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Die literaturwissenschaftliche Germanistik in der Slowakei ist eine relativ junge Disziplin. Ihre Entfaltung ist seit einigen Jahrzehnten an mehreren germanistischen Zentren sowohl an Universitäten als auch im Rahmen der Slowakischen Akademie der Wissenschaften zu registrieren. Dieses qualitative Anwachsen vor und nach der Wende ist mit einigen Namen verknüpft. Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, einige Aspekte der germanistischen Komparatistik nach 1990 zu beleucht
Sowohl in der Auslandsgermanistik als auch in der muttersprachlichen Germanistik der deutschsprachigen Länder waren die Studienordnungen während meiner Studienzeit durch die Schwerpunkte der klassischen deutschen Literatur und Sprachgeschichte geprägt. In Finnland wurde die deutsche Literatur der Neuzeit nur am Rande der Germanistik behandelt. Für alle Philologien der neueren Sprachen an der Universität Helsinki war der Anteil der Literaturstudien recht marginal; dafür gab es dort das eigenständige Fach "Ästhetik und Literaturwissenschaft" – ein beliebtes Nebenfach vieler Studierenden. In der Germanistik wurden die deutsche Literatur des Mittelalters (Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch mit obligatorischen Lehrveranstaltungen, darunter jeweils zwei Semester lang "Nibelungenlied" und "Walther von der Vogelweide"), Texte Martin Luthers (zwei Semester lang) und Gotisch (ein Semester lang) sowohl aus literaturwissenschaftlicher als auch aus sprachgeschichtlicher Sicht behandelt. Für den Erwerb guter Deutschkenntnisse wurden obligatorische Phonetik- und Grammatikübungen sowie Kurse für Übersetzungen und Textgestaltung durchgeführt. Das Große Latinum (in Finnland "Pro exercitio") war für alle Philologiestudenten Voraussetzung für das Ablegen eines Magisterexamens. Erst gegen Ende der 1960er Jahre wurden die sprachhistorischen Studien und Forschungen als "Positivismus" kritisiert; die Studienordnungen wurden in Richtung "Neuhochdeutsch", "Soziolinguistik" und "Kommunikation" revidiert.
Die deutschsprachige literarische und publizistische Produktion aus dem Gebiet der heutigen Slowakei wurde in der germanistischen Forschung lange Jahre vernachlässigt. Besonders wenig weiß man über die Beteiligung der Frauen am Literaturbetrieb. Dabei gibt es Belege für deutsch geschriebene literarische Texte von Frauenhand bereits im frühen 19. Jahrhundert (Meier 2001:252). Um die Forschungslücke zu füllen, entstand das Projekt "Vergessene Texte, vergessene Literatur", das am Lehrstuhl für Germanistik der UPJŠ unter der Leitung von Ingrid Puchalová realisiert wird. Das Ziel des Projektes ist es, die literarische und publizistische Produktion deutschsprachiger Frauen, die dem Gebiet der heutigen Slowakei entstammten, wieder aufzudecken und ihren Beitrag zur Literatur- und Kulturgeschichte der Region kritisch zu bewerten. Der Schwerpunkt der ersten Forschungsphase wurde auf den Zeitraum um 1900 gelegt. Angesichts der vielen individuellen Schicksale deutschsprachiger Frauen scheint es sinnvoll, das Augenmerk auf den geschichtlichen sozialen und kulturellen Kontext zu lenken, in dem sie lebten und schufen. Der folgende Beitrag fokussiert deswegen drei Themenbereiche:
- Entwicklung von Ungarn und insbesondere Oberungarn um 1900
- Stellung der Deutschen in Ungarn im gegebenen Zeitraum
- Bürgerliche Frauen, ihre Stellung, Erziehung und Bildung
Über zwanzig Jahre, seit seiner Gründung im Jahre 1991, vereinigt der Slowakische Deutschlehrer- und Germanistenverband SUNG Deutschlehrende aller Schultypen und Fachrichtungen, Mitarbeiter der Universitäten und Forschungseinrichtungen und weiterer Institutionen der Sprach- und Kulturmittlung im Land. Der Verband bemüht sich um die Unterstützung der Deutschlehrenden und Germanisten in ihrer beruflichen Tätigkeit und um die Förderung einer angemessenen Stellung der deutschen Sprache in der Slowakei, er befasst sich mit sprachenpolitischen Aufgaben, gibt Zeitschriften für Deutschlehrende und Germanisten heraus, arbeitet mit diversen Kultur- und Bildungseinrichtungen, Verbänden und Verlagen zusammen, organisiert Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen. Das wichtigste Forum des Verbandes ist die Verbandstagung, die alle zwei Jahre an einer slowakischen Universität stattfindet.
