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Die Arbeit mit Rechnungen bietet den Vorteil, dass es sich dabei fast immer um Originalquellen handelt. Rechnungen wurden üblicherweise nicht in Kompilationen aufgenommen oder nicht in Urkunden inseriert. Wenn sie abgeschrieben wurden, geschah das höchstens im Zuge des Abrechnungsprozesses und nicht, wie etwa bei Chroniken, um für ihre weitere Verbreitung zu sorgen. Unter den schriftlichen Quellen kommen die Rechnungen damit wohl der Definition eines Überrestes am nächsten: Sie wurden für die Mit-, nicht die Nachwelt erstellt. Das bringt allerdings den Nachteil mit sich, dass wir selten genau wissen, zu welchem Zweck eine Rechnung eigentlich verfertigt wurde. Keine Arenga klärt den Forscher über die Vorgeschichte und den Zusammenhang der Niederschrift auf. Erklärende Dokumente sind fast nie überliefert. Die Menschen, die Rechnungen erstellten und mit ihnen arbeiteten, lernten das durch und bei ihrer Arbeit, eventuell unter mündlicher Anleitung. ...
Wirtschafts- und Rechnungsbücher bieten mehrdimensionale Zugänge und erfordern multidisziplinäre Annäherungen. Dass sie weit mehr sind als Einnahmen- und Ausgabeverzeichnisse zeigen die hier vorliegenden 17 Beiträge mit Beispielen von Lübeck bis Lyon. Sie vereinen die Ergebnisse eines Workshops, der diese Gattung serieller Quellen von Seiten der Geschichtswissenschaft und der Historischen Sprachforschung, der Editions- und Medienwissenschaft sowie der historischen Wirtschafts- und Betriebswirtschaftswissenschaft in den Blick genommen hat.
Schleppen und Schleifen
(2015)
Schleppen und Schleifen sind einander etymologisch verwandt. Seit dem 13. Jahrhundert soll die Ähnlichkeit von Schleppen und Schleifen bereits in der Deutschordensdichtung belegt sein; das Grimm'sche 'Wörterbuch' notiert, dass "die identität von schleppen und schleifen" um 1430 erkannt und erstmals in Wörterbüchern erfasst wurde. Nun sind Schleppen und Schleifen nicht nur Verben für den mehr oder weniger identischen Vorgang, etwas unter Mühe langsam, schwerfällig und mit großem Kraftaufwand am Boden entlang zu ziehen, sondern auch Pluralformen von Substantiven. Die Schleppe und die Schleife bezeichnen dabei geradezu das Gegenteil der verbalen Bedeutung: Anders als die Verben 'schleppen' und 'schleifen' sind sie nicht mit Mühe, Last und Erschöpfung konnotiert, sondern stehen vielmehr für Luxus und Verschwendung - für die unendliche Leichtigkeit des Seins.
Die Rüsche am Rock der Revolutionärin markiert eine diskrete Dissonanz, die es in sich hat. Der Revolutionärin wie dem Mikrologen ist die Rüsche nicht nur ästhetisch keine 'quantité négligeable', sondern genauso epistemologisch und geschichtsphilosophisch - die Revolution steckt hier definitiv im Detail.
So wie alle anderen Ebenen der Inszenierung wird auch die Kleidung zum Mittel im Kampf um die Aufmerksamkeit der Zuschauer - schließlich gilt es, im Wettstreit mit etwa 25 Konkurrenten zu beeindrucken und in Erinnerung zu bleiben. Die Auftritte bestehen daher zumeist aus Performances, die bis auf Sekundenbruchteile präzise durchchoreografiert sind, in denen nicht nur das Geschehen auf der Bühne, sondern auch die Vermittlung an den Fernsehzuschauer - jede Kameraeinstellung, jeder Schnitt - exakt vorgeplant ist. Dabei darf jeder Auftritt nach aktuellem Regelwerk maximal drei Minuten dauern. Kein Wunder, dass Trickkleider unter diesen Bedingungen relativ häufig zum Einsatz kommen. Schließlich bilden sie eine Möglichkeit, in dieser kurzen Dauer der Performance durch eine überraschende Veränderung im Aussehen der Künstler für einen besonderen Effekt zu sorgen.
