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Mit den vorliegenden Ausführungen wird versucht, das häufig behandelte Phänomen der Verführung an der Rezeption von "Amor und Psyche", dem "artigen Märchen-Histörchen", wie es der spätantike Schriftsteller nennt, an einigen Beispielen aus der Lyrik der frühen Moderne aufzudecken. Wie bekannt, nahm Apuleus die Erzählung in seinem berühmt gewordenen Roman "Der goldene Esel" auf. Die Fabel erzählt, wie die Königstochter Psyche, die ihrer Schönheit wegen mit Venus verglichen wird, den Neid der Göttin herausfordert und dadurch veranlaßt, Psyche an ein Ungeheuer zu verkuppeln. Amor jedoch will Psyche für sich gewinnen und verlangt von Zephir, sie ihm in seinen Palast zu bringen. Psyche verbringt eine Liebesnacht mit Amor, ohne ihn sehen zu dürfen und zu wissen, daß er es ist. Von ihren Schwestern, die sie besuchen, verleitet, will Psyche das angebliche Ungeheuer, für welches Amor gehalten wird, im Schlaf töten. Beim Schein der Lampe erkennt sie den Gott. Er erwacht und verläßt sie. Nach Irrfahrten und bestandenen Prüfungen hilft ihr Amor letztlich doch. Jupiter setzt sich für die Vereinigung beider ein. Psyche wird in den Kreis der Unsterblichen aufgenommen.
Siegfried Kracauer hat bereits 1947 in seinem Buch „Von Caligari bis Hitler“ davon gesprochen, dass sich der Film spiegelbildlich zur Gesellschaft, aus der er stammt, verhalte. Insofern waren Film und Gesellschaft also immer schon voneinander ent-grenzt: Was im Film gezeigt wird ist ein Reflex dessen, was in der sozialen Wirklichkeit geschehen ist oder gerade geschieht. Das gilt für den Zeichentrickfilm ebenso wie für den Dokumentarfilm, für das Melodram genauso wie für den Horrorfilm. Es ist allein eine Frage des Abstraktionsgrades. Film ist damit wie jede Kunstgattung lso ein Seismograph gesellschaftlicher Phänomene und darüber hinaus ein Medium, das mit seinen Bildern abstrakte Phänomene der Wirklichkeit bildhaft zu konkretisieren in der Lage ist. Dies, seine prinzipiell hohe Verfügbarkeit durch zahlreiche Medien und seine vermeintliche Trivialität, macht ihn zu einer Kunstform, die nicht nur auf Diskurse reagiert, sondern an ihnen teilnimmt, sie sogar initiiert und selbst Gegenstand von Diskursen wird, die seinen Kunstwerk-Charakter manchmal vergessen lassen.
In hermeneutischen Zugangsweisen zu literarischen Texten spielt das Ganze eine doppelte Rolle: Zum einen scheint hermeneutisches Verstehen grundsätzlich nach einer wie auch immer gearteten Form von Ganzheit zu tendieren, sei es nur in irgendeiner Form des Zusammenhanges, sei es als „Sinn des Ganzen“, wie die stärkste Formulierung dieser Tendenz lautet. Zum andern kommt bei literarischen Texten, dies schon bei Aristoteles und dann verstärkt seit der Kunstperiode, die Utopie des ästhetischen Ganzen ins Spiel. Diese doppelte Rolle veranschaulicht zum Beispiel eine aktuelle hermeneutische Publikation des Komparatisten Horst-Jürgen Gerigk („Lesen und Interpretieren“, 2002, 30): „Wir müssen das Ganze kennen, um eine ausserfiktionale Begründung einsehen zu können. Das wiederum bedeutet, dass durch das Denken der poetologischen Differenz immer das Ganze fixiert wird. Ja, der Sinn des Ganzen kann sich nur erschließen, wenn die innerfiktionalen Sachverhalte auf ihre außerfiktionale Begründung angesehen werden.“ Die Postmoderne hingegen hat, in Weiterführung der Moderne, das Ganze, als ästhetische wie als hermeneutische Kategorie ideologiekritisch verworfen und ihr den Befund der Fragmentarizität entgegengehalten. Die Notwendigkeit dieser Kritik soll nicht grundsätzlich bestritten werden. Doch lässt sich das künstlerische Ideal des Ganzen in Produktion und Rezeption von Kunst gänzlich verwerfen? Ist es nicht eher so, dass Spielarten von Ganzheit weiterhin, wenn auch eine theoretisch unbewältigte, weil tabuisierte Rolle spielen? Aus dieser Frage ergibt sich das Forschungsziel, die Kategorie des Ganzen in einem ersten Schritt, von Neuem zu beobachten. Dies soll hier anhand eines konkreten Materials, der zwei Fassungen des „Grünen Heinrich“, geschehen. Die Novellentheorie operiert mit einer bestimmten Spielart von Ganzheit: Eine Novelle soll ein überschaubares, auf einen Punkt zentriertes Geschehen enthalten. Die Formel der „merkwürdigen Begebenheit“ oder die Rede vom Wendepunkt ist Ausdruck dieser Vorstellung, die mit Aristoteles Bestimmung des Dramas eng verwandt ist. Diese Vorstellung eines geschlossenen Handlungs-Geschehens findet sich im „Grünen Heinrich“ thematisiert; so ist davon die Rede, dass eine Handlung in ein erbauliches Ende einmünden sollte (5. Kapitel), und in Äußerungen Kellers zum „Grünen Heinrich“ ist von der „Endabsicht“ die Rede, die er mit dem ganzen Buch verfolge. Dass die literarische Großform, welche das Buch darstellt, den ästhetischen Postulaten der Novellentheorie aber nicht genügen kann und will, wird mehrmals thematisiert und verteidigt. Insbesondere wird dies in der ersten Fassung auch in einem Vorwort thematisch, welches in der zweiten Fassung wegfällt. Die zweite Fassung, welche Keller Ende der 70er Jahre herstellt, stellt den Versuch einer Verbesserung der ersten dar; in der Umschreibung des ganzen Textes in die erste Person dokumentiert sich Kellers Wunsch zur Vereinheitlichung. In welchem Verhältnis steht diese ungewöhnliche zweite Autorisierung mit der zeitgenössischen Novellentheorie und deren Utopie eines künstlerischen Ganzen?
Literatur und Alltag sind auf auf Ebene der Sprache miteinander verbunden. Die Literatur hat, so Stefan Matuschek, einen nicht beliebigen, sondern für sie und ihre Möglichkeiten konstitutiven Bezug zur Alltagssprache. Dieser Bezug besteht nicht von jeher. Er ist ein literaturgeschichtlich neueres Phänomen, das wohl erst im letzten Jahrhundert von entscheidendem Gewicht geworden ist. Es hängt mit dem sprachlichen Phänomen zusammen, das unsere Wirklichkeit mehr und mehr prägt: mit der immer fortschreitenden Ausdifferenzierung der arbeitsteiligen Wissensgesellschaft und der je zugehörigen Expertenkulturen und Expertensprachen. Neben dieser Entwicklung erhält der Zusammenhang von Literatur und Alltagssprache eine besondere Funktion.
Die Podiumsdiskussion fand als öffentliche Abendveranstaltung im Rahmen des sozialwissenschaftlichen Workshops "Krise der 'Arbeitsgesellschaft' - Transformation zur 'Grundeinkommensgesellschaft'? Diskurse, Deutungsmuster und Habitusformen im Wandel" statt, der vom 14. bis 15. Juli 2006 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main abgehalten wurde. Veranstalter war das soziologische Forschungsprojekt "Praxis als Erzeugungsquelle von Wissen" (Leiter: Prof. Dr. Ulrich Oevermann) im Forschungskolleg und Sonderforschungsbereich 435 "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Initiiert und organisiert wurde der Workshop von Manuel Franzmann mit Unterstützung zahlreicher Kollegen und Förderer.
1787 erschien in Berlin ein schmales Schriftstück und erregte Aufsehen: "Nachricht von des berüchtigsten Cagliostro Aufenthalt in Mitau im Jahre 1779 und von dessen magischen Operationen. Von Charlotta Elisabeth Konstantia von der Recke, geborene Gräfin von Medem. An meine Freunde und Freundinnen in Kurland und Deutschland." So hieß es auf der Titelseite. Es handelte sich um die Entlarvung des Cagliostro als "ein grober Betrüger", "der nach den Charakteren, mit denen er zu tun habe, die Schwachheit und Neigung der Menschen mit schlauer List zu benutzen, und seine Rolle nach Umständen zwar ziemlich plump, aber doch auch sehr verschmitzt zu spielen wisse." (Träger, 397) Der Name der Verfasserin, Elisa von der Recke (1754-1833), sagt dem heutigen Leser wohl kaum etwas. Sie wurde 1754 als Tochter des kurländischen Hochadels Friedrich von Medem (1722-1785) geboren und 17jährig mit Georg Peter Magnus von der Recke (1739-1795), dem Neffen ihrer zweiten Stiefmutter verheiratet. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Schrift war sie allerdings schon seit sechs Jahren geschieden. 1778 hatte sie zum ersten Mal unter dem Namen "Elisa von der Recke" einen dünnen Gedichtband pietistisch-religiösen Inhalts veröffentlicht. Später reiste sie viel durch Europa und hinterließ vier Bände Reisetagebücher. Ihren literarischen Ruhm verdankt sie allerdings einzig der oben genannten Entlarvungsschrift, die auch die russische Kaiserin Katharina mit Interesse las und wegen ihrer aufklärerischen Bedeutung auch ins Russische übersetzen ließ.
Stellen wir uns vor, wir hätten im Jahre 1600 eine wissenschaftliche Kontroverse in deutscher Sprache zu führen, beispielsweise über die Frage, ob die Astrologie eine ernstzunehmende Wissenschaft ist – eine sehr aktuelle Debatte in dieser Zeit. In dieser Lage müssten wir natürlich den damaligen Fachwortschatz der Astronomie und Astrologie beherrschen, wir müssten beispielsweise wissen was eine Coniunction der Planeten Jupiter und Mars oder eine Zusammenfügung Saturni vnnd der Sonnen ist oder wie der Ausdruck newer Stern verwendet wird. Gleichzeitig müssten wir aber auch den nicht-fachspezifischen, allgemeinen wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Zeit kennen, der für wissenschaftliche Auseinandersetzungen verwendet wurde. Zumeist wurden Kontroversen zwischen Akademikern in dieser Zeit auf Latein geführt, der wissenschaftlichen lingua franca der Zeit. Wenn aber eine größere deutschsprachige Öffentlichkeit angesprochen werden sollte, wurde auch die deutsche Sprache verwendet, in der – wie ich zeigen möchte – für diesen Zweck schon sehr differenzierte sprachliche Mittel entwickelt waren.
Zur Beschreibung der Dialogdynamik : Plädoyer für eine kommunikationshistorische Betrachtungsweise
(1989)
Bei der Betrachtung längerer Gesprächsverläufe bietet sich uns oft das Bild einer sukzessiven Entfaltung der Dialogzusammenhänge, die teils schrittweise, teils sprunghaft verläuft. Es werden Themen eingeführt, durchgespielt und gewechselt. Manche Bemerkungen eröffnen ganze Zweige des Gesprächs, andere verschließen gewisse Entwicklungsmöglichkeiten, zumindest für eine bestimmte Zeit. Argumentative Passagen mit erhöhtem Anspruch an Strenge der Gedankenführung und Präzision der Redeweise lösen lockere Passagen mit geringer Ernsthaftigkeit ab. Ein Dialog beginnt als Vorwurfskommunikation und endet als allgemeiner Diskurs über die Geltung von Normen. Neue Redeweisen kommen auf, spielen sich ein und werden fallen gelassen. Mißverständnisse treten auf, werden geklärt oder auch nicht. Erst am Schluß eines Gesprächs versteht man so richtig, was der Gesprächspartner am Anfang gemeint hat usw. Derartige Erscheinungen möchte ich unter den Begriff der Dialogdynamik fassen. Eine Betrachtungsweise, die speziell die Entfaltung von Kommunikationszusammenhängen im eben erläuterten Sinne zu erfassen sucht, könnte man kommunikationshistorisch oder kommunikationsdynamisch nennen, je nachdem, ob eher der Verlauf konkreter Kommunikationen unter Aspekten der genannten Art analysiert werden soll oder ob eine systematische Analyse von Typen von Kommunikationsverläufen beabsichtigt ist.
Meeting Abstract : Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008 Einleitung: Beim follikulären Schilddrüsenkarzinom ist die prae- und intraoperative Diagnose nur eingeschränkkt möglich. Immunhistochemische und immuncytologische Marker können hier hilfreich sein. Bei Patienten mit follikulären Karzinomen ist auf mRNA-Ebene eine up-Regulation für qprt (quinolinate-phosphoribosyltransferase) zu beobachten. Material und Methoden: Seit Januar 2004 werden bei Patienten mit prae- und intraoperativem Verdacht auf Schilddrüsenkarzinom, Frischgewebeproben zur Genexpressions-Analyse asserviert. Die so gewonnen Ergebnisse wurden an prospektiv und retrospektiv gewonnenen Präparaten von follikulären Adenomen und follikulären Karzinomen überprüft [Gruppe A]. Bei 20 prospektiven Punktionscytologien mit follikulärer Neoplasie werden aktuell zusätzliche immuncytologische Färbungen auf qprt durchgeführt und mit den nachfolgenden histologischen und immunhistochemischen Ergebnissen der Operationspräparate verglichen. Ergebnisse: Gruppe A (151 Patienten): bei 79 follikulären Adenomen und 72 follikulären Karzinomen wurden immunhistochemische Färbungen auf qprt durchgeführt. Hier zeigten sich 60 der 79 Adenome richtig negativ (76%) und 47 der 72 Karzinome richtig positiv (66%). Dies ergab eine Treffsicherheit zwischen Adenom und Karzinom von 71%. Gruppe B (20 Patienten): Die Ergebnisse der Korrelation zwischen präoperativer Immuncytochemie und postoperativer Diagnose und Immunhistochemie stehen derzeit noch aus. Schlussfolgerung: qprt ist ein immunhistochemischer Marker für follikuläre Schilddrüsenkarzinome mit einer befriedigenden Trennschärfe zwischen Adenom und Karzinom. Zusätzlich stellt qprt möglicherweise einen aussagekräftigen präoperativen immuncytochemischen Marker mit Auswirkung auf OP-Zeitpunkt, OP-Verfahren und OP-Taktik dar.
