Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 37 (2000), Heft 1
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Bei einer im Auftrag des Wasser- und Schiffahrtsamtes Dresden durchgeführten Befischung der Eibe bei Coswig (Sachsen-Anhalt) im Biosphärenreservat "Mittlere Eibe" mit einem Elektrofischfanggerät zur Arterfassung der Fischfauna konnte am 19.10.1999 mit dem Weißflossengründling (Gobio albipinnatus Lukasch, 7933) eine für Sachsen-Anhalt neue Fischart nachgewiesen werden. Angeregt durch den Hinweis von GAUMERT (1998), der in der sächsischen Eibe diese bisher nur aus dem Donau-Einzugsgebiet sowie dem Wolga- und Donbecken bekannte Gründlingsart nachweisen konnte, wurden die bei der oben angeführten Befischung gefangenen 134 Gründlinge besonders aufmerksam gemustert.
Ingeborg Falke-Tagung
(2000)
In einem Nachruf im Heft 2/1998 der Zeitschrift "Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt" wurde das Wirken der weitbekannten Naturschützerin aus Nebra, die am 28. Juni 1998 verstarb, gewürdigt. Da sich Ingeborg Falke um den Naturschutz im Unstrutgebiet sehr verdient gemacht hat, entstand nach der Urnenbeisetzung am 18. Juli 1998 bei ihren nun ehemaligen Mitstreitern die Idee, das Lebenswerk dieser bemerkenswerten Frau noch einmal ausführlich im Rahmen einer Tagung darzustellen.
Kurz nach seinem 60. Geburtstag erhielt Prof. Hagen Herdam im Auftrag des Bundespräsidenten am 8. Oktober 1999 in Halle aus der Hand von Umweltministerin Häußler das Bundesverdienstkreuz. Damit konnte nach Frau I. FALKE und den Herren K. Maaß und Prof. G. Schuschke wieder ein Mitstreiter aus dem Natur- und Umweltbereich ein Bundesverdienstkreuz entgegennehmen. Mit dieser Auszeichnung wurde im Wesentlichen der ehrenamtliche Teil des erfolgreichen und vielseitigen Wissenschaftlerlebens von Hagen Herdam geehrt.
Die Schwanenblume (Butomus umbellatus) ist eine auffällige Pflanze an unseren Gewässern. Sie gehört der Familie der Wasserlieschgewächse (Butomaceae) an, die zur Unterklasse der Froschlöffelgewächse zählt. In dieser Unterklasse sind krautige Wasser- und Sumpfpflanzen wie Froschlöffel, Krebsschere und Pfeilkraut, aber auch Laichkräuter vereinigt. Diese einkeimblättrigen Bedecktsamer weisen mit den zweikeimblättrigen Pflanzen einige Gemeinsamkeiten auf. Ihnen fehlen aber die für bedecktsamige Pflanzen typischen Leitgefäße, die Tracheen. Ihre oft auffälligen Blüten sind radiär, die Fruchtblätter stehen frei.
Die bisher im Bereich des Naturschutzes verwendete Landschaftsgliederung des Landes Sachsen-Anhalt wurde 1994 im Landschaftsprogramm des Landes veröffentlicht. Die Grenzen der damals ausgewiesenen 38 Landschaftseinheiten sind auf einer Karte im Maßstab 1:300 000 dargestellt, die Beschreibungen und die Darstellungen der Leitbilder der Landschaftseinheiten erfolgen verbal. Diese Landschaftsgliederung ist seit ihrem Erscheinen die Grundlage und der räumliche Beziehungs- und Ordnungsrahmen für den Naturschutz, die Landschaftspflege und die Landschaftsplanung. Sie wurde zahlreichen naturschutzfachlichen Arbeiten zugrunde gelegt. Dazu zählen insbesondere die überörtliche und örtliche Landschaftsplanung entsprechend den § § 4 bis 7 des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen Anhalt (NatSchG LSA), die Erfassung und Bewertung von Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume sowie die Schutzgebietsausweisung.
Neue Berufsbilder entstehen nur sehr langsam. Umso wichtiger ist es, das im grünen Bereich mit der Ausbildung zum "Geprüften Natur- und Landschaftspfleger" begonnen wurde. In einer kleinen Broschüre im Rahmen der Zeitschriftenreihe Calendula wurde dieses Thema aufgegriffen und unter Mitarbeit einer Reihe von Autoren aus der Naturschutzpraxis ist eine informative und vielseitige Publikation entstanden.
