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Jürgen Döring vermittelt in seinem Aufriß zur "Humoristischen Grafik in deutschen Künstlervereinen vor 1860" einen ersten Eindruck von den Schätzen, die unter den über 5.000 Blättern noch zu heben sind. Er beginnt mit dem 1814 von Gottfried Schadow gegründeten "Berlinischen Künstlerverein" und endet mit dem ersten Jahrzehnt des 1848 von Emanuel Leutze ins Leben gerufenen "Düsseldorfer Malkasten". Daß die Gebrauchsgrafik des 19. Jahrhunderts im wesentlichen ein Produkt der Vereinskultur ist, unterstreicht die Bedeutung dieser Form bürgerlicher Selbstorganisation für die Entwicklung der angewandten Kunst. In den scherzhaften Arabesken und humoristischen Übertreibungen der Festkarten und Programme gewinnt diese Vereinskunst ihre gemeinschaftsstiftende Funktion, zu der auch die gemäßigt karikaturalen Formen beitragen.
Blattläuse gelten in vielen landwirtschaftlichen Kulturen als bedeutende Schädlinge. In Kartoffeln (Solanum tuberosum) spielen sie vor allem wegen ihrer Fähigkeit zur Virusübertragung eine wichtige Rolle (RADCLIFFE & RAGSDALE 2002). Aus zahlreichen Untersuchungen ist die blattlausreduzierende Wirkung von Strohmulch bekannt, z.B. in Raps (HEIMBACH et al. 2002), Weizen (SCHMIDT et al. 2004), oder Leguminosen (EGGERS & HEIMBACH 2001). Über die Wirkung von Strohmulch in Kartoffeln auf Blattlausbefall und Befall mit dem Kartoffelvirus Y (PVY) in Kleinparzellenversuchen wurde bereits an anderer Stelle berichtet (SAUCKE & DÖRING 2004). In diesem Beitrag werden weitere Ergebnisse aus Praxisversuchen auf ökologisch wirtschaftenden Höfen präsentiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Fragestellung, wie sich die Relation zwischen Dosis (d.h. Mulchmenge) und Wirkung (auf Blattlausbesatz und Virusbefall) gestaltet.
Gute naturwissenschaftliche Vorkenntnisse sind insbesondere für den vorklinischen Studienabschnitt wichtig. Wegen der heterogenen Auswahl von Leistungskursen und Abituranforderungen kann jedoch nicht unbedingt von einem einheitlichen Wissensstand ausgegangen werden. Daher wurde versucht, mit einem Testbogen aus insgesamt 40 Aufgaben zur Biologie, Chemie, Mathematik und Physik den Wissensstand der Studienanfänger in Humanmedizin in Deutschland zu quantifizieren. Der Fragebogen enthielt neben Faktenaufgaben auch Anwendungen vor allem mathematischer und chemischer Prinzipien. Alle Fragen mussten durch Freitextantworten oder Skizzen beantwortet werden. Teilgenommen haben insgesamt 2 935 Studienanfänger des Wintersemesters 2004/2005 von 14 deutschen Universitäten (etwa 40% des Jahrganges). Im Mittel wurden 14,34 der 40 Aufgaben richtig beantwortet; etwas bessere Kenntnisse wurden in den 15 Biologiefragen (6,89) und den 8 Mathematikfragen erreicht (3,23), während vor allem in Chemie (2,18 von 10 Fragen) und Physik (1,55 von 8 Fragen) große Wissenslücken bestehen. Die Ergebnisse bestätigen, dass die naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse der Studienanfänger schlecht sind; sie erfordern einen größeren Zeitaufwand für die Vermittlung des Abiturwissens im ersten vorklinischen Semester. Sinnvoll erscheint alternativ die verpflichtende Teilnahme an Zusatzkursen in diesen Fächern vor Aufnahme des eigentlichen Fachstudiums.
Vorwort [zu den Symposium Proceedings "Ecology and conservation of meadow birds in Central Europe"]
(2006)
Das unter der Schirmherrschaft von Dr. Christian Eberl, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umweltschutz, durchgeführte Symposium "Ecology and conservation of meadow birds in Central Europe" fand vom 01.03. – 03.03.2006 im Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück statt. Es bildete gleichzeitig den Abschluss eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projektes mit dem Titel „Nachhaltige Sicherung der Biodiversität in bewirtschafteten Grünlandgebieten Norddeutschlands am Beispiel der Wiesenvögel in der Stollhammer Wisch (Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen)“.
Durch die Realisierung von zwei Straßenbauprojekten wurden in der Wesermarsch (Landkreise Cuxhaven, Wesermarsch) Kompensationsmaßnahmen für Wiesenlimikolen im Umfang von ca. 560 ha erforderlich. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in sieben Grünlandgebieten in den Jahren 1997 – 1999, wobei ein Zonierungskonzept zum Tragen kam: Jedes Kompensationsgebiet wurde in drei etwa gleichgroße Zonen (Kernzone I, Kernzone II, Randzone) aufgeteilt, die sich in Bewirtschaftung und Wassermanagement unterschieden. Die umfangreichsten Nutzungseinschränkungen und höchsten Wasserstände während der Brutzeit wurden für die Kernzone I festgesetzt. Auch erfolgten hier im Winter partielle, temporäre Überflutungen. In den Randzonen beschränkten sich die Maßnahmen auf eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (reduzierte Weideviehdichte, späte Mahdtermine, Düngung nach vorheriger Ermittlung des Bedarfs). Die Kernzone II nahm in Bewirtschaftung und Wassermanagement eine intermediäre Position ein. Auch hier erfolgte eine Optimierung der hydrologischen Verhältnisse durch Anhebung der Grabenwasserstände während der Brutzeit, doch wurde auf winterliche Überstauungen verzichtet. Im Rahmen von Funktionskontrollen sind die Auswirkungen dieses unterschiedlichen Managements auf die Brutdichten von Limikolen untersucht und mit dem Ausgangszustand verglichen worden. In allen Untersuchungsgebieten nahm die Dichte brütender Wiesenlimikolen mit Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich zu. Einen deutlichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hatte dabei das praktizierte Wasser- und Bewirtschaftungsmanagement. Während die Bestandsdichten in den wiedervernässten Kernzonen I und II deutlich anstiegen, blieben sie in den lediglich landwirtschaftlich extensivierten Randzonen annähernd konstant. Die hier beschriebene Bestandsentwicklung wurde bei Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel beobachtet. Der Austernfischer profitierte dagegen von keiner der durchgeführten Kompensationsmaßnahmen.
Vor dem Aussterben gerettet : Gips-Fettkraut (gipsbewohnende Sippe von Pinguicula vulgaris L.)
(2006)
1979 wurden sieben Individuen des Gips-Fettkrautes im Winterknospenstadium vom Standort „Alter Stolberg“ bei Stempeda an den „Igelsumpf“ bei Ellrich umgesiedelt. Inzwischen ist diese aus nur wenigen Pflanzen hervorgegangene Population auf 3000 – 4000 Individuen angewachsen, was auch deshalb sehr erfreulich ist, da die Population des Gips-Fettkrautes im Naturschutzgebiet „Alter Stolberg“ seit Ende der 1980er Jahre als erloschen gilt.
Während der Achtziger Jahre in den USA war der Traum vom großen Geld für viele zum Greifen nah. Diese Wunschvorstellung zerplatzte allerdings an der wirtschaftlichen Lage. Es war „ein Jahrzehnt in dem der Yuppie-Wahn und die unzähligen Aufstiegsträume in der Rezession zerkrachten. Man fühlte sich sozial und wirtschaftlich höchst verunsichert.“ Der Autor Bret Easton Ellis beschreibt die Lage der Nation anhand eines Individuums in seinem Roman American Psycho. Die Hauptfigur des Buches mit dem Namen Patrick Bateman ist Bestandteil der in diesem Jahrzehnt aufkommenden Yuppie-Kultur. Niemand erkennt, dass sich hinter dieser wirtschaftlich erfolgreichen Person ein Serienmörder verbirgt. Der Protagonist mit zutiefst antagonistischen Zügen beschreibt sich selbst folgendermaßen: „Mein Ich ist künstlich, eine Anomalie. Ich bin ein unkontingentes menschliches Wesen. Meine Persönlichkeit ist rudimentär und ungeformt, meine Herzlosigkeit geht tief und ist gefestigt[…] Niemand ist sicher, nichts ist gesühnt.“ Diese Erkenntnis spiegelt die gewinnorientierte und gefühlskalte Mentalität der amerikanischen Gesellschaft in jener Zeit wider. Gleichzeitig beschreibt sie die heillose Suche der Amerikaner nach Sicherheit. Bateman verkörpert den amerikanischen Drang nach Freiheit und Erfolg, er geht dafür sogar über Leichen.
Die Filme von Mario Bava wurden über einen langen Zeitraum hinweg übersehen. Er ist vor allem ein Filmemacher, der von anderen Regisseuren geschätzt wird. So beschreiben zum Beispiel Künstler wie Martin Scorsese, John Carpenter, Joe Dante, Dario Argento oder auch Tim Burton, Bava als einen großen Einfluß für ihre Filme. Erst in den letzten Jahren, durch das digitale Medium der DVD, sind Bavas Filme wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Immer mehr Werke des italienischen Filmemachers gelangen an die Oberfläche und machen den immensen Einfluß seiner Filme auf das Horrorgenre offensichtlich.
NABU : Heckenpflege in Born
(2006)
In der Nieseaue bei Marienmünster-Born sollte eine etwa 500 m lange Hecke geschnitten werden. Dieser Einladung folgten insgesamt 24 interessierte Helferinnen und Helfer vom NABU-Höxter, Naturkundlichen Verein Egge-Weser (NEW), Verein Naturschutz aktiv, der Landschaftsstation des Kreises Höxter und dem Heimatverein der Stadt Marienmünster. Experten vom Heimatverein Marienmünster nahmen außerdem noch den dringend nötigen Erziehungsschnitt an 23 Obstbäumen vor.
Keine Angst vor Hornissen
(2006)
Infolge der Kriegserklärung der Menschen an die Hornissen gingen die Bestände in den achtziger Jahren rapide zurück. Eine seit vielen Millionen Jahren existierende Art unserer Erde wurde an den Rand der Ausrottung gebracht. Der schlimmste Feind der Hornissen ist das Individuum Mensch. Bevor die Hornissen dem Artenschutz unterstellt wurden, waren sie rücksichts- und gedanken-loser Vernichtung ausgesetzt. Seit 1987 sind Hornissen laut Bundesnaturschutzgesetz rechtlich geschützt. Es gibt aber immer noch unbelehrbare und uneinsichtige Naturfrevler, die den Tieren mit der Giftspritze ans Leben gehen. Auch die Feuerwehr darf keine Hornissennester wahllos vernichten. Zuwiderhandlungen können mit Geldbußen bis zu 50 000,--Euro bestraft werden. Zuwiderhandlungen geschehen oft auch dort, wo keine sachkundigen Ansprechpartner verfügbar sind, also Unkenntnis spielt mit Sicherheit eine große Rolle. Auch sorgt eine Reihe natürlicher Faktoren dafür, dass die Bestände eine gewisse Dichte nicht überschreiten. Aber diese Faktoren können die Hornissenpopulation nicht wesentlich beeinträchtigen. Die Nützlichkeit der Hornissen wird oft verkannt. Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag bis zu 500 g Insekten an seine Brut. Allein deswegen ist Hornissenschutz sehr wichtig. Die Erhaltung von Hornissen ist aber schwieriger als die bedenkenlose Vernichtung. Die Maßnahmen zur Erhaltung erfordern einen hohen Aufwand an Zeit, Geduld, Geld und meistens auch sehr viel Überredungskunst. Der Mensch hat eine eigenartige Denkweise. Er ordnet Mitgeschöpfe in gut oder schlecht, schädlich oder nützlich, schön oder hässlich ein.
In Zeiten des nahezu uneingeschränkten Computereinsatzes gewinnen die Software – Sicherheit und Software – Verlässlichkeit immer mehr an Bedeutung. Dies trifft sowohl für die Neuentwicklung als auch für die Wartung und Pflege von Software – Systemen zu. In sicherheitsrelevanten, lebenserhaltenden Systemen, wie beispielsweise im medizinischen Bereich, im Bereich der Steuerung von Sicherheitssystemen in Kraftfahrzeugen, in technischen Anwendungen mit Mikroprozessunterstützung und ähnlichen Anwendungsgebieten ist es notwendiger denn je, äußerst stabile, sichere und verlässliche Software - Systeme einzusetzen. ...
Es wurden Ephemerenfluren im nördlichen Harzvorland Niedersachsens und Sachsen-Anhalts untersucht, die kleinflächig Lücken in Halbtrockenrasen (Festuco-Brometea) besiedeln. Auf der Grundlage von 62 Originalaufnahmen aus fünf Teilgebieten in Sachsen-Anhalt werden zwei Gesellschaften unterschieden: Das Cerastietum pumili in zwei Ausbildungen auf basenreichen Böden und die Cerastium semidecandrum-Gesellschaft auf Substraten mit einem höheren Sandanteil. In einer Übersichtstabelle werden diese Gesellschaften mit 47 publizierten Aufnahmen aus dem nördlichen Harzvorland Niedersachsens zusammengestellt und diskutiert. Die Ephemerenfluren lassen sich den Sedo-Scleranthetalia, meist auch dem Verband Alysso-Sedion albi, zuordnen. Die deutlichen Unterschiede in der Artenzusammensetzung zwischen den einzelnen Teilgebieten im Untersuchungsgebiet werden heraus gearbeitet. Neben der pflanzensoziologischen Gliederung wird der strukturelle Aufbau dieser Pflanzengemeinschaften exemplarisch abgebildet. In einer kurzen Teilstudie wurde untersucht, wie weit Koelerio-Corynephoretea-Arten vom Halbtrockenrasen in angrenzende junge Ackerbrachen mutmaßlich eingewandert sind und ob Ackerbrachen als Lebensraum geeignet sind. Am weitesten wanderten Echium vulgare, Arenaria serpyllifolia, Trifolium campestre und Erodium cicutarium ein. Cerastium glutinosum, Alyssum alyssoides, Myosotis ramosissima, Sedum acre und Aira praecox wurden nur in der Nähe der angrenzenden Halbtrockenrasen gefunden.
