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Jürgen Döring vermittelt in seinem Aufriß zur "Humoristischen Grafik in deutschen Künstlervereinen vor 1860" einen ersten Eindruck von den Schätzen, die unter den über 5.000 Blättern noch zu heben sind. Er beginnt mit dem 1814 von Gottfried Schadow gegründeten "Berlinischen Künstlerverein" und endet mit dem ersten Jahrzehnt des 1848 von Emanuel Leutze ins Leben gerufenen "Düsseldorfer Malkasten". Daß die Gebrauchsgrafik des 19. Jahrhunderts im wesentlichen ein Produkt der Vereinskultur ist, unterstreicht die Bedeutung dieser Form bürgerlicher Selbstorganisation für die Entwicklung der angewandten Kunst. In den scherzhaften Arabesken und humoristischen Übertreibungen der Festkarten und Programme gewinnt diese Vereinskunst ihre gemeinschaftsstiftende Funktion, zu der auch die gemäßigt karikaturalen Formen beitragen.
Blattläuse gelten in vielen landwirtschaftlichen Kulturen als bedeutende Schädlinge. In Kartoffeln (Solanum tuberosum) spielen sie vor allem wegen ihrer Fähigkeit zur Virusübertragung eine wichtige Rolle (RADCLIFFE & RAGSDALE 2002). Aus zahlreichen Untersuchungen ist die blattlausreduzierende Wirkung von Strohmulch bekannt, z.B. in Raps (HEIMBACH et al. 2002), Weizen (SCHMIDT et al. 2004), oder Leguminosen (EGGERS & HEIMBACH 2001). Über die Wirkung von Strohmulch in Kartoffeln auf Blattlausbefall und Befall mit dem Kartoffelvirus Y (PVY) in Kleinparzellenversuchen wurde bereits an anderer Stelle berichtet (SAUCKE & DÖRING 2004). In diesem Beitrag werden weitere Ergebnisse aus Praxisversuchen auf ökologisch wirtschaftenden Höfen präsentiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Fragestellung, wie sich die Relation zwischen Dosis (d.h. Mulchmenge) und Wirkung (auf Blattlausbesatz und Virusbefall) gestaltet.
Gute naturwissenschaftliche Vorkenntnisse sind insbesondere für den vorklinischen Studienabschnitt wichtig. Wegen der heterogenen Auswahl von Leistungskursen und Abituranforderungen kann jedoch nicht unbedingt von einem einheitlichen Wissensstand ausgegangen werden. Daher wurde versucht, mit einem Testbogen aus insgesamt 40 Aufgaben zur Biologie, Chemie, Mathematik und Physik den Wissensstand der Studienanfänger in Humanmedizin in Deutschland zu quantifizieren. Der Fragebogen enthielt neben Faktenaufgaben auch Anwendungen vor allem mathematischer und chemischer Prinzipien. Alle Fragen mussten durch Freitextantworten oder Skizzen beantwortet werden. Teilgenommen haben insgesamt 2 935 Studienanfänger des Wintersemesters 2004/2005 von 14 deutschen Universitäten (etwa 40% des Jahrganges). Im Mittel wurden 14,34 der 40 Aufgaben richtig beantwortet; etwas bessere Kenntnisse wurden in den 15 Biologiefragen (6,89) und den 8 Mathematikfragen erreicht (3,23), während vor allem in Chemie (2,18 von 10 Fragen) und Physik (1,55 von 8 Fragen) große Wissenslücken bestehen. Die Ergebnisse bestätigen, dass die naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse der Studienanfänger schlecht sind; sie erfordern einen größeren Zeitaufwand für die Vermittlung des Abiturwissens im ersten vorklinischen Semester. Sinnvoll erscheint alternativ die verpflichtende Teilnahme an Zusatzkursen in diesen Fächern vor Aufnahme des eigentlichen Fachstudiums.
Vorwort [zu den Symposium Proceedings "Ecology and conservation of meadow birds in Central Europe"]
(2006)
Das unter der Schirmherrschaft von Dr. Christian Eberl, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umweltschutz, durchgeführte Symposium "Ecology and conservation of meadow birds in Central Europe" fand vom 01.03. – 03.03.2006 im Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück statt. Es bildete gleichzeitig den Abschluss eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projektes mit dem Titel „Nachhaltige Sicherung der Biodiversität in bewirtschafteten Grünlandgebieten Norddeutschlands am Beispiel der Wiesenvögel in der Stollhammer Wisch (Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen)“.
