BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.06.00 Literaturtheorie
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Erzählt wurde und wird überall. Erzählen ist eine Grundform unserer Wirklichkeitserfassung. Das Zentrum für Erzählforschung (ZEF) der Bergischen Universität ist deshalb interdisziplinär ausgerichtet. Drei Beispiele aus Kunstgeschichte, Journalismus und Rechtsprechung: Der Teppich von Bayeux (11. Jh.) benutzt bei seiner bildlichen Darstellung der Eroberung Englands durch den Normannen Wilhelm Abweichungen von der Chronologie, um die Sympathien der Betrachter zu lenken. Die pietätlose Hast des angelsächsischen Kontrahenten der Normannen, Harold, sich nach dem Tod seines Vorgängers krönen zu lassen, wird visuell durch die unmittelbare Konfrontation der Krönungsszene mit dem Bild des kranken Edward angezeigt. In solchen erzählerischen Kunstgriffen zeigt sich politische Wirkungsabsicht. Zweitens: Fußballspiele stellen den Live-Reporter vor große erzählerische Herausforderung. Er muss eine Geschichte erzählen, deren Ende er nicht kennt. Dafür verwendet er prospektiv Plotstrukturen, die dem disparaten Spielgeschehen Sinn verleihen, die aber auch gegebenenfalls ad hoc abweichendem Spielverlauf anzupassen sind. Drittens: Vor Gericht wird die Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen u. a. nach erzählerischen Kriterien wie Detaillierungsgrad und Inkontinenz beurteilt. Wer besser erzählt, gewinnt.
Unter Zuhilfenahme der Lotmanschen Raumtheorie, deren Prägnanz für die Beschreibung fantastischer Literatur nicht neu ist, sondern von Marianne Wünsch, Hans Krah und Henning Kasbohm bereits beschrieben wurde, werden in vorliegendem Aufsatz die Grenzen der literarischen Fantastik abgesteckt. Im Anschluss hieran bleibt zu erörtern, wie sich das Moment der Unschlüssigkeit, also die "Unordnung der Räume", wie Kasbohm es formuliert hat, einstellt.
Dass der Erzähler hierbei eine immens wichtige Rolle einnimmt, haben Thomas Wörtche und Uwe Durst bereits angenommen. Gegenstand des zweiten Abschnittes ist die Frage, welche Aufgabe ihm genau zukommt.
Dabei wird erläutert, wieso die These vom destabilisierten Erzähler als "inszenatorische Grundlage der phantastischen Literatur" derartige Anerkennung findet. Nach einer Beschreibung dessen, was mit Destabilisierung genau gemeint ist, ist die Annahme zu plausibilisieren, dass für eine exaktere Bestimmung der Art der vorliegenden Fantastik mithilfe der Raumtheorie eine Verbindung mit der Theorie der erzählerischen Unzuverlässigkeit gewinnbringend sein kann. Abschließend finden die raumtheoretischen Folgerungen, die aus den ungleichen Möglichkeiten der Evokation des Moments der Unschlüssigkeit resultieren, Erwähnung. Ich werde mithin der Frage nachgehen, wer hier auf der Schwelle steht, wer der Grenzgänger in fantastischer Literatur ist.
Literatur ist revolutionär. Nicht im Sinne einer "littérature engagée", sondern als Äußerung, als Sprechakt, als eine bestimmte Konfiguration von Sprache. In ihrer Studie "Kafka. Pour une littérature mineure" entwickeln Gilles Deleuze und Félix Guattari diesen Gedanken einer Kleinen Literatur. Sie setzen dabei bei einigen Tagebucheinträgen Kafkas an, in denen dieser Skizzen zu einem Konzept einer kleinen Literatur entwickelt. Als deutschsprachiger Jude in Prag gehörte Kafka einer doppelten Minderheit an: der der Deutschsprechenden und der der Juden. Daher stellt sich für Kafka die Frage, in was für einer Sprache er schreiben soll: auf Tschechisch, Deutsch oder Jiddisch? Kafka hat sich bekanntermaßen für das Deutsche entschieden. Doch wie kann man auf Deutsch, der Sprache der übergroßen Literaturdenkmäler Goethe und Schiller, schreiben? Auf welche Art und Weise nähert man sich als Minderheitensprecher einer solchen Sprache? Schließlich ist das Deutsche eine große Sprache, eine Sprache einer Mehrheit, in der literarische Wege vermeintlich vorgezeichnet sind. Beispielsweise durch die oben genannten Vorbilder, die man in Zuspitzung der These für die ganze Literatur nehmen kann und die damit zur Imitation auffordern. In diesem Kontext entwickelte Kafka jenes Konzept der kleinen Literatur, deren drei Pfeiler Deleuze und Guattari folgendermaßen benennen: "Les trois caractères de la littérature mineure sont la déterritorialisation de la langue, le branchement de l'individuel sur l'immédiat-politique, l'agencement collectif d'énonciation" (K, 33). Dieser Essay soll diese drei Punkte verknüpft mit Deleuze's Konzepten der Sprache und des Werdens genauer ausführen. Zunächst muss jedoch der Begriff der Minderheit im Deleuze'schen Sinne konkretisiert werden.