Wir möchten im Folgenden die Erforschung der österreichischen Literatur im Kontext der slowakischen (germanistischen) Literaturwissenschaft skizzieren. Was den methodischen Aufbau dieses Artikels betrifft, so gehen wir nach den einzelnen Forschern1 vor (wobei es nicht unser Ziel sein kann, alle Forscher und alle ihre Arbeiten aufzunehmen), stellen ihre Forschungsintentionen dar, ihre wissenschaftlichen Ansätze, ihre Themengebiete und ihre wissenschaftlichen Aktivitäten, die in Verbindung mit der österreichischen Literatur stehen. Dabei ist nicht nur an umfassende monographische Arbeiten zu denken, sondern auch an monothematisch motivierte Kooperationen wie Konferenzen, wissenschaftliche Seminare, monothematisch angelegte Nummern von Fachzeitschriften usf. Ein nicht unwesentlicher Aspekt unserer Reflexionen ist die historische Einbettung der wissenschaftlichen Ansätze nach 1990, d. h. es werden nicht nur die Formen der Reflexion der österreichischen Literatur erläutert, sondern auch die Voraussetzungen und Hintergründe erklärt, die sowohl institutionellen Charakter haben als auch stark an die persönlichen Interessen und Intentionen der Forscher selbst gekoppelt sind. Ein weiterer, aber mit dem zuletzt genannten Aspekt verbundener Umstand, der zu berücksichtigen ist, ist die generationelle Positionierung der Forscher selbst, ihre wissenschaftliche Sozialisation, ihre theoretische bzw. weltanschauliche Orientierung, die in ihren Arbeiten deutlich sichtbar wird.
Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, eine Bestandaufnahme der literaturwissenschaftlichen Reflexion der deutschsprachigen Schweizer Literatur (DSCHL) in der slowakischen Germanistik (SG) seit 1990 durchzuführen. Die einschlägigen Publikationen wurden nach ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Textsorten literaturwissenschaftlicher Arbeiten zunächst in sechs Gruppen eingeteilt: 1. komplexe literaturwissenschaftliche Arbeiten größeren (Monographien, Dissertationen) und mittleren Umfangs (Studien), 2. Kapitel in Lehrwerken und publizierte Unterrichtsmaterialien, 3. Rezensionen von Neuerscheinungen der Gegenwartsliteratur, 4. Nachworte in slowakischen Ausgaben von literarischen Übersetzungen, 5. Begleittexte zu Übersetzungen von literarischen Texten, publiziert in literarischen Zeitschriften und 6. Sonstiges (z.B. Berichte, Rezensionen von Fachpublikationen).
Bis 1989 hatte die aus der DDR stammende Literatur in der damaligen sozialistischen Tschechoslowakei eine ideologisch bedingte Sonderstellung unter den Literaturen deutschsprachiger Länder. Nach dem geschichtlichen Umbruch 1989/90 rücken sehr schnell andere, jahrzehntelang gezwungenermaßen vernachlässigte Literaten, Werke und Themen ins Blickfeld der slowakischen Germanistik. Was noch in den siebziger Jahren als eine erwünschte Brücke zur regimekritischen Literatur wahrgenommen wurde, verschwindet aus dem Blickfeld, da der Nachholbedarf aus den bis dahin gesperrten Gebieten als dringend empfunden wird und das Versäumte besondere Aufmerksamkeit verdient. Nach 1990 begeben sich selbst die früher für DDR-Autorinnen und -Autoren begeisterten Übersetzer, Vermittler und Forscher auf andere Wege und merken erst mit deutlicher zeitlicher Distanz, dass in Ostdeutschland nach der Wende eine auch für Kultur- und Literaturwissenschaftler spannende Situation entsteht.
Diese kleine Studie wendet sich also den Leistungen der slowakischen Germanistik in einem Bereich zu, der in der Bilanz der letzten zwei Dekaden auf den ersten Blick am wenigsten interessant erscheint. Erst die Darstellung der slowakischen Forschungsarbeiten zu der in den vier Jahrzehnten vor 1990 in der DDR entstandenen Literatur kann ein komplettes Bild ihrer literaturwissenschaftlichen Reflexion in der Slowakei bieten, vor allem sollte den wissenschaftlichen Ansätzen der sechziger, siebziger und achtziger Jahre Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu viele Mosaiksteine des Bildes fehlen, wenn man sich bloß auf die letzten zwanzig Jahre bezieht.