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Die vorliegende Dissertation hat die Evaluation der Instruktionssensitivität von Testitems unter Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern zum Thema. Die Instruktionssensitivität von Items bzw. Testaufgaben erfasst, ob diese in der Lage sind, Effekte von Unterricht auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler abzubilden. Der Begriff der individuellen Lernvoraussetzungen wird im Rahmen dieser Arbeit sehr breit gefasst und subsumiert unter anderem kognitive, metakognitive, motivationale und volitionale Merkmale (Brühwiler, 2014; Brühwiler et al., 2017). Ausgehend von den Lernvoraussetzungen, welche im Zusammenhang von Angebots-Nutzungs-Modellen (u.a. Brühwiler, 2014; Fend, 1981) konzeptionell aufgegriffen werden, wird in den daran anschließenden quantitativen Analysen ein besonderer Fokus auf die Qualität der Lernmotivation (Ryan & Deci, 2000) gelegt. Das empirische Ziel der Arbeit besteht in der exemplarischen Überprüfung, inwiefern Indikatoren der Instruktionssensitivität von Testitems durch die Qualität der Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler beeinflusst werden.
Vor dem Hintergrund dieses Erkenntnisinteresses werden Parameterschätzungen aus längsschnittlichen Mehrebenen-Item-Response-Modellen mit unterschiedlichen Modellspezifikationen gegenübergestellt. Analysiert werden Daten von 832 Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern aus dem Schweizer Kanton St. Gallen, die wiederholt an Schulleistungstests im Fach Mathematik teilgenommen haben. Unterscheiden sich die Parameterschätzungen zwischen den Spezifikationen, spricht dies dafür, dass die Qualität der Lernmotivation einen Einfluss auf die Schätzung der Instruktionssensitivität der Mathematikitems nimmt. Als Indikatoren der Instruktionssensitivität werden die differenzielle (Naumann et al., 2016) und die spezifische Sensitivität herangezogen. Angenommen wird, dass die Einbeziehung der Qualität der Lernmotivation als Kovariate die Schätzung dieser beiden Indikatoren beeinflusst.
Das Ergebnis der Analysen ist eindeutig: Keine der aufgestellten Hypothesen kann angenommen werden. Die Resultate sprechen dafür, dass die Parameterschätzungen zur Evaluation der Instruktionssensitivität von der Qualität der Lernmotivation nicht wesentlich beeinflusst werden. Diese Befundlage überrascht, da zahlreiche Studien darauf hindeuten, dass motivationale Merkmale von Schülerinnen und Schülern einen Einfluss auf deren schulische Leistungen nehmen (u.a. Kriegbaum et al., 2015; Taylor et al., 2014) und für die Schätzung der Indikatoren der Instruktionssensitivität auf Daten von Schulleistungstests zurückgegriffen wurde. Die Ergebnisse werden aus inhaltlicher und methodischer Perspektive diskutiert.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Schreiben als Lerninstrument im Rahmen von Lernjournalen. Ausgehend von der Annahme, dass durch Schreiben höherrangige kognitive Prozesse angeregt werden können, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit die Untersuchung der Effekte von Schreibinstruktionen (Prompts) auf die Qualität kognitiver Prozesse bei der Textproduktion. Im Rahmen zweier Untersuchungen werden dazu Studierende angeleitet, mit den Aufgaben Texte zu verschiedenen Themengebieten zu verfassen. Die Texte werden mithilfe einer Taxonomie, mit der die Komplexität von Lernergebnissen abgebildet wird, analysiert und ausgewertet. Im Zentrum der ersten Untersuchung steht die Frage, inwiefern sich verschiedene Anforderungsspezifika der Prompts auf die Komplexität der produzierten Texte auswirken. Die zweite Untersuchung geht der Frage nach, wie Schreibprozesse durch verschiedene Formen von Feedback beeinflusst werden und befasst sich mit den Wechselwirkungen des Feedbacks,der Motivation der Lerner und der aus den Texten erkennbaren Verarbeitungstiefe. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass Lerner mit Prompts bereits zu Beginn eines Lernzyklus dazu angeregt werden können, Elaborationsstrategien einzusetzen und komplexe Wissensstrukturen beim Schreiben aufzubauen. Zum anderen deuten sich Effekte des Feedbacks auf die Motivation der Lerner an, da sich in Abhängigkeit der Feedbackform unterschiedliche Motivationsverläufe nachweisen ließen. Die Befunde weisen also darauf hin, dass Feedback den Lernprozess auf der motivationalen Ebene beeinflusst. Insgesamt werden in der Arbeit Faktoren untersucht, die bei der Gestaltung einer Lernumgebung mit Lernjournalen zu beachten sind. Die Befunde geben Hinweise darauf, wie Lernjournale in eine Seminarstruktur eingebettet werden können, um die Komplexität der Schreibprozesse erwachsener Lerner zu erhöhen.
Während ihrer Lebensspanne erfahren Individuen eine Fülle an pädagogisch intendierten Lernkontexten (Seltrecht 2012: 534 ff.), die je nach Lebensalter und -lage unterschiedlichste Lernprozesse anregen können. Aus einer systemtheoretischen Perspektive vollzieht sich die Gesamtheit dieser pädagogisch gerahmten Lernaktivitäten in einem spezifischen gesellschaftlichen Funktionssystem (Luhmann 1997: 90), dem pädagogisch organisierten System des lebenslangen Lernens. In ihm vollzieht sich die Formung menschlicher Identitäten (Tippelt/Nittel 2013: 148), wobei im Sinne der Humanontogenese sowohl sozialintegrative Aspekte wie die Einübung von gesellschaftlichen Normen und die Entwicklung von rollenförmigem Verhalten als auch die Persönlichkeitsbildung forciert werden (Lenzen 1997: 11). ...
