GiNDok
Refine
Year of publication
- 2017 (405) (remove)
Document Type
- Article (192)
- Part of a Book (108)
- Review (71)
- Part of Periodical (26)
- Conference Proceeding (3)
- Book (1)
- Doctoral Thesis (1)
- Magister's Thesis (1)
- Periodical (1)
- Report (1)
Language
- German (366)
- Portuguese (20)
- Turkish (11)
- English (3)
- Multiple languages (2)
- Spanish (2)
- French (1)
Is part of the Bibliography
- no (405)
Keywords
- Deutsch (59)
- Literatur (37)
- Fremdsprachenunterricht (24)
- Rezeption (22)
- Hoppe, Felicitas (21)
- Interkulturalität (21)
- Fremdsprachenlernen (19)
- Deutsch als Fremdsprache (18)
- Goethe, Johann Wolfgang von (16)
- Deutschunterricht (15)
Institute
- Neuere Philologien (57)
- Extern (1)
The article deals with place names/toponyms in Slovene and German, two languages that were in contact since the 8th century. Local names of geographical features are endonyms and differ from the foreign names (exonyms) for the same feature. Since both languages existed at the same territory because of the political reasons, the Slovene ethnic territory was under a strong influence of German language. Because of that German has a lot of german exonyms for Slovene geographical features and the Slovene language has a lot exonyms for geographical features on german territory. For the bilingual region of Austria where a small Slovene minority lives the bilingual endonyms are typical. The pairs of German and Slovene bilingual toponyms were generated also for international regions. The author discusses the types of bilingual geographical names. The knowledge of such bilingual place names is relevant for many issues such as translation and intercultural linguistics.
The aim of this article is to compare migration as an intercultural confrontation and translation as a phenomenon creating a "Third Space" for cultural negotiation. In this frame it analyses what role interculturality plays in both areas and how these areas mutually reshape the other.
The study deals with how the deconstructive approaches that have triggered a new understanding in the field influence translation. In this context, the concept of interculturality brought both by translation and migration, should not be considered as a medium for harmonization and assimilation, but as a means of respect to the foreign that challenges the asymmetries and dominance between the powers. In this sense, the study will demonstrate how intercultural migration and translation enabling constructive and productive interaction can function as a dynamic potential for cultures.
Since translation and migration are two major restorative factors for intercultural communication, they create the mobility of people so of cultures which results in a reframing of the obsolete traditional perception of culture that relies on an isolated and homogenous culture model. This communication enables not only a new understanding of the other and a convergence of the cultures involved, but it also promotes a realisation of the self and its borders
Anders als Schiller taugt Goethe, nicht zum literarischen Stichwortgeber der Befreiungskriege. Zu offensichtlich ist seine Bewunderung für Napoleon, zu gering seine Bereitschaft, sich im hohen Alter noch patriotisch zu erhitzen. Schiller konnte sich aufgrund seines unerwarteten Todes im Jahr 1805 nicht mehr selbst zur erwachenden Nationalbegeisterung äußern. Zwar soll ihm der korsische "Eroberer" und "Unterdrücker", den er an keiner Stelle seines Werkes explizit nennt, "durchaus zuwider" gewesen sein, doch ist seine Funktionalisierung für patriotische Zwecke ein postumes Rezeptionsphänomen. Gerade Schillers späte historische Dramen laden zu identifikatorischen Lektüren ein. Das von Christian Jakob Zahn vertonte Reiterlied aus Wallensteins Lager, das die Überwindung der Todesangst zur erhabenen, ich-steigernden Freiheitserfahrung verklärt, erfreut sich bei Soldaten und Theaterbesuchern über Generationen hinweg großer Beliebtheit [...] Die Schiller zugeschriebenen Merkmale bleiben über einen langen Zeitraum stabil und verbinden sich mit den verschiedensten ideologischpolitischen Gehalten. Das Bild des Dichters speist sich dabei sowohl aus der Sphäre weltlichen Heldentums wie der religiösen Verheißung. [...] Die Kanonisierung Schillers zum Nationalhelden wird durch die territoriale Streuung und fragmentierte Überlieferung seiner Lebenszeugnisse kaum gebremst. Vielmehr entsteht das Bedürfnis zur Pflege des materiellen Erbes erst aus der Dynamik der Kultgeschichte. [...] Die Erhebung Schillers zum Garanten militärischer und moralischer Überlegenheit nimmt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts offen chauvinistische Züge an. Kritik an den Klassikern erscheint in diesem Zusammenhang als Hochverrat, der das Heil der Nation gefährdet.
Ilse Aichingers 'Spiegelgeschichte' ist einer der schon früh zum Klassiker avancierten Prosatexte der österreichischen Nachkriegsliteratur. Nachdem Aichinger seit Anfang des Jahres 1948 gut eineinhalb Jahre daran gearbeitet hatte, erschien der Text erstmals in drei Fortsetzungen im August 1949 in der Wiener Tageszeitung, 1952 folgte die Publikation in der Rede unter dem Galgen betitelten Ausgabe von Hans Weigel. Isoliert man das erzählte Geschehen aus der von einer anonymen Du-Stimme anachronisch erzählten Analepse, erzählt man die spiegelverkehrt vergebenen Informationen im Text also 'realistisch' nach, so hat man es zunächst mit einem recht simplen plot zu tun: Eine junge Frau erlebt mit dem frühen Verlust ihrer Mutter und der damit einhergehenden Verantwortung für ihre jüngeren Brüder eine schwere Kindheit, verliebt sich, träumt von einer guten Zukunft, wird ungewollt schwanger und lässt von einer Kurpfuscherin eine Abtreibung vornehmen, an deren Folgen sie stirbt. Aichinger verweigert ihrer Geschichte aber einen solchermaßen linearen Verlauf und unterminiert alle traditionellen "Parameter der realistisch-mimetischen Schreib- und Leseweise", indem sie logische wie chronologische Denkmuster aushebelt. Ihre Geschichte beginnt mit einem Irrealis, nämlich der Imagination des Tot-Seins: Die im Krankenhaus im Sterben liegende Protagonistin antizipiert die eigene Begräbnissituation, schickt sich selbst aus ihrem Grab wieder hinaus und vergegenwärtigt sich ihr Leben stationsweise raffend jeweils gegenchronologisch vom Grab, über die Leichenhalle, das Sterbebett, die Abtreibung, die Liebesgeschichte, den ersten Geschlechtsverkehr, die Schulzeit und die Kindheit bis zu ihrer Geburt.
