Refine
Year of publication
- 2010 (1746) (remove)
Document Type
- Article (567)
- Doctoral Thesis (276)
- Part of Periodical (216)
- Part of a Book (208)
- Contribution to a Periodical (144)
- Review (117)
- Book (88)
- Report (37)
- Working Paper (37)
- Conference Proceeding (12)
Language
- German (1746) (remove)
Has Fulltext
- yes (1746) (remove)
Keywords
- Filmmusik (95)
- Deutsch (64)
- Literatur (39)
- Rilke, Rainer Maria (36)
- Rezension (22)
- Deutschunterricht (21)
- Übersetzung (21)
- Film (18)
- Fremdsprachenlernen (17)
- Rezeption (16)
Institute
- Präsidium (235)
- Medizin (177)
- Extern (149)
- Gesellschaftswissenschaften (71)
- Geschichtswissenschaften (46)
- Biowissenschaften (43)
- Biochemie und Chemie (39)
- Kulturwissenschaften (38)
- Rechtswissenschaft (32)
- Pharmazie (27)
Behaviorale und neuronale Effekte eines Emotionserkennungstrainings bei Autismus-Spektrum-Störungen
(2010)
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Wirksamkeit eines computerbasierten Emotionserkennungstrainings bei Personen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) zu überprüfen. Dies geschieht durch den Vergleich einer mit dem Frankfurter Training des Erkennens von fazialem Affekt (FEFA) trainierten und einer nicht trainierten Personengruppe mit ASS. Das FEFA ist das einzige deutschsprachige Emotionserkennungstraining, das mit dem Ziel entwickelt wurde, die Erkennung von Basisemotionen in Gesichtsausdrücken bei autistischen Menschen zu verbessern. Da ASS mit deutlichen, nicht ursächlich behandelbaren Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation einhergehen, bieten übende Verfahren eine Möglichkeit, soziale Fertigkeiten aufzubauen und die Symptomatik abzumildern. Das Erkennen emotionaler Zustände anderer Personen stellt eine relevante Basisfähigkeit für angemessenes sozial-kommunikatives Verhalten dar. Autistischen Personen gelingt die Emotionserkennung oft nicht und es gibt Hinweise, dass sie emotionale Gesichtsausdrücke neuronal anders verarbeiten als nicht autistische Menschen. Daher werden in dieser Studie neben Testverfahren zur Emotionserkennung funktionelle Bildgebungsverfahren (fMRT) eingesetzt, um neuronale Aktivierungsmuster mitzuerfassen. Die Studie gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird ein Querschnittsvergleich durchgeführt, bei dem die Emotionserkennungsfertigkeiten durchschnittlich begabter Personen mit ASS (n=40) sowie deren neuronale Aktivierungsmuster bei der Wahrnehmung emotionaler, fazialer Reize mit denen einer, nach Alter und nonverbaler Intelligenz parallelisierten, unauffälligen Kontrollgruppe (n=26) verglichen werden. Diese Vergleiche zeigen, dass der ASS-Gruppe in den verwendeten Emotionserkennungstests deutlich weniger korrekte Zuordnungen gelingen als der unauffälligen Kontrollgruppe. Darüber hinaus weist die ASS-Gruppe auch in einem Gesichtererkennungstest und einem Wortschatztest gegenüber den unauffälligen Kontrollen Beeinträchtigungen auf. In fMRT-Aufgaben zur impliziten Emotionserkennung ist bei den unauffälligen Kontrollen eine Mehraktivierung in neuronalen Arealen, die mit sozial-emotionaler Reizverarbeitung in Zusammenhang stehen, feststellbar, und zwar im fusiformen Gyrus, der Amygdala und auch im dorsalen lateralen präfrontalen Kortex. Bei Aufgaben zur expliziten Emotionserkennung und der Wahrnehmung neutraler Gesichter bestehen keine Unterschiede in den neuronalen Aktivierungen zwischen den Gruppen in den interessierenden Regionen (Regions of Interest). Der zweite Teil der Studie umfasst die Trainingsevaluation. Hierzu wird das FEFA-Training mit 15 autistischen Personen in acht Einzelstunden innerhalb eines Zeitraums von fünf bis sechs Wochen durchgeführt. Die parallelisierte ASS-Kontrollgruppe besteht ebenfalls aus 15 Personen, die keine Intervention erhalten. Die vor dem Training (bzw. der Wartezeit) erfassten Emotionserkennungsfähigkeiten und neuronalen Aktivierungsmuster werden mit den unmittelbar nach dem Training (bzw. der Wartezeit) erhobenen verglichen. Zudem werden zu einem dritten Messzeitpunkt, etwa vier Wochen nach Beendigung des Trainings, die Testleistungen der beiden ASS-Gruppen einander erneut gegenüber gestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die trainierte ASS-Gruppe in allen verwendeten Tests zur Erkennung von Basisemotionen deutliche, stabile Verbesserungen erreicht, die mit einer Mehraktivierung im fusiformen Gyrus und der Amygdala bei Aufgaben zur impliziten Emotionserkennung einhergehen. Keine Verbesserungen werden bei der Erkennung komplexer emotionaler und mentaler Zustände sowie in der, von den Eltern eingeschätzten, affektiven Reaktivität im Alltag erzielt. In einem visuellen Gedächtnistest und einem Konzentrationstest, die zur Kontrolle der Spezifität des Trainings zu allen Messzeitpunkten angewendet werden, sind keine Verbesserungen in der trainierten ASS-Gruppe feststellbar. Somit kann davon ausgegangen werden, dass keine emotionsunspezifischen Fertigkeiten trainiert wurden. Das FEFA-Training wird von den Teilnehmern hinsichtlich des Ablaufs und des subjektiv erlebten Behandlungserfolges als überwiegend positiv bewertet. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Anwendung des FEFA-Trainings über einen relativ kurzen Zeitraum bei autistischen Personen mit normativer Intelligenz die Emotionserkennungsleistung verbessert, allerdings sind darüber hinaus weitere Interventionen erforderlich, um einen Transfer in den Alltag zu ermöglichen.
Einleitung: Es kommt immer wieder vor, dass Patienten mit Schmerzen in der Brust, im Arm oder Rücken, mit Übelkeit oder anderen Symptomen eines möglichen Herzinfarktes zu ihrem Hausarzt oder dem Notärztlichen Dienst gehen und mit einer falschen Diagnose und der damit verbundenen falschen medizinischen Behandlung nach Hause geschickt werden. Tritt dann aufgrund solch einer fehlerhaften Diagnose der Tod ein, stellt sich hinterher die Frage warum der Herzinfarkt nicht schon früher erkannt wurde und ob eine fachgerechte, rechtzeitige Behandlung das Leben des Betroffenen hätte retten oder ihm zumindest unnötige Schmerzen ersparen können. Material und Methode: Grundlage der vorliegenden Arbeit sind die Sektionsprotokolle des Zentrums der Rechtsmedizin des Klinikums der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Über die institutsinternen Datenprogramme „Obduktio“ und „Sektio“, wurden sämtliche Daten zu Todesfällen gesammelt, bei denen als Todesursache ein Herzinfarkt festgestellt werden konnte und die in dem Zeitraum vom 1.1.1994 bis 31.12.2007 durch Ärztinnen und Ärzte der Frankfurter Rechtsmedizin obduziert wurden. Zusätzlich standen für die Auswertung folgende Unterlagen zu Verfügung: Sektionsprotokolle mit allen rechtsmedizinischen Zusatzuntersuchungen, Ermittlungsergebnisse der Polizei (soweit diese aus den Akten hervorgehen), staatsanwaltschaftliche Akten (inklusiver klinischer Gutachten, soweit in Auftrag gegeben) und Gerichtsurteile (wenn diese bis zum Abschluss der Arbeit vorlagen). Auf diese Weise konnten 38 Fälle von verkannten Herzinfarkten festgestellt werden. Ergebnisse: Von den 38 Verstorbenen waren 16 Frauen und 22 Männer. 21 (55%) waren unter und 17 (44,7%) über 50 Jahre alt. Bei 20 der 38 Patienten (52,6%) erfolgte die ärztliche Konsultation an einem Freitagnachmittag, Samstag oder Sonntag. 20 Verstorbene wurden von einem Notarzt oder ärztlichen Notdienst behandelt. Von den untersuchten 38 Fällen verstarben 13 Patienten in den frühen Morgen- und Vormittagsstunden zwischen 6 und 12 Uhr. 9 Patienten verstarben zwischen 12 und 17 Uhr. 11 verstarben in den Abendstunden zwischen 17 und 22 Uhr und 4 Patienten in den Nachtstunden zwischen 22 und 6 Uhr morgens. Fünfmal wurde ein 12 Kanal-EKG entsprechend den Leitlinien der WMF abgeleitet. Bei 29 der 38 Fälle wurde eine Reanimation durchgeführt. Bei den untersuchten Fällen zeigte sich ein durchschnittliches Herzgewicht bei den Frauen von 370 g, wobei sich ein Durchschnittsalter von 50,1 Jahren und eine Durchschnittsgröße von 165 cm fanden, bei einem durchschnittlichen BMI von 25,5 kg/m2. Bei den untersuchten männlichen Fällen lag das durchschnittliche Herzgewicht bei 499 g und das Durchschnittsalter bei 51,6 Jahren bei einer Durchschnittsgröße von 172 cm und einem durchschnittlichen BMI von 22,4 kg/m2 Bei beiden Geschlechtern zeigt sich ein deutlich erhöhtes Herzgewicht im Vergleich zu den physiologisch Daten bei „Gesunden“. Diagnostisch wurden die Ursachen der Symptome von Seiten der Hausärzte am ehesten im muskuloskeletalen (fast 37% der untersuchten Fälle) oder gastrointestinalen Bereich (30% der bearbeiteten Fälle) vermutet, danach am ehesten an pulmonale Ursachen (5% der Fälle) gedacht. Ein psychischer Hintergrund als Auslöser für die Symptome wurde nur in einem Fall vermutet, allerdings war bei der Verstorbenen auch eine psychiatrische Grunderkrankung vorbekannt. Bei 21% der Fälle wurde keine klare Arbeitsdiagnose gestellt. Diese Patienten wurden hauptsächlich mit Schmerzmedikamenten meist nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) behandelt, also am ehesten im Sinne einer möglichen muskuloskeletalen Erkrankung. In 11 Fällen wurde von Seiten der jeweilig zuständigen Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Von diesen 11 erhobenen Anklagen wurde in 9 Fällen das Ermittlungsverfahren nach § 170 Abs.2 StPO eingestellt. Ein Verfahren wurde am Landgericht Frankfurt verhandelt und es kam zu einem rechtskräftigen Urteil. Die angeklagte Ärztin wurde aufgrund eines unnötig aufrechterhaltenden Schmerzzustandes zu einer Geldstrafe von 1500,- DM sowie einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Bei einem etwas länger zurückliegenden Verfahren aus dem Jahre 1994 waren die Akten bereits vernichtet worden und der Ausgang des Ermittlungsverfahrens war nicht mehr nachvollziehbar. Es ist aber davon auszugehen, dass auch dieses Verfahren eingestellt wurde. Diskussion: Herz-Kreislauf-Krankheiten sind weiterhin die häufigste Todesursachen bei Frauen und Männern in Deutschland. Zudem führen sie nicht selten durch einen vorzeitigen Tod unter 70 Jahren zu einem erheblichen Verlust (potenzieller) Lebensjahre. Die hier ermittelte Fallzahl von n= 38 erscheint nicht sehr repräsentativ, zumal auch noch die hohe Selektion bias mitbedacht werden muss. Allerdings muss man zusätzlich eine wahrscheinlich sehr hohe Dunkelziffer berücksichtigen, da es zu einer deutlichen Selektion der Verstorbenen bezüglich einer Obduktion durch die jeweiligen behandelnden Ärzte kommt. Insgesamt ist von einer relativ großen Anzahl verdeckter Fälle auszugehen, die nicht obduziert werden und somit die eigentlichen Gründe, die letztendlich zum Tod des Patienten führten oftmals unerkannt bleiben. Bezüglich der Anzahl der geschriebenen EKGs muss die Frage gestellt werden, ob die geringe Anzahl von geschriebenen EKGs nur einen Zufallsbefund der hier untersuchten Fälle darstellen und ansonsten bei vergleichbaren Fällen regelmäßig ein EKG geschrieben wird, oder ob wirklich in den meisten Fällen bei Patienten mit einer unklaren Symptomatik eher auf ein EKG verzichtet wird. Ein weiterer auffälliger Aspekt ist, dass sich das Durchschnittsalter der 38 Verstorbenen bei ca. 51,3 Jahren befindet, und damit deutlich unter dem bundesweiten Durchschnittsalter von > 65 Jahren bei Herzinfarktverstorbenen liegt. Bezüglich des Zusammenhanges zwischen BMI und Herzgewicht lässt sich interessanter Weise eine deutliche Auffälligkeit bzgl. des Herzgewichtes der untersuchten Verstorbenen feststellen. In beiden Geschlechtern fand sich bei über 80% der Untersuchten ein teilweise deutlich über das physiologische Herzgewicht reichendes Herzgewicht bei durchschnittlich normwertigem BMI. Im Zusammenhang mit den hier ermittelten Daten kann ansatzweise überlegt werden, ob evtl. Ultraschalluntersuchungen zur Bestimmung des Herzgewichtes und der Wanddicke zur Diagnostische Abklärung bei fraglichen Brustschmerzen und unauffälligem EKG gehören sollten, um die Gefahr eines evtl. drohenden Infarktes zeitnah eingrenzen zu können. Sicherlich bedarf es hierfür aber noch weiterer Untersuchungen mit größeren Fallzahlen. Bezüglich der strafrechtlichen Konsequenzen ist zu sagen, dass bisher ein verkannter Herzinfarkt mit tödlichen Ausgang ohne strafrechtliche Konsequenzen geblieben ist, da der kausale Zusammenhang zwischen ärztlichem Fehlverhalten und dem Tod des Patienten nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden konnte mit Ausnahme des einen erwähnten Falles am Landgericht Frankfurt/Main. Ein möglicher neuer Ansatz ist jedoch zunehmend erkennbar. In den letzten staatsanwaltlich untersuchten Fällen zeichnet sich ein Trend zur verstärkten Einzelfallanalyse, bei welcher ausdrücklich die Frage nach einer möglichen längeren Überlebenszeit in den Vordergrund gestellt wird, wenn durch erforderliche, mögliche und unverzügliche Intervention eingegriffen worden wäre. Im Oktober 2007 stellte der BGH erstmalig in einem offiziellen Urteil fest, dass jeden Bereitschaftsarzt klar umrissene diagnostische Pflichten treffen. Auch wenn weiterhin nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden kann, dass der Tod eines Patienten hätte vermieden werden können, so ist doch in Zukunft die Frage nach einer möglichen Pflichtverletzung bei der durchgeführten Diagnosestellung und –sicherung bei einem Behandlungsfehlervorwurf mit zu berücksichtigen.
Die Cystische Fibrose oder Mukoviszidose ist die häufigste autosomal, rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung in der kaukasischen Bevölkerungsgruppe.
Die Beteiligung der Lungen bei diesem syndromalen Krankheitsbild wiegt bei weitem am schwersten. Neben der Besiedlung der Lunge mit fakultativ pathogenen Keimen wie Pseudomonas aeruginosa, die zu chronischen Entzündungen führen, besteht außerdem eine gestörte Immunregulation. Diese führt zu einer durch neutrophile Granulozyten dominierten Inflammation, ohne dass die Lunge bereits mit Erregern besiedelt ist. Der massive Einstrom der Leukozyten in das Lungengewebe wird durch erhöhte Konzentrationen des proinflammatorischen Zytokins Interleukin 8 ausgelöst. Es kommt zur
unverhältnismäßigen Freisetzung lysosomaler Enzyme und Sauerstoffradikale, die neben bakteriellen Erregern auch das körpereigene Lungenparenchym zerstören.
Die Ursache für den erhöhten IL–8–Gehalt in den Atemwegssekreten von CF–Patienten ist bisher ungeklärt. Hyperosmotische Belastungen können in Atemwegen zu inflammatorischen Vorgängen ohne eine zugrunde liegende Infektion führen.
In der vorliegenden Arbeit wird ein möglicher Signalweg für IL–8 ausgelöst durch hyperosmotischen Stress untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen eine zeit– und dosisabhängige Induktion der Interleukin 8–Expression und –Sekretion unter osmotischer Belastung.
Wir zeigen, dass an der verstärkten IL–8–Synthese verschiedene Tyrosinkinasen beteiligt sind, die aufgrund der Änderungen des Zellvolumens durch hypertone Bedingungen aktiviert werden.
Die Rezeptor–Tyrosinkinase EGFR wird durch hyperosmotischen Stress
aktiviert und beeinflußt die IL–8–Sekretion.
Der EGFR wird durch die Nicht–Rezeptor–Tyrosinkinase Src aktiviert, die bekanntlich mit Integrinen interagiert, die an der osmosensorischen Mechanotransduktion von Zellen beteiligt sind. Neben der direkten Aktivierung des EGFR an dem Src–abhängigen Tyrosylrest Tyr845, erfolgt außerdem eine Beeinflussung der durch Autophosphorylierung aktivierten Tyrosylreste des EGFR.
Die Aktivierung der Src durch hyperosmotische Bedingungen führt ebenfalls zu einer verstärkten Interleukin 8–Expression und –Sekretion.
Auch die p38 MAPK ist an der vermehrten IL–8–Produktion durch hypertonen Stress beteiligt. Die Stresskinase führt wie die Src–Kinase zur Aktivierung des EGFR, wobei sie auch den Src–abhängigen Tyrosylrest Tyr845 beeinflußt.
Die p38 MAPK selbst wird wiederum durch die Src–Kinase aktiviert, was einen zusammenhängenden Signalweg von Interleukin 8 unter hyperosmotischen Belastungen vermuten lässt. Bemerkenswert ist, dass der EGFR unter osmotischer Belastung die p38 MAPK reguliert, also eine bidirektionale Verbindung zwischen diesen Proteinkinasen
besteht. Dieser Umstand deutet auf das Vorliegen Src–unabhängiger
Signalwege in der Interleukin 8–Signaltransduktion hin (siehe Abbildung 5.1).
Der veränderte Ionenhaushalt bei der Cystischen Fibrose aufgrund eines
defekten CFTR–Proteins könnte eine durch neutrophile Granulozyten
dominierte Inflammation ohne vorliegende Infektion der Lunge mit pathogenen Erregern erklären, die zur verstärkten Lungendestruktion bei den CF–Patienten führt.
Durch eine pharmakologische Hemmung einzelner oder mehrerer Komponenten des Interleukin 8–Signalweges könnte eine reduzierte Produktion des Chemokins erreicht werden, wodurch sich die Lungendestruktion möglicherweise verzögern ließe und die Lebensqualität der CF–Patienten länger erhalten bliebe.
Im vorliegenden Heft 5 der Zeitschriftenreihe werden die Fachbeiträge der Mittelwaldtagung des Förder- und Landschaftspflegevereins Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V. und der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, die am 29. September 2009 in Oranienbaum stattfand, publiziert. Die Tagung basiert auf einem Projekt des Fördervereins zur Wiedereinrichtung von Mittelwald. Beim Mittelwaldprojekt sollten ebenso kulturhistorische Aspekte berücksichtigt wie positive Wirkungen für den Naturschutz erzielt werden. Weiterhin galt es, das Wertholz- und Energieholzpotenzial des nachwachsenden Rohstoffes Holz optimal zu nutzen.
Landespolitik und -verwaltung zollen Frau Dr. Gerda Bräuer Respekt und Anerkennung für jahrzehntelanges unermüdliches Engagement in zahlreichen Ehrenämtern. Diese verfolgten stets das Ziel des Schutzes, der Entwicklung und der Bekanntmachung einer einzigartigen Kulturlandschaft an der Mittelelbe. Beruf und Berufung waren im Erwerbsleben von Gerda Bräuer stets eine wahrhaft gelebte Einheit. Die Liste ihrer mit überragender fachlicher Befähigung, Herzenswärme und Überzeugung ausgeübten Ehrenämter ist lang und ruft Interesse an jener Person wach, die sie allesamt ausfüllte und noch ausfüllt. Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Wolfgang Böhmer, überreichte Dr. Gerda Bräuer am Montag, den 16. August 2010 die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.
