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Background: Scientifically evaluated cognitive intervention programs are essential to meet the demands of our increasingly aging society. Currently, one of the “hottest” topics in the field is the improvement of working memory function and its potential impact on overall cognition. The present study evaluated the efficacy of WOME (WOrking MEmory), a theory-based working memory training program, in a double-blind, placebo-controlled, and randomized controlled trial (www.drks.de, DRKS00013162).
Methods: N = 60 healthy older adults were allocated to (1) the WOME intervention, (2) an active low-level intervention, or (3) a passive control group. Overall, the intervention groups practiced twelve sessions of 45 min within 4 weeks of their respective training. Transfer effects were measured via an extensive battery of neuropsychological tests and questionnaires both pre-/post-training and at a 3-month follow-up.
Results: WOME led to a significant improvement in working memory function, demonstrated on a non-trained near transfer task and on two different composite scores with moderate to large effect sizes. In addition, we found some indication of relevant impact on everyday life. The effects were short-term rather than stable, being substantially diminished at follow-up with only little evidence suggesting long-term maintenance. No transfer effects on other cognitive functions were observed.
Conclusion: WOME is an appropriate and efficient intervention specifically targeting the working memory system in healthy older adults.
Trial Registration: German Clinical Trials Register (DRKS), Identifier: DRKS00013162.
WOMANDLA! Women Power!
(2018)
Rolene Miller registered Mosaic, Training, Service and Healing Centre to empower abused women, and like a Mosaic to put the broken pieces of their lives together and make their lives more beautiful, Womandla! Women Power! is an account of Mosaics Community Workers and Court Workers lives, training and services and Rolenes writings describing the journey. Their humour and laughter is present whilst constantly moving through the difficult days at Mosaic. This book describes Mosaics support from our caring God. It is a human story where honest values are realised and peoples lives are changed forever. It is for readers who want to know the Herstory of a ground-breaking and innovative Mosaic working with abused women for 25 successful years and still surviving today. Womandla! Women Power! belongs to everyone who in our patriarchal culture and society wants to prevent and stop Women Abuse and Domestic Violence and who needs to seriously and critically condemn it.
The article investigates a particular mode of semanticization of space in storytelling: it explores cases of narrative de-semanticization of space, especially of interior space. The focus of this endeavor is on the relation of the narrative creation of space and narratological self-reflection. In a reading of Descartes' "Discours de la méthode", the article exposes how the philosophical construction of the spaceless "je pense, donc je suis" diminishes the production of spatial meaningfulness provided by the narrative from which it emerges, thus exhibiting the disparity of Descartes' philosophical and narrative concepts of space. - Unlike Descartes' "Discours", Richard Ford's story "I'm Here" (from the volume "Let Me Be Frank With You") performs spatial desemanticization by staging physical destruction of interior space. The article examines how the narrative, by introducing the disintegration of a home, constructs its own starting point and thus exposes its self-generation originating in an imaginary lack of spatial significance.
Wohin willst Du?
(2018)
Mit der mittelhochdeutschen Nebensilbenabschwächung beschäftigt sich Tanja Stevanovićs Beitrag "Wo sind die vollen Vokale geblieben? Eine Untersuchung möglicher Einflussfaktoren auf die Nebensilbenabschwächung". Dafür hat sie in einer Korpusuntersuchung im Referenzkorpus Mittelhochdeutsch schwache Verben analysiert, die trotz der fortschreitenden Nebensilbenabschwächung noch im Mittelhochdeutschen Vollvokale in Endsilben aufweisen.
WiWi news [1/2018]
(2018)
»FASZINATION DER DINGE. WERTE WELTWEIT IN ARCHÄOLOGIE UND ETHNOLOGIE.«
Eine Ausstellung des Graduiertenkollegs »Wert und Äquivalent« in Kooperation mit dem Museum Giersch der Goethe-Universität. 29.11.2018 bis 24.2.2019, Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main.
Wissenschaft
(2018)
Das Wort 'Wissenschaft' markiert eine lexikalische Lücke - im Englischen. Es ist für diese Sprache ein 'intraduisible'. Mindestens zwei Wörter braucht das Englische, um das Gemeinte zu bezeichnen: 'science' für die Naturwissenschaften und - symptomatisch in Pluralform und Variabilität - 'arts' oder 'humanities' für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Einheit 'der Wissenschaft' lässt sich im Englischen und anderen Sprachen, die über das inklusive 'Wissenschaft' nicht verfügen, also nicht einfach ausdrücken.
Neues Wissen erzeugt gleichzeitig auch Nichtwissen. Wie damit umzugehen ist, wirft in kaum einem Forschungsgebiet so viele Fragen auf wie in der Medizin. So kann die Pränataldiagnostik heute schon im ersten Schwangerschaftsdrittel bestimmte, früher nicht behandelbare Fehlbildungen erkennen. Dadurch entstehen komplexe Behandlungssituationen, die Eltern mit bisher nicht bekannten Unwägbarkeiten konfrontieren. Forschende aus Medizin und Soziologie untersuchen gemeinsam, wie Eltern während und nach der Schwangerschaft auf die schwierige Situation reagieren.
Im Jahr 1943 wurde die 1926 gegründete "Abteilung Westen" des Instituts für Konjunkturforschung, Berlin (heute: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW) als "Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V." (RWI) verselbstständigt.
Rainer Fremdling untersucht im ersten Teil bis 1945 die Umorientierung von der Konjunkturforschung in der Weimarer Republik zur Raumforschung unter dem Nationalsozialismus und der Kriegswirtschaft, wobei die enge Verzahnung des RWI und des DIW mit dem NS-Herrschaftssystem deutlich wird.
Toni Pierenkemper widmet sich der Geschichte des RWI seit Kriegsende. Hierzu gehört die Wiederbegründung und Neuorientierung des RWI (1945 bis 1952) ebenso wie die Rolle des Instituts im wirtschaftlichen Strukturwandel und in der neuen Wirtschafts- und Währungsordnung (1952 bis 1974), in den Krisen der folgenden Jahre (1974 bis 2000) und schließlich die Neuausrichtung im neuen Jahrtausend (2000 bis 2018). Die komplexen Beziehungen zwischen Wirtschaft, Politik und wirtschaftspolitischer Beratung werden dabei offenbar.
Ziel des Projekts ist es, nicht nur die Geschichte des RWI zu dokumentieren, sondern diese in die jeweiligen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen einzubetten. Das so entstehende umfassende Bild geht weit über eine reine "Institutshistorie" hinaus und lässt die deutsche Wirtschaft und Wirtschaftspolitik im Untersuchungszeitraum lebendig werden.
Die Digitalisierung eröffnet hessischen Betrieben große Chancen, stellt sie aber auch vor die Aufgabe, sich auf diesen technologischen Wandel einzustellen und diesen zu gestalten. Dies betrifft nicht nur Investitionen in Geräte und Maschinen, sondern auch Investitionen in die Beschäftigten. Dabei stellen sich vielfältige Fragen:
1. Wo stehen die hessischen Betriebe in der Digitalisierung?
2. Welche Kompetenzanforderungen und Weiterbildungsbedarfe gehen mit der Digitalisierung einher?
3. Wo stehen die hessischen Weiterbildner in der Digitalisierung?
4. Wie können die hessischen Weiterbildner die Betriebe in der Digitalisierung unterstützen?
Erste Antworten darauf gibt das Projekt Wirtschaf digital - Herausforderungen für die Weiterbildung in Hessen, welches das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main, im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung durchgeführt hat. Nicht nur die Beantwortung der obigen Fragen stand im Zentrum dieses Projektes, sondern auch Handlungsbedarfe und -ansätze, die sich aus den Ergebnissen ableiten lassen. Um der Komplexität und Vielgestaltigkeit der Thematik gerecht zu werden und sowohl die betriebliche als auch die Perspektive der Weiterbildungsakteure genau zu erfassen, kamen verschiedene Methoden wie eine elektronische Betriebsbefragung, leitfadengestützte Interviews und Fokusgruppen mit Expertinnen und Experten aus Betrieben, Weiterbildungseinrichtungen und Verbänden und Kammern zum Einsatz.
Die Ergebnisse des Projekts „Wirtschaft digital Herausforderungen für die Weiterbildung in Hessen verdeutlichen, dass den unterschiedlichen Entwicklungsständen in den hessischen Betrieben mit jeweils spezifischen Strategien von Seiten der Weiterbildner zu begegnen ist. Ein Teil der hessischen Weiterbildner hat noch eigene Entwicklungsbedarfe zu bewältigen, um sich dieser Aufgabe angemessen stellen zu können. Unterstützungsansätze für Weiterbildner können hier ansetzen.
One of the crucial steps during trials for Zika and other vaccines is to recruit participants and to understand how participants’ attitudes and sociodemographic characteristics affect willingness to participate (WTP). This study was conducted to assess WTP, its explanatory variables, and the impact of financial compensation on WTP in Indonesia. A health facility-based cross-sectional study was conducted in eleven regencies in the Aceh and West Sumatra provinces of Indonesia. Participants were recruited via a convenience sampling method and were interviewed. The associations between explanatory variables and WTP were assessed using a two-step logistic regression analysis. A total of 1,102 parents were approached, and of these 956 (86.8%) completed the interview and were included in analysis. Of those, 144 (15.1%) were willing to participate in a Zika vaccine trial without a financial compensation. In the multivariate analysis, WTP was tied to an age of more than 50 years old, compared to 20–29 years (odds ratio (OR): 5.0; 95% confidence interval (CI): 2.37–10.53), to being female (OR: 2.20; 95% CI: 1.11–4.37), and to having heard about Zika (OR: 2.41; 95% CI: 1.59–3.65). Participants’ WTP increased gradually with higher financial compensation. The rate of WTP increased to 62.3% at the highest offer (US$ 350.4), and those who were still unwilling to participate (37.7%) had a poorer attitude towards childhood vaccination. This study highlights that pre-existing knowledge about Zika and attitudes towards childhood vaccination are important in determining community members being willing to participate in a vaccine trial. Financial incentives are still an important factor to enhance participant recruitment during a vaccine trial.