Tagungsvorträge werden als MP3-Files zum Anhören angeboten. Das Motiv: 2003 stand der 100. Geburtstag Theodor W. Adornos auf der Tagesordnung des kulturellen und akademischen Geschehens. Adorno war sicherlich einer der wirkungsmächtigsten Philosophen und Theoretiker der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Seine Schriften sind weltweit verbreitet und haben unzählige Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen anhaltend inspiriert. Wo immer man in der Welt als Frankfurter Hochschullehrer auf geistig tätige Menschen trifft, man wird auf Adorno angesprochen. Zum Schicksal eines jeden Klassikers gehört es, dass es einen Streit um das Erbe gibt und sich folglich verschiedene Strömungen auf das Vorbild beziehen. Zugleich provoziert das die unausgesetzte Debatte darum, ob das Werk nicht bereits historisch geworden sei und uns für unsere Zeit also nicht mehr viel zu sagen habe. Oder ob es klassisch: unvergänglich vergangen sei, und damit ein starker Anstoß zum Weiterdenken geblieben sei. Hinter dieser, in vielen Buchpublikationen und Feuilletons (insbesondere in der Frankfurt Allgemeinen Zeitung) geführten Debatte um die Aktualität der kritischen Theorie und des Denkens Adornos verschwindet leicht die aufmerksame Beobachtung, was denn nach Adornos Tod 1969 von seinen direkten oder mittelbaren Schülern in den Feldern geleistet worden ist, auf die insgesamt sich das Genie Adornos beziehen konnte. Es stand zu befürchten, dass das Jubiläum als Geburtstagsfeier einer Geistesgröße mit einer Fülle von Erinnerungen und Würdigungen vollzogen wird, ohne dass der doch ungleich interessanteren Frage nachgegangen würde, in welcher Hinsicht das Werk Adornos in den produktiven Arbeiten heutiger Wissenschaftler lebendig geblieben ist. Inhaltliche Akzente: Lebendigkeit bedeutet keineswegs die Fortsetzung eines orthodox verwalteten Erbes, sondern verweist notwendig auf oft eigensinnige Versuche, die Denkmittel Adornos im Sinne seiner Kritik an der Gesellschaft zu nutzen. Lebendigkeit konkretisiert sich also nicht als Traditionspflege oder als wohlfeile Revision von Positionen, über die die Zeit hinweggegangen sein soll, sondern im sachhaltigen Aufweis ihrer Aktualität durch Arbeiten, mit denen aus unterschiedlicher fachlicher Sicht kritische Theorie als fortgesetztes Arbeitsprogramm deutlich wird. Insofern diente der Kongress der systematischen Überprüfung und Dokumentation der in produktiver Forschung sich ausdrückenden Lebendigkeit der Ansätze Adornos sowie der Ausarbeitung der Aufgaben für die nähere Zukunft. Zugleich wird damit nicht weniger beansprucht als einen repräsentativen Überblick zu geben, wie es heute mit der Aufklärung selbst bestellt ist. Auf der Tagung sprachen Wissenschaftler sprechen, die in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen haben, dass sie mit ihrem Forschungsprogramm die Diagnose der Gesellschaft, inspiriert durch jene Denkmittel, insbesondere auf unbearbeitetem Terrain fortgeführt haben und die zugleich für die Zukunft die Untersuchung von Fragen versprechen, die auf der Tagesordnung der Aufklärung stehen. Jeder Vortragende wird seine Arbeiten in den Kontext auch derjenigen stellen, die innerhalb seines Faches ebenfalls von Kritischer Theorie beeinflusst wurden. Im Vordergrund der Darstellung soll aber die eigene bislang geleistete Arbeit unter der Fragestellung der Tagung rekapituliert werden und schlaglichtartig erkennbar gemacht werden, in welchem Sinne Fragen der gegenwärtigsten Gegenwart mit den theoretischen Figuren Adornos kommunizieren.
Der vorliegende Bericht zur ‘Szenestudie 2002’ vermittelt eine aktuelle Situationsbeschreibung der offenen Drogenszene in Frankfurt am Main. Diese Studie zum Drogengebrauchsverhalten und Alltagsgeschehen auf der offenen Drogenszene versteht sich als eine Teilstudie im Rahmen eines komplexen Monitoringsystems (MoSyD _‘Monitoring-System Drogentrends’), welches in 2002 in der Stadt Frankfurt eingerichtet wurde, um zeitnah und umfassend neue Entwicklungen im Bereich des Konsums legaler wie illegaler Drogen verfolgen zu können (ausführlich: Kemmesies und Hess 2001). Die folgende Zusammenfassung gibt die zentralen Beobachtungen und Ergebnisse der Erhebung wieder. Diese Teilstudie vom MoSyD fokussiert auf den so genannten problematischen Kern des Drogenphänomens: Mit der Erscheinung offener Drogenszenen gehen vielfältige drogenpolitischen Herausforderungen einher. Diese beziehen sich sowohl auf sozial-medizinische wie strafrechtliche Aspekte, wie sie in den Stichworten Infektionskrankheiten, Beschaffungskriminalität, Deprivation, Verelendung et cetera geradezu greifbare Realität gewinnen. Aufgrund der enormen sozial-, gesundheits- wie ordnungspolitischen Herausforderungen und einer mitunter rasanten Veränderungsdynamik im mittelbaren und unmittelbaren Umfeld der offenen Drogenszene dokumentieren wir bereits hiermit - außerhalb des projektierten jährlichen Berichtsturnus vom MoSyD und zeitnah zur Interviewerhebung - unsere Beobachtungen. Im Vorgriff auf die konkreten Ergebnisse sei bereits angemerkt, dass sich die Situation offenbar innerhalb der letzten Jahre stark verändert hat: Wenn bisher eine offene Drogenszene in Deutschland in erster Linie mit dem klassischen Vorstellungsbild von einem intravenös Heroin konsumierenden ‘Junkie’ assoziiert war, so scheint diese Assoziation – zumindest mit Blick auf Frankfurt – die Realität nur noch äußerst gebrochen widerzuspiegeln. Denn Heroin hat seine dominierende Position auf dem Drogenschwarzmarkt verloren und an Kokain beziehungsweise dessen Derivat Crack abgegeben. Darüber hinaus hat sich der intravenöse Drogenkonsum insgesamt deutlich – um etwa die Hälfte – reduziert. Da systematisch vergleichbare Daten weit zurückreichen und erst aus dem Jahre 1995 vorliegen (Kemmesies 1995b), lässt sich nicht näher ergründen, wie es um die Dynamik der prozessualen Veränderungen bestellt ist: Befinden wir uns am Ende einer Entwicklung oder aber stecken wir mitten in einem grundsätzlichen Veränderungsprozess, innerhalb dessen sich das Bild der offenen Drogenszene grundlegend wandeln wird. Um einen besseren Einblick in die Veränderungsdynamik gewinnen zu können, schlagen wir vor, von dem ursprünglich im Rahmen vom MoSyD vorgesehenen zweijährigen Erhebungsturnus abzurücken und die Szenestudie bereits 2003 erneut durchzuführen. Ausgehend von zentralen Ergebnissen wäre näher zu ergründen, inwieweit der offensichtliche Trend einer Altersanhebung im Umfeld der offenen Drogenszene anhält, ob es zu einer fortschreitenden Ausweitung von kokain-/crackorientierten Drogengebrauchsmustern kommt, und inwieweit diese Entwicklungen sich im allgemeinen Gesundheitszustand der Drogenkonsumenten abbilden. Weiterhin wäre zu prüfen, ob die geplante Ausweitung der Substitutionsbehandlung in Gestalt des Heroinerprobungsprogramms sich auch auf das ‘typische’ Drogengebrauchsverhalten auf der offenen Drogenszene auswirkt.