Drei Faktorenkomplexe sind von großer Bedeutung für die Qualität eines Fließgewässers als Lebensraum für Fische und Rundmäuler und somit auch für den Grad der Gefährdung vieler Fließgewässerarten : a) die ökomorphologische Strukturvielfalt, z.B. die Diversität der Breiten-, Tiefen- und Strömungsverhältnisse, b) die chemische Beschaffenheit sowie die akute oder chronische Belastung mit Abwässern und toxisch wirkenden Stoffeinträgen, c) die lineare Durchgängigkeit des gesamten Gewässersystems. Querverbauungen der Gewässer und dadurch ausgelöste Lebensraumzerschneidungen und d) Fragmentierungen verursachen häufig starke Störungen in den Fließgewässerlebensgemeinschaften.
Gemeinsam mit der Familie und Freunden mussten wir von Hans-Georg Litty Abschied nehmen. Er verstarb am 14. Dezember 1999 im 75. Lebensjahr. Seit frühester Jugend wurde sein Lebensweg mit durch den Naturschutz geprägt, dem er den größten Teil seiner Freizeit widmete (siehe auch die Würdigung im Heft 1/1996 dieser Zeitschrift). Leider war es ihm nicht vergönnt, diese Neigung zum Beruf zu machen. Geistig beeinflusst durch die Werke von Hermann LÖNS war es sein besonderes Anliegen, die heimatliche Natur und ihren Schutz vor allem im lokalen Schrifttum und bei der praktischen Arbeit mit Jugendgruppen mit hohem Sachverstand populär darzustellen und einem breiten Bevölkerungskreis nahe zu bringen. Grundlage dafür war seine umfassende Allgemeinbildung, die er infolge großer Belesenheit erworben hatte. Langjährige Freunde erinnerten sich im gereifteren Alter mehrfach erstaunt, wie unauffällig er es verstanden hatte, ihnen prägend seine An- und Einsichten zu vermitteln.
Die Abteilung Naturschutz des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt setzte 1999 die Herausgabe der Reihe der "Fachkarten der für den Naturschutz besonders wertvollen Bereiche im Land Sachsen-Anhalt" im Maßstab 1:50000 fort. Diese dienen zur Unterrichtung der Öffentlichkeit wie Behördenmitarbeitern, Planern, Nutzern, Eigentümern usw. über Existenz und Lage schutzwürdiger Bereiche von Natur und Landschaft. Damit soll zu einer frühzeitigen Konfliktvermeidung zwischen den Interessen des Naturschutzes und den anderer Nutzer beigetragen und gesichert werden, dass die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege realisiert werden können.
Eine wesentliche Grundlage der naturschutzfachlichen Planungen im Land Sachsen-Anhalt bilden die Angaben über das Vorkommen und die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten sowie der Biotoptypen unseres Bundeslandes - und dies für die gesamte Landesfläche, unabhängig vom Gefährdungsgrad der Arten oder etwaiger Schutzgebietskategorien. Deshalb wird im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) das Zentrale Artkataster (ZAK) und das Biotopkataster geführt, in welche alle erreichbaren diesbezüglichen Daten eingehen.
Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung/ Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. stellt sich vor.
(2000)
Die Arbeitsgemeinschaft Natur- u. Umweltbildung (ANU) mit ihren bundesweit z.Z. ca. 600 Mitgliedern sieht sich als Dachverband aller Personen und Vereinigungen an, deren Ziel es ist, "den bewussten Umgang mit der Umwelt zu verbessern". Seit der Gründung im Jahre 1990 haben sich bereits elf Landesverbände gebildet, davon einer in Sachsen-Anhalt.
Neuerscheinungen
(2000)
Im Verlag W. Kohlhammer sind in der Reihe "Dokumentation Natur und Landschaft" 39. Jahrgang N.F. im Jahr 1999 als Sonderheft 30 die Bibliographien 79-80 "Naturschutzgebiete und Großschutzgebiete im Land Sachsen-Anhalt" und "Bibliographie zur Herpetofauna des Landes Sachsen-Anhalt 2. Fassung" erschienen.