Durch die Realisierung von zwei Straßenbauprojekten wurden in der Wesermarsch (Landkreise Cuxhaven, Wesermarsch) Kompensationsmaßnahmen für Wiesenlimikolen im Umfang von ca. 560 ha erforderlich. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte in sieben Grünlandgebieten in den Jahren 1997 – 1999, wobei ein Zonierungskonzept zum Tragen kam: Jedes Kompensationsgebiet wurde in drei etwa gleichgroße Zonen (Kernzone I, Kernzone II, Randzone) aufgeteilt, die sich in Bewirtschaftung und Wassermanagement unterschieden. Die umfangreichsten Nutzungseinschränkungen und höchsten Wasserstände während der Brutzeit wurden für die Kernzone I festgesetzt. Auch erfolgten hier im Winter partielle, temporäre Überflutungen. In den Randzonen beschränkten sich die Maßnahmen auf eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (reduzierte Weideviehdichte, späte Mahdtermine, Düngung nach vorheriger Ermittlung des Bedarfs). Die Kernzone II nahm in Bewirtschaftung und Wassermanagement eine intermediäre Position ein. Auch hier erfolgte eine Optimierung der hydrologischen Verhältnisse durch Anhebung der Grabenwasserstände während der Brutzeit, doch wurde auf winterliche Überstauungen verzichtet. Im Rahmen von Funktionskontrollen sind die Auswirkungen dieses unterschiedlichen Managements auf die Brutdichten von Limikolen untersucht und mit dem Ausgangszustand verglichen worden. In allen Untersuchungsgebieten nahm die Dichte brütender Wiesenlimikolen mit Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich zu. Einen deutlichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hatte dabei das praktizierte Wasser- und Bewirtschaftungsmanagement. Während die Bestandsdichten in den wiedervernässten Kernzonen I und II deutlich anstiegen, blieben sie in den lediglich landwirtschaftlich extensivierten Randzonen annähernd konstant. Die hier beschriebene Bestandsentwicklung wurde bei Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel beobachtet. Der Austernfischer profitierte dagegen von keiner der durchgeführten Kompensationsmaßnahmen.
Vor dem Aussterben gerettet : Gips-Fettkraut (gipsbewohnende Sippe von Pinguicula vulgaris L.)
(2006)
1979 wurden sieben Individuen des Gips-Fettkrautes im Winterknospenstadium vom Standort „Alter Stolberg“ bei Stempeda an den „Igelsumpf“ bei Ellrich umgesiedelt. Inzwischen ist diese aus nur wenigen Pflanzen hervorgegangene Population auf 3000 – 4000 Individuen angewachsen, was auch deshalb sehr erfreulich ist, da die Population des Gips-Fettkrautes im Naturschutzgebiet „Alter Stolberg“ seit Ende der 1980er Jahre als erloschen gilt.
Während der Achtziger Jahre in den USA war der Traum vom großen Geld für viele zum Greifen nah. Diese Wunschvorstellung zerplatzte allerdings an der wirtschaftlichen Lage. Es war „ein Jahrzehnt in dem der Yuppie-Wahn und die unzähligen Aufstiegsträume in der Rezession zerkrachten. Man fühlte sich sozial und wirtschaftlich höchst verunsichert.“ Der Autor Bret Easton Ellis beschreibt die Lage der Nation anhand eines Individuums in seinem Roman American Psycho. Die Hauptfigur des Buches mit dem Namen Patrick Bateman ist Bestandteil der in diesem Jahrzehnt aufkommenden Yuppie-Kultur. Niemand erkennt, dass sich hinter dieser wirtschaftlich erfolgreichen Person ein Serienmörder verbirgt. Der Protagonist mit zutiefst antagonistischen Zügen beschreibt sich selbst folgendermaßen: „Mein Ich ist künstlich, eine Anomalie. Ich bin ein unkontingentes menschliches Wesen. Meine Persönlichkeit ist rudimentär und ungeformt, meine Herzlosigkeit geht tief und ist gefestigt[…] Niemand ist sicher, nichts ist gesühnt.“ Diese Erkenntnis spiegelt die gewinnorientierte und gefühlskalte Mentalität der amerikanischen Gesellschaft in jener Zeit wider. Gleichzeitig beschreibt sie die heillose Suche der Amerikaner nach Sicherheit. Bateman verkörpert den amerikanischen Drang nach Freiheit und Erfolg, er geht dafür sogar über Leichen.
