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Weimarer Beiträge 61.2015

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Antiker Mythos und zeitgenössisches Griechenland im Werk Franz Fühmanns (2015)
Riedel, Volker
Franz Fühmann gehört zu den profiliertesten deutschsprachigen Schriftstellern aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen seines Gesamtwerkes nimmt das Thema 'Griechenland' - namentlich die Zeit der Okkupation - einen beträchtlichen Raum ein; ja, Fühmann ist sogar derjenige DDR-Autor, der sich am intensivsten damit befasst hat. Die Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg ist ein Thema, das gerade im Kontext der krisenhaften Erschütterungen in der Europäischen Union und der mannigfachen Spannungen innerhalb des deutsch-griechischen Verhältnisses im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts von erheblicher historisch-politischer Brisanz ist; ihre literarischen Gestaltungen sind wichtige Dokumente zeitgenössischer Reflexion und sollten Anregungen geben für das Problembewusstsein späterer Generationen. Zugleich aber sind diese Gestaltungen Teil eines schriftstellerischen Gesamtwerkes, und im Falle Franz Fühmanns ist insbesondere zu fragen, ob sich das Erlebnis Griechenlands – über seine Bedeutung für die Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus in den Erzählungen bis 1965 hinaus - auch im Schaffen der Folgezeit niedergeschlagen hat. Franz Fühmann wurde am 15. Januar 1922 in Rochlitz an der Iser (Rokytnice nad Jizerou) im Riesengebirge geboren und starb am 8. Juli 1984 in Berlin. Anfang der fünfziger Jahre war er zunächst als Lyriker, ab 1955 auch als Erzähler bekannt geworden. Seit Mitte der sechziger Jahre wandte sich der Schriftsteller der antiken Mythologie zu (der Nacherzählung der Homerischen Epen unter dem Titel Das Hölzerne Pferd, dem 'mythologischen Roman' Prometheus sowie mehreren Erzählungen und dramatischen Texten) und schrieb eine Anzahl programmatischer Essays - darunter Das mythische Element in der Literatur (1974).
Blutsbrüder? : Deutsche, Indianer und die Konstruktion einer deutschen Kolonialidentität in Friedrich Gerstäckers Kurzgeschichten (2015)
Grewling, Nicole
Im 19. Jahrhundert war das deutsche Interesse an den Vereinigten Staaten von Amerika und damit verwandten Themen groß; man beschäftigte sich mit dem amerikanischen politischen System ebenso wie mit praktischen Ratschlägen zur Auswanderung in die USA. Die engen Verbindungen, die aufgrund der Massenemigration zwischen Deutschland und Nordamerika bestanden, verstärkten dieses Interesse; es beschränkte sich nicht nur auf Sachinformationen, sondern umfasste auch den Bereich des Imaginären und die Faszination für die amerikanischen Ureinwohner, die sogenannten Indianer - ein Interesse, das sich seinerseits aus vielen einzelnen Elementen zusammensetzte. Im letzten Jahrzehnt wurde in der Forschung verstärkt der Frage nachgegangen, in wieweit diese Faszination in deutschen Kolonialfantasien des 19. Jahrhunderts begründet liegt. Die Figur des Indianers ist ein zentraler Kristallisationspunkt dieser Fantasien und ein Topos der Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts. Sie ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Werke von Friedrich Gerstäcker. Gerstäcker schrieb Informationsbroschüren und Sachtexte über die USA und deren ursprüngliche Bevölkerung, besuchte verschiedene Stämme, portraitierte Stammesangehörige und schrieb darüber hinaus zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, in denen Indianer eine Rolle spielten. Seine Texte über indianische Figuren beruhen auf persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen und charakterisieren sie oft auf detailliertere Weise als seine Zeitgenossen es tun, die die Indianer meist in Stereotypen darstellen. In seinen Texten bemüht sich Gerstäcker um genaue und individualisierte Beschreibungen und stellt die Indianer oft in positiven Beziehungen mit weißen - besonders deutschen - Figuren dar. Derartige Bilder resultieren sicherlich aus Gerstäckers kosmopolitischer Weltanschauung, die er sich im Laufe seiner Weltreisen und Begegnungen mit den verschiedensten Völkern aneignete. Andererseits stellt Gerstäcker die Indianer dennoch häufig so dar, dass sie den Deutschen auf verschiedenartigste Weise unterlegen erscheinen. Daraus ergeben sich ambivalente Darstellungen der indianischen Figuren, die beim Leser die Frage nach einem möglicherweise unvollständigen oder widersprüchlichen Weltbild des Autors aufwerfen.