Mit Baltasar Gracián vertrauten Walter Benjamin-Lesern fällt sofort auf, dass der letzte und abschließende Abschnitt von Benjamins Ursprung des deutschen Trauerspiels einen unverkennbar Gracián’schen Titel trägt: "Ponderación mysteriosa". Als fremdartiges und rätselhaftes Bruchstück stehen die spanischen Vokabeln im deutschen Text. Lange Zeit wurden sie übersehen oder in Benjamins Reflexionen subsumiert. Bernd Witte deutet in seinem Kommentar zum Trauerspielbuch die Figur der 'ponderación misteriosa' als "Sinnbild für Benjamins eschatologische Zuversicht: 'Subjektivität, die wie ein Engel in die Tiefe niederstürzt, wird von Allegorien eingeholt und wird am Himmel, wird in Gott durch 'Ponderación mysteriosa' festgehalten'". Für Witte verdichtet diese Figur den theologischen Gehalt des Trauerspielbuches, zugleich zeigt sie aber auch die "Fragwürdigkeit seines literarischen Anspruches". Mit diesem Urteil sieht Witte nicht nur Benjamins Theorie des Trauerspiels und der Allegorie als wenig bedeutsam an, sondern erschwert zudem den Zugang zu einem der produktivsten Momente der Rezeptionsgeschichte von Graciáns 'ponderación misteriosa' im 20. Jahrhundert.
In Deutschland nahezu unbekannt, gehört der Schriftsteller Laurent Tailhade (1854-1919) zu den interessantesten Persönlichkeiten des literarischpolitischen Anarchismus im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts. Er verfasste zahlreiche Gedichte und Essays, trat aber auch als Autor polemischer Zeitungsartikel und als aggressiver Redner hervor, sodass sich an seiner Person exemplarisch das Zusammenspiel von literarisch-ästhetischer und politisch-provokativer Praxis darstellen lässt.
Berühmt wurde Tailhade durch seinen zynischen Ausspruch "Qu’importent les victimes si le geste est beau!" anlässlich des Attentats von Auguste Vaillant auf die Französische Nationalversammlung im Dezember 1893: Gegenüber der "Schönheit" des terroristischen Aktes spielten humanitäre Erwägungen für Tailhade scheinbar keine Rolle. Nur wenige Monate später, im April 1894, wurde er selbst Opfer eines Anschlags in dem Pariser Restaurant Foyot, wobei er ein Auge einbüßte, sich aber dennoch - dies ist neben der ‚Ironie des Schicksals‘ der eigentlich entscheidende Aspekt - weiterhin für anarchistische Ideen einsetzte. Im Folgenden soll versucht werden aufzuzeigen, wie sich die zur viel zitierten ästhetizistischen Provokationsformel geronnene Aussage Tailhades in dessen literarisch-intellektueller Entwicklung und im künstlerischen und politischen Kontext des 19. Jahrhunderts verorten lässt.
Die Anthroposophie gilt als eine der großen Lebensreformbewegungen des 20. Jahrhunderts. Auch in den böhmischen Ländern fand sie seit ihrer Entstehung 1913 Anhängerinnen und Anhänger, die sich sowohl im Zentrum Prag als auch in verschiedenen Städten der böhmischen, mährischen und schlesischen Provinz organisierten. Parallel zu ihren Studienaktivitäten waren zahlreiche AnthroposophInnen auch künstlerisch und in diesem Zusammenhang literarisch aktiv. Eine Rezeption ihrer Werke fand bislang jedoch aus verschiedenen Gründen kaum statt. Im Artikel werden exemplarisch einige Künstlerbiographien angeführt, die verdeutlichen sollten, inwieweit die kosmopolitisch-esoterische und pazifistische, übernationale Ausrichtung der Lehre Rudolf Steiners vielleicht eine Einreihung in die klassische 'Schublade' der Prager, deutschböhmischen oder deutschmährischen Literatur verhindert hat.
Wer sich auf Spurensuche nach den Anfängen der modernen Sachliteratur für Kinder und Jugendliche begeben will, muss den Blick auf Strategien und Konzepte der Wissensvermittlung in der Literatur der Frühen Neuzeit richten. In der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts entstand ausgehend von Innovationen der Pädagogik und Didaktik eine Wissen vermittelnde Kinder- und Jugendliteratur eigener Art. Die Methodik der Darstellung und adressatenspezifischen Zurichtung des Wissens in diesen Kinder- und Jugendbüchern akzentuiert zwar primär den omnipräsenten pädagogisch-didaktischen Anteil der Wissensvermittlung, lässt jedoch auch eine vornehmlich emblematisch-bildliche sowie eine wortbasierte, verbale Anschaulichkeit der Gestaltungsweise zu. Innovative Formen der Anschaulichkeit rücken den Zweck der Belehrung der Zöglinge in den Kontext einer kinder- und jugendorientierten Ästhetik der Wissensvermittlung. Diese dadurch entstehenden Formen der Anschaulichkeit sind es, die als Narrative in Bild und Wort erscheinen. Sie bilden das Inszenierte und das Ästhetische der Wissensvermittlung. ...
Der Beitrag zeigt, dass sich die Etablierung des Phänomens der 'Prager deutschen Literatur' auf den beiden Konferenzen von Liblice von 1963 und 1965 ganz im Zeichen der Dichotomie von Zentrum und Peripherie vollzog. Diese fand vor allem in der wertenden Abgrenzung einer vermeintlich durchgängig humanistischen 'Prager deutschen Literatur' (als Zentrum) gegen eine umfassend nationalistische, ja präfaschistische sudetendeutsche Literatur (als Peripherie) Anwendung. Erstaunlicherweise findet sich jedoch sowohl im Beitrag zur Weltfreunde-Konferenz von Paul Reimann als auch dem von Eduard Goldstücker zudem ein Argumentationsmuster, in dem Prag als Peripherie zu den Hauptstädten vermeintlich 'welthistorischer Völker' (Reimann) oder zu Wien (als Hauptstadt Österreich-Ungarns bei Goldstücker) profiliert wird und die besondere Bedeutung der 'Prager deutschen Literatur' gerade aus dieser peripheren Lage abgeleitet wird. Insgesamt ergibt sich die Diagnose einer inkonsistenten Begründung der einen 'Prager deutschen Literatur', die nach einer Neukonzeption dieses Phänomens verlangt.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der deutschsprachigen Migrationsliteratur und mit ihrem Platz in der heutigen literarischen Szene. Es wird die Frage gestellt, warum diese Literatur aus ihrer früher eher peripheren Stelle (hinsichtlich des Interesses der LeserInnen und der Literaturwissenschaft) ins Zentrum verschoben wurde. Das Hauptanliegen des Beitrags ist jedoch die literarische Analyse dreier Werke von zwei aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden, auf Deutsch schreibenden Schriftstellerinnen (Olga Grjasnowa und Lena Gorelik) in Bezug auf die ausgewählten spezifischen thematischen Schwerpunkte, die durch oder infolge Migration (der Hauptfiguren oder auch der SchriftstellerInnen selbst) entstanden waren.
It is well known that the media has strongly shaped the life of the people in many respects and that it exerts a sustained influence on our value systems and ways of thinking. Thus it also shows a clear extension of the human life. By far less famously however is the fact that nowadays media is the basis for all forms of mental development. This is why the relation between the people and the media is extremely tightened. Nevertheless, this ambivalent relation offers multi-complex material for the literary inspiration. Addressing the topic of the media in the literature combines two aspects ritically: On the one hand it reflects the human behaviour compared with the media and, on the other hand, it underlines emphatically the intermedial writing itself. My speech will be dedicated to the question: how these both aspects interact with each other. The narrative text of Alfred Andersch’s Erinnerte Gestalten will serve the answers to my topic. In this three prosaic texts Andersch shows the subject of the intermedial writing from different perspectives and he discusses certain human reactions to the media.