Die 2004 verstorbene euro-amerikanische, ihrer ostjüdischen Herkunft stets bewußte Schriftstellerin, Film- und Theaterregisseurin Susan Sontag galt seit ihrem Engagement gegen den Vietnamkrieg - obwohl "woman of letters" par excellence - als "Amerikas öffentliches Gewissen". Just im Essay Dreißig Jahre später…, der ihre grundlegende und bahnbrechende Neue Ästhetik 'Against interpretation' von 1964 bzw. 1968 reflektiert, bekennt sie selbst: "Ich war eine streitbare Ästhetin und eine kaum verhohlene Moralistin. Zwar verlegte ich mich nicht gerade auf das Verfassen von Manifesten, doch meine ununterdrückbare Vorliebe für aphoristische Aussagen konspirierte mit meinen unerschrocken kämpferischen Absichten."
Sontags so moralische wie ästhetische Leidenschaftlichkeit war von derselben Weite wie die ihres älteren Mitstreiters Paul Goodman und von gleichfalls höchstem Anspruch. Ich möchte ihr jenen "ungewöhnlichen moralischen und ästhetischen Takt" zusprechen, den sie den Regisseuren von Rolf Hochhuths Stellvertreter abverlangte. Statt Takt kann auch von umfassendem Geschmack geredet werden, wobei ich mich auf folgende Passage ihres anderen avantgardistischen Essays der frühen Jahre, Anmerkungen zu "Camp", beziehe: "[...] der Geschmack regiert jede freie menschliche Reaktion - im Gegensatz zur rein mechanischen. Nichts hat eine größere Prägekraft. Es gibt einen Geschmack in der Beurteilung von Menschen, einen visuellen Geschmack, einen Geschmack in Dingen des Gefühls - und es gibt einen Geschmack, der sich im Handeln bekundet, einen Geschmack auf moralischem Gebiet. Ebenso ist Intelligenz im Grunde eine Art des Geschmacks: Geschmack im Bereich des Denkens."
Bereits in archaischer Zeit war der direkte Zusammenhang zwischen Kriegen und dem epidemischen Auftreten von Infektionserkrankungen bekannt und gefürchtet (SMALLMAN-RAYNOR & CLIFF, 2004). Mehr als 100.000 Todesfälle wurden während des Peloponnesischen Krieges 430-426 v.Chr. einer Infektionserkrankung zugeschrieben, bei der es sich höchstwahrscheinlich um das Läusefleckfieber handelte (RETIEF & CILLIERS, 1998). Bewaffnete Konflikte und Kriege führen früher wie heute zu Veränderungen der allgemeinen hygienischen, bevölkerungspolitischen und -dynamischen Situation, einhergehend mit Umwelt- und Verhaltensveränderungen, die erst die Grundlage für das Ausbrechen von Seuchen bieten. Insbesondere bedingt durch gastrointestinale, respiratorische und vektorenübertragene Infektionskrankheiten können die Mortalitätsraten vor allem bei Flüchtlingspopulationen bis um das 60-fache über dem Normalniveau liegen (TOOLE & WALDMANN, 1997). Vektorassoziierte Infektionserkrankungen (VI) wie Läusefleckfieber, Pest, Malaria, Schlafkrankheit und Viszerale Leishmaniose können, je nach Region und endemischem Vorkommen, einen beträchtlichen Anteil an dieser Mortalitätsrate haben und fokal zur Entvölkerung führen (FAULDE, 2001). Von 52 retrospektiv analysierten Kriegen im Zeitraum von ca. 480 v.Chr. bis 2002 wurden in 26 Fällen Leitausbrüche mit VIs festgestellt, davon in 11 Kriegen durch das Läusefleckfieber und in 10 Kriegen durch die Pest (RETIEF & CILLIERS, 1998). Aktuelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass in Afrika bis zu einem Drittel der Todesfälle an Malaria bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen zugeschrieben werden kann (ANONYMUS, 2000a). VIs sind seit jeher von Kriegsparteien bewusst oder unbewusst verbreitet worden. Beschrieben wurde das Katapultieren von Pesttoten über die Stadtmauern von Kaffa durch die tartarischen Streitkräfte im Jahr 1346 (MICHELS, 2000) sowie die Initiierung der seit 1983 andauernden, verheerenden Kala Azar-Epidemien mit mehr als 100.000 Todesopfern im Südsudan durch infizierte Truppen aus Endemiegebieten an der sudanesisch-äthiopischen Grenze (NEOUIMINE, 1996). Makabre Bedeutung erlangten biowaffenfähige VIs und Zoonosen wie Anthrax, Pest, Tularämie und Q-Fieber in jüngster Vergangenheit vor allem dadurch, dass sie sich auch für bioterroristische Anschläge eignen können (MICHELS, 2000). Im militärischen Bereich ist die hohe Bedeutung von Infektionserkrankungen im Verlauf von Kriegen und Einsätzen bekannt und findet nach den Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges allgemein Berücksichtigung. Demnach waren im Jahr 1982 von den als militärisch relevant definierten 83 verschiedenen Infektionserkrankungen 53 (ca. 2/3 !) VIs bzw. Zoonosen (FAULDE, 1996). Gerade Auslandseinsätze erhöhen die Gefährdung für Soldaten trotz implementierter präventivmedizinischer Maßnahmen erheblich, an einer VI zu erkranken. Dementsprechend sind in vielen Streitkräften medizinische Entomologen beschäftigt, die primär für die wissenschaftliche Risikoevaluierungen vor Ort, einschließlich der Analyse des Transmissionsmodus sowie der Einleitung und gegebenenfalls auch Durchführung von Vektoren- und Nagetierbekämpfungsmaßnahmen zuständig sind (FAULDE et al., 1994). Erst die bitteren Erfahrungen der letzten Jahre haben bei vielen zivilen Hilfsorganisationen zu nachhaltigen Umdenkprozessen hinsichtlich der VIs geführt. Medizinisch entomologische Ausbildung des Fachpersonals, Risikobewertungen vor den Einsätzen, vektorepidemiologische Erkundung des Einsatzraumes, Vektorenüberwachung, -bekämpfung und -schutz sind insbesondere seit dem Oxfam-Kongress im Dezember 1995 als essentieller Bestandteil medizinischer Unterstützungsleistungen im Nachgang zum internationalen Hilfseinsatz für Ruanda 1994 anerkannt worden (THOMSON, 1995). Ziel der Arbeit ist daher, die ungebrochene Bedeutung der VIs für die betroffene Bevölkerung sowie für zivile Hilfsorganisationen und militärische Stabilisierungs- und Wiederaufbaukräfte an aktuellen Beispielen vorzustellen.
Das Buch mit dem Titel 'Lust' trägt, im Unterschied zu den meisten Büchern Elfriede Jelineks, keine Gattungsbezeichnung. Vielleicht ist der Grund dafür, dass Jelinek sich mit 'Lust' sehr weit von gängigen Erzählformen entfernt hat. Während zuvor erschienene Werke wie 'Die Ausgesperrten' und 'Die Klavierspielerin' noch auf Figurenpsychologie und Handlungskausalität zurückgreifen, verzichtet 'Lust' gänzlich auf die damit verbundenen Verfahren. Eine Kritikerin hat gemeint, in diesem Buch würden sieben Tage im Leben einer Kleinfamilie beschrieben. Das mag sein; beim Lesen geht aber jedes Gefühl für solche Zeiteinteilungen verloren, die Handlungsfragmente spielen in einem zeitlosen Präsens, und die Einteilung in 15 Kapitel - nicht etwa sieben - ist rein seriell. Dennoch wird in diesem Buch eine Geschichte erzählt, die sich sehr leicht zusammenfassen lässt. Die Bezeichnung "Roman" wäre durchaus gerechtfertigt.
Hier bin ich gar nicht, scheint der Autor Stendhal oft zu sagen. Vervielfachung und Erweiterung der Person, Übersprung ins Anderswohin - das sind Grundfiguren, mit denen sich der Imaginationsraum Henri Beyles entfaltet. Dieser Raum unterhält ein utopisches Verhältnis sowohl zum Gebiet der zeitgenössischen Geschichte wie zum literarischen Feld. Die mehr als 400 Pseudonyme, unter welchen Beyle auftrat, sind nicht nur Alias-Namen, sondern auch Alibis: Bekundungen, daß ihn die Zeitgenossen des 'Juste Milieu' ebensowenig zu fassen bekommen sollten wie die seinerzeitigen Literaturkritiker und Leser, denen er weder Takt noch Freiheitssinn, weder Sympathie noch künstlerisches Urteil zuzutrauen schien.
Im dichten und augenöffnenden Anfangskapitel seines Buchs über Stendhals Deutschland charakterisiert Manfred Naumann die Schreib- und Sprechstrategien dieses Autors als die eines verlarvten Redens, dessen Maske sowohl Schutzschild wie Resonanzkörper ist: "Offenbar war Beyles Neigung zur pseudonymen Maskerade ein Element seines psychischen und geistigen Gesamthabitus."
Seit Eduard Fuchs' Jubliäumsbuch "1848 in der Caricatur" reißt die Flut der Publikationen über die Revolutionskarikatur nicht mehr ab. In diesem Band tritt sie zurück, um anderem Platz zu machen: dem Vor- und Nachmärz sowie dem europäischen Kontext der Karikatur. Sowenig die Revolution von 1848 die Bildsprache der Karikatur mit einem Schlag ändert, sowenig werden ihre Mittel und Motive von Land zu Land neu erfunden. Der Zeitrahmen dieses Bandes ist also weiter gesteckt, von 1814/15, dem Jahr der Neuordnung Europas und der Gründung des Deutschen Bundes, bis 1858/59, dem Beginn der "Neuen Ära". Ebenso breit wird der europäische Raum ausgemessen, denn in dieser Zeit geben Frankreich und England den Ton in der Karikatur an, und man errichtete eine künstliche Scheidewand, wollte man die deutsche Karikatur gegen ihre Nachbarn isolieren. Dasselbe gilt übrigens für das mehr oder weniger enge Zusammenspiel von Bild und Text, wie es sich nach Vorläufern in England ("The Scourge") und Frankreich ("Le Nain Jaune", "Le Figaro") zwischen 1830 und der Jahrhundertmitte herausbildet.
Ergebnisse langjähriger Schlafplatz-Zählungen von Möwen auf dem Alfsee (52°30´ N, 7°59´ E), Nordwest-Deutschland, werden präsentiert. Der Alfsee ist ein Hochwasser-Rückhaltebecken und existiert seit 1982 mit einer Wasserfläche von 210 ha. Ganzjährig fanden im Regelfall mindestens dreimal monatlich abendliche Zählungen statt. Von Dezember 1988 bis September 2006 wurden 753 Zählungen durchgeführt, im Mittel 42 pro Jahr (1989-2005). Möwen haben am Alfsee nie gebrütet. Der Haupt-Fressplatz der Möwen war die 19 km entfernte Mülldeponie Osnabrück-Piesberg, die von 1976 bis Mai 2005 betrieben wurde, an der Möwen aber noch bis Anfang 2006 Nahrung fanden. Lachmöwen kamen ganzjährig vor mit größeren Beständen von Juli-März und Bestandsspitzen im Juli/August sowie von November-März (max. 11.300 Ind.). Sturmmöwen traten vor allem von November-März auf (max. 6.600 Ind.), hohe Bestände wurden oft in Folge von Kältewellen registriert, vor allem im Januar/Februar. Silbermöwen waren von November bis März häufig, insbesondere im Dezember/Januar (max. 6.500 Ind.). Die Bestände der Heringsmöwe waren deutlich geringer, mit Schwerpunkten im Frühjahr (März-Mai) und im Sommer (Juli-August; max. 270 Ind.). Im Winter waren es nur Einzelne. Insgesamt nahmen die Möwenbestände im Winter bei anhaltender Gewässervereisung stark ab, teilweise wichen sie auf Gebäudeschlafplätze nach Osnabrück aus, nächtigten im dortigen Kanal-Hafen oder wanderten großräumig ab. Charakteristisch war eine jahrweise hohe Variabilität der Bestände. Zur Bestandsentwicklung wurden a) die Individuensummen per Vogeljahr, b) Maxima in Wintermonaten (Dez.-Jan.) und c) in spezifischen Zeiträumen (Frühjahr/Sommer) betrachtet. Lachmöwen erreichten ein Minimum der Individuensummen 1996/97 und nahmen bis 2004/05 wieder zu. Auch die Sommerbestände gingen bis 1997 zurück, nahmen danach aber wieder zu. In Kältewintern (1995/96, 1996/97) wanderte die Art teilweise ab. Bei der Sturmmöwe differierten die Individuensummen stärker und erreichten Bestandsspitzen 2004/05 und 2005/06. Hohe Winterbestände korrelierten mit niedrigen Temperaturen. Silbermöwen waren vor allem 1991/92-1994/95 häufig, nach geringen Werten 1995/96 (inkl. Kältewinter) stiegen sie erneut an, waren jedoch seit 1998/99 wieder deutlich rückläufig. Die Bestände im Dezember und Januar nahmen langfristig signifikant ab. Von der Heringsmöwe fielen höhere Bestände 1993/94 und 1997/98- 2000/01 auf. Nach einem Minimum 2001/02 wurde 2005/06 ein neues Maximum erreicht. Von allen Arten waren die Maxima je Wintermonat oder spezifischen Jahreszeiten sehr variabel, sie belegen die hohe Dynamik von Schlafplatz-Beständen im Binnenland. Die Phänologien und Bestandsentwicklungen der vier Möwen-Arten werden im regionalen Vergleich diskutiert. Die in Nordwest-Deutschland überwinternden Lach- und Sturmmöwen stammen überwiegend aus dem Baltikum, Skandinavien und Russland. Während die dortigen Brutbestände der Lachmöwe deutlich abnahmen, ist die Situation für die Sturmmöwe weniger eindeutig. Winterbestände von Silbermöwen sowie Sommerbestände von Heringsmöwen dürften jeweils zu hohen Anteilen den Brutgebieten der südlichen Nordsee entstammen. Beide Arten nahmen vor allem in den drei letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stark zu und begünstigten damit höhere Rastbestände im nordwestdeutschen Binnenland. Die Schließung praktisch sämtlicher Mülldeponien in Deutschland bis Mitte 2005 wird die Überlebensbedingungen der Möwen im Binnenland durch ein verringertes Nahrungsangebot vor allem im Winter einschränken. Abnehmende Bestände an Rast- und Schlafplätzen sind zu erwarten. Bei der Silbermöwe dürfte sich dies auf der Populationsebene auswirken.
