580 Pflanzen (Botanik)
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Im Juli 1988 wurde eine floristische Untersuchung im Hamburger Hafen durchgeführt, hauptsächlich ausgerichtet auf die Verbreitung der Adventivpflanzen. Es werden 77 Arten, Unterarten und Varietäten synanthroper (besonders Adventiv-) Pflanzen (einschließlich der Moose) mit Aufzählung einzelner Lokalitäten angeführt. Außerdem wurde die Aufmerksamkeit auch der Verbreitung von Ruderal-Gesellschaften gewidmet.
Die Bedeutung des Hamburger Hafens, der seit jeher zur Spitzengruppe der europäischen Seegüter-Umschlagplätze gehört (1987 hatte der Hamburger Hafen einen Anteil von 41,7% am Güterumschlag aus 12 der größten Seehäfen der Bundesrepublik), ist für die Einschleppung von Adventivpflanzen unbestreitbar. Der Hafen ist Ausgangspunkt des sogenannten Elbeweges der Adventivarten.
Die bedeutsamsten Funde von Adventivpflanzen sind Salsola collina, Senecio inaequidens und Solanum carolinense. Bei Salsola collina wird die Verbreitung in den Häfen des Moldau-Elbe-Wasserweges während der letzten Jahrzehnte erörtert, bei Solanum carolinense eine Übersicht der ersten Funde in weiteren europäischen Ländern gegeben. Die Änderung des Namens Setaria faberi auct. in S. macrocarpa Lucznik wird begründet. Ferner wird darauf hingewiesen, daß in der jüngsten Vergangenheit im Hamburger Hafen stellenweise Begleiter des sog. Ostweges der Adventivarten festgestellt wurden, wenn auch im Vergleich mit den nordamerikanischen Arten nur spärlich (z.B. Bunias orientalis, Potentilla intermedia, Salsola collina). Besondere Aufmerksamkeit wurde auch der Verbreitung von Arten der Gattung Oenothera gewidmet — (Oenothera ammophila, O. biennis, O. erythrosepala, O. fallax, O. rubricaulis). Von den unlängst erkannten Taxa werden Anthemis tinctoria subsp. subtinctoria und Chenopodium pedunculare aufgeführt.
Im Gebiet des Hamburger Hafens wurden folgende Ruderal-Gesellschaften notiert: Funarietum hygrometricae typicum, Poetum annuae, Hordeetum murini, Calamagrostis epigejos-Gesellschaft, Carex hirta-Gesellschaft.
Die spontane Vegetation der Siedlungen, Verkehrsanlagen und Ruderalstellen der Wachau wurde floristisch und pflanzensoziologisch untersucht. "Klassische" nitrophile Unkrautgesellschaften der Verbände Arction und Onopordion sind in den Ortschaften der Wachau infolge des hohen Versiegelungsgrades selten bzw. nur fragmentarisch entwickelt. Charakteristisch für die kleinen Städtchen ist die artenreiche Mauervegetation sowie das Auftreten thermophiler Arten bzw. Pflanzengesellschaften (z.B. Chenopodietum vulvariae). Die zahlreichen Trockenmauern und Wegränder der Wachauer Kulturlandschaft sind Wuchsplätze von Agropyretea-, Dauco-Melilotion-, und Sedo-Scleranthetea-Gesellschaften. Die Vegetation gemähter Straßenränder wird auch in der Wachau vom Arrhenatheretum elatioris gebildet, für nicht gemähte Böschungen sind Seseli libanotis-Bestände charakteristisch. Von den nitrophilen Saumgesellschaften sind das Chelidonio-Parietarietum officinalis und das Heracleo-Sambucetum ebuli erwähnenswert.
Das östlich an die Wachau angrenzende Lößgebiet unterscheidet sich mit seinen großflächigen Ruderalfluren deutlich von der Wachau. Besonders interessant sind die Sisymbrium orientale-Bestände der Lößhohlwege.
Die bislang nur unzureichend dokumentierten Eifeler Bärwurzwiesen wurden in den Jahren 1983 bis 1985 untersucht. Sie repräsentieren die westliche, durch Narcissus pseudo-narcissus, Centaurea nigra und Phyteuma nigrum gekennzeichnete Rasse des weitverbreiteten Meo-Festucetum Bartsch 1940. Syntaxonomische, pflanzengeographische und ökologische Charakteristika werden dargestellt und diskutiert.