This study is an introduction to the systems theory developed by the German sociologist Niklas Luhmann (1927-1998) and its significance for literaty studies. It departs from a historical point of view which understands the period around 1800 as the climax of the transformation from a stratified European society into a modern society with a social order structured by differentiated systems such as education, economy, law or literature, each with its specific function and characterized by its typical form of communication. In Germany, the literary system reflects this process in the poetology of Romantic writers. Literary communication is defined as a second order observation that oscillates between the real and potential and makes the ordered forms clearer. The autonomous and differentiated literary system becomes a field that is being observed by its environment. The history of literature in the 19th century instrumentalizes it for political goals, while the new copyright laws and the idea of the book as a profitable merchandise imbued the system of literature with accelerated dynamics.
Herausforderungen meistern, Krisen überwinden : über Ratgeberliteratur aus narratologischer Sicht
(2012)
Ratgebende Texte sind eine feste Größe im Buchmarkt. Ausweislich des Branchenmonitors des Börsenvereins des deutschen Buchhandels zählte im Jahr 2010 jedes siebte in Deutschland verkaufte Buch zum Marktsegment Ratgeber – im ersten Halbjahr 2011 sogar fast jedes sechste. Wenn im Folgenden der Frage nachgegangen werden soll, auf welche Art und Weise in diesen weit verbreiteten Texten Ratschläge an den Leser gebracht werden, welche Erzählstrukturen und -strategien auszumachen sind und welche Bedeutung ihnen zukommt, dann ist zunächst festzuhalten, dass Ratgeber aus mehreren Textsorten zusammengesetzt und zumeist nicht dominant erzählerisch angelegt sind – 'erzählerisch' in dem Sinne, dass ein Geschehen vergegenwärtigt wird. Vielmehr werden erzählende mit informativen, argumentativen, essayistischen und beschreibenden Passagen kombiniert. Ratgeberliteratur wird hier als Sammelbezeichnung für die als gedruckte Bücher vorliegenden Ratgeber (gegenüber Ratgebertexten in anderen Medien wie Zeitschriften, Filmen oder Internetforen) verstanden. Der Terminus Ratgeberliteratur zielt also auf eine mediale Spezifikation.
Erzählen ist eine grundlegende Form unseres Zugriffs auf Wirklichkeit. In den verschiedensten Bereichen der alltäglichen Lebenswelt und nicht zuletzt auf den Gebieten wissenschaftlicher Erkenntnis orientieren und verständigen wir uns mit Hilfe von Erzählungen. Reportagen des investigativen Journalismus, Selbstdarstellungen von Politikern im Wahlkampf, Erlebnisberichte in Internetblogs, Anamnesen im medizinischen Patientengespräch, Plädoyers vor Gericht, Vermittlungen von Verhaltensnormen in populärer Ratgeberliteratur, Heilserzählungen im Gottesdienst, Fallgeschichten in juristischen Lehrbüchern, ökonomische Prognosen von Kursverläufen – all diese Kommunikationen erfolgen wesentlich in erzählender Form. Anders als in den erfundenen Geschichten der Literatur bezieht man sich in diesen Erzählungen direkt auf unsere konkrete Wirklichkeit und trifft Aussagen mit einem spezifischen Geltungsanspruch: 'So ist es (gewesen)'. Solche Erzählungen mit unmittelbarem Bezug auf die konkrete außersprachliche Realität nennen wir Wirklichkeitserzählungen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die referentielle Leistung sprachlicher Kommunikation im Zeichen strukturalistischer und poststrukturalistischer Theorien allzu oft zugunsten eines pauschalen 'Panfiktionalismus' unterschlagen. Zweifellos 'konstruieren' Wirklichkeitserzählungen in erheblichem Maße eine Realität; aber sie sind eben auch auf eine intersubjektiv gegebene Wirklichkeit bezogen. Wirklichkeitserzählungen sind sowohl konstruktiv als auch referentiell – darin liegt ihre besondere erkenntnistheoretische Bedeutung. Es gilt, den referentiellen Aspekt von Wirklichkeitserzählungen angemessen zu berücksichtigen, ohne deren konstruktive Elemente zu vernachlässigen.
