Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 12 (1992)
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Geeignete Beispiele dokumentieren die in Mitteleuropa erkennbaren, homotonen Nymphaeiden-Assoziationen samt Untereinheiten (Tab. 1 — 5). Ihre charakteristische Artenverbindung, Struktur, ökologischen Bedingungen, regionale Verbreitung, Gliederung, Kontakte, Vorkommenshäufigkeit und eventuelle Gefährdung werden kurz erläutert. Syntaxonomische Fragen und Vorschläge zur Einordnung in ein europaweit anwendbares System beschließen die Zusammenstellung (Tab. 6). Neue Syntaxa sind: Myriophyllo-Nupharenion, Utriculario-Nymphaeetum albae, Utriculario-Nymphaeetum candidae, Nymphoidion und Nupharo-Nymphaeea.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Flora und Vegetation von Stadtmauern in verschiedenen Gegenden Mittel-, West- und Südeuropas (Deutschland, Frankreich, Italien, Malta, Mallorca, Portugal). Besonderes Gewicht wird auf die Erfassung der Diversität der Flora gelegt. Ihre Abhängigkeit von verschiedenen Einflussgrößen wie Baustoff, Erhaltungszustand der Mauer sowie Einfluß der Umgebung wird untersucht. Bereiche mit quasihomogener Vegetation werden mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. In Mitteleuropa nördlich der Alpen wird der spontane Bewuchs der Stadtmauern vor allem von Ruderalpflanzen, aber auch von Arten der Trockenrasen und der Wälder aufgebaut, während Asplenietea-Arten bis auf Asplenium ruta-muraria-Bestände und Cymbalaria muralis-Bestände nur eine geringe Rolle spielen. In wintermilden Gebieten Frankreichs sind Parietarietalia-Arten in den Mauerfugen viel stärker als in Mitteleuropa vertreten, was auch für den Alpensüdrand gilt. Im (west)-mediterranen Raum ist Parietaria judaica die häufigste Art der Stadtmauern, gebietsweise dominieren Capparis spinosa, Antirrhinum siculum oder Antirrhinum majus ssp. linkianum. Alte Stadtmauern können einen erheblichen Artenreichtum aufweisen. Mauerkronen, Mauerfugen und Mauerfüße stellen für eine Reihe gefährdeter synanthroper Arten wichtige Refugien dar. Stadtmauern besitzen daher eine große Bedeutung für den Naturschutz, besonders im Flachland, da sie dort oft die einzigen alten Mauern sind. Erhaltungsprobleme und Interessenkonflikte mit dem Denkmalschutz werden eingehend diskutiert.
Beobachtungen zu Konstanz und Dynamik in der Anthropochoren-Flora des Stadtgebietes von Würzburg
(1992)
Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde von Adventivarten im Stadtgebiet von Würzburg werden vorgestellt. Ihre Rolle in der Stadtflora, die Entwicklung der Bestände und deren Bindung an städtische Strukturen, sowie die Vergesellschaftung der Arten werden diskutiert. Es zeigt sich, daß 40% der Arten, sowohl Archaeophyten als Neophyten, eine Ortskonstanz ihrer Populationen oder eines Teiles ihrer Populationen aufweisen, und daß eine Einbürgerung häufig über ortskonstante Populationen verläuft. Dagegen lassen sich Beziehungen zwischen dem Alter von Populationen bzw. Beständen und der Vergesellschaftung nur bei wenigen Arten feststellen.
Es wurden in Wien mehrere Dachflächen gründerzeitlicher Bauten untersucht, auf welchen sich, einer natürlichen Sukzession folgend, Trockenrasen entwickelt haben. Das schwach saure bis leicht basische Substrat hat sich aus dem Verwitterungsmaterial von Pionierpflanzen (vor allem von Moosen) und angewehtem Flugstaub entwickelt. Auf drei Gebäudekomplexen wurden 71 Phanerogamen und 17 Moosarten gefunden. Es dominieren Wärme- und Trockniszeiger. Kontinentale Arten treten verstärkt auf. An Lebensformen überwiegen Thero- und Hemikryptophyten. Die Bestände können überwiegend dem Alysso alyssoides-Sedetum albi zugeordnet werden können. Dieses wird im Frühsommer von Poaceen und im Hochsommer von Sedum- und Allium-Arten dominiert. Moose spielen in der Bodendeckung eine bedeutende Rolle (> 50%). Die Subassoziation von Lolium perenne kommt vor allem auf stärker ruderalisierten Flächen zur Ausbildung. Die untersuchten Dachflächen sind aus stadtökologischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung und stellen die letzten oligohemeroben Biotope im Stadtzentrum dar.
