-deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert resigniert fest. Als beinahe unüberwindbares Hindernis tut sich die Gattungs-, Formund Gehaltvielfalt der Texte aus der Zeit des Pietismus und der Aufklärung auf, infolge dessen meistens nicht die Literaturwissenschaft, sondern die verwandten Disziplinen mit den schriftlichen Zeugnissen des 18. Jahrhunderts sich auseinandersetzen; aber auch das fehlende, da unerforschte und unedierte Quellenmaterial erschwert die (literatur)wissenschaftliche Erforschung der Epoche. Besonders deutlich manifestiert sich dies am Beispiel des Johann Seivert.
Die skandalumwitterte und erfolgreiche Schriftstellerin Ida Gräfin Hahn-Hahn (1805-1880) war ihr Leben lang auf Reisen; sie war im ständigen Grenzenüberqueren zu Hause. In ihren Romanen und Reiseberichten hat sie Spiegelbilder ihrer eignen Seele und ihrer Zeit entworfen. "Ich reise, um zu leben" hat sie behauptet und sich damit ein wesentliches Motiv ihres Daseins bewußt gemacht. - Angesichts ihres ungewöhnlichen Lebenslaufs und ihrer unzähligen vorübergehenden Aufenthalte an unterschiedlichsten Orten ist man gleichwohl verblüfft und fühlt sich angehalten, wirkliche Erklärungen zu finden. Persönliche Sinnsuche scheint in diesem Fall ein lebenslänglicher Leitfaden gewesen zu sein. Die biographischen Hintergründe der Hahn-Hahnschen Reiselust liefern den Beleg.
Wer unseren Planeten erforschen will, muss sich auf die Socken machen. Forschungsreisen gehören für fast alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in diesem Heft Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren, selbstverständlich zum Beruf. Dass sie dabei natürlich neben rein forschungsbezogenen auch ganz persönliche Erfahrungen machen, bereichert ihr Leben. Und sie haben wunderbare kleine Geschichten zu erzählen, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. ...
Unter dem Aspekt der universellen Kommodifizierung der modernisierten Herrschafts- und Geschlechterverhältnisse im Fabriksystem beschäftigt sich Mirjana Vukovic in ihrem Beitrag "Ich lasse mich nicht verhandeln gegen schnödes Geld" mit dem emanzipatorischen Lebensentwurf der Protagonistin in Louise Astons Roman "Aus dem Leben einer Frau" (1847). Johanna, Tochter eines verbitterten Pfarrers aus ärmlichen Verhältnissen, wird an den reichen Fabrikanten Oburn verheiratet, erkennt aber schließlich, dass sie lediglich als Handelsobjekt zwischen Vater und Ehemann fungieren solle. Sie verwertet die Schmuckgeschenke ihres Ehemannes, um die entmenschlicht gezeichneten Hungergestalten in Oburns Fabrik zu einem menschenwürdigen Lohn zu verhelfen. Gegen die klassische Autonomie-Ästhetik schreibe Louise Aston sich in ein Literatur- und Kunstkonzept ein, in dem die fragmentarisierte Wirklichkeit in "Form und Inhalt der Fiktion einfließen" solle; ihre Legitimation bezieht diese Auffassung aus den obsessiven Revolten, die nahezu das gesamte 19. Jahrhundert prägen. In dieser Perspektive lässt "Aus dem Leben einer Frau" sich gegen die letztlich erfolgreichen Kanonisierungsbestrebungen Fontanes als politische Geschichte weiblicher Emanzipation aus der Allmacht des Geldes lesen, die größere wissenschaftliche Beachtung verdient hätte.
The aim of the present paper is to highlight some aspects of bilingualism in a German minority language community located in the South of Brazil. Based on ethnographic research methods, the study describes language use in face-to-face interactions between bilingual students and their teacher in a monolingual primary school, focusing on Portuguese-German code-switching from a socio-functional perspective. The results suggest that code-switching should not be associated with language deficit, but with the bilingual discourse since the phenomenon could be seen both as a relevant conversational strategy as well as a significant learning resource among bilingual children.