Ranunculus aconitifolius hat im Ebbegebirge eine ziemlich isolierte Verbreitungsinsel am Rand des Gesamtareals. Die Besiedlung dieses Raumes, sowie die Veränderung seit der Erfassung durch BUDDE & BROCKHAUS (1954) werden untersucht.
Vegetationsaufnahmen aus dem Ebbegebirge (Tab. 1,2) stellen das relativ große soziologische Spektrum der Art vor. Sie findet sich im untersuchten Gebiet im Calthion, Filipendulion, Alno-Ulmion und Alnion glutinosae.
Im Gebiet des sommergrünen Laubwaldes von Europa gehören Parkrasen zu den verbreitetsten Pflanzengesellschaften der Siedlungsräume. Der wichtigste gesellschaftsprägende Faktor dieser synanthropen Pflanzengemeinschaft ist der häufige Schnitt.
Alle aus Deutschland beschriebenen Parkrasen weisen in den Grundzügen den gleichen Gesellschaftsaufbau auf. Vorherrschende Arten sind Hemikryptophyten aus dem Cynosurion, die durch ihre Lebensform an den häufigen Schnitt angepasst sind. Anhand des Ozeanitätsgefälle kann man regionale Ausbildungen unterscheiden. Allerdings verdeutlicht ein Vergleich mit dem nah verwandten Lolio-Cynosuretum, dass Parkrasen stärker genormte Standortskomplexe sind und sich naturräumliche Unterschiede nicht so deutlich abzeichnen. Gründe sind, daß durch die einheitliche Anlage von Parkrasen (Auftragen von Humus, Verwendung von Importsaatgut, Häufigkeit des Schnitts), floristische Unterschiede, bedingt durch das Bodensubstrat, verwischt werden.
Des weiteren kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund des geringen Alters (in der Regel jünger als 30 Jahre) die Entwicklung dieser Pflanzengesellschaften nicht abgeschlossen ist. Dies verdeutlicht die Ausbreitung der hemerochoren Veronica filiformis, die vor allem durch die großräumige Anlage von Parkrasen günstige Wuchsbedingungen in Mitteleuropa gefunden hat und so fortlaufend ihr synanthropes Areal ausweiten kann.
Die insubrische Flora zeichnet sich durch einen großen Anteil von Neophyten aus, wobei insbesondere das Vorkommen zahlreicher ostasiatischer Sippen bemerkenswert ist. Da über die einzelnen Arten bislang nur wenig bekannt ist, wird das pflanzenphysiologische Verhalten von Ailanthus altissima, Artemisia verlotiorum, Buddleja davidii, Duchesnea indica, Erigeron karvinskianus und Impatiens balfourii untersucht.
In einer Fallstudie wird nach Untersuchungen in einem 30 Jahre brach liegenden Borstgrasrasen des "Bannwald Fluh", Südschwarzwald, kritisch geprüft, welche Möglichkeiten des statistischen Vergleichs von Vegetationsaufnahmen verschiedener Jahre es gibt. Es liegen Ergebnisse aus den Jahren 1976/77 und 1987/88 zugrunde. Fragen nach statistisch absicherbaren Vegetationsvergleichen gewinnen zunehmend an Bedeutung, z.B. im Zusammenhang mit möglichen immissionsbedingten Vegetationsveränderungen in Wäldern und an Offenland-Standorten.
Als sehr genaues Verfahren, einsetzbar bei abhängigen Stichproben, erweist sich der t-Test für Paardifferenzen. Probleme, die mit vorausgesetzter Normalverteilung bei diesem Test entstehen, werden diskutiert. Bei unabhängigen Stichproben muß in standörtlich differenzierten, großen Untersuchungsgebieten, bei geringen Vegetationsveränderungen und geringem Stichprobenumfang bei allen einsetzbaren statistischen Verfahren mit Unsicherheiten gerechnet werden. Ein kritischer Vergleich möglicher und auszuschließender statistischer Verfahren wird als Beitrag zur Methodendiskussion für das Fallbeispiel vorgelegt.