„Man kann nur schützen, was man kennt.“ Getreu diesem Grundsatz des Naturschutzes gibt das Buch „Naturschutzgebiete in Sachsen“ einen umfassenden Überblick, nicht nur über die 212 Naturschutzgebiete (NSG) und den Nationalpark des Bundeslandes, sondern einführend auch über wichtige Grundlagen der Landeskunde Sachsens mit Erläuterungen zur Geologie, zu den Böden, zum Klima und zu den Gewässern. Ein Kapitel widmet sich dem Schutz der Pflanzen- und Tierarten, gefolgt von einem Abschnitt mit Beschreibungen der Wälder, der Moore und des Grünlandes als wichtige Lebensräume in Sachsen. Zum Abschluss des Allgemeinen Teils wird die Geschichte der Naturschutzgebiete kurz vorgestellt und ein Überblick über die Systematik der Naturschutzgebiete gegeben.
Dies ist ein Nachruf für Herr Dr. Gerhard Hecht, der am 2. Februar 2009 nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben ist. Herr Hecht war langjähriger Vorsitzender der Regionalgruppe des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AKHO) des Bezirkes Halle, dem Vorläufer des Arbeitskreises Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e. V. (AHO). Ein bewegtes Leben voller Engagement ist damit viel zu früh zu Ende gegangen.
Mit der Zielstellung, die Entwicklung des UNESCO-Biosphärenreservates an der Mittleren Elbe zu unterstützen, wurde am 6. November 1992 der Förderverein Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ e. V. gegründet. Da sich das Aufgabenspektrum ab 1994 durch die Organisation und Durchführung landschaftspflegerischer Maßnahmen erweiterte, wurde eine Namensänderung in Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ e. V. vorgenommen. Der Erweiterung des Großschutzgebietes auf die gesamte Elbeauenlandschaft in Sachsen-Anhalt wurde mit der Umbenennung im Jahr 2008 in Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V. (FÖLV) Rechnung getragen. Den Verein prägt ein breit gefächertes Tätigkeitsspektrum aus den Bereichen Natur- und Denkmalschutz, Landwirtschaft sowie der Kommunalentwicklung, die ein interdisziplinäres Wirken und effektives Handeln ermöglicht. Im vorliegenden Artikel beispielhaft aufgeführte Projekte und Maßnahmen sollen diesen themenübergreifenden Ansatz verdeutlichen.
Am 5. Oktober 2010 verlieh die Stiftung EURONATUR auf der Insel Mainau bei Radolfzell am Bodensee den EURONATUR-Preis an Ernst Paul Dörfler. EURONATUR ehrt damit Persönlichkeiten, die europaweit besondere Verdienste um den Schutz der Natur erworben haben. Ernst Paul Dörfler wurde 1950 in Kemberg nahe dem Fluss Elbe geboren, der zu dieser Zeit ein Teil der DDR und gleichzeitig Grenze zwischen Ost und West während der 40-jährigen Teilung des Landes war. Vieles, was in der DDR die Umwelt belastete, was Natur zerstörte und Menschen verunsicherte, forderte Ernst Paul Dörfler heraus und ließ ihn bis zur politischen Wende persönlich oder in der Gesellschaft für Natur und Umwelt aktiv sein. Die friedliche Revolution und die Zeit des politischen Umbruchs waren gefüllt mit Runden Tischen und politischer Arbeit. Endlich wurden seine Anliegen gehört. Umweltschutz wurde ein Thema.
Selten ist ein Biologe seiner Heimat Sachsen-Anhalt so treu geblieben wie Dietrich Heidecke. Am 4. Juni 1945 in Köthen (Anhalt) geboren, wurde bereits in seinem Elternhaus durch die Nutria- und Nerzzucht seines Vaters der Grundstein für die spätere Beschäftigung mit semiaquatischen Säugetieren gelegt. Von 1970 bis 1984 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Biologischen Station Steckby des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz (ILN). Hier galt sein Interesse vor allem dem Schutz und der Erforschung vom Aussterben bedrohter Wirbeltierarten. Praktisch vor seiner Haustür wohnten die letzten Elbebiber, die ab sofort Gegenstand seiner wissenschaftlichen Arbeit wurden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bildeten die Grundlage für seine Dissertation zum Thema „Untersuchungen zur Ökologie und Populationsentwicklung des Elbebibers, Castor fiber albicus, Matschie 1907“. Den (Elbe)Bibern ist Dietrich Heidecke bis heute treu geblieben. Dank seiner Initiative ist die Bestandsentwicklung des Elbebibers im heutigen Sachsen-Anhalt seit 1970 lückenlos dokumentiert. Der Biberschutz lebte und lebt ganz wesentlich von seinem Engagement. Nun wurde Dietrich Heidecke in den Ruhestand verabschiedet, der (wer ihn kennt, weiß es) zu einem Unruhestand werden kann. So hat er sich schon längere Zeit um die Organisation der Bearbeitung einer Säugetierfauna des Landes Sachsen-Anhalt verdient gemacht und möchte diese Arbeit jetzt fortsetzen. Die große Anerkennung seiner Arbeit beschreibt wohl am besten die Meinung seiner Studenten: „Herr Heidecke ist toll“. Dem können sich die vielen ehrenamtlichen Naturschützer, die er im Laufe der Jahre begeisterte, nur anschließen. Alles Gute, Herr Dr. Heidecke!
Der Artenschutz gehört zu den ältesten Instrumenten des Naturschutzes. Wo jedoch der Schutz innerhalb der natürlichen Lebensräume allein das Überleben gefährdeter Arten nicht mehr garantieren kann, dort sind weiterreichende Maßnahmen in Botanischen Gärten oder „Schutzgärten“ erforderlich. Die in dem Übersichtsbeitrag vorgestellten Verfahren gehen insofern auch über die reine Erhaltung von Sippen in „Genbanken“ hinaus, als die Wiederansiedlung am natürlichen Standort angestrebt wird.
Bei der Goitzsche handelt es sich um einen ehemaligen Braunkohlentagebau im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, von dem große Bereiche als Naturschutzflächen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND e. V.) erworben wurden. Dort soll sich die Natur ungestört entwickeln können und so tragen die Flächen mittlerweile den Namen Goitzsche-Wildnis. Zum Gebiet gehören die ehemaligen sogenannten Tagesanlagen am südlichen Ufer des Großen Goitzsche-Sees südwestlich der Bärenhofinsel. Dort fanden am 12.6.2010 die GEO-Tage der Artenvielfalt statt. Im Rahmen einer Exkursion im Vorfeld am 5.6.2010 wurde auf der längs der Tagesanlagen verlaufenden Straße eine überfahrene Schlingnatter (Coronella austriaca) entdeckt.
Sagan – so hieß der Ort, in dem Reinhard Keller am 29.12.1929 das Licht dieser Welt erblickte. Dieser Ort lag in Schlesien und so musste auch die Familie Keller im Jahr 1945 ihren Heimatort verlassen und es verschlug sie in das Zerbster Land. Viele Entbehrungen waren hinzunehmen und Reinhard Keller musste, wie viele andere Kinder auch, mithelfen, die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen. Durch die Arbeit des Vaters in der Landwirtschaft, bei der Reinhard Keller ihm half, bekam er Einblick in die Zusammenhänge der Natur und sein Interesse für die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten in ihren Lebensräumen wuchs. Nach dem Abschluss seines Studiums auf dem Gebiet der Landwirtschaft, arbeitete er als Berufsschullehrer für Landwirtschaft in der Kreislandwirtschaftsschule in Zerbst. In den Jahren von 1954 bis 1965 richtete er in seiner Tätigkeit als Agronom auch Augenmerk darauf, wertvolle Landschaftsräume in den Gemarkungen Lübs und Flötz zu erhalten und zu schützen. Hieran schlossen sich viele Jahre als Biologielehrer in Güterglück und Dobritz. Bis zum Jahr 1990 prägte er viele Schülergenerationen und konnte so bei diesem und jenem das Interesse für den Naturschutz erwecken.
Die EU verabschiedete am 21. Mai 1992 die Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie). Die Mitgliedsstaaten sind seitdem verpflichtet, ein europaweites Netz von besonderen Schutzgebieten zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aufzubauen. In dieses Natura 2000 genannte Netz sind auch die auf der Grundlage der seit 1979 geltenden EU-Vogelschutzrichtlinie gemeldeten Europäischen Vogelschutzgebiete (EU SPA) integriert. Die reichhaltige Naturausstattung Sachsen-Anhalts ermöglichte die Auswahl von 265 FFH-Gebieten und 32 Vogelschutzgebieten (EU SPA). Die Gebiete wurden als „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung der kontinentalen und der atlantischen biogeographischen Region“ im Amtsblatt der EU vom 15.01.2008 veröffentlicht. Nach den Vorgaben der FFH- und Vogelschutzrichtlinie sind die Natura 2000-Gebiete nun als besondere Schutzgebiete national zu sichern. Darüber hinaus sind in den besonderen Schutzgebieten geeignete Maßnahmen zu treffen, um die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten, für die die Gebiete ausgewiesen worden sind, zu vermeiden (vgl. Art. 6, Abs. 2 FFH Richtlinie). Alle erforderlichen Maßnahmen sind an den Ansprüchen der in den jeweiligen Gebieten vorkommenden Lebensraumtypen und Arten auszurichten.
Mit dem vorliegenden Sonderheft wird beispielhaft der Verfahrensweg der Ausweisung des Naturschutzgebietes Aland-Elbe-Niederung zur Umsetzung von Natura 2000 im Land Sachsen-Anhalt dokumentiert. Neben der Darstellung der naturräumlichen Situation des Gebietes und seiner naturschutzfachlichen Bedeutung werden insbes. Inhalt und Ablauf des Verwaltungsverfahrens sowie die Lösung der vielfältigen Nutzungskonflikte dargestellt. Dem Heft liegt eine beidseitig bedruckte Schutzgebietskarte des Landes Sachsen-Anhalt im Maßstab 1:250.000 bei. Auf einer Seite sind Schutzgebiete nach internationalem Recht dargestellt. Die zweite Seite der Karte liefert eine aktuelle Zusammenstellung (Stand 31.12.2009) der nach Landesnaturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte. Ein Beiheft mit Namen, Bezeichnung und Größe aller Gebiete komplettiert die Ausgabe.
Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) war in Sachsen-Anhalt nicht immer ein regelmäßiger Brutvogel. So gab es von 1900 bis 1986 nur sporadische Ansiedlungen im Lande. Im Jahre 1987 entstand an der Saalemündung im Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst eine beständige Kolonie mit neun Brutpaaren (Dornbusch 2002). Erst fünf Jahre später, im Jahre 1992, wurde eine weitere Kolonie gegründet. Ein stärkerer Bestandszuwachs, verbunden mit weiteren Koloniegründungen, begann dann im Jahre 1994 und erreichte mit 1.096 Brutpaaren im Jahre 2009 seinen bisherigen Höhepunkt in Sachsen-Anhalt. Ein Jahr zuvor erlangte der Brutbestand mit 810 Brutpaaren einen ähnlichen Wert wie im Jahr 2006 (Dornbusch 2002, Fischer & Dornbusch 2009). Verschiedene Koloniestandorte sind inzwischen wieder aufgegeben worden. Offenbar tolerieren die Vögel Störungen in den Kolonien sowie die Prädation insbesondere durch Mink (Mustela vison), Waschbär (Procyon lotor) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) nicht. Mit der deutschland- und europaweiten Zunahme des Brutbestandes (Keller et al. 2003) nahm auch der Durchzugs- und Überwinterungsbestand in Sachsen-Anhalt zu. Dieser wurde jedoch nicht regelmäßig erfasst. Eine Mittwinter-Synchronzählung an Schlafplätzen im Januar 2003 ergab einen Winterbestand von 1.570 Kormoranen. Die Zählung erfolgte jedoch während einer extremen Kälteperiode und spiegelt aufgrund der vorher einsetzenden Winterflucht vermutlich nicht den realen Winterbestand der Art wider (Dornbusch & Fischer 2004). Datenerhebungen im Rahmen der internationalen Wasservogelzählung (z. B. Schulze 2008) lassen für die Jahre 2003 bis 2008 auf einen Winterbestand von ca. 3.000 Kormoranen schließen. In den Zugzeiten von Oktober bis November können kurzzeitig auch bis zu 5.000 Kormorane auftreten.
[Jahresbericht 2010] Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
(2010)
Wir untersuchten den Einfluss der Umwelt und Landnutzung auf die Vegetation artenreicher Wiesen und Weiden im nordwestdeutschen Mittelgebirgsraum in Südniedersachsen. In drei Teilgebieten (Ith, Rühler Schweiz, und Wangelnstedter Berge) wurden 152 Vegetationsaufnahmen von artenreichen Wiesen und Weiden erstellt und für jede Aufnahmefläche der pH-Wert, die Meereshöhe, Hanglage, Hangneigung, Ellenberg-Zeigerwerte für Nährstoffe, Feuchte, Reaktion und Temperatur, Nutzungswertzahlen nach Briemle sowie die aktuelle Landnutzung bestimmt. Die meisten Bestände im Ith und in den Wangelnstedter Bergen stellen magere Glatthaferwiesen des Arrhenatheretum ranunculetosum dar. In der Rühler Schweiz kommen vor allem magere Kammgrasweiden des Cynosuro-Lolietum luzuletosum vor. Magere Grasländer auf mäßig sauren Böden wurden als Borstgrasrasen des Polygalo-Nardetum sowie Rotschwingelrasen innerhalb der Arrhenatheretalia klassifiziert. Die floristischen Hauptgradienten in der Vegetation sind mit Variablen, die die Nährstoffversorgung der Standorte anzeigen, aber auch mit dem pH-Wert des Bodens und der Bodenfeuchte eng korreliert. Die Meereshöhe der Flächen (130–385 m ü. NN) hat nur einen mäßigen Einfluss auf die Variation der Vegetation, ist aber für das Vorkommen mehrerer Montanzeiger wichtig. Der Pflanzenartenreichtum der Grasländer ist positiv mit der Hangneigung der Flächen und dem pH-Wert des Bodens und negativ mit den Zeigerwerten für Nährstoffe und Feuchte korreliert. Die Nutzungswertzahlen zeigen bei Borstgrasrasen niedrige und sonst hohe Pflegebedürftigkeit. Hohe Trittzahlen der Glatthaferwiesen können auf ihre Nutzung als Extensivumtriebsweide zurückgeführt werden. Anscheinend eignet sich diese Nutzungsform in Untersuchungsgebiet zum Erhalt magerer Wiesen.
Einleitung
(2010)
Die hier vorgelegte Anthologie verdankt ihre Entstehung einer in 2008/09 am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris geführten Diskussion. Das Forum stellt sein Stipendienprogramm und dessen begleitende Veranstaltungen stets unter ein Jahresthema, das dieses Mal, unter gemeinsamer Federführung von Danièle Cohn und dem, der hier schreibt, der Frage nach dem Verhältnis von Kunstgeschichte und Kunstphilosophie nachging und das deren Abgrenzungen und Synergien in historischer Perspektive wie zeitgenössischer Praxis gleichermaßen untersuchte. In regelmäßigen, von der wissenschaftlichen Koordinatorin des Jahresthemas, Tanja Vladova, geleiteten "Ateliers de lecture" haben die Jahresstipendiaten, die sich aus beiden Fächern ebenso wie aus beiden Sprachen rekrutierten, Texte gelesen und erörtert, die das Generalthema zentral verhandeln und so in die gemeinsame Diskussion gefunden. Es war die überaus reiche und anregende Erfahrung dieses Lesezirkels, aus der die Idee geboren wurde, kapitale, in einer entscheidenden Phase der Debatte entstandene Aufsätze zu dieser Themenstellung, die die deutschsprachige nicht weniger als die französische Wissenschaft vital und nachhaltig beschäftigt hat, zusammenzustellen und in der jeweils anderen Sprache zu edieren. ...
Kosmopolitismus in einem Kolleg : im lebendigen Fellow-Sommer 2010 war der Direktor Zeitzeuge
(2010)
Die Moosvegetation des Herrscherbergs und des Bocks bei Nebra (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt)
(2010)
Im Gebiet des Herrscherbergs und des Bocks bei Nebra, im südlichen Sachsen-Anhalt gelegen, wurden auf Sandsteinblöcken, Mineralböden, Borke lebender Gehölze und morschem Holz die Moosgesellschaften und die Moosflora erfasst. Charakteristische Gesellschaften sind azidophytische Assoziationen der Verbände Grimmion commutatae, Isothecion myosuroidis und Dicranellion heteromallae, basiphytische Assoziationen der Verbände Grimmion tergestinae, Grimaldion fragrantis, Neckerion complanatae und Fissidention gracilifolii, epiphytische Gesellschaften der Verbände Dicrano scoparii-Hypnion filiformis, Ulotion crispae und Syntrichion laevipilae sowie auf morschem Holz Gesellschaften des Verbandes Bryo-Brachythecion. Alle Gesellschaften sind durch zahlreiche Aufnahmen in 22 Tabellen dargestellt. Insgesamt konnten 42 Moosgesellschaften und 155 Moosarten (9 Lebermoose, 146 Laubmoose) nachgewiesen werden.
Es wird über die aktuelle Bestandssituation von Fritillaria meleagris sowie das soziologische Spektrum, in dem die Art vergesellschaftet ist, berichtet. Gegenwärtig existieren sieben Fundorte mit Individuenzahlen von einem bis ca. 1150 Exemplaren (2009). Die Prognose für den Fortbestand der Art ist je nach Standortbedingungen unterschiedlich und reicht von gesichert bei fortgeführtem derzeitigem Management bis stark gefährdet. Das soziologische Spektrum der Art in Sachsen-Anhalt umfasst folgende Vegetationsverbände: Phragmition australis, Caricion elatae, Calthion palustris, Filipendulion ulmariae, Arrhenatherion elatius sowie unspezifische lichte Gebüsche.
Es werden Funde von seltenen und gefährdeten Wasser- und Sumpfpflanzen in Fließgewässern, Auengewässern, Altwasserflachseen und Sekundärgewässern (Abgrabungsgewässer, Gräben, Teiche) im Norden von Sachsen-Anhalt dokumentiert. Für Armleuchteralgen-Funde haben Abgrabungsgewässer im Untersuchungsgebiet eine besondere Bedeutung. Wasser- und Sumpfpflanzen (13 Rote Liste-Arten) des Lebensraumtyps 3150 „Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions“ zeigen in mehreren Gewässern eine gute Wasserqualität an.
Das im Jahr 1995 begonnene Projekt der floristischen Kartierung Hamburgs hat vor kurzem mit der Herausgabe des Hamburger Pflanzenatlas einen fulminanten Höhepunkt erreicht. Als Abschluss sollten solche Kartierungen schließlich nicht bezeichnet werden, da die Herausgabe von Floren letztlich nur Zwischenstände markieren und eher zu weiterem Suchen, Vergleichen und Aktualisieren anregen, als dass damit ein tatsächliches Ende der Bearbeitung markiert wird.
Der Haupt Verlag hat sein Angebot zur Naturkunde der Alpen um einen weiteren speziellen Titel bereichert, der eine sowohl botanisch als auch geologisch vielfältige Region eingehend beleuchtet – das Gebiet zwischen Thuner und Genfer See. Während nicht nur das touristische, sondern häufig auch das botanische Interesse auf eher traditionelle „Highlights“ fokussiert ist, wie z.B. das Wallis als hot spot der Biodiversität oder die bekannten Gipfel und Hochlagen der Alpen, fristen nicht minder interessante Gebiete geringeren Bekanntheitsgrades oft ein unberechtigtes Schattendasein. Im vorliegenden Fall ist es dem günstigen Umstand zu verdanken, dass sich das Naturhistorische Museum Freiburg als anerkanntes Kompetenzzentrum für das Studium der regionalen Biodiversität seit geraumer Zeit der Erforschung der Voralpen widmet. Im Ergebnis dessen liegt nun ein inhaltsreiches und ansprechendes Kompendium in Form einer Regionalflora vor, die sicher dazu beitragen wird, den Interessentenkreis für diese Gegend erheblich zu vergrößern.
Die Nationalparkverwaltung Harz als Herausgeberin des vorliegenden Werkes hat sich ein weiteres Mal verdient gemacht bei der Initiierung und Veröffentlichung fundierter Forschungsergebnisse aus ihrem Wirkungsbereich. Mit der umfangreichen Publikation über die Großpilzflora des Nationalparks Harz liegt für diese biogeografisch interessante Region eine erste geschlossene Darstellung im Ergebnis der Bestandserfassung dieser ökologisch außerordentlich bedeutsamen Organismengruppe vor, deren Rolle wegen ihrer kryptischen Lebensweise oft kaum wahrgenommen bzw. unterschätzt wird. Nicht ganz so stark außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung sind die fruchtkörperbildenden Großpilze, die zumindest dank ihrer Formen, Farben und nicht zuletzt kulinarischen Bedeutung Aufmerksamkeit erregen.