Das Foto auf der Homepage von Prof. Dr. Norman Davis zeigt einen verschmitzt lächelnden, weißbärtigen Mann. Die Brille hat er keck auf die Nasenspitze geschoben. Entspannt sitzt der US-amerikanische Neurobiologe im blaugrau gemusterten Poloshirt an seinem Mikroskop, das in der Division of Neurobiology an der University of Arizona in Tuscon steht. Davis ist dort Research Professor im Team von Prof. Dr. John Hildebrand. Früher war er Lehrstuhlinhaber an einer der renommierten Ostküsten-Unis. Doch ans Aufhören dachte er auch im hohen Alter nicht. Stattdessen erforscht er nun als ganz normales Teammitglied ohne Extravaganzen. ...
Das Thema Datenschutz wird in Zeiten von Internet und künstlicher Intelligenz immer komplexer. Die Entwicklungen scheinen in manchen Bereichen kaum noch beherrschbar zu sein. Nur ein Zusammenspiel von Rechtswissenschaft und Informatik kann den Einzelnen und bestimmte gesellschaftliche Gruppen vor Diskriminierung schützen.
"Ich habe kein Wort" : Betrachtungen zu einem Topos literarischer Texte über den Ersten Weltkrieg
(2014)
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit einem Topos, der einen literarischen Bezugsrahmen für Benjamins Befund sowie für psychohistorische Bestandsaufnahmen darstellt, nämlich der in (literarischen) Dokumenten von Kriegsteilnehmern immer wieder geäußerten Überzeugung, die 'wahre' Natur des Fronterlebnisses könne jenen nicht vermittelt werden, die diese Erfahrung nicht teilen. Dieser 'Unsagbarkeitstopos' erscheint paradox, steht er doch im Widerspruch zur schieren Fülle literarischer Zeugnisse über den Großen Krieg von 1914–1918, in denen überdies sehr häufig der Anspruch erhoben wird, die 'Wahrheit' über den Krieg zu berichten und so die falsifizierenden Bilder der Propaganda zu korrigieren. Auch widerspricht die Betonung der Nicht-Erzählbarkeit des Krieges der allgemeinen Erfahrung, wonach krisenhafte Erlebnisse zumeist einen 'narrative drive' generieren, also tatsächlich das Bedürfnis schaffen, sie zu erzählen. Im Fall von Memoiren und Romanen über den Ersten Weltkrieg bleibt dieser Widerspruch jedoch zumeist unaufgelöst.
Das Gedächtnis arbeitet nicht für Historiker. Es dient dem Leben, und dieses bedarf fließender Anpassungen des erworbenen Wissens an die Anforderungen der Gegenwart und Zukunft. Die Erkenntnisse der Hirnforschung fordern die Historiker heraus: Sie sollten nicht nur erforschen, wie es war, sondern wie Erinnerungskulturen funktionieren. Dazu bedürfen sie der Kooperation mit den Kognitionswissenschaften.
Seiner Gattung nach ist das Monumentaldrama von Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit" unzweifelhaft eine Satire. Einen Zugang zum Verständnis kann denn auch Schillers berühmte Satirebestimmung eröffnen. Sie steht in seiner Abhandlung "Über naive und sentimentalische Dichtung", die erstmals 1795/96 in den "Horen" erschien. Darin lautet die Definition der Satire als einer sentimentalischen Gattung folgendermaßen:
"In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenübergestellt. Es ist übrigens gar nicht nötig, daß das letztere ausgesprochen werde, wenn der Dichter es nur im Gemüt zu erwecken weiß; dies muß er aber schlechterdings, oder er wird gar nicht poetisch wirken. Die Wirklichkeit ist also hier ein notwendiges Objekt der Abneigung, aber, worauf hier alles ankömmt, diese Abneigung selbst muß wieder notwendig aus dem entgegengesetzten Ideale entspringen. […] Die pathetische Satire muß also jederzeit aus einem Gemüte fließen, welches von dem Ideal lebhaft durchdrungen ist. Nur ein herrschender Trieb nach Übereinstimmung kann und darf jenes tiefe Gefühl moralischer Widersprüche und jenen glühenden Unwillen gegen moralische Verkehrtheit erzeugen, welche in einem Juvenal, Swift, Rousseau, Haller und andern zur Begeisterung wird".
Die Gefühlsemphase in den Dichtungen des Sturm und Drang wurde häufig als Versuch einer Aufwertung der Leidenschaften interpretiert. Dagegen wird hier die Ansicht vertreten, dass die immer wieder bezeugte Erfahrung des sentio ergo sum sich auf einen anderen Emotionsbereich bezieht als der ältere Leidenschaftsdiskurs. Der heroische Kraftkult ("Genie-Kult") und die Melancholie in der Sturm-und-Drang-Literatur werden unter emotionspsychologischen Prämissen neu analysiert und als spezifische Verarbeitung von Furcht- und Strafreizen gedeutet. Die emotionalen Selbstvergewisserungen des Sturm-und-Drang-Individuums stellen sich somit dar als historisch-empirische Stressreaktionen und psychische Coping-Prozesse in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels.
