Nausea und Emesis bei kombinierter Radiochemotherapie

  • In der onkologischen Therapie gehören Übelkeit und Erbrechen zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen. Sowohl in der Chemo- als auch in der Strahlentherapie gilt ihre Prophylaxe und Therapie als Herausforderung an alle behandelnden Personen. Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit der Inzidenz und der Prophylaxe dieser Nebenwirkungen, jedoch immer nur bei Einsatz von Chemooder Strahlentherapie. Ziel dieser Arbeit war es, das Auftreten und die Prophylaxe von akuter Nausea und Emesis bei der simultanen Kombination beider Therapieverfahren zu untersuchen. Dabei wurden in einer retrospektiven Studie die Daten von 335 Patienten, die sich im Zeitraum vom 24.11.1995 bis zum 16.07.2005 an der Klinik für Strahlentherapie der Johann-Wolfgang-Goethe Universität einer simultanen Radiochemotherapie unterzogen, erfasst und ausgewertet. In diesem Patientenkollektiv traten akute Nausea und Emesis in 48,1% und 25,4% der Fälle während der Therapie auf. Wir untersuchten das Auftreten von Nausea und Emesis im Patientenkollektiv in Abhängigkeit von verschiedenen patienten- und therapie-assoziierten Faktoren, die für die Chemo- und Strahlentherapie als Risikofaktoren bekannt sind. Bei den patienten-assoziierten Faktoren konnten das weibliche Geschlecht als Risikofaktoren für therapie-induzierte Nausea und Emesis nachgewiesen werden. Bei Frauen trat Nausea in 61,5% der Fälle auf, während bei nur 40,8% der männlichen Patienten Nausea zu beobachten war. Des Weiteren konnte bei jungen Patienten (unter 40 Jahren), mit einer Nausea-Rate von 72,0%, ein statistisch signifikanter Unterschied gegenüber den über 40-jährigen Patienten (46,1%) festgestellt werden. Patienten, die über eine PEG-Sonde ernährt wurden, zeigten ein statistisch signifikant häufigeres Auftreten von Nausea und Emesis (p=0,0334 und p=0,0173). Die Auswertung der einzelnen Patienten sprach jedoch gegen einen kausalen Zusammenhang der Ernährung über eine PEG-Sonde mit dem Auftreten von Nausea und Emesis. Auch das Tumorstadium, der Karnofsky-Index und ein Alkoholabusus in der Anamnese ließen sich nicht als statistisch signifikante Risikofaktoren für ein vermehrtes Auftreten von Nausea und Emesis unter kombinierter Radiochemotherapie nachweisen. Es ließ sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Nausea und Emesis und einer Abnahme des Körpergewichts während der Therapie herstellen. Beispielsweise litten Patienten, die mehr als 10% ihres Körpergewichts verloren, in 75% der Fälle unter Nausea, während nur 42% der Patienten, deren Gewichtsveränderung weniger als 5% betrug, Nausea erlebten. Die Höhe des Gewichtsverlustes und die Stärke von Nausea und Emesis ließen sich nicht in Beziehung setzen. Als therapie-assoziierten Risikofaktoren für Nausea und Emesis wurde das emetogene Level der Chemotherapie in Abhängigkeit der zytostatischen Substanz und das emetogene Level der Strahlentherapie in Abhängigkeit vom bestrahlten Zielvolumen und den applizierten Einzeldosen untersucht. Es stellte sich heraus, dass das Auftreten von Nausea und Emesis in diesem Patientenkollektiv hauptsächlich vom emetogenem Potential der Chemotherapie abhing, es waren deutliche Schwankungen im Auftreten von Nausea (45,7%) und Emesis (26,7%) zu beobachten. Die Untersuchung der Einflüsse der Strahlentherapie zeigten keine eindeutig statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Zielvolumina und täglich applizierten Einzeldosen. Des Weiteren wurde das Auftreten von Nausea und Emesis zu Beginn und am Ende der Radiochemotherapie verglichen. Hier konnte bei der Betrachtung aller Patienten insgesamt keine Zunahme von Nausea und Emesis festgestellt werden. Jedoch erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, in den Folgezyklen der Chemotherapie unter Nausea zu leiden, wenn im ersten Zyklus Nausea erlebt wurde, um 45%. Bei der antiemetischen Prophylaxe stellte sich die Anwendung eines 5-HT3-Antagonisten in Kombination mit Dexamethason bei Patienten mit hoch, beziehungsweise extrem hoch emetogener Chemotherapie als die wirkungsvollste heraus. Im Vergleich unserer Ergebnisse mit veröffentlichten Studien, konnten bei der alleinigen Chemotherapie mit dieser Prophylaxe zum Teil statistisch signifikant niedrigere Raten von Nausea und Emesis erzielt werden, als in unserem Patientenkollektiv bei der kombinierten Radiochemotherapie. Bei Patienten mit niedrig oder moderat emetogener Chemotherapie traten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen am wenigsten bei Patienten auf, die Dexamethason als antiemetische Prophylaxe erhielten. Hier konnten trotz der zusätzlichen Radiotherapie in unserem Patientenkollektiv größtenteils ähnliche Ergebnisse erzielt werden, wie in der Literatur bei alleiniger Chemotherapie angegeben wurden. Dimenhydrinat und Metoclopramid zeigten bei kombinierter Radiochemotherapie als zusätzliche Medikation, bei fortlaufender antiemetischer Grundtherapie, die besten Ergebnisse in der Therapie von Nausea und Emesis.
