Geschichtswissenschaften
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Rezension zu: Verena Schulz, Die Stimme in der antiken Rhetorik, Hypomnemata 194 (Göttingen 2014)
(2017)
Die Stimme als vornehmlich akustisches Phänomen im Rahmen der antiken Rhetorik darstellen zu wollen, war schon den antiken Schriftstellern nach ein schwieriges Unterfangen, und umso willkommener ist eine derartige Darstellung zu begrüßen, insbesondere wenn sie sich, wie im Fall der vorliegenden Dissertation von Verena Schulz, eines interdisziplinären Ansatzes bedient. Bei der fast 400 Seiten starken Monographie handelt es sich einerseits um einen philologischen Kommentar zu den beiden ausführlichsten Quellentexten zur antiken Rhetorik, namentlich den Ausführungen des Auctor ad Herennium und denen des Quintilian. Andererseits aber stellt die Monographie eine Materialsammlung unter chronologischen und systematischen Gesichtspunkten dar, die die wesentlichen antiken Quellenstellen zur Stimme aus philologischer, medizinischer, musikalischer und historischer Perspektive in sich vereint und somit verschiedene Lesergruppen ansprechen soll. Ergänzt und erweitert um Exkurse, die sich dem heutigen Verständnis der Stimmphysiologie (S. 79-83), der antiken Terminologie von actio und pronuntiatio (S. 107-109) und den begrifflichen Vorstellungen der akustisch-physikalischen Stimmfaktoren zu Lautstärke und Tonhöhe (S. 178- 184) widmen, wird damit auf äußerst gelungene Weise eine Brücke von der Antike in die Rezeptionsgeschichte von Stimme und Rhetorik geschlagen, die abgrenzend zur bestehenden Forschung insbesondere um den medizinhistorischen Blickwinkel erweitert wurde...
Erinnerungsorte
(2014)
Rezension zu: Werner Meißner: Goethe zieht um – Wie die Goethe-Universität ins Westend kam. Frankfurt a. M., 2014, Weissbooks, 94 Seiten, ISBN 978-3-86337-076-3, 14 Euro.
Rezension zu: Rudolf Steinberg (Hrsg.): Die neue Universität Frankfurt am Main. Frankfurt a. M., Societäts-Verlag, 2013, 199 Seiten, ISBN 978-3-942921-53-4, 29,80 Euro.
In den 100 Jahren ihres Bestehens hat nur einer der Rektoren der Universität Frankfurt eine Rückschau auf einen Teil seiner Amtsführung gegeben: Richard Wachsmuth, der Gründungsrektor. Von den späteren Rektoren und Präsidenten hat das bislang keiner getan. Nunmehr haben sich aber gleich zwei Präsidenten – sie folgten aufeinander – dazu entschieden, über Phasen ihrer Tätigkeiten zu berichten. Das möchte überraschen, muss aber nicht. Denn die Universität hat in den letzten circa 20 Jahren einen Anlauf genommen, sich zu erneuern und in die Spitzenklasse der Universitäten aufzuschließen.
Eine weltoffene, tolerante und liberale Intellektualität prägt die Frankfurter Universität – abgesehen von dem dunklen Kapitel während des Nationalsozialismus – seit ihrer Gründung 1914. Gegründet und gestiftet von wohlhabenden und engagierten Bürgern der Stadt, war sie von Beginn an etwas Besonderes in der deutschen Universitätslandschaft.
