The article : Online-Magazin für Kunstwissenschaft
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Das Museum Giersch scheint manchmal weit ab vom Schuss, gerät es doch im Schatten der großen Frankfurter Galerien ein ums andere Mal in Vergessenheit. Umso wichtiger ist es, diesem Umstand entgegenzuwirken – denn derzeit präsentiert das Ausstellungshaus am Museumsufer mit der Schau Frobenius – Die Kunst des Forschens ein Stück Frankfurts kultureller Identität. Konträr zum vielbesuchten Städel, erwartet das villenartige Museum den Besucher mit gedimmtem Licht und warmem Holz: Eine ruhige Stimmung breitet sich aus, die nicht nur der Konzentration beim Lesen der ausführlichen Erklärtexte, sondern der Wirkung von mehr als 200 gezeigten Werken zuträglich ist. ...
Zu Risiken und Nebenwirkungen – Medizin im Mittelalter zwischen Astrologie und Aderlassmännchen
(2018)
Ohne die detaillierte Darstellung eines Aderlassmännchen wäre der gelehrte, mittelalterliche Mediziner vermutlich aufgeschmissen gewesen. Nur sie verriet ihm garantiert, ob die Sternenkonstellation günstig war, den Körper seines Patienten mittels Aderlass erfolgreich zu entgiften. Ein Blick auf die Anleitungen zur "heilsamen Blutspende" im Mittelalter. ...
Marmor, Stein, Eisen, Müll, Haare, Staub… es gibt kaum ein Material, das Peter Buggenhout in seinen hybriden Arbeiten nicht verarbeitet. Das Kunstmuseum Reutlingen / konkret gibt in seiner umfassenden Überblicksausstellung „Peter Buggenhout: nicht geheuer“ einen Einblick in bisherige Arbeiten des belgischen Bildhauers.
Willkommen
(2017)
Die Ausstellung "William Kentridge. O Sentimental Machine", eine Zusammenarbeit des Kurators der antiken Sammlung Prof. Brinkmann und des zeitgenössischen südafrikanischen Künstlers William Kentridge, ist noch bis zum 26. August 2018 in der Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt am Main zu sehen. ...
Der Frankfurter Kunstverein stellt in der neuen Ausstellung "I am here to learn: Zur maschinellen Interpretation der Welt", die Realität von Maschinen und Algorithmen in den Fokus. Wie nehmen Maschine die Umwelt wahr? Wie treffen technische Systeme Entscheidungen? Und wie gewissenhaft ist eine künstliche Intelligenz in der Lage Aufgaben zu lösen? Während sich der Kunstverein in der vorherigen Ausstellung "Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten" der menschlichen Wahrnehmung zugewendet hat, beschäftigt sich die aktuelle Schau mit der Realität von Maschinen und Binärcodes. Gemeinsam bilden sie eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Von Mitte Februar bis Anfang April 2018 zeigt "I am here to learn" Positionen internationale KünstlerInnen, die mit ihren Werken die Prozesse der maschinellen Wahrnehmung und Handlungsautonomie thematisieren. ...
Die Idee und inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung HOUSE OF NORWAY stand bereits fest, als ich Mitte März in das Frankfurter Museum Angewandte Kunst als Projektkoordinatorin für eben diese Ausstellung kam. Dass die gesamte Fläche des Museums bespielt werden sollte, erinnerte mich an die Schau The Empty House im Jahr 2013, bei der ich damals als Praktikantin mitgewirkt hatte: Auch die Performance des Konzeptkünstlers Olaf Nicolai fand im gesamten Richard-Meier-Bau statt, welcher zuvor in seinen Originalzustand von 1985 zurückversetzt worden war. HOUSE OF NORWAY war so zumindest in seiner Dimension vorangegangenen Ausstellungen nicht unähnlich – auch die Ausstellung Jil Sander. Präsens vor zwei Jahren wurde im gesamten Museumsgebäude gezeigt. ...
