Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 27 (2007)
Refine
Year of publication
- 2007 (31)
Document Type
- Article (31)
Has Fulltext
- yes (31)
Is part of the Bibliography
- no (31)
Keywords
- phytosociology (5)
- Koelerio-Corynephoretea (2)
- Stellarietea mediae (2)
- disturbance (2)
- floodplain (2)
- ordination (2)
- site conditions (2)
- succession (2)
- syntaxonomy (2)
- vegetation (2)
In zwei Landschaftsausschnitten im nördlichen Teil des Kreises Herzogtum-Lauenburg (Gesamtfläche von 19.142 ha) wurde die Waldvegetation auf der Basis eines selbst entwickelten Schlüssels kartiert. Mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) wurde die Vegetationskartierung mit Karten der historischen Waldbedeckung (Kurhannoversche Landesaufnahme von 1777, Varendorfsche Karte des Herzogtum Holstein von 1789-1796) sowie mit der geologischen Übersichtskarte verschnitten, um Aussagen über die Waldentwicklung in den letzten 250 Jahren an Standorten mit unterschiedlichem geologischen Ausgangsmaterial (Jungmoräne, Sander) treffen zu können. Darüber hinaus wurde in den Wäldern des Untersuchungsgebietes das Vorkommen von insgesamt 33 seltenen Waldgefäßpflanzenarten kartiert und mit Angaben für den Zeitraum 1960 bis 1985 verglichen.
Mit 5.550 ha (29 %) Waldbedeckung ist das Untersuchungsgebiet für Schleswig-Holstein relativ waldreich. Die besseren Böden der Grund- und Endmoräne tragen allerdings nur mit 9 %, die vergleichsweise nährstoffarmen, sauren Böden der Sanderflächen mit 19 % zur Waldfläche bei. Ein Vergleich der Waldkartierung mit den Angaben zur Bewaldung in den historischen Karten zeigt, dass seit Ende des 18. Jahrhunderts die Waldfläche insgesamt um 636 ha (13 %) zugenommen hat. Auf den Böden der Grund- und Endmoräne übersteigen Rodungsmaßnahmen allerdings bei weitem die Aufforstung (Bilanz: - 544 ha). Im Bereich der Sander führt insbesondere die Aufforstung von ehemaligen Heideflächen, Ackern und Viehtriften mit Nadelholz zu einer Waldvermehrung um 1.198 ha. Die anhand ihrer Frequenz im Verbreitungsatlas der Flora von Schleswig-Holstein ausgewählten seltenen Waldgefäßpflanzenarten haben ihren Verbreitungsschwerpunkt an den nährstoffreichen und feuchten Standorten der Jungmoräne und hier vor allem im Stellario-Alnetum (Alno-Ulmion) und Hordelymo-Fagetum (Galio-Fagion). Auffällig ist die enge Bindung dieser Arten an Standorte mit kontinuierlicher Waldbedeckung. Nur 12 der 72 Standorte, an denen mindestens eine der seltenen Arten gefunden wurde, sind eindeutig Neuaufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen. - Ein Vergleich der Vorkommen der seltenen Arten mit Fundangaben im Verbreitungsatlas lässt einen starken Rückgang vieler dieser Arten vermuten. Die Gründe hierfür werden diskutiert.