Kleists Familienkriege : Figurationen der Feindschaft in den Novellen "Der Findling" und "Der Zweikampf" (2015)
Fortmann, Patrick
Kleists späte Novellen 'Der Findling' und 'Der Zweikampf' tragen die Verheerungen des Krieges in den Kreis der Familie. Damit prüfen sie nicht allein die Belastbarkeit von Familienstrukturen angesichts jener allumfassenden Erschütterung von Ordnungsvorstellungen, die Kleist im Gefolge der napoleonischen Kriege registriert und die er in seinem Schreiben in immer neuen Konstellationen sichtbar macht. Vielmehr reagieren sie ganz spezifisch auf die neuen Formen der Kriegsführung, die damit Einzug gehalten haben, und auf die neuartigen Szenarien der Bedrohung, die dadurch zu gegenwärtigen waren. Wie reflexionsbedürftig die geänderten Modalitäten von Krieg und Feindschaft waren, lässt sich schon dem Titel einer der zahlreichen Schriften entnehmen, die Kleist im Zusammenhang mit der österreichischen Erhebung im Jahre 1809 verfasst: Was gilt es in diesem Kriege? Im Aufsatz ist es weniger die abschlägige Antwort, die Kleist der aufgeworfenen Frage erteilt - was es in diesem Krieg, im Unterschied zu den vorausgegangenen, eben nicht mehr gelten kann - sondern es ist die Frageform selbst, die bezeichnend ist. Der Krieg, den Frankreich mit seinen patriotisch-enthusiasmierten Freiwilligen unter der Führung Napoleons - nach Carl von Clausewitz der "Kriegsgott selbst" - seinen Gegnern aufzwingt, stellt auch deshalb eine ungeheure Herausforderung dar, weil er von diesen erst einmal in seiner Neuartigkeit erfasst und bestimmt werden muss. Neben den geänderten Anforderungen an Auffassungsgabe und Reaktionsvermögen der Führung und den gesteigerten Manöverfähigkeiten einer selbstdisziplinierten, nicht mehr gedrillten Truppe, ist es nicht zuletzt die Unterscheidung von Kombattanten und Nichtkombattanten, die zunehmend verschwimmt.
Die Musik als Botschaft Gottes : Bach im Roman des 21. Jahrhunderts (2015)
Ziolkowski, Theodore
Drei Wellen der Bach-Begeisterung lassen sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts deutlich unterscheiden. In der dritten Welle der Bachbegeisterung, erschienen im Jahr 2000 neben der maßgeblichen Biographie des Musikwissenschaftlers Christoph Wolff auch solche popularisierenden Lebensdarstellungen wie Malte Korffs 'Johann Sebastian Bach' in der Reihe DTVPortraits oder RuthAnn Ridleys Roman 'Bach's Passion' (1999), in der Bachs 'Leidenschaften' - vor allem sexuell und religiös - die Hauptrolle spielen. In 'Evening in the Palace of Reason' (2005) präsentiert James R. Gaines eine faszinierende und gut informierte Doppelbiographie von Bach und Friedrich II., die in der Begegnung der beiden Aufklärungs-Genies 1747 in Potsdam und der Komposition von Bachs Musikalischem Opfer kulminiert. (Bereits 2003 wurde im Schweizer Film 'Mein Name ist Bach' [Regie von Dominique de Rivaz] dieselbe Begegnung unter Betonung des sexuellen Lebens beider Männer dargestellt.) Der große Dirigent John Eliot Gardiner lokalisierte seinen Bach (2013) im Kontext der Familie Bach, seiner Altersgenossen Scarlatti und Händel, sowie der gesellschaftlichen und musikalischen Kultur des Jahrhunderts und diskutierte vor allem seine Vokalwerke mit einer Einsicht, die sich nur nach Jahren der persönlichen Praxis und Erfahrung ergibt. Die literarischen Werke dieser dritten Welle, die nun genauer betrachtet werden sollen, lassen sich wiederum in drei Gruppen unterteilen, von denen die erste und dritte eine theologische Dimension aufweisen, die sich von der rein strukturellen Verwendung von Bachs Goldberg Variationen wie sie sich in der zweiten Welle finden ließ, differenziert.