Die Filme von Mario Bava wurden über einen langen Zeitraum hinweg übersehen. Er ist vor allem ein Filmemacher, der von anderen Regisseuren geschätzt wird. So beschreiben zum Beispiel Künstler wie Martin Scorsese, John Carpenter, Joe Dante, Dario Argento oder auch Tim Burton, Bava als einen großen Einfluß für ihre Filme. Erst in den letzten Jahren, durch das digitale Medium der DVD, sind Bavas Filme wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Immer mehr Werke des italienischen Filmemachers gelangen an die Oberfläche und machen den immensen Einfluß seiner Filme auf das Horrorgenre offensichtlich.
NABU : Heckenpflege in Born
(2006)
In der Nieseaue bei Marienmünster-Born sollte eine etwa 500 m lange Hecke geschnitten werden. Dieser Einladung folgten insgesamt 24 interessierte Helferinnen und Helfer vom NABU-Höxter, Naturkundlichen Verein Egge-Weser (NEW), Verein Naturschutz aktiv, der Landschaftsstation des Kreises Höxter und dem Heimatverein der Stadt Marienmünster. Experten vom Heimatverein Marienmünster nahmen außerdem noch den dringend nötigen Erziehungsschnitt an 23 Obstbäumen vor.
Keine Angst vor Hornissen
(2006)
Infolge der Kriegserklärung der Menschen an die Hornissen gingen die Bestände in den achtziger Jahren rapide zurück. Eine seit vielen Millionen Jahren existierende Art unserer Erde wurde an den Rand der Ausrottung gebracht. Der schlimmste Feind der Hornissen ist das Individuum Mensch. Bevor die Hornissen dem Artenschutz unterstellt wurden, waren sie rücksichts- und gedanken-loser Vernichtung ausgesetzt. Seit 1987 sind Hornissen laut Bundesnaturschutzgesetz rechtlich geschützt. Es gibt aber immer noch unbelehrbare und uneinsichtige Naturfrevler, die den Tieren mit der Giftspritze ans Leben gehen. Auch die Feuerwehr darf keine Hornissennester wahllos vernichten. Zuwiderhandlungen können mit Geldbußen bis zu 50 000,--Euro bestraft werden. Zuwiderhandlungen geschehen oft auch dort, wo keine sachkundigen Ansprechpartner verfügbar sind, also Unkenntnis spielt mit Sicherheit eine große Rolle. Auch sorgt eine Reihe natürlicher Faktoren dafür, dass die Bestände eine gewisse Dichte nicht überschreiten. Aber diese Faktoren können die Hornissenpopulation nicht wesentlich beeinträchtigen. Die Nützlichkeit der Hornissen wird oft verkannt. Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag bis zu 500 g Insekten an seine Brut. Allein deswegen ist Hornissenschutz sehr wichtig. Die Erhaltung von Hornissen ist aber schwieriger als die bedenkenlose Vernichtung. Die Maßnahmen zur Erhaltung erfordern einen hohen Aufwand an Zeit, Geduld, Geld und meistens auch sehr viel Überredungskunst. Der Mensch hat eine eigenartige Denkweise. Er ordnet Mitgeschöpfe in gut oder schlecht, schädlich oder nützlich, schön oder hässlich ein.
In Zeiten des nahezu uneingeschränkten Computereinsatzes gewinnen die Software – Sicherheit und Software – Verlässlichkeit immer mehr an Bedeutung. Dies trifft sowohl für die Neuentwicklung als auch für die Wartung und Pflege von Software – Systemen zu. In sicherheitsrelevanten, lebenserhaltenden Systemen, wie beispielsweise im medizinischen Bereich, im Bereich der Steuerung von Sicherheitssystemen in Kraftfahrzeugen, in technischen Anwendungen mit Mikroprozessunterstützung und ähnlichen Anwendungsgebieten ist es notwendiger denn je, äußerst stabile, sichere und verlässliche Software - Systeme einzusetzen. ...