Mittels numerischer Analysen werden 1104 kombinierte Standorts- und vegetationskundliche Aufnahmen entlang der badisch-elsässischen Rheinaue in 20 Gruppen klassifiziert und ökologisch interpretiert. In einem numerischen Vergleich mit früher publizierten Aufnahmen verschiedener Autoren wird die floristische und ökologische Nähe zu bereits definierten syntaxonomischen Einheiten geprüft. Aufgrund der Ergebnisse werden Vorschläge für eine syntaxonomische Neugliederung der Auewälder der badisch-elsässischen Rheinaue unterbreitet. Im Bereich der Weichholz- und der Übergangsaue tritt das Salicetum albae auf, für das drei Subassoziationen vorgeschlagen werden. Auch die Wälder der Tiefen Hartholzaue mit Stiel-Eiche und Ulmen müssen aufgrund ihrer floristischen Ähnlichkeit zu den Weichholz-Auewäldern des Salicetum albae gestellt werden. An Stelle des als „nomen ambiguum“ identifizierten Querco-Ulmetum Issler 1924 ist auf den sandig-lehmigen und lehmigen Standorten der Mittleren und Hohen Hartholzaue das Ulmo-Fraxinetum (Tx. apud Lohmeyer 1952) nom. invers. Oberd. 1953 als gebietstypische Waldgesellschaft anzusprechen. Das Ulmo-Fraxinetum bildet am Oberrhein in Abhängigkeit von den hydrologischen Standortsbedingungen drei Subassoziationen aus. Auf mäßig frischen bis trockenen Sanden und Kiesen der Altaue der südlichen Oberrheinebene stellt das Carici albae-Tilietum cordatae in zwei Subassoziationen eine Schlusswaldgesellschaft dar. In den Räumen der überflutungs- und grundwasserfernen Altaue nördlich Breisach/Marckolsheim treten zudem Gesellschaften von Fagus sylvatica auf.
Am Peischlachtörl (2484 m Meereshöhe, nördliche Schobergruppe, Nationalpark Hohe Tauern) wurden Bültenböden vegetations- und bodenkundlich untersucht und mit einem typischen alpinen Rasen (Caricetum curvulae) verglichen. Insgesamt wurden 380 Vegetationsaufnahmen à 10 x 10 cm entlang von 14 Kleintransekten durchgeführt, um das Vegetationsmosaik von Bülten und Senken darzustellen. Die Untersuchungen umfassten auch die Bestimmung der Bodentypen, pH-Messungen und Korngrößenanalysen. Bodentemperaturmessungen erfolgten in 10 und 50 cm Bodentiefe von 2003 bis 2005. Es zeigte sich eine deutliche Vegetationszonierung von den Bülten zu den Senken. Die Bultkuppen werden von einer Gesellschaft bestimmt, die dem Caricetum curvulae zugeordnet werden kann, mit einer Loiseleuria procumbens-Ausbildung an einer kleineren Anzahl von Kuppen, einer Oreochloa disticha-Ausbildung für den überwiegenden Anteil der Kuppen sowie einer Ligusticum mutellina-Ausbildung im Übergang zu den Senken. Der alpine Rasen (Caricetum curvulae) lässt sich gut mit der Vegetation der Bultkuppen vergleichen, wobei der überwiegende Teil der Rasen-Aufnahmen zur Oreochloa disticha-Ausbildung gezählt werden kann. Die Senken der Bültenböden werden von einer Luzula alpinopilosa-Ausbildung charakterisiert. Eine pflanzensoziologische Zuordnung dieser Gesellschaft ist sehr schwierig, da Schneebodenarten, Gräser der subalpinen Stufe und Caricetum curvulae-Arten vermischt vorkommen. Im Bereich der Bülten wurde eine pseudovergleyte Braunerde bzw. ein Semipodsol festgestellt, in der Senke ein Pseudogley und im alpinen Rasen ein Eisen-Humus-Podsol. Bültenböden und alpiner Rasen unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der Korngrößen: der Boden des alpinen Rasens ist wesentlich skelett- und sandreicher. Kuppen und Senken unterscheiden sich nur unwesentlich in ihrer Körnung. - Der erste Winter zeichnete sich durch fehlenden Bodenfrost aus, während im zweiten Winter sowohl der Boden des alpinen Rasens als auch die Bülten tief durchfroren. Die Temperatur in den Senken sank dagegen nur leicht unter 0 °C ab.
Im Sommer 2005 wurde die Vegetation flussbegleitender Meldenfluren des Chenopodion glauci (Klasse: Bidentetea tripartitae) an der unteren Oder untersucht. Zur Analyse der Standort- und Entwicklungsbedingungen wurden 112 Vegetationsaufnahmen angefertigt und die Parameter Bodenart, pH-Wert, Carbonat-, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wassergehalt sowie die Überflutungsdauer erfasst. Die Ermittlung der Anteile der Lebensformentypen nach Raunkiaer und Strategietypen nach Grime diente zur weiteren Kennzeichnung der Bestände.