Die Fortschritte der Neurowissenschaften in den letzten hundert Jahren ließen auch andere Wissensbereiche nicht unberührt und haben dazu geführt, dass traditionelle Vorstellungen von Identität mehreren Revisionen unterzogen werden mussten. Die Rede vom Gehirn als Grundlage der Individualität hat eine tiefgreifende Blickwinkelverschiebung zur Folge, die sich sodann auch in der philosophischen und literarischen Auseinandersetzung mit der Frage der neurobiologischen Grundlage von Individualität niederschlägt. Mit Blick auf den übergeordneten Titel der Veranstaltung Grenzen überschreiten in der Germanistik liegt hier gar eine zweifache Grenzübertretung vor: zunächst wird die Grenze zwischen zwei verschiedenen Disziplinen, der Literatur und der Neurobiologie, die ganz unterschiedliche Diskurse und damit Sprech- und Arbeitsweisen einschließen, überschritten. Zum zweiten erfolgt eine Grenzüberschreitung von traditionellen Identitätskonzepten, wenn in der Äußerung Ich bin mein Gehirn reduktionistisch konstatiert wird, Identität sei nicht mehr als die Summe einer Verschaltung von Neuronen und ihrer Aktivitäten im menschlichen Gehirn.
Der österreichisch-serbische Literaturwissenschaftler Zoran Konstantinović, geboren am 5. Juni 1920 in Belgrad, ist am 22. Mai 2007 in seiner Geburtsstadt verstorben. Nach der Kriegsgefangenschaft, in die er als Soldat der jugoslawischen Armee geriet, seinem 1945 in Zagreb begonnenen und in Belgrad fortgesetzten Studium, seiner Hochzeit mit der Kroatin Dagmar Bestal sowie der Geburt seiner beiden Kinder Vladimir und Dagmar und seiner Zeit als Universitätsprofessor für Germanistik in Belgrad wurde Zoran Konstantinović 1970 auf den ersten österreichischen Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft nach Innsbruck berufen. Dort baute er das Studium für Vergleichende Literaturwissenschaft und ein dazugehöriges Institut auf, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990 auch leitete.
This article is dedicated to the intercultural aspects of Paul Schuster’s stories (1930-2004), a German writer, born in Sibiu, regarded by German literary historians and criticists as one of the most talented prose writers descending from the small German cultural enclave of Transylvania. His work is thematically focused on events of the past century; The German minority he belongs to plays a decisive role, but also its cohabitation with different ethnic groups in Romania as well as the interethnic relations between them. Interculturality in Paul Schuster's stories is revealed on several levels: cultural exchanges between different ethnic groups, aspects of interethnic collaboration, imagology, linguistic interferences and translations from Romanian authors.
From New Corbuzon to UnLondon, China Miéville's works show a preoccupation with the city which transcends the function of setting and serves as a subtext to the plot. As one of the most prominent representatives of weird fiction Miéville constructs cityscapes that fascinate the reader with their eccentricity and strangeness, but also with their social, historical and architectural complexity. In "Perdido Street Station" the eponymous landmark in New Corbuzon is essential for the denouement of the plot rather than merely a backdrop. The city is a character in its own right. This is also and especially true for Miéville's 2009 novel "The City and the City". Here, the city seems at first normal, then alien and in conclusion utterly quotidian. The way the literary space and place is built permeates everything in the novel: the way the characters act, the crime plot, the philosophy and mood. At the core, "The City and the City" captures the everyday creation and maintenance of social space and illustrates the human capacity to deal with conflicting, layered realities of communal life and the human condition.
The "City and the City" is set in the twin city states of Besźel and Ul Qoma that occupy much of the same geographical space, but are perceived as two very different cities. The borders between the cities are invisible and intangible, but reinforced by citizens by "unseeing" and "unsensing" the other one. Meaning: someone in Besźel must ignore everything Ul Qoman even what is right next to them. Some parts of the cityscape are totally in one city but quite a few are "cross-hatched", meaning in either city depending on what is unseen. Unsight is an acquired habit, but one that is performed unconsciously. To unsee the other city is an integral part of being a citizen and important in the socialiation of children. Acknowledging the other city even accidentally is a serious crime called breaching punished by an all-seeing, all-powerful agency named Breach. Why and how the state of separation between the cities came to pass is unknown: an event ambiguously called "cleavage" split or united the cities.
