Refine
Year of publication
Document Type
- Article (33)
- Part of a Book (32)
- Report (7)
- Conference Proceeding (1)
Language
- German (73) (remove)
Has Fulltext
- yes (73)
Is part of the Bibliography
- yes (73) (remove)
Keywords
- Übersetzung (11)
- Oberfläche (7)
- Poetologie (3)
- Bachmann, Ingeborg (2)
- Claus, Carlfriedrich (2)
- Interkulturalität (2)
- Name (2)
- Ornament (2)
- Philosophie (2)
- fallen (2)
Institute
- Extern (73) (remove)
Varianten oder Zeichen : zur Diskussion um die Textlichkeit der Bibel von Spinoza bis Derrida
(2007)
»Die Bibel: iss für mich’n unordentliches Buch mit 50 000 Textvarianten. Alt und buntscheckig genug, Liebeslyrik, Anekdoten [...]«. Zugegeben: Arno Schmidt, in dessen 1955 erschienener Erzählung Seelandschaft mit Pocahontas sich der dem Verfasser keineswegs unähnliche Protagonist derart spöttisch äußert, mag nicht gerade der berufenste Kommentator für die Heilige Schrift sein! Allzu oft und unmissverständlich hat dieser sogenannte ›Solipsist in der Heide‹ klar gemacht, dass er sich als Atheist verstand und auch als solcher verstanden wissen wollte. Aber trotzdem: Wer der Bibel nicht glaubt, der kann sie womöglich umso unbefangener als Text wahrnehmen, kann sich eventuell umso ernsthafter mit ihrer Sprachlichkeit auseinandersetzen und Qualitäten erkennen, die über den theologischen Wahrheitsgehalt hinausreichen und doch mit der Frage nach der Wahrhaftigkeit des Schriftsinns verbunden bleiben.
Genaueste Lektüre der Zeichen, "mit denen die Welt zu uns spricht wie ein großes Buch", und vernünftige Schlussfolgerungen daraus − das ist die Methode, mit der William von Baskerville im frühen 14. Jahrhundert arbeitet. Der Franziskanerbruder stützt sich insofern - auch bei den Todesfällen, die später im Kloster geschehen und um deren Aufklärung er sich bemüht - auf die Methode der so genannten 'Abduktion'. Dieses Verfahren ist durch den amerikanischen Wissenschaftstheoretiker Charles S. Peirce (1839-1914), auf den der Begriff 'Abduktion' zurückgeht, als Vorgang definiert worden, "in dem eine erklärende Hypothese gebildet wird". Die Besonderheit der Abduktion liegt dabei darin, dass sie das einzige Verfahren einer Schlussfolgerung darstellt, das eine tatsächliche Erweiterung des Wissens zur Folge hat - um den Preis allerdings, dass man sich auch irren kann. Alle anderen logischen Schlüsse decken demgegenüber immer nur auf, was in ihren Prämissen bereits enthalten ist.
In seiner Vorlesungsreihe zu den Anormalen rekonstruiert Foucault die Genealogie des Anormalen-Diskurses, wie er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts emergierte. Damals formierte sich „die unbestimmte und verworrene große Familie der ‚Anormalen‘“ (421); eine Familie, deren Stammbaum nach drei Stämmen aufgeteilt werden kann: nach den Genealogien des Monsters, des Korrektionsbedürftigen und des Onanisten. Unser Vorlesungsausschnitt (124-142) nun gehört zum Versuch der historischen Rekonstruktion des Monsterdiskurses.