Meeting Abstract : Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie ; 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ; 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie ; 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie ; 21. - 24.10.2009, Berlin Fragestellung: Ziel war die Evaluierung der funktionellen und radiologischen Ergebnisse nach osteosynthestischer Versorgung von Olecranonfrakturen mit einer zur Hakenplatte modifizierten Drittelrohrplatte. Methodik: In einem Zeitraum von 12 Monaten wurden 29 Patienten mit Olecranonfrakturen prospektiv erfasst und eine Osteosynthese mit einer zur Hakenplatte modifizierten Kleinfragment-Drittelrohrplatte durchgeführt. Eine additive Verschraubung von zusätzlichen Fragmenten erfolgte bei 6 Patienten (20%). Das mittlere Patientenalter zum Unfallzeitpunkt betrug 50 Jahre (Min 29/ Max 83). Unter Verwendung der Frakturklassifikation nach Schatzker stellte sich in 8 Fällen (28%) eine Querfraktur vom Typ A, in 6 Fällen (20%) eine Querfraktur mit Impaktion vom Typ B und in 15 Fällen (52%) eine Mehrfragmentfraktur vom Typ D dar. Bei 4 Patienten (14%) lag eine offene Fraktursituation vor. Nach im Mittel 7,2 Monaten (Min 6/ Max 8) wurde das funktionelle Outcome anhand des Mayo Elbow Performence Scores (MEPS), der visuellen Analogskala (VAS) und des Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand Scores (DASH) bewertet sowie die radiologischen Befunde erhoben. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Ziel einer primär übungsstabilen Osteosynthese konnte bei allen Patienten erreicht werden. Unter Verwendung des MEPS wurden annähernd ausschließlich sehr gute (12 Fälle/41%) und gute (16 Fälle/55%) Ergebnisse erzielt. Lediglich bei einem Patienten ergab sich ein nur befriedigendes Ergebnis. Der mittlere Punktwert für den MEPS betrug 91,4 (Min 65/Max 100). In der VAS konnte ein Mittelwert von 8,2 Punkten (Min 7/Max 10) erzielt werden (0=keine Zufriedenheit, 10=volle Zufriedenheit). Der mittlere DASH-Wert betrug 16,2 Punkte (Min 0/Max 39). Der mittlere Bewegungsumfang betrug für Extension/Flexion bei einem durchschnittlichen Streckdefizit von 8° (Min 0°/Max 25°) und einer Beugung von 135° (Min 105°/Max 155°) 125° (Min 90°/Max 155°). Die Unterarmumwendbewegungen waren mit 175° (Min 165°/Max 180°) kaum eingeschränkt. Bei keinem Patienten gab es postoperative Komplikationen. Eine zur Hakenplatte modifizierte Drittelrohrplatte stellt im Gegensatz zu präformierten, winkelstabilen Implantaten eine kostengünstige Alternative zur Osteosynthese bei Olecranonfrakturen dar. Auch bei komplexen mehrfragmentären Frakturtypen und osteoporotischer Knochenqualität konnte so im nachuntersuchten Kollektiv eine sichere Frakturretention erzielt werden. Hinsichtlich des funktionellen Ergebnisses profitieren die Patienten von einer dadurch unmittelbar postoperativ möglichen, physiotherapeutischen Nachbehandlung. Das für die Hakenplatte benötigte Osteosynthesematerial (Kleinfragment-Drittelrohrplatte) ist nahezu überall verfügbar und lässt sich in kurzer Zeit der individuellen Anatomie und Frakturmorphologie anpassen. Eine Drahtmigration, wie bei der weit verbreiteten Zuggurtungsosteosynthese häufig beobachtet, ist ausgeschlossen.
Fragestellung: In einem ausgedehnten Knochendefekt kann das Einwachsen von knochenbildenden Zellen limitiert sein, da ohne Gefässe die Ernährung der regenerativen Zellen im Knochenkonstrukt insuffizient ist. Endotheliale Progenitorzellen (EPC) sind wichtig bei der Neovaskularisierung. Die frühe Vaskularisierung von grossen Knochendefekten kann für das Überleben und die Funktion von mesenchymalen Stammzellen (MSC) und knochenbildenden Zellen entscheidend sein. Kann die Implantation von EPC und MSC auf osteokonduktiven beta-Tricalciumphosphat (beta-TCP) in einem "critical-size" Knochendefekt des Femur von athymischen Ratten die frühe Vaskularisierung und die Knochenheilung in vivo verbessern?
Methodik: Humane EPC wurden aus Buffy-Coat und humane MSC aus Knochenmarkaspirat durch Dichtezentrifugation isoliert. 2.5 x 105 kultivierte und differenzierte EPC und MSC wurden in vitro auf beta-TCP geladen. In 145 athymischen, männlichen Ratten wurde das Femur osteotomiert, ein 5 mm Knochendefekt erzeugt und mit Fixateur externe stabilisiert. Die Knochendefekte wurden mit beta-TCP (Gruppe 1), beta-TCP und MSC (Gruppe 2), beta-TCP und EPC (Gruppe 3), beta-TCP und EPC und MSC (Gruppe 4) oder autologem Knochen (Gruppe 5) gefüllt. Nach 1 Woche (n=40), 4 Wochen (n=40), 8 Wochen (n=40) und 12 Wochen (n=25) wurden die Ratten getötet. Bei Pinlockerung wurde die Ratte ausgeschlossen. Die (immun)histologische Analyse (Färbung mit HE, VEGF-R2, vWF) der Vaskularisierung und Knochenneubildung erfolgte mit Image-Analysis-System. Nach 8 und 12 Wochen erfolgte ein µCT und ein 4-Punkte-Biegungstest. Für die statistische Analyse wurde der Kruskal-Wallis-Test verwendet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Nach 1 Woche zeigte sich bei der Implantation von EPC/MSC und EPC allein signifikant mehr primitive vaskuläre Plexus (p=0.01;p=0.048) als in Vergleichsgruppen. Im Vergleich zur TCP Gruppe war in allen anderen Versuchsgruppen signifikant mehr Knochenneubildung zu sehen (p<0.01). Ausserdem war in der EPC/MSC-Gruppe signifikant mehr Knochenbildung zu erkennen als in der MSC-Gruppe (p=0.03). Nach 12 Wochen zeigten alle Gruppen eine knöcherne Durchbauung des Defektes, jedoch zeigten bereits 8 Wochen nach Implantation von MSC/EPC 83% der Defekte eine stabile, knöcherne Durchbauung. Bei der Implantation von MSC kam es in 18% der Knochendefekte zum knöchernen Durchbau. Alle anderen experimentellen Gruppen zeigten nach 8 Wochen keine knöcherne Durchbauung. Diese Resultate konnten im µCT, biomechanischen Test und in der Histologie quantifiziert werden. EPC scheinen die frühe Vaskularisierung innerhalb eines Knochenkonstrukt in vivo zu stimulieren und das Einwachsverhalten von MSC zu verbessern, was zu einer beschleunigten Knochenheilung im Knochendefektmodell der Ratte führt.
Fragestellung: Die Identifizierung von biomolekularen Markern der Osteoarthritis ist das wesentlichste aktuelle Ziel der internationalen Osteoarthritisforschung. Tiermodelle sind geeignet zur genaueren Charakterisierung der Osteoarthritis, speziell auch um den Nutzen biomolekularer Marker zu testen. Sowohl im Modell der kompletten medialen Meniskektomie wie auch der vorderen Kreuzbanddurchtrennung untersuchten wir das Cartilage Oligomeric Matrix Protein (COMP). Zwar ist die Funktion dieses Moleküls weiterhin unzureichend bekannt, aber es ist aufgrund einer höheren Menge im Knorpel ein potentieller Marker für Serumuntersuchungen, die ein wichtiger Fortschritt in Diagnostik und Therapie der Osteoarthritis sind. Methodik: Als Modell dienten die einseitige komplette mediale Meniskektomie des Kaninchens mittels Arthrotomie bzw. die vordere Kreuzbanddurchtrennung. Jeweils zu den Zeitpunkten 2, 4, 8 und 12 Wochen nach der Operation wurden im jeweiligen Tiermodell je 8 Kaninchen untersucht. Der makroskopische Befund der operierten und nichtoperierten Seite wurde mittels modifizierter Outerbridge-Skala und mittels des Lokalisationsschemas der International Cartilage Repair Society (ICRS) erhoben. Mikroskopisch wurde jeweils der Gelenkknorpel in der Hämatoxylin-Eosin- und der Safranin O-Färbung untersucht. In der Synovialflüssigkeit der Kniegelenke der operierten und kontralateralen Seite wurde COMP mittels Enzymimmunoassay bestimmt. Zudem wurden Serumanalysen mittels Enzymimmunoassay vorgenommen. Die statistische Analyse erfolgte mittels Wilcoxon-Test (SPSS, Chicago, Ill). Die Tierversuche waren von der Ethikommission der Universität und vom Regierungspräsidium genehmigt. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die operierten Kniegelenke hatten zu allen Zeitpunkten nach kompletter medialer Meniskektomie und nach vorderer Kreuzbanddurchtrennung erhöhte Scorewerte im Vergleich mit der nichtoperierten Seite. Auch histologisch waren erhöhte Scores in beiden Tiermodellen nachweisbar. Bei Vergleich der operierten mit der kontralateralen, nichtoperierten Seite wurde nach der kompletten medialen Meniskektomie 2 Wochen nach der Operation COMP im operierten Kniegelenk signifikant erhöht gemessen. Im vordere Kreuzbanddurchtrennungsmodell war COMP zu allen Zeitpunkten erhöht. Allerdings war COMP im Serum in keinem der beiden Modelle im Verlauf signifikant erhöht. Mit den Untersuchungen wurde gezeigt, dass Cartilage Cartilage Oligomeric Matrix Protein beim Kaninchen sowohl in der Synovialflüssigkeit wie im Serum nachweisbar ist. Diese beiden Tiermodelle sind gut geeignet, Aspekte des Krankheitsprozesses zu imitieren. Die Bestimmung von COMP zur Verlaufsbeurteilung während des osteoarthritischen Prozesses erscheint in mindestens einem der beiden Kaninchenmodelle geeignet. Die speziell auch beim Einsatz am Menschen vorzuziehende Form der Bestimmung im Serum gab allerdings keine Werte, die für die Verlaufsbeurteilung hilfreich sind. Die Ergebnisse haben eine klare Relevanz für die Erforschung beim Menschen.
Fragestellung Vergleichende Untersuchung zweier Arthrosemodelle: komplette mediale Meniskektomie und vordere Kreuzbanddurchtrennung des Kaninchens zu frühen Zeitpunkten. Methoden 4 verschiedene Gruppen von männlichen erwachsenen NZW Kaninchen wurden untersucht: einseitige komplette mediale Meniskektomie (ME;n=32), einseitige vordere Kreuzbanddurchtrennung (ACLT;n=32),als Kontrollgruppen die einseitige Gelenkeröffnung (sham-OP;n=32) und unoperierte Kontrollen (n=40).Standardisiert erfolgte die mediale Arthrotomie.Die Kaninchen wurden in der vom Regierungspräsidium genehmigten Studie nach 2, 4, 8 und 12 Wochen getötet. Der makroskopische Befund des rechten und linken Kniegelenks wurde mittels eines 9 - Felderschemas (International Cartilage Repair Society, 1998) für Femur, Tibia und Patella beurteilt. Weitere Parameter wie Gelenkerguss (Punktion),Osteophytenbildung, Meniskusregenerat bzw. –verletzungen wurden im Zeitverlauf dokumentiert.Die Befunde wurden mit Wilcoxon und Mann-Whitney-U-Test bewertet. 4 μm Schnitte der rechten und linken Tibien wurden mit H&E und Safranin O gefärbt,das histologische Grading erfolgte mit einem modifizierten Mankin Score, die statistische Beurteilung mit Wilcoxon und Mann-Whitney-U-Test. Immunhistochemisch wurden Proteoglykan- und Kollagentypen sowie kleine Knorpelstrukturproteine im Knorpel und Osteophyten untersucht. Ergebnisse Die 136 Tiere hatten einen unauffälligen postoperativen Verlauf. Makroskopisch zeigten die medialen Tibien und medialen Femuren bereits 2 Wochen nach ME eine statistisch signifikante Arthrose (intraindividuelle kontralaterale Kontrolle und im Vergleich zu den nichtoperierten Kontrollen).2 Wochen nach ACLT war nur der mediale Femur signifikant verändert. Die Läsionsgrösse und die Anzahl betroffener Areale nahmen mit der Zeit zu. 12 Wochen nach ACLT bestanden medial wie lateral auf Tibia und Femur statistisch signifikante Läsionen, nach ME waren die Läsionen im medialen Kompartment. Beispielhaft für weitere Ergebnisse:ein signifikantes Meniskusregenerat wurde in 15 / 32 Fällen ohne zeitabhängige Grössenzunahme zu den „späten“ Zeitpunkten nachgewiesen. Mikroskopisch waren die arthrotischen Veränderungen ebenfalls bereits nach 2 Wochen nachweisbar,ein signifikantes Fortschreiten der Arthrose wurde mikroskopisch nicht nachgewiesen.Die Läsionen waren(geplantermassen) oft frühe Läsionen. Schlussfolgerungen Bisher war nicht dokumentiert,dass frühzeitig nach bereits 2 Wochen eine makroskopisch deutliche Gelenkknorpelveränderung im Kaninchenmodell sowohl der kompletten medialen ME als auch der ACLT einsetzt. Die Untersuchung erlaubte ein genaues Mapping der arthrotischen Areale im zeitlichen Verlauf.Viele Aspekte des postoperativen Verlaufs (z.B. Gelenkerguss, Meniskusregenerat, zusätzliche Meniskusrisse) konnten detailliert dokumentiert werden. Die immunhistochemischen Untersuchungen geben Hinweise für den gezielten Einsatz von Knorpelmarkern.Die erhobenen Parameter erlauben den differenzierten Einsatz beider Modelle.
