590 Tiere (Zoologie)
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Die Verbreitungsmuster ausgewählter See- und Wasservogelarten in den Offshore-Bereichen der deutschen Ostsee werden erstmals für die vier Jahreszeiträume Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter dargestellt. Dabei zeigen sich bei den einzelnen Arten sowohl räumliche als auf saisonale Verbreitungsunterschiede. Die deutschen Ostseewässer stellen für See- und Wasservögel ein wichtiges Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet dar, einige Arten kommen in international bedeutsamen Konzentrationen vor. Für das im Mai 2004 an die EU-Kommission gemeldete Seevogelschutzgebiet „Östliche Pommersche Bucht“ im Ostteil der deutschen Ostsee werden erstmals aktuelle Bestandszahlen der wichtigsten Seevogelarten vorgestellt. Für im Untersuchungsgebiet nur selten auftretende Seevogelarten werden die Gesamtzahlen aller Nachweise aus den Schiffszählungen angegeben. Ziehende oder nur im Küstenbereich vorkommende Wasservogelarten werden lediglich namentlich aufgelistet. In Ergänzung zu früheren Publikationen liefert der vorliegende Artikel umfassende Informationen über das Vorkommen und die jahreszeitlichen Unterschiede der häufigen See- und Wasservogelarten im Offshore-Bereich der deutschen Ostsee.
Entwicklung eines Mauserzuges und Schwingenmauser bei mitteleuropäischen Moorenten Aythya nyroca
(2006)
Erstmals wird bei Moorenten ein Mauserzug beschrieben. Die Entwicklung einer Mausertradition losgelöst vom Brutgebiet begann 1956 am „Ismaninger Speichersee mit Fischteichen“ bei München, Oberbayern. Sie fiel zeitlich zusammen mit dem Niedergang eines Brutvorkommens in Oberfranken. 1975-1993 mauserten bei Ismaning jährlich etwa 8 (3 - 12) Moorenten das Großgefieder. Ab 1994 halbierten sich die Bestände nach Änderungen der Trophie der Teiche als Folge verbesserter Klärtechnik. Mit der Verringerung des Karpfenbesatzes stiegen die Zahlen wieder an. 2000-2002 mauserten 16, 6, und 14 Moorenten. Die Phänologie des Mauserzuges wurde 1997-2002 an 58 Aufenthalten schwingenmausernder Moorenten untersucht. Der Zuzug begann 3 Wochen vor den Ankunftsmedianen. Bei Männchen war das 3. Viertel der Ankömmlinge bereits 6 Tage nach dem Median eingetroffen, 16 von 29 Männchen-Ankünften fielen so zwischen den 27.6. und 12.7. Dagegen konzentrierten sich bei den Weibchen 8 der 17 Ankünfte zwischen 19.7. und 30.7, also erst in den letzten 11 Tagen der 44 Tage umfassenden Ankunftsperiode. Bei früh angekommenen Vögeln vergingen 24-31 Tage bis zum Abwurf der Schwingen, späte Vögel begannen dagegen nach längstens 15 Tagen mit der Mauser. 32 von 36 Männchen und 6 früh zugezogene Weibchen warfen zwischen 5.7. und 27.7. ab. Die Spätankömmlinge folgten innerhalb weiterer 10 Tage. Letzte Abwurftermine lagen im „späten” Jahr 2005 am 13.8. (Männchen) und 31.8 (Weibchen). Vom 20.7.-28.7. waren 29-32 von 36 Männchen (> 80 %) gleichzeitig flugunfähig. Für 9-10 von 13 Weibchen (69,2-76,9 %) ergab sich durch weiter auseinander gezogenen Abwurftermine ein Mausergipfel zwischen dem 5.8. und 8.8. Die Dauer der individuellen Flugunfähigkeit lag bei 23-25 Tagen. Die ersten Vögel konnten bereits wieder fliegen, bevor die spätesten ihre Schwingen abgeworfen hatten. Nach einer mittleren Anwesenheitsdauer von 6-7 Wochen verließen die meisten Vögel das Gebiet bereits eine Woche nach wieder erlangter Flugfähigkeit. Das Geschlechterverhältnis betrug 1,8 Männchen pro Weibchen. Nur 31,7 % der Männchen und 28,1 % der Weibchen mauserten alleine, alle anderen in lockeren Gruppen von 2-6 Artgenossen. Einige der Teiche des Gebietes wurden klar bevorzugt, im angrenzenden Speichersee wurde dagegen nie gemausert. In Jahren mit experimentell variierten Besatzdichten an Karpfen Cyprinus carpio mauserten Moorenten ausschließlich in Teichen ohne oder mit geringem Besatz.