Die Ausstellung "William Kentridge. O Sentimental Machine", eine Zusammenarbeit des Kurators der antiken Sammlung Prof. Brinkmann und des zeitgenössischen südafrikanischen Künstlers William Kentridge, ist noch bis zum 26. August 2018 in der Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt am Main zu sehen. ...
Willi Schütz
(2018)
Das Ziel dieser Studie ist, den Beitrag der Nachrichtentexte in den DaF-Lehrwerken zum Leseverstehen im Deutschen im Hinblick auf die Grammatik und Textlinguistik zu beschreiben. In dieser Studie wurde diese Frage beantwortet: Im GER befindet sich die Niveaustufe A1 mit bestimmten Semantisierungen. Wie ist diese Niveaustufe A1 jedoch als Wiederaufnahmestruktur aufgebaut? Dazu wurde ein Nachrichtentext aus DaF-Lehrwerken ausgewählt, die der Niveaustufe A1 entsprechen. Die Analyse der Wiederaufnahmestruktur wurde unter Berücksichtigung von Brinkers Kriterien (2010) durchgeführt, während die grammatischen Merkmale der Texte nach Laveau (1985) untersucht wurden. Die Wiederaufnahmestruktur des Textes wurde durch schematische Darstellungsform und Grafik gezeigt, die grammatische Struktur je nach Deklinationsform des Nomens. Der Nachrichtentext auf der Niveaustufe A1, der einer von den bei unserer Magisterarbeit in jeder Niveaustufe untersuchten Nachrichtentexten ist, wurde in dieser Studie repräsentativ behandelt. Die erhaltenen Befunde wurden im Hinblick auf das Leseverstehen im DaF-Unterricht ausgewertet. Den Ergebnissen nach ist der Nachrichtentext auf der Niveaustufe A1 grammatisch ein einfach strukturierter und textlinguistisch ein gut strukturierter Text. Darüber hinaus wurde nach der Analyse der Wiederaufnahmestruktur des Textes auf der Niveaustufe A1 festgestellt, dass die sprachliche Struktur "es" in der Aufgabe zum Leseverstehen eine wiederaufnehmende Funktion eingenommen hat, weil diese sprachliche Struktur auf den ganzen vorhergehenden Textabschnitt verweist. Es wird erwartet, dass ein Student über ein textlinguistisches Wissen verfügen müsste, um die Wiederaufnahme der Struktur "es" im Text verstehen zu können. In dieser Studie wurde vorgeschlagen, dass im DaF-Unterricht beim Leseverstehen die Textlinguistik und darauf bezogen die Wiederaufnahmestruktur thematisiert werden sollte, genau wie es bei den grammatischen Strukturen der Fall ist.
Im Naturschutzgebiet „Kühkopf-Knoblochsaue“ in der hessischen Rheinaue wurden 2013 121 dreijährige Pflanzen der Wilden Weinrebe in zwei Bereichen der Kühkopfaue angepflanzt. Für diese Anpflanzung standen 65 Genotypen zur Verfügung. 2014 überlebten 86 % der Pflanzen, 79 % wurden als „gut“ oder „durchschnittlich“ bonitiert.
An die Soziologie werden zunehmend Fragen des ökonomischen Nutzens und der gesellschaftlichen Relevanz herangetragen. Ein Wissen um den gesellschaftlichen Impact soziologischen Wissens und die Artikulation eines Nutzens für die Praxis sind wertvolle Werkzeuge im Kampf um die Alimentation soziologischer Forschung. Aber wie wird soziologisches Wissen überhaupt angewendet? Um diese Frage zu beantworten, wird soziologisches Wissen definiert und dessen Anwendung expliziert. Unter Zuhilfenahme von Wissenschaftstheorie und Wissenssoziologie wird zunächst eine Definition erarbeitet. Anschließend werden Forschungsgebiete, die sich mit der Anwendung von (soziologischen) Wissen beschäftigen, vorgestellt – allen voran die soziologische Verwendungsforschung. Darauf aufbauend wird eine Explikation der Anwendung soziologischen Wissens erarbeitet, vor dessen Hintergrund aktuelle Bemühungen, soziologisches Wissen stärker anzuwenden, betrachtet werden. Die abschließende Diskussion beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Restriktionen der Anwendung soziologischen Wissens und betont die Rolle der Soziologie als kritische gesellschaftliche Aufklärungsinstanz.
Zum ersten Mal wurde in Deutschland eine groß angelegte wissenschaftliche Studie zur Machbarkeit und zum Nutzen einer säulenübergreifenden Renteninformationsplattform durchgeführt, unter realen Bedingungen und mit mehreren tausend Teilnehmern. Die beiden zentralen Ergebnisse sind, dass ein elektronisches Rentencockpit auch in Deutschland technisch machbar ist und beträchtlichen individuellen Zusatznutzen für die Bürgerinnen und Bürger stiften würde. Die Langfristanalysen der Pilotstudie zeigen, dass selbst die einmalige Schaffung von Rententransparenz für viele Teilnehmer Anlass genug ist, ihren Rentenplan zu überdenken und sich aktiv mit ihrer Altersvorsorge auseinanderzusetzen und ihr Verhalten zu ändern. Teilnehmer mit Zugang zu einem elektronischen Rentencockpit fühlen sich nach der Studie deutlich besser informiert und neigen dazu ihr Sparverhalten stärker anzupassen als Personen ohne Zugang. Die außerordentlich hohe Bereitschaft zur Teilnahme und die Antworten in den Online-Befragungen sind zudem Beleg für den großen Bedarf an systemgestützter, individueller Rententransparenz. Soll ein Rentencockpit Verbreitung in Deutschland finden, scheint eine automatisierte, elektronische Bereitstellung von Vertragsdaten von Seiten der Rententräger jedoch unabdingbar, da die eigenständige Suche und teilmanuelle Bereitstellung von Standmitteilungen für die meisten Studienteilnehmer ein großes Hindernis darstellt.
Die hier abgedruckten Beiträge sind in einem Lehrprojekt zum Thema "Wie verändern wir Sprache?" entstanden. Das im Rahmen des Universitätskollegs 2.0 aus Mitteln des BMBF geförderte Projekt fand vom Sommersemester 2017 bis zum Wintersemester 2017/18 an der Universität Hamburg statt. Insgesamt 17 Studierende beschäftigten sich über ein Jahr hinweg mit aktuellen und historischen Sprachwandelphänomenen und führten eigene empirische Forschungsprojekte durch, die sie auf der studentischen Tagung am 1.-3. Februar 2018 präsentierten. Die Beiträge beschäftigen sich aus diachroner sowie synchroner Perspektive mit Sprachvariation und -wandel.
Der Frankfurter Kunstverein stellt in der neuen Ausstellung "I am here to learn: Zur maschinellen Interpretation der Welt", die Realität von Maschinen und Algorithmen in den Fokus. Wie nehmen Maschine die Umwelt wahr? Wie treffen technische Systeme Entscheidungen? Und wie gewissenhaft ist eine künstliche Intelligenz in der Lage Aufgaben zu lösen? Während sich der Kunstverein in der vorherigen Ausstellung "Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten" der menschlichen Wahrnehmung zugewendet hat, beschäftigt sich die aktuelle Schau mit der Realität von Maschinen und Binärcodes. Gemeinsam bilden sie eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Von Mitte Februar bis Anfang April 2018 zeigt "I am here to learn" Positionen internationale KünstlerInnen, die mit ihren Werken die Prozesse der maschinellen Wahrnehmung und Handlungsautonomie thematisieren. ...
Innerhalb der Gentrifizierungsforschung analysiert die Rent‑Gap‑Theorie, wie kleinräumige Differenzen zwischen gegenwärtigen Verwertungsbedingungen einerseits sowie Erwartungen auf zukünftig steigende Mieten andererseits Verdrängungsprozesse antreiben. Dementgegen hat Eric Clark (2014) jüngst eingefordert, dass die Stadtforschung den Blick verstärkt darauf richten müsse, wie Verdrängung verhindert werden kann. Diesen Appell aufgreifend, zeigen wir bezogen auf den deutschen Kontext, inwiefern mietrechtliche Regularien, stadtplanerische Entscheidungen und die jeweilige Eigentümerstruktur wesentlich darüber entscheiden, ob sich ein immobilienwirtschaftlicher Verwertungsdruck auch tatsächlich in Verdrängungsprozesse übersetzt. Illustriert wird dies am Wandel der Eigentümerstruktur im Frankfurter Gallus seit den 1970er Jahren. Deutlich wird dabei, dass Gentrifizierung kein Naturgesetz darstellt, sondern ein zutiefst politischer Prozess ist, der sich effektiv verhindern lässt.
Der Begriff und das Thema einer "Fröhlichen Wissenschaft" sind bei Nietzsche paradox, kämpft der Philosoph doch in vielen seiner Texte gegen die Wissenschaft. Denn dem Begehren nach Wissen haftet etwas Reaktives und somit Trauriges an. Wie wird nun eine Leserin Freuds diese Ambiguität verstehen, wenn sie sie ins Verhältnis mit der doppelseitigen und komplexen Verbindung von Todestrieb und sexuellem Trieb setzt?
