Krisis der Zeichen : Manipulation der Sprache bei Thukydides, Klemperer und Orwell

Crisis of Signs : Language Manipulation in Thucydides, Klemperer, and Orwell

  • So unterschiedlich die betrachteten Texte in ihren Formen und Themen auch sind, sie alle zeigen, dass der überkommenen Sprache ein Normensystem inhärent ist, das überwunden bzw. umgestürzt werden muss, um die politischen Veränderungen und die Anwendung von Gewalt zu legitimieren und zu ermöglichen. Weder Orwell, Klemperer noch Thukydides schlagen Remedia oder Prophylaxen gegen die Manipulation der Sprache vor. Sie finden sich jedoch implizit in den entsprechenden Texten und manifestieren sich explizit durch die Existenz der Werke selbst: Das Bollwerk gegen eine instrumentelle Veränderung der Sprache ist das Gedächtnis, sei es das individuelle, sei es das kollektiv-kulturelle. Wir können zwar sicher sein, dass zumindest Thukydides die Idee eines Gewissens der Wörter äußerst fremd ist. Doch mit einem Konzept, ohne das es das Gewissen nicht geben kann, ist er zweifelsohne vertraut: dem der Erinnerung. Die Erinnerung kann einen davor bewahren, Propheten welcher Art auch immer zu folgen, überlieferte Bedeutungen zu vergessen und dem Denken zu entsagen. Mnemosyne heißt die Erinnerung in der griechischen Mythologie. Sie hat neun Töchter. Eine davon ist Klio, die Muse der Geschichtsschreibung.
  • In the so-called "Pathology of War" in the third book of "The Peloponnesian War", Thucydides gives an analysis of the dynamics of a civil war which has lost nothing of its relevance: destruction of the centre, radicalisation of the actors, increased conflict by outside interventions etc. In the civil war, family love and loyalty are disintegrating, the justice system is being destroyed, and devoutness is largely renounced; to enable these social and political ruptures the language is being manipulated. "Words had to change their ordinary meaning and to take that which was now given them" is the key sentence that sums up the method. Instead of inventing new words for old meanings, the traditional connections of signifié and signifiant are disrupted, it is a crisis of signs. A comparative look at two of the most important accounts of totalitarianism, Victor Klemperer's LTI and George Orwell's Nineteen Eighty-Four, will reveal the continuities and the differences of politically motivated changes of language. Thus the efficiency of the method described in the "Pathology of War" will become evident.

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Metadaten
Author:Malte Osterloh
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-566929
URL:https://wp.sung.sk/wp-content/uploads/2020/07/SZfG_2017_2_49.pdf
ISSN:1338-0796
Parent Title (German):Slowakische Zeitschrift für Germanistik
Publisher:Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei
Place of publication:Bratislava
Document Type:Article
Language:German
Date of Publication (online):2021/08/20
Year of first Publication:2017
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2021/08/20
Tag:Language; Totalitarism; War
GND Keyword:Manipulation; Thucydides; Orwell, George; Klemperer, Victor; Sprache; Revolution; Krieg; Totalitarismus <Motiv>
Volume:9
Issue:2
Page Number:8
First Page:49
Last Page:56
HeBIS-PPN:487218183
Dewey Decimal Classification:4 Sprache / 40 Sprache / 400 Sprache
8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
8 Literatur / 83 Deutsche und verwandte Literaturen / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
BDSL-Klassifikation:04.00.00 Allgemeine Literaturgeschichte / BDSL-Klassifikation: 04.00.00 Allgemeine Literaturgeschichte > 04.05.00 Antike und abendländische Literatur
Zeitschriften / Jahresberichte:Slowakische Zeitschrift für Germanistik / Slowakische Zeitschrift für Germanistik 9.2017,2
:urn:nbn:de:hebis:30:3-566801
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht