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Rezension zu Jens Balzer u. Lambert Wiesing: Outcault. Die Erfindung des Comic. Bochum, Essen (eh. A. Bachmann) 2010 (= yellow. schriften zur comicforschung, Bd. 3). 103 S.
In diesem 3. Band der Reihe 'yellow. schriften zur comicforschung' machen sich die Verfasser Jens Balzer und Lambert Wiesing auf die Suche nach der Urszene des Comics, nach jener "historischen Stätte, wo sich der (begrifflich noch zu bestimmende) Comic zum ersten Mal in aller wünschenswerten Klarheit zeigt." In vier Kapiteln, die auf Vorträge und Aufsätze zurückgehen und in der für das Buch überarbeiteten Fassung dennoch aufeinander aufbauen, entwickeln sie ihre These, dass der amerikanische Zeichner Richard Felton Outcault mit dem "Yellow Kid" eine neue Bildlichkeit entwickelte, die als Comic-Bild das Erzählen mit Bildern modernisierte und dem Medium bzw. der Gattung Comic ihre besondere Form gegeben hat.
Bereits in der letzten Woche hat der rheinland-pfälzische Landtag den Gesetzentwurf zum "Vierzehnten Staatsvertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge" (kurz: die landesrechtliche Umsetzung des JMStV) ratifiziert.
Und zwar mit den Stimmen von CDU und SPD. Die FDP hat sich enthalten. Die Entscheidung im Beck’schen Königreich kam nicht wirklich überraschend, schließlich wurde der Staatsvertrag federführend von der Mainzer Staatskanzlei vorangetrieben.
Deutlich überraschender ist da schon, dass der Unionspolitiker Dr. Peter Tauber (MdB und Enquete-Mitglied) ausgerechnet einem Piraten Platz in seinem Blog einräumt, um ihn in einem Gastbeitrag gegen den Staatsvertrag argumentieren zu lassen. ...
Die Erfahrung des Exils spielt im Leben Iosif Brodskijs eine große Rolle, zumal er nach seiner Umsiedlung nach Amerika wusste, dass er niemals nach Russland würde zurückkehren können und sein weiteres Schaffen als Schriftsteller in einer neuen, fremdsprachigen Umgebung würde gestalten müssen. Bevor ich auf die hier im Vordergrund stehende exilbedingte Sprachproblematik bei Brodskij eingehe, möchte ich einige allgemeine Anmerkungen zum Exil vorwegschicken, damit man Brodskijs Verarbeitungen der Exilereignisse und die damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen in seinen Texten besser verstehen kann.
Rezension zu Christoph Suin de Boutemard (Hg.): Band 1: Heinrich Albert Oppermann. Zivilgesellschaftliches Handeln in historischer und aktueller Perspektive. St. Ingbert: Röhrig, 2007. Band 2: "Von Deutschen überhaupt". Mentalitätswandel zwischen aufklärerischem Kosmopolitismus und Nationalismus. St. Ingbert: Röhrig, 2009.
Surrounding globalism , due to digital connections, is felt in all the fields of our life. Globalism causes changes in local conditions. However, there are also local realities and peope live with local conditions. As a result of this, according to R. Robertsson emerge “globalocalisation”. How is a language influenced from this “globalocalisation” process? This study trys to research with samples the changes in language as a consequence of globalocal interactions.
Bilinguismus in Böhmen
(2010)
Wenn wir den schillernden und lustigen Bilinguismus am langweiligen Monolinguismus messen, verbinden wir mit ihm eine höhere (verdoppelte) Sprachkompetenz, tieferen (weil komparationsfähigen) Einblick in die Funktionsweise der Sprache, Fähigkeit zum Sprachspiel, dank gesteigerter Sprachkompetenz ein breiteres und tiefer dringendes Weltwissen, unchauvinistische, humanere Einstellung zur Welt und außerdem Erinnerung an bessere Zeiten. Das tun wir, obwohl wir freilich wissen, dass Bilinguismus kein sprachlicher Idealzustand ist, denn selten – so belehren uns die Linguisten – kommt der Bilinguismus als Äquilinguismus daher, so dass eine der beiden Sprachen leicht (oder schwer) unterentwickelt sein kann, unvollkommen und außerdem für kauderwelsche Verunstaltungen durch die andere Sprache anfällig. Das gute Gefühl, das wir beim Lesen solcher Erinnerungen haben, kann nicht nur daher rühren, dass vergangene und also durch den wohltuenden Schleier des selektiven Vergessens (des Bösen) „entschmerzte“, idyllisierte Zustände geschildert werden (erinnerte Idylle bleibt idyllisch, auch wenn sie einsprachige Zustände schildert), sondern es scheint der Zustand der Zweisprachigkeit an sich positive Wertungen zu ernten und zu verdienen.
Türkische Germanistik: Alternativen für eine realitätsnahe, inhaltliche und methodische Gestaltung
(2010)
It seems that philologies function as the centers for teaching foreign language from the angle of society. Although this kind of idea is not totally true, some problems in practice take attention. Theoretical knowledge is given in the linguistics and literature classes, but analytical and critical suggestions are rarely made in the lectures. This situation creates a contradiction between the students and the transfer of scientific idea and knowledge. If the lessons are not student-centered they will not motivate students. Shortly, the relation between theory and practice should take its place in teaching.
For making students think critically in literature and linguistics classes, from the respect of method and content, the subjects in the lessons should be questioned and discussed. But historical prejudices belonging to cultures should not be evaluated radically. Turkish Germanistics should be shaped in the respect of theory and content by thinking globally but not violating the essential principles of germanistics.
Vor mehr als zehn Jahren beschrieb ich bereits Theorie und Praxis des Deutschunterrichts an der Universidade Aberta, ein Studienbereich, der 1996 auf Initiative von Maria Laura Bettencourt Pires (Direktorin des Bereichs der Fernstudien do Ensino a Distância) entstanden war. Doch sollte die Umsetzung des Regelwerks von Bologna an unserer Institution noch bis 2007 dauern. Portugal hatte diesen Vorgaben, die einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum ermöglichen sollten, bereits 1999 zugestimmt. Sie werden im geänderten Hochschulrahmengesetz von 2005 berücksichtigt. Ihre Einführung an der Universidade Aberta fiel sowohl mit der Methode des E-learnings als auch mit der Einbettung der Germanistik in ein neues Kurssystem zusammen, die u.a. die Semestralisierung der Lehrfächer zur Vorraussetzung hatte. Diese Semestralisierung bedeutete die Verdoppelung der zu unterrichtenden Fächer, sowie ein Vielfaches der bisherigen Anzahl der Examen. Außerdem galt es zu berücksichtigen, dass der Lehrstoff der Literaturfächer (franz. und dt. Literatur) bis zu den Anfängen der jeweiligen nationalen Literaturen ausgedehnt werden sollte. Bis zu jenem Zeitpunkt wurde an der Universidade Aberta das Fach ‚Neuere deutsche Literaturgeschichte vom 18. Jh. (Aufklärung) bis zur Gegenwartsliteratur‘ gelehrt. Für unsere Germanistikabteilung war ich in einer Arbeitsgruppe dafür zuständig, Vorschläge zur Umstrukturierung (inkl. Semestralisierung) und Anpassung der ‚Línguas e Literaturas Modernas‘ (LLM) an das Regelwerk von Bologna auszuarbeiten.
Mit Differenz und Hybridität greift die vorliegende Ausgabe der 'Aussiger Beiträge' Themen auf, die sich im Zentrum literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung befinden. Entsprechend dem Programm der Schriftenreihe wollen wir mit Fragen nach Grenze(n) und ihrer (De)Konstruktion, nach Phänomenen der Abgrenzung und Vermischung, nach Übergängen und hybriden Zwischenräumen einen Ort der Zusammenschau aktueller germanistischer Erkenntnisinteressen bieten. […] Die aufgenommenen Beiträge gruppieren sich um drei Themenfelder: Literarische Wertungen, Figuren des Hybriden und Identitätskonzepte als Grenzüberschreitungen.
Unter der Abkürzung SZfG verbirgt sich die Slowakische Zeitschrift für Germanistik, die vom Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei herausgegeben wird. Die Zeitschrift entstand 2009 und bietet Germanisten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre linguistischen und literaturwissenschaftlichen Beiträge zu veröffentlichen.
Die Grundfrage, die sich angesichts der derzeitigen und künftigen Entwicklung stellt, ist die nach den Perspektiven der Auslandsgermanistik in Mittel- und Osteuropa. Sieht man ab von den bereits an anderer Stelle angeregten strukturellen Änderungen, die die Effizienz, Relevanz und Qualität der Germanistik merklich steigern könnten, (vgl. Schuppener 2009: 29f.) kann man darüber nachdenken, welche Reaktionsmöglichkeiten die Auslandsgermanistik besitzt, um auf den einsetzenden Wandel zu reagieren und damit neue Potenziale und Aufgabenfelder zu eröffnen.
Von entscheidender Bedeutung ist zunächst die Frage, an welche Zielgruppen sich die Studienangebote der Auslandsgermanistik bislang richten. Auf dieser Grundlage lässt sich dann erörtern, ob und ggf. wie eine Veränderung bzw. Verbreiterung dieser Zielgruppen erfolgen kann.
