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Bei der Exkursion stand die typische Flora und Vegetation der Rheinaue im Ruhrgebiet im Mittelpunkt. Zunächst führte der Weg entlang der extensiv schafbeweideten Grünlandbereiche, wo bemerkenswerte und seltene Arten vorgestellt und diskutiert wurden. Die Exkursionsgruppe begab sich daraufhin zu mehreren Abgrabungsgewässern. Auch der Rückweg entlang der sandigen und kiesigen Rheinufer bot botanische Besonderheiten.
Die Grube 7 ist ein ehemaliger Kalksteinbruch mit zugehörigem Schlammteich. Bis 1966 wurde hier dolomitischer Massenkalk abgebaut. Heute werden die alten Strukturen aus naturschutzfachlicher Sicht erhalten und gepflegt. Besonders in den offenen Bereichen wachsen eine Reihe von für die Region seltenen Pflanzenarten, die basenreiche und trockenwarme Standorte bevorzugen. Auch charakteristische Arten des Kalkbuchenwaldes soswie stehender Gewässer kommen im Gebiet vor.
Wer im Ballungsraum Ruhrgebiet größere Bestände der Blume des Jahres 2014 sehen möchte, der muss in die Rheinaue nach Duisburg fahren. Doch auch hier ist die attraktive Art der Röhrichtzone nicht häufig und ihre Bestände sind bedroht. Ihre Lebensräume konzentrieren sich auf offene und schlammige Ufer nährstoffreicher, aber nicht überdüngter Stillgewässer – meist innerhalb von Flussauen – die bei uns nur noch selten zu finden sind. Auch in Westfalen war die Schwanenblume von jeher an die Auen größerer Fließgewässer gebunden (vgl. RUNGE 1990), wo sie wohl schwerpunktmäßig an Altwässern und Kolken auftrat. Diese gehören zu den Lebensräumen, die im Ruhrgebiet am stärksten unter der Industrialisierung gelitten haben. Die Schwanenblume ist auf der Roten Liste landesweit als "gefährdet", im Ruhrgebiet sogar als "stark gefährdet" verzeichnet (Raabe & al. 2011).
Das 170 ha große Naturschutzgebiet Siesack liegt in den großen Talniederungen im Dortmunder Nordwesten, wurde 1990 unter Schutz gestellt und 2005 auf seine heutige Größe erweitert. Es weist ein Mosaik aus kleineren Wäldern, Hecken und Feuchtgrünland im Einzugsbereich der Emscher und ihrer Nebenbäche auf. Der Boden ist teils sandig, teils lehmig-tonig. Bergsenkungen haben zu der heutigen Oberflächenmorphologie beigetragen. Die Exkursion fand mit 35 °C am bis dahin heißesten Tag des Jahres statt und es fand sich trotz Sommerferien ein ansehnliches Trüppchen zusammen (Abb. 1), das vor dem anvisierten Eiscafé doch noch etwas leisten wollte.
Da die Pilzexkursion im vergangenen Jahr wegen der Fülle an Funden nicht besonders viel Wegstrecke hinter sich gelassen hatte, lud uns der APR in diesem Jahr erneut ins Weitmarer Holz ein. Zwar lag der Termin aufgrund der feucht-kühlen Witterung im Spätsommer schon etwas spät für eine optimale Pilz-Ausbeute, dafür zeigte sich der Herbst aber von seiner schönsten und mildesten Seite.
Am Rande eines alten Hafenbeckens in der Rheinaue Rheinhausen wachsen seit einigen Jahren Mischbestände aus Zucker-Spitzklette und Ufer-Spitzklette (Buch 2011). Letztere tritt am Rhein bisher nur selten auf. Bei niedrigem Wasserstand wären außerdem artenreiche Schlammuferfluren sowie Kies- und Sandbänke mit ihrer typischen Flora zu erwarten gewesen. Da aber bis kurz vor der Exkursion der Wasserstand des Rheins sehr hoch war, fielen große Teile der erwarteten Flora aus. Für eine Rheinexkursion ist dies jedoch nicht allzu tragisch – es gibt trotzdem allerhand Arten zu sehen, die im zentralen Ruhrgebiet eher selten oder gar nicht vorkommen. Eine solche Art ist zum Beispiel das Hundszahngras (Cynodon dactylon), ein Neophyt, der am Niederrhein im Bereich oberhalb der Kiesbänke regelmäßig große Flächen einnimmt.
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zählt zu den klassischen Frühjahrsgeophyten, wobei die Bezeichnung Wintergeophyt an dieser Stelle viel treffender wäre, denn die Art gehört neben dem Winterling (Eranthis hyemalis) bei uns zu den allerersten blühenden Pflanzen im Jahr. Ihre Blüten erscheinen massenhaft zwischen Januar und März, in milden Jahren blühen einzelne Pflanzen auch schon im Dezember. Somit kommt dem Schneeglöckchen nicht nur unter Botanikern eine symbolische Bedeutung zu: Sein Erscheinen versinnbildlicht das allmähliche Erwachen der Natur nach der Winterruhe und den Neubeginn des Pflanzenjahres.
Der Bubikopf ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Zimmerpflanze in Kultur und auch heute noch ganzjährig im Pflanzenhandel erhältlich. Dem Gärtner ist schon länger bekannt, dass die Art auch bei uns milde Winter im Freiland überdauern kann. Für den Botaniker ist aber interessant, dass der Bubikopf offensichtlich immer häufiger auch verwildert und dabei Fröste von unter -10 °C schadlos überdauert. Im Ruhrgebiet haben sich verwilderte Bubikopf-Vorkommen in Zierrasen als vollkommen winterhart erwiesen.
Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), meist kurz Kapuzinerkresse genannt, wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gewählt, die Kategorie der "Natur des Jahres", die insbesondere den pharmazeutischen Nutzen einer Art herausstellen will. Laut dem Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen der Universität Würzburg, welcher die Arzneipflanze des Jahres kürt, können die in der Kapuzinerkresse enthaltenen Senföle die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen und dadurch Medikamente wie Antibiotika zum Teil ersetzen. Zusätzlich enthält die Pflanze viel Vitamin C, wodurch die Abwehrkräfte gestärkt werden.
Besser bekannt ist die Kapuzinerkresse als attraktive bodendeckende oder rankende Zierpflanze in Gärten oder Balkonkästen. Seltener findet man ihre Blüten, Blätter oder Früchte als Dekoration von Speisen. Studierende der Botanik kennen die Kapuzinerkresse außerdem aufgrund einer Reihe von Eigenschaften als Anschauungsobjekt aus Morphologiekursen.
Bei der Exkursion wurden zunächst landwirtschaftliche Flächen unterhalb der Groppenbruchhalde aufgesucht. Hier wurden vor allem nitrophile Ruderalarten und Neophyten an den Wegränden vorgestellt, häufige Wiesenpflanzen, sowie typische Arten der Hecken. Weiter führte die Exkursion am renaturierten Herrentheyer Bach und an einem Regenrückhaltebecken vorbei mit Vorkommen entsprechender Feuchtezeiger und Röhrichtarten. Am Fuß der Halde Groppenbruch und am nahegelegenen Gewerbegebiet der ehemaligen Zeche Minister Achenbach standen typische Arten der Industriebrachen im Vordergrund.