Die nach dem paarigen t-Test gewonnenen Ergebnisse zeigen für 6 Arten signifikante Zunahmen, für 4 Arten Abnahmen (Tab. 2). In einem Falle (Cuscuta epithymun) kann die Zunahme durch den Vergleich 1987/88 als Fluktuation klassifiziert werden. Alle Arten mit Zunahme außer Cuscuta verfügen über effektives Polykormonwachstum, das den Arten mit Abnahme fehlt. Die erfolgreichen Sukzessionsprozesse im Hinblick auf eine Wiederbewaldung gehen vor allem von den Gebüschkernen aus. Neu entstandene Saum- und Gebüschtypen werden mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Arten mit Zunahme im Weidfeld kommen mit z.T. hohen Stetigkeiten in den Gebüschen vor.
Vergleiche von mittleren Stickstoff-Zahlen (nach ELLENBERG) 1976 und 1988 zeigen keine signifikanten Unterschiede. Immissionsbedingte Änderungen im Weidfeld und in der Krautschicht umgebender Waldgesellschaften konnten (noch) nicht aufgezeigt werden. Auf den kritischen Umgang mit Zeigerwert-Berechnungen wird hingewiesen.
Buchbesprechungen
(1989)
Das Naturschutzgebiet "Ederauen bei Obermöllrich und Cappel" mit einer Größe von etwa 70 ha umfaßt die Eder auf einer Länge von etwa 3 km sowie Auenwälder, Altwasser, Grünländereien und 24 Kiesteiche unterschiedlicher Größe. Bedeutende Weichholzauenwälder mit der seltenen, autochthonen Populus nigra und Gebüsche der Klasse Salicetea purpureae sowie ein kleinflächig ausgebildeter Erlen-Bruchwald (Carici-elongatae-Alnetum) kennzeichnen das Naturschutzgebiet. Weiterhin konnten verarmte Grünlandgesellschaften, mehrere nitrophytische Staudengesellschaften und einige bedeutende Wasser- und SumpfPflanzengesellschaften der Klasse Potamogetonetea pectinati und Phragmitetea nachgewiesen werden. Obwohl letztere im wesentlichen erst initiale Stadien aufweisen, beherbergen sie einen Großteil der im Gebiet vorkommenden und für Hessen gefährdeten Pflanzenarten. Weitgehend naturnahe Auenlandschaften mit den ihnen eigenen Lebensgemeinschaften sind in ihrem Bestand gefährdet und zählen zu den seltensten Erscheinungen unserer Landschaft. Möglichkeiten zu ihrer langfristigen Erhaltung und Regeneration im Naturschutzgebiet "Ederauen bei Obermöllrich und Cappel" werden in einem Pflegeplan aufgezeigt.
Es wird über die Verbreitung von Elymus elongatus (Host) Runemark subsp. ponticus (Podpera) Melderis in Hessen und benachbarten Bundesländern berichtet. Die Art wird seit 1982 beobachtet. Herkunft und Einbürgerungstendenz sowie mögliche Verwechslungen mit Elymus hispidus (Opiz) Melderis werden diskutiert. Zu den 45 Fundorten werden detaillierte Angaben gemacht, um Einbürgerung und mögliche Ausbreitung rekonstruieren zu können. Eine Punktrasterkarte ist als Verbreitungsübersicht beigefügt.
Der Fundort liegt im Hinteren Odenwald bei Bad König. Wahrscheinlich handelt es sich um ein adventives Vorkommen, das in der Folge von Straßenbauarbeiten entstanden ist. Die Verbreitung der Art in Mitteleuropa wird umrissen und ein Schlüssel zur Unterscheidung von B. rupestre und B. pinnatum vorgestellt.
Im Dezember 1988 hatte ich die Gelegenheit, einige Mistelpflanzen an ihrem natürlichen Standort im Gebiet des Oberen Weserberglandes zu studieren. Herr Kurt Preywisch hat mir die gesuchten selteneren Mistelwirte gezeigt. Das Anliegen des Mistelstudiums geht aus der Grundlagenforschung in der Heilmittelfirma Helixor hervor, wo die Mistel als Heilmittel für Krankheiten auf dem Gebiet der Tumorbildung und des rheumatischen Formenkreises zubereitet wird. Die Forschung dient dem Anspruch, höchster Qualität zu genügen und außerdem die Erkenntnisse über die Mistelpflanze zu erweitern.