Der dritte Band der Germanistischen Schriftenreihe aus Forschung und Lehre "Aussiger Beiträge" entstand zu Ehren von Prof. Marie Maroušková, die im Jahre 2009 einen runden Geburtstag feierte. Das Spektrum ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit weist eine bewundernswerte Breite auf. Dieselbe Breite charakterisiert auch die Festschrift der Philosophischen Fakultät in Ústí nad Labem (Tschechische Republik), an der sie jahrelang tätig war. Schon das Thema des Heftes ist vielversprechend.
Vom 25.-26. Februar 2010 organisierte der Lehrstuhl für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Pavol-Jozef-Šafárik-Universität (UPJŠ) in Košice im Rahmen der DAAD-Partnerschaft mit dem Institut für Germanistik der Universität Regensburg (initiiert von Prof. Albrecht Greule und Frau Doz. Mária Papsonová, das internationale germanistische Symposium Perspektiven der Auslandsgermanistik. Die Konferenz, die im historischen Hauptgebäude unserer Universität stattfand, eröffnete Frau Dr. Ingrid Puchalová, die Leiterin einer der jüngsten germanistischen Ausbildungsstätten in der Slowakei und Organisatorin der Veranstaltung, mit aktuellen Fragestellungen zum Germanistikstudium und der Germanistikforschung im Ausland: "Soll dieses Studium eher didaktisch ausgerichtet werden, im Sinne von Deutsch als Fremdsprache, oder eher dem Germanistikstudium in Deutschland und Österreich ähneln? Wie sollen die Literaturwissenschaft, ihre Forschung und Themenwahl sowie das Phänomen Medien-Literatur in Zukunft angegangen werden?"
"ûf der wortheide" : Hugo Suolahti und Emil Öhmann - zwei Altmeister der finnischen Germanistik
(2010)
Mit Hilfe des wissenschaftsgeschichtlichen Epithetons "Finnische Schule" für die Germanistik und für deren Paradigmenwechsel in den letzten gut 100 Jahren stellt der Beitrag das Lebenswerk der zwei finnischen Altmeister der germanischen Philologie Hugo Suolahti (1874-1944; o. Prof. in Helsinki 1911-1941) und Emil Öhmann (1894-1984; o. Prof. in Turku 1925-1944 und in Helsinki 1944-1963) vor. Nachdem an die Wichtigkeit der Studienaufenthalte in renommierten deutschen Germanistikzentren (Heidelberg, Freiburg, Leipzig und Berlin) für beide Forscherkarrieren erinnert wird, werden die zentralen Themenbereiche in den Forschungsouvres der zwei Akademiker umrissen. Bei Suolahti sind es die Tier- und Vogelnamen, französisch-deutsche Lehnwortbeziehungen im Mittelalter sowie germanisch-finnische Lehnwortbeziehungen. Bei Öhmann zeichnet sich ein noch breiteres Spektrum an Forschungsschwerpunkten ab: romanisch-deutsche Lehnbeziehungen bis zum Ausgang des Mittelalters, germanisch-finnische bzw. deutsch-finnische Lehnlexik, weitere lexikologisch-lexikographische Wortgeschichten; historische Phonologie, Morphologie und Syntax: Textgeschichte und Textkritik; Fragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Abschließend wird die breite und lange germanistische Nachwirkung von Suolahti und Öhmann am Beispiel ihrer Schülerinnen und Schüler vorgestellt.
At the end of the 18th century, German literature boasted a wide range of exemplary translations, especially from ancient literatures. When, a few decades later, translation theory began to flourish in Germany, translations like J.H. Voß’s “foreignizing” versions of Homer’s epic poems were considered as examples to be followed. Although today’s dominant translation theories – as, for instance, skopos theory – tend to advocate “domesticating” procedures, most translators of literary texts cling to the tradition established by (pre-) romantic German translators and philosophers like Voß or Schleiermacher, thus obviously meeting the expectations of the German reader.
Nazım Hikmet’s fairy tale “Cloud in Love” (Sevdalı Bulut) enjoys a world-wide popularity: It has been already translated into many languages, has been filmed and staged several times. This even confirms the thesis of the poet that the fairy tale would appeal to every nation, every age and every cultural level. This article aims to examine Hikmet’s fairy tales under the aspect of the interculturality in his intersemiotic and interlingual translations. First, Hikmet’s perception of fairy tales will be studied, from which some clues are to be gained about the translations of his work. Afterwards, examples from intersemiotic translations of this fairy tale will be indicated. Finally, the German translation of this work will be analyzed, taking into account the transmission of cultural and stylistic elements.
This article has the objective to focus on the effects of globalization on the field of activity of the translators. With a historical overview covering the period from the Antique up to the present it is aimed to reveal that the emphasis on the translational demands were connected to the specific needs of that term. This analysis will show that the need for technical translation has increased. Based on this framework the effectivity of modern technical aids, which may be used with the purpose of accomplishing the translation of technical texts, is dealt with.
Kunínský rukopis R 16 obsahuje několik významných farmaceutických textů. Obsahový a jazykový rozbor traktátu o nádorech doplņuje předcházející jiţ zveřejněné publikace k tomuto rukopisu a poukazuje na provázanost témat, která jsou pojednána v jeho jednotlivých částech.
Dass gerade das 16. und 17. Jahrhundert in der abendländischen Trinkkultur eine Zeit außerordentlich hohen Alkoholkonsums waren, ist hinlänglich bekannt. Die Berichte über große, oft tagelange Trinkgelage sind Legion und die „Tischzuchten“ des 15. und 16. Jahrhunderts wissen vom Zutrinken, vom Bescheid Geben, vom Weiterreichen des Bechers detaillierte Einzelheiten der Trinksitten zu berichten. Das Trinken mit einer Hand galt lange noch als verpönt, aber die Regularien waren oft recht kompliziert – Festgelage waren vom Willkommensgruß über die zahlreichen auszusprechenden Toasts an adeligen Tafeln ebenso wie in Zunftstuben häufig strengen Normen unterworfen, während die ländliche Kirmes ebenfalls den exzessiven Alkoholgenuss, aber weniger strenge Regeln kannte. Auch häusliche Feste und Wirtshausbesuche endeten nicht selten im Vollrausch der Beteiligten. Und der Verlauf derartiger Szenarien nahm bei dem hohen Alkoholkonsum oft bizarre Formen an – das Trinken bis
zur Trunkenheit, ja Bewusstlosigkeit war in allen sozialen Schichten und auch bei beiden Geschlechtern zu finden. Doch die Stimmen zur Mäßigung waren nicht erst seit Erasmus von
Rotterdam und mit den Reformatoren immer lauter geworden. Der Siegeszug der großen Ernüchterer Kaffee, Tee und Schokolade, der die Trinkkultur revolutionieren sollte, hatte aber erst zaghaft begonnen. Dass im 17. Jahrhundert, einer Zeit des noch immer sehr hohen Alkoholkonsums, eine so elegante und hohe Konzentration erfordernde Handgeste wie die hier in Frage stehende verbreitet gewesen sein soll, überrascht denn doch und ist einer näheren Betrachtung wert. Da nur dieser spezielle Aspekt interessiert, werden keine ausführlichen Bildbeschreibungen und Gesamtinterpretationen geboten. Die Erforschung der Gesten und Gebärden und der Körpersprache in der Frühen Neuzeit hat in den letzten zwei Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. War schon mit Norbert Elias der Übergang vom „unordentlichen Leib“ zum zivilisierten und disziplinierten „geordneten Körper“ in zahlreichen Einzelheiten zu beobachten und mit Mary Douglas der Körper und die Körpersprache als Symbol für soziale Beziehungen zu interpretieren, so ist das Feld der nonverbalen Kommunikation inzwischen reich bestellt.
Die Südwesteifel, das Gebiet des sog. Naturpark Südeifel, grenzt im Westen an die Sauer (= Grenze von Luxemburg) und im Süden an die Mosel. Das Gebiet ist von einer besonderen geologischen Diversität: in einer Schichtstufenlandschaft ist hier fast das ganze Mesozoikum auf kleinstem Raum vertreten. Ursprünglich haben Jura (Lias), Keuper, Muschelkalk und Bundsandstein konkordante Ablagerungen auf dem eingerumpften variszischen Gebirge hinterlassen, welches aus devonischen Schiefern und Kalken bestand. Durch Anhebung dieses Rumpfes wurden die mesozoischen Schichten im Norden und Süden der Eifel gekippt und abgetragen. Am Rande haben sich die Reste nach dem Alter gestaffelt erhalten. So haben wir dort saure nährstoffarmen Buntsandstein, kalkreichen Muschelkalk und Keuper sowie teils sauren, teils leicht basischen Liassandstein. Dies führt bei den Moosen zu einer enormen Artenvielfalt, unterstützt durch einen atlantischen Floreneinschlag.
