"Nichts ist wahr, alles ist erlaubt" : die Assassinen und der Terror
- "'Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.' Die letzten Worte von Hasan-i Sabbah . Und was ist das wahrste Kennzeichen des Menschen? Geburt und Tod. Der Alte zeigte seinen Attentätern die Freiheit von Wiedergeburt und Tod. Er schuf wirkliche Wesen, für die Raumfahrt bestimmt." Wenn wir die Reise durch den Raum hier als Metapher für die Überwindung der verlässlichen, wenngleich durch den Menschen wahrgenommenen Naturgesetze verstehen, vermittelt Burroughs uns eine recht präzise Vorstellung einer von den Assassinen ausgehenden Bedrohung, die weit über die unmittelbaren Folgen ihrer Angriffe hinausgeht. Sie sind nicht menschlich, nicht an die Endgültigkeit des Todes gebunden und immun gegen die Drohung, für ihre Handlungen getötet zu werden - dem letzten Mittel zur Aufrechterhaltung der Rechtsordnung - und destabilisieren damit die binären Unterscheidungen zwischen dem Weltlichen und dem Jenseits, Wahrheit und Falschheit, Gut und Böse. So bedeuten sie an sich, d.h. nicht allein durch ihre Attentate, sondern auf einer symbolischen Ebene, eine Gefährdung für die Grundlagen des Sozialen. Während solche Störungen in der Regel gerne mit einem Anderen, beispielsweise der Tradition selbstaufopfernder Gewalt im Nahen Osten oder den bösen Absichten der 'Schurkenstaaten', identifiziert werden, scheint mir, dass die Krise, die sich in den Berichten über die Assassinen und andere Selbstmordattentäter ausdrückt, nicht in erster Linie als Eindringen von etwas zu verstehen ist, das von außerhalb 'unserer' Kultur kommt, sondern vielmehr ein spezifisch westliches Problem betrifft, das mit der Aufklärung und den bürgerlichen Revolutionen einsetzt. Um diese recht gewagte These zu überprüfen, möchte ich zunächst mit Hilfe neuerer historischer Studien zu den Nizari - der ismailitischen Sekte, der der Alte vom Berg zugerechnet wird - einige der wichtigsten Behauptungen diskutieren, die über die Assassinen im Umlauf sind. Anschließend folgt ein kritischer Blick auf Joseph von Hammer-Purgstalls 1818 erschiene 'Geschichte der Assassinen', einen der zentralen Texte in der Entwicklung der modernen Assassinen-Legende.
Author: | Torben Lohmüller |
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URN: | urn:nbn:de:hebis:30:3-423888 |
ISBN: | 978-3-7705-5076-0 |
Parent Title (German): | Grenzgänger der Religionskulturen : kulturwissenschaftliche Beiträge zu Gegenwart und Geschichte der Märtyrer / herausgegeben von Silvia Horsch und Martin Treml ; Trajekte |
Publisher: | Wilhelm Fink |
Place of publication: | München |
Editor: | Horsch Silvia, Martin Treml |
Document Type: | Part of a Book |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2016/11/29 |
Year of first Publication: | 2011 |
Publishing Institution: | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg |
Release Date: | 2016/11/29 |
Tag: | Hammer-Purgstall, Joseph von / Geschichte der Assassinen aus morgenländischen Quellen |
GND Keyword: | Assassinen; Geschichte; Hammer-Purgstall, Joseph von; Legende; Restauration; Bürgerliche Revolution; Kulturgeschichte; Europa; Bedrohungsvorstellung |
Page Number: | 19 |
First Page: | 243 |
Last Page: | 257 |
HeBIS-PPN: | 397511442 |
Dewey Decimal Classification: | 2 Religion / 20 Religion / 200 Religion |
3 Sozialwissenschaften / 32 Politikwissenschaft / 320 Politikwissenschaft | |
Sammlungen: | CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin | |
Licence (German): | Deutsches Urheberrecht |