Nach der im Jahr 2001 von Werner Müller veröffentlichten und sehr erfolgreichen Flora von Hildesheim (der Band ist vergriffen), liegt nun eine Ergänzung und Aktualisierung vor, die der Flora der Stadt Hildesheim einen Gesamtumfang von mehr als eintausend Arten „beschert“. Umfasste der Bestand im Jahr 2001 immerhin bereits 960 Arten, konnten dank gezielter Suche bei den bisher als selten eingestuften Arten, besonderer Berücksichtigung kritischer Sippen sowie von Neophyten und der planmäßigen Bearbeitung besonders stark anthropogen geprägter Biotope, wie Friedhöfe, Weg- und Gartenränder weitere 80 Arten im Stadtgebiet nachgewiesen werden.
"Dissz concilium hett ein schoenen anfang, aber ein ublen uszgang von nochvolgender zweyung wegen". Diesem Motto – es findet sich in der Schedelschen Weltchronik (f. CCXLIIIr) wie bei dem Basler Chronisten Christoph Offenburg – ist bislang auch die Forschung gefolgt, wenn sie der zweiten Hälfte des Basiliense weitaus weniger Beachtung geschenkt hat als dessen erstem Jahrzehnt bis zur Absetzung Eugens IV. und Erhebung Felix’ V., da es nach 1440 scheinbar nur noch die sich daraus ergebenden negativen Konsequenzen und den schließlichen Misserfolg des gesamten konziliaren Zeitalters zu bilanzieren gibt. Um zu einer differenzierteren Einschätzung zu gelangen, bedarf es – so HERIBERT MÜLLER (Frankfurt am Main/München) – noch breiterer Quellenerschließung sowie der Berücksichtigung einer in den letzten Jahren merklich intensivierten Publikationstätigkeit generell zum Zeitalter des großen Schismas und der Reformkonzilien (bis eben auf die Basler Spätzeit); einer Epoche, die es auch als ganze bei solcher Schlussbilanz selbstverständlich mit einzubeziehen gilt. Diese zahlreichen Veröffentlichungen neueren Datums mögen im Übrigen mit der von Erich Meuthen entwickelten Sicht auf die – lange vorrangig theologisch und strikt kirchenhistorisch untersuchten – großen Konzilien des 15. Jahrhunderts als allgemeinhistorisch relevante Phänomene zusammenhängen. Müller bot sodann eine Vorschau auf die im Rahmen der Tagung behandelten Themen und wies auf sonstige Forschungsfelder hin, die weiterhin der Erschließung harren, wie etwa die bislang nur ungenügend untersuchte Frage einer Rezeption Basler Reformdekrete "stricto sensu" via Provinzial- und Diözesansynoden oder die – oft gebrochenen und daher besonders aufschlussreichen – Biographien von Konzilsvätern aus Spätbasler Zeit und deren Situierung in personellen Verbundnetzen oder aber die Politik jener Mächte, die wie Mailand, Aragón und Polen das Basler Konzil noch in den vierziger Jahren mit in ihr Kalkül einbezogen. Besonderes Augenmerk wäre indes auf Frankreich und das Reich als die für die Liquidation des Basiliense entscheidenden Mächte zu richten, nicht zuletzt auch unter dem Aspekt kompetitiver Konkurrenz (vgl. auch drittes Konzil, Fürstenkongress), der wiederum auf den Umstand konzilsbedingter Ausformung prä- oder protonationaler Faktoren verweist. ...
Die folgende Übersicht an Addenda und Corrigenda entstand aus der Arbeit mit dem obengenannten Buch zwecks einer Rezension, die in Kürze in der Zeitschrift KLIO erscheinen wird. In der von Marco Traverso vorgelegten Inschriftensammlung finden sich eine Reihe von Einträgen, deren Darstellung und Interpretation teils aus formalen, teils aus inhaltlichen Gründen einiger Korrekturen und Anmerkungen bedürfen, die in einer Rezension für gewöhnlich nicht untergebracht werden können.
Pitfall traps were positioned for the investigation of the spider fauna at the northern and southern slopes of three mountain ridges (Chilchberg, Riedberg, and Buechenberg, municipalities Nunningen and Zullwil, canton Solothurn, Switzerland) within the Swiss Jura Mountains. The temperature in the upper litter was measured at three hour intervals. Independent of the weather more or less clear differences between northern and southern slopes could be observed. Maximum day temperature fluctuations of 15.8 °C were measured. There were no significant differences in spider communities based on quantitative comparison methods. However, a qualitative analysis showed major differences in species composition. More than 50% of all species per investigation area showed clear preferences for the northern or the southern slope, with more then two thirds of the individuals only found on either the north or south slopes.
Seit einigen Jahren wird für Teilpopulationen der Wildkatze (Felis s. silvestris) in Deutschland ein positiver Ausbreitungstrend beobachtet. Auch an der Peripherie ihres nördlichen Verbreitungsgebietes, dem Harz, wird die Art wieder häufiger nachgewiesen. Dennoch beschränkt sich die Verbreitung der Wildkatze heute lediglich auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Areals, so dass die Art weiterhin als gefährdet gilt und eines hohen internationalen wie nationalen Schutzes bedarf. Neben der Gefahr einer zunehmenden Hybridisierung mit Hauskatzen (Felis catus), ist heute der Straßenverkehr die häufigste anthropogen bedingte Gefährdungsursache für die Wildkatze. Wie stark der Einfluss der Straßenverkehrsmortalität auf die Entwicklung einer Population ist, wurde bisher nicht untersucht. Die genaue Erfassung von Verkehrsopfern ermöglicht, Gefahrenschwerpunkte zu benennen, um effektive Artenschutzmaßnahmen herzuleiten. Diese Studie, die im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz erstellt wurde, fokussiert auf die Ermittlung von Verkehrsstrecken mit erhöhter Mortalität und Unfallschwerpunkten. Im Folgenden werden Methoden und Ergebnisse vorgestellt sowie Handlungsempfehlungen für den Wildkatzenschutz formuliert.
Im Zusammenhang mit der Hutelandschaftspflege im Naturpark Soling-Vogler stellt das vorliegende Werk die Inhalte populärwissenschaftlich dar, um auf diese Art und Weise eine möglichst breite Öffentlichkeit zu informieren und von dem Sinn der Bemühungen zu überzeugen. Entstanden ist ein sehr sehenswertes, mit bestechend schönen Naturaufnahmen gefülltes Werk, das dem Laien ebenso wie dem Fachmann einen guten Überblick über das gesamte Vorhaben ermöglicht und die Begeisterung der an dem Projekt aktiv Beteiligten widerspiegelt.
Mit diesem umfangreichen Werk zur Rolle der bäuerlichen Gesellschaft im Gesellschaftssystem der fränkischen Welt des 6. bis 9. Jahrhunderts ist nicht nur der Versuch gemacht worden, Quellenstellen zu kompilieren, systematisieren und analysieren, sondern eine anthropologisch begründete "vision totale" des Themas zu liefern. Dabei geht es dem Autor darum, das karolingische Gesellschaftssystem in seiner Gesamtheit (S. 9.) unter besonderer Berücksichtigung der Perspektive der bäuerlichen Welt zu behandeln (S. 14). Die Studie umfasst drei große Teile ...
Brutvogelausstattung der Agrarlandschaften Brandenburgs – zwischen Artenreichtum und Artenarmut
(2010)
Für die Ermittlung der Biodiversität in Agrarlandschaften (hier am Beispiel der Brutvögel) wurde ein auf stichprobentheoretischer Grundlage basierendes, geschichtetes, großräumiges Monitoring entwickelt und in den Jahren 2005 und 2006 flächendeckend in Brandenburg erprobt. Die Artenzahlen auf den 1 km2 Beobachtungsflächen schwankten zwischen 5 und 41 (Mittelwert 22,2) und die Zahl der ermittelten Brutvogelreviere/ km2 lag zwischen 21 und 217 (Mittelwert 80,3) im gesamten Bundesland Brandenburg über beide Jahre. Diese enorme Streubreite verweist einerseits auf ein hohes Artendiversitäts- bzw. ein hohes Abundanzpotenzial in den Agrarlandschaften und andererseits auf eine große Armut bestimmter Flächen. Die Artenausstattung zeigt eine hohe Bindung an die Landschaftsstrukturen. Die methodischen Erkenntnisse aus dem Brutvogelmonitoring weisen neue Wege zur langfristigen Erfolgskontrolle von Agrar-Umwelt- Maßnahmen und zur Ableitung von effizienten, zielorientierten Agrar-Umwelt-Maßnahmen auf den Produktionsflächen und im Landschaftsmaßstab. Der Monitoring-Ansatz hat sich sowohl hinsichtlich der ökologischen Ergebnisse als auch hinsichtlich der technisch-organisatorischen Durchführbarkeit bewährt.