"Der Prinz von Theben" beinhaltet neun Geschichten ('Miniaturen'). die sich im märchenhaften, teilweise Surrealen, sowohl örtlich, als auch zeitlich nicht weiter definierbaren Orient abspielen. Der Orient wird - auf den ersten Blick aber eben nicht ausschließlich - als stereotyper Schauplatz der Trieb- und Sündhaftigkeit gefasst. Er ist 'das Andere', das Undefinierbare, das 'Surreale' und steht im Gegensatz zum 'geregelten' Abendland. Hier setzt die Lektüre an. Über den theoretischen Zugang von Queertheorien und postkolonialenTheorien wird das gegenseitige Bedingungsverhältnis von kultureller und sexueller Differenz in den Texten durchmessen, literarisch erkundet und die (post-)kolonialen Schreibweisen ausgelotet.
Lasker-Schülers Text verfährt zum einen kolonial, d.h., dass der orientalische Ort zur Projektionsfläche für eigene Wünsche, Sehnsüchte wird und einer, vermeintlich im 'anderen' aufgehobenen Identität, Raum gibt. Zugleich wird er zum Schauplatz, an dem im Sinne eines queertheoretischen und postkolonialen Ansatzes sich das Subjekt auf der Basis von zum Teil widersprüchlichen und ungelösten, nicht vereinheitlichenden Aspekten von Identität formiert. In diesem Spannungsfeld, in diesen Momenten der Ambivalenz verschränken sich diese Verfahrensweisen und eröffnen Momente von 'postcolonial-queer'.
Der Beitrag nimmt kritisch Stellung gegen das populäre Konzept der 'Gefühlsübertragung', mit dem sowohl realweltliche Empathieprozesse als auch das Verhältnis zwischen literarischer Figur und Leser oft beschrieben werden. Am Beispiel der Emotion Mitleid werden vier Kategorien psychischer Prozesse unterschieden: (a) eine emotionale Reaktion auf einen (literarisch) präsentierten Stimulus, (b) emotionale Ansteckung, (c) sentimentale Rührung und (d) Empathie (verstanden als eine beliebig komplexe kognitive Operation, die zu einer mentalen Repräsentation eines fremden Gemütszustands führt). Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der sinnlichen Qualität empathischer Vorstellungen, von der das Missverständnis der 'Gefühlsübertragung' seine intuitive Plausibilität gewinnt und die seit der Entdeckung so genannter Spiegelneuronen oft mit Empathie gleichgesetzt wird. Im Unterschied zu einigen populärwissenschaftlichen Verlautbarungen vertrete ich die Ansicht, dass neuronale Spiegelungsprozesse wahrscheinlich stärker an Ansteckungs- als an Empathieprozessen beteiligt sind.
"'Ironie haben wir nicht' – rief Nannerl, die schlanke Kellnerin, die in diesem Augenblick vorbeisprang, – 'aber jedes andre Bier können Sie doch haben.' Daß Nannerl die Ironie für eine Sorte Bier gehalten", fährt Heinrich Heine im dritt en Kapitel seiner Reisebilder Von Münch en nach Genua fort, "war mir sehr leid, und damit sie sich in der Folge wenigstens keine solche Blöße mehr gebe, begann ich folgendermaßen zu dozieren: 'Schönes Nannerl, die Ironie iska Bier, sondern eine Erfindung der Berliner, der klügsten Leute von der Welt, die sich sehr ärgerten, daß sie zu spät auf die Welt gekommen sind, um das Pulver erfinden zu können, und die deshalb eine Erfindung zu machen suchten, die ebenso wichtig und eben denjenigen, die das Pulver nicht erfunden haben, sehr nützlich ist.'" Die Erfindung, die Heine hier anspricht, soll ein Mittel sein, das es erlaubt, Dummheit in Ironie zu verwandeln. In diesem Zusammenhang entfaltet Heine eine fiktive Genealogie der Dummheit, gefolgt von einer Genealogie der Strategien, wie sich Dummheit verhindern lässt – beides mit unverkennbar polemischem Unterton […]. Hatte man zunächst den Eindruck , das "rück wirkende Mittel", von dem Heine sprich t, sei ein Pharmakon, vielleicht auch eine Art Pulver, mit dem man die Dummheit wie eine lästige Migräne-Attacke neutralisieren kann, wird kurz darauf deutlich , dass das 'ganz einfache Mittel', das Heine im Sinn hat, ein sprachliches ist: Anstelle des Pulvers hat man in Berlin einen Sprechakt erfunden, mit dem sich jede Dummheit in Weisheit umgestalten lässt. Genau genommen handelt es sich bei diesem Sprechakt um ein Deklarativ. Deklarative Sprechakte begegnen uns häufig in der Kirche und im Krieg. So, wenn ein Priester sagt, "hiermit erkläre ich Euch zu Mann und Frau", oder wenn ein Präsident einem anderen Land den Krieg erklärt. […] Damit derartige deklarative Sprechakte gelingen, muss man – das gilt für alle bisher genannten Fälle – ein gewisses Maß an institutioneller Rückendeckung respektive ein gewisses Maß an Souveränität haben.
Die Wissens'poetologie' bezeichnet eine 'Praxis', die ein Tableau verschiedener Wissensfelder freilegt, um die Bedingungen der historisch-epistemologischen Möglichkeiten verschiedener Wissensordnungen zu hinterfragen und zu untersuchen. Doch wie werden diese Praktiken 'in concreto' von der Literatur vollzogen? Zwei mögliche wissenspoetologische Praktiken sollen anhand der Schriften Walter Benjamins und Jorge Luis Borges' verdeutlicht werden, um sie weiterführend als Paradigma für komparatistische Nachforschungen in der Wissenspoetologie zu verwenden: die 'Fiktionalisierung' und das 'Experiment'.
Selten findet man am Ausgangspunkt einer Handlung ein defizitäreres Ich, als dies bei Kaschnitz' "Aufzeichnungen" "Wohin denn ich" der Fall ist; und zwar sowohl mental als auch körperlich. Seit drei Jahren ist dieses Ich bemüht, einem geliebten Du in den Tod zu folgen, und führt ein dumpfes Schattendasein. Als der symbolische Herr "Welte oder Welter" eingreift, der das Ich für eine Schriftstellerin hält und diese auf Vortragsreisen schickt, muss erst das Terrain "Diesseits" erkämpft werden: Alles ist fremd, alles ist bedroht, am meisten das "Waisenhaus Erde". – Der vorliegende Beitrag soll zeigen, wie Kaschnitz in diesem Buch zuerst die Grenze zwischen Leben und Tod aufrichtet, um das eigene Ich im Ersteren einzufangen. Damit daraufhin auch das Du an diesem Reich teilhaben kann, wird eine Art "Zwischenraum" etabliert, schließlich aber die Welt zu "eine[m] Ort der Lebendigen und der Toten"(GW II: 489) erklärt, was die Grenze zwischen Leben und Tod wiederum aufhebt. Erst diese erweiterte Welt hat die Aussicht auf ein Weiterbestehen.
Else Buschheuer hat 2000 mit "Ruf! Mich! An!", Charlotte Roche 2008 mit "Feuchtgebiete" ein sogenanntes Skandalbuch veröffentlicht. Beide Romane wurden von der Literaturkritik meist auf eher fragwürdigem Niveau diskutiert. Der Aufsatz sucht Gründe für die oberflächlichen Urteile und stellt heraus, wie beide Romane gängige literarische Muster entgrenzen und damit Erwartungen an literarische 'Hochkultur' unterlaufen. Beide Autorinnen werden der TV-Kultur zugeordnet, was zusätzlich nicht der Vorstellung vom (männlichen) Dichter entspricht und Vorbehalte der Kritiker zu wecken scheint, die über solchen personenbezogenen Vorurteilen eine angemessene Auseinandersetzung mit den Werken unterlassen und damit Ausgrenzungsprozessen Vorschub leisten.
Hermaphroditismus stellt einen in der wissenschaftlichen Praxis kontroversiell diskutierten Gegenstand dar. Während die Medizin Hermaphroditismus als Aberration wertet, der therapeutisch im Sinne einer geschlechtlichen Vereindeutigung entgegengewirkt werden muss, feiert die poststrukturalistische Theoriebildung Hermaphroditen als Phänomen der Grenzüberschreitung und Sinnbild der Auflösung starrer (Geschlechter-)Dichotomien. Der Literatur kommt in diesem Sinne eine re-integrierende Funktion zu: Im Sinne eines Interdiskurses werden Elemente verschiedener Diskurse um das Thema aufgenommen und kritisch beleuchtet. Ziel des folgenden Beitrages ist es, mittels einer exemplarischen Lektüre von Ulrike Draesners Roman "Mitgift" aus dem Jahre 2002 zu zeigen, auf welche Weise das Thema des Hermaphroditismus in der Literatur des 21. Jahrhunderts verhandelt wird. Hauptaugenmerk der Lektüre soll dabei auf die narrative Konstitution des hermaphroditischen Körpers gelegt werden.
