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Die Wierau, ein 14 km langer Zufluß der Hase im südlichen Niedersachsen, wurde faunistisch untersucht. 127 Arten aus 9 übergeordneten Taxa konnten bestimmt werden, darunter 32 Arten, die in der Roten Liste Niedersachsens geführt werden. Eine hohe Oiversität zeigt nur eine kurze Fließstrecke mit natürlichen Gewässerstrukturen. Die Gesamtartenzahlen entsprechen denen der anderen Fließgewässer der Region. Faunistisch bemerkenswerte Arten werden hinsichtlich ihrer Habitatbindung und Verbreitung besprochen. Die Art Rhithrogena semicolorata muß zumindest für das Osnabrücker Hügelland in die Gefährdungskategorie 1 gestellt werden.
1993/94 wurde die Carabidenfauna in einem extensiv genutzten Feuchtgrünlandbereich westlich des Dümmers (Niedersachsen, Nordwestdeutschland) mittels der Barberfallen- Fangmethode und der Quadratmethode entlang eines Feuchtegradienten erfaßt. 50 Laufkäferarten und 2 Carabidenzänosen wurden festgestellt. Charakteristische Carabiden für das Caricetum gracilis am Dümmer sind Pterostichus rhaeticus, Pt. minor; Agonum afrum, Ag. viduum, Ag. fuliginosum und Oodes helopioides. In dem Lolio-Cynosuretum und dem Ranunculo repentis-Alopecuretum geniculati wurden Clivina fossor; Poecilus versicolor; Pterostichus verna/is und Pt. anthracinus gefunden. Weitere Arten wie Carabus granulatus, Loricera pilicornis, Dyschirius globosus, Pterostichus diligens und Pt. nigrita wurden entlang des gesamten Gradienten gefangen. Die Habitatpräferenzen ausgewählter Arten werden diskutiert.
Dominanzbestände röhrichtbildender Helophyten wurden am Dollart, Dümmer und in der Großen Aue hinsichtlich ihrer Coleopterenfauna (Carabidae, Cantharidae, Malachiidae, Cucujidae, Coccinellidae, Chrysomelidae) untersucht. Die 18 FangsteIlen gehören zu 4 pflanzensoziologischen Assoziationen (Scirpo-Phragmitetum, Glycerietum maximae, Phalaridetum arundinaceae, Schoenoplecti triquetri-Bolboschoenetum maritimi). Überwinternde Käferimagines wurden durch den Schnitt von 1 m2 großen Röhrichtflächen im Februar 1997 erfaßt. Während der Vegetationsperiode 1997 erfolgte die Bearbeitung der Probeflächen mittels der Quadratmethode, welche flächenbezogene Aussagen zur Individuendichte ermöglicht. Zusätzliche Individuen (und Arten) konnten durch Handfänge ermittelt werden. Es wurden 137 Arten nachgewiesen. Durch den Vergleich der Fangergebnisse mit Literaturangaben zu den Habitatbindungen wurde eine soziologische Tabelle erarbeitet. Mit Ausnahme des Phalaridetum können für jede Assoziation Charakterarten unter den Käfern abgegrenzt werden. Des weiteren lassen sich Charakterarten hochwüchsiger Röhrichte bestimmen. Die Dispersion häufiger Arten innerhalb der Probeflächen wird analysiert. Die Bedeutung der Phragmites-Röhrichte für den Schutz spezifischer Laufkäfer wird diskutiert. Die Renaturierung der Großen Aue ist hinsichtlich des Schutzes röhrichtbewohnender Käfer als Erfolg zu werten, da im Gebiet bereits wenige Jahre nach Abschluß der Arbeiten viele Charakterarten nachzuweisen waren, wobei die hohe Diversität der Gattung Donacia besonders bemerkenswert ist.
Zwischen Dezember 1994 und Oktober 1995 wurde die Rotatorienfauna des Dümmers, einem nordwestdeutschen Flachsee, untersucht. Die Analyse der quantitativerfaßten Planktonzönosen ergab eine hohe Artenidentität zwischen den sieben untersuchten Probestellen. Unterschiede zwischen den Uferprobestellen und den Probestellen des freies Wassers waren bezüglich der Abundanzdynamik und Dominanzstruktur festzustellen. Ein Vergleich mit früheren Untersuchungen belegt einen Artenturnover innerhalb der Planktonzönosen.
In Folge der Erweiterung des Bremer Flughafens mußte der Flußlauf der Ochtum (Alte Ochtum) verlegt werden (Neue Ochtum). Im Mittelpunkt des Projektes stehen natürliche und artifizielle Schilfbestände der Alten und Neuen Ochtum westlich von Bremen. Mit Hilfe der RAPD-Fingerprinting Methode wurden 13 Phragmites australis Bestände Nordwestdeutschlands untersucht. Die angepflanzten jungen Bestände der Neuen Ochtum unterscheiden sich nicht wesentlich von den spontan angesiedelten Populationen. Die neuen Bestände (Neue Ochtum) sind genetisch variabler als die älteren natürlichen Bestände (Alte Ochtum, sowie zum Vergleich Dümmer, Rubbenbruchsee). Einzelne Stichproben aus den angepflanzten Beständen können eindeutig Ancestorpopulationen (Alte Ochtum) zugeordnet werden. In manchen Beständen der Neuen Ochtum kann ein bedeutender Prozentsatz (bis zu 13%) an Merkmalen identifiziert werden, die in den Beständen der Alten Ochtum nicht vertreten sind. Es muß zu einem Neueintrag von außerhalb gekommen sein, der durch Anschwemmung von Saatgut erfolgt sein könnte. Möglicherweise erfolgte die artifizielle Bepflanzung mit Material, das nicht, wie angegeben, aus autochthonen Beständen der Alten Ochtum stammte. Innerhalb der Populationen sind Stichproben terrestrischer Bereiche von denen überfluteter Bereiche zu unterscheiden. Die Dümmerpopulationen sowie die Rubbenbruchpopulation sind deutlich verschieden von den Ochtum Populationen. Die Bestände der Neuen Ochtum und der Alten Ochtum bilden keine getrennten Cluster.