Der vorliegende Bericht beschreibt die Situation in der „offenen Drogenszene“ in Frankfurt am Main unter zwei Aspekten: zum einen im Hinblick auf die Veränderungen, die sich in zentralen Inhaltsbereichen wie der sozialen und gesundheitlichen Situation, dem Substanzkonsum und der Inanspruchnahme des Hilfesystems in den letzten Jahren gezeigt haben, zum zweiten im Hinblick auf die aktuelle Situation, wie sie sich in der „offenen Drogenszene“ Mitte des Jahres 2004 auf Grundlage der hier vorliegenden Daten darstellt.
Das aus der Sozialen-Welt-Theorie von A. L. Strauss stammende Konzept „pädagogische Technologien und Kernaktivitäten“ wurde bislang vorrangig auf grundlagentheoretische pädagogische Fragestellungen angewendet. Der vorliegende Beitrag überträgt dieses Konzept erstmalig auf die Erwachsenenbildung. Die Autoren unterstreichen in dem Beitrag, dass abduktive und relationale Verfahren geeignet sind, zwischen dem Mikrobereich der symbolisch vermittelten Interaktion in der Erwachsenenbildung und der Ebene des pädagogisch organisierten Systems des lebenslangen Lernens Verbindungen herzustellen.
Die Relevanz der Zuschreibung von "Hochbegabung" in der Biografie von besonders begabten Erwachsenen
(2007)
Mit dieser Arbeit konnten erstmalig Erkenntnisse über "hochbegabte" Erwachsene gewonnen werden, die bisher entweder nicht untersucht wurden oder aber hinter dem Schleier der Mystifizierung im Verborgenen blieben. Eine der wichtigsten Erkenntnis dieser Arbeit ist entgegen der Darstellung vieler Publikationen zu diesem Thema, dass die Zuschreibung von "Hochbegabung" nicht grundsätzlich biografisch relevant ist. Vielmehr ist die Relevanzeinstufung von "Hochbegabung" von entsprechenden Dispositionen und Ausprägungen mit ihren spezifischen Wirkungsmechanismen im Lebensablauf abhängig, die je nach Zusammenspiel in eine non-exklusive oder in eine exklusive "Hochbegabtenidentität" münden. Eine Normalitätserfahrung – und das ist die weitere wichtige Erkenntnis dieser Untersuchung – ist für eine non-exklusive "Hochbegabtenidentität" die notwendige Voraussetzung. Erst dadurch relativiert sich die durch die Zuschreibung bedingte Abgrenzung von Anderen. In diesem Zusammenhang erstaunt es nicht, dass ein kooperatives und annehmendes Umfeld gute Voraussetzungen für einen positiven Umgang mit der Begabung und somit auch für die Gelegenheit der Normalitätserfahrung gute Voraussetzungen liefert. Zu der vieldiskutierten Frage, ob eine vermutete "Hochbegabung" formal getestet und schließlich zertifiziert werden soll, kann somit auf Grundlage der Analyse nach der Marnier des Biografieforschers mit einem "je nach Lebenslage" Stellung genommen werden: Fühlt sich die betreffende Person mit der gegebenen Situation wohl und hat keine gravierenden, die weitere Identitätsentwicklung behindernde Schwierigkeiten und erfährt sich die besonders begabte Person als normal, so ist kritisch nach dem Nutzen einer Zuschreibung von "Hochbegabung" zu fragen. Nimmt sich die Person jedoch als ständiger Außenseiter wahr und resultieren daraus aufgrund des geringen Selbstwertes maßgebliche Schwierigkeiten in alltäglichen Situationen, so könnten die mit einer formalen Zuschreibung verbundenen Zutrittsmöglichkeiten zu entsprechenden Fördermaßnahmen durchaus eine Möglichkeit sein, Personen mit ähnlichen Erfahrungen kennenzulernen. Um diese Frage jedoch zufriedenstellend beantworten zu können, sind weitere, auf diese Frage zentrierte Untersuchungen notwendig. Ebenso sind ergänzend weitere Untersuchungen zur Identitätskonstruktion von per Zuschreibung ‚Hochbegabten’ unerlässlich, da die Methode des autobiografisch-narrativen Interviews hierbei an ihre Grenzen stößt (vgl. voriges Kapitel 8.6). Um das Moment der Etablierung einer Denkstruktur der "binären Schematisierung" und ihre Wirksamkeit zu erforschen, bedarf es unter anderem neurowissenschaftlichen Wissens, welches in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden konnte. Dennoch konnte anhand der Interviewtechnik des autobiografisch-narrativen Interviews erst die persönliche Relevanz der Zuschreibung von ‚Hochbegabung’ in den Biografien herausgearbeitet werden.
In dem vergangenen Jahrzehnt sah sich der Kindergarten vor neuen Herausforderungen gestellt, welche die Gesellschaft an ihn heranträgt: Das ist einerseits der gestiegene Anspruch an die Bildungsarbeit bereits im Kindergarten und andererseits der Anspruch an die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit die Strukturen der pädagogischen Praxis im Kindergartenalltag analysiert und beschrieben.