Der Beitrag widmet sich der literarischen Figur der alten Frau in Stifters Erzählungen "Das Haidedorf" (1844) und "Kazensilber" (1853). Im Fokus der Analyse steht ihr Dasein als Grenzgängerin zwischen narratologisch und topographisch entfalteten Dichotomien. Die Grenzziehungen zwischen diesen Gegensätzen, gerade in Bezug auf Natur und Kultur für das Stiftersche Werk häufig untersucht, verwischen bei genauer Betrachtung der Erzählungen. Die Großmutter, so die These dieses Aufsatzes, agiert zwischen den Bereichen und schafft auf diese Weise eine Zwischenwelt. Durch die Binnengeschichten in den beiden Erzählungen und die topographischen Gegebenheiten in "Kazensilber" und "Haidedorf" lässt sich diese These verifizieren.
Eine Grenzszene eröffnet Peter Handkes Erzählung "Die Wiederholung". Ihr junger Held, Filip Kobal, begibt sich 1960 von Österreich nach Jugoslawien, auf eine Spurensuche nach seinem seit dem Zweiten Weltkrieg dort vermissten Bruder, eine Szene, die gleich zu Beginn die Vieldeutigkeit des semantischen Feldes 'Grenze' entfaltet: mit dem Eintauchen in den literarischen Text und der Grenzüberquerung beginnt der Aufenthalt in einem unbekannten Land und in einer neuen Sprache. Als Abkömmling der Kärntner Slowenen siedelt Filip Kobal im 'Dazwischen' der Nationen, wie sein Erfinder Handke, der von sich selbst einst sagte, er "lebe nur von den Zwischenräumen". In unserem Beitrag wollen wir die Funktion und das Potential dieser Zwischenräume in "Die Wiederholung" in ihren kulturellen und poetologischen Zusammenhängen untersuchen und, mit dem begrifflichen Rüstzeug unserer Lektüre des französischen Philosophen Gilles Deleuze, zeigen, dass sie Teil einer poetischen Strategie sind, die als 'littérature mineure' bezeichnet werden kann.
Die Forschung verortet Hebbels erstes Drama "Judith" im Spannungsfeld zwischen der Philosophie Hegels und Schopenhauers bzw. dem Denken Freuds, zwischen einem idealistischen Diskurs, der dem Geist in gesellschaftlichen Verhältnissen den Vorrang gewährt, und einer modernen Perspektive, die dem Willen das Primat vor der Ratio zuerkennt. In Abgrenzung zur dominierenden Forschungstradition wollen wir die These vertreten, dass die vor allem in der Figur des Holofernes verkörperten Willenskräfte nicht irrational sind und keiner Sublimierung bedürfen, da sie einer klar erkennbaren Eigenlogik folgen. Ausgehend von einer Dekonstruktion der Hegel‘schen Dialektik von Herr und Knecht soll vor dem Hintergrund von Nietzsches Logik der Willen-zur-Macht die moderne Rationalität der Philosophie von Holofernes aufgezeigt werden. Die Lektüre wird dabei von der von Bataille und Derrida in die Diskussion eingebrachten Differenz zwischen Souveränität und Herrschaft geleitet.
Der vorliegende Aufsatz will im Fragment "Der Rabbi von Bacherach" von Heinrich Heine, erschienen 1840, die Problematik der kulturellen Hybridität am Beispiel der Protagonisten Rabbi Abraham und Ritter Don Isaak Abarbanel diskutieren. Meine Überlegungen gehen dahin zu zeigen, dass Heine in diesem Fragment das Christliche und das Jüdische so dargestellt hat, dass die Möglichkeit einer binären Trennung zwischen beiden Räumen unmöglich wird. Aus seiner Inszenierung des Dialogs zwischen dem anscheinend orthodoxen Juden Abraham und dem konvertierten Juden Abarbanel geht hervor, dass der Kontakt mit dem Fremden immer mit einer Veränderung des Eigenen einhergeht.
Ein Schtetl in der Stadt – Jüdische Identitätsräume in Texten von Martin Beradt und Sammy Gronemann
(2010)
The concern of this thesis is a discussion of the way German-Jewish identity manifests itself in two literary texts before and after 1933. Using the examples of Sammy Gronemann’s novel Tohuwabohu and Martin Beradt’s Die Straße der kleinen Ewigkeit, it offers a textual analysis of two works which share close connections in terms of subject matter, style, and their respective authors’ background, but are historically divided by the fundamental experience of the rise of National Socialism in Germany.
I argue that space is a crucial factor through which identity is constituted in each text, both of which use and partially subvert the romanticized image of the Eastern European shtetl brought to Germany by authors such as Arnold Zweig in the aftermath of World War I. Space in this context always has a twofold quality to it. It functions as a space of identity, but also as a space of identification through which a group of people label others as either belonging or not belonging to a specific space. Furthermore, both texts reject monolithic definitions of Jewish identity, emphasizing instead the diversity of Jewish life in Europe before the Rise of National Socialism.
Nach einer kurzen Einführung wird das Untersuchungsgebiet im Südteil von Sachsen-Anhalt umgrenzt. Bei den Untersuchungen konnten 15 Characeen-Arten nachgewiesen werden. Darunter waren mit Chara braunii und Nitella syncarpa zwei Arten für die aus Sachsen-Anhalt noch keine sicheren Nachweise vorlagen. Die Häufigkeiten der einzelnen Sippen werden in einer Tabelle und die Artenzahlen in einer Karte dargestellt. Für die seltenen Arten werden die konkreten Fundorte genannt.
Translation is an intercultural and literary process. The intertextuality of each literary translation depends on the difference of the cultural context. It is important to respect a double difference, on the one hand the poetic and on the other hand the cultural variance. This is the result of many theories on current translations. George Steiner and Peter Utz are of the opinion that we can compare translations with interpretations of fiction because both are not completed and time-dependent. The process of interpretation of fiction as well as the translation are both parts of a hermeneutic process. The only difference is that the translation represents the meaning of the original of the fiction whereas the interpretation creates and documents a reading process.
The argument that worldwide globalization will lead to a cultural homogenization is rarely acceptable for literary translation. German authors are still translated into Turkish, and the classics are retranslated. In view of Translation Studies, retranslations are very interesting because for being justified they are required to be superior to previous translation(s). This challenge is especially immense if it is the translation of an author like Heinrich von Kleist, whose narrative language is not only well-known but also exceptional. The aim of this study is to analyze the individual strategies of the Turkish translators and to demonstrate on examples whether they had been successful on their aim to satisfy Kleist’s specific literary style. The study is done on the example of the novella “Die Marquise von O...” (1808). For the analysis, the translations of Melâhat Togar (1952), Alev Yalnız (1992) and Ayalp Talun İnce (2004) are examined with regard to their distinctive strengths and weaknesses.
In den letzten Jahren hat es sich durch die Globalisierung bemerkbar gemacht, dass heute die Grenzen zwischen verschiedenen Wissenschaftszweigen sowie Literatur, Kultur und Politik aufgehoben wurden. Die Globalisierung verursachte daher eine unaufhörliche Ausweitung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Unter dem Lichte des oben angeführten verdichteten sozialen Beeinflussungsprozesses erreicht der Zeitmensch eine neue d.h. zeitgemäße Wahrnehmungswelt, die zur Globalisierung parallel lief. In diesem Zusammenhang habe ich die inhaltlichen Gemeinsamkeiten der problematischen Seelenzustände in Bezug auf Individualproblematik der betreffenden Texte „Ist Es Eine Komödie Ist Es Eine Tragödie?“ von Th. Bernhard (1931-1989) und „Die Oper Auf Der Strasse“ von S.K. Aksal (1920-1993) in die Hand genommen. Das Ziel des Beitrags ist es, die sinnlosen und problematischen Lebensabschnitte in den oben genannten Kurzgeschichten aus der Sicht des fähigen und talentierten Lesers zustande zu bringen und erst durch die interkulturellen Zusammenhänge die gemeinsamen Menschen- und Zeitfragen durch die kritische Lektüre der Texte dem Leser nahe zu bringen. Meine Arbeitsmethode ist eben deswegen Leserorientierte, psychoanalytische Annäherung und Komparatistik als Untersuchungsform.
The life of humans goes on through the coincidence of time and space. Every human has a different environment in life. According to Otto Friedrich Bollnow, humans can have prosperous and healthy life if they set up a balance between their lives in and outside their homes. This idea has been confirmed in the German author Herrad Schenk’s ,,Am Ende” and the Turkish author Orhan Pamuk’s ,,Die Geschichte des Prinzen” (,,Das schwarze Buch”) . It is the aim of this study to examine comparatively this balance expressed in both books.
“Translational turn” in the cultural studies and “the cultural turn” in the translation studies show that the term “culture” is very important in the literary translation. The key terms of a foreign culture play a great role in literary translation because of the intercultural dialogue. The translator must pay attention to the clash of cultural terms in the literary texts and in the translation. The literary translation helps to understand between cultures if it carefully handles the cultural terms of a foreign culture which is translated into a target culture. The cultural terms which belong to Turkish culture are to be understood by the readers of the target culture. As readers, we must read the literary texts with a “thick description” and we hope the literary texts help intercultural dialogue if they are translated into a foreign culture. The translator must see the cultural terms diachronically and synchronically.