Bei sommerlichem Niedrigwasser entwickeln sich auf den offenen, flussbegleitenden Ufern sehr schnell lückige bis dichte, zum Teil sehr niedrigwüchsige Bestände des Chenopodion glauci. Die Flussmelden-Gesellschaften besiedeln sandige, langüberflutete Standorte, die im Schnitt etwa 50 cm oberhalb der Niedrigwasserlinie liegen. Therophyten dominieren mit 61 % klar, gefolgt von Hemikryptophyten mit 15 % und Geophyten mit 11 %. Unter den Strategietypen herrschen CR-Strategen mit 35 % vor. In Abhängigkeit von der Lage über der Niedrigwasserlinie und der Störungsintensität durch fließendes Wasser kommen verschiedene Gesellschaften und Untereinheiten vor: Im Unteren Odertal ist das Chenopodion durch das Xanthio-Chenopodietum und die Xanthium albinum-Gesellschaft vertreten. Auf die Artenkombination wirken sich die benachbarte Vegetation, die Samenbank vor Ort, Überflutungen und Störungen entscheidend aus. Die Standorte des Xanthio-Chenopodietum zeigen eine weite Amplitude von schnell abtrocknenden bis nahezu ständig überfluteten Flächen. Aufgrund unterschiedlicher Standortbedingungen konnten drei Subassoziationen des Xanthio-Chenopodietum unterschieden werden, die sich wiederum in Abhängigkeit von der Höhe über der Niedrigwasserlinie in Varianten untergliedern ließen. -Standorte mittlerer Störungsintensität, aber mit geringer Überflutung, werden von der Xanthium albinum-Gesellschaft besiedelt. Diese wächst auf höher gelegenen Sandflächen oftmals als schmaler Streifen vor Phragmites australis-Röhrichten. Im Vergleich zum Xanthio-Chenopodietum hat die Xanthium albinum-Gesellschaft hohe Anteile an Geophyten und Hemikryptophyten. Ebenso weist der hohe Anteil an Konkurrenz-Strategen auf bessere Etablierungsbedingungen für langlebige Arten aufgrund geringerer Störungsintensität hin.
Besonders auf langsam abtrocknenden, bodenfeuchten Standorten des Xanthio-Chenopodietum nehmen Charakterarten der Isoëto-Nanojuncetea qualitativ und quantitativ zu. Eine eindeutige soziologische Einordnung dieser Bestände in das Cypero-Limoselletum oder das Xanthio-Chenopodietum ist schwierig. In der vorliegenden Arbeit wurden die Cyperus fuscus-reichen Pionierfluren wegen des steten Vorkommens von Rzifercieiezz-Charakterarten dem Xanthio-Chenopodietum unterstellt.
Drosera anglica ( = D. longifolia L. nom. Rej.) weist in Niedersachsen einen extrem starken Rückgang auf. Von den früheren Fundorten aus 71 Messtischblättern sind im Jahre 2005 nur noch fünf vorhanden, was einem Rückgang von 93 % entspricht. Die Abnahme der Populationsgrößen an den einzelnen Fundorten kann seit Beginn des niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms (1982) nachvollzogen werden. Dabei zeigt sich, dass auch größere Populationen mit über 100 Exemplaren innerhalb von wenigen Jahren verschwunden sind. Unter den verbliebenen Vorkommen finden sich zwei mit relativ großen Populationen, während die übrigen drei nur noch geringe Individuenzahlen aufweisen. Ein Vergleich von früheren und aktuellen Vegetationsaufnahmen zeigt eine deutliche Einengung der soziologischen Spannbreite der Art. In den 1960er Jahren war sie noch in einem breiten Spektrum von Hochmoorgesellschaften vorhanden, während sie zurzeit fast nur noch auf initialen Sphagnum magellanicum-Buhen zu finden ist. Als mutmaßliche Hauptfaktoren für den Rückgang werden die Entwässerung der Standorte und die Nährstoffeinträge durch atmosphärische Deposition angenommen. Die Austrocknung bewirkt vermutlich neben der direkten Schwächung der Pflanze auch eine verminderte Reproduktion, einen Rückgang der Beute und fördert die Konkurrenz der trockenheitstoleranteren Phanerogamen. Letztere werden darüber hinaus durch Depositionen noch zusätzlich gefördert. Eine Zukunftsprognose für die Art fällt dementsprechend pessimistisch aus. Kurzfristig können sich wohl nur die beiden großen Populationen halten, während mittel- oder langfristig unter den gegebenen Umständen ein völliges Aussterben der Art in Niedersachsen wahrscheinlich ist.
