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Das vorliegende Arbeitspapier ist das Skript einer Vorlesung, die ich während des Wintersemesters 1986/87 am Institut für Sprachwissenschaft der Universität zu Köln gehalten habe. […] Das Arbeitspapier gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil, Kapitel 1 - 4, werden die bei der Untersuchung und Beschreibung einer Sprache auftretenden soziolinguistischen Probleme besprochen, während im zweiten Teil, Kapitel 5 - 11, behandelt wird, wie eine Grammatik geschrieben werden sollte. Es geht dabei also nicht um die grammatische Analyse sprachlicher Daten, sondern um die Darstellung einer Sprache, d.h. um die schriftstellerische Aufgabe des Linguisten, des Grammatikers im eigentlichen Sinn.
Ich werde zunächst auf neuere Theorien zur Abgrenzung von Komposition und Derivation eingehen, um – darauf aufbauend –einen eigenen Lösungsvorschlag anhand von Sprachdaten auszuarbeiten. Dabei werde ich mich nicht auf das Deutsche beschränken, sondern ein Modell skizzieren, das auch eine gewisse übereinzelsprachliche Gültigkeit besitzt . Das Sprachmaterial entstammt allerdings in erster Linie indogermanischen Sprachen, da sich hier das Problem besonders augenfällig stellt. Es wäre jedoch interessant, das vorgestellte Modell an einer größeren Zahl von Sprachtypen zu überprüfen (und entsprechend zu modifizieren). In einem dritten Abschnitt schließlich möchte ich versuchen, die beobachteten Phänomene (und somit mein Modell) ansatzweise in einen Erklärungszusammenhang zu bringen. Das Hauptgewicht soll jedoch auf die Beschreibung der Phänomene selbst, d. h. den zweiten Teil meiner Ausführungen gelegt werden.
Neugriechische Wortbildung
(1988)
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über das ngr. Wortbildungssystem zu geben. und zugleich die wichtigsten Probleme, die mit der Abgrenzung der ,verschiedenen Wortbildungsverfahren voneinander im NGR. zusammenhängen, so weit wie möglich zu behandeln. Die Arbeit ist in drei Hauptteile gegliedert: der erste Teil (Kap. 2 und 3) ist allgemeinen Problemen gewidmet; die sich auf die Abgrenzung des Bereichs der Wortbildung von der Flexion sowie auf die wichtigsten Aspekte der Wortstruktur im NGR. beziehen. In den beiden .anderen Teilen (Kap. 4 und 5) werden die Wortbildungsverfahren der Ableitung und der Komposition im Bereich des Nomens und im Bereich des Verbs diskutiert. Eine ausführliche Darstellung der Präfixbildung im NGR. ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich; jedoch werden die Probleme, die mit der Abgrenzung von Präfixbildungen und Komposita zusammenhängen, in Kap. 5.1 kurz besprochen. Besondere Arten der Wortbildung wie z.B. Akronymie, (Wort)Kürzung, "blending" werden nicht behandelt.
Das Phänomen der Inkorporation, spezieller Nominalinkorporation (NI), wurde ursprünglich in der Forschung vor allem in nordamerikanischen Indianersprachen untersucht und zu ihrer typologischen Beschreibung herangezogen. Daraus ergab sich eine Definition von NI als einem morphologischen Verfahren, bei dem ein prädikativer Ausdruck (V) einen referenzfähigen Ausdruck (N) inkorporiert, um einen komplexen prädikativen Ausdruck (V) abzuleiten. Nach heutigen Erkenntnissen jedoch gilt NI als relativ universell vertretenes Verfahren, das in den Sprachen der Welt mehr oder weniger prominent zu finden ist. Strittig ist dabei, ob das Inkorporat nur seinen syntaktischen Status – dies wäre als weit gefaßte Definition zu bezeichnen – oder auch seinen Wortstatus – dagegen eng gefaßte Definition (=Komposition) – verliert. Mit dieser Frage verbunden scheint die Diskussion um den Status von NI innerhalb eines Sprachmodells: Handelt es sich um ein syntaktisches Verfahren und ist als solches produktiv mit einer relativen Eigenständigkeit der Elemente (Sadock 1986/Baker 1988) oder um Lexikalisierung (Mithun 1984), also um einen Wortbildungsmechanismus mit einer zumindest tendenziellen Verfestigung der beteiligten Elemente? Allen diesen Modellen gemeinsam bleibt jedoch die Tatsache, daß sie im Bereich der Morphologie ansetzen. Wir wollen in dieser Arbeit den umgekehrten Weg beschreiten und anhand des von Mithun (1984) aufgestellten Katalogs von Charakteristika nach Phänomenen "nicht-morphologischer" NI suchen und sie am Material der jeweiligen Sprache erörtern.