Zielsetzung: Beteiligung von Medizinstudierenden im Rahmen der konzeptionellen Entwicklung eines zielgruppenspezifischen und attraktiven allgemeinmedizinischen Lehrangebots im ländlichen Raum.
Methodik: Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Bewertung der Studierenden hinsichtlich des aktuellen Ablaufs ihres Studiums, den späteren Berufswunsch sowie die Anforderungen an ein zu entwickelndes allgemeinmedizinisches Schwerpunktprogramm im ländlichen Raum erfasst. Mittels einer Online-Befragung wurden im Sommer 2015 alle Medizinstudierende ab dem vierten vorklinischen Semester (n=2.150) der Goethe-Universität Frankfurt einmalig befragt. Die statistische Auswertung erfolgte primär deskriptiv. Die persönliche Einstellung hinsichtlich der Bereitschaft, als Hausarzt tätig zu werden, wurde auf statistische Signifikanz überprüft. Zudem wurde erhoben, ob ein messbarer Zusammenhang zwischen der eigenen Herkunft und dem späteren Wunscharbeitsort besteht.
Ergebnisse: Von insgesamt 2.150 kontaktierten Studierenden nahmen 617 an der Befragung teil (Rücklaufquote=28,7%). Die Ergebnisse repräsentieren eine große Bandbreite an Ideen und Anregungen, die sowohl die Meinung von Befürwortern als auch eher kritisch gegenüber der Lehre in der Allgemeinmedizin eingestellten Medizinstudierenden widerspiegeln. Von dem geplanten Schwerpunktprogramm erwarten die Studierenden einen starken Praxisbezug ebenso wie das Kennenlernen administrativer sowie wirtschaftlicher Hintergründe zum Führen einer Praxis.
Schlussfolgerungen: Durch die Einbeziehung der Zielgruppe am Entwicklungsprozess bestand die Möglichkeit, das zu entwickelnde Schwerpunktprogramm auf die späteren Teilnehmer passgenauer zuzuschneiden. Zudem ist zu erwarten, dass die Beteiligung der Studierenden zu einer höheren Akzeptanz des Programms führt. Die gewonnenen Ergebnisse zur Gestaltung eines Lehrangebots können als Orientierung für die mögliche Entwicklung ähnlicher Schwerpunktprogramme an anderen medizinischen Fakultäten dienen.
This paper examines whether gender features (masculine, feminine, neuter) in German have to be interpreted semantically, along their specific gender, or whether they allow for a gender unrelated interpretation. As to this, two experiments with two different classes of nouns (gender marked and sex marked nouns vs. gender marked and sex neutral nouns) were conducted. The first experiment supports the view that in their function as nominal predicates masculine nouns, contrary to feminine (and neuter) nouns, have the widest extension – which confirms the existence of a ‘Generic Masculine’ (Generisches Maskulinum). On the other hand, the second experiment shows that in their function as subjects masculine nouns, contrary to feminine (and neuter) nouns, are the least flexible agreement controllers – hardly allowing for gender mismatches. Thus, masculine nouns behave differently depending on whether they appear as controllers/sources of agreement or as targets of agreement. The findings are supplemented by corpus data.
Wie Antanas Sutkus Jean-Paul Sartre fotografierte : oder das Verhältnis von Kunst und Philosophie
(2018)
Von den französischen Existenzialisten wurden viele Fotografien gemacht. Gerade Henri Cartier-Bresson verstand es, die philosophische Avantgarde – insbesondere Jean-Paul Sartre und Albert Camus – in das rechte Licht zu rücken. Die vermutlich berühmteste Fotografie von Sartre stammt jedoch nicht aus dessen Dunkelkammer, sondern wurde von dem jungen (nicht mal fünfundzwanzigjährigen) litauischen Fotografen Antanas Sutkus aufgenommen. Die Aufnahme ist 1965 auf der Kurischen Nehrung in Litauen entstanden und schmückt heute knapp zweihundert Sartre-Bucheinbände. ...
This policy letter provides evidence for the crucial importance of the initial regulatory treatment for the further development of financial innovations by exploring the emergence and initial legal framing of off-balance-sheet leasing in Germany. Due to a missing legal framework, lease contracts occurred as an innovative social practice of off-balance-sheet financing. However, this lacking legal framing impeded the development of this financial innovation as it also created legal uncertainties. This was about to change after the initial legal framing of leasing in the 1970’s which eliminated those legal uncertainties and off-balance-sheet leasing entered into a stunning period of growth while laying the foundation of a regulatory resiliency against efforts that seek to abandon the off-balance-sheet treatment of leases. As the initial legal framing is crucial for the further development of a financial innovation, we propose the French approach for the initial vindication of new financial products in which the principles-based rules are aligned with the capabilities of regulators to intervene, even when a financial innovation complies with the letter of the law. In this way, regulators could regulate the frontier of financial innovations and weed out those which are entirely or mainly driven by regulatory arbitrage considerations while maintaining the beneficial elements of those products.
A(syn)-U/T and G(syn)-C+ Hoogsteen (HG) base pairs (bps) are energetically more disfavored relative to Watson–Crick (WC) bps in A-RNA as compared to B-DNA by >1 kcal/mol for reasons that are not fully understood. Here, we used NMR spectroscopy, optical melting experiments, molecular dynamics simulations and modified nucleotides to identify factors that contribute to this destabilization of HG bps in A-RNA. Removing the 2′-hydroxyl at single purine nucleotides in A-RNA duplexes did not stabilize HG bps relative to WC. In contrast, loosening the A-form geometry using a bulge in A-RNA reduced the energy cost of forming HG bps at the flanking sites to B-DNA levels. A structural and thermodynamic analysis of purine-purine HG mismatches reveals that compared to B-DNA, the A-form geometry disfavors syn purines by 1.5–4 kcal/mol due to sugar-backbone rearrangements needed to sterically accommodate the syn base. Based on MD simulations, an additional penalty of 3–4 kcal/mol applies for purine-pyrimidine HG bps due to the higher energetic cost associated with moving the bases to form hydrogen bonds in A-RNA versus B-DNA. These results provide insights into a fundamental difference between A-RNA and B-DNA duplexes with important implications for how they respond to damage and post-transcriptional modifications.
Reconstructing the evolution of baleen whales (Mysticeti) has been problematic because morphological and genetic analyses have produced different scenarios. This might be caused by genomic admixture that may have taken place among some rorquals. We present the genomes of six whales, including the blue whale (Balaenoptera musculus), to reconstruct a species tree of baleen whales and to identify phylogenetic conflicts. Evolutionary multilocus analyses of 34,192 genome fragments reveal a fast radiation of rorquals at 10.5 to 7.5 million years ago coinciding with oceanic circulation shifts. The evolutionarily enigmatic gray whale (Eschrichtius robustus) is placed among rorquals, and the blue whale genome shows a high degree of heterozygosity. The nearly equal frequency of conflicting gene trees suggests that speciation of rorqual evolution occurred under gene flow, which is best depicted by evolutionary networks. Especially in marine environments, sympatric speciation might be common; our results raise questions about how genetic divergence can be established.
Manipulative communications touting stocks are common in capital markets around the world. Although the price distortions created by so-called “pump-and-dump” schemes are well known, little is known about the investors in these frauds. By examining 421 “pump-and-dump” schemes between 2002 and 2015 and a proprietary set of trading records for over 110,000 individual investors from a major German bank, we provide evidence on the participation rate, magnitude of the investments, losses, and the characteristics of the individuals who invest in such schemes. Our evidence suggests that participation is quite common and involves sizable losses, with nearly 6% of active investors participating in at least one “pump-and-dump” and an average loss of nearly 30%. Moreover, we identify several distinct types of investors, some of which should not be viewed as falling prey to these frauds. We also show that portfolio composition and past trading behavior can better explain participation in touted stocks than demographics. Our analysis offers insights into the challenges associated with designing effective investor protection against market manipulation.
Whither artificial intelligence? Debating the policy challenges of the upcoming transformation
(2018)
'Do the erstwhile colonial settlers - who, unlike in most other parts of the postcolonial world, have decided in large numbers to make the country their permanent home - deserve equal recognition as members of the emergent nation?' South Africa has been reeling under the recent blows of an apparent resurgence of crude public manifestations of racism and a hardening of attitudes on both sides of the racial divide. To probe this topic as it relates to white South Africans, Afrikaans and Afrikaners, MISTRA, in partnership with the Friedrich Ebert Stiftung (FES) and the National Institute for the Humanities and Social Sciences (NIHSS), convened a round-table discussion. The discourse was rigorous. This volume comprises the varied and thought-provoking presentations from that event, including a keynote address by former president Kgalema Motlanthe, inputs from Melissa Steyn, Andries Nel, Mary Burton, Christi van der Westhuizen, Lynette Steenveld, Bobby Godsell, Dirk Hermann (of Solidarity), Ernst Roets (of Afriforum), Xhanti Payi, Mathatha Tsedu, Pieter Duvenage, Hein Willemse and Nico Koopman, and closing remarks by Achille Mbembe and Mathews Phosa. It deals with a range of issues around 'whiteness' in general and delves into the place of Afrikaners and the Afrikaans language in democratic South Africa, demonstrating that there is no homogeneity of views on these topics among white South Africans overall and Afrikaners in particular. In fact, in these pages, one finds a multifaceted effort to scrub energetically at the boundaries that apartheid imposed on all South Africans in different ways.