Die vorliegende Fallstudie zu den Anciens Combattants in Diébougou ist das Ergebnis einer Lehrforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Institut für Historische Ethnologie, die vom 24. August 2001 bis zum 16. Dezember 2001 unter der Leitung von Prof. Carola Lentz, und der Betreuung durch Dr. Katja Werthmann, Dr. Richard Kuba sowie in Kooperation mit der Universität von Ouagadougou (Département d’Histoire et d’Archéologie) in Burkina Faso stattfand. Allen genannten Personen und Institutionen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Die Fallstudie reichte ich im Februar 2004 als Magister-Abschlussarbeit am Fachbereich Geschichtswissenschaften (Historische Ethnologie) der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, bei Prof. Carola Lentz und Prof. Karl-Heinz Kohl ein. Der Großteil der ursprünglich im Anhang der Magisterarbeit enthaltenen Dokumente, Karten und Photos wurde ausgelagert, und der Text erfuhr eine geringfügige Überarbeitung. Im Anschluss an einen vierwöchigen Dioula-Sprachkurs in Bobo-Dioulasso folgte die dreimonatige Erhebungsphase in Diébougou, sowohl Hauptort (chef-lieu) der Provinz Bougouriba im Südwesten Burkina Fasos, Markt- als auch Verwaltungszentrum mit 11 637 Einwohnern (siehe http://www.ambf.bf/f_mairies.html). Interethnische Beziehungen, Siedlungsgeschichte und Bodenrecht waren die übergeordneten Themen des ethnologischen Teilprojekts A9 des Sonderforschungsbereichs 268 "Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westafrikanische Savanne" der Johann Wolfgang Goethe-Universität, der die Durchführung der Lehrforschung finanziell unterstützte, und dem ich gleichsam danken möchte.
Als ich im Alter von etwa zehn Jahren das erste Mal in einem National GeographicMagazin auf die mir damals noch vollkommen unverständlich anmutende Ansammlung von Konsonanten und Vokalen des Begriffs "Powwow" stieß, ahnte ich nichts von ihrer Bedeutung für mein zukünftiges Leben. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht einmal bewußt, daß diese einer mir damals noch unbekannten, tonangebenden Konvention entsprechend, nicht etwa, wie für einen deutschen Leser zu vermuten wäre, "POW - WOW", sondern eigentlich "PAU - WAU" ausgesprochen werden. Zudem konnte ich damals natürlich auch nicht ahnen, daß ich mich zwanzig Jahre später im Rahmen einer Dissertation mit der inhaltlichen Vielschichtigkeit dieses Begriffs auseinandersetzen würde. Und so stellt diese Arbeit das vorläufige Zwischenprodukt einer Sinnsuche dar, die damals eher beiläufig mit der Überlegung begann, ob nicht gar der "traditionell" gekleidete Indianer auf dem, eine Werbung für Kanada als Immigrationsland illustrierenden Bild, mit den erläuternden Worten "Powwow in Thunder Bay", eben diesen Namen trägt. ...
Im Folgenden sollen zwei zoomorph gestaltete Keramiken aus dem Umfeld der römischen Töpfereien von Mainz-Weisenau vorgestellt werden. Beide Stücke wurden bereits 1965 bzw. 1972 von privater Seite geborgen und stammen aufgrund der überlieferten Fundortangaben aus dem nördlichen Teil der römischen Siedlung.
"Terrorismus ist primär eine Kommunikationsstrategie", so der Soziologe Peter Waldmann. Diese Aussage zeigt, welche Bedeutung die Kommunikation für terroristische Vereinigungen hat. Um die Gesellschaft zu erreichen, um mit ihr zu kommunizieren, braucht der Terrorismus eine Plattform, die möglichst viele Menschen erreicht: Massenmedien wie Zeitungen. Der Terrorismus benötigt folglich die Medien, um seine Botschaft in die Gesellschaft zu tragen. Wie dies im Falle des Anschlags der Roten Armee Fraktion (RAF) auf das Hauptquartier des V. Korps der US-amerikanischen Streitkräfte in Frankfurt am 11. Mai 1972 geschah, soll im Folgenden erklärt werden.