Es wurden Ephemerenfluren im nördlichen Harzvorland Niedersachsens und Sachsen-Anhalts untersucht, die kleinflächig Lücken in Halbtrockenrasen (Festuco-Brometea) besiedeln. Auf der Grundlage von 62 Originalaufnahmen aus fünf Teilgebieten in Sachsen-Anhalt werden zwei Gesellschaften unterschieden: Das Cerastietum pumili in zwei Ausbildungen auf basenreichen Böden und die Cerastium semidecandrum-Gesellschaft auf Substraten mit einem höheren Sandanteil. In einer Übersichtstabelle werden diese Gesellschaften mit 47 publizierten Aufnahmen aus dem nördlichen Harzvorland Niedersachsens zusammengestellt und diskutiert. Die Ephemerenfluren lassen sich den Sedo-Scleranthetalia, meist auch dem Verband Alysso-Sedion albi, zuordnen. Die deutlichen Unterschiede in der Artenzusammensetzung zwischen den einzelnen Teilgebieten im Untersuchungsgebiet werden heraus gearbeitet. Neben der pflanzensoziologischen Gliederung wird der strukturelle Aufbau dieser Pflanzengemeinschaften exemplarisch abgebildet. In einer kurzen Teilstudie wurde untersucht, wie weit Koelerio-Corynephoretea-Arten vom Halbtrockenrasen in angrenzende junge Ackerbrachen mutmaßlich eingewandert sind und ob Ackerbrachen als Lebensraum geeignet sind. Am weitesten wanderten Echium vulgare, Arenaria serpyllifolia, Trifolium campestre und Erodium cicutarium ein. Cerastium glutinosum, Alyssum alyssoides, Myosotis ramosissima, Sedum acre und Aira praecox wurden nur in der Nähe der angrenzenden Halbtrockenrasen gefunden.
Die 2004 verstorbene euro-amerikanische, ihrer ostjüdischen Herkunft stets bewußte Schriftstellerin, Film- und Theaterregisseurin Susan Sontag galt seit ihrem Engagement gegen den Vietnamkrieg - obwohl "woman of letters" par excellence - als "Amerikas öffentliches Gewissen". Just im Essay Dreißig Jahre später…, der ihre grundlegende und bahnbrechende Neue Ästhetik 'Against interpretation' von 1964 bzw. 1968 reflektiert, bekennt sie selbst: "Ich war eine streitbare Ästhetin und eine kaum verhohlene Moralistin. Zwar verlegte ich mich nicht gerade auf das Verfassen von Manifesten, doch meine ununterdrückbare Vorliebe für aphoristische Aussagen konspirierte mit meinen unerschrocken kämpferischen Absichten."
Sontags so moralische wie ästhetische Leidenschaftlichkeit war von derselben Weite wie die ihres älteren Mitstreiters Paul Goodman und von gleichfalls höchstem Anspruch. Ich möchte ihr jenen "ungewöhnlichen moralischen und ästhetischen Takt" zusprechen, den sie den Regisseuren von Rolf Hochhuths Stellvertreter abverlangte. Statt Takt kann auch von umfassendem Geschmack geredet werden, wobei ich mich auf folgende Passage ihres anderen avantgardistischen Essays der frühen Jahre, Anmerkungen zu "Camp", beziehe: "[...] der Geschmack regiert jede freie menschliche Reaktion - im Gegensatz zur rein mechanischen. Nichts hat eine größere Prägekraft. Es gibt einen Geschmack in der Beurteilung von Menschen, einen visuellen Geschmack, einen Geschmack in Dingen des Gefühls - und es gibt einen Geschmack, der sich im Handeln bekundet, einen Geschmack auf moralischem Gebiet. Ebenso ist Intelligenz im Grunde eine Art des Geschmacks: Geschmack im Bereich des Denkens."