Es werden Vergesellschaftungen mit Geranium phaeum als Vikariante des Urtico-Aegopodietum beschrieben. Es lassen sich eine Typische Variante sowie eine Variante von Alliaria petiolata und eine von Arrhenatherum elatius unterscheiden. Die Gesellschaft wächst vorwiegend auf basischen Böden in kollin-subalpinen Lagen mit subkontinental getöntem Klima.
Am 21. Mai 2005 verstarb RNDr. Emilie Balátová-Tuláčková, Dr. Sc., nach mehrjähriger schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr. Mit ihr ist eine der höchst profilierten Vertreterinnen der tschechischen Pflanzensoziologie dahingegangen, die ein Lebenswerk von klassischer Geschlossenheit hinterlässt. Sie hat, mit wenigen Ausnahmen, ihre gesamte Arbeitskraft den Feuchtwiesen im weitesten Sinn gewidmet, von Röhrichten- und Großseggengesellschaften, bis zu Wirtschafts-Feuchtwiesen, die den größten Teil ihres umfangreichen Lebenswerks umfassen.
Erste phänologische Farbbeobachtungsreihen wurden im NSG Heuckenlock an der Süderelbe bei Hamburg an Weichholzaue und Röhricht im direkten Vergleich der Landschaftsfarben mit standardisierten Farbmustern des NCS-Systems® unter Tageslichtbedingungen durchgeführt.
Die Farbsequenzen von Weiden, Pappeln und Schilfröhricht zeigen im Jahresrhythmus eine sanfte Pendelbewegung des Bunttons. Die Farbigkeit der Landschaft wechselt von einem gelblichen Braun im Winter zum Blattgrün des Sommers. Sie durchschreitet den Gelbsektor des Farbkreises zweimal im Jahr: während des Ergrünens im Erstfrühlung (April) und während der Laubverfärbung im Vollherbst (Oktober). Die höchsten Farbsättigungen wurden Ende Mai/Anfang Juni und Ende Oktober beobachtet. Zu diesen Wandelzeiten treten auch die Farbaspekte mit dem größten Buntton-Umfang auf. Die Pendelbewegung wird an ihrem Maximum und Minimum (Hochsommer und Winter) langsamer und beschleunigt sich, wenn im Frühling und Herbst der Gelbbereich durchquert wird. WlLMANNS (1999) bestätigend haben die vegetativen Vorgänge (Laubausbruch, Blattverfärbung und -fall) einen größeren Einfluss auf die Farbveränderungen als die generativen Prozesse (Blüte und Fruchtreife). Aus den Einzelelementen einer Landschaft lassen sich unter Berücksichtigung von Flächenanteil und Sättigung farbliche Summen einzelner Aspekte (Durchschnittsfarben der Aspekte) bilden. TÜXEN (1961) postulierte einer Harmonie naturnaher Systeme. Ihm folgend könnte die Sequenz der Aspektsummen als farbharmonische Grundtonfolge im Jahreslauf aufgefasst werden.
Die Farbenphänologie erweitert Geobotanik und Pflanzensoziologie um neue Forschungsfelder. Unser wachsendes Wissen um dynamische Farbzusammenhänge in der Natur kann sich positiv auf die vom Menschen gestaltete Umwelt auswirken.
Die in den Bänden 25 und 26 der Tuexenia abgedruckten 1.212 Vegetationsaufnahmen wurden in der Online-Datenbank VegetWeb unter www.floraweb.de bereitgestellt. Sie können kostenfrei nach beliebigen Kriterien des Taxonbestandes und der Kopfdaten durchsucht werden und werden in Form von Kreuztabellen ausgegeben.