In den letzten Jahrhunderten kam es regelmäßig zur aktiven oder passiven Einbringung von Pflanzenarten in die mitteleuropäische Flora. Dieser Zuwachs wurde von JÄGER (1988) eingehend beschrieben. Umfangreiche Analysen aktueller Publikationen liegen den zusammenfassenden Darstellungen von KOWARIK (2003) und PYŠEK et al. (2002) zu Grunde. Während JÄGER (1988) bei seiner Analyse der Einschleppungs- und Einbürgerungsentwicklung noch von einem Schwerpunkt im 19. Jahrhundert und einem allmählichen Rückgang der Einbürgerungszahlen neuer Pflanzenarten ausgeht, deutet die starke Zunahme von Neueinbürgerungen seit den 1990er Jahren auf einen noch drastischeren Florenwandel in Mitteleuropa als im 19. Jh. geschehen hin. Mögliche Ursachen sind neben den immensen Veränderungen der Landnutzung und dem Klimawandel insbesondere die wesentlich verbesserten globalen und regionalen Transport- und Austauschmöglichkeiten.
"Wie ein ungeheures Märchen" : Johann Caspar, Johann Wolfgang und August Goethe im Petersdom in Rom
(2006)
Die Baugeschichte des Petersdoms in Rom, wie er sich dem Blick des neuzeitlichen Betrachters darstellt, ist das Resultat eines großen Abbruchunternehmens ebenso wie eines gewaltigen Neubaus. Von „schöpferischer Zerstörung“ hat Horst Bredekamp mit Blick auf die Baugeschichte von Neu St. Peter in Rom seit 1506 gesprochen. Als Johann Wolfgang Goethe, den Spuren seines Vaters folgend, 1786 auf seiner „Hegire“ das antike Rom und den Petersdom erblickte und sich damit in die südliche Kunstwelt „initiiert“ fühlte, konnte er kaum einschätzen, dass sein Neubau der deutschen Litera-tursprache ein ähnlich gewaltiges und gewaltsames Abbruch- und Aufbauprojekt sein könnte, wie der sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckende Neubau der Papstkirche in Rom. Die „römischen Glückstage“, deren Stimmung und Kunstgefühl sich Goethe noch 1829, bei der Edition des „Zweiten römischen Aufenthalts“, in die „kimmerischen“ Nächte des Nordens holte, versuchte sein Sohn August 1830 auch für sich zu reklamieren. Doch endete dessen zu spät unternommene Flucht in einer Tragödie. August von Goethe starb zehn Tage, nachdem er die Kuppel des Petersdoms im Glanz der Morgensonne gesehen hatte, an einem Schlaganfall in Rom. Von dem Schock, der ihn im November 1830 durch die Nachricht vom Tod des Sohnes ereilte, hat sich Johann Wolfgang Goethe nicht mehr erholt.
Fahrtabschnitt MSM 03/1: Der nördliche Atlantik weist drei Eigenschaften auf, die ihn zu einem der interessantesten Meeresgebiete machen. Zum einen beginnt hier das Absinken von kalten und dichten Wassermassen nördlich von Grönland und Island und bildet dadurch einen wichtigen Faktor der globalen ozeanischen Wasserzirkulation, dem globalen Strömungsgürtel. Zum anderen transportiert die Verlängerung des Golf Stromes, die Nordatlantische Drift, warmes Oberflächenwasser bis nach Spitzbergen und beeinflußt so entscheidend das Klima in Europa. Schließlich fließen kalte Oberflächenwässer an der Küste Grönlands entlang südwärts und transportieren nährstoffreiches Wasser in den Süden. Während der letzten 15 Jahre ist mit Hilfe von kultivierungsunabhängigen Methoden die mikrobiellen Gemeinschaften in verschiedenen marinen Systemen sehr intensiv erforscht worden. Viele unbekannte und nicht kultivierte Organismen wie der weit verbreitete SAR11 Cluster wurden entdeckt und quantitativ verfolgt. Kürzlich wurden Genomanalysen ganzer mikrobieller Gemeinschaften initiiert (Metagenomics). Jedoch bleibt solche Forschung oft auf küstennahe Standorte beschränkt. Nur wenige Studien beschrieben bisher die mikrobielle Diversität, Struktur und Funktion im offenen Ozean und über ganze Meeresbecken hinweg. Das sogenannte AMT (Atlantic Meridional Transect) Programm ist eines dieser Studien, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, den gesamten Atlantischen Ozean von den britischen Inseln (50°N) bis zu den Falkland Inseln (50°S) zu untersuchen. Zweimal im Jahr werden in einem interdisziplinären Ansatz der Einfluß der biotischen (Phytoplankton, Zooplankton, Mikrobiologie) und abiotischen Faktoren (physikalischen und chemischen Parameter) auf die gesamte mikrobielle Gemeinschaft untersucht. Erste Ergebnisse dieser Studien bestätigten zum Beispiel die Einnischung von verschiedenen Ökotypen des wichtigen Primärproduzenten Prochlorococcus in distinkte Wasserkörper (Tiefe, Breitengrad) entlang des Atlantischen Ozeans. Eine erste Studie zur Erforschung des Picoplanktons nördlich des 50° Breitengrades stellte das PRIME Programm dar. Neuere Untersuchungen in dem Gebiet richteten sich auf die Bakterioplankton-Gemeinschaft von Tiefenwässern unterhalb von 1000 m. Für die Oberflächengewässer dieser Region jedoch fehlt eine genauere Untersuchung der Diversität, Struktur und Funktion der mikrobiellen Gemeinschaft mit modernen molekularbiologischen Methoden. Fahrtabschnitt MSM 03/2: Das Ziel der Forschungsfahrt ist die detaillierte Untersuchung des flachen Untergrundes im Logatchev Hydrothermalfeldam Mittelatlantischen Rücken (MAR) bei 15°N mit bis zu 15 m tiefen Bohrungen. Die Fahrt findet im Rahmen des DFG-SPP 1144 statt und komplettiert die bisher gewonnenen Oberflächenproben sowie die im Rahmen des ODP-Leg 209 gewonnenen Tiefen-proben. Das in 3000m Wassertiefe liegende und an Mantelgesteine gebundene Logatchev Hydrothermalfeld ist durch intensive Anreicherung an Kupfer, Gold, Kobalt und anderen Wertelementen am Meersboden und vermutlich auch im flachen Untergrund gekennzeichnet. Gleichzeitig sind die hydrothermalen Fluide an bestimmten Gasen wie CH4 und H2 sehr stark angereichert, was intensive Auswirkungen auf die an das Hydrothermalsystem gekoppelten Mikroorganismen hat. Die Mikroben sitzen auf den Oberflächen der Untergrundgesteine und Mineralpräzipitate im Bereich der hydrothermalen Austrittsstellen, wobei letztere spezifische ökologische Nischen bilden. Neben der Untersuchung der Tiefenzonierungen der Mineralisationen und Alterationen sowie deren Altersstellungen, ist die vermutete direkte Interaktion zwischen den Mikroorganismen (subsurface biosphere) und den hydrothermalen Mineralbildungen ein weiterer wichtiger wissenschaftlicher Aspekt. Auf der MSM03/2-Reise wird erstmals das ferngesteuerte Bohrgerät Rockdrill2 des British Geological Survey eingesetzt. Neben deutschen Wissenschaftlern der Fachrichtungen Lagerstättenkunde, Petrologie, Geochemie und Mikrobiologie werden britische Techniker und Ingenieure sowie Wissenschaftler aus Russland und China an der Fahrt teilnehmen.
Die Gedächtnismetapher
(2006)
"Der Hypertext ist ein Dschungel, ein komplexes Netz aus Gedanken, in dem die Lesenden sich ihre eigenen Pfade suchen müssen und kein Pfad wie der andere ist. Hypertext – die griechische Vorsilbe "hyper" bedeutet "viel zu viel". Viel zu viel Text also? [...] Hypertext ist eine Folge der Wissensexplosion im 20. Jahrhundert und der damit einhergehenden Suche nach Formen, wie das sich rasend vermehrende Wissen und zunehmend komplexere Sachverhalte angemessen dargestellt werden können. Hypertexte sind wie Netze strukturiert, vielstimmig, dezentriert und durch Knoten oder Links verbunden [...] Hypertext ist der Vorstellung nach gebaut, wie Denken und Gedächtnis funktionieren.
Unser Denken ist - ein Selbstversuch von wenigen Sekunden bestätigt das - sprunghaft assoziativ und also nicht linear [...] Das WWW (World Wide Web) ist im Grunde ein aus Millionen von Hypertextdokumenten zusammengesetzter einziger monströser Hypertext, der sich ständig verändert [...] Anfang der neunziger Jahre war auf Arte eine Sendung zu sehen, in der ein Kritiker des Internets sagte, sich im World Wide Web informieren zu wollen sei dem Versuch vergleichbar, aus einem Feuerwehrschlauch Wasser zu trinken: Man bleibe dabei immer durstig [...] Was will ich? Wo bin ich? Wie komm ich da oder dort hin (und wie wieder zurück)? - nützliche Fragen, auch für Netznomaden."
Soweit www.rundumkultur.ch
Die griechische Präposition "hyper" bedeutet keineswegs "viel zu viel", sondern "über etwas hinaus, über etwas hinweg" und folglich auch "darüber, oberhalb, jenseits". Worüber hinaus also und jenseits wovon? Hypertext ist "vereinfacht gesagt eine Sammlung von verbundenen Textsegmenten. Diese Segmente sind miteinander durch sogenannte Links bzw. Hot-words verknüpft, markierte Wörter, die nach einem Mausklick zu dem Segment führen, dessen Adresse sie gespeichert haben. Da ein Textsegment mehrere Links aufweisen kann, [...] befinden sich die Segmente nicht in einer linearen Ordnung wie die Perlen einer Kette [...], sondern bilden die Form eines Netzes, das mehrere Wege von Knoten zu Knoten ermöglicht - der englische Terminus für ein Textsegment ist daher Node (Knoten)."
Zum Recht des Auftrags
(2006)
"All diese Aufgaben hat der Rechtshistoriker zu lösen. Erfüllt er diesen Auftrag nicht…," ja, was dann? Wird er verhaftet oder verachtet? Droht ihm die Todesstrafe oder löst er sich in Luft auf? Jedenfalls muss der Rechtshistoriker wissen, dass er als Beauftragter "für getreue und sorgfältige Ausführung des ihm übertragenen Geschäfts" haftet (Art. 398 Abs. 2 OR2). Das kann teuer werden. ...
Vom Raum zur Zeit
(2006)
"Transfer", die Debatte des 7. Bandes von "Rechtsgeschichte", wird in diesem Band fortgesetzt. Die Beiträge konzentrieren sich, wie es einer rechtshistorischen Zeitschrift angemessen ist, auf den Transfer von Recht, auf Bewegungen und Mutationen des Rechts im transnationalen Raum (Amstutz /Karavas), auf historische Prozesse von "Kontaminierungen" lokaler und nationaler Rechte (Monateri), auf den Rechtstransfer im "Ausnahmezustand" der Kolonien (Nuzzo), auf das merkwürdige Schicksal transferierter isolierter Normen in neuer Umgebung (Rudokvas) und auf das Experiment, durch Transfer und Zirkulation von Normen und Prinzipien ein europäisches Verfassungsrecht zu konstituieren (Seckelmann). ...