Biodiversität im Text? : Brigitte Kronauers Roman "Gewäsch und Gewimmel" (2013) (2015)
Hoorn, Tanja van
Biodiversität ist ein relativ junger Terminus, der in den knapp dreißig Jahren seines Bestehens eine erstaunliche Konjunktur erfahren hat. 1988 prägte der Entomologe Edward O. Wilson den Begriff. Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt des Lebens hinsichtlich dreier Ebenen. Unterschieden werden erstens die genetische, zweitens die organismische und drittens die ökologische Ebene. Anders gesagt umfasst Biodiversität den Bereich der Gene und damit die innerartliche Diversität, den Bereich der Taxa, wie etwa die Vielfalt der Arten, und den Bereich der Lebensgemeinschaften, also die Diversität der Ökosysteme. Dabei ist Biodiversität keineswegs rein biowissenschaftlich bestimmt. Meilenstein der Debatten ist die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992, auf der die "Convention on Biological Diversity" beschlossen wurde. Sie beinhaltet Aspekte der ökonomischen Nutzbarkeit, der sozialen Gerechtigkeit und der Schutzverpflichtung des Menschen gegenüber der Natur und geht insofern weit über eine biowissenschaftliche Bedeutung hinaus. Biodiversität, das hat auch die Vilmer Sommerakademie 2002 klar herausgearbeitet, ist ein eminent politischer Begriff, der lanciert wurde, um die Mensch-Natur-Beziehung neu zu konstituieren. Uta Eser hat den Begriff Biodiversität daher als ein "Grenzobjekt" beschrieben, der zwischen Natur und Kultur vermittle. Gerade als ein derartiges Grenzobjekt wird Biodiversität auch literarisch produktiv. Wie innerartliche Diversität, Artenvielfalt und Biotopschutz zu einem vielstimmigen Kunstwerk verknüpft werden können, zeigt Brigitte Kronauer in ihrem jüngsten Werk.
Die Erfindung des Protagonisten : Alejandro Zambra unterläuft mit "Formas de volver a casa" (2011) den Anti-Bildungsroman (2015)
Clemens, Manuel
Der chilenische Autor Alejandro Zambra erzählt in seinem Roman Formas de volver a casa von einem Dreißigjährigen, der sich an das zu erinnern versucht, was er in seiner Kindheit nur sehr oberflächlich erlebt hat. Mit dem Nachholen seiner Erinnerungen möchte der Erzähler in sein gegenwärtiges Dasein eingreifen. Sein Ziel ist es, vom Nebendarsteller zum souveränen Protagonisten seines eigenen Lebens zu werden. Damit dieser Prozess beginnen kann, schreibt er zur Verarbeitung der eigenen Vergangenheit einen Roman über das Scheitern seiner Bildung. Da dieser jedoch im Rückblick zu neuen Perspektiven auf sein Leben gelangt, unterläuft er zugleich das Genre des Anti-Bildungsromans, indem der Moment der Bildung sich auf die nachholende Retrospektive verschiebt. Der vorliegende Artikel hat das Ziel, den Roman im Kontext der ästhetischen Bildungsidee zu diskutieren. Dieser Zusammenhang ergibt sich, wenn die Momente des Nachdenkens über die Vergangenheit als ein ästhetisch-literarisches Bildungserlebnis verstanden werden. Der größere Rahmen meiner Untersuchung ist somit folgender: Während der Bildungs- und Künstlerroman stets einen Protagonisten zeigt, der im Hinblick auf die Zukunft an seiner Bildung arbeitet, schafft Zambras rückblickende Erzählweise einen Protagonisten, der aus dem Scheitern heraus und in der Retrospektive einen Bildungsprozess durchlebt. Es soll demnach gefragt werden, ob auf diese Weise ein erfolgreiches Bildungsnarrativ entworfen wird, das nicht im Hinblick auf eine vielversprechende Zukunft beginnt, sondern in Bezug auf die Sichtbarmachung und Neuinterpretation der Vergangenheit. Den Rahmen für den Bildungsgedanken entlehne ich Schiller; der kritische Blick auf die Bildungsidylle kommt von Kleist.
