Geschichtswissenschaften
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Anfänglich wurde darauf hingewiesen, dass das Ziel, das sich die Ethnologie als Zweig der Anthropologie gesetzt hat, war, die Klischees und Stereotypen über den Menschen der europäischen Peripherie wissenschaftlich zu überwinden. Wie Frobenius diese Klischees und Stereotypen überwunden hat, ist in seiner Erarbeitung der Kategorien zur Analyse und zur Rekonstruktion der afrikanischen Kultur und in der politischen Implikation seiner Kulturtheorie zu sehen, welche die Afrikaner und die Deutschen zu Mitgliedern derselben geistigen Familie machte. Um dies zeigen zu können, sind mithilfe der diskursanalytischen Methode die unterschiedlichen Zentren der Produktion von Diskursen untersucht worden. Daraus ist hervorgegangen, dass Frobenius´ Kunst- und Literaturdiskurs sowie seine Kulturtheorie von den institutionellen Diskursen aus den wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, akademischen und politischen Institutionen und von den philosophischen und geisteswissenschaftlichen Diskursen des deutschen Idealismus beeinflusst sind. Die „Geburt“ der Ethnologie, die mit seiner eigenen Geburt kongruierte, konnte nicht anders geschehen. Als neue Disziplin brauchte die Ethnologie das Wissen anderer Disziplinen und Gedankenströmungen, die Unterstützung von akademischen, wirtschaftlichen und politischen Institutionen, um sich als Wissenschaft zu definieren und die Beschäftigung mit außereuropäischen fremdkulturellen Realitäten zu legitimieren...
Rezensionen über Festschriften laufen Gefahr, sich in Plattitüden zu ergehen. Denn die Gründe sowohl für den Charme als auch die Crux der Festgaben hängen eng zusammen: Dankbar möchte man der zu ehrenden Person ein Stück von dem zurückgeben, was diese Person zur Forschung beigetragen hat. Nun ist aber auch wissenschaftliches Schreiben ein kreativer Prozess und Erkenntnis und Relevanz fallen nicht auf einen gut gemeinten Wunsch hin vom Himmel, weil jemand Geburtstag hat. Auch dies ist eine Plattitüde, doch muss es erwähnt werden, da auch Heribert Müller, "sich solchen Ehrungen gegenüber Skepsis bewahrt [hat]". Wenn der Jubilar sich wenige Jahre nach der letzten Festgabe – betont keine Festschrift – zu seinem 70. Geburtstag nun doch mit einer solchen beschenkt sieht, wird er dies den Herausgeberinnen sowie Autorinnen und Autoren wohl in Hinblick auf diese in Umfang als auch Qualität überdurchschnittliche Festschrift gewiss nachsehen. ...
Frankfurt am Main bezeichnet sich gern als multikulturelle Stadt. Etwa ein Drittel der Bevölkerung stammt nicht aus Deutschland, genauer gesagt leben ca. 180.000 Menschen aus 181 Nationen in der Mainmetropole. Es handelt sich um Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen wie Arbeit, Studium, Heirat oder auch durch Verfolgung und Flucht zufällig oder beabsichtigt in Frankfurt leben. Es sind Männer und Frauen aus Europa, Asien und Afrika, die oft seit langem hier sind, es sind aber auch Kinder und Jugendliche, die hier geboren und aufgewachsen sind. Zu den Frankfurtern nichtdeutscher Herkunft zählen auch zwischen 3000 und 4000 EritreerInnen. Die meisten dieser Menschen verließen in den frühen 1980er Jahren als Flüchtlinge ihr Land. Sie flohen vor den Auswirkungen eines fast dreißig Jahre andauernden Krieges, in dem Eritrea um die Unabhängigkeit von Äthiopien kämpfte. Manche waren aktiv beteiligt, einige erlebten Folter und Gefängnis, viele hatten Angst vor diesen Repressalien. Ein großer Teil wurde aber auch erst hier geboren. Eritrea, ein relativ kleines Land am Horn von Afrika, ist heute eine unabhängige Nation, doch die Probleme dauern an. Die wirtschaftliche und soziale Lage, vor allem jedoch der immer wieder aufbrechende Konflikt mit dem mächtigen Nachbar Äthiopien hält viele der eritreischen Flüchtlinge ab, in ihr Heimatland zurückzukehren. Doch dies ist nur ein Aspekt des eritreischen Lebens in Frankfurt. Abgesehen von kleineren Zeitungsnotizen über stattfindende (meist kirchliche) Feste oder Neueröffnungen eritreischer Restaurants weiß man wenig über diese Menschen; wie sie hier leben, mit welchen Problemen sie umzugehen haben und was sie bewegt. Analog zur Informationslage über die Heimat dieser Menschen erfährt nur derjenige etwas, der ein besonderes Interesse zeigt. Selbst wenn mehrere Hundert eritreische Flüchtlinge auf die Straße gehen, um für Frieden in ihrem Land zu demonstrieren, findet dies kaum ein Echo in der deutschen Berichterstattung. Unter den afrikanischen Ländern steht die eritreische Exilgemeinschaft hinter der marokkanischen an zweiter Stelle und gehört somit zu den zahlenmäßig größten außereuropäischen Gruppen der Stadt. Doch trotz der relativ hohen Anzahl handelt es sich um eine unauffällige Gemeinschaft, die selten das Interesse der Öffentlichkeit oder der Wissenschaft findet. Andere Migrantengruppen