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Im Zeitraum von 1991 - 1992 wurden 2000 Stuhlproben von a) Tropenreisenden (n = 600), b) Patienten mit Durch fall (n = 500) und c) Patienten mit gastrointestinalen Symptomen, jedoch ohne Durchfall (n = 900) auf Campylobacter spp. untersucht Hierfür wurden drei Kultivierungsmethoden parallel eingesetzt: 7. eine Filtermembranmethode, 2. ein blutfreies Campylobacter-Selektivmedium und 3. ein Blutmedium mit Butzler-Supplement Zusätzlich wurde der Einfluß von Transportbedingungen untersucht mittels Vergleiches zwischen Nativ-Stuhlproben versus Stühlen, die in ein Transportnährmedium (Cary-Blair-Medium) gegeben worden waren (n = 517).
Insgesamt waren 54/2000 (2,7%) Stuhlproben positiv. Die Campylobacter-Auffindungsrate in flüssigen Stühlen (Gruppe B) lag dreifach höher im Vergleich zu nicht-durchfälligen Proben (p < 0.01). In den Gruppen b) und c) waren Patienten, die älter als 40 Jahre waren, signifikant seltener mit Campylobacter infiziert als jüngere Personen, während es bei den Tropenreisenden keinen Alterseffekt gab. Unter den drei Kultivierungsmethoden war das Filtermembranverfahren dasjenige mit der besten Campylobacter-Ausbeute (p < 0.01): Methode 1 ergab 57,5%, Methode 2 50% und Methode 3 40,7% positive Isolate. Durch den Einsatz von Cary-Blair-Transportmedium konnte die Campylobacter-Isolierungsrate um 25% gesteigert werden. Die am häufigsten isolierten Spezies waren C. jejuni und C. coli.
Über erste Erfahrungen mit dem Immunoassaysystem Access® wird berichtet. Die Impräzision von Tag zu Tag lag unter Verwendung von kommerziellem Kontrollmaterial meist unter 5%, betrug aber vereinzelt bis zu 8,6%. Die Richtigkeit bezugnehmend der Sollwerte von Richtigkeitskontrollseren zeigte eine gute Vergleichbarkeit. Ein Methodenvergleich an Patientenproben mit anderen kommerziellen Immunoassaysystemen wurde ebenfalls durchgeführt. Die Korrelationskoeffizienten für alle Methoden liegen zwischen 0.92 und 0.99. Es gibt jedoch Unterschiede in der Steigung und dem Intercept, die aber toleriert werden können. Unsere ersten Erfahrungen zeigen, daß mit dem Access® Immunoassaysystem hinsichtlich Impräzision und Richtigkeit eine Zuverlässigkeit erreicht wird, die anderen Immunoassaysystemen vergleichbar ist.
18-OH-Corticosteron (18 ) wird als die unmittelbare Vorstufe der Aldosteron-Synthese angesehen. In-vitro-Untersuchungen sowie vereinzelten klinischen Beobachtungen zufolge sollen Nebennierenrinden-Adenome, im Gegensatz zu Nebennierenrinden-Hyperplasie, vermehrt 8- bilden. In der vorliegenden Studie wurde an 1.272 Patienten einer Hochdruckambulanz, wobei bei 84 Patienten mit primärem Aldosteronismus infolge eines Adenoms sowie bei 110 Patienten infolge einer Nebennierenrinden-Hyperplasie die Diagnose gesichert werden konnte, der diagnostische Stellenwert von 8- im Vergleich zu den Aldosteron-Metaboliten Aldosteron-18-Glucuronid (ALD-18-G) und Tetrahydroaldosteron (TH-ALD) untersucht. Dies im Hin blick auf: 1. die Erkennung eines primären Aldosteronismus, und 2. der differentialdiagnostischen Unterscheidung zwischen einem Adenom und einer Hyperpläsie.
Bezüglich der ersten Fragestellung wurde für 18-OHB - hinsichtlich der Unterscheidung zwischen dem primären Aldosteronismus infolge eines Adenoms und einer essentiellen Hypertonie-eine diagnostische Sensitivität von 99,2% bei einer diagnostischen Spezifität von 95,2% berechnet. Deutlich geringer war mit einer diagnostischen Sensitivität von 79,7% bei einer diagnostischen Spezifität von 60,9% die Abgrenzung zwischen dem primären Aldosteronismus infolge einer Hyperpläsie und einer essentiellen Hypertonie.
18-OHB war bei 11 der 84 Adenom- und 5 der 110 Hyperplasie-Patienten zunächst das einzig erhöhte Steroid im 24 h-Urin. Bei ihnen konnte erst innerhalb einer bis zu 2jährigen Beobachtungszeit ein langsamer Anstieg der Aldosteron-Metabolite beobachtet werden. Somit stellt das 18-OHB einen „Frühmarker" der Erkrankung dar.
In der Unterscheidung zwischen einem Nebennierenrinden-Adenom und einer -Hyperplasie besitzt 18-OHB mit einer diagnostischen Sensitivität von 84,5% bei einer diagnostischen Spezifität von 96,4% ein höheres Abgrenzungsvermögen als Tetrahydro-Aldosteron und Aldosteron-18-Glucuronid dar.
Für die Unterscheidung des Adenoms von der Hyperpläsie ließ sich für 18-OH-Corticosteron im 24 h-Urin ein Wert von 7,9 [ig/die als eine optimale Diskriminanzschwelle berechnen. Bei einer höheren Ausscheidung ist in 84,5% der Fälle mit einem Nebennierenrinden-Adenom zu rechnen. Hinsichtlich der diagnostischen Wertung von 18-OHB sind weder geschlechts- noch altersspezifische Abhängigkeiten zu berücksichtigen.
Die Bestimmung von Tetrahydro-Aldosteron (oder Aldosteron-18-Glucuronid) in Kombination mit 18-OH-Corticosteron stellt die optimale Methode zur Diagnostik des primären Hyperaldosteronismus, insbesondere infolge eines Adenoms, dar.
Die Befundung individueller Fallkonstellationen bei geeigneten Parameterkonstellationen und Fragestellungen ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Aufgabenstellung des Fachgebietes Laboratoriumsmedizin.
Um den labormedizinischen Anteil der medizinischen Diagnostik umfassend zu unterstützen, sollte unabhängig vom Einsatz wissensbasierter Systeme die labormedizinische Spezialbefundung generell bei entsprechenden Fragestellungen und Kenngrößenkonstellationen sowie bei Verfügbarkeit der jeweils geeigneten Methodik, bei Vorhandensein der entsprechenden Krankheitsprävalenzen und der entsprechenden labormedizinischen Kenntnisse durchgeführt werden. Dieser Notwendigkeit wird aber oft wegen des Aufwandes der individuellen fallbezogenen Befunderstellung nicht im erforderlichen Umfang entsprochen.
Bei richtigem Einsatz wissensbasierter Systeme kann die labormedizinische Spezialbefundung effizient unterstützt und auf hohem Niveau optimiert und, soweit sinnvoll, standardisiert werden. Dies ist eine der wesentlichen Zielsetzungen der Pro.M.D.-Entwicklung (Prologsystem zur Unterstützung Medizinischer Diagnostik). Weitere zum Teil ebenfalls bereits zu einem großen Teil erreichte Ziele bei der Pro.M.D.-Entwicklung sind die Schaffung einer gemeinsamen Notationsebene für das bei der labormedizinischen Spezialbefundung formalisierbare Wissen und die dadurch erreichbare Verbesserung des fallbezogenen Erfahrungsaustausches.
Bedeutung der Retikulozytenbestimmung zur Differenzierung und Behandlungskontrolle der Anämie
(1994)
Die Retikulozytenbestimmung hat eine wesentliche Bedeutung in der Differenzierung und Behandlungskontrolle von Anämien. Dies insbesondere, seitdem die mikroskopische Retikulozytenzählung durch die Bestimmung mit automatisierten Blutzellzählgeräten abgelöst und somit die Retikulozytenzahl mit geringer Impräzision bestimmt werden kann. Somit ist es möglich, die Regeneration derErythropoese gut zu verfolgen. In der Differenzierung der Anämien hat die Retikulozytenbestimmung ihre wesentliche Bedeutung zur Unterscheidung der nprmozytären Anämie formen. Ist bei normozytärer Anämie die Retikulozytenzahl normal oder vermindert, muß eine Knochenmarkpunktion in Erwägung gezogen werden. Bei mikro- und makrozytären Anämien ist die Retikulozytenbestimmung weniger bedeutsam. Für die Behandlungskontrolle der Anämien kann die Retikulozytenzahl ein wichtiger Indikator sowohl für eine beginnende Regeneration der Erythropoese als auch für die erfolgreiche Behandlung einer die Erythrozytenlebenszeit verkürzenden Erkrankung sein.
The accumulation and distribution of characteristic secondary products in the different organs of an Aloe plant (A. succotrina Lam.) were studied by high performance liquid chromatography for the first time. In the leaves of the Aloe plant, only anthrone-C-glycosyls of the 7-hydroxyaloin type and, for the first time in plant material, the free anthraquinone 7-hydroxyaloeemodin were found. In contrast to previous reports on the distribution of secondary products in Aloe plants, anthrone-C-glycosyls were also detected in flowers, bracts and the inflorescence axis of the species examined. Aloesaponol I, a tetrahydroanthracene aglycone, was only present in the underground organs and in the stem. The 2-alkylchromone-C-glucosyl aloeresin B showed no specific occurrence as it was found in every type of organ. Based on these results and the findings of recent studies on Aloe roots and flowers, a distribution scheme of polyketide types in the Aloe plant was established. It suggests a separate and independent anthranoid metabolism for underground Aloe organs and stem on the one hand, and for leaves and inflorescence organs on the other hand. In the latter structures anthranoid metabolism seems to be additionally compartmentalized as the anthranoid pro files of inflorescence organs and leaves differ in two points relevant to anthranoid biosynthe sis: firstly, the occurrence of anthrone aglycones and secondly, the individual content of corresponding anthrone-C-glucosyl diastereomers.