Das Hultschiner Ländchen ist heute ein Teil der Tschechischen Republik, in dem seit Jahrhunderten die mährischen/tschechischen, deutschen und polnischen sprachlichen und kulturellen Bevölkerungsgruppen zusammenlebten, wobei der deutsche Aspekt eine bestimmende Rolle spielte. In dieser Region wurde der vielseitig begabte Max Ring geboren, der als Arzt, Schriftsteller, Dramatiker und Journalist in Oberschlesien und vor allem in Berlin tätig war. In seinem autobiografischen Werk 'Erinnerungen' schildert Ring seine Kinderjahre im national und religiös liberalen Milieu des Heimatdorfes und die sozialen Verhältnisse im industriellen Oberschlesien genauso wie das Leben der Boheme in den Berliner literarischen Gesellschaften.
Wie verfährt man mit einem kanonisierten Text, auf den die Selbstaussagen des Autors ein schiefes Licht werfen? Wenn dies auf Werke eines Autors zutrifft, dessen Briefwechsel ebenso Teil des Kanons ist, steht der Leser vor einer besonders heiklen Aufgabe. Man fühlt sich dazu aufgerufen, den Text gegenüber jener Instanz in Schutz zu nehmen, welche innerhalb der historischen Hermeneutik das letzte Wort hat: dem von Roland Barthes als Gott identifizierten Autor.
Während Tragödien für gewöhnlich mit der Größe des Helden stehen und fallen, drückt sich Friedrich Schiller betont distanziert über den Titelhelden aus Wallenstein aus: "Er hat nichts Edles, er erscheint in keinem einzelnen LebensAkt [sic] groß, er hat wenig Würde und dergleichen." Doch Schiller schickt sogleich eine Erklärung hinterher, weshalb er das dramatische Projekt trotzdem nicht aufzugeben gedenke. Er plane "auf rein realistischem Wege einen dramatisch großen Character in ihm aufzustellen, der ein ächtes Lebensprincip in sich hat." Ohne Verklärung (wie in der Jungfrau von Orleans) oder idealistische Überformung (wie im Don Carlos) solle Wallenstein groß erscheinen, was umso schwerer fällt, weil nichts für den Protagonisten einnimmt: "Seine Unternehmung ist moralisch schlecht, und sie verunglückt physisch. Er ist im Einzelnen nie groß, und im Ganzen kommt er um seinen Zweck. Er berechnet alles auf die Wirkung, und diese mißlingt." Die Beantwortung der Frage aber, wie es Schiller angestellt hätte, die "bloße Wahrheit" des Charakters für sich sprechen zu lassen, blieb zuletzt der Literaturwissenschaft überlassen, die im Laufe der Zeit ein breites Spektrum an Antwortmöglichkeiten zur Verfügung gestellt hat. Seit den 1990er Jahren hat sich der Ansatz verfestigt, dass es sich bei solchen Selbstaussagen nicht um Geburtsschmerzen, sondern um das Eingeständnis eines scheiternden Dramatikers handle. Wenn er Goethe gegenüber erwähnt, dass es ihm "fast zu arg [sei], wie der Wallenstein mir anschwillt" und dennoch bei der großzügigen Organisation des Textes bleibt, weckt er Erinnerungen an den Zauberlehrling, der sich eine Aufgabe stellt, der er letztendlich nicht Herr werden kann.
Am Beispiel des Diskurses um die Besetzung des Landesschulrates, die im Rahmen der Wiener Punktationen von 1890 erfolgen sollte, wird in dem folgenden Beitrag der potenzielle Einfluss von Zeitungen in der Peripherie auf die Einstellungen des Lesepublikums exemplifiziert. Unter die Lupe wird dabei der Aussiger Anzeiger genommen, der sich in erster Linie an das nordböhmische Publikum wendete. Es wird vor allem die Frage verfolgt, mit welchen sprachlichen Mitteln der Diskurs im Aussiger Anzeiger geführt wurde, und auf welche Art und Weise somit dieses Periodikum die Meinungen und daher schließlich auch Handlungen seiner Leser zu beeinflussen suchte. Der Diskurs um die Besetzung des Landesschulrates ist ein Teildiskurs des Diskurses um die Wiener Punktationen, wobei Letzterer wiederum einen Teildiskurs des nationalpolitischen Diskurses in den böhmischen Ländern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts darstellt
Bücher, die Wirklichkeit werden, Figuren, die aus Geschichten in die Welt des Lesers eintreten, oder umgekehrt, Leser, die geheime Pforten zu fantastischen oder zu fiktionalen Welten aus ihrer Lektüre durchschreiten, gehören zum Inventar kinderliterarischen Erzählens, seitdem Lewis Carrolls (1832-1898) Alice an einem langweiligen Nachmittag dem weißen Kaninchen mit der Taschenuhr in sein Erdloch folgte und sich in Wunderland wiederfand. Eine Alice-Figur ziert als intertextuelle Allusion auch den Einband von Hoppe: Zu sehen ist ein kleines Mädchen mit Schleifen im Haar, vornübergebeugt zum Schnürsenkelbinden. 'Hoppe' ist natürlich kein Kinderbuch, sondern das autofiktionale Experiment einer Schriftstellerin, die bereits selbst Kinderbücher verfasst und übersetzt hat, die sich zudem gegen eine strenge Grenzziehung zwischen sogenannter Erwachsenen- und Kinderliteratur ausspricht und dafür plädiert, als Erwachsener die Bücher der eigenen Kindheit erneut zu lesen. Und so ist auch in Hoppe die Grenze zwischen sogenannter Kinder- und Erwachsenenliteratur äußerst durchlässig, springen doch bei einer ersten Lektüre bereits zahlreiche Anspielungen auf kanonische Texte der Kinderliteratur wie etwa Carlo Collodis 'Le avventure di Pinocchio' (1883), Mark Twains 'The Adventures of Tom Sawyer' (1876), Jules Vernes 'Les enfants du capitaine Grant' (1867/68), Frank L. Baums 'The Wonderful Wizard of Oz' (1900) und Astrid Lindgrens 'Pippi Långstrump' (1945-1948) ins Auge. Der autofiktionale Text 'Hoppe' mit seiner Doppelbiografie, einer verleugneten und einer vermeintlich 'verbrieften', mit seinem metaautobiografischen Spiel, stellt sicherlich die Fiktionalität eines jeden autobiografischen Schreibens noch einmal nachdrücklich aus.