Einfluss der Waldstruktur auf die Nistplatzwahl von Greifvögeln in den March-Auen, Niederösterreich
(2010)
Zwischen Januar und Juli 2008 wurden im March-Auwald zwischen Hohenau und Drösing im niederösterreichischen Bezirk Gänserndorf (19,7 km2) systematisch Greifvogelhorste kartiert, und auf Besetzung und Bruterfolg kontrolliert. Im weitgehend geschlossenen Waldgebiet sind zwei unterschiedliche Forstwirtschaftsformen vorrangig. Der nördliche Teil wird als Hochwald (960 ha) geführt, der südliche Teil als Mittel- und Niederwald (1010 ha). Analysen zur Waldstruktur rund um jeden Horstplatz (Mikrohabitat, r=15 m, 706,5 m2), sowie zum Anteil verschiedener Biotoptypen im Kernbereich der Greifvogelreviere (Makrohabitat, r=250 m, 19,6 ha) geben Aufschluss, welche Faktoren die Verbreitung der Greifvögel in den March-Auen beeinflussen. Um einen repräsentativen Querschnitt des vorhandenen Strukturangebots zu erhalten, wurden die Erhebungen in gleicher Art auf 50 zufällig bestimmten Flächen wiederholt. Die erhobenen Daten zur Habitatwahl wurden in einem geographischen Informationssystem ausgewertet. Insgesamt wurden 167 Horste kartiert, davon waren 57 von Greifvögeln besetzt. Die häufigste Art ist der Mäusebussard (Buteo buteo) mit 34 besetzten Horsten, gefolgt von der Rohrweihe (Circus aeroginosus) mit 5-6 Brutpaaren. Der Rotmilanbestand (Milvus milvus) von 3 Brutpaaren ist von nationaler Bedeutung. Schwarzmilan (Milvus migrans), Wespenbussard (Pernis apivorus) und Habicht (Accipiter gentilis) sind mit je 3 Brutpaaren, Turmfalke (Falco tinnunculus) und Baumfalke (Falco subbuteo) mit je 2 Brutpaaren vertreten. Seit 2002 brütet auch ein Seeadlerpaar (Haliaeetus albicilla) erfolgreich im Untersuchungsgebiet. Zusätzlich brüten Sperber (Accipiter nisus), Sakerfalke (Falco cherrug) und Kaiseradler (Aquila heliaca) in den umliegenden Flächen. Die Greifvogelbestände sind seit den 1990er Jahren weitgehend stabil. Allein beim Mäusebussard ist eine Bestandszunahme zu verzeichnen, die auf natürliche Schwankungen entsprechend der Mäusegradation und auf eine Entdynamisierung der Au zurückzuführen ist. Die vorgefundenen Siedlungsdichten der Greifvögel an der March sind auch in einem mitteleuropäischen Vergleich als hoch einzustufen. Die Habitatanalyse hat gezeigt, dass Greifvögel Stieleichenüberhälter und zusammenhängende, alte Pappelkulturen als Horstbäume bevorzugen. Diese Baumarten finden sich im Mittelwald häufiger als im Hochwald. Auch sind im Mittelwald mehr Großhorste zu finden, die wertvoll für Seeadler und Kaiseradler, sowie den Schwarzstorch sind. Darüber hinaus bevorzugen Greifvögel strukturierte Altholzbestände mit einer ausgeprägten vertikalen Schichtung und einem hohen Totholzanteil. Diese Strukturen deuten auf einen geringen forstlichen Nutzen und dadurch eine geringe menschliche Störung der Nistplätze hin. Die genannten Kriterien erfüllen insbesondere eingerichtete Horstschutzgebiete, die frei von forstlicher Nutzung sind. Die Ausdehnung der Altholzbestände, die Reduzierung von Störungen durch den Menschen sowie die Dynamisierung der Au durch Revitalisierungsprojekte sind wichtige Schritte für einen langfristigen Erhalt der vielfältigen Greifvogelfauna der March-Auen.
Kurzfassung der Dissertation an der Technischen Universität Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, Institut für Waldbau und Forstschutz, Dozentur für Wildökologie und Jagdwirtschaft in Kooperation mit dem Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland", Wilhelmshaven, betreut von Prof. Dr. Dr. Sven Herzog und Prof. Dr. Franz Bairlein
Am 28.11.2010 verstarb Wilhelm Kühle plötzlich und unerwartet im Alter von nur 58 Jahren. Mit ihm verlieren wir einen tatkräftigen und engagierten Mitarbeiter und Kollegen in der Naturschutzverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt. Wilhelm Kühle trat am 16.9.1991 in den Dienst des Landes Sachsen-Anhalt und übernahm an der damaligen Bezirksregierung Magdeburg in der oberen Naturschutzbehörde die Aufgaben eines Fachdezernenten für Naturschutz. Zum 27.3.1992 wurde Wilhelm Kühle zum Regierungsrat berufen und am 5.6.2001 rückwirkend zum Biologierat ernannt.
In Teil 1 dieser Übersicht setzen wir die Erfassung neuer Vogeltaxa in einer vierten Arbeit fort. Im Berichtszeitraum 2008 wurden vier neue Gattungen, acht neue Arten und 17 neue Unterarten den Nomenklaturregeln entsprechend benannt. Neue Gattungen wurden für Arten bzw. Artengruppen in den Familien der Bürzelstelzer (Rhinocryptidae), Zistensänger (Cisticolidae) und Waldsänger (Parulidae) begründet. Geordnet nach Gattungen, Arten und Unterarten haben die neuen Taxa folgende Herkunft: Neotropis and Karibik 1/2/8, Paläarktis -/2/4, Indo-Malaya -/2/2, Nearktis 2/-/1, Afrotropis 1/1/-, Australasien -/1/1 und südliche Atlantische Inseln -/-/1. Ersatznamen wurden für zwei neotropische Gattungen und für vier Unterarten eingeführt. Diese Zahlen sind deutlich höher als in unseren früheren Berichten und deuten auf zunehmende taxonomische Forschung innerhalb der Ornithologie.
In Teil 2 haben wir erneut die „splits“ erfasst, die Aufspaltungen bereits bekannter Arten in Tochterarten, zumeist Allospezies, aber nur für die Paläarktis und die Indomalayische Region. Nach wie vor verändern diese nomenklatorischen Handlungen gegenwärtig das Bild der Vogel-Diversität weltweit besonders nachhaltig und mit zunehmender Dynamik, und jede einzelne bedarf genauer und kritischer Dokumentation und Abwägung. Die Akzeptanz dieser Aufspaltungen bei Systematikern und Taxonomen ist erstaunlich hoch, selbst dann, wenn die Begründungen nicht besonders tragend erscheinen. Bedenklich erscheint es, wenn Spaltarten in Handbüchern und sogar Feldführen erstmals publiziert werden, ohne dass sie sich zuvor mit Gegenargumenten und Kritik auseinandersetzen mussten. Schnell werden diese Neuerungen anderswo übernommen. Das mag daran liegen, dass die zumeist verwendeten Merkmale aus Genetik und Akustik sich hoher Anerkennung erfreuen und sich inzwischen ein eigenes Argumentationsprofil dafür entwickelt hat. Die Transparenz der Argumente ist nicht immer deutlich, zumal die Autoren zwischen zumindest zwei Artkonzepten wählen können, nach denen sie Spaltarten definieren können. Folglich genügen die auf diese Weise eingeführten Arten unterschiedlichen Kriterien, was einer gewissen Willkür in der Abgrenzung Vorschub leistet. Für schnelle Akzeptanz von Spaltarten sorgt überdies die weltweite ‚birder community’, der es immer ein Anliegen ist, isolierte und kleinräumig verbreitete Arten aufzuspüren und sie zu propagieren...
Die Fachdaten für die nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt werden mit den Naturschutzbehörden jeweils zum Jahresende abgeglichen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit Stand 31.12.2009.
Sprechen und Schweigen vor und nach der "Wende" : Analyse eines sprachbiografischen Interviews
(2010)
Am Anfang des Interviewprojekts stand ein noch relativ allgemeines Interesse an der Sprache und dem Sprechen in der DDR. Als Teil der Generation, die zwar noch in der DDR geboren wurde, sie aber kaum mehr bewusst erlebt hat, wollte ich von einem ehemaligen DDR-Bürger wissen, welche Erfahrungen er mit der Sprache und dem Sprechen vor 1989/90 gemacht hat. Ursprünglich zielte das Interview also nur auf eine Seite: den Sprachgebrauch und das Schweigen in der DDR. Unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen ist es möglich, in der DDR seine Meinung offen zu äußern? In welche Konflikte mit der Sprach- und Sprechregulierung in der DDR gerät einer, der sich selbst gar nicht als Staatsgegner, sondern als konstruktiver Kritiker und Verfechter dieser, wie er es im Interview nannte, "großartigen Idee" Sozialismus begreift? Wann wird geschwiegen und was bedeutet dieses Schweigen? Der Interviewte nahm jedoch im Verlauf der Gespräche immer wieder die Veränderungen in Sprech- und Schweigesituationen in den Blick, die er im Zuge des politischen Umbruchs 1989/1990 in seiner Sprachbiografie wahrnahm. So erschien eine Analyse mit einem verstärkten Fokus auf den Wandel des Sprachgebrauchs und der Bedeutungen des Schweigens vielversprechend.
Das Gebiet ist eines der am wenigsten durchforschten Gebiete Deutschlands. Es gibt keinerlei Gesamtflora. Es gibt vier spezielle Publikationen, und von denen datieren drei aus den Jahren 1990-1994. Einige besondere Funde wurden von Lauer (1968) und Werner & Holz (1994) angegeben. Lauer führte Timmia bavarica, Calypogeia arguta und Tortula atrovirens an, Werner und Holz u.a. Nardia compressa und Hyocomium armoricum. Caspari (1994) gab in seiner Diplomarbeit eine detailierte Bearbeitung der Moose der Moore und Feuchtgebiete des südwestlichen Hunsrücks. Danach enthält die Moosflora von Feld (1958) „erstmals zahlreiche konkrete Angaben zu Moosvorkommen aus dem Hunsrück“, bei denen es sich aber zumeist um Angaben aus den Moselseitentälern und das Nahetal handelt. Matzke (1990) führte Lepidozia cupressina und Anastrepta orcadensis an.
Im Berichtsjahr fanden vier Sonderausstellungen in der Antikensammlung statt. Verbunden mit der Vorstellung der Neuerwerbungen wurde am 28. Oktober 2009 die Ausstellung "PAN-tastisch! HAP Grieshaber und die Antike" eröffnet. Obwohl Grieshaber (1909-1981), der zu den bedeutendsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit zählt, anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahre 2009 mit einer Vielzahl von Werkschauen geehrt wurde, nahm die Veranstaltung in Gießen eine herausragende Stellung ein. Erstmals wurde das Verhältnis von Grieshaber zur Antike thematisiert und in einer eigenständigen Publikation umfassend gewürdigt. In der Gegenüberstellung mit Kunstwerken der Antikensammlung wurden diese Bezüge besonders deutlich. ...
Todesfurcht ist ein Phänomen, das sich durch die Jahrhunderte zieht und sich unabhängig von Kultur, Religion oder sonstigen Sozialisationsfaktoren zu behaupten scheint. Gleichzeitig aber würden die meisten Menschen die Unsterblichkeit der Sterblichkeit nicht prinzipiell vorziehen. In der vorliegenden Arbeit geht es um die Frage, womit wir es dann bei der Todesfurcht eigentlich zu tun haben. Was ist Todesfurcht? Worauf bezieht sie sich? Welche Überzeugungen liegen ihr zugrunde? Ist es von Bedeutung, welche Überzeugungen ihr zugrunde liegen? Muss man sagen, dass die Todesfurcht eines Christen auf etwas anderes Bezug nimmt als die Todesfurcht eines Atheisten? Lässt sich etwas bestimmen, auf das man sich unabhängig von Überzeugungen über das Totsein fürchten kann? Ist Todesfurcht eine rationale, ist Todesfurcht eine vernunftmäßige Furcht? ...