The marine diatom Ditylum brightwellii (West) Grunow isolated from the Baltic Sea could be synchronized by a light/dark rhythm of 6.5:17.5 h (white light intensity 8 W m-2) at 18 °C and 0.035 vol.% CO2. Content of protein, DNA and RNA increased linearly up to the end of the cell cycle. Pigments (chlorophyll a, chlorophyll c1 + c2, carotenoids) and galactolipids were synthesized in the light period only. A lag phase of 2 h was observed in the biosynthesis of sulphoquinovosyl diacylglycerol and phosphatidylglycerol. Formation of phosphatidylglycerol and phosphatidylcholin continued in the dark period (30% and 28%, respectively). The pattern of major fatty acids (C14:0, C16:1, C16:0, C18:1 and C20:5) varied during the cell cycle of Ditylum.
Biosynthesis of acyl lipids was reduced in dependence on the UV-B dose. The most sensitive lipid was digalactosyl diacylglycerol (total inhibition at 585 J m-2), whereas phosphatidylcholin was less affected (20% reduction). UV-B radiation during the dark period had no effect on the lipid and pigment content. Strongest inhibitory effect of UV-B on cell division, synthesis of protein, pigments, sulphoquinovosyl diacylglycerol and phosphatidylglycerol was found after UV-B radiation at the beginning of the cell cycle (0.-2. h). An exposure time at the end of the light period (4.-6. h) led to a marked damage on the synthesis of monogalactosyl diacylglycerol and phosphatidylglycerol. These findings indicate a stage-dependent response of Ditylum to UV-B irradiance. The impact of UV-B resulted in an increase of unsaturated long chained fatty acids (C18, C20) and in a diminution of short chained fatty acids (C14, C16). Content of ATP was not affected by UV-B radiation under the used conditions. The inhibitory effect of UV-B on synthesis of DNA, RNA, protein and acyl lipids was mainly reversible. Results were discussed with reference to UV-B damage on the enzymes involved in the biosynthesis of acyl lipids and by a reduction of available metabolites.
Starting from (MeO)3SiCH2Cl (10) and Ph2(H)SiCH2OH (16), respectively, the (hydroxymethyl)diphenyl(piperidinoalkyl)silanes (HOCH2)Ph2Si(CH2)2NC5H10 (6) and (HOCH2)Ph2Si(CH2)3NC5H10 (8) have been synthesized [10→Ph2(MeO)SiCH2Cl (11)→Ph2(CH2=CH)SiCH2Cl (12)→Ph2(CH2=CH)SiCH2OAc (13)→Ph2(CH2=CH)SiCH2OH (14)→Ph2(CH2=CH)SiCH2OSiMe3 (15)→6; 16→Ph2(H)SiCH2OSiMe3 (17)→8; NC5H10 = piperidino]. N-Quaternization of 6 and 8 with MeI gave the corresponding methiodides 7 and 9, respectively. As shown by IR-spectroscopic studies, compounds 6 and 8 form intramolecular O-H···N hydrogen bonds in solution (CCl4). In the crystal, 6 (space group Pna21; two crystallographically independent molecules) also forms intramolecular O-H···N hydrogen bonds whereas 8 (space group P1̅) forms intermolecular O-H···N hydrogen bonds leading to the formation of centrosymmetric dimers (single-crystal X-ray diffraction studies). The (hydroxymethyl) silanes 6-9 and the related silanols (HO)Ph2Si(CH2)2NC5H 10 (sila-pridinol; 1), sila-pridinol methiodide (2), (HO)Ph2Si(CH2)3NC5H10 (sila-difenidol; 3) and sila-difenidol methiodide (4) were investigated for their antimuscarinic properties. In functional pharmacological experiments as well as in radioligand competition studies, all compounds behaved as simple competitive antagonists at muscarinic M1-, M2-, M3- and M4-receptors. In general, the silanols 1-4 displayed higher receptor affinities (up to 100-fold) than the corresponding (hydroxymethyl) silanes 6-9 . In the (hydroxymethyl)silane series, compound 7 was found to be the most potent muscarinic antagonist [pA2/pKi= 8,71/8,6 (M1), 8,23/7,8 (M2), 8,19/7,8 (M3); pKi = 8,2 (M4)]. In the silanol series, the related compound 2 showed the most interesting antimuscarinic properties [pA2/pKi = 10,37/9,6 (M1), 8,97/8,8 (M2), 9,08/8,8 (M3); pKi = 9,4 (M4)].
Bis(N,N-diethyl-N′-benzoylselenoureato)lead(II) has been prepared and characterized by single-crystal structure analysis. Pb(C12H15N2OSe)2 crystallizes in the non-centrosymmetric orthorhombic space group Iba2. The cell parameters are a = 13.206(3), b = 20.542(4), c = 10.089(2) A and Z = 4. R = 0.025. The direction of the polar axis was determined unambig uously. Pb(II) is bidentally coordinated to two N,N-diethyl-N′-benzoylselenourea molecules. The coordination polyhedron is a distorted pseudo-trigonal bi-pyramid with one equatorial position occupied by an electron lone-pair. The Pb-Se and Pb-O bond lengths are 2.876(1) and 2.444(4) Å, respectively. In the crystal lattice, each Pb atom also shows interactions with two Se atoms of a neighboring molecule. The Pb-Se distance of that interaction is 3.643 Å.
1,4-Bis(trimethylsiloxy)benzene has been crystallized both by vacuum sublimation and from «-heptane solution, which each yielded colourless plates with identical monoclinic unit cell dimensions (P2/n, Z = 4). The conformation of C[ symmetry shows the two (H3C)3SiO-substituents to be conrotationally twisted around the O-( C6H4)-O axis by dihedral angles o f ± 60°. According to the photoelectron spectroscopic ionisation pattern and its Koopmans’ assignment, IEVn = -εJAM 1, by AM 1 eigenvalues, the gas phase structure should also be of C, symmetry. The results of geometry-optimized MNDO , AM 1 or PM 3 calculations for the monosubstituted derivative H5C6-OS i(CH3)3 are compared with respect to the quality of their fit to the measured data.
The one-electron transfer to large π-delocalized hydrocarbons provides an interesting possibility to crystallize solvent-separated ion-pair salts containing optimally solvated cations. Accordingly, the reduction of 9.9′-bianthryl in aprotic 1.2-dimethoxyethane (DME) solution at a sodium metal mirror allows to grow dark blue, brick-like crystals of its radical anion and threefold DME-solvated sodium cation. The structure of the radical anion is very similar to that recently published for the neutral molecule. According to AM 1 enthalpy hypersurface calculations based on the structural data, the torsion angle between 60° and 120° is determined by the lattice packing and the negative charge is -π-delocalized predominantly within only one anthracene subunit. The counter cation [Na⊕(DME)3], reported only three times so far, shows a sixfold propeller-like coordination of approximate D3 skeletal symmetry with contact distances Na⊕···O between 232 and 243 pm and angles ≮ONa⊕O varying between 69° and 159°. Due to the small repulsion between the chelating DME molecules, the isodesmically calculated Na⊕ solvation enthalpy is more negative than that of the analogous tetrahydrofuran complex [Na⊕(THF)6] - as confirmed by the laboratory experience that salts of less stable anions are preferentially crystallized from a strongly cation solvating DME solution.
The sodium salt of the most simple polynitro-substituted hydrocarbon anion. Na⊕⊖C(NO2)3, (for a hazard warning cf. [***]) crystallizes from ether solutions without and with addition of 18-crown-6 either in a polymer band. [(Na⊕⊖C(NO2)3)dioxane]∞, or as a solvent- separated ion pair, [(Na⊕/18-crown-6)(THF2]⊕[(Na⊕/18-crown-6)(O2N-C⊖(NO2)2)2]⊖. The Na⊕ cations are each 8-fold coordinated in hexagonal bipyramidal arrangement. According to extensive quantum-chemical calculations based on the structure coordinates, the formation of these novel salts can be traced back to the charge distribution in the anions ⊖C(NO2)3. which due to negatively charged oxygen centers are favorable complex ligands. The structure determining effects of solvation are discussed.
Tetraphenyl-p-benzoquinone, according to its single crystal structure, shows some steric congestion: its quinone ring is distorted by 7° to a chair conformation, and its phenyl substituents are twisted around their CC axes between 46° and 72°. The half-wave reduction potentials of -0.57 and -1.25 V in acetonitrile confirm negligible π interaction of the phenyl substituents. Addition of alkalimetal tetraphenylborate salts lowers the second reduction potential due to contact ion formation, which can be confirmed by UV/VIS spectra recorded under aprotic conditions. Extensive ESR/ENDOR investigations prove the formation of the following species in THF solution: Tetraphenyl-p-benzosemiquinone radical anion contact ion pairs [M·⊖ Me⊕solv]' (Me⊕: Li⊕, Na⊕, Rb⊕, Cs⊕) and contact triple ion radical cations both with identical cations [M·⊖ (Me⊕solv)2]·⊕ (Me⊕: Li⊕, Na⊕, Cs⊕) and different cations [M·⊖ (Li⊕solv)(Me⊕solv)]·⊕ (Me⊕: Na⊕, Cs⊕). Addition of crown ethers can lead to external solvation of the Me⊕ counter cations, whereas cryptands form internal solvation complexes. The radical anion of 2,6-diphenyl-p-benzosemiquinone adds cations at its phenyl-free molecular half. The radical anion salt [tetraphenyl-p-benzosemiquinone·⊖ (Na⊕(tetrahydropyrane) 2)] could be crystallized and its structure determined at 200 K. In agreement with the Hirota sign rules for contact radicals in solution, the Na⊕ ion is found 62 pm above the π plane and 29° outside the axis of the CO bound, which is elongated due to one-electron reduction by 5 pm to 127 pm.
Crystals of lemon yellow dipotassium nitranilate and of yellow disodium nitranilate dihydrate have been grown and their structures determined at 290 and 200 K. The six-member- ed, O2N-disubstituted rings show a pronounced cyanine distortion with all four CO bonds identical and the two (OCC(NO2)CO)⊖ chains connected by single CC bonds of each 156 pm length. In the anhydrous K⊕ salt, the ring is planar, but in the Na⊕ hydrate salt it exhibits a twist conformation. Quantum chemical calculations allow to reproduce the structure in every detail, demonstrate strong charge alternation along the cyanine chains with considerable delocalization into the O2N acceptor substituents, and suggest that the rather long connecting CC bonds contain positively charged carbon centers on both ends. In addition, metal ion coordination effects as well as the rather high pKa value of nitranilic acid are rationalized.
