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Die Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria) war in Deutschland seit jeher nur in der nördlichen Oberrheinebene und Rheinhessen verbreitet. In Hessen reichte das bekannte Areal östlich des Rheins von den Bruderlöchern im Süden bis zur Mainspitze im Norden. Bekannter war vor allem der reiche Bestand im Naturschutzgebiet „Riedloch von Trebur“, über die übrigen Vorkommen gab es jedoch bislang keine umfassende Übersicht. Die vorliegenden Erhebungen zeigen, dass es auch außerhalb des Riedloches noch immer individuenstarke Restvorkommen gibt und durch Hilfsmaßnahmen in der Gemeinde Riedstadt konnten sogar neue Populationen begründet werden.
Das Zwerg-Sonnenröschen (Fumana procumbens) zählt zu den seltenen Pflanzen Hessens. Früher nur aus der nördlichen Oberrheinebene, vor allem dem Darmstädter Raum, bekannt, gibt es seit Mitte der 1980er Jahre auch einen Nachweis in Nordhessen. Die Art gilt bislang als vom Aussterben bedroht, wobei vor allem Verluste der Wuchsorte, etwa durch Bebauung, eine große Rolle spielten. Nach den vorliegenden Erhebungen kommt das Zwerg-Sonnenröschen im Darmstädter Raum und in Nordhessen in individuenreichen Populationen vor, weshalb ein unmittelbares Aussterben der Art nicht mehr zu befürchten ist.
Das Badener Rispengras (Poa badensis) hat als Relikt der nacheiszeitlichen Wärmeperiode mit seiner Bindung an karbonatreiche Böden seit jeher nur wenige geeignete Wuchsbereiche in Hessen. Vom ehemals besiedelten Raum im Oberrheingebiet ist nur noch das Darmstädter Gebiet geblieben. Dort konnte die Art im Sommer 2007 noch an insgesamt zwölf Lokalitäten auf etwa 1/4 Hektar Gesamtfläche nachgewiesen werden. Mehr als 80 % aller Individuen finden sich in nur einem Naturschutzgebiet. Neuansiedlungen der stark gefährdeten Arten sind möglich, müssen jedoch durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden.
Die Sand-Radmelde (Bassia laniflora) gehört zu den Pflanzenarten in Deutschland, die seit je her nur ein eng umgrenztes Gebiet besiedelt haben und nur im nördlichen Oberrheingebiet vorgekommen sind. Gegenstand der im Jahre 2007 durchgeführten Untersuchungen war die Erfassung aller noch verbliebenen Wuchsorte und die Abschätzung der dort vorhandenen Individuen. Insgesamt konnte die Sand-Radmelde noch an zehn Lokalitäten mit zusammen knapp 1 ha Fläche nachgewiesen werden. Mehr als 99 % aller Individuen fanden sich in nur zwei Schutzgebieten in Darmstadt-Eberstadt. In Anbetracht der nur noch geringen Vorkommen auf den übrigen Flächen sowie den ebenfalls individuenschwachen Restvorkommen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommt diesen beiden Naturschutzgebieten eine herausragende Bedeutung für den Erhalt der Sand-Radmelde in Deutschland zu.
Das ehemals in Süd- und Osthessen in Kiefernanbaugebieten weiter verbreitete Dolden-Winterlieb (Chimaphila umbellata) hat nach dramatischen Bestandesrückgängen in dem schon seit Jahrhunderten bekannten Verbreitungsgebiet in den Sandgebieten Südhessens heute nur noch wenige Restbestände im Bereich zwischen Niederroden, Zellhausen und Babenhausen in der östlichen Untermainebene. Ursache des Rückgangs waren sowohl Änderungen der Waldstruktur als auch die Schädigung der für die Entwicklung und Nährstoffversorgung der Winterlieb-Pflanzen unbedingt notwendigen Mykorrhiza-Pilze durch die Stickstoff-Immissionen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Durch wenige Schutzmaßnahmen können die verbliebenen hessischen Vorkommen, die inzwischen zu den westlichsten in Europa gehören, zumindest vor mechanischen Beeinträchtigungen bewahrt werden. Wichtig wäre aber auch weitere Forschung zum noch nicht völlig geklärten Themenkomplex Chimaphila-Mykorrhiza-Baum, also die Bindung der Chimaphila-Pflanzen an einen oder mehrere Bäume in der Umgebung.
Der Langstielige Mannsschild (Androsace elongata) gehört zu den auch früher schon sehr seltenen Pflanzenarten Hessens und wurde erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts nachgewiesen. Weitere Nachweise gelangen danach erst ab etwa 1950. Seither wurde die Art im Raum Münzenberg in der nördlichen Wetterau kontinuierlich bestätigt. Im Rahmen der 2008 durchgeführten Untersuchungen konnten zwei weitere Wuchsorte aufgefunden werden. Keines dieser Vorkommen unterliegt bislang gesetzlichem Schutz. Die wenigen Pflanzen an stärker geneigten Böschungen sind durch Sukzession hochgradig bedroht und auf den geringer geneigten Wuchsflächen können die individuenreicheren Bestände bei Ausbleiben oder Änderung der derzeitigen Nutzung rasch zusammenbrechen. Als geeignete Maßnahme zur Erhaltung bietet sich die Einbeziehung aller Flächen in die auf anderen Magerrasen der Umgebung schon praktizierte Huteschäferei an.
Im Jahre 2009 wurde erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der ehemaligen und aktuellen hessischen Vorkommen des inzwischen vom Aussterben bedrohten Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass etwa 85 % der früheren Wuchsorte verloren gingen und alle heutigen Vor-kommen – trotz ihrer Lage in südhessischen Schutzgebieten – auch in jüngster Zeit noch Verluste aufweisen. Für das Überleben dieser sich offenbar nur generativ vermehrenden Art in Hessen ist es deshalb notwendig, dass geeignete Schutz- und Hilfsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der letzten Bestände ergriffen werden, wobei unbedingt auch phänologische Aspekte zu berücksichtigen sind.
Das Gnadenkraut (Gratiola officinalis) gehört zu den seltensten hessischen Pflanzenarten und gilt seit der ersten hessischen Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten als vom Aussterben bedroht. Im Rahmen der von der Botanischen Ver-einigung für Naturschutz in Hessen durchgeführten Artenhilfsprogramme sollte eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt und für die letzten Bestände Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung vorgeschlagen werden. Zwar konnten aktuell keine Vor-kommen mehr nachgewiesen werden – die Art muß deshalb für Hessen als verschollen gelten – doch erscheint es möglich, aus der noch vorhandenen Samenbank des letzten bekannten Wuchsortes neue Bestände zu begründen.
Schriftenschau
(2011)