Es wird über die Untersuchung der Städte Rovinj und Krk (Jugoslawien) im August/September 1987 berichtet. Auf der Grundlage von rund 130 pflanzensoziologischen Aufnahmen wird ein Überblick über die Flora und Vegetation, insbesondere der älteren Stadtteile, vermittelt. Ferner erfolgte eine Kartierung der Nutzungs- bzw. Biotoptypen. Von den 178 in Rovinj und Krk gefundenen Sippen kommen mehr als 50% (90 Sippen) auch im Stadtbereich von Bonn-Bad Godesberg vor (16 qkm-Untersuchungsgebiet der Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie, Arbeitsgruppe Siedlungsökologie), aber offenbar sind nur zwei Pflanzengesellschaften identisch. Die generelle klimatische Einstufung mitteleuropäischer Städte als "Wärmeinseln" ist offensichtlich für den mediterranen Raum nicht gültig. Zur heißen Sommerzeit wurden gerade in Altstadtbereichen noch viele groß- und breitblättrige Arten meist an halbschattigen und (mäßig) frischen Standorten gefunden. Vorschläge zum Naturschutz im besiedelten Bereich von Rovinj und Krk werden gemacht.
Der aus Nordamerika stammende und in den Bach- und Flußtälern Mitteleuropas eingebürgerte Mimulus guttatus hat seine Verbreitungsschwerpunkte in Rumici-Phalaridion- und Chenopodion fluviatilis-Gesellschaften. Im Süderbergland kommt die Art an Talsperrenufern im Bidention vor. Die Soziologie von Mimulus guttatus an diesen Standorten veranschaulicht eine Vegetationstabelle.
Drei neue Rubus-Taxa sind beschrieben: Rubus montanus f. macromontanus H. E. WEBER forma nova (nachgewiesen in Frankreich, Österreich, Böhmen, Mähren, DDR und in der Bundesrepublik Deutschland), Rubus schnedleri H. E. WEBER (sect. Rubus ser, Pallidi, in Hessen und den benachbarten Bereichen von Bayern, Rheinland-Pfalz und Württemberg) sowie Rubus xiphophorus H. E. WEBER (sect. Corylifolii ser, Vestitiusculi, verbreitet im südöstlichen Niedersachsen). Die neuen Taxa sind abgebildet, und ihre Verbreitung ist durch Karten und mit Zitierung von Herbarbelegen dargestellt.
Zwei von Rudolf Bauer künstlich erzeugte Hybriden werden als neue Nothospecies beschrieben: Ribes x nidigrolaria Rudolf & Annelise Bauer (=[R. nigrum x divaricatum] x [R. nigrum x uva-cripa]) and Fragaria x vescana Rudolf & Annelise Bauer (= [Fragaria vesca f. semperflorens x F. x ananassa] x F. x ananassa). Diese wirtschaftlich wichtigen Kulturarten sind bereits allgemein bekannt als „Jostabeere“ (cv. „Josta“) und als Vescana mit den Kultursorten „Spadeka“ und „Florika“. Die Hybridarten sind taxonomisch beschrieben, ihre Holotypen sind abgebildet, außerdem werden Einzelheiten zur Entstehung, zu den Eigenschaften und zur Kultur mitgeteilt.
Individuen von drei Isoetiden-Arten wurden untersucht. Die Populationen in deutlich saurem Wasser mit pH < 5 bestanden aus phänotypisch normal entwickelten Pflanzen und aus Sprossen mit deutlichen Anomalien. Individuen mit normaler Entwicklung wurden durch ihre Rosetten (Blattlänge, Blattanzahl) und durch ihr Wurzelsystem (Wurzellänge, Wurzelanzahl) charakterisiert. Im Vergleich zu 1976 waren die 1987 im See Mjävatni untersuchten Rosetten der drei Arten deutlich schwächer entwickelt. Die Wurzelsysteme der Lobelia-Pflanzen waren in saurem Wasser weniger ausgebildet als in neutralem Medium. Individuen von Isoetes lacustris zeigten zwei Besonderheiten: im See Mjavatni (pH < 5) waren die Wurzeln auffallend lang; die Pflanzen in weniger saurem Wasser (pH > 5), aber teilweise von Moosen überwachsen, wiesen besonders lange Blätter auf. Isoetes echinospora und Littorella uniflora scheinen besonders säureempfindlich zu sein. Im gekalkten See Kjerrvallvatnet wurden neben Pflanzen mit verschiedenen Anomalien (nur teilweise die gleichen wie unter sauren Bedingungen) auch normal entwickelte Sprosse beobachtet. Es gibt Hinweise dafür, dass nach vorübergehendem stellenweisem Zusammenbrechen der Vegetation eine Erholung der Bestände eintritt.