In der Forschung zu Grammatikalisierungsphänomenen wurden die Untersuchungsergebnisse häufig in Form grafischer Schemata dargestellt. Die einschlägige Forschungsliteratur spricht daher von 'grammaticalization paths', 'chains' und 'channels'. Wir möchten in dieser Arbeit erstens einen Überblick darüber bieten, welche Grammatikalisierungspfade – und zu welchen traditionellen grammatischen Domänen – bisher vorgeschlagen wurden. Zweitens möchten wir mittels der Zusammmenstellung der Pfade in einem Gesamtbild veranschaulichen, wie ein Grammatik-Modell aussehen könnte, dem die Grammatikalisierungstheorie zugrunde liegt. Ein solcher Überblick ist aus mehreren Gründen problematisch: Zum einen liegen für einige Grammatikalisierungsentwicklungen verschiedene Vorschläge vor, von denen wir jeweils die auswählten, für die ausreichend Belegmaterial angeführt wurde. Ein anderes Problem stellt die Heterogenität der grafischen Schemata dar, für die wir versucht haben, ein einheitliches Format zu erarbeiten, um sie in unser Gesamtmodell zu integrieren. In gleicher Weise wurden die Vorschläge einbezogen, die nicht in grafischer Gestalt vorlagen. Ein grundlegendes Kriterium für die Auswahl aus der vielfältigen Literatur war, daß die Bewegung eines sprachlichen Elements entlang seines historisch belegten Pfades betrachtet wurde. Im ersten Teil der Arbeit wird die Gesamtgrafik in Bezug auf die von Himmelmann 1992 skizzierte Grammatikalisierungtheorie in einzelnen Aspekten erläutert. Der zweite Teil dient der Einordnung der historisch belegten Entwicklungen in das Gesamtschema, wobei zwei Pfade gesondert behandelt werden. Zum Abschluß möchten wir kurz auf die Möglichkeiten und die Mängel des Modells eingehen.
Phonetische Substanz und phonologische Theorie : eine Fallstudie zum Erstspracherwerb des Deutschen
(1991)
Diese Arbeit stellt einen Versuch dar. phonologische Theorien auf ihre Anwendbarkeit im Bereich des Erstspracherwerbs hin zu untersuchen. Ziel ist dabei letztlich. "substantielle Erklärungen" (Ohaia & Kawasaki 1964: 113f) phonologischer Phänomene zu finden. d.h. Erklärungen. die sich möglichst auf externe Evidenz stützen und weitergehende Vorhersagen und Generalisierungen zulassen. […] Schon bei der Untersuchung zweier oder mehrerer Kinder stellt sich heraus. daß diese eine Vielzahl von unterschiedlichen Strategien zur Vereinfachung oder auch Vermeidung komplexer Strukturen verwenden (Intersubjektive Variation, vgl. Ingram 1989: 212f. und Kleinhenz & Weyerts 1990). Zum Teil sind solche Unterschiede wohl auf individuelle Fähigkeiten. zum Teil vermutlich auch auf den sprachlichen Input zurückzuführen. also z.B. die Häufigkeit und die Deutlichkeit der Aussprache bestimmter Wörter und Segmente in der lnputsprache. Von besonderer Bedeutung ist es schließlich, die Stadien des Erwerbs unterschiedlicher Sprachen zu vergleichen. da sich so am ehesten feststellen läßt. Ob der Faktor der Input-Sprache entscheidendes Gewicht hat oder ob es deutliche sprachübergreifende Gesetzmäßigkeiten gibt. […] Die[] unterschiedlichen Aspekte lassen sich innerhalb einer Theorie der "Selbstorganisation" (oder "Emergenz") sprachlicher Strukturen durchaus vereinbaren. Dieser Ansatz bildet daher den Hintergrund der hier vorgenommenen Beschreibung.