Die Suche nach der Frau, ihrem Ort, ihrer Rolle sowie ihren Handlungsbereichen und Tätigkeitsfeldern im Dritten Reich markieren verschiedene Stationen der historischen Frauenforschung zum Nationalsozialismus der letzten dreißig Jahre. Während sie in den 1970er-Jahren Frauen im privaten Bereich des NS-Systems verortete, betonten Untersuchungen der 1990er-Jahre die ambivalente Stellung der Frau im nationalsozialistischen Staat. Wenngleich die NS-Rhetorik sowie die sozialpolitischen Maßnahmen des Regimes auf eine Stärkung patriarchaler Strukturen zielten, erweiterten sich dennoch im Dritten Reich die Tätigkeitsfelder und Handlungsmöglichkeiten von Frauen. Trotzdem gilt der nationalsozialistische Staat nach wie vor in der historischen Forschung als eine "Männergesellschaft". ...
Die allzu berühmte römische Wölfin gehört einer Gruppe von Bronzeplastiken an, deren Überleben dem Umstand geschuldet ist, dass sie im Mittelalter am römischen Lateranpalast, der Papstresidenz, ausgestellt waren, bevor sie 1471 bzw. 1538 auf das Kapitol und somit in den Besitz der römischen Kommune gelangten. Seit ihrer Restaurierung bei Ende der neunziger Jahre wurden erste Zweifel laut, ob es sich bei dieser lange Zeit der etruskischen Kunst zugeordneten Tierfigur tatsächlich um einen antiken Bronzeguß handeln könne. Die italienische Archäologin Anna Maria Carruba hat diese Skepsis in ihrer Monographie La Lupa Capitolina: un bronzo medievale im Jahre 2006 zu der vor allem auf technische Befunde gestützten These verdichtet, die Lupa sei zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert entstanden. Gerade aufgrund stilistischer Erwägungen stieß diese Vermutung bei den italienischen Archäologen auf nachdrückliche Vorbehalte. Mit dem hier anzuzeigenden, unter reißerischen Titel und gleich auf zwei Sprachen daherkommenden Band mischt sich nun auch die überwiegend in Deutschland verankerte Forschung in diese Diskussion ein. ...
Verleger seien zu 51% Kaufleute - formulierte BERND F. LUNKEWITZ, Eigentümer des Aufbau-Verlages im Eingangsstatement der Podiumsdiskussion, die von MANFRED KÖHLER (FAZ) moderiert wurde. Köhler hatte die Frage an das Podium gerichtet, was eine gute Verlagsgeschichte ausmache und Lunkewitz in seiner Antwort mit dem Aspekt begonnen, der in den herkömmlichen Verlagsgeschichten zumeist vernachlässigt werde. Die gesamte Veranstaltung, der Workshop mit fünf Vorträgen zu einzelnen Verlagen und die abendliche Podiumsdiskussion, brachte letztlich zu Tage, dass ein Treffen der bislang fast hermetisch neben einander her forschenden Verlagshistoriker und Unternehmenshistoriker für beide Seiten ausgesprochen fruchtbar ist. So führten die Gespräche auf dem Podium immer wieder auf die Kernfrage zurück, ob denn Verlage und Medienunternehmen besondere Unternehmen seien, für die der Analyserahmen moderner Unternehmensgeschichte untauglich ist, oder ob es sich im Grunde um ganz normale Unternehmen handele, die eben nicht Waschmaschinen, Autos oder Salpetersäure produzierten, sondern Bücher. Dabei war es eben nicht nur eine Frage der Perspektive, wie man diese Frage beantwortet: Neben Lunkewitz saß mit KLAUS SAUR (Saur-Verlag, München) ein weiterer Verleger auf dem Podium, ergänzt durch zwei aus der Unternehmensgeschichte kommende Historiker, WERNER PLUMPE und JAN-OTMAR HESSE (beide Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main) und zwei weitere aus der Verlags- und Buchhandelsgeschichte kommende Wissenschaftler, GEORG JAEGER (LMU München) und REINHARD WITTMANN (LMU München). ...