Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 12 (1992)
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Die Wernershöhe (Landkreis Hildesheim) ist eine waldfreie Hochfläche in den Sieben Bergen bei Alfeld, die von artenreichen und aus naturschützerischer Sicht wertvollen Kalkhalbtrockenrasen und Kalkbuchenwäldern umgeben ist. Auf Grund der relativ extensiven Bewirtschaftung tragen die flachgründigen Kalkverwitterungsböden noch gut ausgebildete Bestände der Nachtlichtnelken-Gesellschaft (Papaveri-Melandrietum noctiflori) mit vielen seltenen Ackerwildkräutern. Um diese Ackerbegleitflora nicht durch eine Nutzungsaufgabe zu gefährden, werden seit fünf Jahren 32 ha Ackerflächen im Sinne des Ackerwildkrautschutzes bewirtschaftet. Die Bevorzung von Wintergetreidearten und standortgemäßen Kultursorten, die geringe Saatdichte, der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und eine reduzierte Düngung im Rahmen des biologisch-dynamischen Landbaus haben zur Erhaltung und weiteren Ausbreitung der Nachtlichtnelken-Gesellschaft beigetragen. Die gesellschaftsspezifische Entwicklung im Bestandesinneren sowie die hohe Arten- und Individuenzahl von Rote Liste-Arten unterstreichen die überregionale Bedeutung dieses Gebietes für den Schutz von Ackerwildkräutern.
Beitrag zur Kenntnis der Molinietalia-Gesellschaften im Becken Liptovská kotlina (N-Slowakei)
(1992)
In der submontanen Stufe des Beckens Liptovská kotlina (Meereshöhe 480—700 m) wurden in den sechziger Jahren fünf Assoziationen der Ordnung Molinietalia festgestellt und analysiert. Sie sind durch das Scirpetum sylvatici (2 Subassoziationen), Cirsietum rivularis (5 Subassoziationen), Chaerophyllo hirsuti-Filipenduletum, Lysimachio vulgaris-Filipenduletum und Filipendulo-Geranietum palustris (5 Subassoziationen) vertreten. Neu beschrieben werden das Cirsietum rivularis geranietosum palustris und das Filipendulo-Geranietum palustris phalaridetosum arundinaceae. Drei seltene Subassoziationen: das Chaerophyllo hirsuti-Filipenduletum petasitetosum hybridi, das Lysimachio vulgaris-Filipenduletum caricetosum acutiformis und das Filipendulo-Geranietum palustris caricetosum paniculatae kommen auch in den österreichischen Nordostalpen vor. Ein Vergleich mit den Aufnahmen derselben Syntaxa (Assoziationen, Subassoziationen), die RUZICKOVÁ an anderen Stellen 7—9 Jahre später aufgenommen hat (RUZICKOVÁ 1986), ergibt in der Struktur desselben Syntaxons keine wesentlichen Unterschiede in Bezug zur pflanzensoziologischen Klassifikation.
Beobachtungen zu Konstanz und Dynamik in der Anthropochoren-Flora des Stadtgebietes von Würzburg
(1992)
Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde von Adventivarten im Stadtgebiet von Würzburg werden vorgestellt. Ihre Rolle in der Stadtflora, die Entwicklung der Bestände und deren Bindung an städtische Strukturen, sowie die Vergesellschaftung der Arten werden diskutiert. Es zeigt sich, daß 40% der Arten, sowohl Archaeophyten als Neophyten, eine Ortskonstanz ihrer Populationen oder eines Teiles ihrer Populationen aufweisen, und daß eine Einbürgerung häufig über ortskonstante Populationen verläuft. Dagegen lassen sich Beziehungen zwischen dem Alter von Populationen bzw. Beständen und der Vergesellschaftung nur bei wenigen Arten feststellen.