The isobaric melting and boiling diagrams for the systems: trimethylchlorosilane/pyridine and trimethylchloromethane/pyridine are reproduced. Some measurements of the molar volume of mixtures between trimethylchlorosilane and pyridine and trimethylchloromethane and pyridine are reported. For both systems the molar excess volume has been calculated as a function of the mole fractions
The isobaric melting and boiling diagrams for the systems: dimethyldichlorosilane/pyridine and 2,2-dichloropropane/pyridine are reproduced. The existence of the incongruently melting addition compounds (CH3)2SiCl2 · (Pyridine)2 and [(CH3)2CCl2]3 · Pyridine could be proved. Some measurements of the molar volume of mixtures of pyridine and dimethyldichlorosilane, and pyridine and 2,2-dichloropropane are reported. For both systems the molar excess volume has been calculated as a function of the mole fractions.
Die Geschichte des ästhetisch Wunderbaren läßt sich in drei Schritten oder Phasen nachzeichnen: vom Wunder zum Wunderbaren und vom Wunderbaren zum Phantastischen. Das Phantastische ist die höchste Emanzipationsstufe, wo das freie Spiel der Einbildungskraft in seiner autonomen, auf sich selbst gestellten Gesetzlichkeit das Reale, Vertraute unserer gewöhnlichen Welt in Frage stellt. Diese Entwicklung vom Wunder zum Wunderbaren und vom Wunderbaren zum Phantastischen wird von Jacob Grimm jäh unterbrochen. [...] Jacob Grimm leitet eine Denkbewegung ein, die ich die Rettung des Wunderbaren aus der Zerstörung durch das Phantastische nennen möchte. Dieser Rettungsversuch kann und will nicht mehr zur Rehabilitierung des theologischen Wunders zurückführen. Statt dessen zielt er auf das "Unvordenkliche" der eigenen Herkunft, das auf den Glauben an das eigene Volk gründet.
Inhalt
Vorwort
Zum 80. Geburtstag von Dr. Erich Meyn
Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Jiri Kosta
Zur Person: Prof. Dr. Renate Neubäumer
Prof. Dr. Renate Neubäumer: Der ostdeutsche Arbeitsmarkt-Ein Arbeitsmarkt wie jeder andere?
Prof. Dr. Herfried Münkler: Wo liegt Europa? Mythos und politische Idee
Aufsatz aus der gewerkschaftlichen Frauenzeitung vom 1.Februar 1923
Errichtung der Preller-Stiftung
Verzeichnis der Lehrveranstaltungen
Organe der Akademie
Lehrkräfte der Akademie
Teilnehmer/innemdes 58. Lehrgangs 1992/93
Teilnehmer/innen des 59. Lehrgangs 1993/94
Aufnahmeantrag für den Verein der Freunde und Förderer der Akademie der Arbeit e. V
Metaleptea, vol. 15, no. 1, july 1994 : the orthopterists' newsletter / The Orthoperists' Society
(1994)
Zwar trifft für alle romantischen Schriftsteller zu, ob für Kleist oder die beiden Schlegel, für Görres oder Arndt, für Chamisso oder Steffens, für Novalis oder Heine, daß die Thematisierung Frankreichs nicht zu trennen ist von der eigenen kulturellen und nationalen Identitätsfindung. Das Sprechen über Frankreich ist für alle Genannten ein Reden über sich selbst, über das Selbstverständnis als Territorialpatriot, als Deutscher und als Schriftsteller. Und doch gilt dies in besonderer Weise von Achim von Arnim.
Acompanha-se, aqui, a pertinência do lema de Engels, que concebe o marxismo como "herdeiro do idealismo alemão" nas teorias de Lukács, Horkheimer e Adorno. Enquanto Lukács assenta o método marxista na vertente da filosofia hegeliana e Horkheimer assume explicitamente o legado kantiano, Adorno não se propõe a ser herdeiro, mas sim crítico do idealismo alemão.
Habermas relê Adorno e Horkheimer à luz do seu próprio modelo, isto é, do "paradigma lingüístico" que substitui a práxis transformadora pela argumentação. Assim, Habermas não percebe que, em Adorno, a competência comunicativa subordina-se a algo essencialmente diferente, a um impulso emancipatório. As características deste a priori transcendental racionalmente mediado devem ser buscadas não na Dialética do esclarecimento, mas em Minima moralia.
Frente a quienes afirman que la «razón anamnétíca» es una cultura ausente del pensamiento occidental, Habermas defiende en este artículo que es la «razón comunicativa» su natural heredera. Habermas reconoce que a esa cultura que viene de Jerusalén debe la filosofía europea la Inspiración de sus topoi más sobresalientes: los de sujeto, autonomía, liberación, historia... Pero en tiempos postmetafísicos sólo la pragmática universal de su «razón comunicativa» puede hacerse con el potencial semántico inserto en la cultura del monoteísmo judío.
Dansk medieforsknings historiske gæld til Jürgen Habermas's "Struk- turwandel der Öffentlichkeit" fra 1962 kan næppe overvurderes. Den norkse oversættelse "Borgerlig Offentlighet" fra 1971 blev fast pensum for flere generationer af mediestuderende, og trods en ofte dybdebo- rende kritik af bogen blev offentlighedsteorien dén sociologiske forståel- sesramme, som den kritiske medieforskning og -politik til stadighed tog udgangspunkt i. Ved nyudgivelsen af bogen i 1990 skrev Habermas et nyt forord, som vi her bringer den anden halvdel af. Habermas tegner her et kritisk billede af bogens forudsætninger: Adornos kritiske teori, datidens medieforskning og Habermas' begrænsede kendskab til de nye massemedier. Han trækker endvidere en række forbindelseslinier mellem offentlighedsteorien og hans senere større arbejder, især "The- orie des kommunikativen Handelns" fra 1981, og giver et diskurs-teo- retisk normativt grundlag for udøvelse af offentlighed. Under indtryk af medieforskningens senere udvikling og de samfundsmæssige forand- ringer i 1970'erne og 1980'erne, specielt det civile samfunds øgede betydning for udviklingen i både Vest- og Østeuropa, revurderer han holdbarheden af sin gamle tese om en overordnet historisk overgang fra et kulturræsonnerende til et kulturkonsumerende publikum. Over- sættelse ved John Mortensen.
Con la finalidad de responder positivamente a la pregunta planteada en el título de este trabajo, el autor presenta y cuestiona, en primer Jugar, el supuesto filosófico tradicional, por el que se hace depender al lenguaje unilateralmente de la intenciones moralmente relevantes de los individuos. Expone luego las estaciones del fracaso de los intentos de fundamentación moral sobre la base del solipsismo metódico de la filosofía moderna antes del giro pragmático-lingüístico. Y defiende finalmente la posición de la fundamentación pragmático-trascendental última frente a las interpretaciones relativistas del mencionado giro de la filosofía contemporánea.
El artículo somete a discusión la concepción de la ética discursiva, tanto desde una perspectiva inmanente como desde una perspectiva feminista. En cuanto a lo primero, critica el uso equívoco que dicha concepción hace de la noción de "acuerdo" (Zustimmung) pues transfiere ilegítimamente un momento consensual al ámbito cognitivo e intelectivo de la moral. En cuanto a lo segundo, muestra que la ética discursiva se guía por una visión masculina unilateral, que atiende sólo a las relaciones simétricas entre seres personales, sin prestar atención al fenómeno moral, tradicionalmente femenino, del cuidado de los seres humanos sin integridad personal.
Primärtexte und Briefausgaben werden entsprechend dem für das HJb zugrundegelegten Siglenverzeichnis zitiert. Briefe und Notizen, die erstmals in der Kritischen Ausgabe abgedruckt wurden, bleiben hier unberücksichtigt. Jede bibliographische Angabe erhält eine Ordnungsnummer, ausgenommenn davon sind in der Regel Rezensionen. Einzelkritiken zu aktuellen Inszenierungen sind nur in Ausnahmefällen aufgenommen.
In den ersten beiden Dezennien nach der Wende zum 20. Jahrhundert revoltierte die junge, intellektuelle Generation in mehreren Wellen sowie zahlreichen Lebensbereichen gegen das erstarrte Selbstbild einer "Gesellschaft der Väter", die im ausgehenden 19. Jahrhundert zu Macht und Selbstbewusstsein gekommen war. Die Revolte fand ihren Ausdruck in verschiedenen Bewegungen der Zeit wie beispielsweise dem Anarchismus und dem Linksradikalismus in der politischen Theorie und Praxis oder dem Expressionismus und dem Dadaismus in den Künsten. Für die im Zusammenhang einer Erziehung zum "neuen Menschen" besonders interessierende Erziehungspraxis und Erziehungstheorie dieser Jahre schlug sich die Revolte in den Jugendbewegungen unterschiedlicher Couleur, praktischen Initiativen zur Lebensreform und einer Reformpädagogik nieder, die eine "Erziehung vom Kinde aus" auf ihr Banner schrieb.
"Kruzifix, errichtet vom Verschönerungsverein" : Ödön von Horváth und die Semantik der Moderne
(1994)
Das 20. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Geschwätzigkeit. Das zu beklagen und die Schuldigen anzuzeigen, gehört zu den liebsten Tätigkeiten der Kulturkritik. Diese - so monieren kritisch andere - trägt freilich allzuoft selbst nur zum allgemeinen Gerede bei. Daß aber die Kunst dem Terror korrumpierten Sprechens zu widerstehen habe, darüber herrschte lange Zeit Konsens: Die literarische Moderne hatte Schwätzer durch das Widerständige ihrer Form zum Schweigen zu bringen und - um ihrer Würde willen - lieber gar nichts zu sagen, als das Verkehrte und Falsche.
