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Stephan Günzel, dem Herausgeber des hier anzuzeigenden 'Lexikons der Raumphilosophie', verdankt die kulturwissenschaftliche Forschung zu Begriff und Metapher des Raumes eine Reihe bedeutsamer Publikationen. Den Auftakt bildete der zusammen mit Jörg Dünne herausgegebene Band 'Raumtheorie' aus dem Jahre 2006, eine klug und umsichtig eingeleitete Auswahl gleichsam kanonischer Texte zu Raum und Räumlichkeit. Diesem Reader trat drei Jahre später ein 'Raumwissenschaften' überschriebener, nunmehr von Günzel alleine verantworteter Band zur Seite, der eine stattliche Anzahl von Einzelbeiträgen verschiedener Autoren unterschiedlichster Disziplinen zusammenbrachte. Der Sammelband gab Einblick in den damaligen Stand kulturwissenschaftlicher Arbeit am Raum; vor allem machte er deutlich, welch hohe Relevanz die Diskussion um Begriff und Metapher des Raumes für die einzelnen Disziplinen und deren aktuelle Forschungsarbeit beanspruchen kann. Auf die Dokumentation der Quellen und den Maßstäbe setzenden Sammelband folgt nun also ein Wörterbuch - zusammen mit den beiden Vorgängerveröffentlichungen bildet das jüngst erschienene 'Lexikon' eine Trilogie des 'spatial turn' im Bereich der deutschsprachigen Forschung.
Im Oktober war in der FAZ ein Mahnruf an das Fach Politikwissenschaft zu lesen: Zentrale Fragen der Politikwissenschaft und der politischen Theorie nach den normativen Grundlagen menschlichen Zusammenlebens würden zugunsten ökonomisch verwertbarer Ergebnisse verdrängt. Mit zunehmender Ökonomisierung und Mathematisierung verliere die Politikwissenschaft die Theorieentwicklung aus dem Blick, so der Vorwurf. Empirisch unterfütterte, gehaltvolle Theorien sind aber Voraussetzung für fundierte Politikberatung. Daher geht mit dieser Ökonomisierung der Politikwissenschaft auch ein Verlust zur normativen Bewertung des Erforschten einher. Haben wir der Gesellschaft also noch etwas Substantielles mitzuteilen, oder beschränken wir uns auf die empirische Analyse dessen was ist, ohne zu fragen was sein sollte?...
Geistige Wertsteigerung
(2013)
Das Internationale Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert" fand vom 4. bis 6. April 2013 im Schloss Herrenhausen in Hannover statt.
Der Autor hat den Herausgebern den vorliegenden Text nach der Konferenz zur Verfügung gestellt. Er stellt einen Beitrag zur Debatte um den "Akademischen Kapitalismus" in Forum C.2 dar.
Dieser Text wurde verlesen als Statement auf dem Internationalen Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert", das vom 4. bis 6. April 2013 im Schloss Herrenhausen in Hannover stattfand. Er bildete die Grundlage für eine Podiumsdiskussion zum Thema "Akademischer Kapitalismus" in der Sektion "Am Ende der Exzellenz – Wissenschaftsbetrieb".
Ausgangsfragen: Welche allgemeinen Veränderungen prägen das Fach bzw. generell den geisteswissenschaftlichen Betrieb im Hinblick auf Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima, auf institutionssoziologische und mentalitätshistorische Gegebenheiten in den letzten dreißig bis vierzig Jahren? Trifft die Diagnose einer allgemeinen Neoliberalisierung auch auf den akademischen Wissenschaftsbetrieb zu? Und wenn ja: Worin bestehen Chancen und Gefahren dieser Entwicklung? Ist die These vom "akademischen Kapitalismus" (Richard Münch) stichhaltig? Und wenn ja: Wie verändert sich durch diese neuen Vorzeichen auch das Selbstbild des Germanisten zwischen Lehre, Individualforschung und Drittmittelakquise bzw. geisteswissenschaftlicher "Großforschung"? Was hat sich durch die Exzellenzinitiativen des Bundes verändert, und wie ist dieser Wandel zu bewerten: als Segen und/oder Fluch?
Dieser Text wurde verlesen als Statement auf dem Internationalen Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert", das vom 4. bis 6. April 2013 im Schloss Herrenhausen in Hannover stattfand. Er bildete die Grundlage für eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wissenschaft und Forschung" in der Sektion "Am Ende der Exzellenz – Wissenschaftsbetrieb".
Ausgangsfragen: Wie steht es um den akademischen Nachwuchs? Dient die verstärkte Betreuung – Stichwort "Verschulung" – von Doktoranden der Qualitätssicherung? Ist sie ein Erfolgsmodell? Oder produziert sie im Gegenteil prospektiv arbeitslose Dr. phil.s en masse? Welche curricularen Erfordernisse ergeben sich für die strukturierte Ausbildung des Nachwuchses? Wie ist die Situation der 'Post-Docs'? Wie hat sich insgesamt das institutionelle Umfeld für germanistische bzw. geisteswissenschaftliche Forschung verändert? Ist das Junktim von 'Forschung und Lehre' auch weiterhin ein notwendiges Leitbild oder nurmehr ein obsoletes Paradigma? In welchem Verhältnis stehen universitär verankerte Lehrbetriebsgermanistik und außeruniversitär betriebene Großforschungsgermanistik zueinander? Welche Rolle spielen einzelne Institutionen (DFG, Volkswagen, Thyssen), und welche Veränderungen sind in der grundlegenden geisteswissenschaftlichen Infrastruktur zu erwarten? Welche Forschungsmodelle sind denkbar und wünschenswert?