Eine neue Veröffentlichung der seit über 30 Jahren existierenden Kinderkrimireihe Die 'Drei ???' verdrängt noch länger wirkende und mit jeder Veröffentlichung auf geradezu enervierende Weise den Status quo bestätigende Bands wie etwa AC/DC von den ersten Plätzen der Bestsellerlisten; dem Marvel-Universum zugehörige Serien wie Daredevil und Jennifer Jones oder das aus Versatzstücken der Horror-Kultur komponierte Penny Dreadful werden von der Streaming-Plattform Netflix höchst erfolgreich und in direkter Konkurrenz zum allerneuesten Sherlock-Holmes-Pastiche produziert: Neue Helden sind rar geworden, weshalb man lieber sattsam bekannte durch neue Abenteuer laviert, wobei auch hier Variationen zwar grundsätzlich erlaubt sind, aber nur in bestimmten, eng definierten und zudem von Fans rigoros kontrollierten Grenzen, die den ursprünglichen Gehalt der Vorlage stetig zementieren sollen. Zweifellos durchwirkt gegenwärtig ein Phänomen die Kultur, sinnig Retromania genannt, infolgedessen es die jetzige Generation wie wohl keine zuvor vermag, so vehement die Helden der eigenen Jugend zu konservieren; andererseits gelingt es keiner Generation wie dieser so wenig, sich von den Helden ihrer Kindheit, ja von ihrer Kindheit ganz allgemein zu trennen. Da passt es dann, wenn zeitgleich die Literatur in Werken von Karl Ove Knausgård oder Andreas Maier eben diese Kindheit als naiven Zustand ursprünglicher Naivität zelebriert.
Eine Einführung in die Didaktik nicht-linguistischer Disziplinen im DaF-Unterricht lässt es notwendig erscheinen, sich zunächst der Frage nach der Legitimation und dem Stellenwert von Landeskunde, Literatur, Musik und Kunst im Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen zuzuwenden. Der Einsatz von Musik ist nichts Neues im DaF-Unterricht, denn schon immer wurden und werden Lieder beim Erlernen fremder Sprachen eingesetzt. Trotzdem steht gerade die Musik an der Peripherie der Fremdsprachendidaktik, obwohl es sehr wichtig scheint, die Musik im Fremdsprachenunterricht einzusetzen. Der Beitrag widmet sich dem Thema Musik im DaF-Unterricht, und anhand der Ergebnisse einer im Jahre 2016 durchgeführten Fallstudie wird die Realität in der Unterrichtspraxis an den tschechischen Schulen dargestellt, d. h. wie die Lehrer mit Musik im Fremdsprachenunterricht (künftig: FSU) umgehen.
In der heutigen Epoche von Radikalismen, politischer und existentieller Unbehaustheit und vermeintlich in die Krise geratener Männlichkeit wird die "vaterlose Gesellschaft" (Matthias Matussek) oft als Ursache für vielfache Fehlentwicklungen insbesondere der Söhne betrachtet und geradezu zur conditio humana der westlichen Welt erklärt. Zwar wird diese 'Vaterlosigkeit' vor allem im rechtskonservativen Lager immer wieder als Verlustgeschichte natürlicher männlicher Vorherrschaft bedauert, aber auch ein kritisch-engagierter Autor wie Milo Rau scheint in seinem Theaterstück Civil Wars ein (Ideal-)Bild normal-autoritärer väterlicher Männlichkeit zu vermitteln, insofern besonders das problematische Verhältnis zum Vater das Stück leitmotivisch durchzieht und als Ursache für die psychosoziale Fehlentwicklung der Figuren aufgeführt wird.
Um 1900 wurde diese heute so oft beklagte vaterlose Gesellschaft aber geradezu herbeigesehnt: Nicht nur die eben erst gegründete bürgerliche Jugendbewegung, sondern auch die reformwillige wilhelminische Elternschaft, die im morbiden Aufbruch der (männlichen) Jugend ihre eigenen politischen Hoffnungen zu realisieren wünschte, erhoben den Vatermord provokativ zum Teil ihres Programms.
The article presents in its first part approaches to the concept of text genres and some milestones in the evolution of text linguistics. The aim of this linguistics consists in the research of different ways of constructing texts, regardles of style and genre. Starting from the premise that some textual elements are indices for the text genres, the article exposes some observations regarding delimitations between text genres and research approaches from the intercultural and interdisciplinary perspective.
Undoubtedly, the episode referring to the ,Minnegrotteʼ contains the most different interpretative approaches from the entire Tristan narrative. It is nevertheless possible that many motives and methods of procedure specific to various traditions (antique and Christian, in particular) merge into one unity, in order to legitimize the extramarital relationship between Tristan and Isolde in a secluded space which subordinates itself to a completely different view of the world. When contemplating the parallelization to the sacred love, Gottfried implies that the lovers find themselves in a place, which serves them as shelter, and within this place only the harmony generated by love may prevail. This creates an alternative reality in the Minnegrotte, where the transition between Marke’s court and the ,Lustortʼ can be observed. Providing a detailed description of the latter (with the main focus on the food miracle and the autobiographical excursus), the author has succeeded in bringing together the conceptual topological features of the locus amoenus, the ,love cathedralʼ, and the paradisus, in order to include the real ,minneʼ in the memoria.
Nachdem Martin Doerry im Spiegel die Krise der Germanistik wiederbelebt hat, bleibt unklar, ob es diese jemals gegeben hat, immer schon gab oder ob wir es hier mit einem Zombie des Feuilletons zu tun haben. Der Artikel zeugt zunächst einmal von einer enttäuschten Erwartung an die Germanistik, die dem Fach eine merkwürdige Potenz zuschreibt. Nur gut, dass die Historiker dieser Erwartung nachkommen, denn bei ihnen werden noch "die großen Fragen der Zeit diskutiert". Doerry hat sich offensichtlich mehr von den Literaturwissenschaftlern erwartet.
This paper takes as its starting point several statements by Gottfried Wilhelm Leibniz on the role of the German language in literary and scholarly life during Leibniz's era. The languages of scholarship were Latin and French, and Leibniz himself published in both these languages. German was the language of practical life. Viewed from this perspective, it was almost inevitable that medieval and early modern medicine - not in the sense of academic theory, but as a practical activity - developed its own fully-fledged specialist language, which was largely based on the vernacular. In her studies of the language of historical medicine, Lenka Vaňková has shown how such vernacular language was (and potentially still is) able to function in specialist domains
Die bald einmal hundertjährige Geschichte der Thomas-Mann-Verfilmungen fand 2009 ihren sicherlich nur vorläufigen Abschluss mit Heiligendamm, "Nach der Erzählung 'Der Kleiderschrank' von Thomas Mann", verantwortet von Michael Blume, Jahrgang 1960, dem bisher jüngsten unter den deutschen Verfilmern Thomas Mann'scher Romane und Erzählungen. Blumes Kurzfilm nimmt innerhalb dieser Geschichte und ihrer filmästhetischen Weiterungen eine besondere Stelle ein. Im Gegensatz zumal zu den deutschen Verfilmungen bricht er radikal mit dem Gebot der Werktreue. Mit anderen Worten und positiv gewendet, löst er den verfilmten Text aus dessen historischem Kontext heraus, um ihn aufs Hier und Heute hin zu aktualisieren. Er versetzt die Handlung in die Zeit und an den Ort seiner Entstehung.