Bücherschau
(1992)
In einem 50 qm großen, im Naturschutzgebiet "Heiliges Meer" bei Hopsten gelegenen Dauerquadrat nahm das Heidekraut (Calluna vulgaris) von 1985 bis 1987 sehr stark ab. Der Rückgang beruht auf strengen Frösten bei fehlender oder lückiger Schneedecke der vorhergehenden Winter, in denen Calluna erfror. Dementsprechend vermehrten sich der Kleine Ampfer (Rumex acetosella) und die Jungbirken (Betula pendula und B. pubescens). 1988 nahmen die Flechten vorübergehend zu.
Wachstum und Reproduktion von Potamogeton praelongus im Großensee wurden zwischen 1984 und 1990 untersucht. Dabei wurde bevorzugt eine nicht-destruktive Arbeitsweise verwendet; Beziehungen zwischen morphologischen Daten und Trockenmasse für Horizontal- und Vertikalsprosse wurden erstellt. Bestandsdichte und errechnete Trockenmasse erreichten im August die höchsten Werte (Untersuchungszeitraum Mai bis Oktober 1984). Die maximale Trockenmasse eines Sproßkomplexes (zwischen Oktober 1984 und Oktober 1985) wurde zu 8,5 g bestimmt. Die Reproduktion erfolgt ausschließlich durch Endknospen der Horizontalsprosse. Seit 1988 wird zunehmende Reduktion der Horizontalsprosse und Zusammenbruch der Population beobachtet; als Ursache wird Lichtmangel vermutet.
Festuca versicolor subsp. pallidula ist eine endemische Sippe der Nordöstlichen Kalkalpen (östliches Osterreich). Sie bildet kleinflächige, lockere Bestände an Kalk- oder Dolomitstandorten in der Bergwaldstufe. Die von ihr aufgebaute Gesellschaft wird als eigenständiger Vegetationstyp erkannt und als Athamanto-Festucetum pallidulae (Seslerion albicantis) beschrieben. In ihrer typischen Zusammensetzung erweist sich diese Gesellschaft als eine Mischung von Elementen sowohl der Asplenietea trichomanis, Thlaspietea rotundifolii, Seslerietea albicantis als auch der thermophilen Festuco-Brometea. Mittels numerisch-syntaxonomischer Methoden (Ordination und Cluster-Analyse) werden die synsystematischen Beziehungen des Athamanto-Festucetum pallidulae zu ähnlichen calciphilen Pflanzengesellschaften untersucht.
Die in Mitteleuropa infolge anthropogener Veränderung ihrer primären Salzwiesen-Habitate vom Aussterben bedrohte Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina J. & C. PRESL) ist derzeit im Begriff, Straßenränder mit winterlicher Streusalz-Anwendung zu besiedeln. Merkmale zur Unterscheidung dieser Art von der ihr nahe stehenden und oft mit ihr vergesellschafteten Spergularia rubra (L.) J. & C. PRESL werden aufgezeigt und diskutiert.
Es wurden in Wien mehrere Dachflächen gründerzeitlicher Bauten untersucht, auf welchen sich, einer natürlichen Sukzession folgend, Trockenrasen entwickelt haben. Das schwach saure bis leicht basische Substrat hat sich aus dem Verwitterungsmaterial von Pionierpflanzen (vor allem von Moosen) und angewehtem Flugstaub entwickelt. Auf drei Gebäudekomplexen wurden 71 Phanerogamen und 17 Moosarten gefunden. Es dominieren Wärme- und Trockniszeiger. Kontinentale Arten treten verstärkt auf. An Lebensformen überwiegen Thero- und Hemikryptophyten. Die Bestände können überwiegend dem Alysso alyssoides-Sedetum albi zugeordnet werden können. Dieses wird im Frühsommer von Poaceen und im Hochsommer von Sedum- und Allium-Arten dominiert. Moose spielen in der Bodendeckung eine bedeutende Rolle (> 50%). Die Subassoziation von Lolium perenne kommt vor allem auf stärker ruderalisierten Flächen zur Ausbildung. Die untersuchten Dachflächen sind aus stadtökologischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung und stellen die letzten oligohemeroben Biotope im Stadtzentrum dar.