White matter microstructural changes and episodic memory disturbances in late-onset bipolar disorder
(2018)
Background: Bipolar disorder (BD) has been associated with distributed network disruption, but little is known on how different clinical subtypes, particularly those with an earlier and later onset of disease, are related to connectivity changes in white matter (WM) tracts.
Methods: Diffusion tensor imaging (DTI) and volumetric measures were carried out in early-onset bipolar patients [(EOD) (n = 16)], late-onset bipolar disorder [(LOD)(n = 14)] and healthy controls (n = 32). We also computed ROI analysis of gray matter (GM) and white matter (WM) volumes using the regions with significant group differences in the DTI parameters. Cognitive and behavior measurements were analyzed between groups.
Results: Lower fraction of anisotropy (FA) in the right hemisphere comprising anterior thalamic radiation, fornix, posterior cingulate, internal capsule, splenium of corpus callosum was observed in the LOD in comparison with EOD; additionally, lower FA was also found in the LOD in comparison with healthy controls, mostly in the right hemisphere and comprising fibers of the splenium of the corpus callosum, cingulum, superior frontal gyrus and posterior thalamic radiation; LOD also showed worse episodic memory performance than EOD; no statistical significant differences between mood symptoms, WM and GM volumes were found between BD groups.
Conclusion: Even after correcting for age differences, LOD was associated with more extensive WM microstructural changes and worse episodic memory performance than EOD; these findings suggest that changes in the WM fiber integrity may be associated with a later presentation of BD, possibly due to mechanisms other than neuroprogression. However, these findings deserve replication in larger, prospective, studies.
White Gods Black Demons
(2018)
Irony and humour have always been used to counter frustration, despair and to expose double standards. In these ten sharply polished stories, Mandishona explores the dark comedy that lies just beneath the surface of tragedy in Zimbabwean society in the last decade. His perceptions leave few untouched: politicians, new farmers, exiles, stranded queues and inflation that renders the currency worthless... Truth and morality are dispensable in a society where wealth is rewarded with respect, integrity marred by untruth, rumour displaces fact, and power is only interested in its own survival. Mandishona holds a mirror up to reality and without equivocation asks us to look at what is real: the likeness or the distortion and what it is we want to see.
Neuronal calcium signals propagating by simple diffusion and reaction with mobile and stationary buffers are limited to cellular microdomains. The distance intracellular calcium signals can travel may be significantly increased by means of calcium-induced calcium release from internal calcium stores, notably the endoplasmic reticulum. The organelle, which can be thought of as a cell-within-a-cell, is able to sequester large amounts of cytosolic calcium ions via SERCA pumps and selectively release them into the cytosol through ryanodine receptor channels leading to the formation of calcium waves. In this study, we set out to investigate the basic properties of such dendritic calcium waves and how they depend on the three parameters dendrite radius, ER radius and ryanodine receptor density in the endoplasmic membrane. We demonstrate that there are stable and abortive regimes for calcium waves, depending on the above morphological and physiological parameters. In stable regimes, calcium waves can travel across long dendritic distances, similar to electrical action potentials. We further observe that abortive regimes exist, which could be relevant for spike-timing dependent plasticity, as travel distances and wave velocities vary with changing intracellular architecture. For some of these regimes, analytic functions could be derived that fit the simulation data. In parameter spaces, that are non-trivially influenced by the three-dimensional calcium concentration profile, we were not able to derive such a functional description, demonstrating the mathematical requirement to model and simulate biochemical signaling in three-dimensional space.
If one thing can be learned from the recent boom in the apparently 'new' field of the 'history of the humanities', it is that, especially in the humanities, the history of an academic discipline is never mere history, because the research questions that inaugurate a discipline continue to subsist at its foundations. Knowledge in the humanities, it seems, develops differently. In many fields, 'progress' is far less linear than in the natural sciences; indeed, research programmes may shuttle back and forth between different epochs, with interpretations of the past continually shedding new light upon the present.
Wer ein Unternehmen gründet, geht ein Risiko ein: Das Vorhaben kann auch misslingen. Viele vermissen in Deutschland eine »Kultur des Scheiterns«, die Misserfolge verzeiht und den Mut der Gründer wertschätzt. Wie ein Blick auf die Gründerszene an der Goethe-Universität zeigt, ist der Mentalitätswandel aber bereits in vollem Gange.
Saiyid Ahmad Khan (1817−1898) gilt bis heute in Indien und Pakistan als einer der großen Reformer, der sein ganzes Lebenswerk darauf gerichtet hat, die Muslime in die Moderne zu führen, vor allem nach dem verheerenden Aufstand von 1857. [...] Saiyid Ahmad Khan sah seine Aufgabe als eine doppelte: zum einen galt es, das verlorene Vertrauen der Kolonialmacht zurück zu gewinnen, denn eine Modernisierung, so meinte er, sei nur mit der Kolonialmacht, nicht gegen sie zu erreichen. Zum zweiten strebte er danach, das muslimische Bildungssystem zu reformieren - strukturell und inhaltlich - um die Muslime in die Lage zu setzen, ihren Bildungs- und Zivilisationsrückstand, oder was er dafür hielt, zu überwinden. Damit wollte er den Weg freimachen für eine Erforschung der Natur, die sich von den theologischen Vorgaben löste. Dies beinhaltete keine Abwendung von den religiösen Wahrheiten, sondern sollte vielmehr den von ihm zeitlebens festgehaltenen Anspruch untermauern, dass Gottes Wort in der Offenbarung und Gottes Werk in der Schöpfung nicht im Widerspruch zueinander stehen könnten. Vor allem aber ging es darum, die Muslime mit dem westlichen Wissenskanon vertraut zu machen und ihnen den Zugang zu moderner, d. h. englischer Bildung zu ermöglichen. [...] Umso mehr erstaunt es, dass 'modern' und 'die Moderne' als Begriffe in seinen Schriften überhaupt nicht auftauchen. 'Modern' im Unterschied zu 'neu' ist im Urdu des späten 19. Jahrhunderts nicht übersetzbar, es fehlt schlichtweg das Wort. Es kommt auch nicht, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre, zu einem Neologismus oder zu einer Transkription des englischen Begriffs in die Urdu-Schrift, sondern Saiyid Ahmad Khan und seine Mitstreiter, aber auch seine Gegner, behelfen sich weiterhin mit verschiedenen Varianten des Wortes 'neu'.
Weltschmerz
(2018)
"Nur sein [Gottes] Auge sah alle die tausend Qualen der Menschen bei ihren Untergängen - Diesen Weltschmerz kann er, so zu sagen, nur aushalten durch den Anblick der Seligkeit, die nachher vergütet." Und so kommt er in die Welt, dieser eigentümliche Schmerz, der im Kontext seiner literarischen Geburt zunächst ein rein göttliches Befinden auszudrücken scheint, als 'Genitivus objectivus' vielleicht aber auch den Schmerz der Welt postuliert. Sein Schöpfer Jean Paul (1763−1825) hat den Begriff im Text nicht eigens markiert, ihn weder formal noch erklärend als Neuschöpfung konstituiert. Der Weltschmerz tritt eher beiläufig auf (das "so zu sagen" im Zitat bezieht sich auf das göttliche Aushalten desselben); er fügt sich in den Text, als wären Autor und Leser gleichermaßen vertraut mit ihm. Und tatsächlich wird der 'Weltschmerz' im Nachhinein als eine Art Begriffsvehikel für ein weitgehend älteres Befinden gedeutet - eine innere Zerrissenheit und Trauer über die Unzulänglichkeit der Welt -, das keiner zusätzlichen Erläuterung bedurfte und in der Spätromantik lediglich ein neues sprachliches Gewand erhielt.
Weltmusik
(2018)
Der Begriff der Weltmusik produziert Fremdheit. Die Erzählung seiner Geschichte beginnt üblicherweise mit der Verwendung durch den Musikwissenschaftler Georg Capellen, der 1905 für einen 'neuen exotischen Musikstil' plädiert: Waren 'exotische' Motive bislang nur als "Kuriosum" in der europäischen Musik vertreten, erhofft sich Capellen, "falls unsere Komponisten sich in die neuen Ausdrucksformen einzuleben und die fremdartige Nahrung in eignes Blut umzuwandeln vermögen", die Etablierung eines "exotisch-europäische[n] Mischstil[s] oder (um mich phantastisch auszudrücken) eine[r] 'Weltmusik'". Dabei spielt für Capellen keine Rolle, dass in dieser Reduktion auf die Harmoniestrukturen europäischer Kunstmusik gerade die Charakteristika zahlreicher außereuropäischer Musiken ausgestrichen bleiben müssen; zu schweigen von der Inkommensurabilität der europäischen Taktordnung mit anderen Formen der Rhythmik. Bereits 1902 verweist Friedrich Spiro indes auf eine verwickelte Geschichte des Begriffs.
Seit dem frühen Tode von Parry und der posthumen Herausgabe seiner Schriften durch seinen Sohn (mit einer langen Einleitung, die die außergewöhnliche Leistung des Vaters unterstrich) bewegt sich die Literatur über Parry in der Spannung zwischen zwei Polen: auf der einen Seite steht die Idee, Parry habe die Forschung über Homer und über mündliche Poesie revolutioniert; auf der anderen die Vorstellung, Parry müsse vor allem als Träger und Weiterführer vieler Forschungstraditionen – der deutschen Philologie, der russischen und jugoslawischen Epenforschung, der amerikanischen Anthropologie und Folkloristik, der französischen Linguistik und Anthropologie – gelten. Uns interessiert hier weniger, ob Parry als Entdecker des wahren Homers oder als der "Darwin der Homer-Forschung" angesehen werden kann, sondern inwiefern wir seinen Forschungen etwas für die heutigen Diskussionen um Literatur und Anthropologie entnehmen können.