wie Türken, Jugoslawen oder Marokkaner, die seit Jahrzehnten zum multikulturellen Stadtbild Frankfurts gehören, scheinen nicht nur wegen ihrer höheren Anzahl präsenter, sie wecken auch das Interesse der Wissenschaft. Die Untersuchungen von eritreischen Flüchtlingen beschränken sich dagegen bisher hauptsächlich auf ihre Eingliederung in die direkten Nachbarstaaten Eritreas. Die Frage nach Segregation, Akkulturation oder Integration wurde hier in zahlreichen Publikationen gestellt, sowie auch jene zum Themenbereich Ethnizität und Identität am Horn von Afrika. Die eritreischen Flüchtlinge in Deutschland blieben weitgehend unerforscht. Nach meiner Kenntnis existiert keine ausführliche Publikation zu den Auswirkungen im deutschen Exil. Wie sich z.B. der Befreiungskrieg auf das Identitätsbewußtsein der Exileritreer, auf ihre Integration oder auch auf das Verhältnis zu den in Deutschland lebenden Äthiopiern auswirkt, dies sind Fragen, die bisher unbeantwortet blieben. Eine ausführlichere Darstellung zum Leben der eritreischen Gemeinschaft in der BRD nennt zwar einen engen Zusammenhalt der Gruppe und ein ausgeprägtes Identitätsbewußtsein, doch sie äußert sich nicht zu Ursachen, bzw. Folgen (WUS, 1991). Die vorhandenen Informationen zur eritreischen Exilgemeinschaft in Deutschland beschränken sich meist auf offizielle Daten (Daffa, 1995; Schmalz-Jacobsen/Hansen, 1997). Auch Untersuchungen zu eritreischen Flüchtlingsfrauen und –mädchen in Frankfurt/Main geben wenig Aufschluß; es handelt sich um kurze Abhandlungen der Lebenssituation und eine Darstellung der Probleme als Flüchtling im Allgemeinen (ISD, 1986a; ISD, 1986b). Bereits vor dieser Untersuchung erlebte ich durch meine Bekanntschaft mit einigen jüngeren Eritreern in Frankfurt, daß die Exilanten trotz z.T. verschiedener Erfahrungshintergründe eine selbstbewußte, starke und geschlossene Gemeinschaft bilden, in der Loyalität und Solidarität eine große Rolle spielen. Damit einher geht das offen geäußerte und starke Geschichts- und Identitätsbewußtsein der Menschen als Angehörige der Nation Eritrea, das meinen ethnologischen Ambitionen entgegenkam, sie jedoch auch stark beeinflußte.
Träge und arbeitsscheu ist der römische Gesandte, den Francesco Vettori am 23. November 1513 Niccolò Machiavelli gegenüber skizziert – ein Mann, der lieber schmökernd in der Stube sitzt, sich mit Freunden tummelt oder mit Mädchen von zweifelhaftem Ruf vergnügt und der nicht daran denkt, den Austausch mit anderen Gesandten zu pflegen oder überhaupt wichtige Leute zu treffen. Und wenn er doch einmal zur Feder greift, berichtet er keine brisanten Details über politische Entwicklungen, liefert keine scharfsinnigen Analysen der gegenwärtigen Situation, sondern füllt seine Briefe mit Belanglosigkeiten, die der schlichten Erheiterung des Lesers dienen. Der Mann, über den Francesco Vettori dies berichtet, ist er vermeintlich selbst. Das satirische Selbstportrait, das der Gesandte an der Kurie in Rom augenzwinkernd von sich entwirft, zeigt deutlich, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits eine Reihe recht klarer Vorstellungen existierte, wer oder was ein Gesandter zu sein hatte, welchen Normen er folgen musste und vor allem, was er leisten sollte. Und die Verfestigung dieser Vorstellungen war eben einhergegangen mit der Ausbildung eines ständigen Gesandtenwesens, dessen nähere Betrachtung in Rom besonders spannend zu sein verspricht, da die Kurie zwar in mancher Hinsicht ein typisch europäischer Hof war, während sie in manch anderer Hinsicht aber, durch die besondere spirituelle und rechtliche Rolle des universalen Kirchenoberhauptes, auch atypisch war und nicht ihresgleichen kannte. Hier, in diesem "'supranational' centre for European diplomacy" (105), wo sich mehr Gesandte als an allen anderen europäischen Höfen aufhielten, war das Ringen um Benefizien besonders ausgeprägt, war das liturgische Zeremoniell mehr als anderswo ausgebildet; hier in diesem "international gossip shop" (105) flossen besonders viele Informationen zusammen, trafen Normen aller Art aufeinander. In diesem Schmelztiegel kamen viele diplomatische Praktiken miteinander in Berührung, wurden fusioniert und fortentwickelt. ...
Sorgfältig gewählte Worte können Konflikte durchaus entschärfen und einhegen. Sie müssen dabei nicht zwangsläufig beschwichtigend sein, sondern können auch (fiktive) Drohszenarien aufbauen und bewusst darauf ausgelegt sein, den Gegner einzuschüchtern. Die Federn der diplomatischen Akteure konnten spitz sein und flott deren Mundwerke, harte Kämpfe konnten dementsprechend auch mit diesen Waffen ausgefochten werden. Sicherlich nicht ohne Grund sollte der Mailänder Herzog Giangaleazzo betonen, er fürchte einen einzigen von Coluccio Salutatis Briefen weit mehr als tausend feindliche Reiter (211). ...
Lamparters Sold
(1905)
Bruder Lebey
(1916)
Die Totenfeier
(1915)