Nistplatzwahl, Prädation und Schlupferfolg von Rotschenkeln Tringa totanus auf der Insel Wangerooge
(2006)
Im Gegensatz zu abnehmenden Brutbeständen des Rotschenkels Tringa totanus in weiten Teilen Europas, ist dessen Bestand im Wattenmeer langfristig stabil. Aktuelle Untersuchungen in Festlandssalzwiesen des Wattenmeeres (Petersgroden, Jadebusen) zeigen geringe Schlupferfolge aufgrund hoher Prädation. Es stellt sich angesichts dieser Bestandstrends die Frage, wo Rotschenkel im Wattenmeer erfolgreich brüten und welche Einflussgrößen den Schlupf- und Bruterfolg bestimmen. Um diesen Fragen nachzugehen, untersuchten wir im Jahr 2003 Nistplatzwahl, Gelegeprädation und Schlupferfolg von Rotschenkeln auf der Insel Wangerooge. Es wurde angenommen, dass Prädation durch Bodenprädatoren auf Inseln geringer und der Schlupferfolg somit höher ist als in Festlandsgebieten. Im Jahre 2003 war die Prädation auf Wangerooge sehr gering und der Schlupferfolg entsprechend hoch (89%). Im Gegensatz zum Festland konnte kein Einfluss vegetationskundlicher Nistplatzstrukturen auf den Schlupferfolg nachgewiesen werden. Mögliche Ursachen der geringen Prädation werden diskutiert. Die Ergebnisse führen zu der Annahme, dass Inseln wie Wangerooge potentiell als Populationsquellen für Rotschenkel im Wattenmeer wirken könnten. Allerdings sind für eine abschließende Bewertung wesentlich umfangreichere Untersuchungen des Bruterfolges von Rotschenkeln, seiner räumlich-zeitlichen Variation sowie seiner Einflussgrößen notwendig.
Im Jahre 2005 wurde in einem Steinbruch in Geseke in Nordrhein-Westfalen eine Felsbrut eines Mäusebussards Buteo buteo entdeckt. Während Felsnester in Großbritannien und den Alpen zumindest gebietsweise vorkommen und teilweise sogar häufig sind, werden für Mitteleuropa außerhalb der Alpen lediglich einige Bodenbruten beschrieben, jedoch keine Bruten auf Felsen. Obwohl ein Uhupaar Bubo bubo seit einigen Jahren im selben Teil des Steinbruches brütet, wurden drei junge Mäusebussarde flügge.
Die Verbreitungs- und Dichteangaben für Deutschland beziehen sich auf die Jahre 2003 und 2004. Der Brutbestand betrug 2004 470 Paare, die sich auf acht Bundesländer verteilten (Gedeon et al. 2004). Die Angaben zur Dichte wurden nach der tatsächlichen Besetzung durch Brutpaare auf den TK 25 eingefügt. Die Grundlage für die Verbreitungs- und Dichteangaben in Polen bildete eine punktgenaue Karte der bis Ende 2000 bekannten Brutplätze (Mizera 2002), die um die Neuansiedlungen bis 2004 aktualisiert wurde. Der Bestand wurde in Polen für 2004 auf 600 bis 670 Paare geschätzt (Cenian et al. 2006). Während in Deutschland ein sehr hoher Erfassungsgrad durch ein jährliches Monitoring vorliegt, wird in Polen zwischen einem möglichen Bestand und den konkret bekannten Brutplätzen unterschieden. Letztere Daten (rund 600 Brutpaare) fanden Eingang in die gemeinsame Karte. Die unktgenauen Angaben der polnischen Verbreitungskarte auf Basis des geografischen Gitternetzes wurden in eine Rasterkarte (TK 25) übertragen und daraus die Dichte ermittelt. Im Grenzbereich zwischen beiden Ländern wurde die Anzahl der deutschen und polnischen Brutpaare auf den gemeinsamen Rastern zusammengefasst.