Wie Antanas Sutkus Jean-Paul Sartre fotografierte : oder das Verhältnis von Kunst und Philosophie
(2018)
Von den französischen Existenzialisten wurden viele Fotografien gemacht. Gerade Henri Cartier-Bresson verstand es, die philosophische Avantgarde – insbesondere Jean-Paul Sartre und Albert Camus – in das rechte Licht zu rücken. Die vermutlich berühmteste Fotografie von Sartre stammt jedoch nicht aus dessen Dunkelkammer, sondern wurde von dem jungen (nicht mal fünfundzwanzigjährigen) litauischen Fotografen Antanas Sutkus aufgenommen. Die Aufnahme ist 1965 auf der Kurischen Nehrung in Litauen entstanden und schmückt heute knapp zweihundert Sartre-Bucheinbände. ...
Wellness und Brutalismus – eine ungewöhnliche Kombination: Steht Ersteres doch für das Wohlbefinden, während Letzteres bei vielen Menschen das Gegenteil auslöst, und doch, das Kurbad Königstein lässt sich wohl am besten so beschreiben. Obwohl seine Wulstformen, sein Material sowie die ausladenden Terrassen typische Stilelemente des architektonischen Brutalismus sind, ist eines ungewöhnlich: Die grellen orange-blauen Komplementärfarben, in welchen der Betonbau bestrichen ist. ...
Traumverloren schweift der Blick von der Horizontlinie nach oben gen Firmament – den Sternen entgegen. Wir träumen von ihrer Vielzahl, lassen uns in ferne Weiten entführen. Dort oben, heißt es, schwebt unser Müll, dort schwirren Massen an Satelliten- und Raketenteilen umher. Auch heben sich da oben bekannte Dimensionen auf: 147 bis 152 Millionen Kilometer trennen Mond und Sonne oder 15 Millionen Grad Celsius im Nukleus der Sonne.
Masha Bruskina wurde im Jahr 1924 in Minsk als Jüdin geboren und genoss eine gute Bildung. Doch als sie gerade einmal 17 Jahren alt war, brach der Krieg über die Sowjetunion herein und es dauerte bloß sechs Tage, bis die deutschen Truppen die Stadt einnahmen. Bruskina war als überzeugte Kommunistin schon im jungen Alter Leiterin einer Pioniereinheit und doch gezwungen, im Minsker Ghetto zu leben. In dem Unwillen ihr Schicksal hinzunehmen, wechselte sie auf die sogenannte "arische Seite" und gab sich als Nichtjüdin aus: Sie färbte ihre Haare und nahm den Namen ihrer Mutter an. Bald darauf schloss sie sich dem im Untergrund operierenden Minsker Widerstand an und arbeite als Krankenschwester, um sowjetische Soldaten in einem Krankenhaus zu versorgen und ihnen bei der Flucht zu helfen. Sie schmuggelte zivile Kleidung und Medikamente, zudem eine Kamera, mit der sie gefälschte Ausweise herstellte. Waren die Soldaten wieder auf den Beinen, führten die anderen Widerständler sie durch die Wälder zur Partisanenbewegung. ...
Wir lassen die überwältigende Fülle an Werken im Arsenale hinter uns. Das Ziel sind die Giardini, der ursprüngliche und neben dem Arsenale zweite große Ausstellungsort der Kunstschau. Dort befindet sich einer der Hauptanziehungspunkte der Biennale: Im Zentralpavillon steht die in den Medien bereits oft erwähnte und gezeigte sogenannte "Blutmaschine". Ein riesiger Roboterarm mit überdimensionaler Wischschaufel, wirkt sie in ihrer Motorik dennoch ausgesprochen menschlich. Die 32 Bewegungen, die das chinesische Künstlerduo Sun Yuan und Peng Yu dem Industrieroboter "in den Leib" programmiert haben, erinnern an Winken, Tanzen, Po-Wackeln, Innehalten und Überlegen. ...
Eine mobile Welt, Lebensläufe, die uns mal hierhin, mal dorthin führen und dann noch die globale Pandemie: Auch kleine Kunstprojekte müssen sich damit auseinandersetzen, wie sie ihren kreativen Prozess in räumlicher Entfernung organisieren. Welche digitalen Werkzeuge können helfen? Was das Projekt vi·son in den letzten Monaten über kreative Online-Zusammenarbeit gelernt hat.