Future Fashion
(2015)
Neue Materialien und neue Technologien stehen für Zukunftsmode. Davon schrieben Science-Fiction-Autoren, noch bevor Modemacher diese Kombination alltagstauglich machten. Prinz Vladimir Odoevskij, bekannt für seinen exzentrischen Kleidungsstil, entwarf in der Zukunftsnovelle 'Das Jahr 4338' (1835) schillernde Gewänder à la 'comète', gefertigt aus synthetischen Materialen wie "elastischem Kristall" mit eingewebten "metallischen Kristallisationen". Amerikanische Designer, die hundert Jahre später in dem British-Pathé-Clip 'Eve, Ad 2000!' (1939) mit eigenen Entwürfen die Zukunftsmode im Jahr 2000 ›voraussagen‹, kommen in Hinblick auf Material und Effekte auch der romantischen Vorstellung Odoevskijs erstaunlich nahe. Odoevskijs elegant-romantische Zukunftsästhetik, die synthetische Textilproduktion und spezifische Leuchteffekte dekorativer Glasfaserprodukte vorwegnimmt, erinnert an die LED-Technologie von heute. Denn dieser Tage sorgen nicht selten LED-Lämpchen, ob als falsche Wimpern oder am Gala-Kleid, für strahlende Auftritte: Future Fashion.
Gagarins Raumanzug
(2015)
Raumanzüge gehören zu Astronauten und Kosmonauten wie der Feuerwehranzug zum 'Firefighter' und der Tauchanzug zum Taucher - sie sind Funktionskleidung, ohne die die Retter in der Not, Entdecker der Tiefsee und Pioniere des Weltraums ihre Heldentaten nicht vollbringen könnten. In der populären Ikonographie der bemannten Raumfahrt sind die meist monochromen, häufig amorph wirkenden Ganzkörperkleidungsstücke mit dem runden, überproportional großen Helm, die die Menschen in etwas schwerfällig sich bewegende, leicht roboterartige Wesen verwandeln, untrennbar verbunden mit dem sogenannten 'Space Race', mit 'Star Wars' und mit '2001: A Space Odyssey'. Nur der erste Mensch im Weltraum, Juri Gagarin, hatte keinen.
Siebenmeilenstiefel gab es einmal in zwei Welten: zum einen im Märchen, wo sie Wunderdinge sind, die übernatürliche Fähigkeiten verleihen; zum anderen wurden die Reitstiefel der Postreiter so genannt, "die nur alle sieben Meilen den Boden berührten, wenn Postreiter oder Gespanne an Stationen die Pferde wechselten". Als literarisches Motiv haben die Siebenmeilenstiefel eine lange Geschichte, die mindestens bis in den griechischen Mythos zurückreicht, wo Perseus von den Nymphen Flügelsandalen erhält - zum Dank dafür, dass er die übelriechenden Graien ins Meer wirft. In der Science-Fiction des 20. Jahrhunderts kehrt das Motiv auf - zeitgemäß - abstrakterer Ebene wieder, in der Figur der Teleportation, also des Reisens durch den Raum ohne zeitliche Verzögerung - und ohne ein bestimmtes Schuhwerk.
Gute Lehre muss sichtbar werden, und über gute Lehre muss gesprochen werden! Ein Ziel unseres Programms "Starker Start ins Studium" ist eine verbesserte Kommunikationsstruktur über und eine verbesserte Kommunikationskultur in der Lehre. Der "Tag der Lehre" der Goethe-Universität, der den Rahmen für die Starker Start-Tagung abgegeben hat, hat mit mehr als 150 Gästen dazu beigetragen. ...
Der viersemestrige Master-Studiengang Biochemie leitet sich aus der langjährigen Tradition in biomolekularer Forschung und Lehre in der Frankfurter Forschungslandschaft her und ist stark forschungsorientiert.
Ziel des Studienganges ist es, fachliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Methodenkompetenzen zu vermitteln, mit denen die Absolventen in die Lage versetzt werden, in einem forschungsbezogenem Kontext selbstständig zu arbeiten. ...
Die Bibliographie zur botanischen Literatur über Sachsen-Anhalt wird mit Nachträgen und den bisher zugänglichen Publikationen und Abschlussarbeiten von 2015 fortgesetzt. Aufgrund der immer geringer werdenden Zahl relevanter Publikationen, incl. nur noch elektronisch verfügbarer Arbeiten, wird nochmals darum gebeten, alle Artikel der Redaktion mitzuteilen, insbesondere solche, die in Zeitschriften erschienen sind, die botanische Themen nicht unbedingt erwarten lassen.