Der vorliegende Beitrag prüft, ob der „Sprachinsel“-Ansatz wirklich geeignet ist, das Problem „Realitätsbereich Deutsch als Minderheitensprache“ sachangemessen zu erkennen, zu erfassen, zu thematisieren, zu beschreiben, zu interpretieren und zu bewerten, indem er verdeutlicht, dass die Metapher der ‘Sprachinsel’ heute mindestens in zweifacher Hinsicht keinen optimalen Ordnungs- und Erklärungsansatz bereitstellen kann. Erstens, weil das derzeitige Kommunikationsprofil von Minderheitengemeinschaften und das aktuelle Gesicht dieser Sprachvarietäten nicht mehr durch eine insulare Abgeschiedenheit, sondern vielmehr durch Zwei- und Mehrsprachigkeit und Sprachen- bzw. Kulturenkontakte bestimmt werden. Zweitens, weil die sog. metaphorischen Konzepte bei der wissenschaftlichen Erkenntnis eine wesentliche Rolle spielen. Daher wäre ein Untersuchungsansatz produktiv, welcher der besonderen aktuellen Dynamik der für die Minderheiten meist charakteristischen mehrsprachigen bzw. mehrkulturigen Konfigurationen und den sprachlichen bzw. kulturellen Austauschprozessen explizit Rechnung trägt. In diesem Zusammenhang wird hier eine interkulturelle (oder transkulturelle) Linguistik als mögliches Paradigma vorgeschlagen.
Ein Vergleich der Bestände von Zitronenzeisigen an traditionellen, nachbrutzeitlichen Sammelplätzen im Nordschwarzwald ergab signifikante Rückgänge in vier von fünf Gebieten. Bei anhaltendem Rückgang ist mit dem völligen Verschwinden der Art im Nordschwarzwald zu rechnen. Mögliche Ursachen bestehen in der Änderung der Landnutzung durch die Aufgabe der traditionellen Almwirtschaft und durch Wiederbewaldung der Hochlagen. Außerdem ist ein negativer Einfluss durch eine deutliche Klimaveränderung und damit verbundene Veränderung in der Schneeauflage, Vegetation und den Wachstumsperioden wahrscheinlich. Deutliche Populationsrückgänge in benachbarten Gebieten wie den Alpen (Rückgang der Dispersion) könnten ebenfalls ein wichtige Rolle für die Populationsentwicklung des Zitronenzeisiges an der Arealgrenze im Nordschwarzwald spielen.
Eines der gut belegten syntopen Vorkommen der beiden in Morphologie und Lebensweise sehr ähnlichen Atypus- Arten A. affinis und A. piceus befindet sich im Kaiserstuhl (Südwestdeutschland). Dies konnte im Rahmen einer seit 1979 kontinuierlich laufenden Langzeitstudie über die Wiederbesiedlung von Weinbergsböschungen nach großflächiger Flurbereinigung gezeigt werden. Die Männchen der beiden Arten sind zu unterschiedlichen Jahreszeiten an der Oberfläche aktiv, sie sind auch in der Größe klar verschieden. Für beide Arten konnte die Besiedlungsgeschichte nachvollzogen werden: Wie für einen typischen K-Strategen zu erwarten, erfolgt der Populationsaufbau langsam und ist heute noch nicht abgeschlossen. Die Atypus-Arten werden als geeignet angesehen, beispielhaft für Fragestellungen des Naturschutzes zu dienen. Auf Grund ihres langen Entwicklungszyklus sind diese Arten durch drastische Biotopveränderungen besonders gefährdet, am Kaiserstuhl wäre dies das neuerdings wieder erlaubte Flämmen zur Böschungspflege.
Natürlicherweise war die Tanne (Abies alba) in den bayerischen Wäldern mit Anteilen von bis zu 20% vertreten (nach ROTHE & BORCHERT 2003). Seit 150 Jahren aber gehen die Tannenbestände in drastischem Ausmaß zurück, was nicht nur auf die wachsende Schadstoffbelastung der Luft, sondern auch auf hohe Wildbestände und die einseitige Waldbewirtschaftung zugunsten der Fichte (Picea abies) zurückzuführen ist. In jüngster Zeit wird seitens der Staatsforstverwaltung angestrebt, der Tanne ihren angestammten Platz in unseren Wäldern wieder einzuräumen (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN 1993). Es stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Tanne zur Biodiversität in Wäldern und speziell in Mischwäldern leistet. Frühere Untersuchungen beschrieben die Tannenfauna als artenarm im Vergleich mit anderen Baumarten (BÖHME 2001, BUCKING 1998), allerdings wurde die Kronenfauna dabei stets vernachlässigt. Da aber 90% eines Hochwaldes über der Reichhöhe eines Menschen liegt (BUßLER et al. 2004), sind Untersuchungen im Kronenraum höheren Straten für eine umfassende Aussage über die Fauna auf Bäumen von großer Bedeutung. Bis jetzt gibt es trotz des generell wachsenden Interesses an der Kronenfauna keine umfassenden Untersuchungen an Tanne (MÜLLER & GOSSNER 2004). Mit dem hier vorgestellten Projekt sollte begonnen werden, die Wissenslücke um die Insektenfauna in Tannenkronen zu schließen. Den xylobionten Käfern galt besondere Aufmerksamkeit, da sie als eine baumartengebundene Insektengruppe für vergleichendeUntersuchungen sehr gut geeignet und sowohl taxonomisch als auch ökologisch gut untersucht sind. Daneben wurden Heteroptera, Neuropterida und Hymenoptera bearbeitet .
[Es ist überraschend], dass mit Novalis und Hölderlin zwei der bedeutendsten modernen Hymnendichter die Figur der Maria in der geschichtlichen Sattelzeit um 1800 erneut in ihren Werken zur Geltung bringen. Neben den relativ konventionellen Mariengedichten von A. W. und Friedrich Schlegel sowie dem breiten Eingang der Marientradition in das Kirchenlied stellen Novalis "Hymnen an die Nacht" aus dem Jahre 1800 und Hölderlins Hymnenentwurf "An die Madonna" von 1802 Höhepunkte moderner Marienlyrik dar. In ihrer Adaption des Marienstoffes können sie sich auf Herder berufen. [...] Herder erkennt die Idee der Jungfrau Maria als Ausdruck einer von den Mustern der griechischen Antike unterschiedenen Dichtungsform und damit als eine der möglichen Grundlagen moderner Dichtung an. Vor dem Hintergrund des erneuten Interesses an der Gestalt der Jungfrau Maria lassen sich zugleich drei Fragen stellen, die der Untersuchung im Folgenden als Leitfaden dienen. Ein erster Komplex betrifft die Frage, inwiefern Novalis und Hölderlin in ihren Hymnen an die reiche mittelalterliche Tradition der Marienlyrik anknüpfen. Im Kontext trinitarischer Konzepte, die in der Tradition der Marienlyrik eine bedeutende Rolle spielen, stellt sich darüber hinaus das Problem, welche Position der Jungfrau und Mutter Maria in der Grundkonstellation der bürgerlichen Kernfamilie von Vater, Mutter und Sohn zugewiesen wird. Den Abschluss der Untersuchung bildet die Diskussion der geschichtsphilosophischen Konstruktionen, auf die Novalis und Hölderlin wie auch Friedrich Schlegel in ihren Gestaltungen des Marienbildes zurückgreifen.
Für beide Aspekte, die Abwertung der scheinbar bloß mechanischen Allegorie wie die der höfischen Kunst der Dissimulation, ist Karl Philipp Moritz ein entscheidender Stichwortgeber: zum einen durch die psychologischen Analysen im Magazin zur Erfahrungsseelenkunde und im Anton Reiser, zum anderen durch die Kritik der Allegorie im Zeichen einer Theorie der Schönheit, die zugleich den Weg für das Klassisch-Symbolische ebnet, den Goethe beschreitet. Im Rahmen eines genuin ästhetischen Bildungskonzeptes ist der Begriff der Schönheit bei Moritz dabei doppelt besetzt: Schönheit, für Moritz eine Form der inneren Vollkommenheit oder Vollendung in sich, bezieht sich zum einen auf Werke der Kunst, zum anderen aber auf das Ideal eines Lebensentwurfs, das dem Leitbild harmonischer Selbstverwirklichung folgt.
Verteufelte Humanität und erstaunliche Modernität, mit diesen beiden Begriffen läßt sich die zentrale und doch prekäre Stellung von Goethes Iphigenie im Rahmen der deutschen Klassik umschreiben. Mit dem Versuch einer Neubegründung des griechischen Humanitätsbegriffs steht Goethe dabei nicht allein. Auf vergleichbare Weise entwirft Novalis in den Hymnen an die Nacht ein modernes Bild des Menschen in Auseinandersetzung mit der griechischen Antike. Daher bietet es sich an, den Humanitätsbegriff in Novalis Hymnendichtung und Goethes Iphigenie zu vergleichen, um zu einer kritischen Bewertung der Versuche zu kommen, dem griechischen Mythos ein neues, versöhnliches Gewand zu geben.
In Ralf Rulands Verfilmung der Kafka Erzählung "Ein Bericht für eine Akademie" werden verschiedene intermediale Markierungen verwendet, die eine Verweisstruktur zwischen literarischer Vorlage und Film aufbauen. Beispielsweise sind im Film Fotographien, Gemälde und Gegenstände zu sehen, die direkt oder indirekt auf Sprache und Inhalte der Erzählung Kafkas anspielen und eine sehr textorientierte Vorgehensweise des Regisseurs erkennen lassen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der gesamte Kafkatext als Monolog von einem Schauspieler gesprochen wird. Dennoch wählt man durch jede Bebilderung von Literatur eine spezifische Interpretation, die den Grad der fiktionalen Abstraktionsmöglichkeiten gegenüber dem Text reduziert und ihm eine zwar ebenfalls fiktionale, aber dennoch bildlich reale Ebene gibt. Das heißt jedoch nicht, dass der Rezipient einer Literaturverfilmung zwangsläufig einer abgeschlossenen und offensichtlichen Deutung eines Textes gegenüberstünde, die zu weiteren Anschlussüberlegungen einlädt.
Romantik und Ökonomie? Der entsprechende Eintrag in Schanzes einschlägigem Romantik-Handbuch ist kurz und bestätigt alle Vorurteile, die von einer "Weltfremdheit" des ästhetischen Denkens um 1800 ausgehen. Markus Schwering diagnostiziert in seinem Beitrag zur romantischen Theorie der Gesellschaft, dass eine latent eigentumsfeindliche Strömung die Romantik in allen Phasen durchzieht. Schlimmer noch: "Die Lebenswelt, die dem 'poetisch' gestimmten Subjekt entgegentritt, wird als kalter Mechanismus, als Räderwerk, als Öde und Leere bezeichnet." Die Opposition von romantischem und wirtschaftlichem Denken hatte schon Heinrich Heine in seiner Romantischen Schule als ein ursächliches Moment der Romantik in Verdacht. "Vielleicht war es der Missmut ob dem jetzigen Geldglauben, der Widerwille gegen den Egoismus, den sie überall hervorgrinsen sahen, was in Deutschland einige Dichter von der romantischen Schule, die es ehrlich meinten, zuerst bewogen hatte, aus der Gegenwart in die Vergangenheit zurück zu flüchten und die Restauration des Mittelalters zu befördern." Damit ist der Streit zwischen Klassik und Romantik, dem Vernünftigen und dem Irrationalen, dem "Gesunden" und dem "Kranken" (Goethe) lange vor Carl Schmitt pointiert auf den wirtschaftlich-weltflüchtigen Punkt gebracht. Eben weil diese Dichotomien in ihrem historischen Rahmen so schlüssig erscheinen, müssen sie in Frage gestellt werden.
Am 27. Mai 1823 schreibt Ludwig Börne aus Paris: "Freiheit ist das Schönste und Höchste in Leben und Kunst. Möge das deutsche Vaterland sich diese Freiheit um jeden Preis bewahren! Möge es stolz auf die Ungerechtigkeit sein, mit der es seinen Goethe zu behandeln beginnt; möge es sich des Undanks rühmen, welcher den, der ihn erleidet, wie die, welche ihn begehen, auf gleiche Weise ehrt. Daß Freiheit in deutscher Kunst und Wissenschaft sich erhalte, mußte der literarische Ostrazismus gegen Goethe endlich verhängt werden. Ihn tadeln, heißt ihn achten. " (II, S. 44 f.). Diese Äußerung ist ein frühes Zeugnis der Auseinandersetzung des radikalliberalen Publizisten Ludwig Börne mit Goethe, die sein ganzes schriftstellerisches Leben dauerte. Schon hier artikuliert sich das Spezifikum, das Börnes Goetheopposition gegenüber dem breiten Strom der zeitgenössischen Goethekritik auszeichnet: Börne ist der "einzige wirkliche politische Gegner Goethes, der noch zu Lebzeiten öffentlich das Wort gegen ihn ergreift". Was sind die Ursachen für Börnes "literarischen Ostrazismus"? Die persönlichen Beziehungen der beiden Autoren sind denkbar gering gewesen: 1818 bittet Börne in einem etwas arroganten Briefchen den Weimaraner um Beiträge für sein gerade angekündigtes Blatt 'Die Wage'; das Ersuchen bleibt ohne Antwort (V, S. 638; vgl. III, S. 999 f.). 1828 besucht Börne den Schriftsteller Karl von Holtei in Weimar. Ein Besuch bei Goethe unterbleibt - über die Ursachen gibt es unterschiedliche Lesarten (III, S. 1017 f.). Auf dem Totenbett soll Goethe noch mit Börnes Angriffen konfrontiert worden sein, obwohl man bestrebt gewesen war, diese von ihm fernzuhalten.