Die Versetzung hat einerseits zur Folge, dass der Film dem liberalen Zeitgeist seiner Gegenwart desto leichter Rechnung tragen kann. Dazu, das wird sich gleich zeigen, gehört ein kritisches Sensorium für Misogynie oder Homophobie, 'agism' und Rassismus. Andererseits reflektiert der Film den historischen Abstand, der ihn von der Entstehungszeit der verfilmten Novelle trennt. Wiederholt verweist er auf Ereignisse, die erst in dieses Intervall fielen. Gerade in solchen Referenzen erweist er sich als Ausnahme von einer bedenklichen Regel der deutschen Thomas-Mann-Verfilmungen - um insbesondere von den geplanten und realisierten Filmen Luchino Viscontis einmal ausdrücklich abzusehen.
Die deutschen Thomas-Mann-Verfilmungen zeichnen sich, wenn man so sagen darf, dadurch aus, dass sie einen bestimmten Aspekt der nationalen Geschichte systematisch ausblenden. Jüdische Figuren, wie sie auf Schritt und Tritt vor allem in Manns Frühwerk auftauchen, zu dem auch 'Der Kleiderschrank' zählt, wurden in den Verfilmungen in aller Regel als solche unkenntlich gemacht.
Die Themen Flucht und Migration stehen im Fokus dieser Jahrbuchausgabe. Während Flucht den unfreiwilligen Austritt aus einer gesellschaftlichen Einheit bedeutet, verweist der Begriff Migration auf den Versuch, in ein gesellschaftliches Gefüge einzutreten. Ein zentraler Unterschied liegt somit in sich dichotom gegenüberstehenden Ausgliederungs- und Eingliederungshandlungen. Eine Gemeinsamkeit stellt jedoch die Prozesshaftigkeit dar, die in literarisch sowie bildästhetisch umgesetzten Narrativen, wie zum Beispiel in Form von Graphic Novels, aufgegriffen wird. Die beiden oft aufeinander bezogenen Narrative Flucht und Migration werden in diesem Beitrag getrennt betrachtet und bilden zugleich die beiden zentralen Kapitel des Textes: Zuerst stehen Graphic Novels im Mittelpunkt, die ausschließlich Fluchtnarrative inszenieren, um danach eine spezifische Perspektive auf Migrationsnarrative einnehmen zu können. Gemäß der multimedialen Form dieses Mediums, das dazu tendiert, Fotografie, Illustration (vgl. Hescher 2016, S. 78) sowie Filmtechniken zu verbinden, muss auch die Zugangsweise einen interdisziplinä- ren Ansatz verfolgen, der laut den HerausgeberInnen des Readers Theorien des Comics zu den Stärken der Comicforschung gehöre. (Vgl. Reichert/Eder/Klar 2011, S. 10) Die Comicforschung, insbesondere jener Teilbereich, der sich mit dokumentarisch-grafischen Formen beschäftigt, liefert die Grundlage für die folgenden Überlegungen und die Fragestellung dieses Beitrags: Welche unterschiedlichen ästhetischen Formen werden eingesetzt, um die Themen Flucht und Migration grafisch darzustellen? ...
The paper presents the possibilities for analyzing deverbal derivatives from verbs ending in -ier(en); in many cases these exist as doublets, with the suffix -ung and/or the suffix -(at)ion. Based on selected examples of these doublets, the paper demonstrates how both monolingual and bilingual dictionaries fail to take sufficient account of the semantic differences between such competing forms. The author also presents research questions connected with this issue, and outlines a methodology for addressing these questions based on metalexicographic and corpus analysis; this methodology is demonstrated using the example of the doublet Diskrimination and Diskriminierung
The present paper aims to analyse the linguistic forms and the discourse strategies used in the written press of the 1950’s in order to unmask the political class enemy and thus to support and validate the political power. The cited examples are taken from the newspaper Neuer Weg and the newspaper Scînteia, which report in many editions show trials of persons who are considered by the political authority to belong to the group of class opponents, those persons being presented in the journalistic texts as class enemy. The language use shows aggressiveness and virulence, schematized linguistic constructions and repetitions, while certain specific features can be identified at lexical, morphosyntactical and pragmatic level. The authoress takes the theoretical stance of sociolinguistics and pragmalinguistics in assessing language facts.
Diyalog 2017/1
(2017)
Die Ausgabe 2017/1 liegt Ihnen vor und wir freuen uns sehr, Sie hiermit begrüßen zu dürfen. Reich an Themen und Autorenskala sind die Beiträge in folgende Rubriken einzuteilen: Im Fachbereich der Deutschen Literatur ist zunächst die Auseinandersetzung mit dem Scharlatanmotiv in dem Roman 'Geschichte der Abderiten' von Christoph Martin Wieland interessant. Als zweitens ist Ingeborg Rapoports Autobiografie 'Meine ersten drei Leben' zu nennen, in der exemplarisch nachgewiesen wird, inwiefern Interkulturalität und Engagement Hand in Hand gehen. Hierbei tritt Rapoport mit ihrem interkulturellen Engagement als Antikolonialistin auf, Nazismus- und Holocaustkritikerin und besonders aber auch als eine den Frieden suchende Autorin, deren Denkweise in die Nähe des Levinasschen Humanismus gerückt werden dürfte. Das Thema des dritten Beitrags ist die Erforschung der Schönheitsauffassung in deutschen und türkischen Volksmärchen. Das Schöne bezieht sich indessen ausschließlich auf weibliche Figurentypen der Märchenwelt beider Erzählkulturen. Allgemein Literaturwissenschaftlich ist der umfangreiche Aufsatz über leserorientierte Literaturtheorien und über die Positionierung des Lesers, in dem davon ausgegangen wird, dass die Auslegung eines literarischen Textes ohne den Leser nicht möglich ist, wobei "der implizite Leser" von Wolfgang Iser, "der Leser als Textproduzent" von Stanley Fisch und "der psychoanalytische Ansatz" von Norman N. Holland im Mittelpunkt stehen. Dem Fachbereich Sprachwissenschaft sind zwei Beiträge zuzuordnen, die zum Teil erziehungswissenschaftlich bezeichnet werden können: In dem ersten Beitrag geht es um deutsche suffixale Adjektivbildungen, die scheinbar keiner Systematik entsprechen wollen, sondern anscheinend in ihrer möglichen Verwendung der Konvention gehorchen. Der zweite Beitrag fokussiert die Schwierigkeit von förmlich ähnlichen Wörtern im Lehr- und Lernprozess. Im Fachbereich Translationswissenschaft wird zunächst ein übersetzungsphilosophischer Ansatz thematisiert. Im zweiten Aufsatz geht es um die Bedeutung der Notation beim Konsekutivdolmetschen und deren Ausübung auf universitärer Ebene. In dem dritten Aufsatz werden die geschichtlichen Hintergrundinformationen sowie die Affinität und die Gegensätze der Septuaginta und vom Stein der Rosetta ausführlich diskutiert. Dem Fachbereich "Erziehungswissenschaft" lassen sich drei Beiträge zuordnen. In dem einen Aufsatz werden die Geschichte und der Werdegang des Fernunterrichts in der Türkei und die Möglichkeiten für das Lernen des Deutschen als Fremdsprache durch Fernunterricht dargestellt. Im zweiten werden Ergebnisse einer kontrastiven Studie zur unterrichtsbezogenen Sprechangst von DaF-Lernenden in der Türkei und in Deutschland präsentiert. Das Thema der dritten Studie ist es, die Fremdsprachenniveaus der Akademiker an der Trakya Universität nach gewissen demographischen Variablen zu messen und die Verwendungszwecke der Fremdsprachen zu beschreiben.
