Das rhetorische Ensemble

  • Auf dem Tisch liegt die zweite Auflage von Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz (1968) von Claus-Wilhelm Canaris, erschienen Berlin 1983. Die schriftliche Fassung basiert auf einem rhetorischen und mündlichen Ereignis, seinem Habilitationsvortrag. Spuren davon finden sich noch im Text. Das gilt für die Spuren, die Rhetorik immer schon in nicht-mündlichen Texten wie der Schrift hinterlassen hat, also etwa in den Kompositionsregeln und den Regeln des Umgangs mit Figuren und Stil. Die rhetorische Spur findet sich darüber hinaus an herausragenden Stellen in den kurzen Hinweisen und Adressen, die scheinbar außerhalb der eigentlichen Schrift selber stehen. In einem Fall findet sich z. B. in Kursivschrift eine Widmung an den verehrten Lehrer Karl Larenz, in einem anderen erinnert der Autor daran, dass der Vortrag am 20. Juli gehalten wurde. Es sind kurze und knappe Hinweise auf denMoment, an dem ein Jurist eigenständig, zu seinem autonomen System wird und eine eigene Lehrbefugnis erhält. Sie sind noch rhetorisch, weil sie in ihrem Aufspüren von Referenzen an den Lehrer und an historische Daten vollziehen und reflektieren, was sich in solchen Augenblicken geziemt. Sie begegnen einem an der Schwelle des Textes – also kurz bevor man sich auf die sachliche Ordnung des Textes einlässt. An der Schwelle wird die letzte Gelegenheit ergriffen, dem Text eine genealogische Adresse zu verleihen. Es sind (um selbst rhetorisch zu werden) letzte Tankstellen vor der Autobahn. Sie markieren keine Systembrüche, sie markieren den Eingang in den Text, der sich in einer rhetorischen Transmission positioniert. In der Architektur der Argumentationsführung sind diese Stellen der Bogen, der durchschritten wird, unmittelbar bevor die Lektüre beginnt – oder mit denen die Lektüre beginnt. Das hängt schon davon ab, wie man Rhetorik vom System abgrenzt. ...
  • While it is trivial to state that law is communicated by means of media, it is not trivial to state that the media of law is neither the proper nor the improper of laws’ proprium. The considerations on the limit of juridicial sense, once dominated by hermeneutics, are nowadays altered by a focus on the speciality of a media – e.g. the printing revolution, the rise of newly founded journals and the oral tradition. There is an old, always renewed conflict around the borders of legal systems. The thesis that modern rational abstraction of law is threatened by the postmodern iconic turn and its invasion of images has become very popular and widespread. The essay argues that humanistic instructions are the key scripts in the genealogy of media – and leave us with a better understanding of the iconic turn. The categories to understand medial transformation of law are to be found in the intersections of rhetoric and system – rooted in humanism. The essay therefore introduces a historical enquiry by Heiner Mühlmann on Leon Battista Alberti. It is to give an example from the horizon on which the ideas about media of law are to be seen.

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Metadaten
Author:Fabian Steinhauer
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-533922
DOI:https://doi.org/10.12946/rg09/125-137
ISSN:2195-9617
ISSN:1619-4993
Parent Title (Multiple languages):Rechtsgeschichte = Legal History
Publisher:Klostermann
Place of publication:Frankfurt, M.
Contributor(s):Marie Theres Fögen
Document Type:Article
Language:German
Year of Completion:2006
Year of first Publication:2006
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2020/04/01
Volume:9
Page Number:15
First Page:125
Last Page:137
Note:
Dieser Beitrag steht unter einer Creative Commons cc-by-nc-nd 3.0
HeBIS-PPN:464127009
Institutes:Rechtswissenschaft / Rechtswissenschaft
Neuere Philologien / Neuere Philologien
Dewey Decimal Classification:1 Philosophie und Psychologie / 10 Philosophie / 100 Philosophie und Psychologie
3 Sozialwissenschaften / 34 Recht / 340 Recht
Sammlungen:Universitätspublikationen
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