Despite the everyday presence of disasters in the media and a growing number of disaster movies made in Germany, there is only a small amount of disaster literature in contemporary German writing. This article aims to explore, how disasters are enacted in different ways in contemporary novels, film and media in German language by comparing Frank Schätzing’s beststeller “Der Schwarm”, Tomas Glavinic’s “Die Arbeit der Nacht” and the movie “Die Sturmflut.”
The article shows that Heinrich Rückert is one of the most interesting voices within the corpus of texts showing German encounters with Islam in the 19th century. While actual reflections on the European and American relation to Islam are largely influenced by a point of view stressing a “Clash of Civilisations” (Samuel Huntington), especially after 9/11, Rückert's occupation with the texts and poems of Mevlana Rumi shows that the humanistic and poetic implications of Rumi’s work helped Rückert to find a poetic language that placed itself in the tradition of Goethes’s “West-östlicher Divan” and a German pantheism that is to be seen in the context of the “Spinoza renaissance” at the beginning of the 19th century. Islamic culture is in Rückert’s work a part of the heritage of mankind and of a humanism that goes far beyond the limits of eurocentrism.
In Turkey currently there are about 20 Translation Studies departments with over 4000 students in six different languages. All these departments generally include a final project in their curriculum in the last two semesters, where the students have to prove their translation competence. In the literature and at the web sites of the Translation Studies departments in Turkey and abroad there is very little teaching material about these final projects while these projects are invaluable for the prospective translators. Therefore these projects have to be arranged as very functional, effective and representative of the translation reality. While the connection to the real translation market is assured, the students have to demonstrate their translation competence. Thus all Translation Studies departments have to consider these conditions and to organize this course under the real conditions of translation market and taking into consideration translation theory as well.
Literaturwissenschaft und Translation : die Notwendigkeit translationswissenschaftlicher Theorien
(2010)
Translation activity has been the analyzing object of various disciplines, particularly Linguistics and Literature for centuries. The attempts of these disciplines to explain translation activity have always been inadequate. Holmes has drawn the attention to these problems by his paper which he has delivered at a congress in 1972 and emphasized the necessity of a new discipline. In the light of these developments, translation studies emerged in 70's and brought along many discussions. These discussions have revolved around the attempts of literature and lingusitics to explain translation activity. Starting question of our study is as follows; "Do the literary theories adequate enough to justify translation activities?" As an answer to our prompting question, this study aims to verify that literary theories are inadequate to explain and justify translation activity.
The current article analyzes the film Der Himmel über Berlin (1987) with regard to its intermediality with literary texts. It has been suggested that Wenders’ film creates a stylistic world, both unique and provocative in its depiction of the relationship between words and images and between literature and media. More than twenty years after its first screening it continues to defy simple analysis. As a consequence, this article supports the employment of various studies to explain the aforementioned relationships, first by reviewing German theories of medial and historical transformations and then by detailing a multifaceted analysis of the film.
Das Wechselspiel von kulturellen und hermeneutischen Grenzerfahrungen bildet die wohl deutlichste Gemeinsamkeit zwischen Borges und Jarmusch: Beide Autoren verorten ihre Figuren in zahlreichen Erzählungen an der Schnittstelle verschiedener und bisweilen gegensätzlicher Kulturen und Lebenswelten, die sich im Inneren der Figur gegenseitig durchdringen. Während Borges vor allem in seinem Frühwerk kulturelle Grenzsituationen entwirft, die den Gegensatz zwischen der europäischen und kreolischen Kultur zum Ausdruck bringen, widmen sich Jarmuschs Filme insbesondere den kulturellen Spannungen in den Vereinigten Staaten. Doch gleichzeitig entwerfen sie die Utopie einer 'Hyperkultur', in der die Gegensätze zugunsten kultureller Synergien aufgehoben sind. Als kulturelle Grenzgänger oszillieren ihre Figuren auf einer Schwelle zwischen den Kulturen, die sich den agonal-dialektischen Gegensätzen kontinuierlich entzieht (vgl. Han 2005, 17). Gleichzeitig legen sie dem Phänomen der kulturellen Heterogenität eine Erzählstruktur zugrunde, die selbst von einer wesentlichen Ambiguität geprägt ist und die Dynamik kultureller Grenzerfahrungen überhaupt erst sichtbar macht. Borges' berühmte Erzählung 'El Sur' und Jarmuschs Kunstfilm 'Dead Man' offenbaren dabei erstaunliche strukturelle Gemeinsamkeiten.
Terry Eagleton stellt in seinem kleinen Büchlein über Shakespeare eine provozierende These hinsichtlich der Bedeutung der Hexen in 'Macbeth' auf: "The witches", so behauptet er, "are the heroines of the piece, […] however much the critics have set out to defame them" (Eagleton 1986, 2). Die Hexen sind die eigentlichen Heldinnen des Dramas - und das, obwohl, ja gerade weil sie als bloße Randfiguren in Erscheinung treten. Denn die Hexen werden in 'Macbeth' gezielt in einem Schwellen- und Randbereich der kulturellen und sozialen Ordnung plaziert - "its shadowy borderlands". Genauer: Als ambivalentes Grenzphänomen stellen sie das Funktionieren der kategorialen Oppositionen in Frage, die diese Ordnung begründen. Die Welt der Hexen ist keine böse und häßliche Gegenwelt zu der durch vernünftige Gesetze strukturierten, durch göttliche Autorität legitimierten Welt der Menschen. Vielmehr hebt sie den fundierenden Gegensatz zwischen gut und böse, schön und häßlich aus den Angeln: "Fair is foul, and foul is fair (1.1.12). Die Hexen in Macbeth sind Grenzwesen, die der Grenze zugleich ihre ordnende und unterscheidende Kraft rauben.
Tagungsbericht zu 'Die Räume der Mode'. Internationale Tagung der Universität Potsdam, Kulturforum Berlin, 5. bis 7. Mai 2010
Die von Gertrud Lehnert (Potsdam) im Berliner Kulturforum ausgerichtete Tagung 'Die Räume der Mode' (5.-7. Mai 2010) betrachtete aus kulturwissenschaftlicher und praktischer Perspektive das Wechselverhältnis von Mode und Raum.
In Javier Marias' Roman 'Tadas las almas' (1989), dessen Titel auf den Ort der Handlung, das Oxforder All Souls College, verweist, begrüßt der Portier Will den Ich-Erzähler jeden Morgen mit einem anderen Namen. Der fast neunzigjährige Portier wähnt sich nämlich, von Tag zu Tag wechselnd, in einer anderen Epoche seines langen Lebens und spricht den spanischen Gastprofessor dann jeweils als einen Kollegen aus jener Zeit an. So wird dieser innerhalb einer Woche für Will zu Personen aus den verschiedensten Jahrzehnten. Diese Verwechslungen führen zu dem Schluss, dass die Oxford-Professoren sich zumindest seit dem ersten Weltkrieg nicht verändert haben und letztlich austauschbar sind. Ganz anders verhält es sich mit den fünf Romanen, um die es im Folgenden geht: Sie sind alle in einer Epoche, nämlich in 'unserer postmodernen Moderne' entstanden, lassen sich unter dem Genre des Campusromans rubrizieren, weisen aber gleichzeitig derart eklatante Unterschiede auf, dass zunächst Kriterien bestimmt werden müssen, um einem solchen Vergleich Stringenz zu verleihen. Da der Publikumserfolg der als Beispiel ausgewählten Romane stark variiert - vom internationalen Bestseller über einen Goncourt-Preisträger bis zu einem nur in Erstauflage publizierten Buch - werden zunächst alle fünf in chronologischer Reihenfolge kurz vorgestellt. Es folgen einige Überlegungen zum Genre des Campusromans, um dann die Theorie der Intrige nach Peter von Matt zu applizieren und auf ihre Anwendbarkeit hin zu überprüfen. Abschließend werde ich die Funktion der Intertextualität in den einzelnen Texten untersuchen.
Ausgehend von zwei Punkten - die Gefühle als zentraler Inhalt dieser Werke und ihre spezifische aus dem Sujet hervorgehende Form - lassen sich Gemeinsamkeiten zwischen Ovid und Kluge beobachten, die die Substanz dieser Werke betreffen. Das bedeutet, wenn wir zunächst bei der Form bleiben, dass Ovids Werk keine Ganzheit ist, jedenfalls keine Ganzheit im traditionellen Sinn, und das bedeutet umgekehrt, dass Kluges Werk die 'disiecta membra' eines Ganzen entwirft, auf das es sich virtuell zubewegt. Die These ist, dass Kluges und Ovids Werk von derselben Formidee getragen ist und dass diese sich dieser Formidee lediglich von zwei verschiedenen Seiten nähern, Kluge von der Seite der modernen Kleinstform des Fragments, Ovid von der Seite der antiken Großform des Epos.