Fragestellung Spontanheilungen von Rupturen des vorderen Kreuzbandes (VKB) wurden wiederholt mittels MRT beschrieben. In grundlegenden tierexperimentellen Untersuchungen wird geschlussfolgert, dass es keine Regeneration gäbe. Die Morphologie der Spontanheilung des VKB wurde im Tiermodell des Kaninchens untersucht. Methoden 32 männliche Kaninchen wurden medial arthrotomiert und das VKB durchtrennt. Die Durchtrennung erfolgte unter Sicht mittels Nr. 15 Skalpell, zusätzlich wurde die vollständige Trennung der Stümpfe durch mehrfache Instrumentenpassage kontrolliert. Eine Resektion von Fasern erfolgte nicht. Je 8 Tiere wurden 2, 4, 8 und 12 Wochen nach dem Eingriff getötet. Die Morphologie der Heilungsverläufe wurde nach Lo et al. [1] klassifiziert, neue Typen der Klassifikation hinzugefügt. Typ B (intrasynoviale Ruptur) und Typ C (knöcherner Ausriss) waren studienbedingt nicht möglich. Die Studie war vom Regierungspräsidium genehmigt. Ergebnisse Die untersuchten Tiere hatten einen unauffälligen postoperativen Verlauf. Bei unterschiedlicher Ausprägung hatten alle Tiere makroskopisch eine Knorpelschädigung. Nach chirurgischer Durchtrennung waren die VKBenden durchschnitten (mop ended Typ A). Dieser Typ wurde bei der Dissektion nicht mehr vorgefunden. Die VKBstümpfe waren bei Dissektion: retrahiert (Typ D), mit dem hinteren Kreuzband verwachsen (E), resorbiert (F), miteinander verbunden = narbengeheilt (G), oder es lag eine Kombination (H) verschiedener Typen vor. Als neue Typen wurden Verwachsungen mit dem Meniskus (I) oder mit der Gelenkkapsel bzw. dem Fettkörper (K) beschrieben. Die VKBstümpfe waren gering (G 1 = 7), deutlich (G2 = 3 bzw. 4 insges. bei zusätzlicher Verwachsung mit dem Innenmeniskus) oder hypertroph (G 3 = 3) miteinander verwachsen. [Tab. 1] Schlussfolgerungen Der VKBriss führt häufig zur Kniegelenksinstabilität und Osteoarthrose. Nach Durchtrennung des VKB wird in Studien der Osteoarthroseforschung im Kaninchenmodell der Befund nie detailliert. In einem systematischen Vergleich der Regenerationsfähigkeit von partiell und komplett durchtrennten VKBs fanden Hefti et al. [2] weder bei skeletall unreifen noch bei jungen erwachsenen Kaninchen eine Regeneration nach kompletter Durchtrennung. Sie berichteten als Regelfall die Resorption nach 3 Monaten, in 2 Fällen Verwachsungen mit dem hinteren Kreuzband. Die hier berichteten Daten sind im Gegensatz zu Hefti's Untersuchungen. Sie stimmen aber gut mit humanen MRT-Untersuchungen und Arthroskopien nach Kreuzbandverletzungen überein. Das VKB versucht durch Verwachsung eine Heilung der VKBstümpfe zu erzielen oder Anschluss an andere Kniegelenksstrukturen zu gewinnen. Somit besteht auch im Tiermodell des Kaninchens eine gewisse Spontanheilungsaktivität des VKB, deren biomechanische Stabilität allerdings oft unzureichend erschien. Eine Kniegelenksarthrose entwickelte sich in den untersuchten Gelenken.
Fragestellung Die Schädigung des Kollagennetzwerks ist ein frühes Ereignis der Arthrose (OA). Wir untersuchten ein Kollagen Typ II -Neoepitop (CTX) in der Synovialflüssigkeit (SF) nach kompletter medialer Meniskektomie (ME). Methoden 32 NZW-Kaninchen hatten eine ME des rechten Kniegelenks. Kontrolle: 11 shamoperierte, 8 unoperierte Kaninchen. Die ME-Kaninchen wurden nach 2 (n = 8), 4 (n = 8) , 8 (n = 8) und 12 (n = 8) Wochen getötet, SF-lavagen beider Kniegelenke durchgeführt. Der ELISA misst ein Kollagen Typ II - Neoepitop, das nach Spaltung der C-telopeptide cross-linking Domaine entsteht. Makroskopisch: Grading beider Kniegelenke mit einem 9 Felder-Schema: Einzelflächen und Gesamtsummen von Tibia, Femur (jeweils medial und lateral) und Patella Histologisch: Grading mit H&E und Safranin O Schnitten (u.a. Proteoglykangehalt, Matrixstruktur, Zellularität, Tidemark und Osteophyten) Statistik: Wilcoxon - und Mann - Whitney U Test. Ergebnisse Makroskopisch: signifikante Veränderungen von medialer Tibia und Femur ab 2 Wochen nach ME, im Vergleich mit Gegenseite und mit nichtoperierten Kaninchen. Histologisch: beginnende OA zu allen Zeitpunkten. ME Knie: CTX Werte in der SF deutlich erhöht, zum kontralateralen Knie für 2, 4, 8 und 12 Wochen signifikant. Nichtoperierte Tiere: keine Unterschiede linkes vs. rechtes Knie, im Vergleich zur ME zu allen Zeitpunkten signifikant niedriger. Schlussfolgerungen Knorpelmarker sind Parameter der OA. Die Metalloproteinasen 1, 8 und 13 erzeugen ein Kollagen Typ II - Neoepitop, das zum Monitoring der arthrotischen Veränderungen geeignet erscheint.
Fragestellung Zur Qualitätsbeurteilung von Diagnose und Therapie kindlicher Frakturen bedarf es einer Frakturklassifikation, die Aufwand und Ergebnisse vergleichbar macht und die Besonderheiten kindlicher Frakturen berücksichtigt. Die für den Erwachsenen gebräuchliche AO-Klassifikation kann danach nicht auf kindliche Frakturen übertragen werden. Eine im Jahr 2000 bereits vorgelegte Klassifikation (Eur. J. Trauma 2000) wurde überarbeitet und in der sechsdimensionalen Version 1.1 in einer multizentischen Studie validiert. Hierbei erfolgte eine Unterscheidung der langen Röhrenknochen, der Lokalisation am Knochen, eine Bestimmung der paarigen Knochen sowie des Frakturverlaufs im Bereich der Epiphyse, Metaphyse und Diaphyse. Die supracondylären Humerusfrakturen wurden gesondert klassifiziert. Methoden 13 Kliniken (D, CH, A) erfassten in 3 Monaten 720 Frakturen und 452 Kontrollen nach bis zu 9 Monaten mit standardisierten Fragebögen sowie 1480 digitalisierte Röntgenbilder. Aus diesem Datenpool wurde nach Vorevaluation der relevantesten Frakturtypen durch 7 verblindete Untersucher und Varianzanalyse die finale Gruppe von 150 Fällen des gesamten Frakturspektrums klassifiziert. Statistisch untersucht wurde die Wiederholbarkeitsanalyse über Zeit (Test-Retest) und die Interobservervariabilität. Ergebnisse Korrelationen (r) zwischen 0.99 und 0.91 ergaben sich für die Dimensionen 1 (Ober-/Unterarm, Ober-/Unterschenkel), 2 (distal, zentral, proximal) und 4 (Ulna, Radius, Tibia, Fibula), von 0.74 für Dimension 6 (Subtypisierung der Dislokation bei supracond. Frakturen), 0.66 für Dimension 5 (Subtypisierung des Frakturverlaufs) und 0.33 für Dimension 3 (Epiphyse, Metaphyse, Diaphyse). Bei der Wiederholung stimmten für die Gesamtgruppe in 18% der Fälle alle sechs Dimensionen überein, in 71% fünf und in 88% vier Dimensionen der Klassifikation. Schlussfolgerungen Insgesamt stellt die vorgestellte Klassifikation ein sinnvolles Instrument in der Frakturbehandlung von Kindern dar, indem es eine klare Fraktureinteilung im Kindesalter erlaubt. Die Evaluation zeigt jedoch auch die Schwierigkeiten einer Frakturklassifikation in speziellen Untergruppen auf. Da diese hinsichtlich der Therapie keine Relevanz haben, ist eine weitere Vereinfachung möglich. Meeting Abstract (DGU 2004) am 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ; 90. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie ; 45. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verband für Physiotherapie – Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten ; 19. bis 23.10.2004, Berlin
"Goethe meint, dass es mein bestes Werk sei", schreibt Schiller an Körner am 13. Mai 1801. Bezeugt sind zudem die, vor allem von der studentischen Jugend, begeistert und bejubelt aufgenommenen ersten Aufführungen 1801 in Leipzig. Heute dürfte die Jungfrau eher zu den weniger oft aufgeführten Dramen Schillers gehören. Schließlich handelt es sich auf einen ersten unbefragten Blick um sein befremdlichstes, um ein bizarres und mysteriöses Stück. Warum beschäftigt sich der Aufklärer und Klassiker mit einer mythisch-mystischen Hexe und Heiligen (denn sie ist beides in der Geschichte) in einer romantischen Tragödie? Von den Romantikern sind wir allerhand Spuk- und Gespenstergeschichten gewöhnt und Zauberbäume und sprechende Heiligenbilder überraschen uns nicht. Aber Schiller? Schiller ist doch, so verstehe ich ihn jedenfalls, ein politischer Dichter. Und da liegt auch schon die Antwort: eben deshalb.
Thema dieses Aufsatzes sind die Methoden der Datenerhebung für syntaktische Untersuchungen und deren Auswirkungen auf die Ergebnisse dieser Untersuchungen. Die Wahl der Datenbasis ist selbst schon bestimmt durch bestimmte theoretische Positionen, Einstellungen gegenüber dem Forschungsgegenstand und durch bestimmte Erkenntnisinteressen. Es soll hier also nicht der Eindruck erweckt werden, als wäre die Datenbasis per se für die "Folgen" verantwortlich.
Redekommentierende Einschübe
(1996)
Das Thema dieses Aufsatzes sind redekommentierende Einschübe. Zunächst gilt es zu klären, was unter "Einschub" verstanden werden soll. Einschub verwende ich hier weitgehend gleichbedeutend mit Parenthese. Parenthesen werden jedoch manchmal als "Schaltsätze", also als eingeschobene Sätze, definiert. Einschub ist hier ein weniger vorbelasteter Terminus.
Valenz und Relevanz - eine informationsstrukturelle Erklärung für "obligatorische" Adverbiale
(1995)
Adverbiale stellen ein Problem fü r die Beschreibung der Valenz bzw. der Argumentstruktur von Verben dar, da sie sowohl als Ergänzungen (Argumente) wie auch als freie Angaben (Adjunkte) auftreten können. Die Obligatorik bietet keine Möglichkeit, Ergänzungen von Angaben zu unterscheiden, da Ergänzungen sowohl obligatorisch als auch fakultativ sein können.
Im folgenden Beitrag werden die Möglichkeiten der Bildung des Progressivs im Aja dargestellt sowie die zur Bildung des Progressivs verwendeten Formen in ihrer Grammatikalisierungskette vorgestellt. Das Aja gehört zu einer Gruppe von Sprachen/Dialekten, die lange Zeit unter dem Begriff "Ewe" zusammengefaßt wurden, in jüngster Zeit aber auch als Gbe(-Kontinuum) bezeichnet werden. Dabei ist "Gbe" ein in allen sprachlichen Einheiten des Kontinuums anzutreffendes Lexem mit der Bedeutung "Sprache".
Ich werde allerdings noch zur Diskussionskultur in den USA gegen Ende meines Vortrages zu sprechen kommen. Heute möchte ich über meine aktuelle Studie zum Münzhandel in Nordamerika referieren. Obwohl ich mein Hauptaugenmerk auf die Situation in den USA lenke, sind selbstverständlich viele Aspekte auf Europa übertragbar. Zuerst möchte ich den Handel mit Neufunden darlegen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass sich viele Händler und Sammler, besonders in den Vereinigten Staaten, darauf berufen, dass der Handel mit antiken Münzen in keinem Zusammenhang mit der Raubgräberei und dem Handel anderer antiker Objekte steht. Danach möchte ich den Umfang des Handels mit Neufunden besprechen und aufzeigen, wie Münzen aus Raubgrabungen über illegale Transaktionen und kriminelle Strukturen von der Ausgrabungsstätte über Schmuggler, Großhändler und spezialisierte Händler schließlich zu den Sammlern gelangen. Ich hoffe, wir stimmen alle dahingehend überein, dass die Probleme eines nicht-regulierten Handels sowohl für die Wissenschaft als auch für die Sammler verheerend sein können. Daher ist es im Interesse beider Seiten diesbezüglich zu kooperieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Verhältnis von Sammlern, Händlern und Archäologen in Deutschland ebenso wie im gesamten Europa größere Möglichkeiten für einen ehrlichen Dialoge und positive Änderungen zulassen als in den USA, worauf ich ebenfalls eingehen möchte. ...
Metaphern bestimmen nicht nur unser alltägliches Leben, etwa wenn wir vom Rad der Geschichte oder der Bühne des Lebens sprechen, sie geben auch nützliche Orientierung in vielen Bereichen der Wissenschaft, von den schwarzen Löchern der Physiker bis zur Computermetapher des Gehirns in der Kognitionswissenschaft. Eine solche Metapher ist auch die Deutung der Sprache als Werkzeug.
Hintergrund: Die Notwendigkeit der Etablierung der Anwendung von Evidenzbasierter Medizin (EbM) in den klinischen Alltag sowie die Sicherung der europaweiten Qualifikation in EbM ist seit geraumer Zeit vielfältig diskutiert worden. Gefördert durch das "Leonardo da Vinci"- Berufsbildungsprogramm der Europäischen Union hat das euebm-Projekt zum Ziel, durch ein europaweit einheitliches integriertes Basiscurriculum für evidenzbasierte Medizin eine bessere Verzahnung zwischen dem Erlernen der EbM-Techniken und der eigenen Patientenversorgung zu erreichen. An der Universitätsklinik Frankfurt am Main wird ab dem 01.01.2009 das euebm-Projekt in den klinischen Alltag integriert werden. Die Zielgruppe dieses Projektes bilden alle Assistenzärzte jeglicher Fachrichtungen im 1. Weiterbildungsjahr. Durch einen online-basierten Kurs wird den Interessenten die Möglichkeit geboten, an den einzelnen Lehrmodulen teilzunehmen.