Kurzfassung der Dissertation an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, angefertigt am Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland", Wilhelmshaven, betreut durch Prof. Dr. Franz Bairlein, Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven (Erstbetreuer) sowie Prof. Dr. Henrik Mouritsen, Universität Oldenburg (Zweitbetreuer)
In sechs aufeinander folgenden Jahren wurde der Bestand
an Bachforellen in einem naturnahen Zufluss der Donau
dokumentiert. Nach dem ersten Jahr der Untersuchung
wurden ufernahe Bäume gefällt und ins Gewässer gebracht,
um den Fischbestand vor der vorhandenen Prädation durch
Kormorane zu schützen. Diese strukturelle Aufwertung
hatte jedoch keine positive Auswirkung auf den Bachforellenbestand.
Eine Bestandszunahme wurde nur nach dem
Besatz mit juvenilen, gezüchteten Bachforellen festgestellt.
Allerdings war diese Bestandszunahme nur kurzfristig messbar,
denn nach nur einem Winter wurde wiederum die
vorherige niedrige Bestandsgröße bestimmt. Als Hauptgrund
für diese niedrige Fischdichte wird der hohe Fraßdruck
durch Kormorane während der Wintermonate angesehen.
Daher erscheint ein Totholzeintrag, auch wenn diese Maßnahme
durch Fischbesatz begleitet wird, nicht dafür geeignet,
Fischbeständen nachhaltig vor der Prädation durch
Kormorane zu schützen.
Hintergrund und Zielsetzung: Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) mit einem klinisch sehr heterogenen Erscheinungsbild. Sie ist durch zeitlich und örtlich disseminiert auftretende Entmarkungsherde hauptsächlich in der weißen Substanz gekennzeichnet. Obwohl die Läsionen im gesamten ZNS auftreten, ist u. a. das Corpus Callosum (CC) frühzeitig und häufig betroffen. Oft ist es erst nach vielen Jahren möglich, den weiteren Verlauf der Erkrankung abzuschätzen. Allerdings ist die Entzündungsaktivität im Frühstadium der MS stärker als im späteren Verlauf. Daher ist es wichtig, gerade zu Anfang der MS einen Frühmarker zu haben, um schon entsprechend früh mit einer krankheitsmodifizierenden Behandlung beginnen zu können, um Behinderungen möglichst gering zu halten. Die vorliegende Arbeit fokussiert auf jene Fasern des CCs, die die beiden motorischen Areale (M1) verbinden, denn die Intaktheit des motorischen CCs ist ausschlaggebend für bimanuelle Bewegungen. Diese transkallosalen motorischen Verbindungen (TMVs) im humanen CC liegen weiter kaudal als beim Rhesusaffen. Unbeantwortet blieb bisher die Frage, ob auch beim Menschen die TMVs, ähnlich wie beim Rhesusaffen, eine somatotope Organisation im CC aufweisen. Ziel der vorliegenden Arbeit war, in einem multimodalen integrativen Ansatz das motorische CC auf struktureller sowie funktioneller und behavioraler Ebene bei gesunden Probanden sowie Multiple Sklerose Patienten zu untersuchen. Methoden: 12 gesunde Probanden und 13 Patienten mit Multipler Sklerose wurden untersucht. Die Untersuchungen umfassten Bildgebung mit Magnet Resonanz Tomographie (MRT) und funktioneller MRT (fMRT) zur Identifizierung der funktionellen Areale von Händen, Füßen und Lippen im M1 und diffusionsgewichtete MRT/Diffusions-Tensor MRT (DTI) zur Feststellung der fraktionalen Anisotropie (FA)-Werte und der Hauptdiffusionsrichtung von Wasser. Mithilfe der DTI konnten die Faserverläufe in jedem Voxel bestimmt werden. Dies war die Grundlage für die ebenfalls durchgeführte Fasertraktographie. In mehreren Traktographieschritten wurden die Fasern, die über das CC die Areale der Hände, Füße und Lippen im M1 verbinden, sichtbar gemacht. So konnten gezielt die FA-Werte im CC gemessen und die Lage der Faserbündel bestimmt werden. Desweiteren wurde die interhemisphärische Inhibition (IHI) zwischen den Handarealen von M1 als Maß für die effektive Konnektivität des CC mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) in einem etablierten Doppelpuls-TMS-Protokoll untersucht. In einem weiteren Versuchsteil wurden behaviorale Tests durchgeführt. Elektromyographische Spiegelaktivität wurde bei einer unimanuellen Aufgabe im homonymen Muskel der „Spiegelhand“ als Maß für interhemisphärische motorische Hemmung untersucht. Koordinationstests umfassten die bimanuelle temporale Koordination (BTK) mittels bimanuellem Fingertapping und Labyrinth-Test. Durch schnellstmögliches Fingertappen mit dem rechten, dem linken und simultan mit beiden Zeigefingern wurde sowohl uni- als auch bimanuelle Koordination und Schnelligkeit überprüft. Resultate: Die Hand- und Fuß-TMVs befanden sich durchweg im posterioren Truncus und/oder dem Isthmus des CC mit den Hand-TMVs etwas mehr ventral und anterior der Fuß-TMVs. Bei einem Probanden konnten die Lippenfasern dargestellt werden, die am weitesten anterior lagen und bis in den anterioren Truncus reichten. Bei der Analyse der FA-Werte der Hand-TMVs lagen die Werte der Patienten durchschnittlich signifikant niedriger als die der Kontrollen. Die IHI bei kurzem Interstimulus-Intervall (SIHI) war bei Patienten signifikant erniedrigt im Vergleich zu den Kontrollen, die IHI bei langem Interstimulus-Intervall (LIHI) war dagegen zwischen den Gruppen nicht unterschiedlich. Bei der elektromyographischen Spiegelaktivität zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen sondern lediglich ein Trend zu höheren Werten bei den Gesunden. Bei der BTK hielten die Patienten die Phasenrelationen genauer ein mit einer geringeren Streuung als die Kontrollen. Beim Labyrinth-Versuch und beim schnellstmöglichen Fingertappen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Die lineare Regressionsanalyse zeigte bei den Kontrollen eine signifikante Korrelation zwischen den mittleren FA-Werten der Hand-TMVs und der Stärke der SIHI. Bei den Patienten zeigte sich keine solche Korrelation. Zwischen SIHI bzw. LIHI und elektromyographischer Spiegelaktivität wurden bei den Kontrollen nicht aber bei den Patienten inverse Korrelationen gefunden. Schlussfolgerung: Durch die Kombination der verschiedenen Untersuchungsmethoden konnte die frühzeitige Schädigung des CCs bei MS auf verschiedenen Ebenen nachgewiesen und gleichzeitig die Möglichkeit einer nicht-invasiven Verlaufskontrolle geschaffen werden, die eine frühe Abschätzung des weiteren Verlaufes der MS ermöglichen kann. Dies wird aktuell in einem longitudinalen Versuchsdesign weiter untersucht.
Der Schreibkrampf ist eine Form der fokalen Dystonie, die durch unwillkürliche Verkrampfungen der Hand beim Schreiben gekennzeichnet ist, wobei es zu abnormen und funktionell beeinträchtigenden Fehlstellungen kommen kann. Hinsichtlich der Pathophysiologie vermutet man neben einer defizienten sensomotorischen Integration eine abnorme kortikale Plastizität. So findet sich bei Schreibkrampf-Patienten eine abnorm verstärkte PAS-induzierte LTP-ähnliche Plastizität (Quartarone et al., 2003). Diese weist wie auch die LTD-ähnliche Plastizität einen Verlust der somatotopen Spezifität auf: Veränderungen der motorkortikalen Erregbarkeit können im Gegensatz zu Gesunden auch durch PAS mit nicht-homologer peripher-elektrischer Stimulation induziert werden (Weise et al., 2006). Darüber hinaus scheint die für das Gleichgewicht von neuronalen Netzwerken notwendige homöostatische Metaplastizität beim Schreibkrampf gestört zu sein, wenn die Interaktion zwischen zwei aufeinanderfolgenden TMS-Protokollen getestet wird, die LTP- und LTD-ähnliche Plastizität hervorrufen (Quartarone et al., 2005). Da es sich beim motorischen Lernen um einen LTP-abhängigen Prozess handelt, war zu vermuten, dass dessen homöostatische Regulierung beim Schreibkrampf ebenfalls gestört ist. Diese Hypothese ist Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchungen. Hierfür wurde die als Modell für assoziative LTP- und LTD-ähnliche Plastizität beim Menschen entwickelte PAS bei 10 Schreibkrampf-Patienten und 10 gesunden bezüglich Alter und Geschlecht angepassten Probanden angewandt. Verschiedene PAS-Protokolle, die entweder eine LTP-ähnliche Steigerung (PAS25ms), eine LTD-ähnliche Reduzierung (PAS10ms) oder keine Veränderung (PAS100ms) der Motorkortex-Exzitabilität induzieren, wurden kombiniert mit einem nachfolgenden motorischen Training, bei dem die Teilnehmer schnellstmögliche Daumenabduktionsbewegungen der rechten Hand über einen Zeitraum von 2x15 Minuten durchführen mussten. Bei den gesunden Probanden führte eine Konditionierung durch PAS25ms- und PAS10ms-Protokolle zu einer homöostatischen Regulierung nachfolgender übungsabhängiger Plastizität mit einer Verschlechterung des motorischen Lernens nach dem fazilitierenden PAS25ms-Protokoll und einer Verbesserung des motorischen Lernens nach einem inhibierenden PAS10ms-Protokoll. Bei den Schreibkrampf-Patienten konnte diese homöostatische Metaplastizität nicht nachgewiesen werden. Zusätzlich korrelierte das Ausmaß dieser Störung (Verlust der Herunterregulierung motorischen Lernens nach Konditionierung mit PAS25ms) mit dem klinischen Schweregrad der Dystonie als behavioralem Korrelat, so dass mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit die Hypothese gestützt werden kann, dass eine gestörte homöostatische Metaplastizität eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des Schreibkrampfes spielt. Inwieweit sich hieraus auch therapeutische Implikationen bzw. Strategien ableiten lassen, soll in weiteren Studien überprüft werden.
