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Die vorliegende Dissertation hat die Evaluation der Instruktionssensitivität von Testitems unter Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern zum Thema. Die Instruktionssensitivität von Items bzw. Testaufgaben erfasst, ob diese in der Lage sind, Effekte von Unterricht auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler abzubilden. Der Begriff der individuellen Lernvoraussetzungen wird im Rahmen dieser Arbeit sehr breit gefasst und subsumiert unter anderem kognitive, metakognitive, motivationale und volitionale Merkmale (Brühwiler, 2014; Brühwiler et al., 2017). Ausgehend von den Lernvoraussetzungen, welche im Zusammenhang von Angebots-Nutzungs-Modellen (u.a. Brühwiler, 2014; Fend, 1981) konzeptionell aufgegriffen werden, wird in den daran anschließenden quantitativen Analysen ein besonderer Fokus auf die Qualität der Lernmotivation (Ryan & Deci, 2000) gelegt. Das empirische Ziel der Arbeit besteht in der exemplarischen Überprüfung, inwiefern Indikatoren der Instruktionssensitivität von Testitems durch die Qualität der Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler beeinflusst werden.
Vor dem Hintergrund dieses Erkenntnisinteresses werden Parameterschätzungen aus längsschnittlichen Mehrebenen-Item-Response-Modellen mit unterschiedlichen Modellspezifikationen gegenübergestellt. Analysiert werden Daten von 832 Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern aus dem Schweizer Kanton St. Gallen, die wiederholt an Schulleistungstests im Fach Mathematik teilgenommen haben. Unterscheiden sich die Parameterschätzungen zwischen den Spezifikationen, spricht dies dafür, dass die Qualität der Lernmotivation einen Einfluss auf die Schätzung der Instruktionssensitivität der Mathematikitems nimmt. Als Indikatoren der Instruktionssensitivität werden die differenzielle (Naumann et al., 2016) und die spezifische Sensitivität herangezogen. Angenommen wird, dass die Einbeziehung der Qualität der Lernmotivation als Kovariate die Schätzung dieser beiden Indikatoren beeinflusst.
Das Ergebnis der Analysen ist eindeutig: Keine der aufgestellten Hypothesen kann angenommen werden. Die Resultate sprechen dafür, dass die Parameterschätzungen zur Evaluation der Instruktionssensitivität von der Qualität der Lernmotivation nicht wesentlich beeinflusst werden. Diese Befundlage überrascht, da zahlreiche Studien darauf hindeuten, dass motivationale Merkmale von Schülerinnen und Schülern einen Einfluss auf deren schulische Leistungen nehmen (u.a. Kriegbaum et al., 2015; Taylor et al., 2014) und für die Schätzung der Indikatoren der Instruktionssensitivität auf Daten von Schulleistungstests zurückgegriffen wurde. Die Ergebnisse werden aus inhaltlicher und methodischer Perspektive diskutiert.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Schreiben als Lerninstrument im Rahmen von Lernjournalen. Ausgehend von der Annahme, dass durch Schreiben höherrangige kognitive Prozesse angeregt werden können, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit die Untersuchung der Effekte von Schreibinstruktionen (Prompts) auf die Qualität kognitiver Prozesse bei der Textproduktion. Im Rahmen zweier Untersuchungen werden dazu Studierende angeleitet, mit den Aufgaben Texte zu verschiedenen Themengebieten zu verfassen. Die Texte werden mithilfe einer Taxonomie, mit der die Komplexität von Lernergebnissen abgebildet wird, analysiert und ausgewertet. Im Zentrum der ersten Untersuchung steht die Frage, inwiefern sich verschiedene Anforderungsspezifika der Prompts auf die Komplexität der produzierten Texte auswirken. Die zweite Untersuchung geht der Frage nach, wie Schreibprozesse durch verschiedene Formen von Feedback beeinflusst werden und befasst sich mit den Wechselwirkungen des Feedbacks,der Motivation der Lerner und der aus den Texten erkennbaren Verarbeitungstiefe. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass Lerner mit Prompts bereits zu Beginn eines Lernzyklus dazu angeregt werden können, Elaborationsstrategien einzusetzen und komplexe Wissensstrukturen beim Schreiben aufzubauen. Zum anderen deuten sich Effekte des Feedbacks auf die Motivation der Lerner an, da sich in Abhängigkeit der Feedbackform unterschiedliche Motivationsverläufe nachweisen ließen. Die Befunde weisen also darauf hin, dass Feedback den Lernprozess auf der motivationalen Ebene beeinflusst. Insgesamt werden in der Arbeit Faktoren untersucht, die bei der Gestaltung einer Lernumgebung mit Lernjournalen zu beachten sind. Die Befunde geben Hinweise darauf, wie Lernjournale in eine Seminarstruktur eingebettet werden können, um die Komplexität der Schreibprozesse erwachsener Lerner zu erhöhen.