Daß diese Inhaltslosigkeit der Avantgarde zum Leerlauf einer korrumpierten Sprache nicht nur die Antithese darstellt, sondern zugleich eine Art geheimen Äquivalents, ließ man im Interesse einer klaren Frontenbildung besser nicht lautwerden. Wo das allgemeine Gerede sich auch in der Literatur der Moderne selbst bemerkbar machte, wurde einigermaßen stereotyp auf deren konstitutiv sprachkritischen Impetus verwiesen. Und wo Geschwätzigkeit ganz und gar die Textur literarischer Werke durchdrang, lag die Annahme nahe, die Moderne habe sich hier freiwillig auf gegnerisches Gebiet begeben, um den Feind - in einer Art Guerilla-Taktik - mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen.
Als vornehmster Vertreter dieser Art literarischer Sprachkritik war seit den 1960er Jahren Ödön von Horváth wiederzuentdecken
Meine Lektüre, die Canettis "Die gerettete Zunge" und Fontanes "Meine Kinderjahre" nebeneinanderstellt und gegeneinander führt, will nachweisen, daß beide Texte durch ein gemeinsames Bezugssystem definiert sind, durch das sie bedingt und hervorgebracht werden, das in ihnen aber auch mimetisch dargestellt ist und sich selbst thematisch wird. Die Koordinaten dieses Bezugssystems sind der Tod einerseits, die Kunst, genauer die Wirkungsmöglichkeiten der eigenen Dichterexistenz, andererseits. Beide Sujets stehen bei Fontane und bei Canetti in einem Ausschließungs- und einem Bedingungsverhältnis: der Tod, der allem Dichten ein Ende macht, ist gleichzeitig das, was den Schriftsteller dazu veranlaßt, gegen ihn anschreibend Leben in die Literatur zu retten - und damit auch, das ist der dialektische Umschlag: als Leben zu zerstören. Dieses Schreiben gegen den Tod, das Beschreiben des Todes und die Inszenierung des eigenen Dichtertums als Annihilation der Todesgefahr finden sich mit signifikanten Kongruenzen und ebenso signifikanten Inkongruenzen bei Fontane und Canetti. Versucht werden soll eine Annäherung an die beiden autobiographischen Texte durch eine Rekonstruktion der Schreibsituation von "Meine Kinderjahre" und "Die gerettete Zunge".
Felix Salten (eigentlich Siegmund Salzmann, 1869-1945) ist bekanntlich der Autor von "Bambi" gewesen, jener rührenden 'Lebensgeschichte aus dem Walde', die durch die gleichnamige Disney-Verfilmung weltberühmt geworden ist. Felix SaIten wird aber auch eine andere, berüchtigte 'Lebensgeschichte' zugeschrieben: die der 'wienerischen Dirne' "Josefine Mutzenbacher". Mit seinem Namen verbinden sich zwei offenbar höchst disparate literarische Gattungen: 'Tiergeschichte' und 'Pornographie'.
Die Disparität dieser Gattungen bedarf anscheinend keines Nachweises. Gewöhnlich wird nicht einmal die eine auf die andere als ihren Gegensatz bezogen. Auch "Bambi" und "Josefine Mutzenbacher" haben dazu bisher selten herausgefordert. "Bambi" bietet das Panorama einer luftigen Wald-und-Wiesen-Idylle, die sich immer dann als trügerisch erweist, wenn der Mensch auf den Plan tritt; im Modus der Kontemplation beschreibt das Buch ein schicksalhaftes, mal rührendes, mal trauriges Ineinander von Unglück und Glück.
In seinem ersten Schweizer Jahr (1919/20) verfaßte Rilke zwei Arbeiten in Prosa, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben: Sein bereits im Oktober 1919 veröffentlichtes Essay "Ur-Geräusch " sowie das Fragment "Entwurf einer politischen Rede". Während das "Ur-Geräusch" wiederholt Gegenstand eingehender Betrachtungen gewesen ist und als ein Schlüsseltext für Rilkes "Ästhetik" gelten darf, wurde dem "Entwurf einer politischen Rede" bislang keine Würdigung zuteil, die seine Bedeutung für das Verständnis von Rilkes entschieden poetischem Politikverständnis erkennen ließe. Im "Ur-Geräusch" hatte sich Rilke für die sinnliche Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Forschung ausgesprochen und das Experiment als Ort der Vereinigung des Geistigen mit dem Stofflichen vorgestellt; Intellekt und Sinnlichkeit sah Rilke im Erlebnis des Experimentierens identisch werden. In poetischer Hinsicht mochte für Rilke die Beschreibung eines solchen fiktiven Experiments, dessen Pseudowissenschaftlichkeit nicht nur ins Auge fällt, sondern von ihm beabsichtigt gewesen sein dürfte - im Sinne einer Parodie der zunehmenden Verwissenschaftlichung des Lebens -, vor allem auch eine sprachliche Herausforderung gewesen sein, ein Sprach-Experiment geradezu. Auch sein "Entwurf einer politischen Rede" betont den Erlebniswert.
Rudolf Kassner schrieb in einem "Avis für die künftige Philologie Hofmannsthalscher Texte", der Dichter habe das Wort "Wirklichkeit ... fast nie" gebraucht: "Um so häufiger die Worte: Gebärde, Ton, Sprache, Leben ... ". Was hier als apercu ausgesprochen wird, hat inzwischen die Qualität methodischen Verfahrens gewonnen; eine kulturwissenschaftlich geöffnete Germanistik, die den Leibraum nicht nur dichterischer, sondern selbst diskursiver Texte anvisiert, wird gerade bei Hofmannsthal auf eine Prägnanz und zugleich auf einen Variantenreichtum von Gebärden stoßen, die, auch nach den Arbeiten von Mauser und Austin, weitere Erforschung lohnen. Bezieht man in die Lektüre nicht nur die abgeschlossenen Texte, sondern auch die im Rahmen der Kritischen Ausgabe vorgelegten Dramen- und Erzählungsfragmente ein, dann wird zudem deutlich, dass Hofmannsthal mit gestischen Mustern arbeitete, die in den unterschiedlichsten narrativen Kontexten eine gewisse Stabilität bewahren und sich damit für die Beantwortung der Frage, welche schriftstellerische Strategie denn eigentlich die auseinanderstrebenden Fragmente noch zusammenhält, geradezu anbieten. Aus der Vielzahl jener Muster soll im folgenden ein relativ elementares vorgestellt werden, das seine textstrukturierende Kraft über weite Teile des Werks verbreitet.
In ihren Memoiren "Mein Leben" schreibt Alma Mahler-Werfel über ihren ersten Mann Gustav Mahler:
Er war ein Zölibatär und fürchtete das Weib. Seine Angst, 'heruntergezogen' zu werden, war grenzenlos, und so mied er das Leben ... also das Weibliche!
In diesem Satz spiegeln sich die im Wien der Jahrhundertwende zirkulierenden Weiblichkeitstheorien. Da ist die große magische Chiffre der Zeit: das Leben, als eine untere, gefährliche Macht, der man erliegen kann. Da ist ferner der Dualismus, dessen vielfaltige Varianten das Denken der Zeit bestimmen: Geist und Leben, Sittlichkeit und Sinnlichkeit, Über-Ich. Es sind die Antipoden, in denen die Jahrhundertwende die überkommenen Prinzipien der Moral und den kulturellen Bestand der Tradition den natürlichen, triebhaften Kräften des Lebendigen entgegensetzt. Da werden schließlich diese Antipoden in einer räumlichen Opposition angeordnet und in einer simplen Gleichung auf die Geschlechter verteilt. Man könnte meinen, Almas Urteil über Mahler sei inspiriert von Otto Weiningers "Geschlecht und Charakter" von 1903, besonders von dessen Vorstellung, daß das Leben den Mann von seiner Pflicht, von der Befolgung des kategorischen Imperativs abhalten könne und daß dieses Leben im Weiblichen inkarniert sei; dieses führt nach Weininger ein seelenloses, rein triebhaftes Dasein und zieht den Mann herunter, sofern er nicht zölibatär - in Weiningers Terminologie "keusch" - lebt.
"Meine Heimat habe ich behalten", schrieb der 52jährige Hofmannsthal 1926 an den Schweizer Diplomaten Carl Jakob Burckhardt, "aber Vaterland habe ich keins mehr, als Europa" - und er fügte hinzu: "ich muß dies fest erfassen, nur die Klarheit bewahrt vor langsamer Selbstzerstörung. " Selbstzerstörung meint: "den Rest [des] Lebens in unfruchtbarer Verbitterung" darüber zu verlieren, daß mit dem Zusammenbruch Österreichs so viel Erhaltenswertes und Bewahrenswertes vernichtet wurde. Das Kriegsende hatte Hofmannsthal tief erschüttert: "Welche Welt, in die wir geraten sind", schrieb er: "Das nackte Gebälk tritt hervor und zittert bis in die Grundfeste." In den Jahren, die folgten, wurde ihm zur Gewißheit, daß sich nicht nur die europäische Landkarte verändert hatte, sondern daß die politischen und sozialen Umwälzungen, die dem verlorenen Krieg gefolgt waren, eine neue geistige Fundierung des alten Kontinents erforderten. Unablässig bewegte ihn die Frage: Was kann politisch und kulturell den Weg in die Zukunft weisen? Die Antwort führte ihn immer wieder zu Europa. Die 'Idee Europa' wurde für ihn zum "umfassendsten und wichtigsten Begriff" seiner Existenz: "[...] ich sehe nicht, welcher der Ströme des wirklichen geistigen Lebens [...] nicht durch eine mutige und nüchterne Geistesoperation gezwungen werden könnte, in das Becken dieses großen Begriffes zu münden."