Bereits in archaischer Zeit war der direkte Zusammenhang zwischen Kriegen und dem epidemischen Auftreten von Infektionserkrankungen bekannt und gefürchtet (SMALLMAN-RAYNOR & CLIFF, 2004). Mehr als 100.000 Todesfälle wurden während des Peloponnesischen Krieges 430-426 v.Chr. einer Infektionserkrankung zugeschrieben, bei der es sich höchstwahrscheinlich um das Läusefleckfieber handelte (RETIEF & CILLIERS, 1998). Bewaffnete Konflikte und Kriege führen früher wie heute zu Veränderungen der allgemeinen hygienischen, bevölkerungspolitischen und -dynamischen Situation, einhergehend mit Umwelt- und Verhaltensveränderungen, die erst die Grundlage für das Ausbrechen von Seuchen bieten. Insbesondere bedingt durch gastrointestinale, respiratorische und vektorenübertragene Infektionskrankheiten können die Mortalitätsraten vor allem bei Flüchtlingspopulationen bis um das 60-fache über dem Normalniveau liegen (TOOLE & WALDMANN, 1997). Vektorassoziierte Infektionserkrankungen (VI) wie Läusefleckfieber, Pest, Malaria, Schlafkrankheit und Viszerale Leishmaniose können, je nach Region und endemischem Vorkommen, einen beträchtlichen Anteil an dieser Mortalitätsrate haben und fokal zur Entvölkerung führen (FAULDE, 2001). Von 52 retrospektiv analysierten Kriegen im Zeitraum von ca. 480 v.Chr. bis 2002 wurden in 26 Fällen Leitausbrüche mit VIs festgestellt, davon in 11 Kriegen durch das Läusefleckfieber und in 10 Kriegen durch die Pest (RETIEF & CILLIERS, 1998). Aktuelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass in Afrika bis zu einem Drittel der Todesfälle an Malaria bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen zugeschrieben werden kann (ANONYMUS, 2000a). VIs sind seit jeher von Kriegsparteien bewusst oder unbewusst verbreitet worden. Beschrieben wurde das Katapultieren von Pesttoten über die Stadtmauern von Kaffa durch die tartarischen Streitkräfte im Jahr 1346 (MICHELS, 2000) sowie die Initiierung der seit 1983 andauernden, verheerenden Kala Azar-Epidemien mit mehr als 100.000 Todesopfern im Südsudan durch infizierte Truppen aus Endemiegebieten an der sudanesisch-äthiopischen Grenze (NEOUIMINE, 1996). Makabre Bedeutung erlangten biowaffenfähige VIs und Zoonosen wie Anthrax, Pest, Tularämie und Q-Fieber in jüngster Vergangenheit vor allem dadurch, dass sie sich auch für bioterroristische Anschläge eignen können (MICHELS, 2000). Im militärischen Bereich ist die hohe Bedeutung von Infektionserkrankungen im Verlauf von Kriegen und Einsätzen bekannt und findet nach den Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges allgemein Berücksichtigung. Demnach waren im Jahr 1982 von den als militärisch relevant definierten 83 verschiedenen Infektionserkrankungen 53 (ca. 2/3 !) VIs bzw. Zoonosen (FAULDE, 1996). Gerade Auslandseinsätze erhöhen die Gefährdung für Soldaten trotz implementierter präventivmedizinischer Maßnahmen erheblich, an einer VI zu erkranken. Dementsprechend sind in vielen Streitkräften medizinische Entomologen beschäftigt, die primär für die wissenschaftliche Risikoevaluierungen vor Ort, einschließlich der Analyse des Transmissionsmodus sowie der Einleitung und gegebenenfalls auch Durchführung von Vektoren- und Nagetierbekämpfungsmaßnahmen zuständig sind (FAULDE et al., 1994). Erst die bitteren Erfahrungen der letzten Jahre haben bei vielen zivilen Hilfsorganisationen zu nachhaltigen Umdenkprozessen hinsichtlich der VIs geführt. Medizinisch entomologische Ausbildung des Fachpersonals, Risikobewertungen vor den Einsätzen, vektorepidemiologische Erkundung des Einsatzraumes, Vektorenüberwachung, -bekämpfung und -schutz sind insbesondere seit dem Oxfam-Kongress im Dezember 1995 als essentieller Bestandteil medizinischer Unterstützungsleistungen im Nachgang zum internationalen Hilfseinsatz für Ruanda 1994 anerkannt worden (THOMSON, 1995). Ziel der Arbeit ist daher, die ungebrochene Bedeutung der VIs für die betroffene Bevölkerung sowie für zivile Hilfsorganisationen und militärische Stabilisierungs- und Wiederaufbaukräfte an aktuellen Beispielen vorzustellen.