Daß in die Visionen des Jorge Luis Borges Reminiszenzen an Werke der bildenden Kunst eingeflossen sind, erscheint evident, wenn man etwa die Beschreibung der 'La biblioteca de Babel' (Borges 1989a, 465-471) mit den Kerkerphantasien Giovanni Battista Piranesis ('Carceri', 1745-1750) oder auch mit der Darstellung des Babylonischen Turmbaus (1563) durch Pieter Breughel d.Ä. vergleicht. Auch bestehen vielfaltige Beziehungen der Borges'schen Labyrinth-, Spiegel- und Doppelgängerphantasien zu Gemälden der Surrealisten sowie zu anderen Werken, insbesondere der modernen Kunst. Inzwischen hat Borges der bildenden Kunst gleichsam mit Zinsen zurückerstattet, was er ihr verdankt. Bildende Künstler verschiedener Stilrichtungen haben aus seinen Werken Anregungen bezogen, Borges'sche Visionen visualisiert, mit Gemälden, Photographien und Graphiken auf die Denkbilder des Argentiniers geantwortet.
In memoriam Gert Mattenklott
(2010)
Internationale sprachwissenschaftliche Konferenz "Korpuslinguistik Deutsch-Tschechisch kontrastiv" in Sambachshof und Würzburg, 06.-08. Oktober 2009 (Iva Kratochvílová, Norbert Richard Wolf)
"Tschechen und Deutsche im 20. und 21. Jahrhundert. Neue Sichtweisen auf alte Probleme." Deutsch-tschechisches Seminar in Sankelmark, 09.-11. Oktober 2009 (Jarmila Jehličková)
Von der Grenze zum Dazwischen. Ein tschechisch-österreichisches Projekt zur Grenze und der Veränderung ihrer Wahrnehmung in Wien, 9.-11. November 2009 und Brünn 7.-10. Dezember 2009 (Michaela Kropik, Katharina Wessely)
Bericht über den V. Germanisten-Kongress in Sevilla, 16.-18. Dezember 2009 (Fernando Magallanes)
Bericht über die Linguistik-Tage in Freiburg im Breisgau, 02.-04. März 2010 (Martin Lachout)
Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik. Bericht über die 46. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, 09.-11. März 2010 (Veronika Kotůlková)
"Mittlerin aus Europas Mitte" – 3. MGV-Kongress in Wien, 08.-10. April 2010 (Manfred Glauniger)
"Gedichte und Geschichte – Zur poetischen und politischen Rede in Österreich". Tagung der Franz Werfel-Stipendiaten und –Stipendiatinnen in Wien, 16.–17. April 2010 (Roman Kopřiva)
Binationales Kolloquium zur Problematik der Migrationsformen im 20. und 21. Jahrhundert in Geschichte und Kunst in Ústí nad Labem, 22.-24. März 2010 und Linz 04.-07. Mai 2010 (Jarmila Jehličková)
Ein "hinternationaler" Schriftsteller aus Böhmen: Dritte internationale Johannes-Urzidil-Konferenz in Ústí nad Labem, 05.-08. Mai 2010 (Vera Schneider)
"Wir sind Tschechinnen, wir schreiben Deutsch!" – Öffentliche Gesprächsrunde mit deutschsprachigen Autorinnen in Prag, 13. Mai 2010 (Jenifer Johanna Becker)
"Überkreuzungen. Verhandlungen kultureller, ethnischer, religiöser und geschlechtlicher Identitäten in österreichischer Literatur und Kultur." MALCA-Tagung in Wien, 22.-25. Mai 2010 (Daniela Drobna, Katharina Haderer, Natalie Lamprecht, Friedrich Teutsch, Esther Wratschko)
Wenn ich über Franz Liszt spreche, dann über jemanden, der einen zweischneidigen Ruf genießt: Einerseits ist Liszt der berühmteste Klaviervirtuose seiner Zeit (und vielleicht aller Zeiten), als Komponist jedoch rangiert Liszt für viele, als Verfasser von Ungarischen Rhapsodien und Liebesträumen, in einem Register, das man Gehobene Unterhaltungsmusik nennen könnte. Ich möchte Ihnen hier eine andere Komposition von Liszt vorstellen, keine Rhapsodie, keinen Liebestraum - oder vielleicht doch? -, ein Stück jedenfalls, zu dem sich viele Geschichten erzählen lassen. Eine davon ist tatsächlich eine Liebesgeschichte und zugleich die Geschichte eines Skandals.
Klassiker, Klassiker - und kein Ende? Dieser Eindruck mag einen dieser Tage beim Durchstöbern größerer Buchhandlungen beschleichen. Freilich, die Auswahl und Kanonisierung von Literatur in Leselisten, Lektüreempfehlungen und Lexika ist kein neues Phänomen. Doch seit einigen Jahren wird der Buchmarkt mit einer Fülle von reich illustrierten Klassiker- und 'must read'-Büchern überschwemmt, die sich vornehmlich an ein interessiertes Laienpublikum wenden. Neben dem Anstoß einer neuen Kanondebatte durch Ulrich Greiners Leitartikel in der 'Zeit' im Mai 1997 (Greiner 1997) scheint hier nicht zuletzt das Jahr 2000 ausschlaggebend gewesen zu sein; der Beginn des neuen Jahrtausends lädt offensichtlich ein zu einer Sichtung und Bewertung des bisher Geschriebenen: 2 Mehr als viereinhalbtausend Jahre Literatur und Schriftkultur - wenn man über das 'Gilgamesch'-Epos hinaus bis auf die ältesten sumerischen Schriftüberlieferungen zurückgeht - machen es dem Fachwissenschaftler, mehr noch den Studierenden der Philologien und wohl erst recht dem interessierten Laien nicht einfach, das Wesentliche aus der unendlichen Masse der schriftlichen Zeugnisse und literarischen Erzeugnisse auszuwählen. Angesichts einer täglich weiterwachsenden Bücherfülle scheint sich "die Sehnsucht nach einem festen Inventar" (Hage/Saltzwedel 2001, 208) herauszukristallisieren: Was bleibt, um mit Eduard Engel (1928) zu fragen, und hat über die Jahrzehnte und Jahrhunderte Bestand? Was ist mehr als eine dem Zeitgeist verpflichtete literarische Eintagsfliege und hat das Potential zum Klassiker?
Bei Thomas Brussigs Roman "Wie es leuchtet" (2004) wird die Wende 1989/1990 anhand der Veränderungen im Leben einer Vielzahl von Figuren geschildert, insbesondere die Spannung zwischen der Offenheit des ersten Momentes, die die Gestaltung hybrider Identitäten förderte, und der Macht der Ordnungsinstanzen, die sich um die Wiederaufstellung eines normativen Kanons bemühten. Die Abschnitte "Sprache" und "Körper" befassen sich mit einigen Formen der Hybridität, die im Roman gezeigt werden. Der darauffolgende Abschnitt "Der Westen" kommt fokussiert die Beschreibung des restaurativen, neukolonialen Prozesses, der bereits mit den Wahlen 1990 einsetzte, und sucht in Brussigs Text die Chancen einer gesamtdeutschen Identität.
Die Ausrichtung der Blicke : Aspekte des Schauens und Angeschaut-Werdens im Werke W. G. Sebalds
(2010)
In der Art und Weise, wie Sebald Melancholie bei sich als "emotionale Disposition" begreift, überträgt er in seine Prosa eine Vorstellung von Melancholie, die nicht als reaktiver Zustand zu verstehen ist [...], sondern analog zu Hildesheimer als ein konstitutioneller Zustand in Erscheinung treten soll, als ein der Literatur innewohnender Gestus. Melancholie dient dabei einer Fiktionalisierung und darf zugleich nicht fiktionalisiert werden. Melancholie kommt vielmehr subtil zur Geltung; im Blick der Augen, im Blicken der Figuren, im gegenseitigen, kontemplativen Anblicken und in den bildlichen Ausblicken, die die Fotografien gewähren. Diese in die Texte eingelassenen Bilder, die immer auch Blicke nach den ihnen ganz eigenen Regeln und Gesetzen preisgeben, funktionieren wie Fenster, die "unentbehrlichen Requisiten der Melancholie". Für den lesenden Betrachter bedeuten sie nur auf den "ersten Blick" äußerliche Aussichten, denn vielmehr bieten sie Einblicke in
das melancholische Wesen der Sebaldschen Literatur.
Wenn man die sieben Editionen ihrer großen Märchenausgabe miteinander vergleicht, so fällt auf, dass der Textbestand jedes Mal verändert und vermehrt sowie einzelne Stücke immer wieder überarbeitet wurden, dass es aber nicht nur quantitativ bedeutende Veränderungen, sondern auch qualitative Unterschiede zwischen der Erstauflage und den späteren Auflagen gibt (vgl. dazu die tabellarische Übersicht in Kinder- und Hausmärchen, hrsg. von Rölleke, 1994, Bd. 3: 545 – 558). Betrachtet man einzelne gestrichene Märchentexte näher, stellt man fest, dass es mehrere Gründe gab, aus denen sie die Brüder Grimm in spätere Auflagen nicht mehr aufnahmen. Es wurden vor allem die Märchen ausgelassen, welche ihnen zu deutlich aus fremdsprachiger Überlieferung stammten.