Im Frühjahr 1900 verbrachte Hugo von Hofmannsthal einige Wochen in Paris. Der Aufenthalt in der französischen Metropole, die ganz im Zeichen der Weltausstellung stand, wurde für Hofmannsthal zu einer Phase dichter Erlebnisse und Begegnungen. Die hier gewonnenen Impulse schlugen sich in einer Flut von Einfallen nieder, deren Verflüchtigung Hofmannsthal nur mit Mühe vorbeugen konnte, wie es in einem Brief vom 19.1.1900 an Ria Schmujlow-Claassen heißt: Ich habe die Skizze von 4 oder 6 Erzählungen wie im Fieber hingeschrieben, ein Ballet entworfen, ein Vorspiel zur Antigone in Versen ausgeführt (für Berlin), von andern kleinen lyrischen Stücken ein Scenarium gemacht und sitze zwischen Trümmern, halbfestgehaltenen Gestalten, Details wie Rodin zwischen Gypshänden, Füßen und abgebrochenen Flügeln [ ... ]
Seine Rückkehr aus Paris kündigte Hofmannsthal in demselben Schreiben "auf einem Wagen voll Manuscripten im Mai" an. Zu den "Trümmern", die Hofmannsthal auf seinem 'Musenwagen' aus Paris mitbrachte, gehören die Bruchstücke eines "dreitheiligen Spiegels": die dramatischen Entwürfe "Leda und der Schwan", "Das Festspiel der Liebe" und "Der Besuch der Göttin", die gleichzeitig nebeneinander entstanden sind. Unter dem Titel "Spiele der Liebe u. des Lebens" sollten diese Dramen im letzten von drei geplanten Bänden mit Werken aus den Jahren 1889 und 1900 zusammengefaßt werden.
Am Anfang allen literarischen Sprechens steht eine Schwellenerfahrung: der Schritt aus der erlebten Welt, dem vorsprachlichen Ereignis, aber auch dem abgenutzten Alltagsdiskurs in den Raum des Textes, der zunächst ein Raum des Schweigens ist. Es scheint, als gewinne, je weiter der Prozeß der Moderne voran schreitet, diese Schwellenerfahrung zunehmend an Intensität und als wüchsen parallel hierzu die Schwierigkeiten auf seiten des Autors, den Raum des Schweigens mit der Sprache seines Textes zu füllen. Die Erfahrung der Schwelle kann so stark werden, daß der Schritt in den Text die Qualität eines mystischen Durchbruchserlebnisses gewinnt, so etwa bei Peter Handke: "da ist noch jedesmal neu und vielleicht sogar gesteigert, eine Schwelle zu überwinden, von der ich glaube, daß sie eine verbotene Pforte ist - nicht 'glaube', sondern von der ich empfinde. Was ich mir eigentlich nicht erklären kann." Wenn Handke im Fortgang des großen Gesprächs mit Herbert Gamper dennoch einen Eindruck von der Anstrengung zu vermitteln versucht, ...
Als Schlußstein und Bilanz ihrer literaturgeschichtlich so folgenreichen Zusammenarbeit gaben Arno Holz und Johannes Schlaf 1892 im Berliner Verlag Fontane & Co einen Band mit dem Titel "Neue Gleise" heraus, der alle ihre naturalistischen Gemeinschaftswerke enthielt: von der Erzählung "Papa Hamlet" (1889) bis zum Drama "Die Familie Selicke" (1890). Als eine Art Satyrspiel ließen sie ihm im gleichen Jahr eine letzte Koproduktion folgen, die freilich ganz und gar nicht mehr naturalistisch anmutet: "Der geschundne Pegasus. Eine Mirlitoniade in Versen von Arno Holz und 100 Bildern von Johannes Schlaf". Es handelt sich dabei um eine Bildergeschichte im Stile Wilhelm Buschs, in der die beiden Freunde (denn damals waren sie es noch) selbstironisch die relative Erfolglosigkeit ihrer literarischen Doppelexistenz verarbeiteten. Schlaf zeichnete sich und seinen Partner bei unübersehbarer Porträtähnlichkeit als zwergwüchsig-kindische Protagonisten, ausgestattet mit einem Erkennungszeichen, das beide durch alle Bilder des Buchs begleitet und gewissermaßen als Emblem ihrer bohemehaften Opposition zur bürgerlichen Gesellschaft dient. Dieses Erkennungszeichen ist eine gestreifte Tröte. Der französische Ausdruck dafür lautet "Mirliton"; er hat einem bekannten Pariser Cabaret jener Zeit den Namen und dem "Geschundnen Pegasus" die Gattungsbezeichnung "Mirlitoniade" gegeben, in der natürlich auch die Anspielung auf Miltons Epos mitschwingt. Die Verserzählung selbst nimmt auf das Instrument nur in der ersten Strophe Bezug:
Zwei Knaben hier
mit viel Pläsir Mißbrauchen Feder und Papier
Und blasen möglichst mit Elong
Das Klopp-Klipp-Klapphornmirlitong.
Nimmt man diese Verse beim Wort, so verraten sie uns etwas, was noch niemand realisiert zu haben scheint: die Provenienz des "Geschundnen Pegasus" von der Klapphorn-Dichtung. Das Mirliton wird ja offenbar mit dem Klapp(en)horn gleichgesetzt - einem im Laufe des 19.Jahrhunderts außer Gebrauch gekommenen trompetenähnlichen Signalhorn mit sechs Klappen.
Rudolf Kassner reichte seine Dissertation über den "Ewigen Juden in der Dichtung" bei der Philosophischen Fakultät der Universität Wien im Frühherbst 1896 ein, wo sie am 28. Oktober 'approbirt' wurde. Das Thema verdankte er wohl dem - ungeliebten - Doktorvater Jakob Minor, der es vielleicht schon mit Blick auf die von ihm 1904 vorgelegte Studie über Goethes "Ewigen Juden" angeregt haben mochte. Aus einem existentiellen Anliegen wuchs die Arbeit jedenfalls nicht hervor: Kassner war kein Jude, obwohl ihn spätere Kritiker immer wieder diesem Verdacht aussetzten. Er entstammte vielmehr einer alten römisch-katholischen Familie aus Schlesien. Und wenn ihm von anderer Seite gelegentlich ein versteckter oder offener Antisemitismus vorgeworfen wurde, den man an Bemerkungen vornehmlich aus dem Bereich seiner physiognomischen Schriften festmachen zu dürfen meinte, so geht auch diese Unterstellung an Kassners grundsätzlicher Überzeugung vorbei. Er bewies dem Judentum gegenüber zeitlebens eine souveräne, unverkrampfte Offenheit, im Werk ebenso wie im Leben.
Im Jahr 1895 verherrlichte Annunzio bei irgend einem festlichen Anlaß die Stadt Venedig in einer Rede, die sich nicht mit den Reden vergleichen läßt, welche man bei ähnlichen Anlässen zu halten pflegt. Er gab dieser Rede, als sie später veröffentlicht wurde, die Überschrift: "Allegorie des Herbstes", und in der That bildet ihren Inhalt die Vision und Schilderung einer hochzeitlichen Vereinigung Venedigs mit dem Herbst. Man fühlt sich an jene frostigen Personificationen erinnert, an jene Kunstform, deren sich drei vergangene Jahrhunderte bis zur völligen Erschöpfung ihres Reizes, ja über die Grenze des Erträglichen bedienten.
Und wirklich scheinen sich die gewaltigsten visionären Augen und der kühnste an unerhörten Gleichnissen reichste Freund, den die lateinischen Völker im jetzigen Zeitraum besitzen, endgültig dieser majestätischen lateinischen Kunstform zugewandt zu haben: der gewaltigen, das gesammte Dasein umschließenden Allegorie, den prunkvoll hinrauschenden Triumphzug, der aus blendenden Gleichnissen aufgethürmten Ehrensäule. Seit einigen Jahren sehe ich kein Werk von ihm entstehen, das nicht dastünde wie eine Trophäe.
Hofmannsthal 2/1994
(1994)
Bücherschau
(1994)
Das Programm ESPRESSO wurde entwickelt, um in Vegetationstabellen Gruppen von Arten und Aufnahmen aufzufinden, bei denen sich Nennungen innerhalb der Tabelle konzentrieren. Diese Gruppen genügen einem Mindestkriterium hinsichtlich der Dichte ihrer Zeilen (relative Häufigkeit von Arten) und ihrer Spalten (relative Artenzahl). Bei einer Mindestdichte von beispielsweise 50% entstehen Gruppen, deren Arten in mindestens 50% der Aufnahmen der Gruppe enthalten sind und deren Aufnahmen gleichzeitig mindestens 50% der Arten der Gruppe umfassen. Die Bildung dieser Arten-Aufnahmen-Gruppen stellt eine sehr effektive Vorsortierung des Aufnahmematerials dar. Mit Hilfe der Gruppen kann anschließend die gesamte Tabelle leicht strukturiert werden, wie anhand einer Beispieltabelle mit Grünlandaufnahmen gezeigt wird.
Es wird das Computerprogramm HITAB vorgestellt, das die Eingabe pflanzensoziologischer Daten stark erleichtert (rasches, fehlerfreies Eintippen), und die so erfassten Daten in die Formate einiger gängiger Programme konvertiert (TAB, TWINSPAN, DECORANA, CANOCO, SYN-TAX, VEGBASE, FLORA D), sowie die Ausgabe von Aufnahmelisten und Artenlisten in Textformat (ASCII) ermöglicht.
Anhand von phänologischen Beobachtungen an etwa 30 Pflanzenarten wurde der Harz nach der von ELLENBERG (1954) entwickelten Methode kartiert. In der daraus erstellten Wärmestufen-Karte können 6 verschiedene Stufen der phänologischen Entwicklung unterschieden werden. Diese werden mit der Höhenstufung der Vegetation und Temperaturdaten des Harzes verglichen. Neben allgemeinen Problemen phänologischer Kartierungen werden die besonderen Probleme der Kartierung im Harz erörtert.