Von 560 in Deutschland nachgewiesenen Arten wurden 555 Arten einer Bewertung unterzogen. Danach sind 289 Arten (52 %) bestandsgefährdet. 227 Arten wurden einer Gefährdungskategorie zugeordnet: 25 Arten zu Kategorie 1 ("vom Aussterben bedroht"), 81 Arten zu Kategorie 2 ("stark gefährdet"), 88 Arten zu Kategorie 3 ("gefährdet"), 33 Arten zu Kategorie G ("Gefährdung unbekannten Ausmaßes"); 24 Arten gelten als "extrem selten" (R) und 43 Arten wurden in die Vorwarnliste (V) aufgenommen. Für 17 Arten sind die "Daten unzureichend" (D) für eine Einstufung. Im Vergleich mit der Fassung von 1998 hat der prozentuale Anteil der in die Rote Liste aufgenommenen Arten nicht abgenommen. Nur 37 % der Arten gelten als derzeit nicht gefährdet. Veränderungen zeigen sich vor allem in unterschiedlichen Einstufungen der Arten. Dies ist teilweise durch die andere Einschätzung der Bestandessituation bedingt, teilweise auch durch die neue Vorgehensweise und Anwendung des vorgegebenen Einstufungsschemas. Bei 59 Arten ergab sich eine im Vergleich zu 1998 günstigere Bestandessituation, 36 Arten finden sich nun in einer höheren Kategorie, weil sich ihre Situation schlechter darstellt als vor 10 Jahren. Hauptursache für den gravierenden Rückgang vieler Arten ist die industrielle Landwirtschaft und der damit einhergehende Verlust artspezfischer Nahrungsquellen und Nistplätze.
Wildvögel, v.a. Wassergeflügel, sind Reservoir für alle Influenzaviren. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind die Subtypen H5 und H7, während H1, H2 und H3 Erreger der Humangrippe sind. Diese niedrig pathogenen Vogelgrippeviren verursachen normalerweise bei infi zierten Vögeln keine klinischen Symptome. Nach Transfer niedrig pathogener Vogelgrippeviren in Geflügelhaltungen mit den daraus resultierenden, rasch aufeinander folgenden Virenzyklen durch rasche Vogelpassagen und sofortige Neuinfektion kann sich ein solches niedrig pathogenes Virus jedoch in ein hoch pathogenes Vogelgrippevirus (HPAI-Virus) umwandeln. Diese hoch pathogenen Viren können dann sowohl wieder über Wildvögel, als auch über Transport kontaminierter Vögel, Gefl ügelprodukte und Materialien sowie über Wasser weiterverbreitet werden. Der aktuelle, große Ausbruch der Gefl ügelgrippe geht auf den HPAI-Virus H5N1 zurück, der vermutlich in den späten 1990er Jahren in Hausenten in Südchina entstanden ist. Im Jahr 2005 begann diese Krankheit, sich von Südostasien aus westwärts zu verbreiten und trat damit als direkte Bedrohung für europäische Geflügelbestände in Erscheinung. Außerdem wurden einige wenige menschliche Fälle einer HPAI H5N1-Erkrankung aus Südostasien gemeldet. Alle diese menschlichen Erkrankungen standen mit sehr engen Kontakten zu oder Verspeisen von infizierten Tieren (vor allem Hühner, Enten und Schweine) in Verbindung und eine mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragung wird noch kontrovers diskutiert. Obwohl die Vogelgrippe nach wie vor eine Geflügelkrankheit ist, besteht die Möglichkeit, dass sich das Virus in seiner genetischen Struktur – z.B. durch Vermischung mit einem Humangrippevirus – so verändern kann, dass es leicht zwischen Menschen übertragen werden kann und bei diesen auf ein weitgehend unvorbereitetes Immunsystem trifft. Obwohl sich die Wahrscheinlichkeit einer solchen Veränderung nicht abschätzen lässt, liefern drei Pandemien im 20 Jahrhundert, die alle auf mutierte Vogelgrippeviren zurückzuführen sind, genug Anlass zur sorgfältigen Beobachtung der momentanen Lage.