"The City and the City" won several awards for fantasy writing, although it is fantastic only in one aspect and – plotwise – the novel is crime fiction: a police procedural with noir and hard-boiled touches – genres that lay claim on gritty realism. It is precisely this uncertainty of genre that allows a subversive reading of the text and contributes to the social criticism therein. In the novel Inspector Tyador Borlú from Besźel investigates the murder of foreign student Mahalia Greary across the cities and uncovers a conspiracy to exploit the cities' cultural heritage for profit.
The issue of data security has become increasingly complex in the age of the internet and artificial intelligence. The developments seem to be almost unmanageable in some areas. Cooperation between jurisprudence and information technology is the only thing that can protect the individual and certain social groups from discrimination.
Background: Health Authorities recommend influenza vaccination of healthcare personnel (HCP) to decrease the transmission of influenza to vulnerable patients. Recent studies have almost exclusively used quantitative questionnaires in order to identify determinants of vaccination behaviour. Interviews enable HCP to express freely why they think they are (not) willing to get vaccinated against influenza.
Methods: By means of semi-structured one-on-one interviews with 123 Belgian, Dutch and German HCP, reasons for and against vaccination, experiences with influenza vaccination, intention to get vaccinated and possible barriers, as well as willingness to advice influenza vaccination to patients were investigated. Data were processed with QSR NVivo 8.0 and analysed using a combination of a deductive and a general inductive approach.
Results: Across countries, self-protection, patient protection, and protection of family members were reported as most important reasons to get vaccinated against influenza. Reasons to not get vaccinated against influenza were fear of side effects caused by the vaccine, a low risk-perception, the disbelief in the effectiveness of influenza vaccination, organizational barriers, misconceptions, and undefined negative emotions.
Conclusions: The social cognitive variables underlying the decision of HCP to get vaccinated against influenza (or not) seem to be similar in Belgium, Germany, and the Netherlands, even though some differences surfaced. A quantitative investigation of those social cognitive variables is needed in order to determine the importance of the social cognitive variables in explaining the intention to get vaccinated and the importance of the similarities and differences between countries that have been found in this study.
"I Am a Hottentot" : africanist mimicry and green xenophilia in Hans Paasche and Karen Blixen
(2014)
Claims that industrialized western countries must reform their environmental practices have often been made with reference to less-developed non-western societies living in greater "harmony" or "balance" with the natural world. Examples of what I call green xenophilia (from the Greek "xenos", meaning strange, unknown or foreign, and "philia", meaning love or attraction), are myriad, wide-ranging and culturally dispersed. They range from the appearance of the iconic "crying Indian" in anti-pollution TV and newspaper spots in the months leading up to the first Earth Day on April 22 1970 to numerous environmentalist individuals' and groups' use of the fabricated "Chief Seattle's Speech" as an authoritative touchstone of ecological consciousness, and from the British Schumacher College's endorsement of India as a source of simplicity, holism, humility, vegetarianism etc. to leading deep ecologists' advocacy of East Asian religions (especially Buddhism, Jainism and Taoism) as "biocentric" alternatives to "anthropocentric" Christianity (Rolston 1987; Dunaway 2008; Krupat 2011; Corrywright 2010). Invocations of non-western cultures, identities and worldviews have proved potent heuristic devices, enabling greens both to critique the status quo and to gesture (however schematically) towards the possibility of alternatives. Pervasive media-borne ideas and images like "the Green Tibet" (Huber 1997) and "the ecological Indian" (Krech 1999) have given environmentalist ideas about the good life physical incarnation, making them seem less remote and abstract. Yet the prevalence of xenophile dis course has also made environmentalism vulnerable to recurrent accusations of romantic primitivism, orientalism and exoticism, as western greens have sometimes (though not always) appeared to buttress traditional socio-cultural norms in the very act of challenging them (Guha 1989; Lohmann 1993; Bartholomeusz 1998). What is gained and what is risked when western greens speak about, with, for or as "the other"? In this essay I engage with two early-twentieth-century North European writers, the German Hans Paasche (1881-1921) and the Dane Karen Blixen (1885-1962), whose works bring this question to the forefront. Critical of European industrialization, and awkwardly positioned vis-a-vis their upper-class social milieus, Paasche and Blixen wrote as self-made "Africans", testing the limits between colonialism, anti-colonialism and emergent forms of environmentalism and green" lifestyle reform. More precisely, Paasche in "Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Kukara ins Innerste Deutschland" ("The African Lukanga Mukara's Research Joumey into the Innermost of Germany" (1912-1913) and Blixen in "Out of Africa" (1937) deploy the ambiguous form of mimicry that Susan Gubar labels "racechange", impersonating or appropriating culturally other voices and perspectives on animals, food, physical embodiment and human-natural relations (Gubar 1997). Paasche and Blixen, I argue, used their considerable intercultural insight to construct images of Africa that they hoped would stand in redemptive contrast to the humanly and environmentally ruinous beliefs and practices of European modernity. I am interested in the acts of ethnic and textual self-alienation that these writers perform because they highlight the discursive, ethical and political ambiguities of green xenophilia - ambiguities that can be explored from different positions within the developing field of ecocritical studies.