Das Zeigerarten-Ökogramm ist ein Formular zur Erfassung und Bewertung der an Waldstandorten bestimmbaren Zeigerpflanzen der Bodenvegetation. Es stellt eine Synthese der in der forstlichen Standortserkundung geläufigen ökologischen Artengruppen mit dem Prinzip der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg dar. Vorgestellt wird eine gegenüber der Erstauflage von 2003 überarbeitete Version. 314 Sippen von Waldbodenpflanzen werden nach geschätzten Optima und Amplituden bezüglich Basenversorgung/pH und Wasserangebot/-überschuss 29 Artengruppen zugeordnet. Die Gruppen werden mit allen Mitgliedern in einem 2-dimensionalen Koordinatensystem dargestellt. Am Rand des Ökogramms werden zusätzlich 29 Stickstoff-Zeigersippen in drei Gruppen dargestellt. Elektronische Vorlagen des Ökogramms können im Internet herunter geladen werden (http://www.fh-weihenstephan.de/fw/homepages/ewald/webseite/default.htm). Im DIN A3-Format vervielfältigt, wird das Ökogramm für einen bis mehrere Waldstandorte durch Anstreichen der gefundenen Zeigerarten mit farbigen Leuchtstiften ausgefüllt. Für jeden Standort entsteht eine Wolke von Zeigerarten, deren Schwerpunkt und Umriss hinsichtlich der Standorteinschätzung und Ansprache der Waldgesellschaft ausgewertet wird. Es handelt sich also um ein grafisches, im Gelände umsetzbares Ordinationsverfahren. Die Methode ist Standard in der Ausbildung der Forstingenieure und Landschaftsplaner an der FH Weihenstephan und wird von den einschlägigen Fachstellen der bayerischen Forstverwaltung in den Bereichen Naturschutz und Standortskunde eingesetzt. In Kombination mit dem Handbuch der Waldgesellschaften Bayerns ermöglicht es eine objektivierte Ansprache der potentiellen natürlichen Vegetation. Diese erfolgt zum einen durch die gutachtliche Bestimmung der Position im Ökogramm, zu der anschließend die passende Waldgesellschaft abgegriffen wird. Zum anderen wird dieses Vorgehen durch Ökogramme der Waldgesellschaften verfeinert, die die diagnostische Artenkombination einschließlich von Ausschlussarten darstellen.
Die Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken traf sich vom 28.2. bis 2.3.2007 auf Einladung von Sebastian Schmidtlein (Professur für Vegetationsgeographie) und des Bundesamtes für Naturschutz am Institut für Geographie der Universität Bonn zu ihrem 6. Workshop in Folge. Das Tagungsthema brachte bereits eine Neuerung zum Ausdruck: Auf besonderen Wunsch des Bundesamtes richtete sich das diesjährige Treffen über die engere vegetationsökologische Gemeinde hinaus an die Koordinatorinnen und Koordinatoren der floristischen Kartierung und die Mitglieder des 2006 gegründeten Netzwerks Phytodiversität Deutschland (NetPhyD). Mit 141 Anmeldungen aus 11 Ländern (in der Reihenfolge der Teilnehmerzahl: Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Österreich, Schweiz, Italien, Luxemburg, Großbritannien, Niederlande, Bosnien-Herzegowina) war dies die bisher größte und internationalste Tagung dieser Reihe.