Ein postmoderner historischer Roman? : Menippeische Satire und karnevalistische Tradition in Daniel Kehlmanns "Die Vermessung der Welt" (2005) (2015)
Chraplak, Marc
Daniel Kehlmanns Erfolgsroman 'Die Vermessung der Welt' über die beiden Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß (1777–1855) und Alexander von Humboldt (1769–1859) und deren historisch verbürgte Begegnung im Jahr 1828 anlässlich der 7. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin wurde als postmoderner historischer Roman etikettiert. Kehlmann hat dieser Deutung durch seinen Essay 'Wo ist Carlos Montúfar?' (2005) selbst Vorschub geleistet. Dort beruft er sich nicht nur teilweise auf eben die Werke, die auch Linda Hutcheon, die den Begriff der historiographic metafiction maßgeblich prägte, als Beispiele dieses postmodernen Genres ins Feld führt (John Fowles' 'The French Lieutenant's Wife', E. L. Doctorows 'Ragtime' und J. M. Coetzees 'Mr. Cruso, Mrs. Barton & Mr. Foe'), sondern setzt sein Weglassen des (ab Quito) dritten Humboldt-Begleiters Carlos Montúfar in der Vermessung ausdrücklich in Analogie zu der nachträglichen Eliminierung Susan Bartons in Foes Geschichte von Robinson und Freitag bei Coetzee. Bei dem zeitgleich mit seinem Roman erschienenen Essay handelt es sich jedoch weniger um die Poetik der Vermessung, vielmehr verfolgt Kehlmann mit seiner Berufung auf die Theorie des historischen Romans der Postmoderne eine apologetische Intention: "Wäre er [Gauß] noch am Leben gewesen, so hätte keine ausgefeilte ästhetische Theorie mich [Kehlmann] schützen können - nicht vor einer Verleumdungsklage, nicht vor seinem Zorn." Wie nötig eine solche präventive Verteidigungsmaßnahme war, lässt sich anhand einiger wütender Kritiken ermessen, die trotz des Essays erschienen sind und die "hanebüchenen […] Fehler, Erfindungen und Verdrehungen" Kehlmanns in der Vermessung auflisten. Im Folgenden soll versucht werden, anhand einer Analyse des Romans dessen immanente Poetik freizulegen.
Literatur, das Politische betreffend : Alfred Andersch (2015)
Scherpe, Klaus R.
Ein Rückblick auf die literarischen Hinterlassenschaften von Alfred Andersch könnte helfen, das Politische der Literatur als das Andere der Politik zu begreifen. In unserer Zeit der vermischten Verhältnisse in Kultur, Wissenschaft und Politik haben adversative Konstruktionen wie die einer U- und E-Literatur, ebenso die deklamatorische Gegenüberstellung von autonomer und engagierter Literatur keine Orientierungskraft mehr. Mit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und erst recht nach der Wendezeit der neunziger Jahre beginnt eine Zeit der Revision und Reflexion der Institution Literatur. Zu beobachten ist eine Reorganisation der literarischen Tätigkeit im Wettbewerb um öffentliche Aufmerksamkeit, eine literarische Produktivität, die sich zu behaupten weiß: mit dem, was sie zu sagen hat, auch und gerade dann, wenn sie den Anspruch hat, politisch zu sprechen. Diese Revision in eigener Sache, findet sich in Anderschs Texten vorgezeichnet, persönlich und gesellschaftlich bedingt und eingeschränkt, aber doch vielsagend in dem bei diesem Autor stets aktuellen Bemühen eines "Umschreiben[s] (re-writing) der kleinen Kultur-Nachrichten" aus dem Unmaß an Informationen, punktuell und strukturell komponiert, "verwertet und verwortet" (Arno Schmidt). So könnte das Politische als ein mit der Literatur mögliches Denken und Schreiben erschlossen werden: öffentlich und gemeinschaftlich zu wirken und zugleich in eigener Sache.
