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This paper discusses the profile of German Studies in the context of interdisciplinary intercultural area studies, as it has been developed during the last decades at universities in the United States, particularly at the University of California at Berkeley. In its first part, it deals with the institutional history of German Studies, in the second, with the underlying cultural theory, and in the third, with its hermeneutic practice.
Die Begriffsgeschichte befindet sich seit einigen Jahren in der Phase einer grundlegenden Transformation, die sich vor allem in ihrer zunehmenden Internationalisierung und Interdisziplinarisierung sowie in ihrer Verbindung mit der Kultur- und Wissenschaftsgeschichte dokumentiert. Eine besondere Herausforderung bildet dabei die Erschließung der naturwissenschaftlichen Semantik. Referenzpunkte für die gegenwärtige inhaltliche und methodische Neuausrichtung bilden unter anderem die Ansätze zu einer Historischen Epistemologie (Gaston Bachelard, Ludwik Fleck) sowie Georges Canguilhems methodische Fundierung der Wissenschaftsgeschichte in der Begriffsgeschichte. In diesem Aufsatz möchte ich einige Aspekte einer interdisziplinären Begriffs- und Wissenschaftsgeschichte anhand der Analyse der Entstehungsphase des Konzepts vom 'Survival of the fittest' diskutieren. Dieses Konzept hat sich im Zeitraum der 1860er bis 1870er Jahre zu einem Deutungsmuster entwickelt, das mit eminent politischen Folgen im Spannungsfeld biologischer, philosophischer, soziologischer, ethnologischer und ökonomischer Theoriebildung sowie zwischen verschiedenen nationalen Wissenschaftskulturen zirkulierte. Ich möchte betonen, dass die von mir fokussierte wissenshistorische Konstellation nur einen kleinen Ausschnitt aus der komplexen und weit verzweigten Geschichte des Überlebensbegriffs bildet. Insbesondere seit den 1970er Jahren im Zusammenhang der ökologischen Krise und als Effekt der Diskursmacht der von Foucault entwickelten Konzepte der Biopolitik bzw. Biomacht lässt sich eine neue Konjunktur des Überlebensbegriffs ausmachen, die bis in unsere Gegenwart reicht und die überhaupt die Voraussetzung für das Bedürfnis bildet, die Bedeutungs- und Gebrauchsgeschichte des Überlebensbegriffs, oder einzelne Etappen und Knotenpunkte derselben, zu rekonstruieren.
Dieser Beitrag reflektiert und ergänzt die aktuelle Diskussion über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung. Wir richten dabei den Blick auf die vom Wissenschaftsrat attestierten Schwachstellen im Bereich empirisch-analytischer Methoden und erläutern ihre Auswirkungen auf Interdisziplinarität, Internationalität und Politikberatung der deutschen Friedens- und Konfliktforschung. Wir argumentieren, unter Verweis auf den Bericht des Wissenschaftsrats, dass eine breitere Methodenausbildung und -kenntnis von großer Bedeutung für interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit, aber auch für die Politikberatung ist. Zukünftige Initiativen innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung sollten die Methodenvielfalt des Forschungsbereichs angemessen berücksichtigen und einen besonderen Fokus auf die Ausbildung im Bereich empirisch-analytischer Methoden legen, um das Forschungsfeld in diesem Bereich zu stärken. Unser Beitrag entspringt einer Diskussion innerhalb des Arbeitskreises „Empirische Methoden der Friedens- und Konfliktforschung“ der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung.