Am 22. März 2000 beging Otto Voigt seinen 90. Geburtstag. Geboren im südthüringischen Gießübel, erlernte er zunächst nach Schulabschluss den Beruf des Glasbläsers. Dem folgte eine Gärtnerlehre in der Umgebung von Gera. Nach Dessau kam er im Jahre 1929 und arbeitete als Gärtner in der Firma H. Birnbaum. Die freundliche, ordentliche und saubere Stadt mit ihren vielen Grünanlagen, den von Bäumen begleiteten Straßen und Plätzen und die schöne umgebende Landschaft bekräftigten seinen Entschluss, Dessau als zweite Heimat zu wählen.
Dem im Jahre 1996 erschienenen ersten Band der „Pflanzengesellschaften Nordostdeutschlands“ lässt der Autor, der die Entwicklung der Vegetationskunde in diesem Raum über Jahrzehnte entscheidend geprägt hat, nun den zweiten Band folgen. Hier werden die Cyperaceen-reichen Ufer-Gesellschaften, Röhrichte und Riede (Helocyperosa) sowie die terrestrischen Rasengesellschaften (Caespitosa) beschrieben. Die Begriffe Helocyperosa und Caespitosa stehen für nach physiognomischen und ökologischen Merkmalen abgegrenzte Pflanzenformationen, die der Autor den floristisch-soziologischen Klassen als sogenannte Coenoformationen überordnet. Bei der Gliederung der Klassen und Verbände findet der mit anderen pflanzensoziologischen Systemen vertraute Leser Bekanntes, aber auch manche Abweichungen.
Freiberufliche Biologen, Eigner und Mitarbeiter von Planungsbüros sowie fachverwandte Berufsständler stehen als dienstleistende Fachleute bereit, um im Auftrage Privater oder der öffentlichen Hand Aufträge landschaftsökologischer Art auszuführen, zu denen es mehr als genügend Veranlassung gibt. In jedem Falle müssen Auftraggeber und Auftragnehmer über den konkreten Inhalt der zu leistenden Arbeit und über die zu erwarteten Ergebnisse Übereinkunft erzielen. Außerdem sollten Ergebnisse unterschiedlichster Projekte möglichst miteinander vergleichbar sein, um auf dieser Basis auch Bewertungen vornehmen zu können.
Seit langem angekündigt, liegt jetzt die Kyffhäuserflora von K. -J. BARTHEL und J. PUSCH vor. Wer die beiden Autoren kennt, hat nichts anderes erwartet als eine gediegene Zusammenstellung, die allen Ansprüchen an eine moderne Regionalflora genügt. Zu dem inhaltlich ausgewogenen und vom Ahorn-Verlag sehr gut ausgestatteten Buch darf man den Autoren gratulieren. Da der Anspruch an eine Flora über ein botanisch so reichhaltiges und geschichtsträchtiges Gebiet ohne Zweifel sehr hoch ist, ist es schwer, in der würdigen Reihe der Vorläufer-Floren einen entsprechenden Platz zu behaupten. Dieser ist dem vorliegenden Werk schon heute sicher.
Winfried Schulze : 65 Jahre
(2000)
Winfried Schulze stellt im Landkreis Sangerhausen längst eine Institution in Sachen Zoologie und Naturschutz dar. Gemeinden, Lokalpresse, Verbände aller Art genauso wie Bürger holen sich bei ihm Rat, wenn im "grünen Bereich" etwas im Argen liegt. Dies hängt zum einen mit seiner langjährigen Tätigkeit in der regionalen Heimatforschung des Südharzes zusammen, aber zum anderen auch damit, dass er durch sein Engagement immer wieder bei vielen Menschen die Liebe zur Natur weckte und ihre Augen für die Schönheiten der Heimat öffnete.
Friedrich Ebel wurde am 3.12.1934 in Liegnitz geboren. Als Zehnjähriger musste er mit seiner Mutter fliehen und fand in Dankerode im Harz Zuflucht. Nach dem Besuch der Oberschule in Hettstedt und dem Abitur (1953) arbeitete er zunächst als Praktikant im Botanischen Garten der Universität Halle, 1954 wurde er als Lehramtsanwärter für die Fächer Biologie und Chemie immatrikuliert. Im Jahre 1956 konnte er zum Diplomstudium wechseln, das er mit einer Diplomarbeit über die Morphologie der kanarischen Milchdistel-Arten abschloss.