Die Strobe (Pinus strobus) ist in Mitteleuropa eine der forstwirtschaftlich bedeutendsten nichteinheimischen Baumarten. Einleitend wird in dieser Arbeit die Einfuhr- und Ausbreitungsgeschichte in Mitteleuropa dargestellt. Im speziellen Teil wird für Österreich eine Analyse der Ausbreitung durchgeführt. Derzeit kommt die Strobe in Österreich nur selten verwildert vor. Die Vorkommen beschränken sich auf einige Gebiete in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten. Im Kobernaußer Wald treten Verwilderungen der Strobe auf etwa 150 km2 auf, in den übrigen Gebieten sind sie auf kleine Flächen beschränkt. Vorkommen sind aus 17 Quadranten der Kartierung der Gefäßpflanzen Österreichs bekannt. Die Ausbreitung begann in Österreich spätestens ca. 1965. Die Anzahl der besiedelten Quadranten der floristischen Kartierung nimmt seit den 1960er Jahren linear zu. Die pflanzensoziologische Charakterisierung der besiedelten Lebensräume erfolgte mit 25 Vegetationsaufnahmen. In Österreich treten Verwilderungen besonders in Nadelbaum-Forstgesellschaften auf. Unter den naturnahen Waldbeständen sind bodensaure Buchenwälder (Luzulo-Fagetum) vom Eindringen der Strobe betroffen. Altere Kahlschläge mit Nadelbaumjungwuchs und Forststraßenböschungen stellen ebenfalls wichtige Standorte dar. Auf Grund der Erfahrungen zum Ausbreitungsverlauf im übrigen Mitteleuropa und den naturräumlichen Gegebenheiten erscheint für einige Gebiete Österreichs eine Ausbreitung in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich. Dies sind v. a. submontane Lagen in den Hauptanbaugebieten, v. a. im Kobernaußer Wald und angrenzenden Gebieten.
Vorwort
(2007)
Ein neuer Band ist fertig geworden und wird die bereits recht ansehnliche Tuexenia-Reihe bereichern. Ich hoffe, dass wieder viele Leser etwas für sie Interessantes finden werden. Das Spektrum angesprochener Pflanzengesellschaften und ihrer Flora reicht von Wäldern über Moore, Gewässer und Ufer, Grasland und Säume bis zu Ruderal- und Ackerwildkrautfluren, vom Tiefland bis in die alpine Stufe. Hinzu kommen allgemeinere Themen zur Vegetationskartierung und zu Farben in Vegetation und Landschaft, ergänzt durch Berichte von Tagungen und anderen Veranstaltungen sowie einen Nachruf. Wieder sollen kleinere Veränderungen zur Verbesserung unserer Bände beitragen. Besonders hingewiesen sei auf den neu ausgelobten Preis für junge Autoren/innen (s. Rückseite).
Seit 1987 wird von der Stadt Rinteln zum Andenken an ihren Ehrenbürger alle 2-3 Jahre der Reinhol-Tüxen-Preis verliehen, wohl der einzige internationale Preis für Wissenschaftler aus dem Bereich der Geobotanik. Vorgeschlagen werden verdiente Forscherinnen und Forscher vom Kuratorium der Reinhold- und Johanna-Tüxen-Stiftung.
Bücherschau
(2007)
Ziel der Arbeit ist es, die nitrophytischen Saum- und Waldverlichtungsgesellschaften grundwasserferner Standorte in Nordostniedersachsen standörtlich, strukturell und floristisch zu charakterisieren, sie diesbezüglich untereinander und mit den in Teil I behandelten Säumen nährstoffarmer Standorte zu vergleichen und sie schließlich in eine überregional stimmige syntaxonomische Gliederung einzureihen. In Nordostniedersachsen konnten wir auf der Basis von 200 eigenen Vegetationsaufnahmen 16 Assoziationen (oder ranggleiche Einheiten) unterscheiden. Für das temperate Europa haben wir diese mit Aufnahmen und Stetigkeitslisten aus 63 weiteren Literaturquellen aus 16 Ländern zu einer synoptischen Tabelle aller ausdauernden Ruderal- und nitrophytischen Saumgesellschaften grundwasserferner Standorte zusammengestellt, die insgesamt auf 10.347 Einzelaufnahmen beruht.