Aktuelle Bestandssituation von Apium graveolens, Helosciadium inundatum und H. repens an ausgewählten Fundorten in Sachsen-Anhalt und Thüringen. – Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 20: 55–61. In Vorbereitung bundesweiter Untersuchungen zur genetischen Diversität heimischer Wildsellerie-Arten wurden zahlreiche Altangaben zu Fundorten in Sachsen-Anhalt und Thüringen überprüft
Wiederfund von Lindernia procumbens am Bleddiner Dorfteich (Lkrs. Wittenberg). − Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 20: 25 − 32. Im Rahmen des Monitorings der Pflanzenarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie in Sachsen-Anhalt wurde Lindernia procumbens erstmals nach zwölf Jahren am letzten bekannten Fundort, dem Bleddiner Dorfteich, wiedergefunden. Der Nachweis unterstreicht die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen des Fundortes, an dem trotz wiederholt günstig erscheinender Bedingungen die Art jahrelang nicht auftritt
Buchbesprechung
(2015)
Minuartia hybrida subsp. tenuifolia (L.) Kerguélen und Minuartia viscosa (Schreb.) Schinz & Thell. – Beispiele für den Schutz und die Erhaltung konkurrenzschwacher, stark gefährdeter Pflanzenarten in Mitteldeutschland. – Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 20: 33 – 53. Die Anzahl der Vorkommen von Minuartia hybrida subsp. tenuifolia und Minuartia viscosa in Mitteldeutschland hat sich während der letzten 50 Jahre sehr stark verringert. Beide Arten scheinen hier kurz vor dem Aussterben zu stehen. Insbesondere Minuartia viscosa gehört aufgrund des Rückgangs im Hauptverbreitungsgebiet Mitteleuropa zu den Arten, für deren Erhaltung Deutschland besondere Verantwortung trägt. Die Arten und je einer ihrer letzten Fundorte werden vorgestellt und die Artzugehörigkeit sowie die Gründe des Rückgangs erläutert. Über die Versuche zur Förderung der Bestände an den natürlichen Wuchsorten, die Möglichkeit der Erhaltung der Arten in Botanischen Gärten sowie der Wiederansiedlung an geeigneten Wuchsorten wird berichtet. Die Kombination dieser Maßnahmen könnte dazu dienen, die Erhaltungssituation der heimischen Genotypen mittelfristig zu verbessern und zu stabilisieren.
Zur Variabilität der Infloreszenz von Allium paradoxum (M. Bieb.) Don. − Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 20: 19 − 24. Der Neophyt Allium paradoxum bildet, abhängig von den Standortbedingungen und dem Alter der Mutterzwiebel, sehr unterschiedlich gestaltete Infloreszenzen aus. Neben Scheindolden mit Bulbillen und einer bzw. fehlender Blüte tritt an den meisten Pflanzen Prolifikation auf, die zu sekundären und tertiären Neubildungen führt. Die beobachteten Typen werden beschrieben und abgebildet.
Geschichte und Artengarnitur der Salzstelle Altensalzwedel (Altmarkkreis Salzwedel). − Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 20: 3−18. Anhand von Literaturangaben wird die einstige Artengarnitur mit der derzeitigen verglichen. Schwerpunktmäßig werden die Ereignisse der jüngeren Geschichte (ab 1967) aus eigener Anschauung beschrieben und deren Auswirkungen auf die Populationsentwicklung einzelner Arten dargestellt.
Nach langer Vorbereitung war es endlich soweit, die National Model United Nations (NMUN)-Delegation der Goethe-Universität stand im Konferenzhotel und war voller Vorfreude, Aufregung und Tatendrang.
Unter allen Simulationen ist das National Model United Nations in New York dabei die größte und ist in ihrer kulturellen und thematischen Vielfalt kaum zu übertreffen. Innerhalb der Simulation wird die Arbeit der verschiedenen Komitees der Vereinten Nationen mit realen Themen nachgestellt. Die Mitglieder der Delegationen übernehmen dabei die Aufgaben und Positionen der Diplomaten und vertreten die Interessen, Werte und Standpunkte des ihnen zugewiesenen Landes. In diesem Jahr repräsentierten wir die Republik Kuba. ...