Die imperative Sprache der Medien und ihr neuer Gebrauch (2015)
Arabatzis, Stavros
Welche 'Sprache' sprechen heute eigentlich die Medien? Auf diese Frage können verschiedene Antworten gegeben werden, die aber alle um mindestens zwei Gravitationsfelder kreisen. Jedenfalls hat man heute den Eindruck, dass in der Sprache weder die begründende Rede (logos), noch die gemächlich erzählende Rede (mythos), sondern ein ontologischer Imperativ waltet, der alle Sprache konfisziert. Ein Imperativ, der in seinen absolutistischen Wahrheitsansprüchen die Räume des Anderen, Andersdenkenden und -handelnden immer mehr einengt und abdichtet, so dass die imperative Befehls-Sprache die auf ein Wahrheits-, Meinungs- und Herrschaftsmonopol vereidigt ist, sich in sich selber abschließt und dann keine Argumentation mehr zulässt. Diese Inbeschlagnahme der Sprache kann man heute an Phänomenen wie etwa der Ukraine, Griechenland oder dem Islam medial beobachten. So hieß es neulich im Spiegel: "Ich will also mein Deutsch-Sein zurück, und zwar, in loser Reihenfolge, von: Julian Reichelt, Béla Anda, Kai Diekmann, Ernst Elitz, Frank Plasberg, Günther Jauch, Markus Söder, Arnulf Barin, ach, die Liste ist zu lang. [...] Das populistische Dauersalbadern hat dabei schon länger die politische Diskussion ersetzt: Wo es früher mal, theoretisch jedenfalls, um Ursache und Wirkung ging, geht es heute nur noch um Wirkung. [...] Es ist eine politischmediale Verfallsgeschichte, Ergebnis von jahrelanger, jahrzehntelanger Entpolitisierung, die ein Vakuum der Gedanken geschaffen hat, eine galoppierende Prinzipienlosigkeit, einen wurschtigen Relativismus. [...] 'Um eine rationale Debatte zu vermeiden', kritisierte der Philosoph Slavoj Zizek gerade, 'begeben sich deutsche Medien immer stärker auf das Niveau der Boulevardpresse'." Ein neuer Tonfall herrscht also in Europa. Überall hallt es wider von Losungen und Aufrufen, deren geistige Schlichtheit sich mit dem emotionalisierten Auftreten der Anhänger des kapitalistischen und nationalistischen Kultus verbindet und dabei nicht mehr an modernen Parteikämpfen, an Argumenten, Analysen, Vernunft und Aufklärung, sondern an atavistische Religions-, Stammes- und Nationalkriege erinnert.
Homoerotik bei Robert Musil und Thomas Mann : ein Vergleich (2015)
Federmair, Leopold
Sowohl im Gesamtwerk Robert Musils als auch in dem von Thomas Mann spielen homoerotische Beziehungen zwischen Männern eine nicht unwesentliche Rolle. Gefährliche Spiele mit den Faktoren Macht und Sexualität bilden den erzählerischen Kern von Musils Erstlingswerk 'Die Verwirrungen des Zöglings Törleß'. Erotik wird auch später ein zentraler Angelpunkt in Musils Schreiben bleiben, in der Novellensammlung 'Drei Frauen' ebenso wie im Monumentalroman 'Der Mann ohne Eigenschaften'. Das Thema Homosexualität wird nach dem 'Törleß' aber nicht mehr explizit abgehandelt, sondern in unterschwellige Textschichten verdrängt. Ganz anders Thomas Mann, den die homoerotische Problematik zeitlebens nicht losließ, da sie aufs engste mit seiner Lebensgeschichte verschränkt war, und dies nicht nur in seinem eigenen Werdegang, sondern auch durch die viel offenere und eindeutigere Homosexualität seines Sohnes Klaus, der 1926 im Alter von zwanzig Jahren einen autobiographisch getönten Roman veröffentlichte. Thomas Mann selbst rückte das Thema nur in der Erzählung Der Tod in Venedig in den Mittelpunkt des erzählerischen Interesses. Andererseits tauchen Spuren und Ahnungen, Anspielungen und Transformationen homoerotischer Erzählelemente in vielen seiner Werke auf, von 'Tonio Kröger' bis 'Mario und der Zauberer', vom 'Zauberberg' bis zu 'Doktor Faustus' und 'Felix Krull' und auch in Beiträgen zur politischen Diskussion riskierte er hin und wieder ein offenes Wort. Thomas Manns Biographen wissen von einer unausgelebten Homosexualität zu berichten, mit einem allenfalls 'zaghaften Coming out', wie Hermann Kurzke es nennt. Musil erscheint demgegenüber als typischer Vertreter der heterosexuellen Spezies. Ulrich, sein Alter-Ego im 'Mann ohne Eigenschaften', ist unter anderem - denn tatsächlich hat Ulrich viele Eigenschaften und Facetten - ein Frauenheld mit diversen machohaften Zügen. Es sind also zwischen den beiden Romanciers, vergleicht man sie unter dem hier gewählten Aspekt, sowohl Berührungspunkte als auch wesentliche Unterschiede zu erwarten.
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