Der Heilige Rock zu Trier und die Schlesischen Weber
- Landes vertritt die These, im Vormärz habe es keine kontinuierliche Entwicklung oppositioneller Kunst gegeben. Vielmehr hätten sich "die bildenden Künste im Schoß der Akademien auf der einen und die Tagespolitik auf der anderen Seite zuvor weitestgehend berührungslos entwickelt", so dass "Genre und Zeitgeschichte […] unvermittelt aufeinander[trafen]". Hübners Gemälde schreibt sie eine Schlüsselrolle zu, das als "eine Ikone für die untragbaren Zustände im Weberhandwerk des Vormärz" Eingang in die Geschichtsbücher gefunden habe. Während Landes überzeugt ist, derartige "sozialthematischen" Genrebilder seien "aus dem Moment geboren [und] entbehrten jeder ästhetischen Zielsetzung", werde ich in einer exemplarischen Fallstudie nachweisen, dass Hübners Weberbild sehr wohl in einer langjährigen ästhetischen Tradition steht, und zwar in jener der sozialkritischen Historienmalerei. Ich werde im Folgenden untersuchen, inwieweit Carl Friedrich Lessings Methode, die Ikonographie der Heiligenmalerei aufzugreifen und diese in seinen Historienbildern ironisch zu brechen, sich auch in diesem Werk findet. Im Jahr, als Hübner das Weberbild fertigte, fand zugleich die Wallfahrt zum Heiligen Rock nach Trier statt. Werden uns im Weberbild die skandalösen Produktionsverhältnisse vor Augen geführt, unter denen heilige und unheilige Röcke anno 1844 produziert wurden? Ist womöglich die Parodie auf die Kunst der "Nazarener", die in dem Bild zuweilen gesehen wird, mit einer inhaltlichen Aussage verknüpft? Ins Zentrum meiner Untersuchung stelle ich die Bildbetrachtung. Einzelne Bildaspekte setzte ich dabei in Beziehung zu zeitgenössischen Rezensionen und ästhetischen Reflexionen, insbesondere zu jenen in Hermann Püttmanns 1839 erschienener Schrift "Die Düsseldorfer Malerschule und ihre Leistungen seit der Errichtung des Kunstvereins im Jahre 1829. Ein Beitrag zur modernen Kunstgeschichte". Vorangestellt habe ich Zitate aus zeitgenössischen Reflexionen zur Ästhetik, um den Düsseldorfer Vormärzkontext, in dem das Bild entstand, auszuleuchten.
Author: | Thomas Giese |
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URN: | urn:nbn:de:hebis:30:3-707572 |
ISBN: | 978-3-8498-1661-2 |
ISBN: | 978-3-8498-1728-2 |
ISBN: | 978-3-8498-1729-9 |
Parent Title (German): | Jahrbuch / FVF, Forum Vormärz Forschung |
Publisher: | Aisthesis Verlag |
Place of publication: | Bielefeld |
Document Type: | Article |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2022/11/01 |
Year of first Publication: | 2020 |
Publishing Institution: | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg |
Contributing Corporation: | Forum Vormärz Forschung |
Release Date: | 2023/01/06 |
GND Keyword: | Hübner, Carl Wilhelm; Weber <Motiv>; Gesellschaftskritik |
Volume: | 26 |
Page Number: | 35 |
First Page: | 254 |
Last Page: | 286 |
HeBIS-PPN: | 508183332 |
Dewey Decimal Classification: | 7 Künste und Unterhaltung / 75 Malerei / 750 Malerei, Gemälde |
8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik | |
8 Literatur / 83 Deutsche und verwandte Literaturen / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur | |
Sammlungen: | Germanistik / GiNDok |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft | |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Aisthesis Verlag | |
Zeitschriften / Jahresberichte: | Jahrbuch / FVF, Forum Vormärz Forschung / Jahrbuch / FVF, Forum Vormärz Forschung - 26.2020 |
: | urn:nbn:de:hebis:30:3-707255 |
Licence (German): | Creative Commons - CC BY-SA - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International |