Während ihrer Lebensspanne erfahren Individuen eine Fülle an pädagogisch intendierten Lernkontexten (Seltrecht 2012: 534 ff.), die je nach Lebensalter und -lage unterschiedlichste Lernprozesse anregen können. Aus einer systemtheoretischen Perspektive vollzieht sich die Gesamtheit dieser pädagogisch gerahmten Lernaktivitäten in einem spezifischen gesellschaftlichen Funktionssystem (Luhmann 1997: 90), dem pädagogisch organisierten System des lebenslangen Lernens. In ihm vollzieht sich die Formung menschlicher Identitäten (Tippelt/Nittel 2013: 148), wobei im Sinne der Humanontogenese sowohl sozialintegrative Aspekte wie die Einübung von gesellschaftlichen Normen und die Entwicklung von rollenförmigem Verhalten als auch die Persönlichkeitsbildung forciert werden (Lenzen 1997: 11). ...
Tagungsvorträge werden als MP3-Files zum Anhören angeboten. Das Motiv: 2003 stand der 100. Geburtstag Theodor W. Adornos auf der Tagesordnung des kulturellen und akademischen Geschehens. Adorno war sicherlich einer der wirkungsmächtigsten Philosophen und Theoretiker der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Seine Schriften sind weltweit verbreitet und haben unzählige Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen anhaltend inspiriert. Wo immer man in der Welt als Frankfurter Hochschullehrer auf geistig tätige Menschen trifft, man wird auf Adorno angesprochen. Zum Schicksal eines jeden Klassikers gehört es, dass es einen Streit um das Erbe gibt und sich folglich verschiedene Strömungen auf das Vorbild beziehen. Zugleich provoziert das die unausgesetzte Debatte darum, ob das Werk nicht bereits historisch geworden sei und uns für unsere Zeit also nicht mehr viel zu sagen habe. Oder ob es klassisch: unvergänglich vergangen sei, und damit ein starker Anstoß zum Weiterdenken geblieben sei. Hinter dieser, in vielen Buchpublikationen und Feuilletons (insbesondere in der Frankfurt Allgemeinen Zeitung) geführten Debatte um die Aktualität der kritischen Theorie und des Denkens Adornos verschwindet leicht die aufmerksame Beobachtung, was denn nach Adornos Tod 1969 von seinen direkten oder mittelbaren Schülern in den Feldern geleistet worden ist, auf die insgesamt sich das Genie Adornos beziehen konnte. Es stand zu befürchten, dass das Jubiläum als Geburtstagsfeier einer Geistesgröße mit einer Fülle von Erinnerungen und Würdigungen vollzogen wird, ohne dass der doch ungleich interessanteren Frage nachgegangen würde, in welcher Hinsicht das Werk Adornos in den produktiven Arbeiten heutiger Wissenschaftler lebendig geblieben ist. Inhaltliche Akzente: Lebendigkeit bedeutet keineswegs die Fortsetzung eines orthodox verwalteten Erbes, sondern verweist notwendig auf oft eigensinnige Versuche, die Denkmittel Adornos im Sinne seiner Kritik an der Gesellschaft zu nutzen. Lebendigkeit konkretisiert sich also nicht als Traditionspflege oder als wohlfeile Revision von Positionen, über die die Zeit hinweggegangen sein soll, sondern im sachhaltigen Aufweis ihrer Aktualität durch Arbeiten, mit denen aus unterschiedlicher fachlicher Sicht kritische Theorie als fortgesetztes Arbeitsprogramm deutlich wird. Insofern diente der Kongress der systematischen Überprüfung und Dokumentation der in produktiver Forschung sich ausdrückenden Lebendigkeit der Ansätze Adornos sowie der Ausarbeitung der Aufgaben für die nähere Zukunft. Zugleich wird damit nicht weniger beansprucht als einen repräsentativen Überblick zu geben, wie es heute mit der Aufklärung selbst bestellt ist. Auf der Tagung sprachen Wissenschaftler sprechen, die in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen haben, dass sie mit ihrem Forschungsprogramm die Diagnose der Gesellschaft, inspiriert durch jene Denkmittel, insbesondere auf unbearbeitetem Terrain fortgeführt haben und die zugleich für die Zukunft die Untersuchung von Fragen versprechen, die auf der Tagesordnung der Aufklärung stehen. Jeder Vortragende wird seine Arbeiten in den Kontext auch derjenigen stellen, die innerhalb seines Faches ebenfalls von Kritischer Theorie beeinflusst wurden. Im Vordergrund der Darstellung soll aber die eigene bislang geleistete Arbeit unter der Fragestellung der Tagung rekapituliert werden und schlaglichtartig erkennbar gemacht werden, in welchem Sinne Fragen der gegenwärtigsten Gegenwart mit den theoretischen Figuren Adornos kommunizieren.