Wenn von Stanley Kubricks Lolita als Skandal-Film die Rede sein soll, dann ist es unvermeidlich, zunächst einen anderen Skandal ins Auge zu fassen, und zwar einen, der den durch den Film ausgelösten an Intensität bei weitem übertrifft: den Skandal um das Buch nämlich, das dem Film zugrundeliegt, also Vladimir Nabokovs Roman Lolita. Der Skandal, den dieses Buch entfesselte – Nabokov selbst sprach von dem „Wirbelsturm Lolita“ –, war unter den nicht eben wenigen Skandalen in der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts einer der größten und wirkungsreichsten. Welcher Roman sonst hätte es geschafft, dass nach seinem Erscheinen der Pfarrer einer Kleinstadt, die zufällig denselben Namen trägt wie der Roman, einen Antrag auf Namensänderung – der Stadt, nicht des Romans – gestellt hätte?
Frank Hethey zeigt am Beispiel Harro Harrings, wie zwiespältig das Bild der Neugriechen bei aller Begeisterung für den Befreiungskrieg war: Ähnlich wie bei Jakob Philipp Fallmerayer ist auch Harrings positives Bild der griechischen Zeitgenossen zeitweise stark eingetrübt. Gleichwohl sind auch Harrings Lebens- und Denkwege ein Beispiel dafür, dass der Philhellenismus geistesgeschichtliche und politische Entwicklungen im Vormärz überaus stark geprägt hat.
"Hoch soll er leben!" : Routineformeln als Forschungsaufgabe der phraseologischen Kontrastivik
(2010)
Phraseological issues are of great interest to researchers in the field of German studies outside German-speaking countries as well. If one looks back upon the achievements and insights of phraseological research elsewhere, it becomes obvious that there are lots of areas of investigation still to be expanded, as far as the German and the Romanian languages are concerned. The research approaches suggested here are meant to highlight more specific aspects of linguistic phraseological material.
1932 befindet sich die Weimarer Republik an ihrem politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Tiefpunkt. Was ließe sich angesichts des angeschlagenen Selbstbewußtsein der Nation besser instrumentalisieren als der hundertste Todestag des Olympiers Goethe, als die Epiphanie des Unsterblichen, als ein "Ehrenjahr des deutschen Menschen und der deutschen Kultur". Nicht nur in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Goethes Werk und den gigantischen staatlichen Feierlichkeiten, mehr noch in den populären Medien, in allen Radiosendern, in sämtlichen Zeitungen, in allen politischen Lagern, von Nationalsozialisten und Katholiken, von Juden und Kommunisten wird Goethe auf fatale Weise ideologisch vereinnahmt.
I kdyz se dnes v restauracích ve většině případů stále uţívá běţná základní makrostruktura jídelního lístku Polévky – Studená jídla a předkrmy – Saláty – Hlavní jídla – Moučníky, můţeme pozorovat i změny této makrostruktury, které souvisí se změnami ve funkci jídelního lístku, tj. slouţit i k pobavení a zvýšení obratu. Tyto změny se také zrcadlí v modifikaci ztvárnění nadpisů jednotlivých oddílů jídelníčků, přičemţ jsou zvoleny různé strategie.