Musik als ethische Disziplin : zu einem zentralen Aspekt in Augustins früher Schrift De musica
(2010)
Augustins frühe Schrift De musica ist neben Boethius’ De institutione musica und weiteren Äußerungen Augustins über Musik in anderen Schriften eine der zentralen Quellen für die Frühzeit der christlich-abendländischen Musikanschauung und hat diese bis in die Neuzeit hinein geprägt. Die sechs Bücher dieses Werkes haben in der Rezeption allerdings unterschiedliche Beachtung gefunden, da das sechste mehr christlich-philosophisch ausgerichtete Buch sich in Stil und Inhalt von den anderen fünf eher technisch ausgerichteten Büchern deutlich unterscheidet. Dies hat in der Forschung zu unterschiedlichen Spekulationen über die literarische und inhaltliche Einheitlichkeit von De musica geführt, zumal sich eine Überarbeitung des sechsten Buches tatsächlich nachweisen lässt. Es hat auch dazu geführt, dass in Untersuchungen zu dieser Schrift oft nur vom sechsten Buch ausgegangen und von den ersten fünf Büchern abgesehen wurde. Auch der in der folgenden Darstellung akzentuierte – und bisher kaum beachtete – Aspekt wird hauptsächlich im sechsten Buch greifbar. Dennoch wird als Neuansatz versucht, diesen in die als einheitlich zu erweisende Gesamtkonzeption aller sechs Bücher einzubetten. Dieser Aspekt betrifft die ethische Dimension der Schrift. Sie, so die Grundthese, stellt vom ersten Buch an einen zentralen Strang des Werkes dar. ...
Auf Basis einer Literaturauswertung paläobotanischer Befunde werden Facetten zur Entstehung, Bedeutung und Erhaltung der Phytodiversität heimischer Offenland-Lebensräume im Waldland Bayern aufgezeigt: Bayern liegt in der temperaten Waldregion mit sommergrünen Laubwäldern, die zu 80 % von Buchenwald-Gesellschaften dominiert werden. Der heutigen Dominanz der Buche steht eine fehlende Kontinuität der Buche in der quartären Vegetationsgeschichte Mitteleuropas gegenüber. 70–80 % des Quartärs überwogen offene oder halboffene Landschaften. Die Buche erlangte ihre Vorherrschaft erst im Spätholozän vor ca. 5.000 Jahren. Die heimische Diversität entwickelte sich im Quartär zu 99,7 % außerhalb von Buchenwäldern. So war Bayern die letzten 1,8 Mio. Jahre vorrangig von periglazialen Steppentundra-Komplexen dominiert. Aus dieser Habitattradition entstammen zahlreiche Relikt - arten der Steppen und Tundren, die heute als Glazialrelikte in Sonder-Lebensräume eingebunden sind. Sie sind das historische Zeugnis des mehrfachen und tiefgreifenden Landschafts- und Florenwandels während des Quartärs, der in seiner Intensität weltweit einmalig ist. Wie Auswertungen der Floristischen Kartierung Bayerns zeigen, sind die nur auf wenigen Prozent der Landesfläche vorkommenden lichten Mager-, Trocken- und Nass-Standorte die entscheidenden Refugien für das Überleben der seltenen Gefäßpflanzen und die entscheidenden Inseln für den Erhalt der Phytodiversität, die die regional - typischen Vegetationsausprägungen ausmachen und den wesentlichen Genpool für zukünftige Entwicklungen bergen. Nur etwa 12 % der bayerischen Gefäßpflanzen sind an Wald als Lebensraum gebunden, in dem zudem die besonders seltenen Sippen mit 9 % stark unterrepräsentiert sind. Fast alle (Sub-) Endemiten wachsen auf lückigen Offenland-Wuchsorten, keiner wächst in mehr oder minder dichten Wäldern. Populationsbiologisch betrachtet stehen Sippen auf räumlich isolierten Sonderstandorten im Spannungsfeld zwischen der Gefahr des Aussterbens (z. B. Carex capitata, Chondrilla chondrilloides usw.) und dem Impuls zur Ausbildung neuer Sippen (z. B. Gattung Cochlearia). Zudem lief, besonders für agamosperme Pflanzengruppen, die Evolution wohl v.a. in (halb-)offenen Landschaften ab und ließ schnell optimal angepasste Spezialisten entstehen, die bis heute auf Sonderstandorten erhalten geblieben sind. Insbesondere an den kleinen Arealen der Reliktarten und Endemiten auf Sonderstandorten werden die ausbreitungsbiologischen Probleme von Pflanzensippen deutlich, was neue Gesichtspunkte für die Biotopvernetzung hervorhebt. Entscheidend ist die Förderung der Prozesse, die eine Ausbreitung von Diasporen verbessern und eine Kontrolle ubiquitärer, starkwüchsiger Sippen. Die Ausführungen münden in eine konkrete Strategie für den Schutz der bayerischen Phytodiversität: Das Management der (halb-)offenen Lebensräume mit Reliktarten und regionaltypischen Endemiten ist eine große Herausforderung für den Naturschutz. Geeignete Konzepte und Maßnahmen müssen mit zielgerichteten Artenhilfsprogrammen erarbeitet werden.
Heft 9 von WLN (Waldökologie, Landschaftsforschung und Naturschutz – Forest Ecology, Landscape Research and Nature Conservation) bietet ein breites, facettenreiches Themenspektrum aus den Bereichen Standorts- und Vegetationskunde, Modellierung, Biodiversitätsforschung sowie Artenschutz. In der neuen Ausgabe werden einmal mehr vielseitige Möglichkeiten aufgezeigt, aktuellen Fragestellungen im In- und Ausland mit innovativen Methodenansätzen nachzugehen.
Ausgehend von der Frage, ob es möglich ist, für selten auftretende Pflanzenarten oder Vegetationstypen auf der Grundlage vorhandenen Expertenwissens ein Modell zu erstellen, das die Realnische des Zieltaxons zutreffend beschreibt, werden hier zwei Fuzzy-Logik-Ansätze verglichen. Am Beispiel westmediterraner Zwergbinsenrasen (I s o e t o - N a n o j u n c e t e a ) wird untersucht, ob sich ein weitgehend fuzzifizierter Ansatz, der alle Eingangs- und Ergebnisvariablen als linguistische Variablen behandelt und einen umfangreichen Regelsatz benötigt, sich besser eignet als ein Ansatz, bei dem für jedes Zieltaxon die Habitateignung über eine Zugehörigkeitsfunktion pro Umweltvariable formuliert wird. Die Modellierung gelingt mit beiden Verfahren ähnlich gut. Die Vor- und Nachteile der beiden Fuzzy-Logik-Ansätze werden abgewogen. Insgesamt wird klar, dass sich dieser Weg für die Beschreibung der Realnische gut eignet und die Wahl der Variante in Abhängigkeit von der Fragestellung erfolgen sollte. Die Erarbeitung wissensbasierter Habitateignungsmodelle stellt einen sinnvollen Schritt dar, um seltenere Taxa in Landschaftsmodelle mit aufzunehmen.
Gerhard Dilcher und Diego Quaglioni setzen mit diesem Band die Veröffentlichung der Ergebnisse einer zweiteiligen Tagung zu den Anfängen des öffentlichen Rechts fort, die in den Jahren 2006 und 2007 in Trient im Centro per gli Studi Storici Italo-Germanici in Verbindung mit der rechtswissenschaftlichen Fakultät der dortigen Universität veranstaltet wurde (vgl. Francia-Recensio 2009/1–Mittelalter). Die Anfänge des öffentlichen Rechts sind in den letzten Jahren verstärkt auf Interesse gestoßen und waren vor kurzem Gegenstand eines von Jacques Krynen und Michael Stolleis herausgegebenen Tagungsbandes zu "Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes (XIIIe–XVIIIe siècle), Frankfurt/M. 2008". Trotz des ähnlichen Themas ist die Konzeption beider Bücher sehr verschieden und ergänzt sich in mancher Hinsicht, zumal der geografische Rahmen des Trienter Bandes sich der Zielsetzung der Veranstaltung entsprechend auf Italien und Deutschland zur Zeit der Staufer konzentriert. In beiden Fällen werden die gesamteuropäische Bedeutung und Ausstrahlung der mittelalterlichen italienischen Rechtswissenschaft und wichtiger Autoren wie Bartolus und Baldus deutlich. ...
Das Untersuchungsgebiet wurde ausgewählt, da die Harpener Teiche eine lokale Kuriosität darstellen. Sie wurden einst als Klärteiche für die Bergbauabwässer der nahegelegenen Zeche Robert Müser genutzt. Heute dient der Schacht der zentralen Wasserhaltung. Hier wird Grubenwasser gehoben und in die Harpener Teiche geleitet, damit die Grubenbaue der weit entfernten Zechen, in denen heute noch Kohle gefördert wird, nicht unkontrolliert voll laufen. Das Grubenwasser enthält gelöste Mineralien, welche die grauweißen Ablagerungen im Bereich des Ausflusses bilden und das Wasser türkisblau färben.
Die Einleitung des salzhaltigen Wassers bedingte früher das Auftreten einiger Halophyten (salztolerante Pflanzenarten, vgl. GALHOFF & KAPLAN 1983), die aber heute aufgrund von Sukzession (natürliche Entwicklung) verschwunden sind. Die direkte Umgebung der Harpener Teiche zeichnet sich außerdem durch verschiedene heimische und gebietsfremde Gehölzarten auf. Die Nähe zum Siedlungsbereich führt zum Auftreten einiger interessanter, nicht einheimischer Pflanzen, die durch den Menschen eingeführt bzw. abgelagert wurden (Adventivarten, Gartenmüll). Zu diesem engeren Untersuchungsgebiet (Gebiet 1), in dem auch die zentrale Anlaufstation bzw. der Infostand eingerichtet wurde, wurde außerdem aus Gründen der Strukturvielfalt die Industriebrache der ehmaligen Zeche Robert Müser (Gebiet 2) und der Bereich der Halde mit einem Teil des Geländes der ehemaligen Zeche Amalie (Gebiet 3) miteinbezogen.
Im Folgenden werden für den Bochum-Herner Raum bemerkenswerte Pflanzenfunde aus dem Jahr 2009 aufgeführt. Zur besseren Auswertung wurden hinter den Fundorten die MTB-Angaben
(Topographische Karte 1:25.000) angegeben und ggf. eine Bewertung des
floristischen Status sowie eine Bewertung des Fundes für den hiesigen Raum.