Der vorliegende Bericht zur ‘Szenestudie 2002’ vermittelt eine aktuelle Situationsbeschreibung der offenen Drogenszene in Frankfurt am Main. Diese Studie zum Drogengebrauchsverhalten und Alltagsgeschehen auf der offenen Drogenszene versteht sich als eine Teilstudie im Rahmen eines komplexen Monitoringsystems (MoSyD _‘Monitoring-System Drogentrends’), welches in 2002 in der Stadt Frankfurt eingerichtet wurde, um zeitnah und umfassend neue Entwicklungen im Bereich des Konsums legaler wie illegaler Drogen verfolgen zu können (ausführlich: Kemmesies und Hess 2001). Die folgende Zusammenfassung gibt die zentralen Beobachtungen und Ergebnisse der Erhebung wieder. Diese Teilstudie vom MoSyD fokussiert auf den so genannten problematischen Kern des Drogenphänomens: Mit der Erscheinung offener Drogenszenen gehen vielfältige drogenpolitischen Herausforderungen einher. Diese beziehen sich sowohl auf sozial-medizinische wie strafrechtliche Aspekte, wie sie in den Stichworten Infektionskrankheiten, Beschaffungskriminalität, Deprivation, Verelendung et cetera geradezu greifbare Realität gewinnen. Aufgrund der enormen sozial-, gesundheits- wie ordnungspolitischen Herausforderungen und einer mitunter rasanten Veränderungsdynamik im mittelbaren und unmittelbaren Umfeld der offenen Drogenszene dokumentieren wir bereits hiermit - außerhalb des projektierten jährlichen Berichtsturnus vom MoSyD und zeitnah zur Interviewerhebung - unsere Beobachtungen. Im Vorgriff auf die konkreten Ergebnisse sei bereits angemerkt, dass sich die Situation offenbar innerhalb der letzten Jahre stark verändert hat: Wenn bisher eine offene Drogenszene in Deutschland in erster Linie mit dem klassischen Vorstellungsbild von einem intravenös Heroin konsumierenden ‘Junkie’ assoziiert war, so scheint diese Assoziation – zumindest mit Blick auf Frankfurt – die Realität nur noch äußerst gebrochen widerzuspiegeln. Denn Heroin hat seine dominierende Position auf dem Drogenschwarzmarkt verloren und an Kokain beziehungsweise dessen Derivat Crack abgegeben. Darüber hinaus hat sich der intravenöse Drogenkonsum insgesamt deutlich – um etwa die Hälfte – reduziert. Da systematisch vergleichbare Daten weit zurückreichen und erst aus dem Jahre 1995 vorliegen (Kemmesies 1995b), lässt sich nicht näher ergründen, wie es um die Dynamik der prozessualen Veränderungen bestellt ist: Befinden wir uns am Ende einer Entwicklung oder aber stecken wir mitten in einem grundsätzlichen Veränderungsprozess, innerhalb dessen sich das Bild der offenen Drogenszene grundlegend wandeln wird. Um einen besseren Einblick in die Veränderungsdynamik gewinnen zu können, schlagen wir vor, von dem ursprünglich im Rahmen vom MoSyD vorgesehenen zweijährigen Erhebungsturnus abzurücken und die Szenestudie bereits 2003 erneut durchzuführen. Ausgehend von zentralen Ergebnissen wäre näher zu ergründen, inwieweit der offensichtliche Trend einer Altersanhebung im Umfeld der offenen Drogenszene anhält, ob es zu einer fortschreitenden Ausweitung von kokain-/crackorientierten Drogengebrauchsmustern kommt, und inwieweit diese Entwicklungen sich im allgemeinen Gesundheitszustand der Drogenkonsumenten abbilden. Weiterhin wäre zu prüfen, ob die geplante Ausweitung der Substitutionsbehandlung in Gestalt des Heroinerprobungsprogramms sich auch auf das ‘typische’ Drogengebrauchsverhalten auf der offenen Drogenszene auswirkt.
Der vorliegende Bericht beschreibt die Situation in der „offenen Drogenszene“ in Frankfurt am Main unter zwei Aspekten: zum einen im Hinblick auf die Veränderungen, die sich in zentralen Inhaltsbereichen wie der sozialen und gesundheitlichen Situation, dem Substanzkonsum und der Inanspruchnahme des Hilfesystems in den letzten Jahren gezeigt haben, zum zweiten im Hinblick auf die aktuelle Situation, wie sie sich in der „offenen Drogenszene“ Mitte des Jahres 2004 auf Grundlage der hier vorliegenden Daten darstellt.
Das aus der Sozialen-Welt-Theorie von A. L. Strauss stammende Konzept „pädagogische Technologien und Kernaktivitäten“ wurde bislang vorrangig auf grundlagentheoretische pädagogische Fragestellungen angewendet. Der vorliegende Beitrag überträgt dieses Konzept erstmalig auf die Erwachsenenbildung. Die Autoren unterstreichen in dem Beitrag, dass abduktive und relationale Verfahren geeignet sind, zwischen dem Mikrobereich der symbolisch vermittelten Interaktion in der Erwachsenenbildung und der Ebene des pädagogisch organisierten Systems des lebenslangen Lernens Verbindungen herzustellen.