Tropische Korallenriffe sind die artenreichsten Ökosysteme im Ozean. Die »tropischen Regenwälder der Meere« beherbergen zirka 800 Korallenarten und mehrere zehntausend Arten aus fast allen bekannten Tierstämmen. Korallenriffe bedecken weltweit eine Fläche von 600.000 Quadratkilometern, das sind 0,17 Prozent der Erdoberfläche. Sie treten als nahe der Küste gelegene Saumriffe, küstenfernere Barriereriffe, ringförmige Atolle und flache Karbonat-Plattformen auf . Der Begriff »Karbonat« weist darauf hin, dass Korallen als Riffbildner ein Skelett aus Kalk haben. Auch Kalkalgen und Weichtiere wie Muscheln und Schnecken sind durch die Bildung von Kalkskeletten und Kalkschalen am Riffaufbau beteiligt. Da tropische Korallenriffe nur in der Nähe der Meeresoberfläche wachsen, können Geowissenschaftler mit Hilfe fossiler Korallenfunde ermitteln, wie sich der Pegel des Meeresspiegels in vergangenen Jahrtausenden entwickelt hat. Auch andere wichtige Klimadaten wie Wassertemperatur, Sonneneinstrahlung und Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre sind in Korallenriffen »gespeichert«. Frankfurter Geowissenschaftler erschließen diese wichtigen Daten, die weit vor menschliche Messungen zurückreichen, durch systematische Bohrungen in Korallenriffen der Karibik, des Persischen Golfs und der Malediven.
Im Vergleich zu der Vielzahl von Einzeluntersuchungen liegen nur für wenige Insektenarten (z.B. Manduca sexta: SHIELDS & HILDEBRANDT 1999 a, b; Drosophila: SHANBHAG et al. 1999, 2000) detaillierte Befunde zur Feinstruktur, Zahl und Topographie antennaler Sensillen vor. Die jetzt an Liris niger gewonnenen Daten bilden, zusammen mit solchen früherer Untersuchungen (GNATZY 1996, 2001; ANTON & GNATZY 1998; GNATZY & FERBER 1999) die Basis für derzeit laufende immuncytochemische und elektrophysiologische Arbeiten insbesondere am olfaktorischen System dieser solitären Grabwespenart. Dabei gilt unser Interesse dem ausgeprägten Sexualdimorphismus im antennalen Sensilleninventar, wie er im Verlauf dieser Untersuchungen nachgewiesen werden konnte.
Bereits im Jahr 1997 wurde mit der Erstellung der naturschutzfachlichen Planunterlagen für die Planfeststellung der Ortsumfahrung Schönebeck im Zuge der B 246a in der Magdeburger Börde begonnen. Bereits für den 1. Planungsabschnitt von der Bundesautobahn A 14 bis zur L 65 wurde im Rahmen der naturschutzrechtlichen Kompensation der Schwerpunkt auf den Biotopverbund und die Stärkung vorhandener Strukturen als Kerne dieses Verbundes gelegt. Zu nennen sind hier v. a. die Endmoränenkuppen südlich von Schönebeck wie der Spitze Berg. Mögliche Beeinträchtigungen des Biotopverbundes durch Verkehrsinfrastrukturvorhaben können sich insbesondere durch die Zerschneidungseffekte derartiger linearer Vorhaben ergeben. Ein vorrangiges Ziel muss es deshalb sein, diese Effekte zu minimieren, indem einerseits die Inanspruchnahme von wertvollen Biotopverbundstrukturen vermindert und andererseits die Durchlässigkeit der Verkehrstrassen für die Fauna durch geeignete Maßnahmen wie Wild- und Amphibiendurchlässe oder Grünbrücken verbessert wird.
Unter den literaturwissenschaftlichen Nachschlagewerken dürften vor allem die Handreichungen Gero von Wilperts, die wohl in jeder Forscherbibliothek zu finden sind, den Status von Klassikern erreicht haben. Nicht nur das 'Sachwörterbuch der Literatur', auch Nachschlagewerke wie die 'Erstausgaben deutscher Dichtung', die 'Schiller-Chronik' und das 'Goethe-Lexikon' oder neuerdings die 'Deutschbaltische Literaturgeschichte' bieten einen kurzen, informativen Überblick, der als Einstieg in das jeweilige Thema häufig grundlegend ist. Ein weiterer Klassiker aus dem Hause von Wilperts liegt nun in seiner vierten und wahrscheinlich letzten Auflage vor: Das 'Lexikon der Weltliteratur', das seit 1963 in zahlreichen Auflagen und Ausgaben zum Teil recht kostspielig, zum Teil aber auch wohlfeil verbreitet wurde, ist durch seinen enormen lexikographischen Umfang und seine Übersichtlichkeit zu einem von vielen Seiten gebrauchten Standardwerk geworden. Die "völlig neu bearbeitete", vierte Auflage präsentiert in drei Bänden 12000 Personeneinträge und dürfte damit eines der umfangreichsten Werke seiner Art sein.
Zum sechsten Mal in Folge beteiligte sich die Landschaftsstation in bewährter Zusammenarbeit mit dem Naturkundlichen Verein Egge-Weser, der Kreisgruppe Höxter des NABU, dem Forstamt Bad Driburg sowie den Pilzfreunden OWL am europaweit seit 1999 jährlich durchgeführten "Tag der Artenvielfalt". Untersuchungsgebiet am 11. Juni 2005 war das unweit des Waldinformationszentrums "Hammerhof" bei Warburg-Scherfede gelegene Naturschutzgebiet "Goldberg".
Bisher in Nordwestdeutschland seltene oder sogar unbekannte Unkräuter treten im Raum Vechta zerstreut in Maisfeldern auf. Echinochloa muricata und Setaria faberi wurden erstmals 2003 beobachtet. Die bereits früher im Raum Vechta nachgewiesenen Setaria verticillata und S. verticilliformis sind heute deutlich häufiger als in den 1980er und 1990er Jahren.
Als Ergebnis einer Herbarstudie wird erstmals eine deutschlandweite Verbreitungskarte für Arabis sagittata vorgestellt. Die zerstreuten Vorkommen liegen vornehmlich im Mittelgebirgsraum und in Beckenlandschaften nördlich bis zur Mittelgebirgsschwelle. Isolierte Einzelfundstellen gibt es zudem im Norddeutschen Tiefland. Die Ergebnisse weichen regional vom Datenstand publizierter Angaben ab. Dies dürfte teilweise auf Verwechslungen mit A. hirsuta beruhen, aber auch der unzureichenden Dokumentation von Herbarmaterial in öffentlichen und zugänglichen Privatherbarien. Insgesamt lässt die Studie jedoch vermuten, dass das Potenzial von Herbarien für die Erstellung von Verbreitungskarten kritischer Sippen bei weitem nicht ausgeschöpft wird.
Mich interessiert bei meiner Analyse von Herders Länderbildern die Frage, ob Herders eigene Erfahrung sein Urteil beeinflusst und dadurch die tradierte, oft klischeehafte imago revidiert hat. Dies ist in drei Fällen gegeben: Herder kannte aus eigener Anschauung das Baltikum, einen Teil Frankreichs, Holland und Italien. Ich klammere hier das Baltikum aus drei Gründen aus: erstens weil Herders persönliche Bindung sein Urteil beeinflussen konnte, dann weil die Baltikum-Frage in enger Verbindung zur Slawen-Frage steht und weil schließlich dieser Komplex – angesichts der Fülle der vorhandenen Publikationen – sich nicht in einem kurzen Beitrag abhandeln lässt. Holland wird wegen der Unergiebigkeit der Quellenlage ausgespart.
Mit dem Briefwechsel zwischen Johann Gottfried Herder und Caroline Flachsland besitzen wir ein Dokument, das eine Fülle von Einsichten in die Psyche zweier komplexer Persönlichkeiten bietet, der nicht zuletzt wegen der Umbruchsituation, in der sich beide Briefschreiber sowohl nach ihren privaten Umständen als auch nach ihrer geistigmentalen Orientierung befanden, von Interesse ist. „Der Briefwechsel zwischen Herder und Caroline mit seiner Gefühlsbetontheit und seinem seelischen Auf und Ab“, so befindet der Herderbiograph Friedrich Wilhelm Kant-zenbach, „gehört zu den reizvollsten der deutschen Geistesgeschichte. Man nimmt tiefen Anteil an dem Empfinden des zwanzigjährigen Mädchens, das über des Freundes schulmeisterliche Glossen verdrossen ist und nicht einsieht, weshalb der geliebte Mann zögert, das Jawort zu sprechen.“ Bevor eine Reihe dieser Aspekte näher beleuchtet werden kann, ein Blick auf die biographische Situation der Briefschreiber.
Nationalparke sind in Mitteleuropa unentbehrliche Untersuchungsflächen für die naturschutzorientierte ökologische Forschung, weil nur hier eine Eigendynamik der Ökosysteme auf relativ großer Fläche beobachtet und langfristig untersucht werden kann. Forschung gehört daher auch zum Schutzzweck des Nationalparks Hainich. 1997 als 13. Nationalpark Deutschlands ausgewiesen, umfasst der Nationalpark Hainich eine Fläche von 7.500 Hektar. Im Mittelpunkt des Schutzes stehen Kalk-Buchenwälder in ihrer natürlichen Dynamik.
Douglasien wurden vor etwa 170 Jahren nach Mitteleuropa eingeführt und von der zweiten Hälfte des 19. Jhd. an auch forstwirtschaftlich genutzt. Größere ökonomische Schäden durch phytophage Arthropoden an Douglasienbeständen sind in Mitteleuropa bisher kaum bekannt, auch wenn die Douglasie in der Forstschutzliteratur als Nahrungspflanze für einheimische Insektenarten genannt wird (SCHWERDTFEGER 1981). FÜLDNER & SPORK (2003) untersuchten vergleichend den Entwicklungserfolg von Lymantria monacha Larven auf Douglasie und anderen einheimischen Koniferenarten. Nach diesen Ergebnissen erreichen Nonnenpuppen nach Fütterung der Larven mit Douglasiennadeln nur geringfügig geringere Gewichte als nach Fütterung mit Fichte oder Kiefer. Signifikante Unterschiede traten bei den Puppengewichten der ♀♀ und bei der Larvenmortalität während der gesamten Larvenentwicklung auf. Der Entwicklungserfolg von Insektenlarven ist meist von der Nahrungsqualität abhängig. Hierbei kommt sowohl der Qualität und Konzentration von Nahrungssubstanzen (Kohlehydrate, Proteine, Fett) als auch den sekundären Inhaltsstoffen eine entscheidende Bedeutung zu. Herbivor-Pflanzen-Systeme konnten sich meist evolutiv entwickeln, sodass die Inhaltsstoffe der Pflanze von den entsprechenden Herbivoren effektiv verdaut bzw. entgiftet werden können (STRONG et al. 1984). In Systemen in denen die beiden Partner erst seit kurzer Zeit in einem Gebiet gemeinsam auftreten, wie im System L. monacha – Douglasie, war eine evolutive Anpassung nicht möglich. Zudem kommen in Mitteleuropa seit der letzten Eiszeit keine zur Douglasie nahe verwandte Koniferenarten vor, wodurch eine Präadaptation der Nonne durch Anpassung an sekundäre Inhaltsstoffe nahe verwandter einheimischer Baumarten ausgeschlossen werden kann. Die Abwehr von Herbivoren durch Pflanzen kann auf verschiedene Weisen erfolgen. In der vorliegenden Untersuchung wurden zwei Ebenen untersucht: 1) durch Abschreckung (Wahlversuch) und 2) durch Investition in sekundäre Inhaltsstoffe (Fraßversuch). Im zweiten Ansatz wurde getestet, ob die nach FÜLDNER & SPORK (2003) geringfügigen Unterschiede im Entwicklungserfolg mit Unterschieden in den Nadelinhaltsstoffen der beiden Baumarten zu erklären sind.
Die Blutlaus Eriosoma lanigerum (Hausmann) wurde Ende des 18. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt. E. lanigerum ist ein Schädling des Apfels, wobei es durch die Saugtätigkeit der Aphiden zu Wuchshemmungen (Blutlauskrebs, Blutlausgallen) infolge von Stoffwechselstörungen, zu irreversiblen Trieb- und Knospenschäden bis hin zum Absterben des Baumes kommen kann. Durch ihre versteckte Lebensweise unter den Rindenschuppen des Baumes sowie auf Grund von flüssigkeitsabweisenden Wachsausscheidungen sind die Tiere sehr gut gegen chemische Bekämpfungsmaßnahmen geschützt. Alternativ kann eine biologische Bekämpfung über den natürlichen Gegenspieler der Blutlaus, die Blutlauszehrwespe Aphelinus mali (HALDEN), erfolgen. Zwar kann sich diese Zehrwespe in wärmeren Gebieten sehr gut vermehren, bei niedrigen Frühjahrstemperaturen kann die Populationsdichte aber stark minimiert werden oder ganz einbrechen. Auch feuchte Witterung wird von A. mali nicht gut vertragen und schmälert die Parasitierungsraten. Die Blutlauszehrwespe hat einen Entwicklungsnullpunkt bei 8,3 bis 9,0°C, während die Blutlaus erst bei ca. 5°C ihre Entwicklung einstellt. Damit ergibt sich die Frage, ob es Biotypen dieser Schlupfwespe gibt, die möglicherweise besser an die vor Ort herrschenden Klimabedingungen angepasst sind. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es daher, das Ausmaß der genetischen Diversität zwischen einzelnen Populationen zu erfassen und somit Aussagen über eventuell auftretende Biotypen der Wespe treffen zu können.
Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten, in Sachsen Anhalt gilt sie als vom Aussterben bedroht. Grundlage für einen effektiven Wildkatzenschutz sind detaillierte Kenntnisse über die ökologischen Ansprüche der Art. Hierbei sind Informationen über die Lebensraumbedingungen, die den Erfolg der Reproduktion einschließlich der Entwicklung der Jungtiere sicherstellen, von essentieller Bedeutung. Eine Telemetriestudie im geplanten Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ soll dazu beitragen, den Themenkomplex „Reproduktion – Entwicklung – Dismigration“ zu erforschen. Die erfolgreiche Besenderung von jungen Wildkatzen hat erstmals Einblicke in die Jungendentwicklung von Felis sylvestris im Freiland ermöglicht. Dem Totholz im reich strukturierten Laubwald kommt bei der Aufzucht der Jungtiere offenbar eine essentielle Bedeutung zu. Über diese Erkenntnis hinaus gelang es, die Lebensabschnitte, in denen die Jungtiere einem erhöhten Mortalitätsrisiko ausgesetzt sind zu bestimmen und teilweise die Ursachen für die Verluste von Jungtieren zu ermitteln.