Die Begriffsgeschichte ist vom Singular besessen. Pluralformen kommen nur unsystematisch und am Rande vor. Darin gleichen die mehrbändigen Lexika, Gumbrechts "Pyramiden des Geistes", den allgemeinen Wörterbüchern, in denen der Plural gemeinhin nur abgekürzt und kodiert zwischen Klammern vorkommt: "(-en, ‑en)". Der Obergrundbegriff ist für Koselleck bezeichnenderweise der "Kollektivsingular", ein Wort, das die Fähigkeit verloren hat, einen Plural zu bilden. Begriffe wie 'Geschichte' und 'Fortschritt' sind im Plural vorgekommen und haben damit verschiedene Prozesse und Zeitverläufe beschreiben können. Aber im Laufe des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts haben eine Verengung und eine Vereinheitlichung stattgefunden, die zur Verdrängung der Pluralbildungen führten. Plötzlich haben sie nicht mehr die Kraft, distributive Pluralformen in die Welt zu bringen, 'Geschichten' und 'Fortschritte', die eine mehrzeitige Welt voraussetzen. Nunmehr treten sie nur im Singular, mit kollektivem Subjekt auf. 'Fortschritt' heißt jetzt immer Fortschritt der Menschheit. Ein für alle Mal grenzt die Begriffsgeschichte Parallelwelten, Multiversen, die Realität der Quantenphysik aus der Semantik der Begriffe aus, im selben Moment, als sie zu "unseren Begriffen", so Koselleck, werden. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, sollte über ein Lexikon des Plurals, der Pluralbildungen nachgedacht werden, ein Lexikon "Geschichtliche Grundbegriffe 'pluralis'", oder "Geschichtliche Grundpluralbildungen".
Weltanschauung
(2018)
In einem leicht zugeschnittenen Sinn kann die Einsicht, dass "Welt je schon übersetzt" ist, als gedanklicher Kern der im 19. Jahrhundert sich durchsetzenden 'Weltanschauung' betrachtet werden. Dass die Welt dem Menschen niemals gar nicht und niemals vollständig gegeben ist, dass sie immer schon da und doch immer neu zu perspektivieren ist, hat in diesem Wort Ausdruck gefunden. Dadurch wird nun allerdings weniger verständlich als umso verwirrender, dass auch 'Weltanschauung' den 'Untranslatables' angehört. Als lexikalische Instanz eines modernen Pluralismus kann dieses Wort in seiner einzelsprachlichen Unbeugsamkeit nicht recht überzeugen.
Welt, je schon übersetzt
(2018)
Zum Exportschlager, also zum Fremdwort in anderen Sprachen, wurde das Wort 'Welt' vor allem dank seiner Bedeutung VIII (in der bis XII reichenden Zählung des Artikels im "Deutschen Wörterbuch"), die Johannes Erben im einleitenden Teil des Artikels als "metaphorische anwendungen mannigfacher art" charakterisiert und so erläutert: "überall, wo der sprecher auf ein abgeschlossenes ganzes, auf universale fülle, welcher art auch immer, zielt, springt das wort welt als bezeichnung ein: für 'einen in sich geschlossenen bezirk verschiedener art, der in seiner eigenständigkeit und eigengesetzlichkeit gleichsam ein all im kleinen darstellt'". Gerade "metaphorische anwendungen" legen damit einen semantischen Kern frei, der sich auf verschiedenste räumliche Referenzbereiche beziehen kann (also etwa keineswegs, wie dies die heute vermutlich häufigste Verwendung insinuiert, mit "V. erdkreis" zu identifizieren ist). Dass die Bedeutung VIII zugleich diejenige ist, dank welcher aus einem Alltagswort ein philosophischer Begriff wird, bezeugt der entsprechende Artikel im "Historischen Wörterbuch der Philosophie".
Warum nehmen Menschen an Erwachsenen-/Weiterbildung teil? Dieser Frage geht die Autorin aus Sicht der Lebenslauf- und Biographieforschung nach. In der Bedeutung für die individuelle Biographie, so die Autorin, befindet sich die Teilnahme an Angeboten der Erwachsenenbildung in einem Spannungsfeld von Kontinuität, Wandel und Stagnation.
Weimarer Beiträge 64/2018
(2018)
Die Weimarer Beiträge sind eine Zeitschrift für Literaturwissenschaft, aktuelle ästhetische Theorie und Kulturwissenschaft. Zu Ihren Schwerpunkten gehören moderne Literatur im Rahmen anderer Künste und Medien, die Wechselbeziehungen von Literatur, philosophischer und ästhetischer Reflexion sowie die kritische Analyse der Gegenwartskultur.
Weg mit den Talaren! Hoch die Doktorhüte! : vom Wandel der Zeremonialität an deutschen Universitäten
(2018)
"Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren": Dieser Slogan steht wie kaum ein anderer für die Aufbruchstimmung der 68er-Generation. Damit zielten die Hamburger Studenten auf das Verschweigen der NS-Vergangenheit ab, anschließend ging es aber auch den Talaren selbst an den Kragen. Seit einigen Jahren wird im zeremoniellen Raum der Universitäten vielfach experimentiert: Die Fächer bilden eine jeweils eigene Feierkultur aus – auf der Suche nach einem Übergang von der Universität in das berufliche Leben.
Unter Web-based Trainings (WBTs) versteht man multimediale, interaktive und thematisch abgeschlossene Lerneinheiten in einem Browser. Seit der Entstehung des Internets in den 1990er Jahren sind diese ein wichtiger und etablierter Baustein bei der Konzeption und Entwicklung von eLearning-Szenarien. Diese Lerneinheiten werden üblicherweise von Lehrenden mit entsprechenden Autorensystemen erstellt. In selteneren Fällen handelt es sich bei deren Umsetzungen um individuell programmierte Einzellösungen. Betrachtet man WBTs aus der Sicht der Lernenden, dann lässt sich feststellen, dass zunehmend auch nicht explizit als Lerneinheiten erstellte Inhalte genutzt werden, die jedoch genau den Bedürfnissen des jeweiligen Lernenden entsprechen (im Rahmen des informellen und selbstgesteuerten Lernens). Zum einen liegt das an der zunehmenden Verfügbarkeit und Vielfalt von „alternativen Lerninhalten“ im Internet generell (freie Lizenzen und innovative Autorentools). Zum anderen aber auch an der Möglichkeit, diese Inhalte von überall aus und zu jeder Zeit einfach finden zu können (mobiles Internet, Suchmaschinen und Sprachassistenten) bzw. eingeordnet und empfohlen zu bekommen (Empfehlungssysteme und soziale Medien).
Aus dieser Veränderung heraus ergibt sich im Rahmen dieser Dissertation die zentrale Fragestellung, ob das Konzept eines dedizierten WBT-Autorensystems den neuen Anforderungen von frei verfügbaren, interaktiven Lerninhalten (Khan Academy, YouTube und Wikipedia) und einer Vielzahl ständig wachsender und kostenfreier Autorentools für beliebige Web-Inhalte (H5P, PowToon oder Pageflow) überhaupt noch gerecht wird und wo in diesem Fall genau die Alleinstellungsmerkmale eines WBTs liegen?
Zur Beantwortung dieser Frage beschäftigt sich die Arbeit grundlegend mit dem Begriff „Web-based Training“, den über die Zeit geänderten Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden Implikationen für die Entwicklung von WBT-Autorensystemen. Mittels des gewählten Design-based Research (DBR)-Ansatzes konnte durch kontinuierliche Zyklen von Gestaltung, Durchführung, Analyse und Re-Design am Beispiel mehrerer eLearning-Projekte der Begriff WBT neudefininiert bzw. reinterpretiert werden, so dass sich der Fokus der Definition auf das konzentriert, was WBTs im Vergleich zu anderen Inhalten und Funktionen im Internet im Kern unterscheidet: dem Lehr-/Lernaspekt (nachfolgend Web-based Training 2.0 (WBT 2.0)).
Basierend auf dieser Neudefinition konnten vier Kernfunktionalitäten ausgearbeitet werden, die die zuvor genannten Herausforderungen adressieren und in Form eines Design Frameworks detailliert beschreiben. Untersucht und entwickelt wurden die unterschiedlichen Aspekte und Funktionen der WBTs 2.0 anhand der iterativen „Meso-Zyklen“ des DBR-Ansatzes, wobei jedes der darin durchgeführten Projekte auch eigene Ergebnisse mit sich bringt, welche jeweils unter didaktischen und vor allem aber technischen Gesichtspunkten erörtert wurden. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse flossen jeweils in den Entwicklungsprozess der LernBar ein („Makro-Zyklus“), ein im Rahmen dieser Arbeit und von studiumdigitale, der zentralen eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität, entwickeltes WBT-Autorensystem. Dabei wurden die Entwicklungen kontinuierlich unter Einbezug von Nutzerfeedbacks (jährliche Anwendertreffen, Schulungen, Befragungen, Support) überprüft und weiterentwickelt.
Abschließend endet der letzte Entwicklungszyklus des DBR-Ansatzes mit der Konzeption und Umsetzung von drei WBT 2.0-Systemkomponenten, wodurch sich flexibel beliebige Web-Inhalte mit entsprechenden WBT 2.0-Funktionalitäten erweitern lassen, um auch im Kontext von offenen Lehr-/Lernprozessen durchgeführte Aktivitäten transparent, nachvollziehbar und somit überprüfbar zu machen (Constructive Alignment).