Methoden: Es werden alle Assistenzärzte im 1. Weiterbildungsjahr in einem individualisierten Schreiben zur Teilnahme an dem Projekt aufgefordert. Nach der elektronischen Anmeldung werden die Teilnehmer prätest-Evaluationsbogen mit inhaltlichen EbM-Fragen beantworten. Danach durchlaufen die Teilnehmer ein EbM-Lernprogramm, bestehend aus 5 Modulen. Jedes Modul wird durch eine Lernerfolgskontrolle abgeschlossen. Abschließend wird eine Gesamtlernkontrolle von jedem Teilnehmer abverlangt. Am Ende des online-Kurses werden die Teilnehmer ebenfalls einen mehrteiligen subjektiven Evaluationsbogen beantworten. Um einen längerfristigen Lerneffekt messen zu können, werden 6 Monate bzw. 1 Jahr nach dem erfolgreichen Abschluss die Teilnehmer erneut einen objektiven inhaltlichen Evaluationsbogen bearbeiten.
Ergebnisse: Im Rahmen der 10. Jahrestagung des DNEbM im März 2009 können voraussichtlich Zwischenergebnisse der objektiven (präinterventionell vs. postinterventionell) und subjektiven Evaluationen veröffentlicht werden. Zudem wird derzeit die Erstellung einer statistischen Auswertung der Zugriffszahlen auf die verschiedenen medizinischen Online-Datenbanken und Suchmaschinen (prä- und postinterventionell) aufgebaut.
Schlussfolgerung/Implikation: Mit Hilfe der curricular vermittelten Lehrinhalte und Techniken sollen Ärzte in die Lage versetzt werden, EbM praxisnah für und mit ihren Patienten umzusetzen. In der konkreten Anwendung von EbM an ihren individuellen Patienten können Ärzte möglicherweise erfahren, dass die Integration von EbM in den klinischen Alltag ihr Spektrum an Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten erweitert.
Gewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bestimmen wesentlich das Landschaftsbild und den Naturhaushalt. Eingriffe in die Natur und die naturnahe Kulturlandschaft haben dazu geführt. daß diese Funktionen gestört oder zerstört wurden. Wasserbau und Ökologie standen sich hierbei lange als Gegensätze gegenüber. Das Gesamtkonzept Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg setzt nun das Ziel, Technik und Ökologie in gesamtschaulicher Betrachtung zusammenzubinden. Wesentliche Ziele der Naturschutzpolitik sind - Erhalten und Sichern naturnaher Auelandschaften und - Regeneration beeintrachtigter Gewasser und Auen. Im Rahmen eines Pilotvorhabens "Naturnahe Umgestaltung ausgebauter Fließgewässer", hat das Umweltministerium in Verbindung mit Umgestaltungsmaßnahmen umfangreiche Untersuchungen, Erhebungen und Dokumentationen veranlaßt, aus denen Anleitungen für das künftige Vorgehen gewonnen werden. Die wichtigsten der zwischenzeitlich abgeschlossenen Untersuchungsvorhaben wurden nun im Rahmen des Kolloquiums "Naturgemäße Gestaltung von Fließgewässern" der Fachwelt vor- und zur Diskussion gestellt. In den Fachvorträgen konnten die umfangreichen Ergebnisse der Untersuchungen nur in Auszügen dargestellt werden. Das Umweltministerium wird die Ergebnisse dieser Untersuchungen in weiteren Heften des Handbuchs Wasserbau veroffentlichen. Die Niederschrift dieses Kolloquiums gibt einen Überblick der derzeitigen Erkenntnisse.
ASSR hat sich in der Diagnostik von Hörstörungen und der Hörgeräteanpassung von Kleinkindern etabliert. Wir möchten einen Vergleich in der Auswertung von ASSRs und frequenzspezifischen ABRs im Rahmen der Hörgeräteanpassung von Kleinkindern vorstellen. Wir untersuchten jeweils die ASSRs und die ABRs mit der GSI Audera und der GN Otometrics Chartr. Untersucht wurden insgesamt bisher 130 Kinder. Zunächst wurden die Mittelwerte der einzelnen vier Frequenzen (0,5; 1; 2; 4 kHz) sowie die jeweiligen Korrelationen zum Click-Stimulus der ABR, welche weiterhin als Goldstandard gilt, korreliert. Die Messungen wurden geräteintern durchgeführt. Die Messungen der ASSRs zeigen besonders im Bereich der leichten und mittelschweren Hörstörungen deutliche, nicht abschätzbare, Abweichungen, so dass wir die ASSR als alleinige Basis für die Hörgeräteanpassung bei Kleinkindern nicht empfehlen können.
Geistig behinderte Personen haben ein erhöhtes Risiko für eine Hörbehinderung. Häufig nicht erkannt und therapiert führt das zu einer reduzierten Lebensqualität. Aus diesem Grunde wurde Healthy Hearing in das Healthy Athletes Programm der Special Olympics mit aufgenommen. Seit der Einführung des Healthy Athletes Programms in die deutschen Special Olympics im Jahre 2004 betreut die Phoniatrie/Pädaudiologie des Universitätsklinikums Frankfurt M. das Projekt "Healthy Hearing". Während der deutschen Special Olympics Sommerspiele 2004, 2006 und 2008 erhielten 1944 Athleten ein Hörscreening nach den internationalen Richtlinien. Das Ergebnis: viele Athleten sind medizinisch unterversorgt. Aus diesem Grunde wurde eine hessische Healthy Athletes Gruppe gebildet, die zur Verifizierung der Prävalenz von geistig behinderten Schülern in einem Pilotprojekt 198 geistig behinderte Schüler (76 Mädchen, 122 Jungen; Altersmedian 12 Jahre, Spanne 6–20 Jahre) einer Frankfurter Schuleinrichtung mit dem Hörscreening des Healthy Athletes Programms untersuchte. Dieses Hörscreening beinhaltet die Otoskopie, die Messung otoakustischer Emissionen und im Falle eines Fails die Tympanometrie bzw. Tonschwellenaudiometrie bei 0,5 kHz, 1 kHz, 2 kHz und 4 kHz. 152 der Schüler konnten so komplett erfasst werden. Davon zeigten 119 ein Pass, 33 ein Fail. 98 erhielten die Empfehlung zu weiteren Kontrollen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Einführung eines regelmäßigen Hörscreenings in Schuleinrichtungen für geistig Behinderte.
Das Neugeborenen-Hörscreening in Hessen stützt sich neben den medizinischen Einrichtungen, in denen das Screening selbst durchgeführt wird, vor allem auf das Hessische Kinderversorgungszentrum am Universitätsklinikum Frankfurt/Main, Standort Gießen. Von dort aus werden alle Screeningergebnisse zentral verwaltet und Eltern auf noch fällige Follow-up-Untersuchungen aufmerksam gemacht. Anhand von 5 Fallbeispielen werden Sonderfälle und die Schwierigkeiten des flächendeckenden Neugeborenen-Hörscreenings in Hessen dargelegt und gezeigt, dass eine zentrale Datensicherung und ein Tracking zur Organisation des Neugeborenen-Hörscreenings unerlässlich ist und wie die optimale Zusammenarbeit zwischen den Geburtskliniken und den Follow-up-Einrichtungen eine mögliche Problemlösung bieten kann.
Schluckstörungen sind häufig Folge von Kopf-Hals-Tumorerkrankungen, deren Prävalenz bis zu 88% aufgeführt wird. Je früher eine Dysphagie diagnostiziert wird, desto geringer ist das Risiko für Sekundärkomplikationen, was die Anzahl "teurer" Fälle senkt und den Patienten die Möglichkeit auf eine zügige Restitution von Lebensqualität bietet! Diese Fakten unterstreichen die Notwendigkeit eines klinischen Behandlungspfades, nach dem die Diagnose auf der Grundlage eines standardisierten und überprüfbaren Workflows erstellt wird. Da die zügige, optimale Behandlung von Dysphagien einen multidisziplinären Zugang erfordert, wurde im Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt/Main ein interdisziplinärer Arbeitskreis für Schluckstörungen (IAS) gegründet, der sich aus Phoniatrie, Klinik für HNO und MKG sowie Radiologie zusammensetzt. Im Rahmen eines zweimal wöchentlich durchgeführten Onkoboards, werden zusammen mit der Strahlentherapie und Onkologie, Risikopatienten herauskristallisiert und onkologische Therapieoptionen u.a. im Hinblick auf funktionelles Outcome diskutiert. Bereits präoperativ werden entsprechende Patienten phoniatrisch aufgeklärt und ihre Schluckfunktion via endoskopischer Evaluation nach Langmore-Standard (FEES) untersucht. Ein systematisches Follow-up erfolgt via FEES wenige Tage und 4–6 Wochen postoperativ sowie nach adjuvanter Therapie. Pro Woche wurden so im vergangenen Jahr ca. 3–5 Patienten wöchentlich neu erfasst und über 80 Patienten im Verlauf untersucht und einer adäquaten Therapie zugeführt.
Meeting Abstract Es wurde eine zellbasierte Wundauflage mit Keratinozyten und Fibroblasten auf Basis einer kommerziellen Wundauflage (Matriderm, Collagen/Elastin-Matrix) generiert, um damit großflächige Verbrennungswunden behandeln zu können. Zunächst wurde die Expansion der Keratinozyten optimiert und die Zeit für die Anzüchtung minimiert. Ausgangsmaterial waren 1–2 cm2 Spalthaut vom Patienten. Epidermis und Dermis wurden nach einer enzymatischen Behandlung mit Thermolysin voneinander getrennt. Aus den beiden Hautkompartimenten wurden durch Trypsin- und Kollagenase I-Behandlung Keratinozyten und Fibroblasten isoliert, welche in Kollagen I-beschichteten Zellkulturflaschen expandiert wurden. Nach 10 Tagen wurden die Fibroblasten auf 100 cm2 Matriderm aufgebracht. Nach einwöchiger submerser Kultivierung wurden die Keratinozyten ausgesät. Eine Woche später wurde die Matrix an die Luft-Flüssigkeitsgrenze angehoben, um die epidermale Differenzierung einzuleiten. Nach 16 Tagen wurde das Hautäquivalent fixiert und immunhistologisch sowie elektronen-mikroskopisch begutachtet. Die Histologie zeigte eine regelgerechte Stratifizierung des epidermalen Anteils. Immunhistologisch ließ sich eine Basalmembran mit Collagen IV und Laminin 5 nachweisen. Proliferative Zellen, nachgewiesen mit KI-67 befanden sich lediglich in der basalen Region der Epidermis. Desmoglein, sowie die Differenzierungsmarker Involucrin und CK 10 wurden suprabasal nachgewiesen. Elektronenmikroskopisch waren die Basalmembran sowie die Zell-Zell-Verbindungen in Form von Desmosmen zu erkennen. Späte Differenzierungsmerkmale, wie granuläre Strukturen und verdickte Zellmembranen, fanden sich im Str. granulosum und Str. corneum. Die Studie zeigt, dass man aus Matriderm eine zellbasierte Wundauflage herstellen kann, die verglichen mit dem Ausgangsmaterial um den Faktor 50–100 vergrößert ist und deren Aufbau normaler Haut weitgehend entspricht.
Hintergrund: Am Fachbereich Medizin der Universität Frankfurt werden jedes Jahr zwischen 15 und 20 neue Projekte zur Verbesserung der Lehre durch den Studienausschuss gefördert. Portfolios zur Skizzierung der Projekte werden von den Zentren und Instituten eingereicht. Diese Projekte haben u.a. die Neustrukturierung von Kursen und Praktika, die Implementierung und Evaluation von Prüfungen (z. B. objective structured clinical evaluation), die Förderung der didaktischen Aus- und Weiterbildung von Dozenten und Tutoren oder die curriculare Einbindung von elektronischen Medien in die Lehre zum Inhalt.
Um diese Projekte untereinander zu koordinieren, wurde im Juni 2006 das Frankfurter Ideenforum für Lehre und Unterricht – kurz FILU – geschaffen.
Ziele des Frankfurter Ideenforums für Lehre und Unterricht
1. Das Forum FILU bietet eine Informationsplattform für die Projektleiter der Lehrverbesserungsprojekte.
2. Das Forum übernimmt die Funktion eines Kondensators für thematisches und informationelles Vernetzungspotential der Projekte untereinander.
3. Übersteigt der Arbeits- und Koordinationsbedarf die Möglichkeiten des Forums, initiiert das FILU neue interdisziplinäre Arbeitsgruppen.
4. Der "Journal Club" innerhalb der Treffen des FILU läßt alle Teilnehmer an der aktuellen Studienlage in Ausbildungsforschung teilhaben.
5. Das Forum FILU engagiert sich dafür, die Aktivitäten zur Lehre innerhalb des Fachbereiches Medizin und darüber hinaus bekannt zu machen.
Methode: Koordination und Organisation des Forums übernimmt eine ärztliche wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Treffen finden in 4-Wochenrhythmen à 2 Stunden statt. Pflichtmitglieder sind die Initiatoren und Leiter der Lehrverbesserungsprojekte; weitere interessierte Akteure des Fachbereiches nehmen ebenfalls teil.
Pro Termin werden maximal zwei Lehrverbesserungsprojekte vorgestellt und diskutiert. In einem Journal Club wird eine aktuelle und für den Fachbereich relevante Studie aus den einschlägigen Journalen der Ausbildungsforschung und Medizindidaktik vorgestellt. Nach jedem Treffen erfolgt eine freiwillige Befragung der Mitglieder hinsichtlich Zielvorstellungen, Veranstaltungsankündigungen und Vortragswünschen. Halbjährig erfolgt ein Bericht an den Studienausschuss. [Ein Organigramm stellt bildhaft die Strukturen dar.]
Ergebnisse: Insgesamt haben bisher bei 9 Terminen 202 Personen teilgenommen. Aus der Befragung der Mitglieder initiierten sich ein interdisziplinäres Promotions- und Studienkolleg für Ausbildungsforschung und ein Lehrverbesserungsprojekt zur zentrumsübergreifenden Koordination von Simulationspatienten in OSCE.
Innerhalb des Forums entstand die Planung zur Präsentation der Lehre-Aktivitäten auf einer Veranstaltung der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft. Der Fachbereich verfügt durch Anregung aus dem Gremium inzwischen über ein eigenes Online-Portal, einen virtuellen "Treffpunkt Lehre".