Datengrundlage sind Videografien von Kindergartenalltagen in 61 Kindergartengruppen, davon 41 Aufnahmen in Deutschland und 20 in der Deutschschweiz. Zusätzlich wurden die strukturellen Rahmenbedingungen mit einem Fragebogen erhoben. Diese Daten entstanden im Rahmen der Studie „Professionalisierung im Elementarbereich“ (PRIMEL) (Kucharz et al., 2014), welche in der Linie „Ausweitung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte“ (AWiFF) vom BMBF gefördert wurde.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden in Anlehnung an Andrist und Chanson (2003) die Videografien inhaltsanalytisch (deskriptiv und induktiv ergänzt) hinsichtlich der gezeigten Strukturelemente kodiert, welche die Gestaltung eines Kindergartenalltags ausmachen: geführte Sequenz, freie Sequenz, angeleitete Sequenz und verbindende Sequenz. Mit Hilfe einer Clusteranalyse (Ward-Methode) wurden die unterschiedliche Verteilung der Sequenzen eines gezeigten Alltages gruppiert und somit einem Strukturierungsmuster (Cluster) zugeordnet. Die Clusteranalyse ergab, dass die Strukturen der pädagogischen Praxis drei Strukturierungsmuster bilden: „Kind-initiiert“, „Fachperson-initiiert“ und „Alltags-orientiert“. In allen Strukturierungsmuster kommen alle Strukturelemente vor. Kennzeichnend für das Strukturierungsmuster „Kind-initiiert“ ist das häufige Vorkommen der freien Sequenz und für das Strukturierungsmuster „Fachpersonen-initiiert“ die vielen geführten Sequenzen. Im Strukturierungsmuster „Alltags-orientiert“ machen verbindenden Sequenzen (Rituale, Routine, Essen und Übergänge), welche alltägliche Handlungen und Rituale umfassen, den größten Teil der Zeit aus.
Die Gestaltung des Mittagessens wurde in drei Videografien inhaltsanalytisch hinsichtlich der Arrangements analysiert. Hier ließen sich induktiv vier Kategorien – Instruktion/ Anweisung, Autonomie/Eigenständigkeit, Akzeptanz von Vorlieben und Abneigungen, Klima/Kultur/Rituale – herausarbeiten und drei Gestaltungstypen – „Familienähnlich“, „Mensaähnlich“ und „pädagogisches Familien-Restaurant“ – unterscheiden.
Die Ergebnisse zeigen auf, dass neben der Altersspanne der Kinder in der Gruppe, das Makrosystem (Länderebene) die Tagesgestaltung des Kindergartens stark beeinflusst. Die Sichtbarmachung der Strukturen auf der Mesoebene ermöglicht es, diese vergleichend zu diskutieren und Implikationen für die pädagogische Praxis abzuleiten.
Der Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule ist seit vielen Jahren ein heftig diskutiertes Thema. In Deutschland wird die Diskussion insbesondere in der Bildungsforschung, Bildungspolitik und der Praxis kontrovers geführt.Die Hauptgründe dafür sind: Der mangelnde Konsens um das Konzept der Schulfähigkeit und Fragen, die an den Diskurs um Bildungserfolg von Kindern anschließen, sowie die strukturelle Trennung der beiden Institutionen Kindertageseinrichtung und Grundschule, die nach wie vor als Bruch oder Einschnitt problematisiert werden. Genau an dieser Schnittstelle werden Diskontinuitäten befürchtet, die sich auf den weiteren Bildungsverlauf von Kindern negativ auswirken könnten. Diese Debatte ist auch international zu beobachten, auch wenn die Bildungssysteme sich unterscheiden. Eher randständig ist dabei die Sicht von Kindern selbst. Folglich existiert wenig Wissen darüber, wie sie diesen Übergang erleben und bewerten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde nach Wegen gesucht, wie Kinder im Übergangsprozess mehr in den Fokus gerückt werden können. Die Arbeit befasst sich vordergründig damit, einen vertieften Einblick in den Alltag von Kindern zu erfahren, der durch die Institutionen Kita und Grundschule mitgeprägt ist und von ihren Sichtweisen zu lernen. Folgende Forschungsziele wurden aus kindheitstheoretischer Perspektive bearbeitet: eine empirische Analyse über die subjektive Sichtweise von Kindern im Übergang Kita/GS vorzulegen, ein tieferes Verständnis darüber gewinnen wie Kinder den Übergang wahrnehmen und welche Erfahrungen sie machen sowie die Sicht von Kindern für die Gestaltung des Übergangs in der Praxis fruchtbar zu machen. Darüber hinaus wurden Ergebnisse dazu vorgelegt, welchen Beitrag Kinder aktiv im institutionellen Setting des Übergangs haben. Die Dissertation ist im Kontext des BMBF-Projekts „Schulfähigkeit und Befähigung – Die Sichtweisen der Akteure“ unter der Leitung von Sabine Andresen und Nadia Kutscher entstanden.
Die Kritik am jüdischen Religionsunterricht hat in der jüdischen Bildungsgeschichte eine lange Tradition. Nicht erst F. Rosenzweig beklagte in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Situation der jüdischen Unterweisung. Unter Einfluss der jüdischen Aufklärung wurde vor allem die traditionsgebundene jüdische Erziehung durch die verschiedenen Repräsentanten der Haskala bemängelt , denen es gelang, diese Erziehung in verschiedener Hinsicht zu transformieren. Die Zielsetzung der jüdischen Unterweisung seit biblischer Zeit, die Weitergabe der Überlieferung an die nächste Generation wird seit der Emanzipation als Vermittlung jüdischer Identität verstanden, verbunden mit der Frage, wie man diese Identität entfalten kann.
Heute steht der jüdische Religionsunterricht in Deutschland erneut in kritischer Observanz und damit auch die Frage, wie bei Kindern und Jugendlichen jüdische Identität entwickelt werden kann. ...
Vortrag an der "Die Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie", einer Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno, die am 4. - 6. Juli 2003 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main statfand. Koordiniert von Prof. Dr. Andreas Gruschka und Prof. Dr. Ulrich Oevermann. Die Tagungsbeiträge können auch auf CD (je CD ein Vortrag) oder als DVD (alle Vorträge im MP3-Format) käuflich erworben werden. S.a. "Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie", herausgegeben von Andreas Gruschka und Ulrich Oevermann. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno. Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-324-5
Dem Leser einer Reihe von Veröffentlichungen zur Didaktik des Sachunterrichts fällt auf, dass es bei aller Vielzahl von Differenzen und Differenzierungen zu didaktischen und pädagogischen Fragen so etwas wie eine - mehr implizite als explizite - Übereinstimmung in der Konstitution des Gegenstandes "Sache" zu geben scheint. Die "Sache" ist danach das zu Erkennende; der Sachunterricht soll entsprechend den Schüler in die Lage versetzen, zu erkennen, was gegeben ist. Aus einer jüngeren erkenntnistheoretischen Sicht lässt sich die Haltbarkeit dieser Grundannahme bezweifeln. Im Durchgang durch einige Konzepte zur Didaktik des Sachunterrichts soll dieser Zweifel begründet werden.