  • Nausea and vomiting are the most common side effects among cancer treatments like chemotherapy and radiotherapy. Effective prophylaxis and control of nausea and emesis should be therefore a central goal of physicians using these therapies. There are multiple investigations about the incidence and prophylaxis of chemotherapyinduced and radiotherapy-induced nausea and emesis, respectively. Our purpose was the investigation of incidence and prophylaxis of nausea and emesis while using concomitant radiochemotherapy. In a retrospective review we observed 335 patients receiving concomitant radiochemotherapy in the Institute of Radiotherapy in Frankfurt/Main from November 24, 1995 until July 16, 2005. Patients experienced nausea and emesis in 48,1% and 25,4%, respectively. Both patient-related and therapy-related risk factors of radiochemotherapy-induced nausea and emesis have been subject of our research in this study. Women and patients under 40 years (patient-related factors) were exposed to a significantly higher risk to experience nausea while radiochemotherapy. While 61,5% women suffered from nausea, only 40,8% of the male patients did. Nausea was even more common in younger patients (age ≤ 40, 72,0%) than in older patients (age > 40, 46,1.%). Patients with an endoscopic gastrostomy significantly more often experienced nausea and emesis (p=0,0334 and p=0,0173). Regarding to single patients though, there was no proof of a correlation between using an endoscopic gastrostomy and more frequently occuring nausea and emesis during radiochemotherapy. We found that neither tumor stage, Karnofsky-Index or alcohol abuse showed as significant risk factors of radiochemotherapy-induced nausea and emesis. There was a statistically significant correlation between patients’ weight loss during therapy and nausea and emesis, though. Among patients who lost more than 10% of their weight, nausea appeared in 75%. Among those whose weight varied less than 5%, only 42% experienced nausea. There was no correlation seen between the severity of nausea and emesis and weight loss during radiochemotherapy. We investigated therapy-related risk factors like the emetic potential of chemotherapy (chemotherapeutic agent) and radiotherapy, depending on the irradiated volume and the single dose. Our study showed, that the emetic risk of the chemotherapeutic agent was the major influence on nausea and emesis during radiochemotherapy, there were noticeable variations between the incidence of nausea (45,7%) and emesis (26,7%). There were no statistically significant differences seen between the irradiated volume and the single dose of radiotherapy. We compared the incidence of nausea and emesis at the beginning and at the end of radiochemotherapy. Finally there could not be seen an increase of nausea and emesis at the end of radiochemotherapy. If patients were experiencing nausea in their first cycle of chemotherapy though, there would be an increased probability of nausea of 45%. By investigating the antiemetic prophylaxis of patients with high or extremely high emetogenic chemotherapy the best response was seen with the combination of 5- HT3-receptor antagonist plus dexamethasone. In other studies there were found statistically significantly less nausea and emesis using these agents as an antiemetic prophylaxis for sole chemotherapy than we found in our study using combined radiochemotherapy. Patients with a moderate or low emetogenic chemotherapy experienced least side effects, if they received dexamethasone as nausea and emesis prevention. Although patients in our study received radiochemotherapy, they showed similar antiemetic effects like patients did in studies, where they only received chemotherapy. In our study dimenhydrinate and metoclopramide given additionally to the antiemetic prophylaxis showed the largest antiemetic effects in treating breakthrough emesis.

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Metadaten
Author:Katharina Grau
URN:urn:nbn:de:hebis:30-55880
Referee:Heinz D. Böttcher, Falk OchsendorfORCiDGND
Advisor:Heinz D. Böttcher
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2007
Year of first Publication:2007
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2008/01/23
Release Date:2008/06/16
Page Number:105
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:349893969
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoArchivex. zur Lesesaalplatznutzung § 52b UrhG