Digitale Technik schafft neue Verhältnisse zwischen Musik und Kunst: Daten werden komprimiert und berechenbar, Qualitäten und Merkmale von Musik und Gemälden lassen sich nicht mehr nur interpretieren, sondern auch präzise analysieren. Warum nun ein Kunstprojekt, das sich diesem Verhältnis annimmt? Drei Inspirationen.
Die Neue Frankfurter Altstadt – schon die Widersprüchlichkeit im Namen dieses Vorhabens lässt auf die damit verbundene Kontroverse schließen: Auf der einen Seite Zufriedenheit über die Abkehr von der rationalistischen, ornamentlosen Bauweise der Moderne, auf der anderen Entrüstung über einen vermeintlichen Geschichtsrevisionismus und den baukulturellen Niedergang. ...
Forschen und Kuratieren sind Kerntätigkeitsbereiche von KunsthistorikerInnen. Genau das tun gerade junge NachwuchswissenschaftlerInnen am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität. In dem auf zwei Jahre angelegten Forschungs- und Ausstellungsprojekt "Die Porträtsammlung der Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen aus kunst- und kulturhistorischer Sicht" haben Masterstudierende der Kunstgeschichte und des Masterstudiengangs Curatorial Studies die Gelegenheit, am Puls der Forschung mitzuarbeiten. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Sander erlernen sie in einer Serie von drei Hauptseminaren, worauf es in der wissenschaftlichen Praxis und beim Ausstellungsmachen ankommt. ...
Forschen und Kuratieren sind Kerntätigkeitsbereiche von KunsthistorikerInnen. Genau das tun gerade junge NachwuchswissenschaftlerInnen am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität. In dem auf zwei Jahre angelegten Forschungs- und Ausstellungsprojekt "Die Porträtsammlung der Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen aus kunst- und kulturhistorischer Sicht" haben Masterstudierende der Kunstgeschichte und des Masterstudiengangs Curatorial Studies die Gelegenheit, am Puls der Forschung mitzuarbeiten. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Sander erlernen sie in einer Serie von drei Hauptseminaren, worauf es in der wissenschaftlichen Praxis und beim Ausstellungsmachen ankommt. ...
Sie treten einzeln auf, zu zweit, in der Regel durchfenstert, oft in Begleitung von Backstein, meistens mit einem Vordach und immer: in Farbe. Doch nicht nur den Türen verpasste Bruno Taut einen Anstrich – ganze Siedlungen wurden vielfarbig gestaltet, außen wie innen. Auf dem Ersten Deutschen Farbentag 1925 in Hamburg stellte Taut in seinem Vortrag kategorisch fest: "Da alles seine Farbe hat, so muss auch alles, was Menschen tun, farbig gestaltet sein." ...
Grauer Beton, silberne Gleise, weiße Kacheln: S- und U-Bahn-Stationen verwehren sich gerne jeglichem kreativen Anspruch. Die Street-Art-Künstlerin Thekra Jaziri aus Offenbach hat die Wände der Station Galluswarte in Frankfurt am Main mit knalligen Farben und einer naiven Formensprache zu neuem Leben erweckt. Ein Portrait einer Malerin, die beweist, dass Stadtgestaltung Freude machen kann.
Ein wahres Sammlungsjuwel der Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts findet sich im Museum der Fondation Pierre Gianadda im Wallis in der Schweiz: Neben der ständigen Skulpturenausstellung im Park, unter anderem mit Werken von Rodin, Miró und Niki de Saint Phalle, enthält die skurrile Sammlung auch Ausgrabungsreste aus gallo-romanischer Zeit, Oldtimer aus der Zeit der ersten Autos sowie wechselnde Kunstausstellungen im Museum.
Mit einem Hammer schlägt der barfüßige Mann in rot-weiß gestreiftem Rock auf sein Gegenüber ein. Aus der Kopfwunde des jugendlichen Opfers ergießt sich ein Blutschwall. Rechts daneben zwei Männer, von denen einer dem anderen Geld übergibt. Der Gewalttäter hat eine auffällige Erscheinung: Schellen und Glocken sind an seinem Gewand angebracht, die zerzausten Haare und ein Kurzer Bart an Kiefer und Oberlippe unterscheiden ihn von den übrigen Figuren. ...
