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Der Wandel der Satire : über die Verschärfung literarischer Ironie in der deutsch-jüdischen Moderne
(2011)
In diesem Essay soll das Phänomen des Sarkasmus untersucht werden, und zwar unter der Voraussetzung einer durchaus gewagten These. Der Essay geht davon aus, daß ein genuin literarischer Sarkasmus in der deutschsprachigen Literatur erst mit dem Auftreten Heinrich Heines und Ludwig Börnes, also im 19. Jahrhundert entstand. Zwar kannte die Epoche der Aufklärung den Witz und die Romantik die Ironie. Aber erst mit Autoren wie Börne, Heine oder Moritz Saphir, Daniel Spitzer oder Alfred Kerr, Maximilian Harden oder Karl Kraus, Walter Mehring oder Kurt Tucholsky, Carl Einstein oder Alfred Döblin, Elias Canetti oder Albert Drach entwickelte sich ein literarischer Sarkasmus. Vorab möchte ich betonen, daß diese Art der Verschärfung der Ironie nicht verstanden werden kann ohne den Hintergrund der Stereotypisierung jüdischer Intelligenz im 19. Jahrhundert. Sarkastisch wird die Literatur Heinrich Heines oder Moritz Saphirs, Karl Kraus' oder Kurt Tucholskys, Alfred Kerrs oder Maximilian Hardens nicht aus sich selbst heraus. Vielmehr sind es die in der Romantik so populäre Mär vom "ewigen Juden" sowie das seit dem Auftreten Heines vor allem in Bayern und Preußen sich häufende Ressentiment gegenüber dem sogenannten "Judenwitz", aus denen der Sarkasmus hervorging. Ich möchte dies anhand zweier Zitate vorab verdeutlichen. Das erste ist eines der übelsten Dokumente antisemitischer Polemik des frühen 19. Jahrhunderts mit dem Titel 'Neueste Wanderungen, Umtriebe und Abenteuer des Ewigen Juden unter den Namen Börne, Heine, Saphir u.a.' Es stammt aus der Feder des Germanisten Heinrich von der Hagen, der im Jahre 1835 in den Werken der im Titel genannten Autoren folgendes erkannte: "[...] dieselbe freche Gotteslästerung, dieselbe Verhöhnung und Misshandlung des Weltheilands am Kreuze und seiner Diener, dieselbe Anbetung des Fürsten dieser Welt in der Gestalt des goldenen Kalbes, dieselbe bodenlose Verwirrung der göttlichen Weltordnung, dieselbe giftige Verhetzung gegen die Könige und Obrigkeiten und dabei hündische Feigheit, dieselbe Lebensentwürdigung und schmähliche Todesfurcht, dieselbe Gottvergessene Beschönigung der Zügellosigkeit, Unzucht und Lüge, derselbe boshafte, alles berechnende und verneinende Witz, derselbe ruchlose Missbrauch oder Besudelung aller heiligen und verehrten Namen und Worte."
"Ich gehöre nirgends hin. Im traditionellen thailändischen Theater bin ich nicht zu Haus, und mit dem westlichen Theater, das die gegenwärtige Theaterszene Thailands prägt, bin ich auch wenig vertraut. Wie komme ich weiter?" Das war die Äußerung eines jungen Schauspielers, der an der vom Humboldt-Club, Thailand, und vom Goethe-Institut, Bangkok, veranstalteten Rundtischdiskussion am 2. November 2007 teilnahm. Unter den Teilnehmern waren führende Regisseure, Schauspieler und Theaterwissenschaftler Thailands und Gäste aus Deutschland, Professor Gabriele Brandstetter vom Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin und Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung. Die Diskussion war auf Englisch und verlief aufs Beste, da eine gemeinsame Basis von Theatererfahrungen vorhanden war und ein höchst lebendiger und fruchtbarer deutschthailändischer Dialog entstand. Die Frage des jungen Schauspielers wurde keineswegs als ein disruptives Element in einem sonst harmonischen Gedankenaustausch empfunden, sondern eher als ein Ansporn zur wahrhaften Konfrontation mit einem gewichtigen zeitgenössischen Phänomen: Die Welt von heute ist so reich an Erlebnissen und Bildungschancen, daß ein Autodidakt sich, aus seiner Umwelt schöpfend, entwickeln kann, und zwar ohne Bindung an bestimmte Traditionen oder Institutionen. Der junge Mann hat Erfolg gehabt, und seine Befürchtung, daß das "Niemandsland", auf dem er gewachsen ist, bar sicherer Bildungsbasis sei, ist vielleicht "unzeitgemäß".