[Teilnehmerzahlen, Herkunftszentren der Teilnehmer, Themen der LV-Projekte über die letzten zwei Jahre]
Schlussfolgerung: Das "Frankfurter Ideenforum für Lehre und Unterricht", FILU, bietet seit seiner Implementierung eine lebendige Austausch- und Kommunikationsplattform für die Leiter der Lehrverbesserungsprojekte am Fachbereich. Über das Forum wird eine gemeinsame Nutzung der vorhandenen Ressourcen in der Lehre möglich. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Akteure wird maßgeblich gefördert und bietet die Möglichkeit, sinnvolle thematische und personelle Synergien zu finden.
Meeting Abstract (DGU 2003) 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie Fragestellung Ziel dieser prospektiven Untersuchung ist die Analyse der Funktion und des Outcomes nach distaler Radiusfraktur in Abhängigkeit von Frakturtyp, Therapieform und Begeleitverletzungen. Berücksichtigt wurden diesbezüglich insbesondere auch neuere Implantate wie die volaren winkelstabilen Titanplatten und dorsale low profile Implantate. Methodik Innerhalb von 2 Jahren (01/01 bis 12/02) wurden insgesamt 150 Radiusfrakturen bei 145 Patienten (82 Frauen; 63 Männer) mit einem Durchschnittsalter von 51,8 (17-93) Jahren operativ versorgt. Die operative Versorgung erfolgte in 56,7 % der Fälle mittels volarer Plattenosteosynthese, davon wurde bei 60 % eine winkelstabile Platte eingesetzt. Die übrigen Frakturen wurden durch eine dorsale Platte (8%) bzw. durch Materialkombination Spickdraht/Schrauben und/oder Fixateur externe stabilisiert. Die radiologische und klinische Nachuntersuchung erfolgt frühestens 1 Jahr nach operativer Versorgung. Zusätzlich wird anhand eines Fragebogens der DASH - Score bestimmt. Ergebnisse Nach der AO-Klassifikation fanden sich in 47,7 % Typ A-, 8,6% Typ B- und 55,6% Typ C-Frakturen. Dabei fand sich bei 53,1 % eine relevante Begleitverletzung (Bandverletzungen 14,3 %; Handwurzelfrakturen 3,9 %; distale Ulnafrakturen 10,4%; TFC/Proc. styloideus ulnae 70,1%). Von den 25 bisher untersuchten Patienten (15 Frauen, 10 Männer; Durchschnittsalter: 55,3 Jahre; NU nach: 14 Monaten) waren 32% Typ A-, 20% Typ B- u. 48% Typ C-Frakturen. Die Greifkraft betrug 87,7 % und das Bewegungsausmaß 83,6 % im Vergleich zur Gegenseite. Der durchschnittliche standardisierte DASH-Score betrug 22,6 Punkte (0: optimale Funktion). Bei den mit volarer Platte stabilisierten C-Frakturen (9 der nachuntersuchten Patienten) fand sich ein DASH-Score von 41 Punkten. Die Greifkraft betrug 67,5% und das Bewegungsausmaß 79,6% im Vergleich zur Gegenseite. Bisher konnte weder bei der konventionellen, noch der winkelstabilen Plattenosteosynthese ein radiologischer Korrekturverlust nachgewiesen werden. Bei den Frakturen ohne lokale Begleitverletzungen waren Greifkraft (91% vs. 79,8%), Bewegungsausmaß (89,5% vs. 83,4%) und DASH-Score (16,8 vs. 26,1) besser als bei den Frakturen mit Begleitverletzungen. Schlussfolgerung Bei korrekter Reposition und Stabilisierung, wird der Outcome nach distaler Radiusfraktur neben dem Frakturtyp wesentlich durch die Begleitverletzung mitbestimmt. Daraus resultiert dass eine Verbesserung nur durch eine Optimierung der Therapie der Begleitverletzungen erreichbar ist.
Fragestellung Intoleranzreaktionen auf nicht-steroidale Antiphlogistika sind häufig und basieren auf der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase-1 (COX-1), wohingegen deren therapeutische Effekte auf einer COX-2 Hemmung beruhen. In dieser Studie wurde die Verträglichkeit des selektiven COX-2 Inhibitors Celecoxib bei Patienten mit Intoleranzreaktionen auf nicht-steroidale Antiphlogistika untersucht. Methodik Bei 77 Patienten (24 Männer, 53 Frauen) mit Intoleranzreaktionen auf nicht-steroidale Antiphlogistika wurden standardisierte Hauttestungen (Prick, Scratch, Epikutantestung) sowie anschließend orale fraktionierte Placebo-kontrollierte einfach blinde Expositionstestungen unter Einschluß von Celecoxib (maximale Einzeldosis 200mg, kumukative Tagesdosis 350mg) durchgeführt. Ergebnisse 21 Patienten wiesen anamnestisch lediglich Hautsymptome (Urtikaria) auf, 25 Patienten nur eine Atemwegssymptomatik (Asthma), bei 18 Patienten traten Haut- und Atemwegssymptome auf, und bei 13 Patienten war es zu einem anaphylaktischen Schock gekommen. Azetylsalizylsäure war in 38 Fällen ein Auslöser der Beschwerden. In 46 Fällen verursachten mehrere nicht-steroidale Antiphlogistika chemisch unterschiedlicher Gruppen die Symptomatik. Die orale Expositionstestung mit Celecoxib verlief bei allen 77 Patienten unauffällig. Schlußfolgerung Vor dem Hintergrund der hohen Inzidenz von Intoleranzreaktionen gegen nicht-steroidale Antiphlogistika stellt der Einsatz selektiver COX-2 Inhibitoren eine therapeutische Alternative sowie eine geeignete Maßnahme zur Prävention entsprechender Reaktionen dar.
Die Orthographie ist ein wichtiger Baustein des Fremdsprachenunterrichts, in der Schreiberwerbsforschung im Fremdsprachenkontext konzentrierte man sich dagegen auf Phänomene der Textgestaltung (z.B. Portman 1991). Es wird eine korpusbasierte Untersuchung von Orthographiefehlern in Texten fortgeschrittener Lernender des Deutschen als Fremdsprache (DaF) vorgestellt. Als Datengrundlage dient das Lernerkorpus Falko (fehlerannotiertes Lernerkorpus), ein Gemeinschaftsprojekt der Freien Universität und der Humboldt Universität Berlin (http://www2.hu-berlin.de/korpling/projekte/falko/FalkoKernBeschreibung.pdf). In diesem Korpus werden sog. Wortschreibungsfehler (vgl. Eisenberg 2004) analysiert werden. Die Untersuchung geht von der Annahme aus, dass sich, abgesehen von direkten Übertragungen, die Beschaffenheit der Orthographie einer Muttersprache (L1) nicht signifikant auf die Lernerorthographie (die Orthographie der Zielsprache) auswirkt. Diese Annahme soll an ausgewählten Wortschreibungsfehlern überprüft werden, so z.B. an fehlerhaften Dehnungs- und Schärfungsmarkierungen englischer DaF-Lernender. Sollte die L1 einen nachweisbaren Einfluss auf die Lernerorthographie haben, so müssten bspw. signifikant mehr Fehler bei der dem Englischen unbekannten Dehnungsgraphie mit Dehnungs-h auftreten als bei der dem Englischen bekannten Schärfungsgraphie mithilfe von Konsonantendopplung im Silbengelenk. Die Ergebnisse der Korpusuntersuchung werden in einem spracherwerbstheoretischen Rahmen diskutiert werden.
Das Spiel ist aus
(2007)
Dieser bekannte Titel (ein Drama von Sartre / ein Gedicht von Bachmann) soll hier mit neuem Inhalt gefüllt werden, zunächst mit "Impurismus" als einer spielerischen Verschlüsselung von Literatur, dann mit Hinweisen auf das planmäßige Verdummungsspiel, das die Eingeweihten mit ihren an Kunst interessierten Mitbürgern treiben.
Nähert man sich dem gewaltigen Werk Titan von Jean Paul ganz arglos und unvorbereitet, so begreift man rasch zweierlei: einmal, daß hier in schöner Hemmungslosigkeit das ganze romantische Inventar in Szene gesetzt wird, das bis hin zum Schauerroman hinlänglich bekannt ist, also Geister, Mönche, Geheimnisse, enigmatische Anweisungen, Testamente, Prophezeihungen, Verwechslungen, Liebes- und Todesdramatik usw., zum anderen, daß hier eine schier unerträgliche Spannung zwischen Natur und Künstlichkeit, zwischen Seelenphatos und Theaterwelt aufgebaut wird und daß die Grenzen zwischen diesen Bereichen immer wieder verschwimmen, sich auflösen, ineinanderlaufen, so daß es bis zum Ende hin schwer bleibt, sie voneinander zu scheiden. Das liegt nicht zuletzt an der Substanz, die gleichsam die heimliche ‚Heldin‘ des Romans ist: das Wasser; genauer: das Liquide, die Flüssigkeit, der ganz besondere Saft, der nicht nur das Blut (aber doch auch) als vielmehr die Tränen sind. Es wird viel geweint in diesem Buch, sei’s aus Kummer, sei’s vor Glück, sei‘s vor Lachen, und während man sich noch ratlos all die verweinten Gesichter vorzustellen sucht, die jede Gefühlsbewegung begleiten, versteht man, daß auch innerhalb dieses idealistischen Mediums der Tränen das Gleiche doch nicht dasselbe ist. Im unendlichen (Ver-)Wechselspiel von echten und unechten Doppelgängern, von scheinbaren und wirklichen Blutsverwandten, von himmlischer und irdischer Liebe oder gelebter und fantasierter Freundschaft verändern sich über mehr als 700 Seiten hin die Positionen immer wieder so unerwartet, so dramatisch bis hin zum Tragischen, so komisch bis zur Groteske und so geheimnisvoll einem unsichtbaren Ariadnefaden der inneren Psycho-Logik folgend, daß erst vom Fluchtpunkt der letzten Seite aus das ganze Gemälde überschaubar erscheint und alles in die rechte Perspektive rückt.
In meinem Vortrag habe ich einige Beispiele von Verführung in den Märchen der Brüder Grimm kommentiert, wo Tiere, Hexen, kleine Männchen, Menschen oder sogar der Teufel als Verführer erscheinen. Meiner Meinung nach spielt die Verführung in den Märchen eine erziehende Rolle, denn die meisten Kinder lesen diese Märchen nicht, sondern hören sie von ihren Eltern oder Großeltern, die ihnen beim Märchenerzählen die genauen Erklärungen geben können, weil das Märchenerzählen eine zwischenmenschliche Beziehung ist, an der Erwachsene und Kinder gleichermaßen teilnehmen, wobei das Kind daraus lernen kann, was erlaubt ist, was verboten ist, was schlimm ist, was gut ist, oder wo Gefahr lauert.
In meinem Vortrag möchte ich Ihnen einige Überlegungen zu Fragen der vergleichenden Flexionsmorphologie vortragen und dabei wiederum speziell zur Kasusmarkierung an Substantiven. Ich werde mich dabei besonders auf das Polnische beziehen – eine Sprache, deren Kasusbildungen teils Charakteristika des fusionierenden oder flektierenden Typus zeigen, teils aber eher dem agglutinierenden Typ nahe kommen. Diese Mischung stellt, wie ich zeigen möchte, eine besondere Herausforderung für die morphologische Kasusanalyse dar. Ich werde dies im ersten Abschnitt meines Beitrags erläutern. Im zweiten Abschnitt greife ich einige bekannte Beobachtungen zu Kasussynkretismen auf, die für eine Analyse des polnischen Systems nützlich sind. Im dritten Abschnitt gebe ich für einen Ausschnitt des polnischen Deklinationssystems eine detaillierte Analyse.
Gegenstand der folgenden Überlegungen sind Strukturen, in denen Demonstrativa entweder als Antezedens eines restriktiven Relativsatzes oder als Determinativ eines solchen Antezedens auftreten. In solchen Strukturen hat das Demonstrativum weder eine deiktische noch eine anaphorische Bedeutung und damit keine der für Demonstrativa zentralen Funktionen. Aus sprachvergleichender Perspektive zeigt sich, dass manche Typen von Demonstrativa überhaupt nicht mit restriktiven Relativsätzen kombinieren können, andere wiederum den Relativsatz auf spezielle Lesarten beschränken. Ziel ist es, für die fraglichen Strukturen übereinzelsprachliche Beschränkungen aufzuzeigen und aus dem Sprachvergleich Rückschlüsse für das Deutsche zu gewinnen.
Einleitung: Für angehende Ärztinnen und Ärzte sind gründliche biochemische Kenntnisse von großer Bedeutung für das Verständnis molekularer Mechanismen, physiologischer Abläufe und pathologischer Entwicklungen. Entsprechend nimmt die biochemische Lehre im vorklinischen Abschnitt des Medizinstudiums viel Zeit in Anspruch. Zugleich ist aber die Biochemie bei den Studienanfängern ein ungeliebtes Fach: Die Stofffülle, die Komplexität molekularer Prozesse, das geforderte hohe Abstraktionsniveau und die oft unzureichenden schulischen Vorkenntnisse führen bei vielen Erstsemestern zu tiefer Abneigung gegenüber der molekularen Medizin. Um diesem Problem zu begegnen, bieten wir den Medizinstudierenden der Johann Wolfgang Goethe-Universität als vorklinisches Wahlfach eine neuartige Lehrveranstaltung an, die multimedial-biografische Vorträge mit biochemischem Unterricht kombiniert.
Methodik: Das Institut für Biochemie am FB Medizin führt eine propädeutische Lehrveranstaltung durch, in der Biografien bekannter Persönlichkeiten ebenso wie die korrespondierenden Krankheiten vorgestellt werden. Konzipiert als Wahlpflichtfach bietet diese multimediale Lehrveranstaltung (Titel: "Leben und Leiden berühmter Persönlichkeiten. Eine Einführung in die molekulare Medizin") den 40 teilnehmenden Studierenden in zehn wöchentlichen Doppelsitzungen pro Studienjahr einen breitgefächerten Lernstoff mit drei Lernzielen:
1. Im ersten Teil (45 Min.) jeder Doppelsitzung werden Leben, Leiden und Werk berühmter Persöhnlichkeiten aus Literatur, Musik, Politik, Kunst, Sport und Wissenschaft vorgestellt, die an einer bekannten Krankheit litten bzw. leiden. Unterstützt wird dieser biografische Vortrag in der Regel durch multimediale Einspielungen kurzer Video-Clips oder Musikstücke.