Somit bietet diese Forschungsarbeit einen interdisziplinären, nutzerzentrierten und in der Praxis erprobten Ansatz für die Umsetzung und den Einsatz von WBTs im Kontext offener Lehr-/Lernprozesse. Dabei verschiebt sich der bisherige Fokus von der reinen Medienproduktion hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem der Lehr-/Lernaspekt im Vordergrund steht (Lernbedarf erkennen, decken und überprüfen). Entscheidend ist dabei, dass zum Decken eines Lernbedarfs sämtliche zur Verfügung stehenden Ressourcen des Internets genutzt werden können, wobei WBTs 2.0 dazu lediglich den didaktischen Prozess definieren und diesen für die Lehrenden und Lernende transparent und zugänglich machen.
WBTs 2.0 profitieren dadurch zukünftig von der zunehmenden Vielfalt und Verfügbarkeit von Inhalten und Funktionen im Internet und ermöglichen es, den Entwicklern von WBT 2.0-Autorensystemen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Lehr-/Lernprozess.
Der Beitrag liest die Marsyas-Episode aus Ovids "Metamorphosen" als Erzählung über die Bedeutung von Erinnerungsmaterial für das Verhältnis von historischer und gegenwärtiger Erfahrung und knüpft daran Analysen zum Umgang mit der Marsyas-Motivik in Heiner Müllers Stück "Macbeth, nach Shakespeare" (1972) und Rainer Werner Fassbinders Film "In einem Jahr mit 13 Monden" (1978). Müller setzt Ovids Marsyas-Erzählung als Kommentar auf das endlose Ende der Geschichte und den Horror einer Auflösung von Unterschieden ein. Die Ovid-Bezüge lassen die dargestellte Grausamkeit zwischen Buchstäblichkeit und Bildlichkeit, historischem Kommentar und anthropologischer Reflexion oszillieren und weisen darüber hinaus auf politisches Reflexionsmaterial in den "Metamorphosen" zurück. Auch bei Fassbinder markiert die Häutung ein individuelles Leiden als politisches. "In einem Jahr mit 13 Monden" überführt die bis zur Verwandlungsbereitschaft reichende Liebe der Hauptfigur in der Schlachthausszene, die Material aus Ovids Marsyas-Erzählung, aus Tizians Gemälde "Die Schindung des Marsyas" und aus Goethes "Torquato Tasso" enthält, in ein darstellerisches Extrem. Fassbinder spaltet die in den Kunstwerken enthaltenen Motive und Formelemente auf, ordnet sie in neuer, anders verdichteter Konstellation an und erreicht so eine den filmischen Realismus mythologisch aufladende Wirkung.
Accurate spectroscopy of highly-charged high-Z ions in a storage ring is demonstrated to be feasible by the use of specially adapted crystal optics. The method has been applied for the measurement of the 1s Lamb shift in hydrogen-like gold (Au+78) in a storage ring through spectroscopy of the Lyman x-rays. This measurement represents the first result obtained for a high-Z element using high-resolution wavelength-dispersive spectroscopy in the hard x-ray regime, paving the way for sensitivity to higher- order QED effects.
Waste Not Your Tears
(2018)
Wowed by the lights and prospects of city life, Loveness leaves her small mining town in search of a new life in Harare. She imagines herself falling for a hot-shot city man becoming his wife and spending her life in luxury while tending to her city children. The man she considers the love of her life is anything but a hot shot, and he is abusive and uncaring. To top all this off, he his HIV positive. Loveness is at a crossroads. She must consider her choices. Although, Waste Not Your Tears does not shy away from misfortune, it is also a novel of forgiveness and hope. Loveness is an unlikely heroine on a stage set during the crisis of HIV/AIDS in Zimbabwe. She lives, however, amongst us, and reading this sensitive and thoughtful novel provides insights into the challenges of making the wrong choices, but having the strength to move forward.
Washingtonia robusta (Mexican Fan palm) is endemic to the semi-arid zone of California and northern Mexico. Dispersed globally by the horticultural trade, the species has demonstrated its ability to successfully invade disturbed areas and urban landscapes in warm temperate climates. Once established, the plant is extremely hardy. This paper presents the first documented instance of the successful establishment and growth of Washingtonia robusta in a pond in continually flooded wetlands at Albury, the first record of it naturalising in New South Wales.
Der Einsicht, dass die Zeitschrift kein simpler "cargo truck" für intellektuelles Frachtgut ist, wird inzwischen auch in der Forschung Rechnung getragen. Damit wird nachgeholt, was für die 'history of books' schon längst selbstverständlich ist: Zeitschriften weisen Eigenlogiken auf, die kultur- und wissensgeschichtlich untersucht werden können und sollten. Nicht zuletzt sind sie immer auch Interventionen in eine spezifische historische Situation. [...] Periodika sind in der Geschichte der Ideen und Theorien, der Künste und der Wissenschaften der Neuzeit allgegenwärtig, und gerade deshalb sind sie theoriebedürftig. Der Arbeitskreis Kulturwissenschaftliche Zeitschriftenforschung hat sich 2017 als Initiative von und für Nachwuchsforscher*innen gegründet, die über Perspektiven auf diesen selbstverständlich-unselbstverständlichen Gegenstand nachdenken.
UNDERSTANDING HOW HOUSEHOLDS REACT TO THE ARRIVAL OF PERMANENT AND TRANSITORY INCOME IS OF INTEREST FOR RESEARCHERS AND REGULATORS. PREVIOUS STUDIES HAD TO USE IMPRECISE SURVEY DATA TO MEASURE CONSUMPTION AND THUS CONCLUSIONS OFTEN DIVERGED. WE LEVERAGE GRANULAR PERSONAL FINANCE MANAGEMENT FINTECH DATA TO TEST FRIEDMAN'S PERMANENT INCOME HYPOTHESIS AND TO ASSESS HOUSEHOLD SPENDING ELASTICITY AND MARGINAL PROPENSITY TO CONSUME FOR VARIOUS SPENDING CATEGORIES IN RESPONSE TO DIFFERENT INCOME TYPES.
»Paul Ehrlich war die treibende Kraft meiner wissenschaftlichen Karriere«, gestand der US-Amerikaner Prof. Anthony Cerami (77), als ihm gemeinsam mit dem Israeli Prof. David Wallach (72) der renommierte Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis in der Frankfurter Paulskirche verliehen wurde. Die beiden Biochemiker haben maßgeblich zur Erforschung des Botenstoffs TNF beigetragen, der eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielt. Mit dem Nachwuchspreis wurde Prof. Tim J. Schulz (39) ausgezeichnet; er beschäftigt sich mit der Funktion von weißen und braunen Fettzellen und ihren Auswirkungen auf Übergewicht und Diabetes.
Aglaja Veteranyis Roman "Warum das Kind in der Polenta kocht" (1999) thematisiert die misslungene Integration der Ich-Erzählerin, einer Zirkusnomadin, die in der materiell gesicherten Umgebung der neuen Heimat Schweiz als Künstlerin Fuß zu fassen versucht. Der Beitrag untersucht, welche Rolle die Emotionen bei der Gestaltung von Identität und Heimaträumen spielen und inwiefern sich die neue, vielversprechende Heimat für die Hauptfigur nach und nach als 'unheimlich' herausstellt. Parallel dazu wird im Text den Spuren von innerer Verunsicherung und Angst sowie der Gewalttätigkeit in der Familie nachgegangen, die allmählich durch die Freilegung der verdrängten Kindheitserinnerungen der Ich-Erzählerin 'zur Sprache gebracht' werden und dazu führen, dass sich das auf den ersten Blick positiv konnotierte Gegenbild zur Schweiz - das Bild der rumänischen 'Zirkus-Heimat' - schließlich ebenfalls als 'unheimliche Heimat' entpuppt.
Traumverloren schweift der Blick von der Horizontlinie nach oben gen Firmament – den Sternen entgegen. Wir träumen von ihrer Vielzahl, lassen uns in ferne Weiten entführen. Dort oben, heißt es, schwebt unser Müll, dort schwirren Massen an Satelliten- und Raketenteilen umher. Auch heben sich da oben bekannte Dimensionen auf: 147 bis 152 Millionen Kilometer trennen Mond und Sonne oder 15 Millionen Grad Celsius im Nukleus der Sonne.
In der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich in ganz Europa die sogenannten Völkerschauen, in denen populäre Unterhaltungsformen, Inszenierungspraktiken und wissenschaftliche Ansätze eng ineinandergriffen. In Deutschland spielte dabei der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck eine wesentliche Rolle: Als sein Tierhandel am Anfang der 1870er Jahre in Schwierigkeiten geriet, begann er, Zurschaustellungen fremder, als "exotisch" betrachteter Menschen zu veranstalten, was ihm großen Erfolg einbrachte. Wie bereits mehrfach in der Forschung hervorgehoben, gingen die so entstandenen Völkerschauen mit bestimmten Inszenierungstechniken einher: Es ging darum, das "Exotische" – das heißt hier vor allem die am Ende des 19. Jahrhunderts ein breites Publikum faszinierende körperliche Fremdheit – anschaulich zu machen und sie zugleich in vertraute Darstellungs- und Wahrnehmungskonventionen einzubetten, um den Zuschauern das Fremde zu vermitteln. Hagenbecks Schaustellungen zeichneten sich insbesondere durch ihre genau durchdachten, auf dramatischen Strukturen und auf melodramatischen Motiven beruhenden Attraktionen aus – wie Überfall und Frauenentführung –, die es ermöglichen, Verbindungslinien zwischen Völkerschauen und Theaterkunst zu ziehen. Es lässt sich zeigen, dass die Art und Weise, wie diese "exotischen" Menschen inszeniert wurden, vom wissenschaftlichen Blick der Anthropologen sowie von der Kooperation zwischen Anthropologen und Schaustellern beeinflusst wurde. Es soll gefragt werden, inwiefern Spuren der Völkerschauen im europäischen Theater der Jahrhundertwende um 1900 aufzufinden sind: Inwieweit übten anthropologisierte Inszenierungen fremder Völker einen Einfluss auf den Retheatralisierungsprozess des Theaters aus? Inwiefern entstand das moderne Theaterverständnis aus einer Anthropologisierung des Theaters?
