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[Rezension zu:] "Das totum ist das Totem." Theodor W. Adorno und Gershom Scholem. Briefwechsel 1939-1969. Herausgegeben von Asaf Angermann. - Berlin : Suhrkamp, 2015

  • Als Adorno 1950 nach Deutschland zurückkehrte, kam er in ein Land, dem er zutiefst misstraute. Die objektive Unmöglichkeit, hier wieder zu existieren und zu arbeiten, wurde für ihn paradoxerweise zum Stimulans seiner Existenz und Arbeit. Statt sich innerlich an die neue Umwelt anzupassen, immunisierte er sich ihr gegenüber. Als jemand, der nicht dazugehören wollte, vermochte er die zähen Rückstände einer Ideologie der Zusammengehörigkeit zu zersetzen. Eine Rücksichtnahme auf sogenannte fundamentale Gewissheiten war aus seiner Sicht deswegen nicht geboten, weil sich solche Gewissheiten als Selbsttäuschung erwiesen hatten. In dem Maße, wie Adorno im Deutschland der Nachkriegszeit ein Bedürfnis nach kritischer Reinigung verspürte, begann sich sein intellektuelles und publizistisches Schaffen expansiv zu entfalten. Der Außenseiter, der gebraucht wurde, rückte unverhofft ins Zentrum, ohne doch sein Außenseitertum einzubüßen. Wenn Gershom Scholem, Adornos Briefpartner, tastend, von seiner neuen israelischen Heimat herkommend, über die Schweiz wieder Kontakt mit Deutschland, seiner alten Heimat, aufnimmt, so vollzieht sich bei ihm eine ähnliche Entwicklung wie bei Adorno. Dass auch er innerhalb der deutschen Geisteswelt eine Rolle zu spielen beginnt – allerdings später als Adorno –, kann überraschen. Als Katalysator dafür fungiert die Durchsetzung des OEuvres von Walter Benjamin. Das Werk Adornos wird durch seinen Briefwechsel mit Scholem, dem entschiedenen Juden, in ein neues Licht gerückt. Deutlicher als vorher tritt nun zutage, wie sehr doch das Denken Adornos von spezifisch jüdischen Intuitionen bestimmt wird.

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Verfasserangaben:Helmut Pillau
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-475439
ISBN:978-3-8498-1217-1
ISSN:1432-5306
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Verlag:Aisthesis Verlag
Verlagsort:Bielefeld
Herausgeber*in:Christian Moser, Linda Simonis
Dokumentart:Rezension
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):20.09.2018
Jahr der Erstveröffentlichung:2017
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Urhebende Körperschaft:Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Datum der Freischaltung:21.09.2018
GND-Schlagwort:Adorno, Theodor W.; Scholem, Gershom; Brief; Rezension
Jahrgang:2017
Seitenzahl:9
Erste Seite:209
Letzte Seite:217
Bemerkung:
Briefwechsel : 1939 - 1969 / Theodor W. Adorno ; Gershom Scholem. Hrsg. von Asaf Angermann. - Berlin : Suhrkamp, 2015. - 559 S. - 978-3-518-58617-4
HeBIS-PPN:438676750
DDC-Klassifikation:8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Aisthesis Verlag
BDSL-Klassifikation:18.00.00 20. Jahrhundert (1945-1989) / BDSL-Klassifikation: 18.00.00 20. Jahrhundert (1945-1989) > 18.14.00 Zu einzelnen Autoren
Zeitschriften / Jahresberichte:Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ; 2016
Übergeordnete Einheit:urn:nbn:de:hebis:30:3-474868
Lizenz (Deutsch):License LogoDeutsches Urheberrecht