Revolution und Evolution
(2012)
Die Begriffsgeschichte der Termini Revolution und Evolution ist bereits ausführlich und vielerorts nachgezeichnet worden. Ins Blickfeld geriet jedoch selten ein Übertragungs-, Rückübertragungs- und Veränderungsprozess, der sich vor allem ab Mitte des 18. Jahrhunderts abspielte. Während dieses Zeitraumes prägte die Entdeckung der "geologischen Tiefenzeit" zunehmend den naturhistorischen Diskurs, und diese neue Zeit -Vorstellung überschnitt sich mit jener noch wirkmächtigeren politischen und geschichtsphilosophischen Zeit-Vorstellung, die durch die Französische Revolution ausgelöst wurde. Die Übertragungsprozesse von Revolution und Evolution überkreuzten sich in den Debatten der Aufklärung, und während eines bestimmten historischen Zeitraums strukturierten sie gemeinsam den Diskurs der "Geognosie" bzw. "Geogonie", wie zu dieser Zeit die Geologie avant la lettre zu meist genannt wurde. Die Herder’schen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit können in diesem Kontext der Umbruchphase der Spätaufklärung als repräsentativ für diese semantischen Übertragungs- und Wanderungsbewegungen gelten, denn Revolution und Evolution sind entscheidende entwicklungslogische Interpretationskategorien in Herders geogonischem und geschichts-philosophischem Entwurf. Da Herder keinen Bruch zwischen Naturentwicklung (-geschichte) und Menschheitsentwicklung (-geschichte) sieht, sondern beides unter der Perspektive einer Fortschrittsidee subsumiert, gibt es bei ihm auch noch keine eindeutige Kategorisierung und Zuordnung von Evolution (zu Natur) und Revolution (zu Geschichte). Zugleich lassen sich die Mehrdeutigkeiten beider Begriffe sowie ihre sich beschleunigenden semantischen Verschiebungen besonders augenfällig am Beispiel des Herder'schen Textkorpus belegen, das aus diesem Grunde im Zentrum des vorliegenden Beitrags steht.
Wir alle wissen ungefähr, was Epigenetik heute ist. Wir haben das Gefühl, dass wir über die gleiche Sache reden und dies auch aus ähnlichen Gründen tun. Die Frage, was epigenetische Vererbung ist, zielt also nicht so sehr darauf, was diese Klasse von Phänomenen, über die wir reden (epigenetische Vererbung, transgenerationelle epigenetische Effekte etc.) ist, sondern darauf, warum wir über sie reden. Die Antwort lautet wahrscheinlich: Weil es in den letzten zehn, zwanzig Jahren zu einem Umbruch gekommen ist, der mit Stichworten wie "New Genetics", "postgenomische Ära" usw. beschrieben wird. Irgendetwas Dramatisches ist passiert, und im Zentrum des zu beobachtenden Umbruchs steht die epigenetische Vererbung - was auch immer das eigentlich ist. Diese mehr oder weniger intuitive Antwort möchte ich infrage stellen: Gibt es überhaupt so etwas wie "epigenetische" Vererbung?
Katastrophen
(2012)
Tagungsbericht zum 2. Interdisziplinären Symposium des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 4. bis 6. Mai 2011.
Katastrophen erscheinen im Lichte der Berichterstattung über das Erdbeben, den Tsunami und den Reaktorunfall in Japan allgegenwärtig zu sein. Tatsächlich wird jede (aufgeklärte) Gesellschaft durch den Zusammenbruch der Ordnung in Form verheerender Unglücke bedroht, die nicht mehr durch eine transzendente Instanz erklärt und aufgefangen werden können. Allerdings können solche Ereignisse gleichzeitig als Motor fur Entwicklung und Fortschritt fungieren. Diese ambivalente Bedeutung des Begriffs sowie der akuten "Katastrophe" war Thema des 2. Interdisziplinären Symposiums des 'Freiburg Institute for Advanced Studies' (FRIAS) im Mai 2011.
Spannung wird in dem Beitrag konsequent als psychisches Phänomen, nicht als Texteigenschaft aufgefasst. Ausgehend von psychophysischen Erscheinungen, die für das Alltagskonzept 'Spannung' als prototypisch gelten können, wird die Menge möglicher spannungserzeugender Emotionen in einem ersten Anlauf auf die Gruppe der Stressemotionen eingegrenzt. An diesem Beispiel wird sodann die Notwendigkeit einer Unterscheidung von situations- und figurenbezogenen Spannungswirkungen demonstriert. Anschließend wird das Problem dominant kognitiver Spannungserzeugung – des in der Literaturwissenschaft bislang am intensivsten erforschten Aspekts von 'Spannung' – aufgegriffen und mit Hilfe des gestalttheoretischen 'Zeigarnik-Effekts' reformuliert. Zum Schluss wird unter dem Begriff der Planungsemotionen eine dritte Möglichkeit spannungserzeugender Leseremotionen vorgestellt und präzisiert.