In einem Grünlandgebiet des nordosthessischen Berglandes werden auf der Grundlage einer pflanzensoziologischen und strukturellen Erfassung der Vegetation die Falterzönosen beschrieben und ihre Beziehungen zur Vegetation aufgezeigt. Dazu wurden Transektzählungen von Tagfaltern (Papilionioidea) und Widderchen (Zygaenidae) in verschiedenen Grünlandtypen (Halbtrockenrasen, Frischgrünland, Feuchtgrünland) durchgeführt. Anhand von Blütenbesuchsbeobachtungen werden die Präferenzen der Tagfalter und Widderchen für bestimmte Blumentypen und Blütenfarben sowie die Nektarpflanzenspektren einzelner Arten dargestellt. Als für die Habitatpräferenzen der Falterarten entscheidende ökologische Faktoren werden Nahrungsangebot, Mikroklima, Struktur der Vegetation sowie Nutzungsart und -intensität diskutiert. Die Ergebnisse der Transektzählungen ermöglichen unter Berücksichtigung dieser Faktoren eine Bewertung der untersuchten Grünlandtypen als Lebensraum für Tagfalter und Widderchen.
Im Mai 1991 wurde eine floristische Untersuchung im Hamburger Hafen durchgeführt, hauptsächlich ausgerichtet auf die Verbreitung der Adventivpflanzen. Hiernach sind 53 Arten und Unterarten synanthroper (besonders Adventiv-)Pflanzen (einschließlich der Moose und Flechten) mit Angabe einzelner Lokalitäten angeführt. Außerdem wurde auf die Verbreitung und Struktur von Ruderal-Gesellschaften geachtet. Die bedeutsamsten Funde synanthroper Pflanzen sind Festuca arundinacea ssp. uechtritziana (neu für Hamburg), weiter Alyssum saxatile (Kulturflüchtling), Cerastium semidecandrum, Erysimum virgatum, Geranium molle, Poa bulbosa, Senecio inaequidens, S. vernalis (alles wiederholte Funde) und Solanum carolinense (zweiter Fund in Hamburg). Die Frühjahrsflora des Hamburger Hafens ist an Adventivpflanzen relativ arm. Im Gebiet des Hamburger Hafens wurden folgende Ruderal-Gesellschaften notiert: Epilobio angustifolii-Salicetum capreae, Funarietum hygrometricae typicum (Tab. 1) und marchantietosum polymorphae, Herniarietum glabrae (eine Vegetationsaufnahme) und Saxifraga tridactylites-Gesellschaft (Tab. 2).
Zur Verbreitung und Ökologie von Atriplex sagittata BORKH. (Glanz-Melde) im nördlichen Rheinland
(1994)
Atriplex sagittata BORKH. (Atriplex nitens Schkuhr) wurde schon vor 1850 gelegentlich ins Rheinland eingeschleppt, etablierte sich hier aber erst nach 1945 auf den Trümmern des kriegszerstörten Bonn in größerem Maße, um sich mit dem Wiederaufbau in Randgebiete zurückzuziehen. Heute tritt sie auf Müll-, Kehrricht- und Erdabkippflächen in z.T. ausgedehnten Dominanzbeständen auf, für welche die Bezeichnung Lactuco-Atriplicetum sagittatae als nomen novum vorgeschlagen wird. Im Rheinland kommt vor allem die Typische Subassoziation dieser Gesellschaft vor. In den oftmals deutlich geschichteten Beständen können nur wenige andere Stellarietea mediae-Arten nennenswerte Deckungsanteile erreichen. Für die Ausbreitung der Art und die Bildung ausgedehnter Herden ist vor allem die ausgeprägte Heterokarpie der Glanz-Melde verantwortlich. Daneben werden aber offensichtlich ganz spezifische Ansprüche an den Wuchsort gestellt. Die von uns untersuchten Substrate lassen sich als kalkhaltige, schwach alkalische, meist gut mit Phosphor und Kalium versorgte, schluffige Sande charakterisieren. Da Verwechslungen von Atriplex sagittata mit anderen hochwüchsigen Meldenarten nicht auszuschließen sind, werden in einem eigenen Kapitel wesentliche Unterscheidungsmerkmale vorgestellt.
Scorzonera laciniata gehört zu den in Mitteleuropa stark gefährdeten Gefäßpflanzenarten, von denen infolge ihrer Seltenheit kaum Angaben zur Ökologie vorliegen. Bei der Untersuchung ihrer Populationen in Nordwestdeutschland stellte sich heraus, daß die niedrigwüchsige Art vor allem in Ökotonen auf tonigen, zumeist salzbeeinflussten Böden wächst. Überlebensfähige Populationen finden sich nur noch auf sekundären Salzstellen, wo die Art im Übergangsbereich schütterer Dauco-Melilotion- oder Convolvulo-Agropyrion-Bestände zu vegetationsfreien Flächen wächst. Sehr häufig ist sie mit Puccinellia distans und Lepidium ruderale vergesellschaftet. An zwei Wuchsorten ist sie mit Gypsophila perfoliata, Gypsophila scorzonerifolia, Suaeda maritima, Atriplex rosea und Atriplex tatarica vergesellschaftet. Hier wurden Atriplex tatarica, Gypsophila perfoliata und Gypsophila scorzonerifolia erstmals für Niedersachsen belegt.
Poa humilis EHRH. ex HOFFM. (incl. P. subcaerulea SM.), eine Kollektivsippe aus der komplexen Poa pratensis-Gruppe, hat sich in den letzten Jahrzehnten an Straßenrändern stark ausgebreitet. Der Ausbreitungstyp wird als viatische Linienmigration bezeichnet und erläutert. Weiterhin werden Nomenklatur, Taxonomie, Ökologie, Soziologie, Herkunft und Ausbreitungsgeschichte der Sippe diskutiert. Die Herkunft der an den Straßenrändern verbreiteten Typen der Sippe bleibt unklar.
Im Harz wurde 1989 die als verschollen geltende Orchidee Pseudorchis albida wiederentdeckt. Nach einigen allgemeineren Angaben zum Vorkommen und soziologischen Anschluss der Art wird auf die heutige Situation im Harz eingegangen. Mit einer Vegetationsaufnahme wird der Bestand als artenarmes Polygalo-Nardetum (Violion caninae, Nardetalia) angesprochen.
Seit mindestens 100 Jahren kommt Seseli montanum subsp. montanum im Südteil der "Weper" bei Hardegsen vor (Niedersachsen, Lkr. Northeim, TK-25: 4325/1). Derzeit sind in einem Radius von etwa einem Kilometer vier Teilpopulationen bekannt, ein fünftes Vorkommen ist nach 1969 erloschen. Standort, Vergesellschaftung und Populationsgröße werden dargestellt. Ein weiteres Vorkommen in einer verfüllten Tongrube im Stadtgebiet von Hannover (TK-25: 3624/1) wurde 1990 entdeckt und ist sicher adventiv. Außerdem wird über Sippenabgrenzung und allgemeine Verbreitung von Seseli montanum informiert. Die bisherigen Nachweise aus Deutschland (Rheinland-Pfalz) werden kommentiert. In einer Tabelle sind die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale von S. montanum und S. annuum gegenübergestellt.
Das Breitblättrige Pfeilkraut (Sagittaria latifolia Willdenow) am Steinhuder Meer (Niedersachsen)
(1994)
Seit einigen Jahren breitet sich im Steinhuder Meer (Niedersachsen) das Breitblättrige Pfeilkraut (Sagittaria latifolia) aus. Anhand von 9 Vegetationsaufnahmen wird ersichtlich, daß eine Einnischung vor allem in das Glycerietum maximae erfolgt. Auf die starke morphologische Variabilität der Blattspreiten von Sagittaria latifolia wird hingewiesen, die zu einer erschwerten Abgrenzung gegen Sagittaria sagittifolia führt. Als wichtigstes Merkmal zur Unterscheidung der beiden Arten im vegetativen Zustand wird der Blattstiel angeführt. Die verschiedenen Blattformen von Sagittaria latifolia werden im Zusammenhang mit der allgemeinen Strukturierung der Ufervegetation vergleichend-morphologisch betrachtet.
Lemna minuta (syn. L. minuscula) und Azolla filiculoides zeigen in Europa eine subatlantisch (-submediterrane) Ausbreitungstendenz bei noch andauernder Ausbreitung. Beide überwintern in standörtlich begünstigten Refugien, die bei A. filiculoides an Zahl offensichtlich noch zunehmen. Die 114 Aufnahmen mit L. minuta aus der Oberrheinebene und der Blies sowie 38 aus dem Niederrheinischen Tiefland und der Hase verteilen sich auf 8 Lemnetea-Gesellschaften. Die weitaus meisten Bestände gehören zu einer Assoziation, die zuerst als Lemno minusculae-Azolletum filiculoidis aus Mittelfrankreich beschrieben wurde. Sie läßt sich gut in Subassoziationen und Varianten gliedern. Die Inversion dieses Assoziationsnamens wird mit der Dominanz von L. minuta über A. filiculoides begründet. In Mitteleuropa kann im Gegensatz zu Mittelfrankreich nur L. minuta Charakterart des Azollo filiculoidis-Lemnetum minusculae sein. A. filiculoides zeigt trotz ähnlichen standörtlichen Verhaltens wie L. minuta eine größere Affinität zu Spirodela polyrrhiza und fehlt z.B. in der Typischen Subassoziation. Das Azollo filiculoidis-Lemnetum minusculae läßt sich auch ökologisch gut charakterisieren. Herausragende Eigenschaften sind die ausgeprägte Fließwassertoleranz, Schattenverträglichkeit und das späte jahreszeitliche Entwicklungsoptimum (September bis November). Die Assoziation kann im Herbst ein anderes Syntaxon ablösen, v.a. das Lemnetum gibbae. Die saisonale Entwicklung der 7 häufigsten Lemnetea-Arten am Oberrhein wird dargestellt, von 2 Probestellen auch der Jahresgang des Verhältnisses zwischen L. minuta-Vegetation und den Wasserparametern. Aus der unteren Erft mit ihrem künstlich erwärmten und häufig reißenden Wasser wird die Assoziation mit 45 Aufnahmen belegt. Sie läßt sich dort, trotz vorhandener floristischer Unterschiede, wegen der recht einheitlichen, aber extremen hydrologischen Bedingungen nicht standortbezogen untergliedern. Die Einbürgerung von L. minuta und L. turionifera verlangt eine Erweiterung des Synsystems der Lemnetea in Europa. Die Berechtigung des Azollo filiculoidis-Lemnetum minusculae als Neophyten-Assoziation wird diskutiert und bejaht. Sie eignet sich v.a. in regional abgrenzbaren Fließgewässersystemen zur Bioindikation, ebenso wie L. minuta als Art.