Sowohl die nordostniedersächsischen als auch die europaweiten Daten sprechen dafür, alle diese Gesellschaften, und damit auch Teile der bisherigen Klassen Epilobietea angustifolii und Galio- Urticetea, in den Artemisietea vulgaris zusammenzufassen. Die nitrophytischen Säume gehören darin zu zwei der vier Unterklassen: Die azidophytischen „Schlagfluren“ (Senecioni sylvatici-Epilobienea angustifolii subcl. nov.) umfassen nach derzeitigem Kenntnisstand nur die Ordnung Galeopsio-Senecionetalia sylvatici mit dem einzigen Verband Epilobion angustifolii (2 Assoziationen in Nordostniedersachsen). Die übrigen nitrophytischen Säume gehören zu zwei Ordnungen innerhalb der Unterklasse Lamio albi-Urticenea dioicae. Die Circaeo-Stachyetalia umfassen das Atropion bellae-donnae (basiphytische „Schlagfluren“, 2 Assoziationen) und das Impatienti noli-tangere-Stachyion sylvaticae (staufeuchte Innensäume, 3 Assoziationen, darunter das Scutellario galericulatae-Circaeetum lutetianae ass. nov.), während die Galio-Alliarietalia aus Geo-Alliarion (frische Innensäume, 5 Assoziationen, darunter das Bromo sterilis-Chelidonietum majoris ass. nov.) und Aegopodion podagrariae (Außensäume, 4 Assoziationen) bestehen. Wir unterziehen alle im Untersuchungsgebiet vertretenen Syntaxa einer nomenklatorischen Revision, mit umfassender Auflistung von Synonymen, Typennachweis bzw. erforderlichenfalls Typisierung für alle gültigen Namen und Begründung vorgesehener Anträge an die Nomenklaturkommission.
In einer vergleichenden Betrachtung (meist auf Verbandsniveau) arbeiten wir abschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller nordostniedersächsischen Saumgesellschaften hinsichtlich Standortbedingungen, Vegetationsstruktur und Phytodiversität heraus. Die Säume weisen, verglichen mit anderen Gesellschaften der Region, durchschnittlich eine höhere Artendichte auf. Dabei sind die Syntaxa basenreicher Standorte im Allgemeinen artenreicher als jene saurer Standorte. Unter anderem aufgrund ihres großes Längen-Breiten-Verhältnisses beherbergen Säume entlang von Gehölzen in ihrer Gesamtheit auf sehr kleiner Fläche einen erheblichen Teil des regionalen Arteninventars an Gefäßpflanzen und besitzen so einen bedeutenden Naturschutzwert.
Ambrosia artemisiifolia L. (Beifußblättrige Ambrosie) ist eine einjährige Art der Asteraceae aus den Präriegebieten Nordamerikas, die inzwischen in vielen Ländern der gemäßigten Zonen vorkommt. Entgegen bisheriger Prognosen ist A. artemisiifolia auch im nördlichen Mitteleuropa in der Lage, keimfähige Samen zu produzieren. Auf der Grundlage eigener Experimente wird die Etablierungswahrscheinlichkeit in Deutschland bewertet. Habitate und Vergesellschaftung von A. artemisiifolia in Deutschland werden erstmals untersucht und im mitteleuropäischen Kontext verglichen. Wegen der großen ökologischen und soziologischen Amplitude ist A. artemisiifolia nur als Stellarietea mediae Klassenkennart einzustufen. Wichtigste Quelle für die Einschleppung nach Deutschland ist Vogelfutter. Gegenwärtig gibt es in Deutschland neben zahlreichen unbeständigen Vorkommen eine räumlich eng umgrenzte Häufung in der Niederlausitz (Brandenburg) sowie einen weiteren Schwerpunkt im Raum Mannheim/Ludwigshafen. Wichtige Habitate sind Acker, Ackerbrachen, Straßenränder und Industriebrachen. Entgegen anders lautender Medienberichte gibt es keine Hinweise auf eine Verdrängung einheimischer Arten. Auch wenn A. artemisiifolia im Verlauf der Sukzession rasch verschwindet, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Bestandteil der Flora von Mitteleuropa bleiben, insbesondere bei Anstieg von Temperatur /oder Kohlendioxid-Konzentration. Wegen des hohen allergenen Potentials sollte eine Bekämpfung erfolgen; Maßnahmen zum Management der betroffenen Flächen werden empfohlen.
The vegetation of silver fir forests in southeastern Bohemia (Czech Republic) was studied using the Braun-Blanquet approach. On the basis of 57 phytosociological relevés, three associations were subjectively distinguished: (1) oligotrophic Vaccinio vitis-idaeae-Abietetum, (2) oligo-mesotrophic Luzulo luzuloidis-Abietetum, and (3) mesotrophic Galio rotundifolii-Abietetum (all of them with drier and wetter subtypes). Each association is characterised by species composition, basic soil properties (soil type, humus form), and distribution in the study area. Ellenberg indicator values and detrended correspondence analysis were used to visualize the similarity of vegetation types and detect the main ecological factors determining the proposed classification. The syntaxonomy of fir-dominated forests is discussed.