Als eine Möglichkeit, emotionale Wirkungen von Literatur zu beschreiben, wird eine evolutionspsychologische Heuristik vorgeschlagen. Während der rein textwissenschaftliche Ansatz nur die Darstellung von Emotionen in Texten untersuchen kann, ermöglicht der literaturpsychologische Ansatz ein Inbeziehungsetzen von Werkstruktur und Leserpsyche und damit hypothetische Aussagen über emotionale Wirkungsphänomene. Die Evolutionspsychologie eröffnet einen Zugang insbesondere zu einigen sehr basalen Wirkungsmechanismen, die der Introspektion in der Regel nicht zugänglich sind. So erlaubt die biologische Evolutionstheorie die Annahme einzelner emotionaler Programme, die sich über ihre jeweilige adaptive Funktion in der menschlichen Entwicklungsgeschichte plausibilisieren lassen. Für jedes dieser Emotionsprogramme lässt sich ein spezifisches auslösendes Reizschema festmachen, auf das hin der literarische Text analysiert werden kann. Wird ein Emotionsprogramm durch einen textuellen Reiz ausgelöst, kann man von einer Attrappenwirkung sprechen, da das auslösende Objekt in der Regel nicht identisch ist mit dem, an welchem sich das betreffende Emotionsprogramm evolutionsgeschichtlich herausgebildet hat, sondern lediglich dasselbe Reizschema erfüllt. Zuerst wird die evolutionspsychologische Emotionstheorie vorgestellt, die diesem Modell der literarischen Attrappe zugrunde liegt. Zentral ist dabei die Unterscheidung von Auslösemechanismus und Verlaufsprogramm. Während der Auslösemechanismus den Auslösereiz identifiziert, erste körperliche Reaktionen initiiert und eine spezifische kognitive Verarbeitungsstrategie in Gang setzt, nimmt das Verlaufsprogramm einer Emotion eine zweite Situationseinschätzung vor und passt das Verhalten im Rahmen der vom jeweiligen Emotionsprogramm vorgesehenen Optionen an. Diese Entkopplung von Stimulus und Verhaltensreaktion durch das dazwischengeschaltete Verlaufs-programm erklärt z.B., warum wir auf fiktionale Reize zwar ähnlich, aber nicht identisch reagieren wie auf wirkliche Reize: Durch Fiktionen werden dieselben Emotionen ausgelöst wie in wirklichen Situationen, aber sie nehmen wegen des anders gearteten Situationsfeedbacks einen anderen Verlauf. Im Standardfall werden wir zwar ähnlich 'fühlen', d.h. dieselbe physische und kognitive Aktivierung wahrnehmen, aber anders – nämlich in der Regel gar nicht – handeln. Im zweiten Abschnitt wird der adaptive Wert imaginärer Welten für die ontogenetische Entwicklung des Gehirns dargestellt. Um angeborene Mechanismen im Laufe der individuellen Entwicklung aufzubauen, in Funktionsbereitschaft zu halten und an die jeweils gegebene kulturelle Umwelt anzupassen, müssen Anlässe geschaffen werden, diese Mechanismen wiederholt (und möglichst in pragmatisch entlasteten Situationen) zu aktivieren. Literatur scheint besonders geeignet, eine Reihe von kognitiven und emotionalen Adaptationen zu aktivieren und dadurch ontogenetisch einzuüben. Dazu, solche Gelegenheiten wahrzunehmen, motiviert uns die Evolution durch Funktionslust, d.h. durch eine die Handlung begleitende Ausschüttung von Lusthormonen, die dafür sorgt, dass wir solche scheinbar nutzlosen ('spielerischen') Betätigungen freiwillig aufnehmen und mit der nötigen Ausdauer betreiben. Die evolutionspsychologische Konzeption der Funktionslust kann somit erklären, warum wir die emotionale Wirkung von Kunstwerken genießen und warum es zu solchen paradox scheinenden Phänomenen wie der 'Lust der Tränen' oder dem 'angenehmen Grauen' kommt. Im dritten Abschnitt werden am Beispiel der Landschaftsästhetik evolutionär begründete Präferenzsysteme ("aesthetics") vorgestellt und am literarischen locus amoenus bzw. locus terribilis exemplifiziert. Aus der Notwendigkeit für unsere Vorfahren, nahrungsreiche