Die Bergbaufolgelandschaft stellt in Mitteleuropa die einzigartige Möglichkeit dar, den Prozess der Primärsukzession großflächig zu beobachten. Hierbei können z.B. Veränderungen in der Artenanzahl, der Artenzusammensetzung oder in der Struktur der Lebensgemeinschaften untersucht werden. Die bergbauliche Inanspruchnahme der Flächen führt zu einer extremen Störung. Nach erfolgter Verkippung des Abraumes können ökologische Prozesse wie Bodenbildung und Sukzession auf den neu entstandenen Flächen jedoch häufig relativ ungestört ablaufen. Um den Prozess der Besiedlung dieser Flächen zu analysieren, wurde die Laufkäferart Calathus erratus (SAHLBERG, 1827) als Modellart ausgewählt. Mittels genetischer Methoden wurde die Besiedlung großflächiger gestörter Offenlandbereiche im andschaftsmaßstab untersucht. Hierzu wurden Tagebaustandorte verschiedenen Alters und Entfernung zum unverritzten Land als Untersuchungsgebiete gewählt. Als Vergleichsstandorte dienten ehemalige Truppenübungsplätze. Die Käferpopulationen der verschiedenen Untersuchungsstandorte wurden hinsichtlich ihrer genetischen Variabilität mittels molekularer Marker untersucht. Von den genetischen Untersuchungen zur Populationsstruktur der Laufkäferart Calathus erratus werden Rückschlüsse auf die Entwicklung der genetischen Variabilität in gestörten und fragmentierten Landschaften erwartet.
Seit über zehn Jahren werden am Institut für Sportwissenschaften die Auswirkungen von Vibrationen auf die Bewegungssteuerung des Menschen erforscht. Das Team um Dr. Christian Haas und Prof. Dietmar Schmidtbleicher fand dabei ein weites Funktionsspektrum mit physiologisch positiven, aber auch negativen Effekten. So können gleichförmige hochfrequente Vibrationen zu Wahrnehmungsstörungen führen oder einen Verlust der Reflextätigkeit bewirken. Andererseits verbessert ein Training mit variablen Vibrationsreizen, so genannten »Stochastischen Resonanzen«, die Koordination. Diese ständig wechselnden Reize trainieren das Zusammenspiel zwischen Sensoren, Gehirn und Muskulatur und bewirken effizientere, an die jeweilige Anforderungssituation angepasste Bewegungsabläufe. Interessanterweise zeigen sich diese Effekte sowohl bei Hochleistungsathleten als auch bei Patienten mit Bewegungsstörungen.
Stechmücken der Art Stegomyia aegypti (ehemals Aedes aegypti, REINERT et al. 2004) sind die wichtigsten Überträger von Gelbfieber- und Dengueviren. Diverse Arten der Gattung Anopheles verbreiten die Erreger der Malaria. Bei Versuchen, Malaria, Gelbfieber und Dengue einzudämmen, wurden in den letzten Jahrzehnten wiederholt Kampagnen gegen Stechmücken geführt. Dabei wurden Insektizide vielfach flächendeckend ausgebracht. Dies führte kurzfristig zu geringeren Mückendichten, allerdings entwickelten sich auch vielerorts gegen diese Gifte resistente Mückenpopulationen. Anstelle des flächendeckenden Gifteinsatzes wird heute versucht, die Insektizide örtlich und zeitlich effektiv einzusetzen, um so die Gefahr weiterer Resistenzbildung zu minimieren und sowohl die Kosten als auch die Belastung für Umwelt und Bevölkerung möglichst gering zu halten. Um Insektizide zur richtigen Zeit gezielt ausbringen zu können, ist ein Monitoring der Mücken erforderlich. Mückenfallen, die durch optische Effekte und Duftstoffe gezielt anthropophile Stechmückenarten anlocken, sind für ein derartiges Bestandsmonitoring besonders geeignet. Auf der Suche nach attraktiven Duftstoffen, welche die Effektivität solcher Fallen erhöhen, wurde unter anderem auch 2-Undecanon getestet. In Verhaltensversuchen mit den anthropophilen Mückenarten Stegomyia aegypti und Anopheles stephensi konnte die Attraktivität dieser Substanz sowohl als Einzelreiz als auch in Kombination mit anderen Attraktanzien gezeigt und quantifiziert werden.
Sabine Helmers berichtet in 'Tabu und Faszination. Über die Ambivalenz der Einstellung zu Toten' (1989) über ihre Feldforschung unter Jurastudenten, die eine gerichtsmedizinische Vorlesung besuchen. Die "gezeigte[n] Lichtbilder über ausgeprägte postmortale Veränderungen" wie beispielsweise "Tierfraß" oder "Hautablösung durch Lagerung im Wasser" - Dinge, die den Ruhm der Lyriksammlung 'Morgue und andere Gedichte' begründet haben - seien "vom Auditorium mit deutlichem Raunen bzw. Stöhnen" beantwortet worden, "[m]anche reagierten mit Wegsehen". Der 1912 begonnene Feldversuch Gottfried Benns (so ließe sich die Rezeption der 'Morgue' resümieren) läuft immer noch, hat jedoch selten zu anderen Resultaten geführt als Helmers' Untersuchung. Die Reaktion des Verlegers Alfred Richard Meyer, der sich erst "mißmutig" durch "ein wairres Manuskript" quält, dann über die 'Morgue' stolpert und plötzlich "aufschr[eit]", ist nach wie vor repräsentativ. Dieser initiale und psychologisch gut nachvollziehbare Schrei hat seither zahllose Echos gefunden.
Sie reichen vom konsternierten "Indianergeheul der Entrüstung" in den zeitgenössischen Rezensionen, die "Ekel erregende Phantasieprodukte" beklagen und - wenn nicht umgehend nach dem Irrenarzt verlangt wird - dennoch respektvoll das Talent des skandalösen Doktors anerkennen, bis in die gelehrte Reflexion, die den Allgemeinplatz vom mit der Erstlektüre verbundenen Schock zementiert hat. Auch Benn folgt vierzig Jahre nach der Erstveröffentlichung dem Ratschlag eines Rezensenten, sich für die Lektüre "einen sehr steifen Grog zurecht" zu stellen: "Ich gestehe, um die Korrekturen [...] lesen zu können, bedurfte es zahlreicher Apéritifs und Cocktails für Gemüt und Magen " (SW VI, 69).
Obwohl die reiche Artenvielfalt der westafrikanischen Savannenlandschaften erst in Ansätzen erforscht und dokumentiert ist, geht aus Beobachtungen der ansässigen Bevölkerung hervor, dass viele Pflanzenarten bedroht sind. Dies ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziokulturelles Problem. So werden beispielsweise in Nord-Benin etwa 80 Prozent aller vorkommenden Pflanzen zu medizinischen Zwecken herangezogen und stellen damit die Basisgesundheitsversorgung besonders für die ländliche Bevölkerung dar. Neben der Verwendung der Pflanzen in der traditionellen Medizin kommt ihnen auch in der täglichen Ernährung, als Baumaterial und zur Herstellung von Kosmetika eine entscheidende Rolle zu. Das interdisziplinäre BIOTA-Projekt der Universitäten Frankfurt und Mainz, des Forschungsinstituts Senckenberg und der Universitäten Ouagadougou (Burkina Faso) und Abomey-Calavi (Benin) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die biologische Artenvielfalt und das damit verbundene lokale Wissen zu erforschen, zu schützen und zu erhalten. Erste Erfolge konnten bereits durch die Anpflanzung besonders bedrohter Arten und die Einrichtung eines Medizinalpflanzengartens, gemeinsam mit lokalen Heilkundigen in Nord-Benin, erzielt werden.
Ein Fall einer Nähe bei doch größten Unstimmigkeiten der Poetologie scheinen die Texte einerseits Paul Celans und andererseits Friederike Mayröckers darzustellen.
Seitens Paul Celans, so ist zuallererst auf der Ebene des Kommentars festzuhalten, finden sich keine Spuren der ihm lyrisch Verwandten - umgekehrt allerdings ist Celan in Mayröckers OEuvre namentlich präsent. Auch ein biographischer Berührungspunkt ist rekonstruierbar, und zwar in der Zeitschrift 'Der Plan‘, in dessen letzter Nummer sowohl Paul Celan als auch Friederike Mayröcker publizierten. Ein Treffen zu dieser Zeit ist unwahrscheinlich, anzunehmen jedoch, daß sich später ein Kontakt ergeben hat.
Eine Verwandtschaft ist damit freilich nicht nachgewiesen; gerade Celan stand mit vielen in Kontakt, die mit seiner Position Unvereinbares vertraten - beispielsweise Heidegger -, die wenig zwingende Logik des Biographischen greift also kaum. Und die Erwähnung Celans wird dadurch relativiert, daß Friederike Mayröcker eine obsessive Zu- und Aneignerin ist, auffälliger sind in Friederike Mayröckers Werken beispielsweise die Referenzen, die besagen, Derrida habe eine Rolle bei der Entstehung ihrer Texte gespielt.
Die Reihe soll zukünftig in unregelmäßiger Folge über Fortschritte in der taxonomischen Forschung und über nomenklatorische Änderungen informieren, sofern Farn- und Samenpflanzen der deutschen Flora betroffen sind. Sie knüpft an die ähnlich strukturierten "Literaturberichte. Floristik und Systematik" in der Zeitschrift "Botanik und Naturschutz in Hessen" an, die von Heft 1 (1987) bis zu Heft 17 (2004) erschienen sind.
Schriftenschau
(2006)
Im Jahr 2005 wurde die Bachmuschel (Unio crassus) erstmals für den Nordteil des Landes Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Im Rahmen einer faunistischen Sonderuntersuchung konnte in einem Abschnitt der Beeke bei Wallstawe (Altmarkkreis Salzwedel) ein Teil der Population untersucht werden. Die Schätzung der Populationsgröße ergab einen Bestand von weit über 1000 lebenden Tieren, so dass es sich hier um den aktuell größten bekannten Bachmuschelbestand Sachsen-Anhalts handelt. Mit einem Anteil Jungmuscheln (≤ 5 Jahre) von über 20% kann die Population als vital angesehen werden.
Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt führt als Fachbehörde für Naturschutz ein zentrales Naturschutzregister für das Land. Jeweils zum Jahresende werden die Fachdaten für die nach Naturschutzrecht geschützten und geplanten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit den Naturschutzbehörden abgeglichen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit Stand 31.12.2005.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erfassung und Beschreibung von elf Waldresten im südlich der Donau liegenden Teil des Wiener Beckens. Das Untersuchungsgebiet ist durch von Löss bedeckte Schotterterrassen geprägt. Die Waldreste wurden floristisch erfasst und syntaxonomisch bearbeitet. Zusätzlich wurde in den Franziszäischen Kataster von 1820 Einsicht genommen, um genauere Informationen über die damaligen Nutzungsformen der heutigen Waldflächen zu erhalten. Die Eichen- Hainbuchenwälder wurden in das Polygonato latifolii-Carpinetum, die Eichenwälder großenteils in das Euphorbio angulatae-Quercetum eingereiht. Innerhalb dieser Assoziation wurden vier Ausbildungen ausgewiesen (degradiert, frisch, mäßig trocken und trocken). Eine Aufnahme wurde zum Lithospermo purpurocaerulei-Quercetum pubescentis gestellt. Drei Aufnahmen aus Beständen, die deutlich durch die Robinie überprägt sind, wurden als Balloto-Robinietum klassifiziert. Das Areal dieser Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder ist altes Siedlungsgebiet und wird seit Jahrhunderten (z.T. Jahrtausenden) genutzt, weshalb der Wald nur noch in Form von Fragmenten erhalten ist. Weiters sind neophytische Baumarten wie die Robinie und der Götterbaum ein Problem für den Fortbestand dieser Wälder, da sie die natürliche Artenzusammensetzung der Bestände verändern.
Die Verbreitungs- und Dichteangaben für Deutschland beziehen sich auf die Jahre 2003 und 2004. Der Brutbestand betrug 2004 470 Paare, die sich auf acht Bundesländer verteilten (Gedeon et al. 2004). Die Angaben zur Dichte wurden nach der tatsächlichen Besetzung durch Brutpaare auf den TK 25 eingefügt. Die Grundlage für die Verbreitungs- und Dichteangaben in Polen bildete eine punktgenaue Karte der bis Ende 2000 bekannten Brutplätze (Mizera 2002), die um die Neuansiedlungen bis 2004 aktualisiert wurde. Der Bestand wurde in Polen für 2004 auf 600 bis 670 Paare geschätzt (Cenian et al. 2006). Während in Deutschland ein sehr hoher Erfassungsgrad durch ein jährliches Monitoring vorliegt, wird in Polen zwischen einem möglichen Bestand und den konkret bekannten Brutplätzen unterschieden. Letztere Daten (rund 600 Brutpaare) fanden Eingang in die gemeinsame Karte. Die unktgenauen Angaben der polnischen Verbreitungskarte auf Basis des geografischen Gitternetzes wurden in eine Rasterkarte (TK 25) übertragen und daraus die Dichte ermittelt. Im Grenzbereich zwischen beiden Ländern wurde die Anzahl der deutschen und polnischen Brutpaare auf den gemeinsamen Rastern zusammengefasst.