Die chilenische Geschichte ist seit der Unabhängigkeit von Spanien von einer für lateinamerikanische Verhältnisse ungewöhnlichen Dialogtradition gekennzeichnet. Die chilenischen Lehrer und ihre Organisationen spielten in dieser Dialogtradition eine besondere Rolle. Sie trugen zur Begründung dieser Tradition bei, waren ein bewußter Teil der Mittelschicht, der die Rolle der gesellschaftlichen Vermittlung zwischen den widerstreitenden Interessen des agroindustriellen Bürgertums und der Arbeiterbewegung zukam, und sie vertraten diesen Historischen Kompromiß in Schulen und Bildungszentren. Die chilenische Verfassung von 1925 ist ein Beispiel für diese Dialogtradition. Sie ist das Ergebnis einer gelungenen Konsenssuche und etabliert diesen Konsens für fast ein halbes Jahrhundert. Die chilenische Lehrerorganisation hat eine wichtige Rolle bei der Formulierung dieser Verfassung gespielt. Durch die Verfassung wurde es möglich, daß viele gremialistische, gewerkschaftliche und kooperative Gruppierungen sich parteiförmig organisierten und ihre Partialinteressen gesamtgesellschaftlich einbrachten. Die Verfassung von 1925 wies dem Staat die Rolle zu, soziale Sicherheiten zu garantieren und die Entwicklung des Landes voranzutreiben. Besonders die allgemeine Schulpflicht gehörte zu diesen Neuerungen. Den Lehrern und ihren Organisationen kam durch ihre Beteiligung an der Verfassung und die Verbreiterung des Bildungswesens die Rolle eines gesellschaftlichen Subjektes zu. Sie waren im Sinne Gramscis "organische Intellektuelle". Von 1925 bis zum Militärputsch von 1973 prägte die Mittelklasse die chilenische Gesellschaft. Die "Kultur der Mittelklasse" (G. Vial) wurde zur vorherrschenden Kultur. Die Lehrer waren in dieser Zeit Protagonisten der gesellschaftlichen Entwicklung und wurden zu gesellschaftlichen Vermittlern mit "anerkannten Fähigkeiten", 90 wenn es um die großen Erziehungsprobleme Chiles ging. Eine wichtige Etappe in diesem Prozeß war die Erziehungsreform von 1928. Die chilenischen Lehrer waren auf diese Aufgabe dadurch vorbereitet, daß sie den unterschiedlichsten philosophischen und politischen Strömungen (Agnostiker, Christen, Freimaurer und Marxisten) angehörten. 90 Episcopado chileno, Reforma educacional, Julio, 1981,S. 371 Seit der zweiten Hälfte der zwanzigsten Jahrhunderts gewann die marxistische Linke vor allem die Sozialisten und Kommunisten, die seit den zwanziger Jahren im Parlament vertreten waren unter den chilenischen Lehrern an Einfluß. Der Einfluß der bis dahin vorherrschenden Radikalen Partei schwand, und an deren Stelle trat die christdemokratische Partei. In dieser Situation entstand die Lehrergewerkschaft SUTE. Die SUTE setzte sich für eine neue Erziehungsreform ein, in deren Zentrum das Konzept einer "Nationalen Einheitsschule" (Escuela Nacionál Unificada, ENU) stand. Neben einer besseren Vermittlung von Theorie und Praxis sollte diese Schule den "neuen Menschen" in einer sozialistischen Gesellschaft schaffen. Die Kampagne für die ENU traf auf den geeinten Widerstand der katholischen Kirche und der rechten Parteien und Organisationen Chiles. Der sozialistische Präsident Allende, der in der Tradition konsensualer Vermittlung stand, gab unter diesem Druck das Reformprojekt auf. Der Militärputsch von 1973 brach mit der chilenische Dialogtradition. Die Lehrer verloren unter Pinochet fast alles, was sie bis dahin erreicht hatten, vor allem aber die Möglichkeit, an Entscheidungen in Fragen der Erziehungspolitik teilzunehmen. Namhafte Wissenschaftler und viele qualifizierte Lehrer wurden aus politischen Gründen entlassen, wenn nicht gar verhaftet oder ins Exil gezwungen. Die Schulen wurden privatisiert oder in kommunale Trägerschaft überführt. Die pädagogischen Hochschulen wurden in die Universitäten integriert, ein Schritt, der auf gespaltene Ressonanz stieß. Ein Teil der Lehrer sah darin eine Aufwertung des Erzieherberufs, andere hingegen die Zerstörung des traditionellen Ausbildungswesens der Lehrerschaft. Die Militärregierung löste den SUTE auf und ersetze ihn durch das Colegio de Profesores, das auf der Seite der Militärs stand. Ein von der Regierung erlassenes Anstellungsstatut verschlechterte mittelfristig die Situation der Lehrer. Sie waren durch diesen Statut und durch die Privatisierung und Kommunalisierung nun nicht mehr dem Erziehungsministerium, sondern oft nichtpädagogischen Chefs wie Bürgermeistern und privaten Schulträgern und unternehmern zugeordnet, die sich oft wie "kleine Diktatoren" (Schulak) benahmen. Inmitten einer Periode völliger gesellschaftlicher Immobilität, die nach dem gewaltsamen Putsch eingetreten war, bildeten sich erste Oppositionsgruppen innerhalb des Colegio de Profesores und, alternativ dazu, die Lehrergewerkschaft AGECH (Asociación Gremial de Educadores de Chile). Die Wahlen zum Colegio de Profesores 1985 und die Opposition der AGECH spielten eine wesentliche Rolle bei der breiten Opposition gegen das Militärregime, die 1983 begann. Die chilenischen Lehrer und ihre Organisationen waren neben der Menschenrechtsbewegung diejenige Gruppierung, die den Minderheitenkonsens der Pinochetregierung, der aus dem negativen Konsens der militärischen Elite hervorgegangenen war, in einer Weise herausforderte, die die Streitkräfte zwang, in eine Dialogpolitik einzutreten, die schließlich zum Übergang zur Demokratie (transición) führte.
Der digitale Wandel wirkt sich auf das alltägliche Leben in der modernen Lebenswelt im 21. Jahrhundert aus. Ob im Berufs- oder Privatleben, digitale Medien sind nicht mehr aus dem alltäglichen Leben wegzudenken und sie erleichtern das Leben maßgeblich.