Das seit Beginn der Beringung im Jahre 1909 erhobene langjährige und umfangreiche Datenmaterial aus dem Helgoländer Fanggarten des Instituts für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ wurde ab 1960 unter konstanten Bedingungen und mit weitgehend standardisierten Methoden erfasst. Mit ganzjährigem Fangaufwand und mit bis zu 7 Fangtrieben pro Tag konnten von 1960 bis 2001 in drei Trichterreusen gut 490.000 Vögel aus 153 Arten gefangen und beringt werden. Im Frühjahr war bei 12 Kurz/Mittelstreckenziehern (KMZ), bei 10 Langstreckenziehern (LZ) und bei Mönchsgrasmücke und Zilpzalp (ohne Zuordnung) der Stichprobenumfang groß genug, um für jedes der 42 Jahre Heimzugmittelwerte (HZMW) zu berechnen. Im Herbst konnten die Wegzugmittelwerte (WZMW) von 16 KMZ, 8 LZ und von Mönchsgrasmücke und Zilpzalp berechnet werden. Auf dem Heimzug besteht bei 20 der 24 Arten ein Trend zur Verfrühung des HZMW über den Untersuchungszeitraum, signifikant bei 14 Arten (5 KMZ, 8 LZ und Mönchsgrasmücke) mit Verfrühungen von bis zu 12 Tagen. Dieser Trend unterscheidet sich nicht zwischen den Kurz/Mittelstreckenziehern (KMZ) mit im Mittel 5,8 Tagen und den Langstreckenziehern (LZ) mit im Mittel 7,3 Tagen. Bei 22 Arten geht die Verfrühung des HZMW einher mit einer zunehmenden lokalen mittleren artspezifischen Heimzugtemperatur (HZT), signifikant bei 11 Arten (7 KMZ, 2 LZ und Mönchsgrasmücke und Zilpzalp). Bei 23 Arten steht der Trend des großräumigen Klimaphänomens „Nordatlantischen Oszillation“ zu immer mehr positiven Winter-Indices in Zusammenhang mit der Verfrühung der HZMW, signifikant bei 13 Arten (5 KMZ, 7 LZ und Zilpzalp). Dabei werden die HZMW der KMZ (sowohl als einzelne Arten als auch in ihrer Summe als Zugtyp) in einem stärkeren Maß von der HZT, die der LZ eher vom Winter-NAO-Index beeinflusst. Auf dem Wegzug besteht bei 14 der 26 Arten ein Trend zur Verspätung des WZMW von 1960 bis 2001, signifikant bei 5 Arten (2 KMZ, 2 LZ und Zilpzalp) mit einer Verspätung von bis zu 9 Tagen. Ein Trend zur Verfrühung tritt bei 6 Arten auf, ist jedoch bei keiner Art signifikant. Obwohl sich die beiden Zugtypen nicht signifikant voneinander unterscheiden, zeigen die LZ als Zugtyp einen Trend zur Verspätung ihres gemeinsamen WZMW um 3 Tage, während der gemeinsame WZMW der KMZ trendlos ist. Eindeutige Zusammenhänge mit Klimaelementen zur Brut- und Wegzugzeit, die im Vergleich zum Winter/Frühjahr deutlich schwächer ausgeprägte Veränderungen zeigen, bestehen nicht. Bei 20 Arten konnten sowohl HZMW als auch WZMW berechnet werden. Der Trend zur Zunahme der Zeitspanne zwischen HZMW und WZMW bei 16 Arten, signifikant bei 13 Arten (7 KMZ, 5 LZ und Zilpzalp) mit Zunahmen von bis zu 16 Tagen, der hauptsächlich auf der Verfrühung der HZMW beruht, wird als Verlängerung des Aufenthalts im Brutgebiet, mit der Möglichkeit zur Erhöhung des Bruterfolgs, interpretiert.
Die Funktion der Zehensohlenballen bei Singvögeln wird einerseits der Lokomotion anderseits der Wärmeisolation zugeschrieben. In dieser Arbeit untersuchen wir die Beziehung zwischen Höhe des proximalen Zehensohlenballens der Hinterzehe von 88 Singvogelarten aus 7 Gattungen mit der Temperatur im Überwinterungsgebiet und dem Anteil an Koniferennadeln im Substrat, auf dem sich die Vögel während der Nahrungssuche fortbewegen. In 2 Gattungen (Carduelis, Carpodacus) korrelierte die Temperatur im Überwinterungsgebiet mit der Höhe des Zehensohlenballens. In 3 Gattungen (Parus, Phylloscopus, Sitta) zeigte das Substrat einen starken Zusammenhang mit der Zehensohlenballenhöhe. Und in 2 Gattungen (Dendroica, Regulus) korrelierten beide ökologischen Faktoren mit der Höhe des Zehensohlenballens. Die beiden ökologischen Faktoren sind nicht miteinander korreliert. Sowohl die Temperatur im Überwinterungsgebiet als auch der Anteil an Koniferennadeln im Substrat scheinen einen evolutiven Einfluss auf die Ausbildung von hohen Zehensohlenballen auszuüben. Der Einfluss jeder der ökologischen Faktoren ist pro Gattung unterschiedlich ausgeprägt.
Im Winter 2004/05 wurden im NSG Radolfzeller Aachried unter Schlafbäumen 143 Speiballen von Kormoranen gesammelt und analysiert. Die verzehrten Fische stammen wahrscheinlich überwiegend aus dem vorgelagerten Teil des Bodensees, dem Zeller See. Es wurden 567 Fischindividuen anhand der unverdauten Reste ermittelt, 42 konnten nicht näher kategorisiert werden. Von den 31 Fischarten des Bodensees ließen sich 17 als Kormorannahrung nachweisen. Weißfische machten 40,6% der Individuen aus. Die höchsten Anteile hatten: unbestimmbare Cypriniden (19,6%), Hecht (15%), Flussbarsch (12,7%), Karpfen (12%) und Kaulbarsch (9,4%). Die als besonders durch Kormorane bedroht geltende Äsche machte nur 1,6 % aus.