Carex buekii weist in Sachsen einen deutlichen Rückgang von Fundorten auf. Alle Vorkommen außerhalb des Elbtales sind nicht aktuell bestätigt. An der Elbe besitzt die Art aktuell am linken Elbufer im Bereich der Sächsischen Schweiz ihren Vorkommensschwerpunkt. Eine Analyse der Entwicklung des Vorkommens gibt Hinweise auf eine gewisse, vielleicht natürlich bedingte Fluktuation. Die Art wächst überwiegend in Dominanzbeständen, die dem Caricetum buekii zugeordnet werden können. Zwei Aufnahmen von mit Schafen beweidetem Grünland vermitteln zur Arrhenatheretalia-Basalgesellschaft. Häufige Begleiter sind Arten ruderaler Saumgesellschaften (Convolvuletalia, Glecho- metalia, Galio-Urticetea), Arten des Wirtschaftsgrünlandes (Molinio-Arrhenatberetea), ferner Wald- und Ruderalarten. Die häufig vorgenommene Einordnung der Gesellschaft in den Verband Magnocaricion innerhalb der Ordnung Pbragmitetalia ist auf Grund des weitgehenden Fehlens von Kennarten dieser pflanzensoziologischen Einheiten wenig gerechtfertigt. In Übereinstimmung mit WARTHEMANN & REICHHOFF (2004) plädieren wir für eine Zuordnung der Gesellschaft zum Verband Phalaridion arundinaceae innerhalb der Ordnung Convolvuletalia sepium.
Die Böden sind stark bis mäßig sauer und stark humos. Berechnungen der ökologischen Zeigerwerte aus den Vegetationsaufnahmen differieren zum Teil beträchtlich gegenüber den Werten von ELLENBERG et al. (2001). Die Art besiedelt in Sachsen lichtärmere, trocknere und stärker saure Standorte als es diese Zeigerwerte zum Ausdruck bringen. Ihre Fundorte sind nur sporadisch überflutet. Auf abnehmende Beleuchtungsstärke reagieren die Bestände mit Abnahme von Dominanz und Fertilität.
Während über Brutbestandsentwicklung und Phänologie rastender Kormorane viel bekannt ist, gibt es kaum Angaben zum aktiven Zug der Art abseits der Küsten. Die wenigen Arbeiten stammen meist aus älteren Untersuchungen, als der Kormoran augrund geringer europäischer Brutbestände noch ein seltener Durchzügler war. Anhand von Zugvogelplanbeobachtungen mit langer jahreszeitlicher und tageszeitlicher Ausdehnung aus den Jahren 2001 und 2003 wird der jahreszeitliche und tageszeitliche Ablauf des Wegzuges über Mittelwestfalen beschrieben. Auch Angaben zu Truppstärken ziehender Kormorane werden gemacht. Dabei zeigt sich, dass Kormorane jahreszeitlich etwas später, weiter über den Tag verteilt und offenbar auch in größeren Trupps durch das Binnenland ziehen als an der Küste. Insgesamt können somit einige Wissenslücken über den aktiven Zugverlauf abseits der Küsten geschlossen werden.
Im Jahre 2005 wurde in einem Steinbruch in Geseke in Nordrhein-Westfalen eine Felsbrut eines Mäusebussards Buteo buteo entdeckt. Während Felsnester in Großbritannien und den Alpen zumindest gebietsweise vorkommen und teilweise sogar häufig sind, werden für Mitteleuropa außerhalb der Alpen lediglich einige Bodenbruten beschrieben, jedoch keine Bruten auf Felsen. Obwohl ein Uhupaar Bubo bubo seit einigen Jahren im selben Teil des Steinbruches brütet, wurden drei junge Mäusebussarde flügge.
Prof. Wolf Lauterbach : 65. Geburtstag [des Professors für klinische Psychologie und Psychotherapie]
(2006)
Obwohl Horst Heidermann sich in seiner Untersuchung "Der König war in England gewesen: Preußens kleine Bilderfreiheit 1842/43" nicht im gleichen Maße auf die Darstellung des bürgerlichen Alltags und der bürgerlichen Kunstausübungen, der Mode und Geselligkeit, der Philister, Bourgeois, Citoyen und Staatsbürger konzentriert und obwohl er den Blick von der europäischen Karikatur auf die deutschen Verhältnisse lenkt, lassen sich viele Verbindungslinien bis hin zu einzelnen Karikaturen feststellen. Heidermann stellt in bezug auf die Karikatur umfassend und in dieser Ausführlichkeit zum ersten Mal die Rechtslage der bedingten Zensurfreiheit vom 28. Mai 1842 bis zum 3. Februar 1843 in Preußen dar und untersucht die Gründe für die Kabinettsorder Friedrich Wilhelms IV. Es folgt ein breiter Aufriß der Themen, die in den politischen Karikaturen dieser Zeit ohne Vorzensur aufgegriffen wurden; das Spektrum reicht von außen- und innenpolitischen Aspekten über den Pietismus, die protestantische Orthodoxie sowie Religion und Kirche allgemein bis zur Zensur- und Hochschulpolitik, zu Kunst und Theater und - wenn auch seltener - zur sozialen Frage. Heidermann zeigt auf, daß es in dem kurzen Zeitraum von acht Monaten zwar sehr viele Karikaturen gegeben hat, daß deren künstlerische Qualität aber notgedrungen oft sehr gering war. Abschließend gibt er einen detaillierten Aufriß der Zeichner und ihrer Honorare, von Herstellung, Vertrieb, Werbung und den Verlagen der Karikaturen. Die recherchierten Fakten bis hin zum thematisch gegliederten Verzeichnis der Karikaturen dürften künftig unentbehrlich für die Karikaturenforschung des Vormärz sein.
Die Zuspitzung auf die Rechtsproblematik in beiden Erzählungen verdeckt in der Tat etwas, aber es als das Eigentliche zu bezeichnen, käme aus der Perspektive einer an Kleist orientierten Lektüre dem aporetischen Versuch gleich, Einsinnigkeit im Feld polysemantischer Relationen zu konstruieren. Nicht von ungefähr wurde in einer Ver-öffentlichung jüngeren Datums auf das Manko einer Interpretation hingewiesen, die Kleists Bettelweib von Locarno zum Referenztext von Schloß Dürande nimmt, ganz zu schweigen von der Parallele, die zwischen Gabriele und dem Käthchen von Heil-bronn schon in einer Rezension aus der Publikationszeit der Eichendorff-Novelle ge-zogen wurde. Und erst recht hellhörig wird man, wenn Wolfgang Wittkowski das Versepos Robert und Guiscard, das in der Vergangenheit immer wieder in die Nähe der Dürande-Handlung gerückt wurde, „in entfernter Anlehnung an Kleists ,Käthchen‘“ gestaltet sieht. Denn so klingt die Vermutung weniger spekulativ, dass es sich bei Nicolo, dem Schlosswächter und Vertrauten Hippolyt Dürandes, nicht nur rein zufällig um einen Namensvetter des Findlings in der gleichnamigen Kleist-Erzählung handelt. Kleists Texte verhalten sich zur Novelle Eichendorffs wie Nicolo zu Colino, der verstorbenen Schattenfigur im Findling: Entsprechend der anagrammatischen Konstellation sind sie im Sinne von Jean Starobinski als abwesend gegenwärtig zu denken. Das macht einerseits ihre Anschlussfähigkeit in unterschiedlichen Zusam-menhängen aus, andererseits teilt sich der subversive Charakter, der sie auszeichnet, unmittelbar auch der Novelle mit. Nicht zuletzt aus diesem Grunde erweist sich Das Schloß Dürande in unterschiedlicher Hinsicht: thematisch, erzählerisch und sprachlich, als ein Stück umgestürzter Ordnung.
Eichendorffs "Das Marmorbild" bietet sich [...] als Untersuchungsgegenstand an, weil es unter all seinen Romanen und Erzählungen zum Motiv der Stille die dichteste lexematische Struktur aufweist. Zudem entfaltet sich das Sujet in einem überschaubaren Rahmen, so daß sich semantische Konvergenzen und Divergenzen deutlicher bestimmen und lexematische Relationen eher nachweisen lassen. Speziell für das Marmorbild sind schließlich von hier aus Rückschlüsse zu erwarten, die dessen Groß-Struktur betreffen. Denn das dem Stück traditionell supponierte Ordnungsprinzip strikter Oppositionen muß nach Maßgabe der im Wiederholungsstil aufgehobenen Polysemie relativiert bzw. neu bedacht werden, sofern in ihm nicht selbst schon Überblendungsmechanismen am Werk sind, die tendenziell zur Auflösung der Dual-Struktur beitragen und so wiederum einen Verweisungszusammenhang zur Ästhetik der Stille herstellen. Was es mit dem Polaritätsprinzip im Marmorbild auf sich hat, sei zunächst vor der Folie einer Gattungsbestimmung geklärt.
Dort, wo sich die Biotopverbundplanung in extrem waldarmen Gebieten mit den Schwerpunkten forstlicher Tätigkeit (Waldmehrung, Vitalitäts- und Stabilitätserhöhung) gut verknüpfen ließ, wurden die Zuarbeiten der Forstverwaltung zur Planung mit erheblichem Aufwand gezielt den einzelnen Biotopverbundflächen und mitunter Flurstücken zugeordnet. Dabei konnten auch kontroverse Auffassungen zu Erhalt und Vernetzung von Offenlandbiotopen auftreten. Die Interessen von Forstwirtschaft und Naturschutz konnten insbesondere dann gebündelt werden, wenn in waldarmen Gebieten alle Restwaldbestände und auch längerfristige Möglichkeiten der Waldmehrung in die Biotopverbundsysteme aufgenommen wurden. Anhand von zwei Beispielen aus der Forstlichen Rahmenplanung sollen nachfolgend Möglichkeiten der Umsetzung der Biotopverbundplanung durch die Forstwirtschaft aufgezeigt werden.
Im Jahr 2003 begann die HNO-Universitätsklinik Frankfurt / Main mit der Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems, die im August 2005 zur erfolgreichen Zertifizierung nach der vom Klinikumsvorstand geforderten DIN EN ISO 9001:2000 führte. Ziele unseres Qualitätsmanagements waren die Optimierung der internen Betriebsabläufe und die Standardisierung von Arbeitsvorgängen unter Einbeziehung von logistischen Schnittstellen mit externen Strukturen unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen einer Universitätsklinik. Neben einer grundsätzlichen Prüfung und Optimierung sämtlicher Organisationsabläufe wurden für die Kernprozesse unserer Klinik Zielvorgaben festgelegt. Diese Ziele betrafen die Qualität der Arbeitsabläufe für alle Bereiche der HNO-ärztlichen ambulanten und stationären Versorgung ebenso, wie Aufgaben in Forschung und Lehre, die durch ein Ausbildungscurriculum für Mitarbeiter und Sudenten abgebildet wurde. Es wurden aber auch Serviceaspekte, wie Terminvergabe und Befundübermittlung, sowie ökonomische und wirtschaftliche Aspekte unserer Arbeit optimiert. Durch Umstrukturierung und Neuorganisation konnte die Effizienz der Arbeitsabläufe deutlich gesteigert werden, wovon vor allem Patienten und Mitarbeiter erheblich profitieren. Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems in der Frankfurter HNO-Universitätsklinik war zunächst mit einem entsprechenden Arbeitsaufwand verbunden und erforderte ein Umdenken in den einzelnen Funktionsbereichen. Insgesamt überwiegt der positive Einfluss auf die Struktur und Arbeitsabläufe, sodass die Umsetzung eines Qualitätsmanagementsystems in der Universitätsklinik empfehlenswert ist.
Die agrarstrukturelle Entwicklungsplanung dient nach dem Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" als Vorplanung zur Entwicklung und Umsetzung einer integrierten Landentwicklung. Mit ihrer Hilfe können a) Konfliktbereiche, Entwicklungsmöglichkeiten und Entscheidungsbedarf für ein Bodenmanagement in ländlichen Räumen aufgezeigt, b) gebietsspezifische Leitbilder und Landnutzungskonzeptionen für den Planungsraum entwickelt, c) Handlungskonzepte und Umsetzungsstrategien erarbeitet und d) der Einsatz entsprechender Landentwicklungsinstrumente für konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden. Die Ergebnisse dieses Planungsprozesses werden in regelmäßigen Abständen mit der planungsbegleitenden Arbeitsgruppe abgestimmt. Diese planungsbegleitende Arbeitsgruppe wird aus Vertretern der beteiligten Kommunen, der zuständigen Behörden und interessierten Verbänden gebildet.
Gibt es so etwas wie "konservative Außenpolitik"? Die erste Antwort, die dazu einfällt, hat Joschka Fischer auf eine vergleichbare Frage gleich nach seinem Amtsantritt als neuer Außenminister gegeben. Nein, "eine grüne Außenpolitik gibt es nicht, nur eine deutsche". Klassische weltanschauliche Überzeugungen, die im innenpolitischen Wettstreit in Gegenbegriffen wie "konservativ" und "fortschrittlich" einsortiert werden, lassen sich nach dieser Auffassung nicht auf das Feld der Außenpolitik übertragen. Genau diese Position vertrat auch Kaiser Wilhelm als er kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs ausrief: "Ich kenne keine Partei mehr, ich kenne nur Deutsche"...