2. Im zweiten Teil (75 Min.) werden die molekularmedizinischen Hintergründe dieser Erkrankungen in einem biochemischen Vortrag vermittelt.
3. Dieser Vortrag wird durch Kurzreferate (jeweils 5 min.) der Studierenden zu grundlegenden biochemischen Strukturen und Prozessen ergänzt.
Unter den regelmäßig angebotenen Doppel-Themen sind: der Rockmusiker Freddy Mercury (AIDS), der Schriftsteller Ernest Hemingway (Alkoholismus), der Rock ´n Roll-Sänger Elvis Presley (Diabetes), der Komponist Ludwig van Beethoven (Morbus Crohn), der Boxer Muhammad Ali (Morbus Parkinson), der Rockmusiker Frank Zappa (Krebs).
Ergebnisse: Die Vortragsreihe wurde seit 2005 zum vierten Mal durchgeführt. Die Evaluation durch die Teilnehmer mittels Fragebogen ergab durchweg eine gute bis sehr gute Gesamtbewertung. Der Lernerfolg für die biochemischen Grundlagen wurde hoch eingeschätzt. Die multimedial präsentierten Biografien wurden als sinnvolle Ergänzung zu den molekularmedizinischen Themen empfunden.
Schlussfolgerung: Das studentische Feed-back bestätigt die Vermutung, dass diese spezifische Kombination die Attraktivität und Akzeptanz von Biochemie und Molekularbiologie bei den Studienanfängern erheblich steigert.
Der Begründer der Neuen Phänomenologie, Hermann Schmitz, rückt anläßlich einer Erläuterung des für ihn zentralen Begriffs der "implantierenden Situation" Goethes Gedicht Über allen Gipfeln ist Ruh ... in die Nähe der Haiku-Lyrik. Das von Schmitz nur beiläufig Konstellierte erweist sich bei näherem Hinsehen als aufschlußreich für das Verständnis der Naturlyrik aus Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt. Denn es ist in der Tat die Haiku-Tradition, an der wir unseren Blick für manche Eigenheiten der lyrischen Sprache Goethes in jener Werkphase schulen können – einer Werkphase, die ich als "vorkritisch" bezeichne, da sie noch nicht unter dem Einfluß der kritischen Philosophie Kants steht und daher noch frei ist vom didaktisierenden Zug transzendentaler Subjektivität. Der japanische Blick auf den "vorkritischen" Goethe ist nicht nur von philologischem Interesse. Er zeigt uns, sehr viel weiter reichend, die Möglichkeit eines Sprechens über Phänomene, bei dem es kein die Erfahrung begleitendes und in seine Gewalt bringendes "Ich denke" zu geben scheint. ...
Nicht nur in Italien wird Rossini rasch zu einer Figur von öffentlichem Interesse. Die Großen seiner Zeit, von Metternich zu Hegel, von Goethe zu Schopenhauer, haben seine Opern auf der Bühne gesehen oder zumindest die Musik gehört und sich dazu geäußert; Heinrich Heine hat sich Gedanken über Rossinis Erfolg in Paris gemacht, seit Stendhal sind Hunderte von Anekdoten über den phlegmatischen Komponisten, der sich mehr fürs Essen als für die Oper interessiert, erfunden und in ganz Europa kolportiert worden. Der Vortrag zeigt an ausgewählten Beispielen, wie sich die Kritik des 19. Jahrhunderts, besonders in Deutschland, mit Person und Werk Rossinis auseinandersetzte; besondere Beachtung soll dabei den konträren Urteilen Schopenhauers und des Schopenhauer-Jüngers Richard Wagner über Rossinis Melodie gelten.
Emil Staiger und Thomas Mann
(2007)
Im Folgenden geht es um Emil Staigers Sicht auf Thomas Mann, um die oft fehl eingeschätzte, zutiefst ambivalente Haltung, die der berühmte Germanist gegenüber dem noch berühmteren Schriftsteller zeitlebens einnahm. Anregende Anmerkungen finden sich bereits in Thomas Sprechers Buch „Thomas Mann und Zürich“ von 1992. Diese sind aber ganz der Sicht Thomas Manns verpflichtet. Dagegen gibt es bislang keine Darstellung der Staiger’schen Beurteilung Thomas Manns. Nachfolgend werden vier Staiger-Texte aus unterschiedlichen Lebensphasen heraus gegriffen. Neben dem umstrittenen Jugendaufsatz „Dichtung und Nation“ von 1933 und der „Doktor Faustus“-Rezension von 1947 handelt es sich um zwei wenig bekannte Manuskripte aus dem Staiger-Nachlass in der Zentralbibliothek Zürich: einen Text, der vermutlich 1935 im Umkreis von Manns sechzigstem Geburtstag entstanden ist sowie die Vorlesung „Erzähler des 20. Jahrhunderts“, die Staiger im Sommersemester 1965 an der Universität Zürich gehalten hat.
Frauen, Theater, Museen
(1997)
uch wenn immer wieder auf die Perfektion und Perfidie der Nazi-Propaganda verwiesen wird: Die Kriegsberichterstattung, die Spielfilme und Dokumentationen aus dem Hitler-Deutschland sind voller Brüche und Widersprüchlichkeiten. In seinem Vortrag setzt sich der Autor mit der Spezifik der nationalsozialistischen Kriegspropaganda auseinander, ohne ihr jedoch eine überhöhende Sonderrolle zuzuweisen. Er zeigt die Überforderung und die Grenzen der Propagandamaschinerie, indem er ihren Inszenierungen und Strategien nachgeht. Der Vortrag wurde gehalten auf der Tagung "Schuss - Gegenschuss. Wochenschau und Propagandafilm im Zweiten Weltkrieg", die vom 6. - 8.12.2001 im HAUS DES DOKUMENTARFILMS, Stuttgart, stattfand.
Ein Virus kennt keine Moral – Mit diesem Film voller Polemik und schwarzem Humor irritierte Rosa von Praunheim Mitte der achtziger Jahre Deutschland. In der Zeitschrift "Der Spiegel", noch deutlicher aber in dem genannten Film distanziert er sich von der deutschen Schwulenbewegung, zu deren Vorreitern er gehört hatte. Diese Haltung findet in Praunheims umstrittenen Outing-Kampagnen ihren Höhepunkt. Um sie zu einem Bekenntnis zur Schwulengemeinschaft zu zwingen, outet er zahlreiche populäre Männer der deutschen Öffentlichkeit als homosexuell. Zugleich liefert er mit Schweigen = Tod 1990 einen einfühlsamen Dokumentarfilm über aidskranke, schwule Künstler in New York. Zu deren Community zählt er sich fortan. In seiner Autobiographie "50 Jahre pervers. Die sentimentalen Memoiren des Rosa von Praunheim" von 1993 erzählt er seinen Lebens- und Werkrückblick mit dem immer präsenten Blick auf das einschneidende Auftreten von Aids. Seine Ratlosigkeit und Angst wandelt er in die nun explizit ausformulierte Identifikation mit der New Yorker Künstlergemeinschaft. ...
... "Architekturen in der Zeit - Architektur, Literatur und Film ein neuer Umgang" heißt das Thema dieser Veranstaltungsserie, wobei die meisten von Ihnen längst begriffen haben, daß wir dieses Bild von der Architektur in der Zeit als Analogie benutzen. Wenn man nämlich Filme zusammenschneidet, fügt man die Bilder nämlich als Bausteine ganz ähnlich aneinander, wie man in der Architektur Bausteine aufeinanderschichtet. Dabei werden der Phantasie der Architekten durch gewisse Anforderungen an die Stabilität ihrer Gebäude Grenzen gesetzt, die vor allem mit dem stets von oben nach unten ziehenden Phänomen der Gravitation zu tun haben. bei filmischen Architekturen, die naturgemäß flüchtiger sind, ist dieses einschränkende Phänomen die Zeit selbst, ebenfalls eine geheimnisvoll gerichtete Größe, die bei der prinzipiellen Flüchtigkeit der visuellen Erfahrung erhebliche Anforderungen an die Stabilität zeitlicher Konstrukte setzt. Denn unter dem Einfluß der Zeit gilt es den Bildraum ebenso sorgfältig gegen Einsturzmöglichkeiten zu konstruieren und abzusichern, wie man es in der Architektur mit dem Bauvolumen unter dem Einfluß der Gravitation machen muß. ...
Die Kognitionswissenschaften studieren Themen wie Gedächtnis, Problemlösen, Sprache, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und nicht zuletzt den Willen des Menschen. Dies alles sind Untersuchungsfelder, die auch für die Rhetorik von zentralem Interesse sind. Ich möchte in meinem Vortrag vorstellen, wie man einige der wichtigsten Gegenstände vor allem der kognitiven Linguistik für rhetorische Analysen fruchtbar machen könnte – im Sinne einer kognitiven Rhetorik, einer Neuformulierung rhetorischer Problemfelder auf der Grundlage einer zeitgemäßen theoretischen Basis. Aus Zeitgründen werde ich mich auf zwei Felder konzentrieren, auf die conceptual metaphor-Theory George Lakoffs und Mark Johnsons und auf die Theorie der sogenannten "Frames". Weitere Kapitel aus der kognitiven Rhetorik könnten an die conceptual blending-Theorie von Mark Turner und Gilles Fauconnier anknüpfen, oder auch an die Kognitive Syntax eines Ronald Langacker, dessen syntaktisches Ikonizitätsprinzip eine Verbindung zwischen syntaktischer Gestalt und Ausdruckskraft eines Satzes herzustellen vermag. Diese beiden Theorien seien nur genannt. Am Schluss werde ich noch klären wozu wir das als Rhetoriker alles brauchen können.
Es soll engeführt werden auf etwas, das man - vielleicht erscheint die Formulierung paradox - eine Veränderung in der "Semantik des Zufalls" nennen könnte, die durch seine Anwendung in diversen poetischen Verfahren stattgefunden hat. Der Zufall selbst ist ohne Semantik, hat per definitionem keinen Sinn, er ist das sinnlose Ereignis par excellence. Aber er beendet den Sinn, oder er treibt auf die Suche nach einem verborgenen Sinn, einer versteckten Kausalität, göttlichen Absicht... also er destruiert oder konstruiert notwendige Ordnungen und bildet insofern ein poetisches Prinzip.
Das Unsichtbare hat Konjunktur. Dies spiegeln nicht nur akademische Diskurse, sondern auch populärkulturelle Erzeugnisse wider. Die Aktualität des Themas scheint hierbei mit Neudefinitionen des Wissens, mit veränderten medialen Möglichkeiten und dadurch erschlossenen epistemischen Feldern, mit neuen ways of seeing und den damit einhergehenden Verunsicherungen zu tun zu haben. Idee der Tagung war es daher, den Blick zurück ans Ende des 19. bzw. den Beginn des 20. Jahrhunderts lenken, auf einen historischen Moment, der ebenfalls von einer Krise der Wahrnehmung geprägt ist. In der Medialisierung des "Unsichtbaren" treffen sich hier technischer Optimismus und phantasmatisches Begehren, die Verfahren der wissenschaftlichen Visualisierung und die entpragmatisierten Spiel-Räume der Kunst. ...
Über 200 Vertreter aus Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung, Politik und Wirtschaft sowie von Natur- und Umweltschutzverbänden trafen sich im März 2004 in Frankfurt a.M., um vor dem Hintergrund umfassender Neuregelungen auf nationaler und europäischer Gesetzgebungsebene den bisherigen und zukünftigen Umgang mit historischen Kulturlandschaften zu diskutieren. Angesichts des ungebremsten Flächenverbrauchs und dem damit einhergehenden Verlust an historisch gewachsenen Kulturlandschaften war die Frankfurter Tagung für Deutschland und speziell für Hessen von großer Bedeutung. Die Situation in Hessen war und ist leider keinesfalls vergleichbar mit der in anderen Bundesländern. Während beispielsweise die nordrhein-westfälischen Bemühungen um ein digitales Kulturlandschaftskataster (KULADIG/KULANDIS) bereits in die Realisierungsphase übergehen, hat der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main gerade erst mit der Erstellung eines ersten entsprechenden Katasters innerhalb seines Zuständigkeitsbereichs begonnen. Hinzu kommen aktuelle Diskussionen um die Neugestaltung der UVP-Gesetzgebung, der Umgang mit der Kulturlandschaft des Mittelrheintals im Sinne der UNESCO-Konvention zum Weltkulturerbe und der Umsetzung des Managementplans zum bundesländerübergreifenden Weltkulturerbeantrag Limes. ...
Was charakterisiert Universität? Welchen Leitbildern folgten – und folgen – Hochschulreformen? Unter diesen zentralen Fragestellungen den bundesrepublikanischen Diskurs im Spannungsfeld von universitärem Selbstverständnis und gesellschaftspolitischen Anforderungen näher zu beleuchten, seine Entwicklung zu dokumentieren und zu deuten, war Anliegen der Tagung „Zwischen Idee und Zweckorientierung. Vorbilder und Motive von Hochschulreformen seit 1945“.[1] Die im Rahmen des Forschungskollegs „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel“ von den Teilprojekten Soziologie und Neuere Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt vom 2. bis zum 4. März 2006 ausgerichtete Veranstaltung wurde von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung unterstützt. ...
Verleger seien zu 51% Kaufleute - formulierte BERND F. LUNKEWITZ, Eigentümer des Aufbau-Verlages im Eingangsstatement der Podiumsdiskussion, die von MANFRED KÖHLER (FAZ) moderiert wurde. Köhler hatte die Frage an das Podium gerichtet, was eine gute Verlagsgeschichte ausmache und Lunkewitz in seiner Antwort mit dem Aspekt begonnen, der in den herkömmlichen Verlagsgeschichten zumeist vernachlässigt werde. Die gesamte Veranstaltung, der Workshop mit fünf Vorträgen zu einzelnen Verlagen und die abendliche Podiumsdiskussion, brachte letztlich zu Tage, dass ein Treffen der bislang fast hermetisch neben einander her forschenden Verlagshistoriker und Unternehmenshistoriker für beide Seiten ausgesprochen fruchtbar ist. So führten die Gespräche auf dem Podium immer wieder auf die Kernfrage zurück, ob denn Verlage und Medienunternehmen besondere Unternehmen seien, für die der Analyserahmen moderner Unternehmensgeschichte untauglich ist, oder ob es sich im Grunde um ganz normale Unternehmen handele, die eben nicht Waschmaschinen, Autos oder Salpetersäure produzierten, sondern Bücher. Dabei war es eben nicht nur eine Frage der Perspektive, wie man diese Frage beantwortet: Neben Lunkewitz saß mit KLAUS SAUR (Saur-Verlag, München) ein weiterer Verleger auf dem Podium, ergänzt durch zwei aus der Unternehmensgeschichte kommende Historiker, WERNER PLUMPE und JAN-OTMAR HESSE (beide Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main) und zwei weitere aus der Verlags- und Buchhandelsgeschichte kommende Wissenschaftler, GEORG JAEGER (LMU München) und REINHARD WITTMANN (LMU München). ...