Leider geschlossen! Theater spielt sich normalerweise auf der Bühne und im besten Fall vor ausverkauftem Haus ab. Da gerade nichts normal ist und die Spielstätten geschlossen sind, versuchen viele Schauspielhäuser ihren kulturellen Beitrag online zu leisten. Ein kurzer Einblick in digitale Wege der Schauspielkunst zu Krisenzeiten.
Das Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt am Main öffnet dieses Wochenende seine Türen für Besucherinnen und Besucher. Die Studierenden der Grund- und Hauptklassen erlauben Einblick in ihre Ateliers und zeigen ihre Seminar- sowie Abschlussarbeiten des letzten Semesters. Das Spektrum reicht von Plastik und Malerei über Grafik bis hin zu Neuen Medien. ...
Rubens ist da!
(2018)
Brutalität ist der Kunst Richard Jacksons inhärent. Sie zeigt sich jedoch nicht nur in der Darstellung sich bekriegender Enten oder in dem Blick auf eine augenscheinlich schmerzhafte und chaotische Geburt, sondern in etwas anderem. Etwas, das sich direkt vor unseren Augen abspielt, aber unbenannt bleibt. Ein Kommentar.
Offensichtlich spielte das Urheberrecht im öffentlichen sowie privaten Sammlungswesen des 18. Jahrhunderts keine besondere Rolle. Davon zeugt das Titelblatt jenes Klebebandes, in dem 1923/25 rund 1250 druckgrafische Porträts aus dem Erbe der Frankfurter Patrizierfamilie von Holzhausen in den Besitz der damaligen Stadt- und heutigen Universitätsbibliothek Frankfurt kamen. Bei der physischen Untersuchung des Titelblattes wird deutlich, dass es sich um eine Art frühes ready-made handelt, bei dem zwei ältere Kupferstiche kombiniert und mit einer erläuternden Inschrift versehen wurden. ...
Die Mittelalterabteilung des Liebieghauses unter der Leitung von Stefan Roller, stellt seit dem 6. Dezember seine neueste, spektakuläre Erwerbung vor. Das spätgotische (um 1470/75), noch original polychrom gefasste Christuskind wurde schon 2011 bei der Ausstellung "Niclaus Gerhaert. Der Bildhauer des Mittelalters" im Liebieghaus gezeigt und stammt aus Privatbesitz. ...
Widerstand sieht immer gleich aus. Dieser Eindruck entsteht, wenn man an die Bilder denkt, die täglich durch die Nachrichten und Medien gehen: Protesttafeln mit kurzen, klaren Botschaften sind international bekannt. Doch was passiert, wenn Bilder plötzlich gar nicht mehr den Anlass des Protests zeigen? Wie artikuliert sich Widerstand dann? Eine fotografische Spurensuche.
Ein Geigenbogen streicht im bedrohlichen Gleichmaß über eine Saite, synthetische Beats treiben pulsierend nebenher, dann setzt der leiernde Klang eines Theremins ein. Stöhnen, Flüstern, Rascheln. Noch bevor der Besucher Nathalie Djurbergs bizarren Fiebertraum aus Perversion und Lust, Märchen und Urangst, Verdrängtem und Begehrtem zu Gesicht bekommt, nimmt ihn die bedrückende Geräuschkulisse Hans Bergs gefangen. ...
„Today I feel like…“ von Jeppe Hein in der Frankfurter Schirn Kunsthalle. In der Frankfurter Schirn sind die Gäste aufgefordert, kreativ zu werden: Für das Projekt “Today I feel like…” hat der Künstler Jeppe Hein die sonst weißen Mauern des Ausstellungshauses mit blauen Ovalen versehen, in denen die Besucherinnen und Besucher ihrer eignen Gefühlswelt Ausdruck verleihen können.
In der Krise sind wir um einiges fremdbestimmter und befolgen die unterschiedlichsten neuen Regeln; die Museen sind geschlossen und mit ihren Werken können wir uns nur aus der Ferne auseinandersetzen. Line Kroms Arbeiten geben die Möglichkeit, Strukturen und Abläufe, in denen wir leben, zu hinterfragen.