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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der außerhäuslichen Alltagsmobilität älterer Menschen, die eine zentrale Schlüsselfunktion in der Erhaltung von Lebensqualität und Gesundheit besonders im höheren Lebensalter einnimmt. Außerhäusliche Alltagsmobilität vollzieht sich stets in einem räumlichen Umweltausschnitt und kann aus ökogerontologischer Perspektive als Ergebnis eines gelungenen Person-Umwelt-Austauschs verstanden werden. Inwiefern psychologische Ressourcen im Sinne mobilitätsspezifischer Einstellungen zum Verständnis von zielgerichteter und habitualisierter Alltagsmobilität älterer Menschen beitragen können, ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Altersspezifische, mobilitätsrelevante Einstellungen im außerhäuslichen Kontext werden sowohl in der sozialwissenschaftlichen Mobilitäts- und Alternsforschung als auch in der Praxis, etwa im Rahmen einer altersgerechten Stadtgestaltung, bislang noch zu wenig berücksichtigt. Die vorliegende Arbeit reagiert auf dieses Forschungsdesiderat, indem sie mobilitätsspezifische Einstellungen im höheren Lebensalter konzeptuell beschreibt, in den Kontext ökogerontologischer Theorien einbettet und ihre Bedeutung für den Erhalt eines aktiven und gelingenden Alterns untersucht. Im Rahmen der Dissertation wurde zunächst auf der Basis klassischer und neuer ökogerontologischer Modelle das Konstrukt der mobilitätsbezogenen Handlungsflexibilität und Routinen (MBFR) konzeptuell entwickelt. MBFR umfasst einerseits die individuelle Überzeugung, das eigene Mobilitätsverhalten an Herausforderungen außer Haus anpassen zu können (FLEX) und andererseits die Präferenz für mobilitätsbezogene Alltagsroutinen (ROU). Daraufhin wurde ein standardisiertes Messinstrument zur Erfassung des MBFR-Konzepts entwickelt, optimiert und hinsichtlich seiner psychometrischen Qualität untersucht. Die Formulierung der Testitems erfolgte in Anlehnung an bereits existierende Fragebögen zu verwandten Konstrukten. In der vorwiegend online durchgeführten Pilotstudie (Penger & Oswald, 2017) wurden die Items mittels explorativer Faktorenanalysen hinsichtlich ihrer dimensionalen Struktur untersucht. Die Stichprobe umfasste 265 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter. Die Analysen des MBFR-Instruments ergaben nach Ausschluss von Items mit niedrigen und nicht eindeutigen Ladungen drei substanzielle Faktoren. Die Items der ersten Dimension bildeten die Überzeugung ab, flexibel mit personenbezogenen, altersassoziierten Herausforderungen (z. B. Schwierigkeiten im Gehen oder auf eine Gehhilfe angewiesen sein) umgehen zu können, um außerhäuslich mobil zu sein. Die Items der zweiten Dimension erfassten die Überzeugung, flexibel mit herausfordernden außerhäuslichen Umweltbedingungen (z. B. eine verlegte Haltestelle oder ein schlechter Zustand der Gehwege) umgehen zu können. Items, die auf den dritten Faktor luden, bildeten die Neigung zu Routinen im Mobilitätsalltag ab, z. B. bekannte Wege beizubehalten oder bei der Ausübung von außerhäuslichen Aktivitäten vertraute Orte aufzusuchen. Während die ersten beiden Faktoren mobilitätsbezogene Handlungsflexibilität (FLEX) messen, werden im dritten Faktor habitualisierte Verhaltensweisen (ROU) erfasst. Alle drei Faktoren wiesen eine akzeptable Reliabilität auf. Auf Basis von Rückmeldungen der Studienteilnehmer:innen wurde das MBFR-Instrument anschließend sprachlich angepasst und gekürzt. Der modifizierte Fragebogen wurde daraufhin in der empirischen Studie „MOBIL bleiben in Stuttgart“ (MBIS) eingesetzt. Dabei sollte die Frage beantwortet werden, ob das finale MBFR-Instrument die zugrundeliegenden Konstrukte valide und reliabel erfasst und die Testwerte somit ausreichende Gültigkeit hinsichtlich faktorieller, Konstrukt- und Kriteriumsvalidität bei älteren Menschen im urbanen Raum aufweisen (Penger & Conrad, eingereicht). Es wurden insgesamt 211 privatwohnende Stuttgarter:innen ab 65 Jahren in persönlichen Interviews und mithilfe eines 7-tägigen Wegetagebuchs zu verschiedenen Aspekten ihrer Mobilität im Wohnumfeld befragt. Statistische Analysen auf latenter Ebene erfolgten mittels Strukturgleichungsmodellen. Bivariate Zusammenhänge und Subgruppenanalysen wurden mittels Korrelations- und Regressionsanalysen berechnet. Die dreifaktorielle Struktur des MBFR-Fragebogens konnte im konfirmatorischen Modell empirisch bestätigt werden. Zudem fiel die interne Konsistenz aller drei Faktoren gut aus. Zusammenhänge zu konstruktverwandten Merkmalen – wie allgemeine und mobilitätsspezifische Einstellungen – deuten darauf hin, dass das MBFR-Instrument ausreichend konvergente Validität aufweist. Analysen auf latenter Ebene ergaben, dass Befragte durchschnittlich mehr außerhäusliche Wege zurückzulegten, wenn sie in stärkerem Maße überzeugt waren, flexibel auf mobilitätsbezogene Herausforderungen reagieren zu können (FLEX). Weiterhin ließen sich positive Zusammenhänge zwischen FLEX und der erlebten Selbstständigkeit sowie dem subjektiven Wohlbefinden aufzeigen. Die Befunde belegen somit hinreichende Übereinstimmungsvalidität der Testwerte. Differenzierte Analysen machten darüber hinaus deutlich, dass FLEX vor allem bei Befragten mit Mobilitätseinschränkungen bedeutsam zur Vorhersage des außerhäuslichen Mobilitätsverhaltens beitrug. ...