Ergebnis der Tagung, die am 11. und 12. Juni 2008 am Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Prešov anlässlich des 70. Geburtstages und 40. Dienstjubiläums von Prof. Šimon stattfand, ist auch ein Sammelband von 395 Seiten, der insgesamt 44 Beiträge umfasst, deren Verfasser in den Ländern Slowakei, Tschechien, Deutschland, Ungarn und Österreich im Bereich der Germanistik wissenschaftlich tätig sind. Die Laudatio und die darauf folgenden Notizen zur literaturwissenschaftlichen Germanistik in der Slowakei von Prof. Šimon leiten den Band ein und stellen in Kurzform nicht nur den unschätzbaren nationalen und internationalen Beitrag des Jubilars in den Bereichen der germanistischen Literaturwissenschaft und Translatologie vor, sondern beinhalten ebenfalls einige Anregungen von Prof. Šimon zur eigentlichen Definition, Bestimmung und zu den Realisierungsmöglichkeiten der Germanisten und germanistischen Literaturwissenschaftler in der Slowakei.
Vom 01. bis 04. September 2010 fand in Prešov die zehnte Tagung des Slowakischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes SUNG statt. Sie stand im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen wurde zum 10. Mal eine Konferenz des SUNG organisiert, zum anderen wurde die Veranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der zweitältesten Germanistik in der Slowakei am Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Prešov durchgeführt. Unter der Leitung der Tagungspräsidentinnen Júlia Paračková und Katarína Fedáková wurde die Tagung in Zusammenarbeit mit dem SUNG veranstaltet.
Beinah alle literarischen Werke Christa Wolfs werden von Reflexionen über das eigene Schreiben und die damit verknüpften poetologischen Probleme begleitet. Entweder sind diese Bestandteile des Textes (wie in Kindheitsmuster) oder sie werden in Form ergänzender Essays mit veröffentlicht. Auch das Lebens-Protokoll Ein Tag im Jahr liest sich wie ein Paralleltext zu dem schriftstellerischen Werk Christa Wolfs und gewährt einen Einblick in die vierzigjährige Entwicklung der Autorin. Die theoretische Auseinandersetzung mit einem Stoff dient Christa Wolf vor allem dazu, für die eigenen politischen und persönlichen Erfahrungen die angemessene literarische Ausdrucksweise zu finden.
Im Folgenden sollen die Autorenpoetik Christa Wolfs und die in ihrem Gesamtwerk geltenden Konstanten beschrieben werden. Außerdem wird darauf eingegangen, wie sich die Veränderung des eigenen Seh-Rasters4 auf ihr Schreibkonzept ausgewirkt hat.
Uwe Timm and Robert Schiff have both written an autobiographical text dealing with the premature death of an elder brother who was a combattant in the Waffen-SS in their childhood. Despite the frappantly similar biographical constellation, there are differences in narrative technique and thematical focus that stem from their respective sociocultural context. The analysis shows that Timm is in many ways a representative author of the German ‘68 generation that critically reevaluates the attitude of their parents during the national socialist period and points to omissions and falsifications in the oral family history, while the narration of Schiff, an emigrated author born in the pre-war milieu of the German minority of Southwest Romania, is mainly a reconstruction of the impact of big history on his childhood and thus also the effort to conserve the memory of a world that has passed away and to reconcile himself with the experience of loss.
The Chair of German Philology at the University of Sibiu delivered literary-historical studies on themes of the German Literature in Romania for several years. Together with the Forschungszentrum für Sozialwissenschaften (Research Centre for Social Studies), together with the local agency of the Romanian Academy Bucharest, denominated the Institute for Social and Humanistic Researches and together with other Chairs of the country there have been envisaged and performed community projects.
The contributor gives information on such projects on the basis of his knowledge of the involved staff, from the overview of agreements, methods and balances.
Die Wende 1989 in Joachim Wittstocks Erzählung "In der Nachbarschaft. Von der Schwäche der Macht"
(2010)
The present article deals with Joachim Wittstock’s story In der Nachbarschaft. Von der Schwäche der Macht. Wittstock’s narration presents in the form of a diary the upheaval of 1989 in Sibiu, Romania. We try to analize the story in a wider context, as we consider that the changes of 1989 in Eastern Europe cannot be judged only within the context of their own country, they have to be judged against the European context. Overcoming dictatorship in 1989/91 in East-Central Europe can be regarded as a culturally formative era border; through the restoration of freedom there was a change within all societies of the former Soviet bloc.
How the Romanian Revolution is depicted in Wittstock’s text will be discussed in the following article. The importance of the text for the consolidation of the collective and cultural memory is also an issue stressed in the present analysis.
The poetic oeuvre of Franz Hodjak takes an intermediate position between modernism and postmodernism. While his early works show the influence of German modernist poetry (Georg Trakl, Bertolt Brecht), the poems of his last volume, entitled Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt (2008), show most clearly the approach to postmodernism. The ironic, sarcastic tone, the robust and acrobatic language as well as the rebellion against all conventional poetical structures are amplified in these poems. Besides ontological questions regarding identity, the borderline status between two worlds – neither of them a home –, also the banalities of everyday life are treated sometimes in an elated tone, sometimes almost parodied.
: The concept of the foreign view is a recurring theme throughout all of Herta Müller’s prose. This kind of view derives from her biography. Certainly an unique biography but it is also transferable to many other people. Expressions like „remaining in order to leave“ or „arrived, but long not here“ become guidelines of leaving and arrivals or non-arrivals. The individual acts in-between languages, worlds and in-between cultures. Identity has to change continuously, as it is always in a process.
Wilfried Sauter beschäftigt sich mit der Frage des staatlichen Strafsystems im Vormärz und ordnet diese Diskussion in den Kontext von Gesellschaftsvorstellungen des politischen Liberalismus ein. Er führt am Beispiel der Lebensgeschichte demokratischer Revolutionäre wie Otto von Corvin, August Röckel, Otto Leonhard Heubner, Julius Füeßlin, Theodor Mögling, Gottfried Kinkel, Georg Friedrich Schlatter und August Peters, die wegen ihrer Teilnahme an den revolutionären Bewegungen des Jahres 1849 zu Zuchthausstrafen verurteilt worden waren, vor, wie diese mit den Bedingungen ihrer langjährigen Haft umgingen und in Veröffentlichungen darstellten. Die Umstände des Strafvollzugs, wozu insbesondere die Schreibbedingungen gehörten, und die Reformbemühungen, etwa zur Einzelhaft, sind konsequenterweise Thema jener bereits im Gefängnis entstandenen oder viele Jahre später erschienenen Schriften, die sehr unterschiedliche Funktionen übernehmen, von der Rechtfertigung über den Dank an Freunde bis hin zur Rechtskritik.
Gutachterlichkeit
(2010)
Michael Niehaus bezeichnet mit dem Begriff der Gutachterlichkeit die Sprechweise, in der sich die Subjektposition des Gutachters niederschlägt. Er skizziert und diskutiert den kriminalpsychologischen Diskurs über die Zurechnungsfähigkeit des Täters, insbesondere auch den Ansatz von Johann Christian August Heinroth. Die Logik der Textsorte Gutachten im Vormärz betrachtend, stellt Niehaus Ähnlichkeiten zur literarischen Fallgeschichte fest. Dies wird am Beispiel der Darstellung einer Giftmischerin in der "Geheimräthin Ursinus" aus dem "Neuen Pitaval" und am Fall Woyzeck vorgeführt. Es zeigt sich, dass die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit des Täters das Literatur- mit dem Rechtssystems verbindet, insofern Gutachten dazu tendieren, den Delinquenten nicht nur hinsichtlich seiner Zurechnungsfähigkeit im Augenblicke der Tat zu beurteilen, sondern auch hinsichtlich seiner Verantwortlichkeit für seine Lebensführung, die zu der Tat geführt hat. Die Gutachten werden dann geradezu literarisch, während die Literatur gutachterlich wird.
Holger Steinberg und Sebastian Schmideler stellen zum Fall Woyzeck die Gutachten und die Urfassungen der beiden Todesurteile des Schöppenstuhls, die wichtigste juristische und medizinische Diskussionsgrundlage des gesamten Prozesses, vor. Die Todesurteile sowie die Gutachten, darunter jenes des Stadtphysikus' Johann Christian August Clarus, werden medizin- und insbesondere psychiatriehistorisch eingeordnet. Bemerkenswert ist das Sondervotum des Kronprätendenten Friedrich August von Sachsen, der Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit Woyzecks hegt und die Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange Zuchthausstrafe fordert. Schließlich wird das im Prozess entscheidende Dokument, das bis vor kurzem verschollen geglaubte, aber in einer Abschrift in der Universität Leipzig Gutachten der Medizinischen Fakultät diskutiert. Die beschriebenen Dokumente geben Einsicht in die Diskussion um das Verhältnis von Recht, Publizistik/Literatur und Gesellschaft in den 1820er Jahren - löste der Fall Woyzeck doch eine von der medizinischen, juristischen und politischen Fachöffentlichkeit heftig geführte gesellschaftliche Debatte aus, zu deren Rekonstruktion die im Beitrag stattfindende Darstellung der Archivmaterialien beiträgt.