Die Mathematik ist gleichermaßen eine Kulturwissenschaft mit langer Tradition als auch treibende Kraft hinter vielen modernen Technologien und damit Schlüsseldisziplin des Informationszeitalters. Zum einen zielt die Mathematik darauf ab, abstrakte Strukturen und ihre Zusammenhänge zu verstehen; zum anderen entwickelt sie kraftvolle Methoden, um Frage- und Problemstellungen in zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen zu behandeln. Moderne Anwendungen der Mathematik liegen beispielsweise in den Bereichen der Datensicherheit und -kompression, der Verkehrssteuerung, der Bewertung und Optimierung von Finanzinstrumenten oder der medizinischen Operationsplanung.
In dieser Broschüre stellen wir Ihnen das Profil der Frankfurter Mathematik in Forschung und Lehre sowie speziell die Studiengänge
• Bachelor Mathematik
• Master Mathematik
vor. An der Goethe-Universität ist es auch möglich, Mathematik auf Lehramt (L1, L2, L3, L5) zu studieren. ...
[Der] Status des Rechts [ist] in der Odyssee grundsätzlich ambivalent [...]: Auf der einen Seite grenzt sich Odysseus unter Berufung auf eine allgemeine "rechtliche Ordnung" (thémis) und die öffentliche Versammlung (agorá) von der rechtlosen Welt der Kyklopen ab, auf der anderen liegt Interpretation und Durchsetzung von Recht im Konfliktfall beim Einzelnen: Was "Recht" ist, wird zu einem großen Teil von Macht, Einfluss und Ansehen der Parteien bestimmt. Dennoch hieße es die Komplexität der in der Odyssee beschriebenen Ordnung zu vereinfachen, wollte man sie auf ein rohes Recht des Stärkeren zurückführen – Odysseus wird in seinem Epos schließlich gerade nicht durch Verbindlichkeit durchsetzende Stärke, sondern durch wendige, ja unverbindliche Listigkeit charakterisiert. Doch wie ließe sich dann die zuguterletzt wiederhergestellte rechtliche Ordnung differenziert beschreiben? Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst eine Reflexion auf das grundsätzliche Verhältnis zwischen Recht und Epos vorzunehmen. Sie soll in den folgenden Abschnitten in der Diskussion einiger maßgeblicher rechtshistorischer Ansätze am Beispiel der Ilias geleistet werden. Im zweiten Hauptteil dieses Textes wird dann eine Lektüre der Odyssee unter dem Aspekt epischer Verbindlichkeit im Vordergrund stehen; sie wird in die Frage münden, in welchem Verhältnis die formale Geschlossenheit des Epos zur Herstellung von Ordnung steht. Die Problematik der epischen Form wird ihrerseits abschließend zum Verhältnis von Epos und Recht zurückführen, wobei nun allerdings das Epos als Gegenstand von mündlicher Überlieferung und (mythischer) Gesetzgebung im Zuge der pólis-Werdung Athens im Mittelpunkt steht.
Die 'Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur' veranstaltete im Oktober 2014 anlässlich des 50. Todestags des Dichters eine Tagung über Franz Spunda. Hier zeigt sich die Bedeutung Spundas für den Veranstalter, denn trotz der erwähnten Präsenz Spundas im wissenschaftlichen Diskurs und trotz der Existenz einer - wenn auch bescheidenen - Spunda-Forschung wurde bis dato noch nie eine Spunda-Konferenz veranstaltet. Die von 3. bis 4. Oktober 2014 in der Geburtsstadt des Autors organisierte Tagung mit dem Titel 'Franz Spunda im Kontext' brachte 10 ausländische sowie inländische Wissenschaftler zusammen.
Tagungsbericht "Medium - Medialität - Intermedialität." Tagung der Franz Werfel-StipendiatInnen in der Nachbetreuung in Wien, 27. - 28. März 2015
Am 27. und 28. März 2015 veranstaltete die Wiener Germanistik in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Austauschdienst-Gesellschaft in Wien die Tagung der Franz Werfel-StipendiatInnen in der Nachbetreuung zum Thema 'Medium - Medialität - Intermedialität. Beiträge zur österreichischen Kulturgeschichte'.