Diyalog 2017/2
(2017)
Die vorliegende Ausgabe sticht mit Beiträgen aus den komparatistischen, imagologischen, sprach-, erziehungs- und translationswissenschaftlichen Fachbereichen der Germanistik hervor. Literaturwissenschaftlich sind die beiden ersten Beiträge, die sich mit dem Thema Döblin befassen ("Zum Geschlecht der Macht im Kolonialismus: Weiblichkeit, Männlichkeit und Asymmetrie in Alfred Döblins Amazonas-Roman" und Eine Untersuchung zur Erzählstruktur in der Erzählung "Die Ermordung einer Butterblume" von Alfred Döblin). Imagologisch geht es um die Untersuchung der Mädchenfigur aus der Perspektive der soziologischen Genderforschung („Alman Genç Kız Edebiyatı Bağlamında Genç Kız İmgesinin Toplumsal Cinsiyet Araştırmaları ile Analizi. Geleneksel Der Trotzkopf Romanından Modern Lady Punk'a Romanına Değişim Süreci”) und die "Bemerkungen zu Heiner Müllers Gedicht 'Fernsehen'", während sprachwissenschaftlich das Problem der Werbesprache diskutiert wird. Der Fachbereich "Erziehungswissenschaft" wird von drei BeiträgerInnen vertreten: Es geht hier einerseits um "Konzeption, Durchführung und Evaluation einer Ausspracheschulung für türkische DaF-Lehramtsstudierende des ersten Studienjahres" und andererseits um die Evaluation des Lehrbuchs "Schritt für Schritt Deutsch". Der dritte Beitrag thematisiert das "Exzerpieren in Deutsch als Fremdsprache im Lehramtsstudiengang in der Türkei". Translationswissenschaftlich werden "die Relevanz paratextueller Elemente beim Übersetzungsprozess" und "Übersetzungsstrategien der Kinderliteratur" diskutiert. Die Übersetzung der Kurzgeschichte "Das Brot" von Wolfgang Borchert bildet das Thema des dritten Beitrags aus diesem Fachbereich. Zwei Rezensionen ("Çeviri Atölyesi / Çeviride Tuzaklar" und "Wirksamkeit und Nachhaltigkeit vorintegrativer Spracharbeit") und Berichte über die internationale Tagungen "Beziehungskrisen: Deutsch-türkische Verhältnisse in Literatur und Film" in Izmir und über zwei internationale Symposien in Sivas (V. Uluslararası Batı Kültürü ve Edebiyatları Araştırmaları Sempozyumu) und in Amasya (Uluslararası Savaş ve Kültür Sempozyumu) runden die Ausgabe 2017/2 ab.
In seinem Buch 'Die Verortung der Kultur' analysiert Homi Bhabha das Verhältnis zwischen Literatur, Blasphemie und dem Heiligen. Ihm zufolge ist Blasphemie nicht lediglich eine säkularisierte Fehldarstellung des Heiligen, sondern vielmehr ein Moment, in dem der Inhalt einer kulturellen Tradition im Akt der Übersetzung überwältigt oder verfremdet wird. Bezugnehmend auf Salman Rushdies Roman 'Die Satanischen Verse' stellt Bhabha fest, dass Rushdie einen Raum diskursiver Gegenüberstellung eröffne, der die Autorität des Korans in eine Perspektive des historischen und kulturellen Relativismus hineinstelle.
Zwei Erkenntnisse möchte ich in diesem Ansatz herausheben: Erstens die Kategorie der Übersetzung, die darin besteht, andere artikulatorische Positionen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Die zweite Erkenntnis betrifft den historischen und kulturellen Relativismus. Dieser Relativismus ist meines Erachtens für die Heiligkeitsdeutung von entscheidender Bedeutung, da er jegliche festgefahrene und absolute Deutung des Heiligen zunichte macht und die Polyphonie bzw. die Vielfalt der Heiligkeitsauffassungen zulässt. Insbesondere in einem Lebenskontext, der zunehmend von religiöser und kultureller Pluralität gekennzeichnet ist, ist eine solche Vielfalt entscheidend.
Vorgänge der Kommunikation und solche der medialen Vermittlung sind an Prozessen von Marginalisierung oder auch Zentralisierung beteiligt. Die Neukonstruktion und Neukategorisierung des Raums wird daher an sprachlichen Zeugnissen (briefliche Selbstauskünfte, Lyrik, Publizistik) nachgezeichnet. Der Beitrag verfolgt die allmähliche kulturelle Entperipherisierung der pommerschen Insellandschaft und insbesondere Rügens, indem drei Phasen unterschieden und behandelt werden: 1. die mittelalterliche und frühneuzeitliche Abwertung oder Bewertung des Nordens unter dem Blickpunkt christlicher Mission und biblischer Ordnungsvorstellungen, 2. das Entstehen einer Kunstmythologie um 1800, die sich auf Shakespeare, Rousseau, Ossian sowie die germanisierte skandinavische Überlieferung berief und Pommern zur utopisch idyllischen wie zur unwirtlich-wilden, das heißt auch erhabenen Landschaft formte und 3. die Durchdringung Gesamtpommerns durch die Zentralitätsstruktur preußischer Institutionalisierungs- und Ordnungsprozesse nach 1815.