und sichere Habitate zu identifizieren, lassen sich eine Reihe von Präferenzen für landschaftliche Gegebenheiten, die diesem Bedarf entsprachen und die wir heute als grundlos schön oder angenehm empfinden, ableiten. Reize wie beispielsweise vegetative Üppigkeit, gute Sicht und Schutz vor Witterung steuern als "Annäherungs-" oder "appetitive Reize" unser Verhalten, ohne dass wir darüber nachdenken müssten. Ihre Verwendung in der Literatur wie z.B. im Topos vom 'Lustort' sollte folglich eine positive emotionale Reaktion bewirken. Umgekehrt lassen sich eine Reihe von "Abstoßungs-" oder "aversiven Reizen" (Jeffrey A. Gray) konstatieren, die ein furchtvoll vermeidendes oder abwartendes Verhalten hervorrufen. In der Literatur sind solche Reize vor allem aus dem Motivbereich des 'Erhabenen' bekannt. Am Leitfaden zweier filmwissenschaftlicher Studien werden im vierten Abschnitt zwei spezifische emotionale Reaktionen mit den ihnen korrespondierenden Textreizen vorgestellt. Die Reaktion des Weinens (die Emotion der Rührung) wird auf eine angeborene Kapitulationsreaktion (Helmuth Plessner) gegenüber Situationen der Überforderung und Ohnmacht zurückgeführt und mit resultativen Handlungs-ereignissen in narrativen Texten in Verbindung gebracht. Wann immer es in einer Handlung zu einer Entwicklung kommt, in der es nichts mehr 'zu hoffen und zu bangen' gibt, sondern der Leser einen Ist-Zustand (den Tod einer Figur, den Beweis der Tugend o.Ä.) als definitiv anerkennen muss, wird aufgrund einer strukturellen Isomorphie dieser Erlebniseinheit mit dem evolutionär verankerten Auslöseschemata der Kapitulationsreaktion diese Reaktion des sentimentalen Weinens ausgelöst. Ebenfalls als ein bereichsspezifisches psychisches Reaktionsprogramm wird anschließend die Reaktion des Lachens angeführt. Lachen als Signal der Kooperationsbereitschaft dürfte sich evolutionär besonders in Situationen von gelindem sozialem Stress bewährt haben, d.h. in Situationen, in denen die soziale Kohäsion in Gefahr, aber noch zu retten war. Entsprechend lassen sich Textstrukturen, die im Sinne eines 'unschwerwiegenden Fehlers' Verständnishürden aufbauen und dadurch Stress in der Kommunikationssituation des Lesers herstellen, als geeignete Reize, eine Lachreaktion auszulösen, identifizieren. Die solchermaßen 'humoristische' literarische Sprechinstanz wirkt zudem als sozialer Annäherungsreiz. Mit der Frage der sozialen Attraktivität literarischer Sprecher und fiktiver Figuren befasst sich der fünfte und letzte Abschnitt. Hier wird eine Typologie von vier gestaffelten Sympathiegraden vorgestellt, die es erlaubt, bekannte Phänomene des quasisozialen Leserverhaltens zu gruppieren und bestimmten psychischen Mechanismen zuzuordnen. Als der niedrigste Sympathiegrad kann das Erkennen psychisch verfasster Lebewesen gelten, das sich auf unsere Fähigkeit zur Unterscheidung belebter und unbelebter Objekte zurückführen lässt und darüber entscheidet, auf welche Instanzen im literarischen Text wir uns empathisch einlassen. Der zweite Sympathiegrad wird als 'Parteinahme' betitelt und meint das Erkennen eines 'Mitglieds der eigenen Gruppe' (der eigenen Wertgemeinschaft o.Ä.; in der evolutionären Vergangenheit: des eigenen Clans). Er entscheidet darüber, mit wem der Leser 'mitfiebert'. Als dritter Sympathiegrad kann die freundschaftkonstituierende Vertrautheit mit fiktiven Personen angeführt werden. Diese Familiarität erklärt die affektive Bindung des Lesers an Fiktionen und, als Effekt davon, den Trennungsschmerz beim Beenden eines Buches. Der vierte Sympathiegrad involviert weniger freundschaftliche Bindung als vielmehr 'Liebe' zu einem bestimmten Individuum. Liebestypische Äußerungsformen lassen sich vor allem im Fankult (z.B. im Wertherkult) beobachten.
