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Im letzten Jahrbuch des Forum Vormärz Forschung veröffentlichte Werner Weiland einen Aufsatz, in dem er zwei Veröffentlichungen von mir kritisierte. In beiden Veröffentlichungen, die ich zunächst allein, dann gemeinsam mit Hubert Gersch und übrigens beide Male unter redaktioneller Beteiligung von Werner Weiland publizierte, ging es um den Versuch, den handschriftlich und fragmentarisch überlieferten "Lenz"-Text zu rekonstruieren. Weiland erklärt sich jetzt (2004) "zum Anwalt von Büchners Autorenehre sowie der artifiziell und literaturpolitisch vortrefflichen Komposition" des "Lenz", die ich verletzt und mißachtet hätte. Er beklagt meine "herausgeberische Eitelkeit, die sich ohne einen soliden Beweis lediglich hypothetisch auf Kosten des Autors zu profilieren sucht", und er meint, "[d]ie neuerliche Entpolitisierung des Büchnerbilds, die den Aufbruch von 1968 auf sich beruhen läßt und im neoliberalen Trend liegt", erreiche mit meinem Rekonstruktionsversuch "einen Höhepunkt". Im letzten Abschnitt setzte er mir die Pistole auf die Brust: "Ich erwarte von Dedner eine Replik". So muß ich denn wohl replizieren.
Die Herzoginwitwe Anna Amalia in Weimar hat mit der Gründung des „Tiefurter Journal“ 1781 die Tradition der höfischen Maskerade ins Literarische übertragen. Das Journal mit seiner handschriftlich in maximal 20 Exemplaren verbreiteten Auflage ist auf Exklusivität bedacht. Beabsichtigt ist eine kleine, künstlerisch und schriftstellerisch interessierte Gruppe von Adligen und Bürgern abzugrenzen gegen die Hofgesellschaft; zugleich soll allerdings innerhalb dieses Kreises eine möglichst hohe Urbanität und Liberalität zugelassen werden. Diese Doppelstrategie - größtmögliche Abdichtung nach Außen bei größtmöglicher Liberalität nach Innen - schuf eine kleine kurzlebige Utopie, auf die Goethe in der Folgezeit ein Leben lang sich beziehen sollte. Voraussetzung für diesen Freiraum nach Innen und nach Außen war das Ausnutzen aller Möglichkeiten und Schattierungen der Maskerade. Der These dieses Aufsatzes zufolge ist Goethe einer der raffiniertesten Vexierkünstler seiner Zeit. Goethes Poetik des „offenbaren Geheimnisses“ korrespondiert eine Kulturpoetik der Maskierung.