The identification of pathological atrophy in MRI scans requires specialized training, which is scarce outside dedicated centers. We sought to investigate the clinical usefulness of computer-generated representations of local grey matter (GM) loss or increased volume of cerebral fluids (CSF) as normalized deviations (z-scores) from healthy aging to either aid human visual readings or directly detect pathological atrophy.
Two experienced neuroradiologists rated atrophy in 30 patients with Alzheimer's disease (AD), 30 patients with frontotemporal dementia (FTD), 30 with dementia due to Lewy-body disease (LBD) and 30 healthy controls (HC) on a three-point scale in 10 anatomical regions as reference gold standard. Seven raters, varying in their experience with MRI diagnostics rated all cases on the same scale once with and once without computer-generated volume deviation maps that were overlaid on anatomical slices. In addition, we investigated the predictive value of the computer generated deviation maps on their own for the detection of atrophy as identified by the gold standard raters.
Inter and intra-rater agreements of the two gold standard raters were substantial (Cohen's kappa κ > 0.62). The intra-rater agreement of the other raters ranged from fair (κ = 0.37) to substantial (κ = 0.72) and improved on average by 0.13 (0.57 < κ < 0.87) when volume deviation maps were displayed. The seven other raters showed good agreement with the gold standard in regions including the hippocampus but agreement was substantially lower in e.g. the parietal cortex and did not improve with the display of atrophy scores. Rating speed increased over the course of the study and irrespective of the presentation of voxel-wise deviations.
Automatically detected large deviations of local volume were consistently associated with gold standard atrophy reading as shown by an area under the receiver operator characteristic of up to 0.95 for the hippocampus region. When applying these test characteristics to prevalences typically found in a memory clinic, we observed a positive or negative predictive value close to or above 0.9 in the hippocampus for almost all of the expected cases. The volume deviation maps derived from CSF volume increase were generally better in detecting atrophy.
Our study demonstrates an agreement of visual ratings among non-experts not further increased by displaying, region-specific deviations of volume. The high predictive value of computer generated local deviations independent from human interaction and the consistent advantages of CSF-over GM-based estimations should be considered in the development of diagnostic tools and indicate clinical utility well beyond aiding visual assessments.
Im Rahmen der Zusammenstellung unserer germanistischen Zeitschrift liegt es uns am Herzen, mannigfaltige Themenbereiche germanistischer Forschung zu erfassen, und daher ist das
vorliegende Heft linguistisch fokussiert, wobei in vielen Beiträgen Interdisziplinarität in Bezug auf Geschichte, Soziologie und Marketing festzustellen ist. Im Mittelpunkt dieses Heftes steht die unbegrenzbare Macht der Sprache.
Vorwort
(2018)
Vorwort
(2018)
Die zwölfte Ausgabe der Aussiger Beiträge fokussiert auf regionale und historische Identitäten und die Frage, ob und wie die historische Diskontinuität in der Selbstdarstellung und Konstruktion von dieser/n Identität(en) in den Grenzregionen Tschechiens reflektiert wird. Städte, Gemeinden, Vereine, aber auch Firmen samt ihrer berühmten Marken werden als relativ beständige Subjekte inszeniert, deren Image oft auf ihrer Tradition beruht. Der an manchen Orten in den Grenzregionen Tschechiens fast vollständige Bevölkerungsaustausch bedeutete für die davon betroffenen Städte, Institutionen oder Firmen einen beträchtlichen Einschnitt in die Kontinuität ihrer Entwicklung. In diesem Zusammenhang sind insbesondere folgende Fragen von Bedeutung: Wie gehen die Städte, Gemeinden, Vereine und Firmen mit dem Thema Vertreibung und der Diskontinuität ihrer Geschichte um? Wie wird ihre Selbstdarstellung in den repräsentativen historischen Publikationen, Informations- und Propagationsmaterialien und öffentlichen Feierlichkeiten durch die Diskontinuität des Bevölkerungstransfers geprägt? Und wie werden dabei auch ihre Darstellungen in Stadtromanen, Regionalliteratur usw. genutzt und (um)gedeutet?
Vorwort
(2018)
Das Reichsgesetz, betreffend die Grundrechte hat aus der Kritik an der französischen Menschenrechtserklärung gelernt, dass es Menschenrechte weder ohne System der Rechte und Pflichten des Bürgers noch ohne Verankerung in der einschlägigen Organisation der Staatsorgane geben kann, die gleichzeitig die Freiheit und die Einheit des Volkes sichern. Außerdem sieht die den Reichsgesetzen zugrunde liegende Auffassung keine Grundrechte ohne Verankerung im zu schützenden geistigen Leben des Volkes vor. Unter dem Einfluss der Rechts- und Staatsphilosophie J. G. Fichtes und Hegels wurden im Vormärz rechtsphilosophische Theorien entwickelt, die individuelle Menschenrechte nicht abstrakt, sondern nur in einem "System des Rechts" aufeinander bezogener Komponenten gelten lassen, das den Menschen grundsätzlich als gesellschaftliches Wesen betrachtet und dem eine organische und geistige Auffassung der Gesellschaft zugrunde liegt.
Until World War 1 tried Adolf Meschendörfer differently to modernize the German-Transylvanian cultural scene. Therefore he published the magazine Die Karpathen (1907-1914), which included the novel Leonore. Roman eines nach Siebenbürgen Verschlagenen. Leonore is in several ways prototypical for the modernity
Vorahmung
(2018)
Unter dem Eintrag 'ahmen' vermerkt das Campe'sche "Wörterbuch der Deutschen Sprache" von 1807: Das Wort gebe es zwar nicht, doch es müsse einmal geläufig gewesen sein und so etwas wie "thun, verrichten, handeln" bedeutet haben - diesen Rückschluss lasse das noch lebendige 'nachahmen' zu und möglicherweise auch die 'Ameise'. Campe plädiert nicht nur dafür, das verlorene 'ahmen' wieder einzuführen, er möchte insbesondere zu der Neubildung 'vorahmen' anregen. Von gleicher Machart wie sein begriffliches Gegenstück, das Nachahmen, werde sich das Wort schnell einbürgern und hätte den unschätzbaren Vorteil, dass man in betreffenden Kontexten nicht länger auf Fremdworte wie 'Original' und 'originell' zurückgreifen müsse. Das Kompositum 'Vorahmung' erscheint seinerseits eher fremdartig, als Hans Blumenberg es genau 150 Jahre später in seinem Aufsatz zur "Nachahmung der Natur" aufnimmt. Auch im Jahr 1957 ist das Wort keineswegs gängig, dank seiner einfachen Form aber auch nicht unverständlich. Es ist vielmehr unselbstverständlich, d. h. im basalen Sinn fragwürdig.
Wie sich Konzessivkonnektoren im 18. und 19. Jh. entwickelt haben, untersuchen Lisa Bürgerhoff, Jana Giesenschlag, Linda Kunow und Alexandra Kern für ihren Beitrag "Von ob ich schon wanderte zu obschon ich wanderte?! - Eine Korpusuntersuchung zur Konzessivität von 1700-1900". Ihre Untersuchungen im Deutschen Textarchiv zeigen unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Zusammenschreibung der Konnektoren und einer eindeutig konzessiven Lesart, der für obschon, obgleich, obwohl und obzwar allerdings unterschiedlich stark ist. Auch die Faktizität der Teilsätze und das Auftreten verstärkender Partikeln sind für die Entwicklung der ob-Gruppe von Bedeutung. Als eindeutigste und frequenteste Konzessivkonnektoren stellen sich insgesamt obwohl und vor allem obzwar heraus.
Kaum eine Zeit steht so sehr für die sexuelle Befreiung und Sprengung familialer Strukturen wie die 1968er (vgl. Herzog 2005). Kaum ein Märchen steht in der psychoanalytischen Deutung so sehr für den sexuellen Reifungsprozess und das Unabhängigwerden eines Kindes wie Der Froschkönig. Der vorliegende Artikel greift diese Verbindung auf, da gerade während der 68er-Bewegung verschiedene Wasser- und Amphibienfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) vorkommen, die stark an die Motive des Märchens erinnern. Besonders prominente Beispiele hierfür sind: Christine Nöstlingers Wir pfeifen auf den Gurkenkönig von 1972 sowie Mirjam Presslers Erzählung Goethe in der Kiste, die zwar erst 1987 erschienen ist, jedoch deutliche Züge des anti-autoritären Gedankenguts der Protestkultur aufweist. Diesen Texten ist gemein, dass ihre Motive augenscheinlich von einem Märchen geprägt sind, das von der Psychoanalyse als Sinnbild für den Reifungsvorgang eines Kindes bewertet wird, welches sich aus seiner inzestuösen Verstricktheit mit dem Vater lösen muss. Während Presslers Buch den Froschkönig explizit anzitiert, kann Nöstlingers Gurkenkönig als eine Schwell- und Schwellenfigur gelesen werden, die ähnliche Prozesse in Gang setzt wie die Märchengestalt. ...