"Heute kamen wir unter heftigem Regen im lieben Dresden an“ : Arthur Schopenhauer und Dresden
(2004)
Nach einem Besuch beim Ehepaar Simmel berichtet Max Weber seiner Frau, dass sie sich hinsichtlich der religiösen Autorität Stefan Georges einig seien: "[D]aß er 'Prophet' werden möchte, halten auch sie für einen Fremdkörper." Doch wie fremd nimmt sich dieser Anspruch tatsächlich aus, sei es in der Zeit um 1900, sei es im lyrischen und/oder ethischen Werk Stefan Georges? Was bedeutet es zudem, einen Gott auszurufen, der nach Friedrich Nietzsche längst tot war, und welche Folgen hat die Wiederkehr Gottes für dessen Seher? Gerade diese Frage scheint mir für Georges Prophetie zentral zu sein. Denn das exklusive Wissen von Gott, dessen wohl konkreteste Bezeichnung Maximin ist, restituiert nicht bloß die Opposition von einerseits einem Absoluten und andererseits den Menschen; es mündet zudem in der Autorisierung des einen Propheten, der einzig und allein unmittelbaren Zugang zu Gott gefunden haben will. So ist letztlich er es, über den das Göttliche seine Rückkehr in die entzauberte Welt feiert, sieht und verkündet dieser doch, was ausgehend vom Leben Maximilian Kronbergers wirkungslos geblieben war. Das Göttliche inmitten der "Mechanisierung", wie Friedrich Gundolf das "Zurücktreten der Götter aus der Zeit" um 1900 beschreibt, wird also weniger durch Maximin als durch dessen Mythos reanimiert, kraft der Erkenntnis, der Sprache und nicht zuletzt der subjektiven Kriterien Stefan Georges.
Dass dieser hierbei nicht nur initiierend auftritt, sondern vor allem auch als größter Nutznießer aus einem Maximin-Kult hervorgeht, will der Aufsatz ausgehend von Georges Auftaktgedicht zu Auf das Leben und den Tod Maximins, von Das Erste, herausstellen. Methodologisch erweist sich hierbei eine produktionsästhetische Argumentation zur Erschließung wesentlicher ästhetischer Leerstellen in Georges Lyrik als vielversprechend. Prophetische Dichtung fordert nämlich sowohl im Allgemeinen als auch im besonderen Fall Stefan Georges stets zugleich ästhetische wie soziale Implikationen zu berücksichtigen.
Walter Benjamins Name taucht in Kracauers fragmentarisch gebliebenem Spätwerk 'History - The Last Things before the Last' (1969) nur wenige Male auf, jedoch finden sich unter den Materialien und Vorarbeiten zu diesem Werk, die in seinem Nachlass im Deutschen Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt werden, einige Lektürenotizen zu Benjamins Thesen "Über den Begriff der Geschichte". Ein Briefumschlag mit Karteikarten versammelt eine Reihe von Kommentaren, die es erlauben, Kracauers Blick auf diesen Text zu rekonstruieren. Dies erscheint umso interessanter, als es sich hier um die Rezeption eines sehr gut informierten zeitweiligen Weggefährten und Schicksalsgenossen handelt, der sich als Überlebender in den 1960er Jahren, etwas mehr als zwei Jahrzehnte nach der Entstehung von "Über den Begriff der Geschichte", manchen ihrer einst gemeinsamen Fragestellungen erneut zuwendet.
: German Studies in Hermannstadt (Sibiu) have always put an increased focus on preserving continuity and consistency in teaching and research. The international anniversary conference (October 2019) that marked 50 years since the establishment of the Chair of German Studies in Hermannstadt (Sibiu) offered ample opportunity for taking a retrospective look in order to reflect on continuities and ruptures. Thus, in the article are mentioned some of the challenges that the chair had to face in its recent history.