Es wird die Vegetationsentwicklung in einigen stehenden Gewässern in Hamburg nach der Ansiedlung von Elodea nuttallii beschrieben. Wasserpflanzen dieser in Ausdehnung, Tiefe und Arteninventar unterschiedlichen Seen anthropogener Entstehung reagieren verschiedenartig auf das Eindringen der Wasserpest. Es scheint, daß sich die Art besonders leicht in kleinen, flachen und artenarmen Seen ansiedelt; danach kann sich die Vegetation von Jahr zu Jahr erheblich verändern. In größeren und tieferen Seen mit verschiedenen Pflanzengesellschaften erscheint das Eindringen von Elodea erschwert; Veränderungen an der Vegetation sind weniger dramatisch.
Die Arbeit ist eine Zusammenfassung von Untersuchungen über die Ökologie der Wasservegetation in naturnahen Stillgewässern in Polen, die am Lehrstuhl für Phytogeographie der Warschauer Universität durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 532 Bestände von 18 Assoziationen aus den Klassen Lemnetea minoris Koch et Tx. 1954, Charetea fragilis (Fukarek 1961) Krausch 1964, Potamogetonetea Tx. et Prsg. 1942, Littorelletea uniflorae Br.-Bl. et Tx. 1943 untersucht. Es wird nachgewiesen, daß über das Vorkommen und die Entwicklung der Wasserpflanzengesellschaften im großen Maße die Wassereigenschaften entscheiden, die einmal mit dem Karbonatsystem zusammenhängen (Gesamt- und Karbonathärte, Gehalt an Ca, Mg), und außerdem mit denjenigen, die für Sauberkeit und Trophie des Wassers ausschlaggebend sind (Sauerstoffsättigung, Wasserfarbe, Gehalt an PO4-P, NH4-N, ges. Fe und gel. Si02). Unter den Bodeneigenschaften haben die größte Bedeutung: Wassergehalt, Oxydierbarkeit, Gehalt an organischer Substanz, Gesamtstickstoff, gel. Si02, SO4, pH-Wert, außerdem die Hauptbestandteile der Kalkgyttja (Ca, Mg, Na). Die pflanzensoziologische Einteilung der Wasserpflanzengesellschaften in selbständige Syntaxa nach dem Prinzip der floristischen Dominanz findet ihre Bestätigung in den Standortsbedingungen. Die einzelnen Gesellschaften oder Gruppen von Gesellschaften unterscheiden sich voneinander durch die Amplituden und Optima der Standortbedingungen; sie können daher einen Bioindikationswert haben.
Anhand pflanzensoziologischer Untersuchungen wird ein Überblick über die psammophilen Pflanzengesellschaften der Sandstrände und Dünen auf Mallorca gegeben. Ziel ist die Darstellung der soziologischen Zusammensetzung und synsystematischen Stellung der Gesellschaften als ein erster Schritt zu einer umfassenden Dokumentation und Sicherung der noch vorhandenen Standorte, die durch die Auswirkungen des Massentourismus in zunehmendem Maße gefährdet sind. Die damit verbundene Degradation der Vegetation wird nur randlich angesprochen; sie soll in einer gesonderten Arbeit ausführlich behandelt werden. Die Untersuchungen belegen für die Dünensysteme auf Mallorca eine reich gegliederte Vegetationszusammensetzung und -zonierung, wie man sie in vergleichbarer Weise auch in anderen Teilen des westlichen Mittelmeergebietes vorfindet:
(a) Zone der Embryonaldünen mit Eryngio maritimi-Elymetum farcti. (b) Zone der aufgewehten, mobilen Hauptdünenketten mit Medicago marinae-Ammophiletum arundinaceae.(c) Zone der semifixierten Dünen bzw. Sanddecken mit chamaephytenreicher Vegetation (Loto cretici-Crucianelletum maritimae, Teucrium dunense-Helichrysum stoechas-Gesellschaft, Teucrio dunense-Thymelaeetum velutinae). (d) Zone der fixierten und fossilen Dünen mit Wacholdergebüschen (Clematidi-Juniperetum lyciae, Rubio longifoliae-Juniperetum macrocarpae) und Kiefernbeständen (Clematis flammula-Pinus halepensis-Gesellschaft).
Daneben treten aber auch Vegetationszonierungen mit geringerer struktureller und floristischer Gliederung auf. Insbesondere bei anthropogenen Beeinträchtigungen kommt es zur Zerstörung ganzer Vegetationsgürtel oder zur Ruderalisierung von Gesellschaften, die sich in der Ausgliederung nitrophiler Ausbildungen zeigt.
In einer pflanzensoziologischen Untersuchung wurde die aktuelle Verbreitung der Lammkraut-Gesellschaft (Teesdalio-Arnoseridetum minimae Tx. 1937) im Bereich des Weser-Elbe-Dreiecks, der Lüneburger Heide und des Wendlandes erfasst. Die soziologischen Einheiten lassen sich entlang eines Bodennährstoffgradienten, der auch einer Sukzessionsrichtung entspricht, anordnen: Die beiden Subassoziationen der Lammkraut-Gesellschaft unterscheiden sich im pH-Wert und Ca-Gehalt der Standorte. Der P- und K-Gehalt trennt die Lammkraut-Gesellschaft von der Kamillen-Gesellschaft. Die kennartenlose Aperion-Gesellschaft ist nicht bodenbürtig, sondern durch die Bewirtschaftungsfaktoren N-Düngung und/oder Herbizideinsatz bedingt. Die typische Dominanzstruktur der jeweiligen Gesellschaft wird durch beide Faktoren verändert: Bei N-Düngung gewinnen einzelne Arten stark an Biomasse und Deckung und bilden Dominanzbestände, die Evenness des Bestandes verringert sich. Bei wirksamem Herbizideinsatz überleben nur wenige Arten mit geringer Deckung, so daß die Evenness bis auf maximale Werte ansteigt.
Aus dem reichhaltigen Material an Vegetationsaufnahmen der "Offenhaltungsversuche" Baden-Württembergs werden die Ergebnisse der Auswertung aus sechs Versuchsjahren (1979 bis 1984) dargelegt und mit den Ergebnissen der ersten 4 Versuchsjahre (1975 bis 1978) verglichen. Im Hinblick auf die Beeinflussung pflanzlicher Lebens- und Wuchsformen durch unterschiedliche Landschaftspflegemaßnahmen ergeben sich zum einen eine Kontinuität in den Anfangs festgestellten Befunden, zum anderen aber auch durchaus "spektakuläre", in diametrale Richtung weisende Tendenzen bei den syndynamischen Prozessen. Nicht alle neuen Phänomene sind aus der bloßen Auswertung heraus schon erklärbar.
Vegetationsuntersuchungen auf einem Panzerübungsgelände im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide
(1994)
Dargestellt werden die Vegetationsverhältnisse und Sukzessionsmöglichkeiten auf einem intensiv genutzten Panzerübungsgelände der Britischen Rheinarmee im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Trotz einer Erweiterung der Homogenitätskriterien ergibt sich eine klare Abgrenzung der Vegetationseinheiten. Bearbeitet wurden Gesellschaften der Sedo-Scleranthetea, Nardo-Callunetea, Stellarietea, Isoëto-Nanojuncetea, Utricularietea, Scheuchzerio-Caricetea, Oxycocco-Sphagnetea sowie artenarme Pionier- und Dominanzbestände. Nach Keimungsversuchen ist der keimfähige Samenvorrat in den Böden der devastierten Flächen äußerst gering und eine rasche Wiederbesiedlung großflächig vegetationsfreier Flächen nicht zu erwarten. Im Gegensatz zu anderen Truppenübungsplätzen, deren Nutzung für den Naturschutz oft positive Auswirkungen hat, stellt die intensive Nutzung eines NSG als Panzerübungsgelände eine erhebliche Beeinträchtigung des Naturschutzwertes dar.
Das Obstbaum-bestandene Grünland nimmt innerhalb des Wirtschaftsgrünlandes eine eigene Stellung ein, die in vegetationskundlichen Arbeiten bisher kaum berücksichtigt wurde. In der vorliegenden Arbeit wird die Eigenart der Obstbaum-bestandenen Wiesen und Weiden, die durch Vegetationsgliedernde Strukturen, wie Baumstämme und -Scheiben, baumfreie Flächen, Zäune, Schuppen, Holzstapel und Holzbauten bedingt ist, beschrieben. Untersucht werden 49 hofnahe Obstgärten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die pro Grünlandfläche mit zwei bis fünf Vegetationsaufnahmen belegt sind. Die vorherrschenden Grünland-Nutzungen sind zwei- bis dreischürige Wiesen oder Jungviehweiden; die Vegetation ist dem Lolio-Cynosuretum, montane Alchemilla vulgaris-Form, Subass. von Ranunculus ficaria anzugliedern. Das Nutzungs-Mosaik auf den Flächen verursacht verschiedene Ausbildungen der Pflanzengesellschaft: Die magerste Ausbildung von Luzula campestris tritt nur auf Flächen unter Weidezäunen auf, wo sich, vom Tritt des Weideviehs verschont, ein „Wall" mit eigenen Standortbedingungen ausgebildet hat. Auf intensiver beweideten, zertretenen und offenen Stellen unter Bäumen entwickeln sich annuelle Arten wie Stellaria media, die sich in der verletzten Grasnarbe rasch ausbreiten. Aspektbildend im Frühjahr waren auf fast allen Obstwiesen und -weiden, wo es im Sommer schattig ist, Geophyten wie Ranunculus ficaria, Anemone nemorosa, Gagea lutea, Leucojum Vernum und Chrysosplenium alternifolium. Danach wird diese Ausbildung als Subassoziation von Ranunculus ficaria benannt. Daß diese Subassoziation des Lolio-Cynosuretums als typisch für Obstanlagen des bayerischen Alpenvorlandes gelten kann, wird durch einen Vergleich mit einer Untersuchung von extensiven Obstanlagen in Neubeuern a. Inn belegt. Die Artenzonierung um die Vegetationsgliedernden Strukturen "Baumscheibe, Zaun, Holzstapel und Laube" wird anhand von kontinuierlichen Transektaufnahmen genauer dokumentiert (Rastergröße 1x1 qm). Die Unterschiede in den Artenspektren, die vorrangig durch die Grünland-Nutzung als Obstbaum-bestandene Wiese oder Weide differenziert werden, sind in Diagrammen abgebildet. Die Bedeutung der kleinflächig wechselnden Vegetationsgliedernden Strukturen, die die Ursache für die Artendiversität (ß-Diversität) sind, wird daraus ersichtlich.