E-Learning wird insbesondere in der Erwachsenenbildung benutzt und diese Branche "boomt". Umstritten ist dennoch, ob digitale Medien und E-Learning in Schulen eingesetzt werden sollten und ob ein Lernen und Lehren mit neuen Medien sinnvoll ist. Derzeitig ist keine bundesweite einheitliche Lehrerausbildung bezüglich des Umgangs mit digitalen Medien im Kontext Lehren und Lernen und den damit verbundenen Herausforderungen vorhanden.
Es stellt sich die Frage, wie neue Medien im Unterricht verwendet werden und welche Aspekte beim Lehren zu beachten sind.
Der digitale Wandel wirkt sich auf das alltägliche Leben in der modernen Lebenswelt im 21. Jahrhundert aus. Ob im Berufs- oder Privatleben, digitale Medien sind nicht mehr aus dem alltäglichen Leben wegzudenken und sie erleichtern das Leben maßgeblich.
E-Learning wird insbesondere in der Erwachsenenbildung benutzt und diese Branche "boomt". Umstritten ist dennoch, ob digitale Medien und E-Learning in Schulen eingesetzt werden sollten und ob ein Lernen und Lehren mit neuen Medien sinnvoll ist. Derzeitig ist keine bundesweite einheitliche Lehrerausbildung bezüglich des Umgangs mit digitalen Medien im Kontext Lehren und Lernen und den damit verbundenen Herausforderungen vorhanden.
Es stellt sich die Frage, wie neue Medien im Unterricht verwendet werden und welche Aspekte beim Lehren zu beachten sind.
This dissertation study argues that 'policy advice formation', as a discourse development, is a differentiated hybrid resultant from merger between comparative education and policy studies disciplines. Through discourse analysis based on John Creswell's format, this study identifies revisions, restatements and shifts in emphasis of theories, methodological models and challenge topics of comparative education and policy studies. Findings which display the development of policy advice formation' discourse. In conclusion, this study found differential patterns seemingly formed because of collaborative affects of standardization in education science knowledge expressed within discourse.
Disabling practices
(2017)
Following Foucault’s theory of discourse this article aims at reformulating the established concept of disability. To this end, the author reconstructs ways in which disabling practices of subjectivation occur in and through public media discourses. The article focuses on the discoursive production of infantile identities in people with cognitive disabilities. The examples demonstrate that this discoursive production occurs in self-representational media formats and in outside media representations. Hence, the author develops a concept of disability as a discoursively produced ordering category, from which follows a reformulation of the disability concept. This reformulated concept, which grasps disability as discourse disability, allows in turn for a perspective on disability as practice and thus as independent from the subject. To conclude, the article discusses implications of such a perspective of disability for pedagogy and the social sciences, ultimately arguing for a broader definition of disability and for making respective benefits a matter of social pedagogy.
Die Forschungsarbeit analysiert zwei Zeugniskonferenzen der Sekundarstufe I von hessischen Intensivklassen und Expertinneninterviews ihrer Teilnehmerinnen. Dabei werden verwaltungsrechtliche Sinnlogiken in ihren Diskursen und Entscheidungsmustern sichtbar gemacht, die am Ende zu dem Ergebnis führen, dass Lehrkräfte im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Verwaltung zwar arbeiten aber nur nach verwaltungsrechtlichen Maßstäben entscheiden dürfen. Im Ergebnis zeigt die Forschungsarbeit auf, dass das schulische Verwaltungssystem zur vorsätzlichen Ausgrenzung bestimmter Schüler*innentypen führt, die keine Chance auf einen Schulabschluss haben. Um fleißige aber sehr belastete Schüler*innen sprichwörtlich retten zu können, suchen die Lehrkräfte nach verwaltungsrechtlichen Grauzonen, um den Abgang von der Schule ohne Schulabschluss abwenden zu können. Dies geht sogar so weit, dass sie gegen die Rechtsnormen verstoßen oder Schüler*innen zum vorzeitigen Abgang von der Schule bewegen wollen, damit sie privat eine benötigte Alphabetisierung erhalten können, die in den Intensivklassen nicht möglich ist. Die Lehrkräfte formulieren im geschlossenen Bereich der Zeugniskonferenz offene Diskriminierung und Sexismus in ihren Interaktionen, welche sich auf ihre Bildungsentscheidungen auswirken können, ohne dass dies nach außen sichtbar wird. Neben den bereits forschungsgegenständlichen Antinomien und institutionellen Diskriminierungsmechanismen im Schulsystem, zeigt die Forschungsarbeit unmittelbar die Praxis schulische Selektionen.
In der letzten Dekade hat sich die Diskursforschung im Anschluss an Michel FOUCAULT im deutschsprachigen Raum interdisziplinär beständig weiterentwickelt. Sie ist dabei, sich im Rahmen qualitativer Sozialforschung – wie auch an sprachwissenschaftlichen Verfahren orientiert – zu etablieren.
Auf der internationalen und interdisziplinären Tagung "Sprache – Macht – Wissen" vom 10.-12.Oktober 2007 in Augsburg wurde der aktuelle Stand von Diskurstheorie und -analyse eruiert und diskutiert. Der Tagungsessay soll einen Einblick in die derzeitige Diskussion geben. Wir zeichnen zunächst die Fragestellungen und Zielsetzungen der Tagung nach. Es folgt eine knappe Zusammenfassung der gehaltenen Vorträge. Im Laufe der Tagung kristallisierten sich verschiedene Schwerpunkte heraus, die wiederholt aufgegriffen und diskutiert wurden: das Verhältnis von Diskursanalyse und Kritik, das Verhältnis von Subjekt(ivität) und Diskurs, das Verhältnis von Macht, Diskurs und Dispositiv sowie das Verhältnis von Diskursanalyse und Visualität. Mit der Systematisierung dieser vier Punkte nehmen wir eine kritische Betrachtung der "Ergebnisse" der Tagung vor. Abschließend verweisen wir auf zwei aktuelle Netzwerkinitiativen zur interdisziplinären Diskursforschung, die während der Tagung vorgestellt wurden.