Alterssicherung durch kollektive Versicherungssysteme - dies gehört zweifellos zu den fundamentalen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts. Erst mit dem Übergang von der agrarischen zur industriell-kapitalistischen Lebensweise stellte sich dieses Problem überhaupt, und der staatlichen Sozialversicherung gingen jahrzehntelang private Initiativen voraus. So auch die Alterssicherung in Unternehmen und von Unternehmen. Diese Tradition und den heutigen demographischen Wandel, der das überkommene staatliche Sozialversicherungsmodell auf eine harte Bewährungsprobe stellt, nahm die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte zum Anlaß, im Rahmen ihres 25. wissenschaftlichen Symposiums nach dem Zusammenhang von Unternehmen und Alterssicherung zu fragen. Welche Funktionen übernahm die unternehmerische Alterssicherung in Deutschland? Wie erschlossen Unternehmen andererseits das Versorgungsrisiko Alter als Geschäftsfeld? Welche Auswirkungen hatten politische Rahmenbedingungen und der Aufbau eines umfassenden Systems der staatlichen Sozialversicherung? Und wie sind diese spezifischen Institutionalisierungen in international vergleichender Perspektive zu bewerten? ...
Am 27. und 28. September 2005 tagten Historiker und Philosophen der Mathematik und Naturwissenschaften in Frankfurt a.M. im Gebäude des Physikalischen Vereins. Eine Besonderheit des Internationalen Symposiums war der Dialog mit Vertretern der aktuellen Grundlagendebatte der Basiswissenschaft Physik. In zwölf Vorträgen wurden an zwei Tagen Raum- und Zeitkonzeptionen bedeutender Naturphilosophen der letzten 400 Jahre vorgestellt. Naturwissenschaftshistoriker rekonstruierten die Entwürfe von Giordano Bruno, Marin Mersenne, René Descartes, Otto von Guericke, Baruch Spinoza, Gottfried Wilhelm Leibniz, Isaac Newton und Leonhard Euler, während Grundlagentheoretiker der Physik einen Überblick über eigene Konzeptionen mit einem systematischen Anschluss an die Denktraditionen vorführten. Die Tagung wurde von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert sowie vom Förderverein des Frankfurter Institutes für Geschichte der Naturwissenschaften "Arbor Scientiarum" und dem Physikalischen Verein finanziell unterstützt. ...
Ich stelle fest – und mich zumindest erstaunte das –, dass es zwischen Literaturwissenschaft und Biotechnologie in einem wirklich zentralen Bereich interdisziplinäre Berührungspunkte gibt. Dass auch die Frage nach dem gelingende oder scheiternde Symbolgebrauch hier hinzugehört, werde ich im Folgenden zu zeigen versuchen. Ich befasse mich zu diesem Zweck mit der Schaffung von künstlichen Menschen in der fiktionalen Literatur und frage, welche Rolle der Symbolgebrauch und die Erzeugung semantischer Information in diesem Vorgang jeweils spielt. Im Speziellen wird es gehen um die Entzifferung von Lebensschrift bei GOETHE, ARNIM und MEYRINK.
Der vorliegende kurze Beitrag [hat] das Ziel, im diskutierten Problemrahmen konstitutive Aspekte der Horizonte, Konturen und Fluchtlinien einer dezidiert inter- bzw. transkulturellen Ausrichtung der Sprachwissenschaft anzudeuten und zu hinterfragen, ihre disziplinären Wege und Blickfelder anzulegen sowie über ein inter- bzw.transkulturelles ,,Paradigma" als "interkulturelle Linguistik" im Hinblick auf Profil, Tragfähigkeit und Reichweite zu reflektieren. All das soll dann zu einer extensionalen und intensionalen Bestimmung einer "interkulturellen Linguistik" hinführen.
Zehn Jahre sind seit der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vergangen. Aus zwei "Rationalstaaten" (C. Hacke) ist wieder ein Nationalstaat geworden. Die "Bundesrepublik" bildet auch heute noch einen Teil des Staatsnamens, aber die meisten haben sich wieder angewöhnt, einfach von "Deutschland" zu reden. Trotz aller Beschwörungen der Kontinuitätselemente zwischen alter und neuer Bundesrepublik überwiegt inzwischen die Differenz zwischen beiden. Diese wird in der Unterscheidung zwischen "Bonner" und "Berliner Republik" treffend eingefangen...
Die Forschung zur Rolle und zum Anteil von Frauen in der Geschichte der Literatur hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und damit begonnen, ihr Profil weiter aufzufachern. Sie hat dabei inzwischen einen hohen Standard erreicht. Allerdings klaffen die Komplexität der Theorien, die literaturhistorische Praxis und die häufig immer noch schlecht dokumentierte und daher, im Verhältnis zum Vorhandenen, kleine Materialbasis immer stärker auseinander, obwohl zu den vielen Publikationen der letzten Jahre auch eine Reihe von Bestandsaufnahmen und literaturhistorischen Studien, Literaturlexika und Datenbanken gehört, die sich mit Frauen als Autorinnen beschäftigen. Im Zentrum dieser Arbeiten stehen die Suche nach vergessenen, verdrängten undJoder nie wahrgenommenen Autorinnen und Texten, die Biographien von Autorinnen unter Einschluss der bibliographischen wie faktischen Sicherung der Texte und die Beschreibung der Rolle von Autorinnen iin Literaturbetrieb ihrer Zeit.
Analytische Hermeneutik
(2005)
"Muß [...] der Begriff ´Hermeneutik´ noch sein? Im 20. Jh. wurde er am intensivsten in philosophischen Diskursen verhandelt. Diese Diskussionstradition ist für meine Interessen nicht sonderlich fruchtbar, da ich nicht auf den urwesentlichen Modus unseres Seins oder eine grundsätzliche Kritik aller abendländischen Metaphysik abziele. Mit einer ausgeprägten Vorliebe für Theorien mittlerer Reichweite geht es mir in erster Linie um eine Reflexion unseres Geschäfts als Philologen. Fruchtbar dafür scheint mir die Anknüpfung an die philologische Tradition der Hermeneutik wie sie etwa im bereits zitierten August Boeckh greifbar ist. Nicht Welterklärung, sondern Reflexion philologischer Praxis ist das Ziel."
E-Books haben sich mittlerweile doch schon als fester Bestandteil der Angebotspalette von Bibliotheken etabliert. In der Praxis macht jede Bibliothek jedoch ihre sehr individuellen Erfahrungen mit dem Erwerb und der Einarbeitung der elektronischen Bücher. Wie nun soll eine Bibliothek mit diesem (noch) recht jungen und schwierigen medium umgehen? Kann es einen einheitlichen, rationellen Geschäftsgang überhaupt dafür geben? Auf welchen Faktoren baut sich ein Prozess zur Einarbeitung von E-Books in diesem sich dynamisch entwickelnden Umfeld auf?
Inhalt - BIX: Pole position and Runner-up - UB Frankfurt: Funktionen, Zahlen, Sammlungen, Datenbanken, Sondersammelgebiete - SSG Germanistik: Bestand, Schwerpunkte, Gegenwart, Budget, Sammelauftrag - Sammlung Deutscher Drucke: "Verteilte Nationalbibliothek", Zeitsegment 1801-1870 - Informationsdienste: Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL), Neuerwerbungsliste Germanistik, Bibliographie germanistischer Bibliographien (BgB), DigiZeitschriften, Flyer - Fachreferat: Literaturausstellungen, Begleitheft
Wassergefiltertes Infrarot A (wIRA) ist eine spezielle Form der Wärmestrahlung mit hohem Eindringvermögen in das Gewebe bei geringer thermischer Oberflächenbelastung. wIRA wirkt sowohl über thermische und temperaturabhängige als auch über nicht-thermische und temperaturunabhängige Effekte. wIRA erzeugt ein therapeutisch nutzbares Wärmefeld im Gewebe und steigert Temperatur und Sauerstoffpartialdruck im Gewebe sowie die Gewebedurchblutung. Diese drei Faktoren sind entscheidend für eine ausreichende Versorgung des Gewebes mit Energie und Sauerstoff und deshalb auch für alle Prozesse der Regeneration und Heilung, wie Wundheilung und Infektionsabwehr. wIRA vermag Schmerzen deutlich zu mindern (mit bemerkenswert niedrigerem Analgetikabedarf) und eine erhöhte Sekretion (bei Wunden oder z.B. tracheal/bronchial) und Entzündung herabzusetzen sowie positive immunmodulierende Effekte zu zeigen. wIRA kann sowohl bei akuten als auch bei chronischen Wunden einschließlich infizierter Wunden die Wundheilung beschleunigen oder bei stagnierender Wundheilung verbessern. Selbst der normale Wundheilungsprozess kann verbessert werden. wIRA kann zur Therapie von hartnäckigen vulgären Hand- und Fußwarzen (ein Therapiezyklus mit kontinuierlicher Keratolyse mit Salizylsäurepflaster, unblutiger Kürettage, einer wIRA-Bestrahlung von 30 Minuten pro Woche für 6-9 Wochen), bei Herpes labialis, Herpes zoster, Condylomata acuminata, Sklerodermie, Morphea und Akne papulopustulosa eingesetzt werden. wIRA kann zur Resorptionsverbesserung topischer Dermatika und Substanzen (wie Cortison oder lokaler Anästhetika) als Alternative zu einem Okklusivverband verwendet werden. wIRA kann im Rahmen einer photodynamischen Therapie zusammen mit einer oder mehreren Wirkbanden im sichtbaren Bereich und einem topisch aufgetragenen Photosensibilisator bei aktinischen Keratosen eingesetzt werden. Im Rahmen von Physiotherapie, Sportmedizin und Orthopädie kann die klinische Anwendung von wIRA präventiv, therapeutisch, regenerativ oder rehabilitativ erfolgen. wIRA kann eingesetzt werden bei muskulären Verspannungen, Myogelosen, Lumbago, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, M. Bechterew, Arthrosen, Arthritiden, Kontusionen, Fibromyalgie (vorzugsweise wIRA in Kombination mit Bewegung, d.h. wIRA mit leichter Ergometerarbeit), zur Regeneration nach Sport (wIRA allein oder wIRA in Kombination mit Bewegung), zur postoperativen Rehabilitation und zur Förderung der Lipolyse (wIRA in Kombination mit Bewegung). In der Neonatologie kann wIRA zur Aufrechterhaltung oder Erhöhung der Körpertemperatur und zum Erzeugen eines "Wärmedepots" vor einem erforderlichen Transport des Neugeborenen verwendet werden. In der Onkologie kann wIRA für eine (lokale oder systemische) Hyperthermie in Kombination mit Strahlentherapie oder Chemotherapie eingesetzt werden.
* Warum Stiftungen? Es geht nicht um Stiftung an sich, sondern die Stiftung ist Mittel zum Zweck. Die Beamtenuniversität, die Universität als Staatsbetrieb, muss von der staatlichen Umklammerung gelöst werden, wenn sich die Hochschule qualitativ weiterentwickeln soll. Der Staat klammert, aber umgekehrt ist die Universität auch auf den Staat fixiert. Diese Staatsfixierung behindert ein Innovationsklima. Sie schützt Mittelmaß. Sie begründet hierarchische, bürokratisch ausgestaltbare Beziehungen. Die Hochschule ist am Ende eine nachgeordnete Behörde: Die deutsche Universität ist überbürokratisiert und unterfinanziert. Sie ist fixiert auf den armen Staat und ignoriert die reiche Gesellschaft, genauer: Sie ist fixiert auf den finanziell armen, aber stets regelungsbereiten Staat und sie ignoriert die ideell und materiell reiche Gesellschaft. * Die Zielsetzung ist Entstaatlichung, nicht Privatisierung. * Die Stiftungsuniversität ermöglicht die Entstaatlichung, Autonomie und gesellschaftliche Verankerung der Hochschule. * Die Stiftungsuniversität erhöht die Entscheidungsfreiheit und die Entscheidungsfreude der Universität. * Die Stiftung als Rechtsform einer Universität eignet sich, um den Dualismus aus staatlicher Umklammerung und staatlicher Fixierung der Hochschulen zu ersetzen durch ein Dreieck Staat – Hochschule – Gesellschaft. * Die Stiftungsuniversität ermöglicht einen höheren Identifikationsgrad der Hochschulmitglieder und der Gesellschaft mit der Hochschule. * Die Stiftungsuniversität soll dazu beitragen, die privaten Mittel für Hochschulen zu erhöhen.
