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Vom 17. bis 19. Februar 2011 luden Jens Eder, Joseph Imorde und Maike Sarah Reinerth für die Filmwissenschaft / Mediendramaturgie der Universität Mainz und die Kunstgeschichte der Universität Siegen Forscher und Forscherinnen unterschiedlicher Disziplinen zu einem Workshop mit dem Thema "Medium Menschenbild" ein. Förderer waren der Forschungsschwerpunkt "Medienkonvergenz" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das Labor Neue Kunst Siegen. Ziel der Tagung war, das grundsätzliche Verhältnis von Medialität und Menschenbild zu analysieren, die Spezifik medial vermittelter Menschenbilder im interdisziplinären Austausch zu diskutieren sowie auf die in ihnen implizit enthaltenen konzeptuellen Vorstellungen hinzuweisen. ...
Schließlich untersuchte die Kunsthistorikerin HELEN BARR (Frankfurt am Main) den "neuen Menschen" in Werbeanzeigen illustrierter Zeitschriften der 1920er-Jahre. Das breite Spektrum der Werbung für Pflegeprodukte und Genussmittel suggeriere Orientierungshilfe in der urbanisierten Welt und propagiere ideale Menschenbilder der Moderne. ...
Im Marktflecken Thannhausen bei Augsburg, der in einer adligen Enklave im markgräflich Burgauischen Mindeltal lag, existierte um 1600 eine für diese Zeit beachtlich große jüdische Landgemeinde, die mit ihren etwa dreißig Haushaltungen nach der Vertreibung der Juden aus Günzburg und Burgau 1617/18 die zahlenmäßig stärkste Gemeinde in Schwaben darstellte. An Chanukka des Jahres 5372, Anfang Dezember 1611 christlicher Zeitrechnung, kam dort ein Rechtsstreit zwischen der jüdischen Gemeinde zu Thannhausen und ihrem Schtadlan Kofman vor ein jüdisches Schiedsgericht. Es ging um die Entlohnung Kofmans für eine Mission, auf die ihn die Gemeinde im Frühsommer desselben Jahres nach Prag entsandt hatte, um bei der Ortsherrschaft ihre Interessen zu vertreten. Der Prozess, der zu den wenigen Schiedsgerichtsverfahren dieser Zeit gehört, deren Protokolle weitgehend erhalten sind, soll hier untersucht werden; dabei wird jedoch weniger das Verfahren oder der Gegenstand des Prozesses als solcher, die Auseinandersetzung um Kofmans Lohn, im Mittelpunkt stehen, als vielmehr der Konflikt um die Interpretation der Rolle des Schtadlan, des Fürsprechers der Gemeinde bei der Obrigkeit, durch die beiden Prozessparteien. Die Deutungen, wie sie in den Aussagen der Prozessbeteiligten artikuliert werden, weichen in erheblichem Maße von der in der Forschung vorherrschenden Darstellung des Amtes des Schtadlan in der Frühneuzeit ab – ebenso wie die Definition der Tätigkeit, die der bekannteste Fürsprecher des 16. Jahrhunderts, Josel von Rosheim, in seiner Korrespondenz und in seiner Chronik für sich verwandte. Aussagen der Beteiligten, Auftraggeber und Funktionsträger, sollen hier also auf die Frage nach Amt, Funktion und Titel des Schtadlan im 16. Jahrhundert im Lichte ihrer jeweiligen subjektiven Wahrnehmung der Vorgänge hin analysiert werden.