Am 21.02.2000 beging Prof. Hugo Weinitschke seinen 70. Geburtstag am Ort seines hauptsächlichen Wirkens, in Halle/S. Mit dem Namen von Hugo Weinitschke verbinden sich fast 40 Jahre erfolgreicher Naturschutzarbeit in der ehemaligen DDR. Die Mitbegründung, der Ausbau und die langjährige Leitung des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle mit seinen Zweigstellen, Außensteilen, Biologischen Stationen und der Lehrstätte für Naturschutz, die Schaffung eines ersten Netzes von Natur- und Landschaftsschutzgebieten, heute noch Grundbestand des aktuellen Reservatsystems in Ostdeutschland und die besondere Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Naturschutz sind bleibende Verdienste des Jubilars.
Ulrich Wölfel wurde am 1. Juni 1935 in Zittau geboren. Von 1957 bis Ende 1991 übte er in der Filmfabrik Wolfen den Beruf des Fotochemie-Ingenieurs aus. Plötzlich in den Vorruhestand versetzt, war auf einmal viel Zeit für die persönlichen Interessen, die sich vorrangig auf die Botanik und den Naturschutz beziehen, vorhanden.
Das Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst mit einer Fläche von 3850 ha wurde am 24. November 1979 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt und am 10. Januar 1980 urkundlich festgelegt. Somit waren dieses Gebiet und das Vessertal in Thüringen die ersten von der UNESCO bestätigten Biosphärenreservate in Deutschland. Dieses 20-jährige Jubiläum der Anerkennung wurde im Dezember 1999 in Steckby feierlich begangen.
Der oder das (noch nicht im letzten Rechtschreibduden verzeichnete) "Geotop" ist ein erhaltens- und schutzwürdiges Objekt der geologischen Erdgeschichte bzw. "Geotope" sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralen und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen oder natürliche Landschaftsteile" (S.ll).
Die Stadt Halle (Saale) und der Landkreis Saalkreis planen, die jahrzehntelang als Abwassergräben missbrauchten Bäche Reide und Kabelske und ihre Umgebung wieder zu natürlichen Bachauen umzuwandeln. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist das Wissen um die Historie dieser Landschaft. Die Autoren stellen das Einzugsgebiet beider Fließgewässer vor und geben einen Abriss zu seiner Geschichte.
Der Amphibienschutz im Landkreis Quedlinburg erfuhr seit 1990, verbunden mit dem Aufbau einer handlungsfähigen Naturschutzverwaltung, eine neue Qualität. Beschränkten sich die Schutzbemühungen bis dahin auf die Unterschutzsteilung von Teillebensräumen (Laichgewässer als Flächennaturdenkmale), wurden nun Maßnahmen ergriffen, die Amphibien durch Schutzzäune vor dem Verkehrstod zu bewahren. Die Durchführung dieser Artenschutzmaßnahmen bot die Gelegenheit, seit 1991 Daten zur Häufigkeit und Bestandsentwicklung zu erfassen. Diese Daten werden im Folgenden vorgestellt und ausgewertet. Die Bestandsentwicklung der Populationen sowie die Notwendigkeit des Amphibienschutzes werden dargestellt und diskutiert.
Reinhold Tüxen hat 1956 mit einer grundlegenden Arbeit die theoretische Konzeption für die Kartierung der Potentiellen Natürlichen Vegetation (PNV) geschaffen (TÜXEN 1956). Er konnte erreichen, dass, vergleichbar den Karten der Geologie und Bodenkunde, ein bundesweit konzipiertes Kartenwerk begonnen wurde, das auf vegetationskundlicher Grundlage gleichartige Standortpotenziale darstellt, für die eine charakteristische Vegetationseinheit, die sogenannte Schlussgesellschaft, steht. Diese Konzeption musste aufgrund knapper werdender Mittel umgestellt werden.
Arno Kuhlig : 70 Jahre
(2000)
1949 gründete der Nestor der Bitterfelder Naturschutzbewegung und Ornithologe Otto ZÜLlCKE zusammen mit drei Jugendlichen, Arno KUHLIG, Dieter KEIL und Fritz BOD, in Bitterfeld eine Fachgruppe Ornithologie und Naturschutz, die 1999 ihr 50jähriges Jubiläum feiern konnte. Zu diesem Anlass wurde der Mitbegründer Arno Kuhlig mit der silbernen Ehrennadel des Naturschutzbundes Deutschland NABU ausgezeichnet.