Das Buch mit dem Titel 'Lust' trägt, im Unterschied zu den meisten Büchern Elfriede Jelineks, keine Gattungsbezeichnung. Vielleicht ist der Grund dafür, dass Jelinek sich mit 'Lust' sehr weit von gängigen Erzählformen entfernt hat. Während zuvor erschienene Werke wie 'Die Ausgesperrten' und 'Die Klavierspielerin' noch auf Figurenpsychologie und Handlungskausalität zurückgreifen, verzichtet 'Lust' gänzlich auf die damit verbundenen Verfahren. Eine Kritikerin hat gemeint, in diesem Buch würden sieben Tage im Leben einer Kleinfamilie beschrieben. Das mag sein; beim Lesen geht aber jedes Gefühl für solche Zeiteinteilungen verloren, die Handlungsfragmente spielen in einem zeitlosen Präsens, und die Einteilung in 15 Kapitel - nicht etwa sieben - ist rein seriell. Dennoch wird in diesem Buch eine Geschichte erzählt, die sich sehr leicht zusammenfassen lässt. Die Bezeichnung "Roman" wäre durchaus gerechtfertigt.
Hier bin ich gar nicht, scheint der Autor Stendhal oft zu sagen. Vervielfachung und Erweiterung der Person, Übersprung ins Anderswohin - das sind Grundfiguren, mit denen sich der Imaginationsraum Henri Beyles entfaltet. Dieser Raum unterhält ein utopisches Verhältnis sowohl zum Gebiet der zeitgenössischen Geschichte wie zum literarischen Feld. Die mehr als 400 Pseudonyme, unter welchen Beyle auftrat, sind nicht nur Alias-Namen, sondern auch Alibis: Bekundungen, daß ihn die Zeitgenossen des 'Juste Milieu' ebensowenig zu fassen bekommen sollten wie die seinerzeitigen Literaturkritiker und Leser, denen er weder Takt noch Freiheitssinn, weder Sympathie noch künstlerisches Urteil zuzutrauen schien.
Im dichten und augenöffnenden Anfangskapitel seines Buchs über Stendhals Deutschland charakterisiert Manfred Naumann die Schreib- und Sprechstrategien dieses Autors als die eines verlarvten Redens, dessen Maske sowohl Schutzschild wie Resonanzkörper ist: "Offenbar war Beyles Neigung zur pseudonymen Maskerade ein Element seines psychischen und geistigen Gesamthabitus."
Seit Eduard Fuchs' Jubliäumsbuch "1848 in der Caricatur" reißt die Flut der Publikationen über die Revolutionskarikatur nicht mehr ab. In diesem Band tritt sie zurück, um anderem Platz zu machen: dem Vor- und Nachmärz sowie dem europäischen Kontext der Karikatur. Sowenig die Revolution von 1848 die Bildsprache der Karikatur mit einem Schlag ändert, sowenig werden ihre Mittel und Motive von Land zu Land neu erfunden. Der Zeitrahmen dieses Bandes ist also weiter gesteckt, von 1814/15, dem Jahr der Neuordnung Europas und der Gründung des Deutschen Bundes, bis 1858/59, dem Beginn der "Neuen Ära". Ebenso breit wird der europäische Raum ausgemessen, denn in dieser Zeit geben Frankreich und England den Ton in der Karikatur an, und man errichtete eine künstliche Scheidewand, wollte man die deutsche Karikatur gegen ihre Nachbarn isolieren. Dasselbe gilt übrigens für das mehr oder weniger enge Zusammenspiel von Bild und Text, wie es sich nach Vorläufern in England ("The Scourge") und Frankreich ("Le Nain Jaune", "Le Figaro") zwischen 1830 und der Jahrhundertmitte herausbildet.