Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt, Band 12 (2007)
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In diesem Beitrag werden Neufunde (bezogen auf die Rastereinheit Messtischblatt-Quadrant) ab dem Jahr 2000 sowie Wiederbestätigungen bemerkenswerter Farn- und Blütenpflanzen in Sachsen-Anhalt genannt, welche die Kenntnisse über die Verbreitung der Arten im Bundesland erweitern sowie mögliche Tendenzen andeuten. Die zeitlichen Angaben beziehen sich auf den Kenntnisstand des „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands“ (BENKERT et al. 1996) sowie auf aktuelle Kartierungsmitteilungen.
Die Kleingewässer der Colbitz-Letzlinger Heide unter besonderer Berücksichtigung der Vegetation
(2007)
Die Colbitz-Letzlinger Heide liegt in Sachsen-Anhalt nordwestlich von Magdeburg. Sie nimmt eine Fläche von über 700 km² ein, darin eingeschlossen liegt der Truppenübungsplatz „Altmark“ mit 220 km². Das Gebiet gehört naturräumlich zu den Altmarkheiden und geologisch zum Altpleistozän. Seit Beginn der militärischen Nutzung 1935 sind bis heute große Teile des Heidegebietes nur begrenzt zugänglich. Zu den Kleingewässern liegen daher kaum Angaben vor. Die 58 untersuchten Kleingewässer erreichen durchschnittlich eine Gesamtgröße (inklusive Uferbereiche) von nur 2700 m². Sie sind sehr flach und haben in der Regel weder Zunoch Abfluss. Sie werden fast ausschließlich vom Niederschlag gespeist. Hinsichtlich ihrer sehr unterschiedlichen Wasserführung konnten in Anlehnung an KALETTKA (1996) vier Typen von Kleingewässern unterschieden werden. Neben der Lage, Größe und Wasserführung der Gewässer wurde vor allem deren Vegetation untersucht. Sie gibt Auskunft über die Pflanzengesellschaften unter den gegebenen Standortverhältnissen der Colbitz-Letzlinger Heide. Die Variabilität der Standortfaktoren, insbesondere die räumliche und zeitliche Dynamik des Wassers erschwert das Erkennen und Erfassen der Pflanzengesellschaften. Die klassischen Methoden der Pflanzensoziologie bringen daher vielfach nicht den gewünschten Erfolg. Der erste Teil der Untersuchungen folgt daher HAMEL (1988) und MIERWALD (1993) und untersucht die Vegetation nach den auftretenden Vegetationskomplexen. Diese setzen sich aus mehreren pflanzensoziologisch abgrenzbaren Beständen zusammen, die das Nebeneinander verschiedener ökologischer Standortbedingungen auf kleinem Raum widerspiegeln. Im zweiten Teil wird zusätzlich eine klassische vegetationskundliche Analyse vorgelegt. Beide Methoden ergänzen sich in ihrer Aussage. Der Anhang bietet eine Übersicht über die Kleingewässer.
Im Rahmen des Projektes „Biodiversität in der Agrarlandschaft – Aufbau eines Netzes von Schutzäckern für Ackerwildkräuter in Mitteldeutschland“ der Georg-August-Universität Göttingen (Abt. Ökologie und Ökosystemforschung) und des FiBL Deutschland e.V. (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau, Witzenhausen) erfolgte in der Vegetationsperiode 2007 eine auf 5 km² Fläche angelegte Strukturkartierung im Gebiet der Schmoner Hänge (SK 4635/ 3 und 4635/4). Ausgewählt wurde dieser Standort, da er durch seinen Strukturreichtum noch eine Fülle andernorts bereits verschwundener oder seltener Segetalarten beherbergt. Im Untersuchungsraum wurden alle Ackerränder hinsichtlich des Vorkommens seltener Segetalarten kartiert, um daraus spätere Rückschlüsse auf die Verbreitungsmuster einzelner Sippen ziehen zu können. Durch die Kartierung konnten im MTBQ 4635/4 u. a. folgende bemerkenswerte Ackerwildkräuter nachgewiesen werden (Nomenklatur nach WISSKIRCHEN & HAEUPLER 1998): Adonis aestivalis, Anagallis foemina, Bupleurum rotundifolium (Erstnachweis), Galium tricornutum, Galeopsis angustifolia, Fumaria vaillantii, Anthemis cotula, Ajuga chamaepitys, Euphorbia exigua, Valerianella dentata, Lathyrus tuberosus, Consolida regalis, Nonea pulla, Neslia paniculata, Caucalis platycarpos, Camelina microcarpa, Lithospermum arvense ssp. arvense, Torilis arvensis und Sherardia arvensis.