Die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft ehrt mit dem Theodor Eschenburg-Preis das Lebenswerk herausragender deutscher Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler. Mit Helga Haftendorn als der diesjährigen Preisträgerin ehren wir eine Kollegin, die in einer seit mehr als 46 Jahre andauernden Schaffensphase ein sowohl quantitativ wie qualitativ beeindruckendes wissenschaftliches Œuvre vorgelegt hat, eine Kollegin, die national wie international und sowohl innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft als auch in außen- und sicherheitspolitischen Fachkreisen große Anerkennung gefunden hat...
"Neobiota" ist ein biologischer Begriff zur Bezeichnung von nicht-einheimischen Arten, welche infolge direkter oder indirekter menschlicher Einwirkungen in neue geografische Gebiete eindringen. Biologische Invasionen durch neue gebietsfremde Lebewesen (Neobiota), die sowohl Tierarten (Neozoa) als auch Pftanzenarten (Neophyta) betreffen, wurden in den letzten Jahren zunehmend von Interesse, da ihre Anzahl und Ausbreitung ständig zunimmt. Solche Fremdlinge (Aliens) verändern oft ihre neue Umwelt, die einheimischen bodenständigen Planzen- und Tierarten müssen sich an diese ungewohnte Umgebung anpassen. Insbesondere invasive fremde Arten werden als eine der Hauptursachen für Verluste an Biodiversität erachtet. In der vorliegenden Arbeit werden für Südtirol einige markante Beispiele rezent einschleppter Tier- und Pflanzenarten erörtert. Es wird der bestehende Trend einer rezenten Zunahme von Neobiota aufgezeigt, als Folge einer Zunahme von Verkehr und Warenaustausch, und auf die Notwenigkeit hingewiesen, die Einschleppungswege und Zeiträume genau zu verfolgen und zu registrieren. Insgesamt werden hier 44 Tierarten behandelt: davon 40 Invertebraten und 4 Vertebrata, sowie 5 Pflanzenarten. Davon sind einige Arten auch Neumeldungen für Südtirol: Diptera: Rhagoletis alternata, Rhagoletis completa; Heteroptera: Leptoglossus occidentalis; Pisces: Rhodeus amarus, Pseudorasbora parva; Crustacea: Procambarus klarkii; Araneae: Atea triguttata und Araniella displicata (beides heimische Arten), Tegenaria atrica (adventiv).
Jahreszeitliches Verhalten in verschiedenen Lebensräumen: vergleichende Studien an Schwarzkehlchen
(2006)
Vorstellung der Dissertation: Vögel müssen ihre jahreszeitlichen Aktivitäten präzise auf die saisonalen Bedingungen abstimmen, unter denen sie leben. Daher unterscheiden sich Populationen und nahe verwandte Arten häufig lokal in ihrem jahreszeitlichen Verhalten. Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) sind wegen ihres riesigen nord-südlichen Brutareals eine Modellart für die Erforschung von saisonalem Verhalten und werden am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Andechs seit etwa 25 Jahren untersucht. Um zu einem besseren Verständnis von Anpassungen an die zeitliche Umwelt zu gelangen, habe ich zentrale Ereignisse im Jahreszyklus von Schwarzkehlchen aus verschiedenen Herkunftsgebieten verglichen. Afrikanische Schwarzkehlchen aus Kenia, sibirische Schwarzkehlchen aus Kasachstan, sowie zentraleuropäische und irische Schwarzkehlchen wurden an unserem Institut in Oberbayern nachgezüchtet und gehalten. Langstreckenziehende sibirische Schwarzkehlchen stehen unter großem Zeitdruck, denn sie verbringen nur wenige Monate im Brutgebiet. Zentraleuropäische und irische Schwarzkehlchen ziehen über kurze Strecken und halten sich weit länger im Brutgebiet auf. Irische Schwarzkehlchen sind darüber hinaus Teilzieher, so dass nur ein Teil der Vögel zieht, während der Rest im Brutgebiet verbleibt. Populationsmitglieder unterscheiden sich also erheblich voneinander in ihrem Jahreszyklus. Afrikanische Schwarzkehlchen dagegen verbleiben ganzjährig in Paarterritorien. Schwarzkehlchen aus den von uns untersuchten Herkunftsgebieten müssen daher sehr unterschiedliche saisonale Aufgaben bewältigen und zeitlich einrichten. Der Vergleich ihrer Jahreszyklen soll einem besseren Verständnis davon dienen, inwieweit jahreszeitliches Verhalten programmiert bzw. modifizierbar ist, und inwieweit saisonale Aktivitäten miteinander verknüpft sind.
Auf der Basis von 127 pflanzensoziologischen Aufnahmen aus dem Jahr 2004 werden naturnahe bodensaure Buchenwälder entlang eines Transektes vom Bergischen Land bis ins Niederrheinische Tiefland erfasst und syntaxonomisch gegliedert. Untermauert mit den Ergebnissen bodenökologischer Analysen wird die syntaxonomische Gliederung diskutiert und mit Hilfe multivariater Analyseverfahren auf ihre Aussagekraft hin geprüft. Durch die Untersuchung von Flächen entlang eines Transektes zeigt sich, dass bodensaure Buchenwälder der Tieflagen als eigenständige Assoziation differenzierbar sind. Sie gehören zum Periclymeno-Fagetum, während das Luzulo-Fagetum in der Ilex aquifolium-reichen Ausbildung im Bergischen Land vorherrscht. Daraus ergibt sich als Konsequenz, dass die Tiefland-Buchenwälder in Anbetracht des Fehlens der Charakterart Luzula luzuloides nicht nur als Vikariante eines weiter zu fassenden Luzulo-Fagetum zu verstehen sind.
Eine Auseinandersetzung mit den konfessionellen Konflikten, das bedeutet im Blick auf Jeremias Gotthelf, einen evangelisch-reformierten Theologen und Schriftsteller im Kanton Bern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, fast ausschließlich eine Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Schweizer Katholizismus. Kein Thema hat die Schweiz in die-sem Zeitraum neben den Folgen der industriellen Revolution mehr bewegt, tiefer erschüt-tert und nachhaltiger geprägt als die konfessionellen Konflikte, die zunächst auf einer geis-tigen Ebene, dann zunehmend mit physischer Gewalt in der keineswegs so idyllischen „Pracht ihrer stillen Täler“ ausgetragen wurden. Inmitten dieser Auseinandersetzungen zwischen einem sich immer ultramontaner gebärdenden Katholizismus auf der einen und den mehrheitlich reformierten Anhängern des politischen Radikalismus auf der anderen Seite steht Jeremias Gotthelf alias Albert Bitzius, der unermüdlich produktive Briefschreiber, Essayist, Prediger, Erzähler und Romancier. Untersucht man sein umfangreiches Werk auf Spuren, welche die Konflikte des „zweiten konfessionellen Zeitalters“ darin hinterlassen haben, wird man an zahlreichen Stellen fündig, und die Analyse aller bisher greifbaren relevanten Texte läßt einen bewußt reformierten Menschen und Autor sichtbar werden, der sein Verhältnis zum Katholizismus ein Leben lang immer wieder neu überdacht und an den jeweils aktuellen Zeitgeschehnissen überprüft hat und der so auch immer wieder neu zu einer persönlichen, teils recht individuellen und oftmals sehr einsamen Position gegenüber einem sich ebenfalls wandelnden Katholizismus gefunden hat. Insgesamt können fünf verschiedene Phasen abgesteckt werden, die jeweils eine andere Haltung Gotthelfs zum Schweizer Katholizismus erkennen lassen. Diese Wandlung sei im folgenden exemplarisch an fünf Beispielen nachgezeichnet, wobei vieles aufgrund der hier gebotenen Kürze nur angedeutet werden kann (vgl. Hildmann, 2005).
Was Novalis seinen Lesern in dieser wie ein Fanal der Sehnsucht und der Rückkehr klingenden Exposition vor Augen führt, ist das Bild eines Kontinents, dessen Homogenität durch die gemeinsame Religion und die Weisheit der geistlichen Führer gestiftet wird. Eine wahre Steilvorlage für heutige Verfechter eines Vereinigten Europa auf der gemeinsamen Basis genuin christlicher Werte. Doch hält dieser geschichtsphilosophische Essay wirklich, wofür er im aktuellen Europadiskurs vereinnahmt wird? Lassen sich diesem frühromantischen Zeugnis aus der Zeit an der Schwelle zum 19. Jahrhundert Impulse abgewinnen, die am Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer Präzisierung der strittigen Unbestimmtheit einer europäischen Identität beitragen können? Gibt es triftige Gründe dafür, weshalb Europapolitiker noch heute Novalis lesen sollten? Oder müssen wir nach eingehender Prüfung doch von einem „unnützen“ Aufsatz sprechen, wie dies der ungekrönte König der Romantik, Ludwig Tieck, bereits 1837 unverblümt getan hat? Solche Fragen zu erwidern, soll in einem ersten Schritt zunächst die Struktur des Textes nachgezeichnet werden, um zu verdeutlichen, wie Novalis darin die abend-ländische Geschichte triadisch als Heilsgeschichte entwickelt. Dem τέλος dieser Heilsgeschichte widmet sich dann der darauffolgende Abschnitt, ehe abschließend der von Novalis genannte „Zauberstab der Analogie“ auch mit Blick auf unsere Gegenwart angewandt werden soll, um nach der Relevanz dieses romantischen Refe-renztextes für den aktuellen Europadiskurs zu fragen.
In diesem Artikel soll die Arbeit mit dem Europäischen Sprachenportfolio am germanistischen Lehrstuhl der Universität Ostrava/Tschechische Republik vorgestellt werden. Mithilfe einer Studie sollte festgestellt werden, inwiefern die selbständige Arbeit im Sprachenunterricht von den Studierenden angenommen und akzeptiert wird. Hauptergebnis der Untersuchung ist die positive Akzeptanz des Portfolios verbunden mit dem Wunsch der Ausweitung dieser Arbeitsweise auf die anderen Lehrfächer.
Wassergefiltertes Infrarot A (wIRA) als spezielle Form der Wärmestrahlung mit hohem Penetrationsvermögen in das Gewebe bei geringer thermischer Oberflächenbelastung vermag über thermische und nicht-thermische Effekte wesentliche, auch energetisch bedeutsame Faktoren der Wundheilung - messtechnisch belegt - zu verbessern.
wIRA kann sowohl bei akuten Wunden (prospektive, randomisierte, kontrollierte, doppeltblinde Studien der chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg bei frischen abdominellen Op-Wunden, n=94, und der Kinderchirurgie Kassel bei schwerbrandverletzten Kindern, n=45) als auch bei chronischen Wunden und Problemwunden (prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie in Basel, n=40, sowie prospektive Studie der Universität Tromsø/Norwegen in Hillerød/Dänemark mit u. a. auch aufwendiger thermographischer Verlaufskontrolle, n=10, in beiden Studien chronische venöse Unterschenkel-Ulzera) einschließlich infizierter Wunden Schmerzen deutlich mindern und die Wundheilung beschleunigen oder bei stagnierender Wundheilung verbessern sowie eine erhöhte Wundsekretion und Entzündung mindern. Insbesondere ist auch ohne Wundheilungsstörung eine positive Beeinflussung der Wundheilung möglich. Bei chronischen Wunden werden vollständige Abheilungen erreicht, die zuvor nicht erreicht wurden.
wIRA ist ein kontaktfreies, verbrauchsmaterialfreies, leicht anzuwendendes, als angenehm empfundenes Verfahren mit guter Tiefenwirkung, das der Sonnenwärmestrahlung auf der Erdoberfläche in gemäßigten Klimazonen nachempfunden ist. Die Bestrahlung der unbedeckten Wunde erfolgt typischerweise aus ca. 25 cm Abstand mit einem wIRA-Strahler.
Wundheilung und Infektionsabwehr (z.B. Granulozytenfunktion einschließlich antibakterieller Sauerstoffradikalbildung der Granulozyten) hängen ganz entscheidend von einer ausreichenden Energieversorgung (und von ausreichend Sauerstoff) ab.
Die klinisch gute Wirkung von wIRA auf Wunden und auch auf Problemwunden und Wundinfektionen lässt sich u. a. über die Verbesserung sowohl der Energiebereitstellung pro Zeit (Steigerung der Stoffwechselleistung) als auch der Sauerstoffversorgung (z.B. für die Granulozytenfunktion) erklären. wIRA bewirkt als thermischen Effekt eine Verbesserung aller drei entscheidender Faktoren Sauerstoffpartialdruck im Gewebe, Gewebetemperatur und Gewebedurchblutung. Daneben wurden auch nicht-thermische Effekte von Infrarot A im Sinne einer Reizsetzung auf Zellen und zelluläre Strukturen mit Reaktionen der Zellen beschrieben.
Hätte man vor 10 Jahren ANDRA THIEL gefragt, ob sie denn glauben würde, mal einen Forschungspreis für eine entomologische Arbeit zu erhalten, hätte man vermutlich nur ein kopfschüttelndes Lächeln geerntet. Während viele Entomologen schon von Kindesbeinen an der Faszination der Insekten verfallen sind, beschäftigte sich ANDRA THIEL in ihrer Jugend mit Fischen, Amphibien, Vögeln und Kleinsäugern, den Insekten gelang es damals noch nicht hinreichend, ihren Charme bei ANDRA THIEL einzusetzen. Auf dem Weg zum Studium gelangten auch noch Esel in die Menagerie der ANDRA THIEL, und hätte man damals fantasieren müssen, was ihr zukünftiges Forschungsfeld sein würde, so hätte man sie leicht bei der Erforschung von Wildeseln in Südfrankreich oder Nordafrika sehen können. Als sie ihr Studium in Kiel aufnahm, bemerkte sie demnach auch mit sehr verhaltener Begeisterung, wie viele Leute dort in der Biologie mit Insekten arbeiteten ...