Die Universität Frankfurt will Stiftungsuniversität mit einem hohen Maß an Autonomie werden. Die Vortragsreihe „Die Universität der Zukunft“ begleitet diesen Prozess des Wandels. Profilierte Hochschulpioniere, Hochschulreformer und Stifter geben Auskunft über ihre Visionen einer Universität der Zukunft und über die Projekte, an denen sie arbeiten. Thomas Oppermann und Dr. Konrad Schily machten im Sommersemester 2007 den Auftakt. Im Wintersemester wurde die Vortragsreihe von Dr. Arend Oetker eröffnet, Prof. Matthias Kleiner folgte und Prof. Andreas Pinkwart schloss sie am 28. November ab. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität steht mit der geplanten Umwandlung in eine Stiftungsuniversität mit weitgehender Autonomie vor den größten Veränderungen der letzten 50 Jahre. Solche grundlegenden Veränderungsprozesse bieten Gelegenheit, auch einen Blick auf andere Reform-Modelle zu werfen mit dem Ziel, die eigene Urteilsfähigkeit zu stärken. Die neue, hochkarätig besetzte Vortragsreihe „Die Universität der Zukunft“ sollte den Prozess der Veränderung der Universität Frankfurt in diesem und im kommenden Jahr inhaltlich begleiten. Zu Wort kamen Frauen und Männer, die als politische Pioniere Hochschulen den Weg der Veränderung geebnet, als Geldgeber ermöglicht oder gar eine neue Hochschule gegründet und mit aufgebaut haben. Was hat sie bewegt, diese Schritte zu unternehmen? Wo sahen und sehen sie die Chancen? Mit welchen Widerständen waren sie konfrontiert? Darüber werden sie Auskunft geben und sich auch den Fragen des Publikums stellen. Den Auftakt machten im Sommersemester zwei Männer, die in Deutschland viel bewegt haben: Der ehemalige niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann gilt als „Vater“ der deutschen Stiftungsuniversität. Während seiner Amtszeit in Hannover hat er die Landesuniversitäten einem grundlegenden Veränderungsprozess unterzogen: Sie wurden Stiftungshochschule mit einem höheren Maß an Autonomie als davor. Wie sehen die Erfahrungen mit diesem Modell im Rückblick mehrerer Jahre Praxis heute aus? Der Arzt und Gründer der Privaten Universität Witten/Herdecke, Dr. Konrad Schily, hat sich als deutscher Hochschulpionier einen Namen gemacht: Witten/Herdecke, 1982 gegründet, ist die erste private Volluniversität in Deutschland. Mit ihrem ambitionierten und bis heute einzigartigen Bildungskonzept hat die kleine Universität an der Ruhr deutsche Bildungsgeschichte geschrieben, war aber auch oft von Finanznöten geplagt. Bedeutet „privat“ eine zu starke Abhängigkeit von Geldgebern aus der Wirtschaft. Oder hat die Universität ihren Freiheitskurs über die Jahre erfolgreich verteidigen können? Im Wintersemester 2007/08 wurde die Reihe fortgesetzt. Dann standen auf dem Programm Dr. Arend Oetker (23.10.), Präsident des Stifterverbandes und Unternehmer, Prof. Matthias Kleiner (13.11.), Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der nordrhein-westfälische Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Prof. Andreas Pinkwart (28.11.). Dr. Arend Oetker ist einer der herausragenden Mäzene und Unternehmer unseres Landes. Als Präsident des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft in Essen sitzt er mit über 350 Einzelstiftungen und einem Gesamtvermögen von 1,4 Mrd. Euro dem wichtigsten Fördernetzwerk privater Stiftungen in Deutschland vor. Damit ist er in der BRD der bedeutendste Experte im Bereich der privaten Förderung von Wissenschaft. Daneben trägt er Verantwortung für die "Dr. Arend Oetker Holding", zu der rund 5.500 Mitarbeiter gehören und die sich mit Rohstoffhandel ebenso beschäftigt wie mit Schifffahrt. Sein Vortrag wird u.a. Auskunft darüber geben, wie man Stiftungs-Potenziale für universitäre Zwecke besser nutzen kann. Prof. Matthias Kleiner ist seit Januar 2007 DFG-Präsident. Bei seinem Vortrag im Universitätsklinikum wird er berichten über die Arbeit der wichtigsten und größten Förderorganisation für die Forschung in Deutschland. Ihre Kernaufgabe besteht in der Finanzierung von Forschungsvorhaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Universitäten und Forschungsinstituten und in der Auswahl der besten Projekte im Wettbewerb. Prof. Andreas Pinkwart ist seit 2005 Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie stellvertretender Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Das Hochschulfreiheitsgesetz gilt als eines der wichtigsten Reform-Projekte in der deutschen Bildungspolitik. Ermöglicht es doch allen Landes-Hochschulen ein Ausmaß an Freiheit und Selbstverantwortung, das bisher nicht denkbar war. Pinkwarts Vortrag reflektiert die Erfahrungen, die er und sein Haus in der Phase der Umsetzung mit den Hochschulen gemacht haben.
Fragestellung: Eine neu entwickelte Vertebroplastieschraube (Omega 21-System, Biomet©) wurde in Ihrem ersten klinischen Einsatz durch postoperative CT- und nativradiologische Kontrollen in Bezug auf den Füllungsgrad im Wirbelkörper und die Zementaustrittsrate paravertebral, intradiscal und intraspinal untersucht. Methode: Im Zeitraum von November 2005 bis Januar 2006 wurden 21 Patienten mit einer mono- oder multisegmentalen Spondylodese, in Kombination mit Vertebroplastieschrauben versorgt. Die Indikationen, welche zum Einsatz dieses Schraubentyps geführt haben, waren Revisionen von gelockerten Pedikelschrauben (5), Osteolysen im Wirbelkörperbereich, hervorgerufen durch Metastasen verschiedener Primärtumore (9) und osteoporotische Frakturversorgungen (7). Die Art des Zementaustrittes wurde nach der Klassifikation von Yeom et al.(2003) evaluiert. Ergebnisse: Bei 21 Patienten wurden 54 Wirbelkörper mit insgesamt 97 Vertebroplastieschrauben versorgt. Im Durchschnitt wurde pro Schraube ein Volumen von 2 ccm PMMA-Zement (Osteopal V©) mittels 1 ccm-Spritzen appliziert. In 35 (65%) Wirbelkörpern konnte ein Zementaustritt im CT nachgewiesen werden. 21 (60%) Wirbelkörper zeigten die Austrittsform vom Typ S (Segmentvene). Typ B-Austrittsformen (Vena basivertebralis) konnten in 9 Wirbelkörpern und Typ C-Austrittsformen (Korticalisdefekte) in 5 (14%) nachgewiesen werden. Während der Nachuntersuchungsperiode zw. 2-14 Monaten zeigte sich keine Schraubenlockerung. Weiterhin konnte klinisch in einem Fall eine Fußheberparese postoperativ diagnostiziert werden. Darüberhinaus fanden sich keine weiteren Komplikationen, die mit der neu entwickelten Schraube in Zusammenhang gebracht werden konnten. Schlussfolgerung: Die Durchführung der gleichzeitigen Vertebroplastie unter Verwendung eines Pedikelschraubensystemes ist durch die Entwicklung der Vertebroplastieschraube deutlich vereinfacht worden. Vertebroplastieschrauben führen weiterhin zu einer verbesserten Augmentation in pathologisch verändertem Knochen mit gleichmäßiger Distribution des injizierten Zementes. Hierdurch ergeben sich Indikationserweiterungen und Verkürzungen von Spondylodesestrecken. Die Zementaustrittsrate von 65% liegt unter den publizierten Austrittsraten von konventionellen Vertebroplastien.
Einleitung Für die Versorgung großer Narbenhernien der Bauchwand sind immer wieder neue Operationstechniken entwickelt worden. Die häufig verwendeten Alloplastiken können zwar einen statischen, jedoch keinen funktionell-muskulären Ersatz leisten und sind darüber hinaus mit einer hohen Komplikationsrate belastet. Material und Methoden In einer retrospektiven, monozentrischen Studie haben wir die Ergebnisse einer neuen Operationstechnik untersucht, die das Prinzip der intraoperativen Expansion für die funktionelle Reparatur der Bauchwand mit innervierter Rectus-abdominis-Muskulatur nutzt. Die Adaptation der originären Bauchwandmuskulatur in der Mittellinie wird dabei durch intermittierenden Zug mit 3mm breitem Vicrylband erreicht.Das Patientenkollektiv umfaßt 39 Patienten im Alter von 33 - 88 Jahren, die von 1993 bis 2002 in unserer Klinik versorgt wurde . Die Größe der Narbenhernien maß bis zu 26 x 20 cm. Alle Patienten waren bereits mehrfach voroperiert. Die Beurteilung der OP-Ergebnisse erfolgte sowohl mit der funktionellen Myosonografie als auch mit konventionellen Funktionsanalysen (Janda und Lacôte) . Ergebnisse Von den 39 untersuchten Patienten verstarben 2 Patienten, 4 Patienten (10,2 %) erlitten ein Rezidiv. Die rezidivfreie Zeit reichte von 5 - 95 Monaten. Die Myosonografie zeigte eine erhaltene Funktion der Rektusmuskulatur postoperativ mit entsprechender Dickenzunahme um 1.9 mm im Mittel und Veränderung der Muskelbreite um 4.4 mm bei willkürlicher Kontraktion. In der Funktionsanalyse erreichten die operierten Patienten auf der Skala nach Janda und Lacôte mindestens den Wert von 3, im Mittel 4 Punkte. Schlussfolgerung Die mechanischen Eigenschaften des 3mm-Vicrylbandes erlauben die intraoperative Gewebedehnung der verbliebenen Rektusmuskulatur. Im Gegensatz zu den verwendeten Alloplastiken sind durch den Einsatz resorbierbaren Nahtmaterials weniger Komplikationen zu erwarten. Die niedrige Rezidivrate und die deutliche Verbesserung der Lebensqualität der mehrfach voroperierten Patienten wird von uns auf die funktionelle Rekonstruktion der Rektusmuskulatur zurückgeführt, die durch alloplastische Verfahren bisher nicht erreicht wurde.
Wissenschaft im Wettbewerb
(2007)
In einem ersten Abschnitt werden das Berufsfeld, die Kernbereiche und die durch den Technologiewandel forcierten Erweiterungs- und Konvergenztendenzen der Informationsberufe Archiv, Bibliothek, Information und Dokumentation betrachtet. Aus dem ständigen Anstieg der Bandbreite der beruflichen Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten resultiert die Forderung nach Ergänzung der Generalistenausbildung durch den Ausbau der Spezialisierungsangebote und der Flexibilisierung der Ausbildung. Der zweite Abschnitt skizziert unter dem Aspekt der Realisierbarkeit dieser Forderungen den institutionellen. rechtlichen und personellen Rahmen und die Strukturbedingungen des Lehr-, Studien- und Prüfungssystems, vor allem der gegenwärtigen deutschen Bibliothekarausbildung auf Fachhochschulebene. Ein dritter Abschnitt entwickelt als Resumee den Vorschlag einer integrierten Ausbildung der Informationsberufe und deren zusätzliche Kombinationsmöglichkeit mit dem Studium in anderen Fachbereichen (z.B. Wirtschaft udgl.) , um durch eine modulare Ausbildung nach dem Baukastenprinzip in den Überlappungs- und Spezialisierungsbereichen Flexibilität und Professionalität in der Ausbildung mit der Bereitstellung von Absolventen für die verschiedensten fachlich unspezifischen wie spezifischen Berufseinsatzfelder verbinden zu können.
Bewahren und Erschließen : die deutschsprachige jüdische Presse und das Projekt Compact Memory
(2006)
Jüdische Zeitschriften stellen für die Erforschung des jüdischen Kultur-erbes eine unverzichtbare Quelle dar. Vollständige Ausgaben der Periodika sind auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes und der Zerstörungen durch Krieg und Nationalsozialismus nur noch in wenigen Bibliotheken vorhanden, so dass ihre Nutzung schwierig ist. Compact Memory bietet als Datenbank weltweit freien Online-Zugang zu den Zeit-schriften in digitalisierter Form an und stellt ein wichtiges Hilfsmittel für die Erforschung der modernen mitteleuropäisch-jüdischen Geschichte dar. 118 verschiedene Titel mit insgesamt circa 700.000 Seiten, welche die unterschiedlichsten Strömungen des Judentums repräsentieren, sind als Grafiken bzw. als Volltext zugänglich, außerdem kann in einer Suchmaske gezielt recherchiert werden. Mit der Aufnahme in das UNESCO Archives Portal hat Compact Memory internationale Anerkennung erlangt.
Einleitung Traumatische Rupturen der thorakalen Aorta sind Folge einer vehementen, stumpfen Gewalteinwirkung. Vom Unfallmechanismus liegt in den meisten Fällen ein horizontales oder vertikales Dezelerationstrauma, oft in Kombination mit einer Thoraxkompression, vor. Als typischer Unfallhergang ist hier an erster Stelle der Verkehrsunfall mit Frontalzusammenstoß zu nennen. Der klinische Ausprägungsgrad der Verletzung reicht von kleinen Einrissen der Intima bis zur vollständigen Ruptur der thorakalen Aorta. Vor allem kleinere Verletzungen können zunächst unentdeckt bleiben und mit Latenz symptomatisch werden. Material und Methoden Über die internistische Notaufnahme wurde uns 8/2003 ein 36jähriger Mann mit dem klinischen Bild einer akuten, arteriellen Ischämie beider Unterschenkel vorgestellt. Anamnestisch war ein 3 Monate zurückliegender Autounfall mit Becken-, Unterschenkel- und Rippenserienfraktur eruierbar, ansonsten lagen keine Erkrankungen oder klinische Auffälligkeiten vor. In der bereits durchgeführten Angiographie zeigte sich ein frischer thrombembolischer Verschluß beider Aa. popliteae (beidseits Segment I) sowie eine Embolie der A. profunda femoris rechts. Es erfolgte die sofortige transfemorale Embolektomie rechts, die beidseitige transpopliteale Embolektomie sowie die transtibiale anteriore und posteriore Embolektomie links mit nachfolgender intraoperativer Lysetherapie. Bei Reverschluß links mußte am 1. postoperativen Tag neuerlich eine transpopliteale Embolektomie durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf erfolgte eine Emboliequellensuche mittels Echokardiographie und Computertomographie. Ergebnisse Das Revaskularisationsergebnis war rechts sehr gut, links befriedigend bei deutlich limitierter peripherer Ausstrombahn. Im Rahmen der Emboliequellensuche zeigte die Computertomographie der Aorta eine fokale Ruptur der Aorta thoracica „loco typico“ mit adhärenter Thrombusauflagerung. Eine weitere Emboliequelle ließ sich nicht finden. In Allgemeinnarkose wurde die Läsion durch eine endovaskuläre Implantation eines Stentgrafts über einen femoralen Zugang überstentet. Die radiologische Kontrolle im follow up belegte die persistierende Ausschaltung der fokalen Aortenruptur, ein Endoleak lag nicht vor. Schlussfolgerung Der klinische Ausprägungsgrad einer thorakalen Aortenruptur kann stark variieren. Insbesondere kleinere Läsionen können -wie in diesem Fall- mit erheblicher Latenz symptomatisch werden. Bei arterieller Embolie mit positiver Anamnese eines Dezelerationstraumas ist die Abklärung der Aorta obligat. Die endovaskuläre Stentgraftimplantation stellt bei nachgewiesener thorakaler Aortenruptur eine effektive Therapie dar.