Wir untersuchen Zusammenhänge zwischen der Artenzusammensetzung, dem Artenreichtum und den Umweltbedingungen der Schwermetallrasen und Trockenrasen der Bottendorfer Hügel in Nord-Thüringen. In diesem Gebiet wachsen primäre und sekundäre Schwermetallrasen und verschiedene Trockenrasengesellschaften auf nicht-schwermetallhaltigen Böden mit einer artenreichen Xerothermrasen-Flora. Anhand von 206 Aufnahmen unterscheiden wir neun Pflanzengesellschaften aus sechs Verbänden der Klassen Koelerio-Corynephoretea (Sedo-Veronicion, Alysso-Sedion) und Festuco-Brometea (Festucion pallentis, Koelerio-Phleion, Festucion valesiacae, Cirsio-Brachypodion). Vier Trockenrasengesellschaften, in denen die Metallophyten Armeria maritima subsp. halleri und Minuartia verna subsp. hercynica häufig Vorkommen, werden als spezielle Subassoziationen (armerietosum halleri) von vier Assoziationen (Teucrio-Festucetum, Thymo-Festucetum, Filipendulo-Helictotrichetum, Adonido-Brachypodietum) neu beschrieben. In einer DCA mit angezeigten Umweltvektoren bilden die Gesellschaften klare Gruppen. Das Teucrio-Festucetum armerietosum und Thymo-Festucetum armerietosum sind in der DCA mit den Gehalten des Bodens an Kupfer und Blei sowie dem C/N-Verhältnis des Bodens eng korreliert, das Adonido-Brachypodietum teucrietosum und Festuco-Stipetum teucrietosum mit dem pH und Karbonatgehalt des Bodens. Der Artenreichtum an Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten nimmt bis pH 7,5 zu und dann ab. Der Artenreichtum steigt mit dem Karbonatgehalt und der Leitfähigkeit des Bodens und nimmt mit dem C/N-Verhältnis des Bodens ab. Der Artenreichtum der Gefäßpflanzen nimmt mit dem Kupfergehalt des Bodens ab, während die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens der Metallophyten mit dem Kupfer- und Zinkgehalt steigt. - Unsere Studie zeigt, dass Bodenfaktoren wie der pH und der Karbonatgehalt für die Zusammensetzung und den Artenreichtum der Vegetation auf kontaminierten Böden ebenso wichtig sind wie der Gehalt an Schwermetallen. Schwermetallrasen können daher Trockenrasen auf nicht-schwermetallhaltigen Böden floristisch sehr ähnlich sein.
Reinhold Tüxen (1899-1980)
(2007)
Reinhold Tüxen gründete 1927 in Göttingen die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft. Seit 1928 war er Herausgeber der „Mitteilungen“, die bis 1939 in 5 Bänden, ab 1949 in neuer Folge (1-22) erschienen. Zum Gedenken an unseren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden, zugleich einen der geistigen Väter der heutigen Pflanzensoziologie, erscheinen unsere Mitteilungen seit 1981 als neue Serie „Tuexenia“.
Tuexenia erscheint jährlich in einem Band, der möglichst im Frühjahr fertiggestellt sein soll. Autoren erhalten von jeder Arbeit gemeinsam 50 Sonderdrucke kostenlos; weitere können gegen Rechnung bezogen werden.
Manuskripte sollten möglichst früh, spätestens bis Ende September des Vorjahres in zwei Exemplaren eingereicht werden. Später eintreffende Manuskripte werden nur akzeptiert, wenn sie vorher rechtzeitig mit Angabe des Umfanges angemeldet sind und noch Platz zur Verfügung steht.
Jedes Manuskript wird von zwei Gutachtern beurteilt, die über Annahme, eventuelle Korrekturen und Verbesserungen oder Ablehnung entscheiden. Bei zu hohem Eingang angenommener Manuskripte entscheidet für die Aufnahme das Datum der ersten Einreichung.