Das Folgende ist eine Auseinandersetzung mit dem Zeitungsartikel von Patrick Bahners (FAZ 5. 9. 2015) und zugleich mit seiner wichtigsten Autorität, Gerd Althoff (FmSt 48, 2014, S. 261-76: "Das Amtsverständnis Gregors VII. und die neue These vom Friedenspakt in Canossa"). Zu beiden Texten sind einige Bemerkungen vonnöten. Der vorliegenden Fassung meiner Darlegung gingen Versionen voraus, die an Jürgen Petersohn u.a., sowie jeweils erweitert an Nikolas Jaspert und zuletzt an Folker Reichert geschickt wurden. Ich stelle hiermit diese erweiterte Version (entgegen meiner ursprünglichen Absicht) auf Drängen von Kollegen und Freunden ins "Netz".
Nach Bulgarien, Slowenien und der Slowakei ist Ungarn erst das vierte Land, das mit der Organisation des (bereits achten) Kolloquiums zur Lexikographie und Wörterbuchforschung beehrt wurde. Die Reihe internationaler lexikographischer Kolloquien wurde von zwei Koryphäen dieses Fachgebietes, Herbert Ernst Wiegand und Pavel Petkov, im Jahre 2000 ins Leben gerufen und findet seit dem regelmäßig in Zwei-Jahres-Abständen statt. Im Mittelpunkt des letzten Kolloquiums, das vom Lehrstuhl für Germanistische Linguistik am Institut für Germanistik der Universität Szeged (namentlich von Dr. Tamás Kispál) in Zusammenarbeit mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Szeged ausgetragen wurde, standen Lernerwörterbücher. 18 Forscherinnen und Forscher aus acht Ländern (Bulgarien, Deutschland, Polen, Slowenien, Slowakei, Südafrika, Tschechien und das Gastgeberland Ungarn) trafen zusammen, um sich unter vielfältigen Aspekten über allgemeine oder spezielle, einsprachige oder zweisprachige, gedruckte oder elektronische sprachliche Lernerwörterbücher auszutauschen.
Rezension zu Kratochvílová, Iva/Wolf, Norbert Richard (Hgg.) (2013): Grundlagen einer sprachwissenschaftlichen Quellenkunde (Studien zur Deutschen Sprache 66). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG, ISBN 978-3-8233-6836-6, 382 S.
Der Sammelband, der Beiträge zu allgemeinen korpuslinguistischen Problemen und spezifischen korpusbasierten bzw. -gestützten Studien enthält, ist dem Andenken Hans Wellmanns (1936–2012) gewidmet - sein letzter Beitrag befindet sich in diesem Band.
Rezension zu Vajičková, Mária/Mikulášová, Andrea/Mikuláš, Roman (Hgg.) (2014): Auf dem Weg zu Texten und Kontexten - Festschrift für Ivan Cvrkal. Nümbrecht: KIRSCH-Verlag, ISBN 978-3-943906-13-4, 203 S.
Anlässlich des 80sten Geburtstages des bedeutenden slowakischen Germanisten, Literaturwissenschaftlers und Übersetzers Ivan Cvrkal ist im Kirsch-Verlag eine Festschrift mit dem Titel 'Auf dem Weg zu Texten und Kontexten' erschienen.
Rezension zu Strob, Florian/Louth, Charlie (Hgg.) (2014): Nelly Sachs im Kontext: eine 'Schwester Kafkas'? Heidelberg: Winter, ISBN: 978-3-8253-6395-6, 255 S.
Im Jahre 2010 erschien im Verlag Suhrkamp eine kommentierte Werkausgabe in vier Bänden, die von Aris Fioretos vorbereitet wurde. Damit rückte Nelly Sachs, Nobelpreisträgerin von 1966, erneut ins Visier der Literaturwissenschaft. Es folgte eine Ausstellung von Aris Fioretos im Jüdischen Museum Berlin ('Flucht und Verwandlung'), es erschien ein Tagungsband mit drei Beiträgen zu Nelly Sachs ('Weibliche jüdische Stimmen deutscher Lyrik aus der Zeit von Verfolgung und Exil', 2012). Dessen Mitherausgeberin Chiara Conterno und die Celan- und Karl-Kraus-Spezialistin Irene Fantappiè sind auch in dem hier besprochenen Band vertreten. "Eine 'Schwester Kafkas'? Nelly Sachs im Kontext" hieß dann ein Kolloquium im September 2012 an der Queen's College in Oxford, aus dem der vorliegende Band hervorgegangen ist.
Rezension zu Gesine Lenore Schiewer (2014): Studienbuch Emotionsforschung. Theorien - Anwendugsfelder - Perspektiven. Darmstadt: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), ISBN 978-3-534-26494-0, 216 S.