Das Konzept "Heimat" besitzt für die Identitätsstiftung eine große Bedeutung, in jüngerer Vergangenheit sogar in zunehmendem Maße. Dies wird durch den Rechtsextremismus aufgegriffen und für den Transport der eigenen xenophoben Ideologie genutzt. Dabei wird auch an die Ausdeutung des Themas im Nationalsozialismus angeknüpft. Heimat wird dabei zu einem bedrohten Wert erklärt, den es vor dem Fremden zu schützen gilt. Aus diesen Gründen spielen Heimatdiskurse schon seit langem eine wichtige Rolle im deutschen Rechtsextremismus. Wesentliche identitätsstiftende Momente von Heimat sind das Brauchtum und die Sprache, durch deren Besonderheiten Zugehörigkeit signalisiert und erkannt wird. Zugleich bieten diese Spezifika die Möglichkeit, sich von anderen abzugrenzen. Lässt man das Brauchtum im Hinblick auf die sprachwissenschaftliche Ausrichtung des Beitrages unberücksichtigt, so ist es die Sprache, genauer die Verwendung von Dialekt oder doch zumindest eines Regiolektes oder einer landschaftlichen Färbung, die landläufig ebenfalls als Marker für die regionale bzw. lokale Identität gilt [...]. Dementsprechend liegt die Frage nahe, ob dialektale bzw. regiolektale Elemente auch in rechtsextremer Kommunikation irgendeine Rolle bei der Konstituierung des Heimatbezuges spielen.
Warum übt diese kurze Geschichte bis heute eine unmittelbare Faszination sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene aus? Warum konnte sie in den letzten 200 Jahren zu verschiedensten Zwecken eingesetzt werden? Zur Entdeckung "normaler" kindlicher Widerspenstigkeit in der Zeit aufkommender bürgerlicher Emanzipation, im Dienste einer autoritären Erziehung in der Wilhelminischen Ärea (Struwwelliese), zur Vorbereitung auf den Militärdienst während des Ersten Weltkriegs, als Symbol eines nicht bezähmbaren Revolutionärs, als sarkastische Progaganda gegen nationalsozialistische Ideologien ("Struwwelhitler") oder schließlich einer aufgeklärten "anti-autoritären" Erziehung wie im "ANTI-Struwwelpeter" von F. K. Waechter? Im Folgenden ein kurzer Versuch einer psychoanalytischen Erklärung als Ergänzung zu anderen Annäherungen : Heinrich Hoffmann ist es in den Struwwelpeter-Geschichten mit bewundernswert treffsicherer Intuition gelungen, ubiquitäre unbewusste Fantasien von Kindern, aber auch von Erwachsenen, anzusprechen und die damit assoziierten Erinnerungen an intensivste Emotionen, Ängste und Konflikte wachzurufen.
Spätestens seit dem spektakulären Kannibalismus-Fall von 2001, bei dem der mittlerweile inhaftierte Armin Meiwes aus Rotenburg den Berliner Ingenieur Bernd Jürgen Brandes, den er über das Internet kennen gelernt hatte, mit dessen Einverständnis tötete und teilweise verspeiste, ist das Thema "Kannibalismus" wieder in aller Munde. Die Art und Weise des Umgangs mit dem Tabu offenbart ein "kannibalisches Verlangen" nach solchen Geschichten.
Hypochonder gelten gemeinhin als Simulanten. Doch mit diesem Vorurteil
versuchen Psychologen seit Jahren aufzuräumen: Denn die Betroffenen
leiden erheblich darunter, dass sie sich intensiv mit selbst
beobachteten körperlichen Symptomen beschäftigen und oft über Jahre
Ängste oder die Überzeugung entwickeln, ernsthaft erkrankt zu sein.
Verhaltenstherapeutisch orientierte Behandlungsansätze, die sich speziell
mit diesen Formen der Angst beschäftigen, zeigen erste gute Erfolge.
In a letter to Scholem, dated 22 December, 1924, Benjamin famously writes of the manuscript that was to become his 'Trauerspiel' book: "[I]ndessen überrascht mich nun vor allem, daß, wenn man so will, das Geschriebene fast ganz aus Zitaten besteht" (GS I.3, 881). Much has been made of the mosaic-like citational technique to which Benjamin refers here; his "Zitatbegriff" is said, for example, to subtend the theory of a "mikrologische Verarbeitung" of "Denkbruchstücken" into "Ideen" that Benjamin develops as his theory of representation in the "Erkenntniskritische Vorrede", which in turn figures the relation between individual phenomena and their "ideas" in astral terms. Because, however, the 'Trauerspiel' book is so often understood only on this theoretical level, e.g. as either an early articulation of Benjamin’s "avant garde" and "messianic" philosophy of history (Jäger, Kany, and Pizer) or as a performance of his systems of allegory (Menninghaus) and "constructivism" (Schöttker), his "Zitierpraxis" and the actual citations that form large parts of 'Der Ursprung des deutschen Trauerspiel' have seldom been read for the purchase they provide on the vexed status of the period and concept that was the book’s direct subject, namely, the German Baroque.