Im Wissen um eine gemeinsame evolutionäre Vergangenheit scheint die Beziehung zwischen Mensch und Tier neu erzählt werden zu müssen. Bis zum 19. Jahrhundert gestanden Autoren Tieren selten eine menschenähnliche Psyche zu […]. Weil Darwin eine materialistische […] Erklärung der Evolution anbot, in der die Menschen nur ein Tier unter vielen waren, begannen die Wissenschaftler, sich mehr mit den Ähnlichkeiten als mit den Unterschieden von Menschen und Tieren zu befassen. Das war, so Sigmund Freud, allerdings keineswegs harmlos, sondern eine "schwere Kränkung der Eigenliebe des modernen Menschen". Dieser zweiten, der biologischen Kränkung fügte er selbst noch eine dritte, psychologische, hinzu, als er behauptete, "dass das Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus". Eine Reihe von Texten um 1900 wagen sich auf dieses Terrain, wenn sie das menschliche Bewusstsein selbst fremd werden lassen im Erzählen von Mensch-Tier-Verwandlungen. Es wird im Folgenden also nicht um die lange Tradition der Anthropomorphisierung von Tieren oder Zoomorphisierung des Menschen gehen; nicht um das Fortleben der Fabel, der Satire oder der erzieherischen Rollenprosa. Vielmehr geht es um Erkundungen einer Grenzfigur, des (virtuellen) Bewusstseins und der Seele eines 'Anderen'.
Es steht außer Zweifel, dass die gesellschaftlich-politischen Veränderungen der 1990er Jahre für kaum eine Forschungsrichtung so große Möglichkeiten eröffnet haben, wie für die Geschichte, die damit eng verbundene Sprachgeschichte sowie für die daran anschließenden sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen wie Kontaktlinguistik, Mundart- und Namenforschung. Länder und Regionen, die fast ein halbes Jahrhundert lang hinter dem "Eisernen Vorhang" verschwunden waren, rückten wieder in die Mitte Europas. Der Wegfall nationalpolitischer und ideologischer Tabuisierungen weiter Teile ihrer kulturellen und historischen Entwicklung eröffnete reale Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit ausländischen Forschern, des Anschlusses an internationale Wissenschaftstrends und nicht zuletzt die bis dahin kaum bestehenden Chancen für persönliche Kontakte mit den Menschen, deren Namen man zwar kannte, über ihre Bindungen zu den Ländern des Ostblocks als Germanist der Nachkriegszeit jedoch nur rätseln konnte.
Obwohl die moderne deutsche Wortbildungslehre im verhältnismäßig kurzen Zeitraum eine rasante Entwicklung mit bemerkenswerten Forschungsergebnissen und interdisziplinären Bindungen (zu Syntax, Text, Pragmatik) zu verzeichnen vermag und zu einem festen Bestandteil der universitären DaF-Curricula in fast ganz Europa wurde, konnte sie hierzulande erst etwa seit den 80er Jahren des 20. Jh. als eine eigenständige Disziplin oder im Verbund mit der Lexikologie (vorher in die formale Morphologie integriert) Eingang in das DaF-Studium finden. Die Hintergründe sind in einer durch die damals herrschende Sprachtheorie (der Generativen Grammatik/Syntax der 60er Jahre) mit einer Überbetonung der Sprachproduktion (der Erzeugung von Sätzen) und zum Nachteil der rezeptiven, die Analyse der sprachlichen Erscheinungen anstrebenden Ansätze, zu sehen. Unsere (tschecho-slowakischen) didaktischmethodischen Theorien des Fremdsprachenlehrens und -lernens hatten diese asymmetrische Auffassung der sprachlichen Kommunikation (d. h. Sprachkompetenz = Sprachproduktion) damals ziemlich unkritisch übernommen. Die Überbewertung und die damit einhergehende fälschliche Gewichtung der Erzeugungsphase von Sätzen und Texten beeinträchtigten u. a. die Prozesse der verstehenden Verarbeitung von fertigen Sprach-, folglich auch von Wortbildungsprodukten. Die Wortbildungslehre kam dabei zu kurz, sie wurde zeitweilig aus den Curricula verbannt, weil die Ausländer auch bei guter Kenntnis von Bildungsmitteln, -modellen und -regeln einer Fremdsprache meist nur noch nicht-usuelle, nichtübliche, wenn auch vom System her "richtige" Wörter zu komplettieren vermochten. Diese Argumentation ist stichhaltig: Nichtmuttersprachler bilden wirklich meist defekte Wörter in einer Fremdsprache und die Wortbildungslehre soll eben deshalb nicht als ein Instrumentarium zur selbstständigen Bildung unbekannter Wörter dienen. Bei vielen Gemeinsamkeiten von Wortbildung und Flexion bzw. Satzbildung ist die Wortbildung ja doch anders beschaffen als die Bildung von Sätzen oder Wortformen, vgl. u. a. die Unvollständigkeit/Defektivität des Wortbildungsparadigmas, verschiedene, nichtprädiktable Benennungsmotive in einer Fremdsprache, die Wahl einer Benennungsart aus dem Inventar mehrerer Möglichkeiten, einschließlich der Entlehnung, die Besonderheiten der jeweiligen sprachspezifischen onomatologischen Verarbeitung einer Einwortbenennung u. a. m.