Wie kommen Begriffe in die Welt? Auf diese Frage gibt es mehr als eine Antwort; eine davon aber verweist mit Sicherheit auf die akademische Welt. Ständig mit (vermeintlich) neuartigen Sachverhalten konfrontiert, erfindet diese unermüdlich neue Benennungen, um die zu analysierenden Phänomene beschreib- und fassbar zu machen. Dabei hat sich im Laufe der Zeit ein noch immer nicht abgeschlossener Katalog an Fachwörtern angesammelt. Dieser mag den Eindruck erwecken, die wissenschaftliche Begriffsbildung sei nur in den seltensten Fällen um besonders poetische oder eingängige Fachbegriffe bemüht. Doch es gibt eine unliebsame Verwandte der Wissenschaft, die Neologismen sehr zugetan ist, und deren sprachliche Welt von einem Hauch von Poesie belebt wird, die Science-Fiction. Sie steht zwischen Forschung und Fiktion, übernimmt Termini aus der Wissenschaftssprache, verfremdet sie, kombiniert sie neu, und trägt zu ihrer Popularisierung bei. Auch der Begriff "Klon" ist in diesem Kontext zu verorten, allerdings weicht er in seiner Charakteristik und Entwicklung von anderen Fachtermini ab. Gerade seine Besonderheiten machen ihn aber für die begriffsgeschichtliche Arbeit so interessant. Wie die Wissenschaftshistorikerin Christina Brandt zeigt, muss der "Klon" als "hybride Konstellation" historisch unterschiedlich gelagerter Bedeutungsebenen verstanden werden, in der die biowissenschaftliche Definition und wesentlich ältere religiöse, naturphilosophische Denkfiguren und kulturhistorische Narrative zueinander in Spannung geraten sind. Auch dieser Beitrag skizziert den "Klon" als einen Begriff, der in verschiedenen Diskursen und Disziplinen verortet ist und auf der Grundlage kulturhistorisch wesentlich älterer Narrative und Denkfiguren neue Bedeutungen generiert. Das nicht enden wollende Hin und Her um seine Auslegung und Verwendung kann aber auch als Hinweis auf bestimmte irrationale Elemente gelesen werden, die in diesem Streit um die Deutungshoheit eine Rolle zu spielen scheinen. So lässt sich nicht leugnen, dass von bestimmten Begriffen eine besondere Faszination ausgeht. Dies wird vor allem deutlich, wenn ein wissenschaftlicher Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch übergeht. Die Transferbewegung des "Klons" in den öffentlichenRaum der Alltagssprache ist – dies gilt es zu zeigen – zweifellos auch, wenn nicht gar in entscheidendem Maße, den meist äußerst phantasievollen visuellen Eindrücken zu verdanken, die in der populären Vorstellung an den Begriff gekoppelt wurden. Denn es sind vor allem Bilder, die eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben, die Imagination beflügeln und vermeintlich leere Begriffe in einem einzigen Augenblick mit neuem Inhalt füllen. Im Unterschied zu bisherigen begriffsgeschichtlichen Arbeiten soll deshalb hier das Augenmerk auf dem Moment der Faszination und auf dem Visuellen liegen, um so die Korrespondenz historischer Denkfiguren, Mythen und Narrative zu ikonischen Semantiken und visuellen Bildkomplexen aufzuzeigen.