The Fugue of Chronotope
(2010)
As the survey by Nele Bemong and Pieter Borghart introducing this volume makes clear, the term chronotope has devolved into a veritable carnival of orismology. For all the good work that has been done by an ever-growing number of intelligent critics, chronotope remains a Gordian knot of ambiguities with no Alexander in sight. The term has metastasized across the whole spectrum of the human and social sciences since the publication of FTC in Russian in 1975, and (especially) after its translation into English in 1981. As others have pointed out, one of the more striking features of the chronotope is the plethora of meanings that have been read into the term: that its popularity is a function of its opacity has become a cliché. In the current state of chronotopic heteroglossia, then, how are we to proceed? The argument of this essay is that many of the difficulties faced by Bakhtin’s critics derive from ambiguities with which Bakhtin never ceased to struggle. That is, instead of advancing yet another definition of my own, I will investigate some of the attempts made by Bakhtin himself to give the term greater precision throughout his long life. In so doing, I will also hope to cast some light on the foundational role of time-space in Bakhtin’s philosophy of dialog as it, too, took on different meanings at various points in his thinking.
Der Begriff der ornamentalen Prosa ist ausserhalb der slavischen Philologie kaum etabliert; neuerdings hat er ausser in die Goethe- auch Eingang in die Doderer-Forschung gefunden. Das methodische Werkzeug, das dieser Begriff für die Textanalyse bereitstellt, lässt ihn aber besonders zur Untersuchung von Texten geeignet erscheinen, die im Spannungsfeld unterschiedlicher Kulturen angesiedelt sind: Ihre jeweiligen Symbolisierungssysteme von Sprache, Religion, Kunst, Weltanschaung, Wissenschaft, wirtschaftlicher und staatlicher Organisation stellen hier unterschiedliche Codes dar, nach denen die narrative Konstitution von Bedeutung vorgenommen wird. In einer solchen Situation kann ornamentales Erzählen nicht nur Ausdruck neomythischer Bewusstseinszustände, sondern auch ein Verfahren zur Mehrfachkodierung von Texten sein. Eine Fabel, die ›zu ebener Erde‹ in einem Kulturraum angesiedelt ist, kann auf der Ebene v. a. der Lexik und Metaphorik von Äquivalenzen überlagert werden, die für ein oder mehrere Symbolisierungssysteme der anderen Kultur charakteristisch sind und als dieser Kultur zugehörig wahrgenommen werden. So vervielfältigt sich der eine, kulturell generierte Sinn zu einer Dualität oder gar einem Plural, den von dem abstrakten Nomen »Sinn« zu bilden die deutsche Sprache eigentlich nicht zulässt. […] Eine vergleichbare strukturelle Spannung legt Dževad Karahasans Östlicher Diwan (Istoèni diwan, 1989) zwischen der monotheistischen Gottesvorstellung des Islam als dem einen Sinn und der Pluralität erfahrener Sinneseindrücke offen. Die Einheit des Vielfältigen benennt bereits der Titel, den der 1953 geborene Bosnier Karahasan seinem ersten Roman gab: Als »Polsterbank« und auf dieser stattfindende »Versammlung« hat der Diwan im Persischen, Arabischen, Türkischen auch die sekundäre Bedeutung einer »Sammlung altorientalischer Gedichte«. Karahasans Orthographie, die in den originalsprachlichen Ausgaben »diwan« mit w und damit in Widerspruch zur einheimischen Norm setzt, gibt ein deutliches Signal in Richtung dieser Tradition. Zugleich kann jedoch die dargestellte Welt des Ostens nur einem westlich(er) verorteten Standpunkt als »östlich« erscheinen.