Germany’s educational system has undergone a series of transformations during the last 40 years. In recent years, marked increases in enrolment have occurred. In response, admission requirements have been relaxed and new universities have been established. Academic distance education in the former Federal Republic of Germany (West Germany) was ushered in by the educational radio broadcasts around the end of the 1960s. Aside from the formation of the FernUniversität (Open University) in West Germany in 1975, there were significant developments in distance education occurring at the major universities in the German Democratic Republic (East Germany). After German reunification in 1990, the new unitary state launched programs to advance the development of distance education programs at conventional universities. Germany’s campus-based universities (Präsenzuniversitäten) created various entities, including central units and consortia of universities to design and market distance education programs. Hybridisation provides the necessary prerequisites for dual mode delivery, such as basic and continuing education programs, as well as for the combination of distance and campus-based education (Präsenzstudium). Hybridisation also has also opened the door for the creation of new programs. Following an initial phase in which distance education research is expected to centralize a trend towards decentralisation is likely to follow. The German Association for Distance Education (AG-F) offers a viable research network in distance education. Two dual mode case studies are also be surveyed: The Master of Arts degree, offered by the University of Koblenz-Landau, with Library Science as the second major, and the University of Kaiserslautern, where basic education will continue to be captured within the domain of the Präsenzstudium or campus-based education. The area in which distance education is flourishing most is within the field of academic continuing education, where external experts and authors are broadening the horizon of the campus. Multimedia networks will comprise the third generation of distance education.
Digital technologies have gained vast relevance in postmodern societies and digital infrastructures are substantially integrated into the everyday lives of older people. This digitization is reframing the norms and practices of later life as well as the social construct of age itself. Despite the increasing amount of studies in the field of aging and technologies, it still lacks theorizing. This paper addresses this deficit, suggesting that the study of aging and technologies could profit from a comprehensive integration of theories from the sociology of aging, critical gerontology, and science-and-technology studies. We aim to make a theoretical contribution to this issue, asking: how is age being done in a digitized world? Applying a praxeological approach to aging and technologies, we firstly examine how theoretical and empirical work has constructed aging with technologies so far and identify its shortcomings. Some of this work so far lacks a proper consideration of social inequalities within these processes, whereas other studies lack a thorough consideration of materialities. Secondly, in an attempt to equally "praxeologize" and "materialize" the study of aging and technologies we develop a theoretical model that aims to overcome these shortcomings. In what we frame as a material praxeology of aging with technology, we are concerned with how age is being done through discursive formations, set into practice through social and material practices and involved in the (re)production of social inequalities. Enriching a Bordieuan terminology of social fields with notions of non-human agency, this praxeology is founded on three assumptions: (1) Social fields constitute the contexts in which age as a social phenomenon is being done with and through technologies (2) Human and non-human agents are equally involved in this process (3) The actions of the involved agents emerge from an agency distributed among them, and are structured through the power relations between them. Thirdly, we exemplify the application of this model by reference to a research project in the field of Active and Assistive Living.
E-Learning in der Hochschulpraxis: wie Lehren und Lernen nicht auf der (virtuellen) Strecke bleiben
(2010)
Die Anforderungen an eine zukunftsorientierte Hochschulentwicklung sind eng mit dem Einsatz neuer Medien verknüpft, welche sich sowohl institutionell, personell und hochschulpolitisch niederschlagen werden. Neben der technischen Integration neuer Lehrformen spielen insbesondere die organisatorischen und didaktischen Implikationen eine zentrale Rolle. Als ein wichtiger Aspekt zur Qualitätssicherung der Hochschullehre bei steigender Studierendenzahl spielen die neuen Medien dahingehend eine Rolle, dass durch den Einsatz innovativer Lehrtechnologien eine verbesserte Betreuung und Beratung der Studierenden angestrebt wird (vgl. Albrecht 2003, S. 83). Häufig wird die Annahme vertreten, dass E-Learning hier eine kostensparende Variante darstellt, die gleichzeitig durch den „Neuigkeitseffekt“ die Lernmotivation der Teilnehmenden steigere (vgl. Meister 2001, S. 167). Die generellen Befürworter des E-Learnings zeigen neue didaktische Handlungsmöglichkeiten auf, z. B. Lernen durch Exploration (insbesondere durch Navigieren, Browsing, Searching, Connecting und Collecting, vgl. Peters 2000), während die empirische Bestätigung erhöhter Lerneffekte im E-Learning noch aussteht. Der folgende Beitrag fordert die Lehrenden dazu auf, die didaktischen Aspekte des E-Learnings stärker in den Blick zu nehmen, damit sich ein lernförderlicher Einsatz computer- und internetbasierter Lehr- / Lernszenarien endlich in der (Hochschul-)Praxis etablieren kann. Denn die gängigste Variante von E-Learning an deutschen Hochschulen – soweit wagen wir uns vor – besteht häufig in der bloßen Informationsdistribution aktueller Seminarinhalte. Didaktische und methodische Überlegungen bleiben dabei ganz offensichtlich auf der Strecke...
E-Learning ist das Thema zahlreicher Debatten. Die Beiträge in diesem Buch zielen darauf ab, die Diskussion zu intensivieren und zu vertiefen. Dabei fokussieren die Autoren die Bereiche Hochschule und Weiterbildung als wichtige Einsatzgebiete von E-Learning, mit dem Ziel einer Verbindung beider Bereiche. Dies geschieht aus Sicht der Wirtschaftsinformatik, der Erziehungswissenschaft und der Wirtschaftspädagogik.
Die Autoren zeigen in ihren Beiträgen, wie pädagogische Gesichtspunkte mit Fragen der Organisation und der Informationstechnik verknüpft werden können und leiten daraus Einsatzchancen für E-Learning-Konzepte ab.
Child sexual abuse has been discussed thoroughly; however, marginalized groups of victims such as victims of child sexual abuse in early childhood and victims of maternal sexual abuse have rarely been considered. This essay combines these two relevant perspectives in child protection and aims to pin out future directions in the field of child abuse and specifically maternal sexual abuse and its early prevention. In the course of the 7th Haruv International PhD Workshop on Child Maltreatment at the Hebrew University, Jerusalem, in 2019 the topics of maternal sexual abuse and early prevention of child maltreatment in Germany were discussed and intertwined. Problems concerning the specific research of maternal sexual abuse in early childhood and prevention were identified. Both, maternal sexual abuse as well as sexual abuse in early childhood, i.e. before the age of three, are underreported topics. Society still follows a “friendly mother illusion” while recent cases in German media as well as research findings indicate that the mother can be a perpetrator of child sexual abuse. Similarly, sexual abuse in early childhood, namely abuse before the age of three, is existent; although the recognition of it is difficult and young children are, in regards to their age and development especially vulnerable. They need protective adults in their environment, who are aware of sexual abuse in the first years of life. Raising awareness on marginalized or tabooed topics can be a form of prevention. An open dialog in research and practice about the so far marginalized topics of maternal sexual abuse and sexual abuse in early childhood is crucial.