Die Wälder von Rotföhre (Pinus sylvestris) und Spirke (Pinus mugo subsp. uncinata) im Fernpaßgebiet (Tirol) wurden pflanzensoziologisch untersucht. Das Lycopodio annotini-Pinetum mugo wird als neue Gesellschaft beschrieben. Dieser Spirkenwald besiedelt steile Nordhänge über Bergsturzschutt aus Kalk- und Dolomitmaterial; seine Moosschicht wird von Sphagnum quinquefarium dominiert. Es wird außerdem der Versuch gemacht, mit Hilfe der Zeigerwerte von ELLENBERG die verschiedenen vorgefundenen Pflanzengesellschaften ökologisch zu charakterisieren.
Aus der Südslowakei wurden zwei neue Pflanzengesellschaften beschrieben. Das Cerintho-Vicietum villosae (Dauco-Melilotion) ist von zahlreichen Fabaceen geprägt und kommt typisch auf nährstoffarmen gestörten Böden (Straßenränder, Böschungen) in der Weinlandschaft der Kleinen Karpaten vor. Es wurde auch in der Südsteiermark gefunden. Das Sisymbrio orientalis-Xeranthemetum annui (Onopordion) ist eine thermophile Gesellschaft der Lößböschungen und -straßeneinschnitte in den wärmsten Gebieten der Südslowakei.
Nach Nutzungsaufgabe ehemals artenreicher Feuchtwiesen (Senecioni-Brometum racemosi) der Talauen entwickelten sich artenarme Hochstaudenfluren. Das qualitative Ausmaß der Veränderungen konnte am Beispiel des mittleren Ostetals durch den Vergleich genauer Vegetationskarten und Dauerquadrataufnahmen analysiert werden. Der drastische Artenzahlrückgang ist verbunden mit der Dominanz weniger, hochwüchsiger Arten. Phalaridetum, Glycerietum, Filipendula- und Convolvuletalia-Gesellschaften sind auch noch nach 30 Jahren Brache Folgegesellschaften des Senecioni-Brometum. Aufgrund ihrer Konstitutionsmerkmale (Nährstoffakkumulation, Phytomasseproduktion und Fähigkeit, mit kräftigen Rhizomausläufern hohe Streuauflagen zu durchwachsen) sind Filipendula, Glyceria oder Phalaris in der Lage, in allen Ausbildungen der Sumpfdotterblumen-Wassergreiskrautwiesen schnell die Vorherrschaft zu gewinnen. Standorttypische Gehölze benachbarter Alno-Ulmion-Gesellschaften konnten sich infolge starker Beschattung noch nicht etablieren. Nach Wiederaufnahme der Nutzung ist bereits in den ersten 3 Jahren ein gravierender Ertragsrückgang festzustellen. In den nicht gedüngten Mädesüß-, Wasserschwaden- und Rohrglanzgras-Brachen wird bei zweimaliger Mahd bereits nach 3 Jahren eine erfolgsversprechende Restitution artenreicher Sumpfdotterblumenwiesen eingeleitet: viele Kennarten charakterisieren den rapiden Anstieg der Artenzahl. Die Reversibilität der Bracheentwicklung kann mit einer schnellen "biologischen Auslagerung" der naturnahen (nicht meliorierten) Brachestandorte erklärt werden.
Rasen mit Dactylorhiza sambucina (L.) Soó am Brotjacklriegel im Vorderen Bayerischen Wald (Bayern)
(1992)
Am Brotjacklriegel (Vorderer Bayerischer Wald) wächst Dactylorhiza sambucina im Arrhenatherion (Arrhenatheretum elatioris, montane Alchemilla-Form), im Violion caninae (Hyperico-Polygaletum) sowie in synsystematisch z.T. schwer fassbaren Sukzessionsstadien. Dadurch, daß ein Großteil der von Brachfallen und Aufforstung bedrohten Bergmagerwiesen mit Dactylorhiza sambucina nicht unter den Schutz nach Art. 6d(l) des Bayerischen Naturschutzgesetzes fällt, zeigt sich ein Verordnungsdefizit. Ein pflanzensoziologischer Vergleich verschiedener europäischer Vorkommen ergibt eine recht unterschiedliche Vergesellschaftung von Dactylorhiza sambucina. Für die Vorkommen nördlich der Alpen kann festgestellt werden, daß in tieferen Lagen (etwa in der Auvergne, in den Süd-Vogesen, im Saar-Nahe-Bergland, in Südmähren) eine enge Bindung an Silikattrockenrasen, in höheren Mittelgebirgslagen (etwa in den Hoch-Vogesen, im Südschwarzwald, im Franken- und Thüringer Wald, im Bayerischen und Böhmer-Wald) an Borstgrasen und Bergmagerwiesen gegeben ist. Ähnliche Präferenzen lassen sich auch im (Süd-) Alpenraum feststellen. Um die genetische Variabilität dieser in Deutschland stark bedrohten Art zu erhalten, muss der Schutz, die langfristige Sicherung und Sanierung sämtlicher Restvorkommen von Dactylorhiza sambucina ein vorrangiges Ziel des Artenschutzes sein.