Dinge in Texten haben maßgeblich an der Konstruktion imaginärer Welten teil. Sie kommen zu allen Zeiten und in allen literarischen Gattungen vor, in der Heldenepik ebenso wie in Aphorismen, im Mittelalter wie in der Moderne. Dinge treiben Handlungen voran, stören, wenn sie nicht funktionieren, und sie schaffen und zerstören Ordnungen - auch solche der Worte. Im Gegensatz zur Ethnologie oder Museologie hat es die Literaturwissenschaft stets mit Zeichen zu tun - es stellt sich also die Frage, wie das Verhältnis von res und verba analysiert und beschrieben werden kann. Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die sich, angefangen bei der antiken Rhetorik über mittelalterliche Literatur bis hin zum 20. Jahrhundert, mit Dingen in und neben Texten beschäftigen.
Von der Gruppenarbeit zum Community Building – der "Digital Creative Space" der SUB Göttingen
(2018)
Bibliotheken stehen vor der Herausforderung, Lernorte mit virtuellen Angeboten kombiniert weiterzuentwickeln, digitale Lernumgebungen zu integrieren, all dies mit den Nutzerbedürfnissen abzugleichen und räumlich ansprechend umzusetzen. An der SUB Göttingen wurde mit der Konzeption eines Digital Creative Space der Versuch gestartet, all diese Aspekte zu berücksichtigen und mit Studierenden gemeinsam einen innovativen Lernort zu kreieren. Im Laufe des Projektes wurde klar, dass der Weg einen wichtigen Teil des Ziels darstellt: Den Studierenden sollte kein fertiges Angebot präsentiert, sondern stattdessen ein wachsendes Experimentierfeld zur Verfügung gestellt werden, das sich abgestimmt auf die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse entwickeln soll und kann.
Von der Gruppenarbeit zum Community Building - der "Digital Creative Space" der SUB Göttingen
(2018)
Die Förderung der digitalen Kompetenzen von Studierenden und die Entwicklung adaptiver, interaktiver und multimedialer (digitaler), diversitätsorientierter Lernumgebungen sind Schwerpunkte der Digitalen Hochschulbildung. Dies hat auch erheblichen Einfluss auf die konzeptionelle Planung und Gestaltung von physischen Lernraumangeboten wissenschaftlicher Bibliotheken. Ein deutliches Desiderat ist dabei die Bereitstellung niedrigschwelliger, kollaborativ nutzbarer Lernumgebungen, in denen Studierende (und auch Lehrende) gemeinsam digitale Kenntnisse erwerben, explorativ erproben und stärken können, um den Anforderungen sowohl im Studium als auch im späteren Berufsleben gerecht werden zu können. Gemeinsam mit dem Service für Digitales Lernen und Lehren und der Abteilung IT der Universität Göttingen hat die Benutzungsabteilung der SUB Göttingen ein Raumkonzept für ein "Digital Creative Space" erarbeitet, das in gemeinsamen Workshops mit Studierenden und Lehrenden des Göttinger Campus weiterentwickelt wurde. Sein Start in der hochfrequentierten Zentralbibliothek ist für 2018 geplant. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine Bündelung interdisziplinärer Labs verschiedenster technischer Ausstattung und interdisziplinärer Gruppenarbeit - das "Digital Creative Space". Ziel ist, den Nutzenden das eigenständige Entwickeln digitaler Kompetenzen zu ermöglichen und kreative Prozesse zu unterstützen - und dabei "communities of practice" zu initiieren oder zu befördern. Das Konzept, seine Entwicklungs- und weiteren Umsetzungsschritte einschließlich der Darstellung des partizipativen Prozesses sind Inhalt dieses Vortrags.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit einer Frage, die aufmerksame Leser von Wolfgang Hilbigs Texten vor Fragen stellt, der Frage nach den Störungen in der Libido seiner Protagonisten, die zugleich Alter-Ego-Figuren im Werk sind. Dass sich diese Störungen über viele verschiedenen Texte und in einer konstant wiederkehrenden Dauer zeigen, wird durch Beispiele nachgewiesen. Es wird eine Erklärung dieses Phänomens am Schluss des Beitrags zur Diskussion gestellt. Dabei geht der Diskurs von den Protagonisten Hilbigs bis in den Diskurs um die Problematik des Autors über.
Von Bürgerbauern und Proletariern : Narrative der Transformation in der Dorfgeschichte des Vormärz
(2018)
[...] der folgende Beitrag [will] klären, wie die Dorfgeschichten des Vormärz die Gegenwart des ländlichen Raumes interpretierten und welche Zukunftsmodelle sie dabei entwickelten. Im Vergleich von Berthold Auerbachs früher Dorfgeschichte "Befehlerles" von 1842 und Carl Arnold Schloenbachs "Das Deutsche Bauernbuch" von 1848 werden die verschiedenen Positionen herausgearbeitet. In einem ersten Schritt muss dafür in Ausschnitten auf die Erzählverfahren der Dorfgeschichten eingegangen werden. Erst der Anspruch, wahres, in einem historischen Prozess befindliches Landleben darzustellen, ermöglicht den Texten ihre politische Positionierung.
Der im Alltag wie auch in medialen Darstellungen immer wieder anzutreffende Befund, dass Arbeit "irgendwie" mit der ganzen Gesellschaft zu tun habe, das heißt auch mit unserem gesamten privaten Leben, lässt sich aus einer doppelten Blickrichtung heraus sehr viel genauer beantworten als es bisher vielfach der Fall war: nämlich erstens vom Spektrum der für den komplexen Bereich der Arbeit relevanten Diskurse aus und zweitens von der medial und sprachlich erfolgenden Zusammenführung dieser Diskurse und des dabei vermittelten Wissens.
German "-isch" and English "-ish" share a common Germanic origin, which is evidenced by striking similarities concerning the derivation of ethnic adjectives "(englisch/English)" or property-denoting adjectives "(kindisch/childish)". However, after an initial period of parallel characteristics, the two languages display drastic changes, with English developing an approximative sense when attached to adjectival bases (e.g. "greenish") and expanding to a wide range of other word categories, while German "-isch" develops multiple functions and also comes to firmly occupy a morphological niche with non-native bases. The paper sheds light on the evolving divergence between German and English by presenting results from two diachronic corpus-based studies. Additionally, explanations with respect to the typological parameter of 'Boundary Permeability' are provided.
Vom scheinbaren Ende der Ironie : wie der Ironiker sich ironisch die Ironie auszutreiben versucht
(2018)
"Die Ironie scheint gesiegt zu haben", diagnostiziert Hermann Kurzke im Jahre 1990 und meint damit, dass die moderne Gesellschaft von einer so gut wie alles relativierenden Distanzierung im Sinne einer Abstraktion beherrscht werde, durch welche jede ernsthafte Auseinandersetzung verunmöglicht sei. Revolutionen aber, so Kurzke und hiermit letzten Endes jede ernsthafte und also authentische Handlung einschließend, vertrügen grundsätzlich keine ironische Distanzierung. Ein Ausweg scheint kaum denkbar, ja, letzten Endes gefallen diese neuen, nämlich modernen Menschen sich zumeist in der Pose umfassender Selbstreflexion und Distanz oder ahnen zumindest, dass jedweder Ausweg verunmöglicht ist - und zwar durch die Ironie selbst, die jede Bewegung von vornherein einkassiert. Es ist aber, wie in diesem Artikel gezeigt wird, nun die Ironie selbst, die sich auszutreiben versucht und dies mit ironischem Erfolg.
Obwohl der Antisemitismus als Begriff im Jahre 1860 zum ersten Mal von dem österreichischen jüdischen Wissenschaftler Moritz Steinschneider benutzt und 1879 von Wilhelm Marr verbreitet wurde, beruht das Phänomen des Antisemitismus auf Tausenden von Jahren. Diese Feindseligkeit tauchte von Zeit zu Zeit mit zunehmender Stärke auf. Obwohl unter den Ursachen dieser Kräftigung die Auswirkung sozialer, wirtschaftlicher und politischer Faktoren ist, kann die Rolle der Literatur nicht bestritten werden. Ebenso gibt es literarische Werke gegen den Antisemitismus. Das Ziel dieser Arbeit ist, den Einfluss des Antisemitismus auf die Literatur zu bestimmen, die in Frankreich und Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Man wird gleichzeitig versuchen, den Einfluss der Literatur auf den Antisemitismus zu bestimmen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde vor allem die Geschichte des Antisemitismus und die Entstehung des Antisemitismus-Konzeptes in Europa erforscht. Danach wurden die zwei Ereignisse, die den Antisemitismus am meisten in der Neuzeit anheizten, der Dreyfus-Fall und die Dolchstoßlegende, im literarischen Hintergrund erforscht. Eine reziproke Beziehung zwischen Literatur und Antisemitismus wurde in der Studie des Dokuments gefunden. Demnach entstehen gleichzeitig literarische Werke infolge der Judenfeindlichkeit, während die Judenfeindlichkeit infolge der Literatur entsteht. Einige dieser literarischen Werke - wie das berühmte Werk von Emile Zola, "J'accuse" - sind gegen die Judenfeindlichkeit entstanden. Es wird festgestellt, dass die Reaktion der beiden Gesellschaften auf Antisemitismus in dieser Hinsicht anders ist, wenn der politische Hintergrund berücksichtigt wird. Darüber hinaus kann man nach den Ergebnissen der durchgeführten Forschung feststellen, dass die Macht der literarischen Werke auch einer der Faktoren ist, der die Kräftigung oder den Rückgang des Phänomens Antisemitismus beeinflusst. Daher wird der Einfluss der Literatur auf die Gesellschaft betont.