Edebi Çevirinin Özellikleri
(2017)
Rezension zu: Zengin, Dursun (2016): Edebi Çevirinin Özellikleri. Kayseri: Tiydem Yayıncılık. 176 S. ISBN: 9786054510979
Editorial
(2017)
Editorial
(2017)
Vom Schriftexegeten, Kirchenlehrer und wahren Propheten respektive Apostel im 16. und 17. Jahrhundert, der mit Gotteshilfe Übermenschliches geleistet habe, über den Befreier der Vernunft und des Gewissens in der Aufklärung bis hin zum Nationalhelden, Heroen der deutschen Kultur und Vorbild bürgerlicher Lebensführung im 19. Jahrhundert - dies sind nur wenige Haupttransformationen, denen Luther im Laufe der Geschichte unterworfen wurde und an deren Vollzug sowie Tradierung die bildende Kunst entscheidend beteiligt war. Die Tatsache, dass sich jede Epoche, ja jede Generation "ihren eigenen Luther schuf", wurde zusammen mit der Heterogenität dieser zeitgebundenen Konstrukte spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch als ein gravierendes Forschungsproblem erkannt, das den deutschen Theologen und Kirchenhistoriker Heinrich Böhmer 1906 dazu veranlasste, ernüchtert festzustellen, dass es "so viele Luthers gibt, als es Lutherbücher gibt". In seiner herausragenden Studie zu Lucas Cranachs Bildnissen des Reformators von 1984 zeigte jedoch der Kunsthistoriker Martin Warnke, dass es bereits zu Lebzeiten und unmittelbar nach dem Tod des Wittenberger Theologen 1546 vor allem so viele Luthers gab, als es Lutherbilder gab. Cranach, der Hofmaler des sächsischen Kurfürsten, schuf mit den auffällig in ihrer Ikonografie variierenden und für die breite Öffentlichkeit bestimmten druckgraphischen Portraits ein wirkmächtiges "Image" des Reformators, das zum fundamentalen Bestandteil der protestantischen Publikationspolitik wurde und dabei zugleich gerade durch seine Mannigfaltigkeit eine mediale Angriffsfläche für das katholische Lager bot. Die Werke Cranachs, in denen das offizielle Bildnis des Theologen gleichsam generiert und autorisiert wurde, weisen differenzierte künstlerische Strategien der Sakralisierung und Heroisierung auf, welche von der Mehrzahl der etwa fünfhundert zeitgenössischen (Rollen-)Portraits Luthers kontinuierlich rezipiert und innovativ uminterpretiert wurden. Sie feiern den Wittenberger Bibelprofessor nicht nur als omnipräsenten und omnipotenten Gottesmann, sondern verklären ihn zur universellen Verkörperung der Reformation, zum personalisierten Sinnbild der neuen Theologie. Der Genese, den Facetten sowie der zeitgenössischen Rezeption dieses Phänomens in der Druckgraphik des 16. Jahrhunderts möchte der vorliegende Text anhand der exemplarischen Analyse ausgewählter Bildnisse des Reformators nachgehen.
Die hier versammelten Beiträge gehen wesentlich auf die internationale Tagung 'Geschichts(er)findungen. Felicitas Hoppe als Erzählerin zwischen Tradition und Transmoderne' zurück, die im Rahmen des Writer-in-Residence-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) mit der Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe vom 30. November bis 1. Dezember 2012 an der University of Oxford stattfand.
Schlesien ist eine Region mit einer komplizierten multinationalen Vergangenheit, seit Jahrhunderten ein multikultureller Übergangsraum, stets Peripherie einer größeren territorialen und sprachlichen Einheit. Ein Großteil dieser heute überwiegend in Polen gelegenen Region gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg zum deutschen Sprachraum. Polnisch sprach nur eine Minderheit der Bevölkerung. Nach dem Krieg hat sich das Blatt gewendet, und heutzutage gibt es im überwiegend polnischen Sprachgebiet nur vereinzelt deutsche Sprachinseln. Der nachstehende Beitrag befasst sich mit der Situation der deutschsprachigen Schlesier in Polen und der Überlebensfähigkeit der deutschen Sprache in der Region.
Alfred Döblin ist einer der erfolgreichen Schriftsteller, der die Eigenschaften der Literatur und Medizinwelt in seinen Werken vereint. Problematische Beziehungen des Menschen mit sich selbst und mit seiner Umgebung, seine Zerrissenheit in der Groβstadt, seelische Krankheiten prägen seine literarischen Werke und seine literarische Kreativität steht unter dem Einfluss seiner medizinischen Kenntnisse und insbesondere unter den seelischen Motiven. Aus diesem Grunde besteht immer die Möglichkeit, in seinen Werken diesen medizinischen Einflüssen häufig zu begegnen.
Döblin stellt in der Erzählung "Die Ermordung einer Butterblume" die Erlebnisse des Herrn Michael Fischer bei einem Waldspaziergang dar. Die Komplexität der Figur wird durch den Erzähler und seine Erzählweise konkretisiert. Denn die Konstruktion des Textes ist ebenso wichtig wie der Inhalt. Deswegen führt die Konstruktion des Textes dazu, den gesamten Text durch den Erzähler und die wechselnden Erzählperspektiven aufzuklären. Außer der wichtigen Funktion des Erzählers wird die Erzählung auch mit der außerordentlichen Figur in Betracht gezogen. Die Figur ist in einer Auseinandersetzung mit sich selbst und hat seelische Probleme. Seine seelischen Probleme werden durch den Erzähler und seine Erzählweise untersucht und aufgeklärt. Die Einflüsse dieser seelischen Probleme werden durch die Verfolgung des Erzählers gefunden und die Spuren/Motive werden durch die Einstellung des Erzählers gegenüber der erzählten Welt gelöst.
Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, die Einstellungen und die Förderungsmaßnahmen der Eltern von Grundschulschüler_innen im Hinblick auf den DaF-Unterricht in der ostslowakischen Region zu beschreiben. Nach den Veränderungen in der Schulgesetzgebung bezüglich des Fremdsprachenlernens im September 2015 wurden nämlich Eltern zu einem ausschlaggebenden Faktor für die Verbreitung von DaF in der Slowakei. Sie entscheiden mit, ob ihr Kind Deutsch oder eine andere Fremdsprache lernt.
O presente artigo objetiva abordar a obra e vida de Karl May, um dos mais bem-sucedidos escritores de língua alemã, sob o aspecto da encenação. Mostra como May mistura lembranças da infância e elementos literários, o desejado e o factual para uma memória encenada, que fornece um sentido mais profundo tanto para sua biografia como para sua obra. Assim, May se recria como homem ideal que consegue em seus romances superar seus problemas com a realidade, um "eu" multifacetado representado por suas diversas personagens literárias e suas aventuras, reclamadas por May como experiências próprias. Se os entrecruzamentos da identidade ficcional e pessoal criados por Karl May marcam a primeira fase de sua produção e se formamem volta do motivo do aprisionamento e da libertação, sua obra tardia se abstém de tais elementos e se dirige a uma reflexão quase filosófica sobre a humanidade e a paz.v
The aim of this paper is to show that the users of social media and the members of various networks make great efforts to achieve as original, innovative and creative ways of expression as possible. In this respect, the social networking site called Facebook is no exception. However, what differs is the occasions on which the texts are created (in the form of contributions, postings, comments etc.), their particular language forms as well as their distance in relation to both private and public virtual communities. The corpus explored comprises the profiles of different Facebook-users who release their birthday wishes online
Die kürzlich entflammte Diskussion über eine "Krise der Germanistik" hat einen ihrer Funken aus Michel Houellebecqs jüngstem Roman "Unterwerfung" ("Soumission", 2015) geschlagen. Roman und Autor sind als Auslöser kontroverser und polemischer Diskussionen bekannt, wenn auch bislang nicht unbedingt über gesellschaftliche Funktion und Strahlkraft der Deutschen Philologie.