Clemens Lugowski fiel am 26.Oktober 1942 vor Lenigrad, achtunddreißigjährig. Bei allen zeitgebundenen Verfehlungen (...) ist wohl unbestreitbar, daß er eine der außergewöhnlichen Begabungen seines Faches darstellte. (...) Seine Dissertation „Die Form der Individualität im Roman. Studien zur inneren Struktur der frühen deutschen Prosaerzählung“ (gedr. 1932) (...) erfuhr verhaltene Zustimmung und erregte vielfach Befremden (...) auf Grund der – eigens für dieses Buch entwickelten – Begrifflichkeiten, auf die (...) [Jens Haustein] ausführlich zu sprechen kommt. (...) Die Begriffswelt Lugowskis ist, (...) [so Haustein], für den Mediävisten dienlich, als sie für eine Analyse der erzählerischen Differenzen zwischen mittelalterlichen Erzählwerken einsichtsfördernd herangezogen werden kann, also über ihren bislang und auch von Lugowski selbst vielleicht zu stark betonten diachronen Nutzen hinaus auch eine sinnvolle synchrone Verwendung finden sollte.
Offensichtlich fanden (...) [die Mönche] die Geschichten von Kampf und Liebe, die mit dem Namen Artus verbunden waren, viel spannender als 'Jesu Wunder und Passion' oder der 'Heiligen Leben und Leiden'. Die Klosterbrüder kannten anscheinend Geschichten von Ideal-König Artus und seinen tapferen Rittern, den hilfsbedürftigen Damen, die ihre Befreier mit Hand und Land belohnten, und den grandiosen Festen mit den edelsten Gästen. Das höfische Leben, für das der Name Artus stand, war der willkommene Gegensatz zum asketischen Klosteralltag. (…) Klosterkirche und Minnegrotte gehören von der Auslegungsdimension her zusammen: Bildungsgeschichtlich ist die Philosophie der Liebe, die der Minnegrotte zugrunde liegt, ohne die Theologie der Mönche und die Philosophie der französischen Hohen Schulen nicht zu denken. (…) Die Darstellungsmuster für die geistige Bedeutung von Klosterkirche und Minnegrotte sind sich weitgehend gleich.
Das Thema der Tagung soll die Frage nach dem Subjekt, seiner Konstitution, seinem Handlungsraum, seiner Fähigkeit zu handeln und dem traditionell und aktuell gegebenen Fundus von Verantwortlichkeit sein. Die Frage ist angesichts einer so ausgebauten Diktatur wie der nationalsozialistischen von großer Relevanz, ist jedoch ebenso peinlich wie unerläßlich. Sie war peinigend für alle, die in jenem Reich nicht ganz so funktionieren konnten oder wollten wie von den Führern erwartet, und sie bleibt peinlich bei jedem Rückblick auf das, was damals überhaupt möglich war und was getan und unterlassen wurde. Vielleicht ist die Frage aber auch zu heroisch gestellt. Vielleicht enthält sie schon eine Vorannahme über das Verhältnis des einzelnen zu dem Geschehen in seiner Gegenwart, die historisch überholt oder zu modifizieren ist. Gerade in diesem Arbeitskreis geht es nicht an, nach einer irgendwoher abgeleiteten festen Größe "handlungsfähiges Subjekt" zu suchen, sondern muß die Kategorie selbst analysiert, auf ihre Tauglichkeit hin befragt werden. Die Frage wird sich bestenfalls annäherungsweise beantworten lassen. Es gibt weder statistisches noch analytisches Material, aus dem sich irgend etwas über die Verfassung der handelnden und duldenden Subjekte direkt ablesen ließe. Die Beteiligten mit Ausnahme der striktesten Mitläufer hatten, solange das "Dritte Reich" währte, allen Grund, ihre Einstellungen, Motivationen, ihre Willensbekundungen und Handlungen im Dunkeln zu lassen. Je weniger darüber geredet werden durfte, um so weniger machten sie auch sich selbst klar, wie es um ihre Verantwortung oder Mitverantwortung stand. Die nachträgliche Reflexion darüber ist voll von Zuschreibungen und Hypothesen. Die ehrlichsten autobiographischen Zeugnisse aus dem Abstand von Jahren oder Jahrzehnten enthalten meist ein Eingeständnis, daß man sich das damals Miterlebte gerade in seinem subjektiven Faktor von später aus nicht mehr authentisch vorstellen konnte. Als Notbehelf wähle ich hier ein Verfahren, weitgehend Zitate von damals aus vielen Bereichen zusammenzutragen: einzelne Beobachtungen, Selbst- und Fremdeinschätzungen aus einer ganzen Skala zwischen NS-Loyalen und strikt oppositionellen. Die Projektion und Weiterdeutung suche ich dadurch wenigstens durchsichtig zu machen, daß ich den verschiedenen Ebenen der Selbststilisierung und Fiktionalisierung nachgehe. Um der unvermeidlichen Unsauberkeit der Kontamination von eigentlich weit getrennten Positionen wenigstens tendenziell entgegenzuwirken, möchte ich einzelne von ihnen in ihrem Umfeld genauer betrachten.