Eine synoptische Tabelle aus 993 Literatur- und unveröffentlichten Aufnahmen wurde erstellt, welche hauptsächlich aus Osterreich stammen. Die Analyse der Tabelle ergab eine Aufteilung in die Wiesen und Weiden der submontanen-montanen Stufe (Arrhenatheretalia), der montan-alpinen Stufe (Poo alpinae-Trisetetalia) und der beschatteten Waldwege (Plantagini-Prunelletalia). Innerhalb der 3 Ordnungen wurden 7 Verbände und 22 Assoziationen unterschieden, welche in dieser Arbeit kurz charakterisiert werden.
Die Vegetation schwermetallreicher Böden der Briloner Hochfläche wird als Cardaminopsis halleri-Festuca nigrescens-Coenon und Cladonia rangiformis-Silene humilis-Coenon (Violetalia calaminariae Br.-Bl. et Tx. 1943, Violetea calaminariae Br.-Bl. et Tx. 1943) beschrieben. Ihre Synökologie und Synsystematik werden diskutiert.
Ökologische und floristische Unterschiede zwischen zwei Typen von Felsstandorten mit Asplenium septentrionale werden behandelt. Auf Grundlage der Standortsbedingungen und der floristischen Struktur können in den Westkarpaten das Woodsio ilvensis-Asplenietum septentrionalis R.Tx. 1937 auf mehr mesophilen und basenreichen Felsen sowie die stärker xerotherme und azidophile Asplenium septentrionale-Gesellschaft unterschieden werden.
Es wird ein Überblick über Kalkmagerrasen- und Felsband-Gesellschaften im thüringischen Teil des mittleren Werratals gegeben. Auf steilen und größtenteils primär waldfreien Standorten sind vor allem Sesleria varia-reiche Kalkmagerrasen (Seslerio-Xerobromenion, Seslerio-Mesobromenion) ausgebildet, deren unterschiedliche floristische Zusammensetzung von der Höhenlage sowie von der Dynamik und Gründigkeit der Böden bestimmt wird. Ausschließlich als Ersatzgesellschaft von Kalkbuchenwäldern, meist durch Beweidung entstanden, kommt das Gentiano-Koelerietum (Eu-Mesobromenion) vor, das in drei edaphisch bedingte Subassoziationen gegliedert werden kann. Im Kontakt zu den Kalkmagerrasen stehen an besonders steilen, südlich exponierten Felsabbrüchen oft Festucion pallentis-Bestände.
Die regional eigenständigen Saumgesellschaften saurer, oligo- bis mesotropher Waldstandorte folgender Ass.-Gruppen werden herausgestellt: Melampyretum pratensis, Melampyretum sylvatici, Hieracieta, Lathyretum linifolii, Teucrietum scorodoniae, Holcetum mollis, Luzuletum sylvaticae, Pteridietum aquilini und Blechnetum spicantis (Tab. 1-12). Europaweit ergeben sich mehr als 20 Assoziationen bzw. Gesellschaften. Die Ordnung Melampyro-Holcetalia mollis fasst diese in 2 Verbänden mit 5 Unterverbänden zusammen. Neu typisierte Syntaxa: Holco-Melampyretum sylvatici, Melampyro-Hieracietum sabaudi, Veronico-Hieracietum laevigati, Veronica-Lathyretum linifolii, Holco-Equisetetum sylvatici, Avenello-Luzuletum sylvaticae, Holco-, Trientali-Pteridietum aquilini, Osmundo-Blechnetum spicantis, Veronico-Hieracienion laevigati und Holco-Pteridienion aquilini.
Forstgesellschaften mit vom Menschen künstlich geförderten Baumarten (v.a. Fichte und Kiefer) haben seit der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts einen hohen Anteil an der forstwirtschaftlich genutzten Fläche im deutschen Mittelgebirgsraum. Es wird erörtert, warum es unter Anwendung pflanzensoziologischer Methoden konsequent und zweckmäßig erscheint, auch rein anthropogene Gehölzbestände als Assoziationen zu beschreiben, soweit sie eigene, von anderen Pflanzengesellschaften abgrenzbare Artenverbindungen aufweisen. Das Galio harcynici-Culto-Piceetum als Ersatzgesellschaft vor allem der bodensauren Hainsimsen-Buchenwälder in den nord- und mitteldeutschen Mittelgebirgen wird vorgestellt und vegetationskundlich charakterisiert. Der Harzer Labkraut-Fichtenforst besitzt eine floristisch-soziologisch eigenständige Artenkombination und zeichnet sich durch forstspezifische Strukturmerkmale aus. Es werden fünf Untergesellschaften differenziert und deren Standorte kurz beschrieben. Beobachtungen von guter Naturverjüngung der Fichte lassen erwarten, daß die künstlich geförderte Gehölzart heute auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes zum festen Bestandteil der Vegetation zu rechnen ist.
Die ersten sieben Jahre der Vegetationsentwicklung eines 40jährigen Kiefernstangenholzes und eines 130jährigen Kiefern-Eichen-Altbestandes nach einer Kalkdüngungsmaßnahme werden dargestellt. In einem Jungbestand, dessen Strauchschicht zusätzlich aufgelichtet worden war, wurde das unmittelbare Auftreten von Ruderal- und Schlagarten und ein etwas verzögertes Einwandern mesophytischer Waldarten festgestellt. Die sich schnell regenerierende Strauchschicht aus Spätblühender Traubenkirsche schränkt die floristische Dynamik nach einigen Jahren ein. Die Krautschicht der Altbestandsfläche reagierte zunächst mit dem Rückgang der dominierenden Heidelbeere; erst fünf Jahre nach der Kalkungsmaßnahme treten nach intensiver Wühlarbeit von Wildschweinen mesophytische Waldarten auf. Die Vegetation der jeweiligen Kontrollfläche ist nicht statisch, zeigt jedoch nicht die typischen kalkungsbedingten floristischen Veränderungen, die im Erscheinungsbild einer Eutrophierung gleichen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund bodenchemischer Veränderungen und der Ergebnisse aus anderen Kalkungsversuchen diskutiert; es wird eine Einschätzung zugrunde liegender populationsökologischer Prozesse vorgenommen. Unter besonderer Berücksichtigung lichter Kiefernbestände in Nordostdeutschland werden schließlich kalkungsbedingte Veränderungen der Bodenvegetation in Hinblick auf die forstliche Bewirtschaftung bewertet.
Die vorliegende Studie beginnt mit der Schilderung der Physiogeographie eines Durchbruchstales und analysiert im folgenden Flora und Vegetation des "Höllentales" im Frankenwald. Das klimatisch montan getönte Mittelgebirgstal wird überwiegend von Wald- und Forstgesellschaften dominiert. Vegetationsprägend sind in der Aue und an den Talhängen montane Phanerogamen und Kryptogamen einschließlich der von ihnen aufgebauten Pflanzengesellschaften. Pflanzengeographisch bemerkenswert ist der reliktische Vegetationskomplex am südexponierten Steilhang um "König David" und "Hirschsprung". Hier erreicht der zonale Buchenwald seine standörtliche Trockenheitsgrenze. Den felsenreichen Steilhang hat Fagus wahrscheinlich nie besiedelt. Bodensaure Traubeneichenwälder (Quercion robori-petraeae), Winterlinden-Traubeneichenwälder (Carpinion) und thermophile Edellaubholzwälder (Tilio-Acerion) leiten über zu offenen Vegetationseinheiten auf noch trockeneren bzw. instabileren Böden. Südlichen bis südöstlichen pflanzengeographischen Charakter haben die Gesellschaften des Berberidion, Geranion, Alysso-Sedion und des Seslerio-Festucion pallescentis, borealen Charakter die des Androsacion vandellii und des Dicrano-Pinion. Die besondere Bedeutung des Höllentales hinsichtlich seiner Reste einer anthropogen wenig beeinflußten Naturlandschaft mit zahlreichen Reliktsippen und -pflanzengesellschaften aus den Zeiten vor der Buchendominanz in Mitteleuropa wird betont.
Es kann gezeigt werden, daß die pflanzensoziologische Schule nach BRAUN-BLANQUET (1921 ff.) zu einem durchgängig extrinsischen und hierarchischen System führt, durch das ein sehr realistischer Abgriff an der Natur erreicht werden kann. Die verschiedenen hierarchischen Ebenen des Systems entsprechen verschiedenen Abstraktionsniveaus. Das System basiert auf der zentralen Erkenntnis, daß Pflanzen, die gemeinsam auf engem Raum wachsen, sich gegenseitig beeinflussen. Eine Aussagenlogik auf der kategorialen Ebene von Existenzsätzen, die sich auf diese Tatsache gründet, ist das durchgängige Agens des Systems. Nachbesserungen der Methoden im Detail sind notwendig, Erweiterungen in den Anwendungsbereichen möglich: Die Methode ist geeignet, fragmentarische Ausbildungen, Übergänge, Unikate ebenso zu repräsentieren wie inhomogene Bestände; das Kriterium des "einheitlichen Standortes" als Bedingung für die pflanzensoziologische Aufnahme ist begrifflich unscharf und im Gelände kaum jemals zu verwirklichen. Im Gegensatz zu den so genannten exakten Wissenschaften wird die Erfassung von Gesetzmäßigkeiten durch eine historische Komponente erschwert. Viele Fragen aus dem Problemfeld der a-Diversität und ihrer Dynamik, deren Beantwortung auch für den Naturschutz bedeutsam ist, sind noch unzureichend geklärt.