Um den aktuellen Bildungsstand einer Gesellschaft abbilden zu können müssen Resultate von Bildungsprozessen, wie erworbenes Wissen oder ausgebildete Fähigkeiten, modelliert und gemessen werden (Leutner, Klieme, Fleischer & Kuper, 2013). Im Rahmen sogenannter Large-Scale-Assessments (LSAs) werden Kompetenzen in bestimmten Bereichen definiert und erfasst, die generell für die gesellschaftliche Teilhabe benötigen werden (bspw. Fraillon, Schulz & Ainley, 2013). Durch die fortschreitende Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche ist der kompetente Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Teilhabe an unserer modernen Wissensgesellschaft. Die detaillierte Beschreibung solcher, auch als ICT-Skills bezeichneter Kompetenzen, und die Entwicklung von theoriebasierten Instrumenten zu deren Erfassung ist von großer Bedeutung, um mögliche sozial bedingte Disparitäten aufzudecken.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden Annahmen, Ergebnisse und Daten aus dem Projekt CavE-ICT, in dem verhaltensnahe simulationsbasierte Items zur Erfassung von ICT-Skills entwickelt wurden, aufgegriffen und weitergenutzt mit dem Ziel eine besonders effiziente und ökonomisch Messung von ICT-Skills im LSA-Kontext und darüber hinaus zu ermöglichen. Ein vielversprechender Ansatz durch den Testzeiten verkürzt und/oder die Messpräzision erhöht werden kann ist das computerisierte adaptive Testen (CAT; bspw. Frey, 2012). Beim adaptiven Testen orientiert sich die Auswahl der Items am Antwortverhalten der untersuchten Person, so dass durch die Berücksichtigung der individuellen Fähigkeit einer Person Items mit möglichst viel diagnostischer Information administriert werden können. Damit auch bei der Vorgabe unterschiedlicher Items in unterschiedlicher Reihenfolge Testleistungen von Personen miteinander verglichen werden können, stellen Modelle der Item-Response-Theorie (IRT; bspw. Hambleton & Swaminathan, 2010) die Basis der Anwendung von CAT dar.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde untersucht, wie ICT-Skills auf Basis der Item-Response-Theorie und unter Einsatz computerisierter Messinstrumente erfasst werden können. Dabei setzten die empirischen Studien dieser Arbeit unterschiedliche Testformen um und an unterschiedlichen Punkten im Prozess der Testentwicklung an. Studie I setzt noch vor der Entwicklung von Items zur Messung von ICT-Skills an und zielt darauf ab Hinweise zum Umfang des zu erstellenden ICT-Itempools und zur Testlänge eines adaptiven Messinstruments bereitzustellen. Studie II baut direkt auf Studie I auf und nutzt die im Rahmen des Projekts CavE-ICT entwickelten und kalibrierten Items beziehungsweise ihre ermittelten Itemeigenschaften zur weiteren Erprobung verschiedener CAT-Algorithmen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie multidimensionales adaptives Testen zur Messung von ICT-Skills gewinnbringend eingesetzt werden kann, und zudem eine differenzierte Messung auf Ebene der verschiedenen kognitiven Prozesse von ICT-Skills erlaubt. Dabei werden explizit Möglichkeiten exploriert Items die unterschiedliche kognitive Prozesse von ICT-Skills abbilden sequentiell geordnet und trotzdem adaptiv vorzulegen. Die durch Studie II erarbeiteten Erkenntnisse können insbesondere für die Erfassung von multidimensionalen Konstrukten oder facettierten Merkmalen in LSAs genutzt werden. Durch den Vergleich der Ergebnisse von Studie I und II ergeben sich zudem Implikationen für ein angemessenes Design von Simulationsstudien die insbesondere noch vor der eigentlichen Test- beziehungsweise Itementwicklung ansetzen. In Studie III werden lineare Kurztests zur Messung von ICT-Skills zusammengestellt. Durch die gezielte Auswahl geeigneter ICT-Items soll bei möglichst geringer Testzeit zugleich eine hohe Messgenauigkeit und Zuverlässigkeit realisiert werden. Die in Studie III manuell und automatisiert computerbasiert zusammengestellten Tests werden hinsichtlich des Einsatzes sowohl auf Populationsebene, im Sinne einschlägiger LSAs, als auch darüber hinaus für gruppen- und individualdiagnostische Zwecke evaluiert und Empfehlungen für den Kurztesteinsatz abgeleitet.