The article discusses current transformations in the education systems worldwide. Focusing on the European Union (EU) and the Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) as policy actors, it argues that these transformations imply a triple economization of education policy which can be observed at all levels of the education sector. The increasing importance of these organizations in educational issues marks a transition to a "postnational constellation" also in the education field insofar as the national educational sovereignty is being at least readjusted. The economization of education policy is however not restricted to bringing education closer to the needs of the economy and to turning its services into tradable goods. Rather, it also impinges on the operative level of education. A logics of production is being implemented in the self-description of the institutions of the education system, which are no longer bureaucratically administered establishments, but are rather conceived of as managerially conducted production business in which entrepreneurial action is needed. This new governance raises the problem of democratic legitimation of political decisions which ideally combines three elements: democratic, expertocratic, and ethico-professional. The article discusses the consequences of a shift in the balance of the three components with reference to Germany.
Objectives: Investigate the effectiveness of a complex intervention aimed at improving the appropriateness of medication in older patients with multimorbidity in general practice.
Design: Pragmatic, cluster randomised controlled trial with general practice as unit of randomisation.
Setting: 72 general practices in Hesse, Germany.
Participants: 505 randomly sampled, cognitively intact patients (≥60 years, ≥3 chronic conditions under pharmacological treatment, ≥5 long-term drug prescriptions with systemic effects); 465 patients and 71 practices completed the study.
Interventions: Intervention group (IG): The healthcare assistant conducted a checklist-based interview with patients on medication-related problems and reconciled their medications. Assisted by a computerised decision support system, the general practitioner optimised medication, discussed it with patients and adjusted it accordingly. The control group (CG) continued with usual care.
Outcome measures: The primary outcome was a modified Medication Appropriateness Index (MAI, excluding item 10 on cost-effectiveness), assessed in blinded medication reviews and calculated as the difference between baseline and after 6 months; secondary outcomes after 6 and 9 months’ follow-up: quality of life, functioning, medication adherence, and so on.
Results: At baseline, a high proportion of patients had appropriate to mildly inappropriate prescriptions (MAI 0–5 points: n=350 patients). Randomisation revealed balanced groups (IG: 36 practices/252 patients; CG: 36/253). Intervention had no significant effect on primary outcome: mean MAI sum scores decreased by 0.3 points in IG and 0.8 points in CG, resulting in a non-significant adjusted mean difference of 0.7 (95% CI −0.2 to 1.6) points in favour of CG. Secondary outcomes showed non-significant changes (quality of life slightly improved in IG but continued to decline in CG) or remained stable (functioning, medication adherence).
Conclusions: The intervention had no significant effects. Many patients already received appropriate prescriptions and enjoyed good quality of life and functional status. We can therefore conclude that in our study, there was not enough scope for improvement.
Trial registration number: ISRCTN99526053. NCT01171339; Results.
Die Reihe „Papers of Excellence 2.0: Ausgewählte Arbeiten aus den Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt a.M.“ ist eine neue, erweiterte und zusätzliche Auflage der bekannten Reihe „Papers of Excellence: Ausgewählte Arbeiten aus den Fachdidaktiken“, welche seit 2010 von Daniela Elsner und Anja Wildemann im Shaker-Verlag herausgegeben wird. In alter Tradition werden auch in der ab sofort zusätzlich zur Printausgabe erscheinenden Online Version dieser Buchreihe herausragende Examens- und Masterarbeiten, die sich durch eine ausgewiesene empirische, fachdidaktische Auseinandersetzung mit einem Thema auszeichnen, zusammenfassend vorgestellt. Neu ist, dass die Online Version nun auch Arbeiten mit einem bildungswissenschaftlichen Fokus aufnimmt und solche, die an der Schnittstelle zwischen Fachdidaktik und Bildungswissenschaften an-gelegt sind. Die Papers of Excellence 2.0, die derzeit nur Studien integriert, die an der Goethe Universität Frankfurt am Main angefertigt wurden, werden von Astrid Jurecka (Bildungswissenschaften) und Daniela Elsner (Fachdidaktik) herausgegeben und sind kostenfrei zugänglich.
In der erziehungswissenschaftlichen Übergangsforschung wird Angeboten zur Begleitung von und Beratung zu Übergängen in Erwerbsarbeit aus einer ethnografischen Perspektive kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Im Kontext beruflicher Veränderungsprozesse von Erwachsenen finden sich ethnografische Betrachtungen bislang lediglich in ethnografisch orientierter Organisationsforschung mit Fokus auf Organisationsberatung im Weiterbildungsbereich und im Rahmen aktivierender arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen aus machtanalytischer Perspektive (vgl. beispielsweise Ott 2011; Dollhausen 2010). Mit Blick auf die personenbezogenen Dienstleistungen der Begleitung und Beratung liegt jedoch ein analytischer Zugang nahe, der eine prozessuale Perspektive auf die organisationale Rahmung von Übergängen in Erwerbsarbeit einnimmt und dabei die Innenperspektive von Beratungsprozessen und deren Praktiken in den Fokus rückt.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag aus ethnografischer Perspektive mit der Herstellung und Gestaltung von Beratungssettings im Kontext der Beratungsangebote Coaching und Transfergesellschaft. Im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts "Transition Processing" werden hierfür mittels teilnehmender Beobachtung angebotstypische Situationen und reale Handlungsvollzüge der Beteiligten empirisch erfasst. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus der Analyse auf dem Umgang mit Artefakten, die – wie sich im empirischen Datenmaterial zeigt – sowohl im Coaching als auch in der Transfergesellschaft für die Inszenierung einer Beratung eine zentrale gestalterische Rolle spielen.
Im Folgenden wird zunächst das Projekt "Transition Processing", dem der thematische Zuschnitt dieses Beitrags entlehnt ist, vorgestellt (2.). Daran anschließend werden die theoretischen und methodischen Grundlegungen dieses Beitrags eingegrenzt (3.). Im 4. Abschnitt wird beispielhaft skizziert, wie sich Materialität als Steuerungselement in der Beratung des Coachings und der Transfergesellschaft zeigt. Abschließend werden die beiden Handlungsfelder Coaching und Transfergesellschaft im Fazit vergleichend betrachtet (5.).