»Viele Buchstaben haben einen Bauch, einen Kopf, sind schlank oder fett«, schreibt der Typograph Kurt Weidemann in einer Vorlesung über Wahrnehmung, Ideenfindung und Gestaltgebung. »Das Umlegen eines Buchstabens zum Sichtbarmachen des Totseins übersetzt die Figur des Buchstabens ins Menschliche.« Damit führt uns Weidemann zum Thema, nämlich dem menschlichen Antlitz der Buchstaben, ihrer Anatomie, die offenbar der des Menschen so ähnlich ist, bis hin zur Entfaltung einer Bedeutung, die allein auf ihre Gestalt oder Anmutung zurückgeht und nicht nur auf das, was ein Autor ihnen in der Aneinanderreihung von Wörtern und Sätzen zuschreibt. […] Tatsächlich ist Weidemann nicht der erste, der eine Beziehung zwischen Typographie und menschlichem Körper hergestellt hat. Geofroy Torys „Champ Fleury“, in Paris 1529 gedruckt, ist vordergründig eine Abhandlung über Buchstaben und ihre Formen, bei genauerer Lektüre jedoch viel mehr als das. […] Seine Abhandlung gibt die Gelegenheit, einen Wahrnehmungsakt aus der frühen Neuzeit mit Text-Mensch-Relationen der Gegenwart in Verbindung zu bringen. Ich wähle für meine kurze Betrachtung des Verhältnisses von Schrift und Schriftgestaltung, Beschreibemedium und Bedeutung zwei Werke, zwischen deren Publikation fast 500 Jahre liegen. Champ Fleury ist ein Produkt der Renaissance, und den Film Memento aus dem Jahr 2000 und inszeniert von Christopher Nolan ist ein Produkt unserer postmodernen Gegenwart.
O artigo apresenta uma reflexão teórica, a ser desenvolvida em futuras pesquisas, sobre os aspectos cognitivos da literatura. Considera-se que o texto literário possui uma função cognitiva específica, diversa do pensamento conceitual e abstrato, e oferece ao leitor modelos de ação humana e de percepção do mundo.
O objetivo do texto é fazer uma leitura de elementos conceituais presentes na concepção freudiana sobre a poesia e a literatura, apontando aspectos problemáticos, como também os que se mostram pertinentes para análise do fenômeno estético. Inicialmente, passamos brevemente em revista pontos significativos de comentários críticos às reflexes estéticas freudianas da tradição, passando então a comentar o texto "Der Dichter und das Phantasieren" (1908), em que nos serviremos da comparação com temas e conceitos presents na "Poética" de Aristóteles e na "Kritik der Urteilskraft" de Kant. Na última parte, contrapomos alguns conceitos presentes neste primeiro texto ao artigo "Das Unheimliche" (1919), em que propomos uma leitura que faz contrastar o papel e importância conferidos à dimensão estética em ambos os textos. Toda a trajetória está orientada para demonstrar a necessidade de conceber o estético a partir do entrelaçamento, da identidade e da diferença, entre o âmbito psíquico inconsciente e suas formas de atualização refratadas pela dimensão imagético-imaginária.
O artigo analisa a presença sincrônica, na produção acadêmica alemã das últimas décadas, de trabalhos que, em conjunto, podem ser compreendidos como parte de um esforço nãocoordenado de renovação epistemológica e de historicização da episteme artística. Das contribuições de autores diversos são sintetizadas as linhas de constituição daquelas duas grandes problemáticas, que foram distintas, porém convergentes, em seus desdobramentos para a compreensão da arte e da crítica de arte. De um lado, mostra-se a imbricação da renovação epistemológica com novos padrões de percepção do tempo e com o conceito científico de "emergência"; de outro, vê-se como a historicização da episteme artística esteve fortemente dedicada à crítica institucional. Ao longo da apresentação, dá-se destaque ao componente critic daquelas duas formas de historicização, motivadas, como elas foram, pela insatisfação com a condição atual – nas décadas de 1970 e 1980 – da arte e do pensamento.