Schwerpunktthema des vorliegenden Jahrbuches des FVF ist das Verhältnis von Literatur und Recht im Vormärz, ein seit den Anfängen der Vormärzforschung zentraler und kontinuierlich bearbeiteter Problemaufriss mit hoher Relevanz für das Verständnis der Literatur nach den Karlsbader Beschlüssen vom 20. September 1819. Die hier versammelten Beiträge stehen daher einerseits in der Kontinuität bisheriger Beschreibungsmodelle vormärzlicher Literatur. Sie beschreiten andererseits neue Wege, insofern sie das traditionell auf die Zensur fokussierte Interesse am Verhältnis von Literatur und Recht erweitern. Sie knüpfen zudem an die vielfältigen Studien zu den Wechselbeziehungen zwischen Recht und Literatur im Allgemeinen an, die in den letzten Jahren unter dem anregenden Impuls der "Law-and-Literature"-Bewegung in den Literatur- und Geisteswissenschaften ein besonderes Interesse hervorgerufen haben. Es ist folgerichtig, dass das FVF auch diese Ansätze aufgreift, abwägt und für seinen Gegenstand fruchtbar macht.
The present approach deals with an almost forgotten aspect of the oevre of Ludwig Hesshaimer, primarily known and appreciated for his drawings. Hesshaimer is nowadays known for his drawings and paintings from World War I. He also was very well known at his time as president of the Austrian Association of Philatelists. This approach starts with a brief biography, presenting the historical and family background of Hesshaimer, in order to position his work into the literary and historical context of the time. The second part of the present text refers to his autobiographical book Miniaturen aus der Monarchie printed in 1992 under the supervision of Hesshaimers daughter and granddaughter. Then it focuses on the analysis of his three stories about artists that are considered of general interest because they are almost unknown being published just once in 1928. Applied to the most interesting story Der nackte Fuß (The naked foot) follows an analysis of the stylistic phenomenon known as ekphrasis, which is a literary description of works of art.
The novel written by the priest Schlattner, a Romanian born citizen of German origin, caught the attention of the German speaking world in 1998, the year of its publication. This novel describes the Saxon nation in Transylvania before World War II with its way of living, education, church, preachers and teachers, traditions and habits. The action takes place on August 23, 1944 when Romania turns against Germany. The story-teller, a teenager, remembers aspects of his family, which are the same with those of the whole community. The family stands for the whole community. Three generations are living under the same roof, which is typical for the middle class. Grandparents, parents and children are members of the same community, but they do not share the same beliefs. These characters are representatives of their own history and of the period of time when they lived. The grandparents had the opportunity to live in Hungary and also in Italy, but they chose to return to Transylvania. The parents are very different one from another. The mother stays at home and looks after the children. The father is a business man who has to support the family, but also to survive with his small family business on an insecure market. He is a typical example of an open-minded man without prejudices. The five children are of different ages, therefore with different preoccupations. Felix, the story-teller, is quite interesting for the reader. He tries to live in a community full of traditions, but also wants to stand up to the demands of the time. He works as a horde leader in the local Hitler-organization, but he fails. The servants also live in the same house, but they do not belong to the family. Nobody knows their last names, but without them the family wouldn’t be able to live properly. The essay ends with a conclusion about the narrator’s family, which can be seen as a model. Such families actually existed in small towns. Schlattner wrote this story in order to inform the next generations about their history and to reinforce the idea that the Saxon world as we knew does no longer exist.
The search for footing can be thought of as an essential human experience. Joachim Wittstock’s essays published in the anthology Einen Halt suchen reveal not only the socio-political repercussions of this pursuit but also establish its phenomenology and morphology. In my paper I will focus on the link between the search for footing and the mortal condition, thus demonstrating how the true nature of this pursuit for existential stability and security can be understood as life’s aversion towards death.
Zum Quellenwert deutscher Sprachzeugnisse aus Südosteuropa für die Sprachgeschichte des Deutschen
(2010)
The history of the German language is not described adequately by the classification into Old, Middle High, Early New and New High German. Looking at regional varieties shows the simultaneous existence of older and newer manifestations in the language. Examples of older Transsylvanian writings and Danube-Swabian dialects from Romania and Hungary show how German varieties of South-Eastern Europe can be used for a more profound understanding of the history of the entire German language.
Impressionen (Sommer 1925)
(2010)
Rilke in meiner Familie
(2010)
Als Rilke starb, war ich neun Jahre alt. Mein Vater war Franz Hessel, ein Dichter, ein Schriftsteller und ein großer Übersetzer. Er hat Marcel Proust ins Deutsche übersetzt, eine große Balzac-Ausgabe betreut und war dem Rowohlt-Verlag jahrelang verbunden. Es ist mir aufgefallen, dass seine Generation ungefähr die Generation von Rainer Maria Rilke ist, und im Zusammenhang mit Rilke denke ich an drei, vier weitere Menschen aus dieser Generation, die mit meinem Vater in Verbindung standen.
Begegnung mit Rilke 1925
(2010)
Rainer Maria Rilke hatte die Prinzessin Marthe Bibesco (1888-1875) am 23. Januar 1925 in ihrer Pariser Wohnung besucht. Anlaß war die Rückgabe eines Bändchens von Racines Werken. Die Prinzessin hatte es während des Ersten Weltkriegs bei einem Besuch der Fürstin von Thurn und Taxis in ihrem böhmischen Schloss Lautschin aus der Bibliothek ausgeliehen und auf eine Gelegenheit gewartet, das Werk zurückgeben zu können. Nun sollte Rilke der Überbringer sein. Die französische Schriftstellerin und Tochter des rumänischen Außenministers Jean Lahovary hatte ihre Erinnerung an den Besuch im Oktober 1951 formuliert. Rilke hat ihre Werke mehrfach empfohlen.
[...]
Der französische Literaturkritiker und Übersetzer Charles Du Bos (1882-1939) aus dem Umkreis der Zeitschrift "Nouvelle Revue Française", ein Bekannter von Rudolf Kassner, hatte sich seit 1923 für Rilkes Werk begeistert. In seinem Journal hielt er den Eindruck eines Besuchs fest.
Wahrnehmen wahrnehmen, das Sehen sehen - solche Wendungen gehören mittlerweile zum Jargon des (radikalen) Konstruktivismus und der Systemtheorie ebenso wie zum universitätsgeschulten Kunstjournalismus und klingen so vertraut, als ob sie immer schon dagewesen wären. Dabei haben diese Konzepte ihre Geschichte, die um 1900 beginnt. Mit dem Dreieck, das der Biologe Jakob von Uexküll, der Mathematiker und Phänomenologe Edmund Husserl und Rainer Maria Rilke bilden, ist zu zeigen, daß es mehrere Disziplinen waren, die sich um das Problem der Wahrnehmung gekümmert haben - alle drei sind noch obendrein geschult am erkenntniskritischen Werk Kants, das sie mehr oder weniger gründlich kennen und das immer wieder anklingt. Im Zentrum steht dabei die Frage der Wahrnehmung von Welt und der Ausbildung eines symbolischen Zwischenraums, der Kunst sein kann - und den man im Projekt des "neuen Sehens" von unterschiedlicher Seite aus konstituieren möchte. Die 'Neuen Gedichte' erscheinen dann in einem Commercium vielfältiger Wissensgebiete, die Rilke auch sucht, um der Skepsis gegenüber dem eigenen Ausdruckmedium zu begegnen. Aus diesen Kontexten heraus sollen nicht nur Begriffe des "sachlichen Sagens" und "neuen Sehens", sondern einige Charakteristika dieser selbstbezüglichen, antimimetischen Wortgebilde kommentiert werden, die trotz aller Selbstreferenz der Eigenwelt durchaus auf eine Umwelt gerichtet sind und an einer Zwischenwelt zur Wirklichkeit arbeiten.
Rita Rios' Essay befaßt sich mit Rilkes Verhältnis zu Paris im Lichte seines ersten Nachkriegsbesuchs im Jahre 1920. Vor allem geht es ihr um den Aufenthalt selbst, um die Motivation Rilkes, sich auf den Weg nach Paris zu machen. Seit dem Kriegsausbruch besaß er nichts mehr in dieser Stadt; die Unruhe ständiger Ortswechsel verursachte ihm Unbehagen und er befand sich bereits auf der Suche nach einem dauerhaften und ländlichen Wohnort. Sein Entschluß zur Reise läßt sich nur aus dem Wunsch erklären, durch den erneuten Aufenthalt in der französischen Hauptstadt noch ein Mal in den Schaffensfluß einzutauchen, der ihm zur Zeit der Neuen Gedichte vergönnt war. Rilkes Glaube an die stimulierende Macht dieser Stadt wird im Kontext des allgemeingültigen, mythologisierten Bildes von Paris leichtverständlich. Rios beschränkt sich darauf, auf Rilkes eigene Vorstellungen von dieser Stadt einzugehen. Ihre Gedankengänge verknüpfen biographische, historische und literarische Fakten, womit sie mehr Klarheit über diesen Zeitraum in Rilkes Leben gewinnen möchte. Diese Lebensphase ist - wie sie zu zeigen versucht - auf unterschiedliche Weise für den Schriftsteller der Duineser Elegien entscheidend.