Grammatical relations – in particular the relation 'subject of' – and voice are of central concern to any theory of universal grammar. With respect to these phenomena the analysis of Tagalog (and the Philippine languages in general) has turned out to be particularly difficult and continues to be a matter of debate. What traditionally has been called passive voice in these languages […] appears to be so different from voice phenomena in the more familiar Indo-European languages that the term 'focus' was introduced in the late 1950s to underscore its 'exceptional' nature [...]. Furthermore, […] an inflationary use has been made of the term 'ergative' in the last decade; it can thus no longer be assumed that it has an unequivocal and specific meaning in typologizing languages, apart from the technical definition it might be given within a particular framework. But if the Philippine 'focus' constructions are neither passive nor ergative, how else can they be analysed? [...] In this paper a ease will be made for the claim that 'focus' marking should be analysed in terms of orientation, a concept used […] for capturing the difference between English (and, more generally, Indo-European) orientated nominalisations such as 'employ-er' or 'employ-ee', and unorientated nominalisations such as 'employ-ing'. This approach implies that 'focus' marking is derivational rather than inflectional as often presumed in the literature. This is to say that what is typologically conspicuous in Tagalog is not the 'focus' phenomenon per se, since this is very similar to orientated nominalisations in many other languages, but rather the very prominent use of orientated formations (i.e., derivational morphology) in basic clause structure.
In the last two decades Philippine languages, and of these especially Tagalog, have acquired a prominent place in linguistic theory. A central role in this discussion was played by two papers written by Schachter (1976 and 1977), who was inspired by Keenan's artcle on the subject from 1976. The most recent contributions on this topic have been from de Wolff (1988) and Shibatani (1988), both of which were published in a collection of essays, edited by Shibatani, with the title Passive and Voice. These works, and several works in-between, deal with the focus system specific to Philippine languages. The main discussion centers around the fact that Philippine languages contain a basic set of 5 to 7 affix focus forms. Their exact number varies not only in the secondary literature, but in the primary sources, i.e. Tagalog grammars, as well, where considerable differences in the number of affix focus forms can be found. All of these works, however, do agree on one point: the Philippine focus system basica1ly consists of agent, patient (=goal or object), benefactive, locative, and instrumental affix forms. Schachter/Otanes (1972) list a number of further forms, and in Drossard (1983 and 1984) we tried to show (in an attempt similar to those of Sapir 1917 and Klimov 1977) that the main criterion for a systematization of the Philippine focus system consists in the difference between the active and stative domains, an attempt which in our opinion was largely misunderstood (cf. the brief remarks in Shibatani (1988) and de Wolff (1988). The present paper is thus, on the one hand, an attempt to repeat and clarify our earlier position, and on the other, a further step towards such a systematization. A first step in this direction was an article on resultativity in Tagalog from 1991. In the present paper this approach will be extended to reciprocity. In the process we will show that it is valid to make a distinction between an active (=controlled action) vs. a stative (=limited controlled action) domain. First, however, we will take a brief look at what makes up the active and stative voice systems.
The most macabre of the numerous anthropomorphic metaphors linguists provide for their subject matter is that of language death. The extinction of a language is in fact a distressing matter, because the cultural tradition connected to it and the sociocultural or even ethnic independence of the group that speaks it very often perish together with it. Yet it is a very common phenomenon. [...] It would seem strange that such a frequent and well-known phenomenon has not been studied much earlier; nevertheless it is a fact that the investigation of language death is a new and developing field, which emerged as something like an independent subdiscipline of linguistics towards the end of the seventies. This comparatively embryonic stage of the field should be kept in mind throughout the following discussion.
This paper is concerned with anticausative verbs (or verb-forms), or shortly, anticausatives. [...] [C]ausative/non-causative pairs with a marked non-causative are quite frequent in the languages of the world. However, so far they have not received sufficient attention in general and typological linguistics, a fact which is also manifested in the absence of a generally recognized term for this phenomenon […]. This paper therefore deals with the most important properties of anticausatives (particularly semantic conditions on them), their relationship to other areas of grammar as well as their historical development in different languages. The grammatical domain of transitivity, valence and voice, where the anticausative belongs, takes up a central position in grammar and consequently the present discussion should be of considerable interest to general comparative (or typological) linguists.