Der Begriff der Nationalliteratur fungiert bei Herder […] vor allem als eine Differenzkategorie, die in Frontstellung zu den Konzepten eines universalistischen Rationalismus :und einer durch ihn begründeten klassizistischen Ästhetik entworfen wird, weil in ihrem Horizont das Problem der kulturellen Differenz nicht gedacht werden kann. Herders Konzept ist daher primär zu lesen als ein solches, das nach Wegen sucht, die Frage kultureller Differenz sowohl in synchroner wie in diachroner Perspektive zu erfassen.
Das Verhältnis von Dichten und Denken ist eines der Verhältnisse, wenn nicht das Verhältnis, denen sich die Dichter und die Denker immer wieder zu widmen haben. Das Verhältnis von Dichten und Denken meint im Folgenden das Verhältnis zwischen einer literarischen Form des Denkens und einer theoretischen und systematischen Form des Denkens, die sich auf literarische Gebilde bezieht und sich dabei verändert. Mit dieser Relation erscheint zugleich auch die Beziehung zwischen geregelten und ungeregelten Formen des Denkens, wobei das Ungeregelte sich niemals in das Geregelte integrieren lässt. Dieses Verhältnis nun ist nicht eines, das man gleichsam von außen betrachten könnte, sondern vielmehr ist es eines, in das der Mensch schon immer hineingeraten ist, dergestalt, dass in der Relation von Dichten und Denken sich auf eine bestimmte Weise das Andere des Denkens mit dem Denken verbindet.
Este texto tem por objetivo recontextualizar uma das teorias literárias mais produtivas surgidas na segunda metade do século XX, na medida em que ela interagiu com conceitos filosóficos amadurecidos na mesma época. Em particular, pretendemos discutir o modo como a Estética da Recepção, desenvolvida ao longo dos anos 1960 e 1970, na Universidade de Konstanz, pôde e ainda pode proporcionar iluminações à literatura quando associada aos estudos de Jürgen Habermas junto à Escola de Frankfurt, também ao longo daquelas décadas e das seguintes.
No ensaio "Engagement", de 1962, Theodor Adorno recoloca em discussão a dicotomia entre literatura engajada e literatura autônoma, advertindo que em seu tempo a controvérsia não se situa mais no nível da sobrevivência humana ou da vida em sociedade, mas se coloca como uma especulação intelectual. O presente texto recupera as principais ideias de Adorno a respeito do tema e procura refletir sobre elas. O pensador apresenta os dois polos de pensamento sobre o problema e inicia dizendo que a tensão entre eles agora está diluída. Seguem-se então considerações sobre as confusões que envolvem o debate sobre o engagement, reflexões sobre a filosofia da arte de Sartre e sua concretização em obras de ficção, a arte e a didática de Bertolt Brecht, bem como o tratamento que o dramaturgo alemão dá ao fascismo, a relação entre o tom da poesia e a política, o problema do sofrimento ligado à obra de arte, o experimentalismo contemporâneo de Kafka e Becket, as tradições culturais da França e da Alemanha, e as relações entre a política e a arte autônoma.
In the present context of the triumph of capitalism over real socialism, this article points out that, despite their ideological differences, both systems are bound to the same conception of history-as-progress. In contrast, it recalls Walter Benjamin's philosophy of history, marked by the critique of progress in the name of a revolutionary time, which interrupts history's chronological continuum. Benjamin's perspective is used to study the conflict of temporalities among the Soviet artists in the two decades after the October Revolution: on the one hand, the anarchic, autonomous and critical time of interruption – which is the time of avant-gade –, on the other hand, the synchronization with the ideas of a progressive time as ordered by the Communist Patty; this is the time of vanguard, whose capitalist Counterpart is fashion.
In this contribution we try to probe the generic chronotope of realism, which, judging from its astonishing productivity in the nineteenth century and the profound impact it has had on literary evolution and theory ever since, can be designated nothing less than a hallmark in the general history of narrative. Although we are primarily concerned with the description of the principles of construction underlying the realistic, “documentary”, chronotope, we would also like to touch upon some of its rather evident, but still somewhat under-discussed similarities with the genre of historiography. For, despite an abundance of what could be called “touches of realism” in a plethora of literary texts and genres (both narrative and poetic) since the very beginnings of literary history itself, the direct germs of realism as it developed into a particular narrative genre or generic chronotope during the nineteenth century may well be situated in “prescientific” historiographical works such as those of Gibbon or Michelet.