In den Jahren 2006 und 2007 konnten wieder einige Nachweise seltener bzw. bemerkenswerter Arten zusammengetragen werden. Es sind sowohl Erstnachweise als auch Bestätigungen älterer Angaben. Bei insgesamt weniger seltenen Arten sind vor allem solche Funde angegeben, die in der Datensammlung für die geplante Landesflora aktuell nicht berücksichtigt sind.
Dieser Beitrag ergänzt die von JOHN & STOLLE (2006) veröffentlichten Nachweise.
Abkürzungen für die Land- und Stadtkreise (nach Kreisreform 2007):
ABI – Landkreis Anhalt-Bitterfeld
BLK – Landkreis Burgenland
HAL – Stadtkreis Halle
MSH – Landkreis Mansfeld-Südharz
SK – Saalekreis
WB – Landkreis Wittenberg.
Die Funde stammen aus dem Jahr 2007, wenn nicht anders vermerkt.
KARL BERNAU (1932) vermerkte in seinem kleinen Beitrag über „Neu-Ankömmlinge in unserer Pflanzenwelt“ das Auftreten zweier fremder Salbei-Arten am Bahndamm zwischen Mücheln und Langeneichstädt westlich von Merseburg: „Einen besonderen Schmuck bilden einige Salbeiarten, … so die Verbenen-Salbei (Salvia verbenacea VAHL) und die Muskateller-Salbei (Salvia sclarea L.) …“. Wir glaubten Salvia verbenacea VAHL (gemeint ist sicherlich Salvia verbenaca L., von LINNÉ als orthographische Variante auch Salvia verbenacea bezeichnet) wieder aufgefunden zu haben und fügten unserem Beitrag (JOHN & STOLLE 2006: 24-25) ein Bild dieser Pflanze von G. HENSEL (Merseburg) bei.
Im Rahmen der Untersuchungen an Trockenbiotopen im Allertal (Landkreis Börde, Sachsen- Anhalt) wurden im Jahr 2007 auf mehreren flächenhaften Naturdenkmalen vegetationskundliche Kartierarbeiten durchgeführt. Während dieser Kartierarbeiten wurde ein neuer Fundort von Bupleurum virgatum CAV. [Bupleurum gerardii auct.], dem Ruten-Hasenohr, nachgewiesen. Die Art gilt in Sachsen-Anhalt sowie in ganz Deutschland als vom Aussterben bedroht (FRANK et al. 2004, KORNECK et al. 1996). Das Ruten-Hasenohr ist sehr unauffällig und leicht zu übersehen. Bisher war es nur noch vom Alten Falkenstein im Selketal bekannt (BENKERT et al. 1996, HERRMANN & KISON 2004, HERRMANN 2005). Der Nachweis im Allertal macht Hoffnung, dass die Art auf ähnlichen Standorten noch nachweisbar sein könnte. Daher erfolgt hier eine Beschreibung der Standortverhältnisse am Generalsberg S Groß-Bartensleben (MTB Helmstedt, 3732/4).
Der Artrang des Rotbeerigen Nachtschattens Solanum alatum MOENCH [Solanum villosum ssp. alatum (MOENCH) EDMONDS; Solanum miniatum BERNH.] und des Gelbbeerigen Nachtschattens Solanum villosum MILL. s. str. [Solanum villosum ssp. villosum; Solanum luteum MILL.] wird bis heute je nach Autor kontrovers angegeben. So vereinigen WISSKIRCHEN & HAEUPLER (1998: 480), HAWKES & EDMONDS (1972: 197-198) sowie EDMONDS & CHWEYA (1997) die beiden Sippen unter Solanum villosum und unterscheiden sie als Unterarten. ROTHMALER et al. (2005: 562) trennen beide Sippen voneinander im Artrang.