Die Ausarbeitung einer semantisch-funktionalen Syntax des komplexen Satzes erfordert in erster Linie eine Satzbautypologie, die eine Vorstellung davon vermittelt, welche Konstruktionen dieses oder jenes Semantikfeld im syntaktischen System der gegebenen Sprache gewährleisten. In zweiter Linie erfordert die Orientierung auf die Kommunikation, Bedingungen für die Auswahl der entsprechenden Einheit aus der in der gegebenen Sprache vorhandenen Variantenreihe zu schaffen. Mit Rücksicht auf die genannten Umstände erscheint es zweckmäßig, bei der Erforschung von komplexen syntaktischen Konstruktionen die Methodik der polyaspektuellen (aspektuellen) Analyse zu verwenden. Das Wesen der polyaspektuellen Analyse besteht in der konsequenten Betrachtungsweise der Besonderheiten des semantischstrukturellen und funktionalen Satzbaus.
Die Anwendung dieser Methode bei der Beschreibung von Satzgefügen zeigt, dass die Niveaucharakteristiken der Kompositionsglieder (der linguistischen Einheiten) mutmaßlich ihr subordinatives Funktionieren im komplexen Satz bestimmen. Auch die Auswahl der Kompositionsglieder, die zum allgemeinen lexikalisch-semantischen Bereich gehören, vollzieht sich mit Rücksicht auf die syntaktischen Eigenschaften der Subordination. Demzufolge zeichnen sich die Satzgefüge durch eine qualitativ stabile Bestimmtheit aus, die mithilfe eines Komplexes von Differenzierungsmerkmalen gebildet wird.
Die Metapher "Zorn ist der Feind, (Kampf) Gegner und Krieg" im Tschechischen und im Deutschen
(2011)
Das Ziel dieses Beitrags ist es, verschiedene Möglichkeiten der Versprachlichung von Zorn vorzustellen, wie sie im Wortschatz (der Phraseologie) des heutigen Tschechischen und Deutschen gespeichert sind. Diese vergleichende Untersuchung zur Versprachlichung der Emotion des Zorns im neuen Tschechischen und Deutschen bewegt sich im Rahmen der kognitiven Linguistik. Im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit steht nur ein eingeschränkter Bereich des Wortschatzes beider Sprachen, und zwar Lexeme, in deren Benennungsstruktur die Emotion des Zorns als Feind, (Kampf)Gegner und Krieg erscheint. Im Wesentlichen handelt es sich also um Metaphern, mit deren Hilfe Benutzer des Tschechischen und Deutschen über Zorn als über eine Emotion, der man hilflos ausgeliefert ist, den Angriff eines Gegners u. ä. nachdenken und reden, was sich in der Sprache widerspiegelt.
Die slowakische Germanistik erlebte nach der Wende einen großen Aufschwung. Im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Ausbildung fehlender Fremdsprachenlehrer kam es zur Wieder- oder Neueröffnung von germanistischen Lehrstühlen an existierenden und an neu gegründeten Universitäten. Es ergaben sich viele Möglichkeiten, an internationalen Projekten teilzunehmen, die die Lehre und die Forschung förderten. Im Rahmen dieser Projekte und der neuen wissenschaftlichen und pädagogischen Zusammenarbeit entstanden auch einige phraseologische (Ďurčo, Vajičková) und stilistische Arbeiten (Vajičková). Andere wurden dadurch angeregt (Chovan) und in weiteren kann man wiederum ein Anknüpfen an slowakische germanistische oder auch an slawistische Traditionen (Ďurčo u. a.) sehen.
Nach sehr kurzer Zeit sank leider das Interesse an der deutschen Sprache in allen Schultypen und auf allen Unterrichtsstufen, dennoch profilierten sich mehrere slowakische germanistische Sprachwissenschaftler und beschäftigten sich kontinuierlich mit interessanten phraseologischen und stilistischen oder textwissenschaftlichen germanistischen Fragestellungen . Quantitativ gesehen stehen phraseologische Arbeiten vor stilistischen, deshalb beginnen wir unsere kurze Darstellung mit den phraseologischen Arbeiten.
In diesem Beitrag geht es um den Versuch, die erste Bestandsaufnahme der lexikografischen Produktion der allgemeinen deutsch-slowakischen Wörterbücher vorzulegen, jedoch ohne Anspruch auf eine tiefere linguistische Analyse der lexikografischen Konzepte und des bearbeiteten Materials in den einzelnen Lexika. Die speziellen Wörterbücher und Fachwörterbücher werden Untersuchungsgegenstand einer Folgestudie sein. Die gesamte Produktion kann man aus Sicht des Mediums zunächst in Printwörterbücher und digitale Wörterbücher teilen.
Mit der Einbeziehung der Slowakei in die globalisierte Welt erhielten die lexikographischen Werke, die sich mit der Äquivalenz der deutschen Lexeme in der slowakischen Sprache und umgekehrt beschäftigen, größere Bedeutung. Besonders im Bereich der Wirtschaft entwickelt sich die Lexik im Laufe der Zeit rasant. Slowakische und deutsche Partner treten immer häufiger in Kontakt, um auf die mannigfaltigen Probleme, die im Laufe der Zeit zu lösen sind, einzugehen.