Aus der Distanz von beinahe zwei Dekaden werden der Literaturstreit und die daran anschließende Stasi-Debatte in dem selbsterkundenden Buch Stadt der Engel als Gewaltdiskurs wahrgenommen und ambivalent reflektiert. Die erzählerische Reflexion dieses Diskurses ist allerdings in ein Geflecht von Gewaltnarrativen eingebettet, das nur schwer zu entwirrenund zu entschlüsseln ist. Der vielschichtige Text ist jedoch nicht auf die literarische Vergegenwärtigung der strukturellen Gewalt im DDR-Regime oder der symbolischen Gewalt in den medialen Kontroversen zu reduzieren, ebenso wäre die Einschränkung auf die quälende Selbstbefragung der Erzählerin im Zusammenhang mit ihren in Vergessenheit geratenen Stasi-Kontakten und damit der eigenen Verstrickung in die Gewaltstrukturen eine unzulässige Vereinfachung.
Als großer Erfolg hat sich vor einigen Jahren die deutsche Kinokomödie 'Türkisch für Anfänger' erwiesen. 2012 in die Kinos gekommen, wurde sie auch als 'Multikulti-Komödie' (z.B. URL 1 und URL 2) bezeichnet. Eine wesentliche Rolle spielen darin ethnische Stereotype, die offenbar für Komik sorgen. Goldmanns Kritik in 'Spiegel online' beginnt so: "Sie Deutsche, er Ausländer, sie Zicke, er Macho: Der Kinofilm 'Türkisch für Anfänger' arbeitet sich wie die preisgekrönte TV-Serie an kulturellen Klischees ab" (URL 3). Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen ethnische Stereotype. Mit verschiedenen sprachlichen Mitteln beziehen sich Charaktere im Film auf die Eigengruppe oder auf die Fremdgruppe - also auf Menschen mit oder ohne (erkennbaren) Migrationshintergrund
The present article encompasses the bibliography of Prof. Horst Schuller, researcher, literature Historian and translator.
Da inspiração prometeica do Sturm und Drang à apoteose alegórica do Fausto II, a trajetória de Goethe perfaz um esforço contínuo para salvar e ressignificar a ingenuidade poética ante a exigência histórica de um inaudito antagonismo e autossuficiência individual, conferindo legitimidade ao seu sentimento inato da existência como "zweite Natur". Tal ambivalência induziu mesmo críticos benevolentes de Goethe a encarar seu projeto da Bildung como um momento preliminar e controverso, cujo acento demasiado individualista viria mais tarde a ser definitivamente suplantado pela dedicação às ciências naturais e àmoral da renúncia. Este artigo se propõe mostrar como a Bildung goethiana, corretamente compreendida como "educação para o erro", institui uma relação de continuidade solidária e complementar entre o erro e a maestria, a qual o poeta alemão vai desdobrar e consagrar em três de suas convicções fundamentais: a dos desvios e deformações como possibilidades constitutivas das leis da natureza e de seu legítimo procedimento formativo; da criação poética superior como um "elevar à altura do espírito e tornar eficiente às intenções da Natureza"; e a da primazia dos "poetas-imitadores" sobre sacerdotes e filósofos na apropriação da tradição sob a égide de uma "pura personificação característica".
Erwin Wittstock (1899-1962), the writer of German expression from Romania, has created a monumental body of works (short stories and novels), which stem from German history and culture from Transylvania. The characters he created are projections of his own life. His novel Januar ’45 oder Die höhere Pflicht, reviewed in the present article from an intercultural point of view, is dedicated to the problem of deportation, a topic which was taboo in the communist regime. His work on the topic is shaped into a novel in Balzacian style, the author writing from the perspective of an eye witness. The problematic invites the description of power, of terror and of repression in totalitarian states. As member of the German community in Romania he depicts the Transylvanian multiethnic and multicultural society in his fiction. The elements of interculturality in his novel can be summarized as: social interethnic relations, imagology, respectively the outlining of the image of otherness, also on a linguistic level.
Schiller and Goethe have very different conceptions of tragedy. In his play Don Carlos, Schiller, especially in the character of Philip II, shows us the conflict between blood and positive law. In Goethe´s novel Elective Affinities, the individual will is ignorant of fate and helpless against it. So to speak, Schiller applies the "Antigone´s Model" and Goethe applies the "Oedipus Model". In his dramatic vision of the conflict, Schiller is inspired by Shakespeare´s plays. However, Goethe´s point of view is based on his reflections on Natural Philosophy.
Der Comic in seiner heute bekannten Form beginnt thematisch mit einer Flucht: Superman, der in den 1930er Jahren in den USA von Jerry Siegel und Joe Shuster als erste Superheldenfigur der Comicgeschichte erschaffen wurde, muss seinen Heimatplaneten Krypton verlassen und wird mit einer Rakete auf die Erde geschickt. Superman lebt dort wie ein Mensch; er versteckt seine übermenschlichen Fähigkeiten und setzt diese nur im Geheimen und für den Kampf gegen das Böse ein. Flucht und Exil, Fremdheit und Assimilation, dies sind bis heute bestimmende thematischen Signaturen des Mediums. Untrennbar sind diese mit der Herkunft der das Medium prägenden Personen verknüpft. Denn Superhelden sind nicht nur ein amerikanisches Phänomen, sondern vor allem ein jüdisches, so der Comic-Historiker Arlen Schumer mit Verweis darauf, dass Jerry Siegel und Joe Shuster Kinder jüdischer EinwandererInnen aus Europa waren. Julian Voloj, der ebenfalls den jüdischen Wurzeln des Mediums nachgegangen ist, spricht sogar davon, dass "amerikanische Juden aus der Not heraus ein neues Genre erfanden".
Das Exzerpt stellt ein Mittel dar, Fachwissen auf dem Wege der Textreproduktion in individuelles Wissen eines Lernenden umzuwandeln. Dies macht das Exzerpieren zu einer der Kernkompetenzen angehender DeutschlehrerInnen und wirkt sich sowohl auf den Erfolg im Studium als auch im späteren Berufsleben aus. Ziel dieses Aufsatzes ist es, mit textlinguistischen Analysemethoden und -verfahren festzustellen, inwieweit die Studierenden im Lehramtsstudiengang Deutsch als Fremdsprache in der Türkei die Fähigkeit des Exzerpierens als Teilfähigkeit des akademischen Schreibens am Ende ihres Studiums beherrschen. An der Untersuchung nahmen insgesamt 23 Studierende aus dem 4. Studienjahr der Abteilung für Deutsche Sprache und ihre Didaktik der Marmara-Universität in Istanbul teil. Insgesamt wurden 20 von den Studierenden verfasste Exzerpte ausgewertet. Die Auswertung der Studentenexzerpte erfolgte nach drei Hauptbewertungskriterien: Gliederung und Bezug zum Primärtext, inhaltliche Gestaltung des Exzerpts und Strategien beim Schreiben von Exzerpten. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Exzerpierkenntnisse der meisten an der Untersuchung beteiligten Studierenden am Ende ihres Studiums nicht ausreichend entwickelt sind und sie deshalb vermutlich Schwierigkeiten mit dem Exzerpieren von Texten im weiteren Studium, z.B. Masterstudium haben werden, insbesondere bei der Anfertigung von Seminararbeiten, für die eine Reihe von Aufsätzen zu exzerpieren sind.