Die Emotionsforschung spielt in der gegenwärtigen Linguistik eine wichtige Rolle, wovon viele theoretische sowie empirische Studien mit verschiedenartigen Ansatzpunkten zeugen, die die Interdisziplinarität dieser Forschungsrichtung betonen. Die vorliegende Publikation stellt einen wichtigen Beitrag zu dieser Erforschung dar, vor allem wegen ihrer Komplexität und Übersichtlichkeit der theoretischen Ansatzpunkte.
Rezension zu Reiner, Tabea (2013): Prospektive Verben im Deutschen. An der Schnittstelle von lexikalischer Semantik und Satzsyntax. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, ISBN 978-3-8253-6263-8, 199 S.
Bei der vorliegenden Monographie handelt es sich um die überarbeitete, 2012 verteidigte Dissertation von Tabea Reiner, wobei das Neue an dem Ansatz sich vor allem aus der induktiven Vorgehensweise ergibt: Unvoreingenommen wird eine Datenmenge (108 Verben) ausgehend von ihrer lexikalisch-semantischen Bedeutung hinsichtlich ausgewählter syntaktischer Realisierungen für sich und in authentischer Verwendung analysiert. Dabei handelt es sich um die im Titel genannten prospektiven Verben, eine offene, lexikalische Verbklasse, der bisher nur am Rande eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Mellado Blanco, Carmen (Hg.) (2014): Kontrastive Phraseologie Deutsch-Spanisch. Tübingen: Edition Julius Gross im Stauffenburg Verlag, ISBN 978-3-87276-882-7, 211 S.
Der vorliegende Band enthält eine Auswahl von dreizehn Beiträgen, die im Rahmen der Internationalen Tagung zur kontrastiven Phraseologie Deutsch-Spanisch/Galicisch am 24. und 25. November 2011 an der Universität Santiago de Compostela (organisiert von der dortigen Forschungsgruppe FRASESPAL) gehalten wurden. Davon sind acht in deutscher Sprache und fünf auf Spanisch verfasst. Eine solch monographische Tagung sowie die daraus hervorgegangenen Resultate beweisen, was für einen hohen Stellenwert die kontrastive Phraseologieforschung mittlerweile innehat und wie diese in Spanien von ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und diversen Forschungsprojekten vorangetrieben wird.
Rezension zu Jesenšek, Vida/Dobrovolskij, Dmitrij (Hgg.) (2014): Phraseologie und Kultur. Phraseology and Culture. Bielsko-Biała/Budapest/Kansas/Maribor/Praha: Verlag der Philosophischen Fakultät Maribor, ISBN 978–961–6930–04–8, 597 S.
Der vorliegende Band (sowie drei andere Tagungsbände, die Phraseodidaktik, Phraseographie und Phraseme in Korpora wie auch die vergleichende Phraseologie fokussieren) geht auf die Tagung der Europäischen Gesellschaft für Phraseologie zurück, die im August 2012 in Maribor stattgefunden hat.
[Rezension zu:] Melanija Fabčič (Hg.): Phraseologie im interlingualen und interkulturellen Kontakt
(2015)
Rezension zu Fabčič, Melanija/Fiedler, Sabine/Szerszunowicz, Joanna (Hgg.) (2013): Phraseologie im interlingualen und interkulturellen Kontakt. Phraseology in Interlingual and Intercultural Contact. Bielsko-Biała/Budapest/Kansas/Maribor/Praha: Verlag der Philosophischen Fakultät Maribor, ISBN 978-961-6930-03-1, 333 S.
Die Tagung der Europäischen Gesellschaft für Phraseologie, die im August 2012 in Maribor stattfand und unter dem Motto "Phraseologie und Kultur" stand, brachte vier Tagungsbände her. Die Beiträge des vorliegenden Bandes, die eine Auswahl von Vorträgen der Sektion "'Nosce te ipsum' - Phraseologie im interlingualen und interkulturellen Kontakt" repräsentieren, beschäftigen sich vorrangig mit Fragen zum phraseologischen Sprachvergleich sowie mit Fragen der Entlehnung und Übersetzung von Phrasemen.
Rezension zu Dringó-Horváth, Ida/Fülöp, József/Hollós, Zita/Szatmári, Petra/Szentpétery-Czeglédy, Anita/Zakariás, Emese (Hgg.) (2014): Das Wort - ein weites Feld. Festschrift für Regina Hessky. Budapest: L’Harmattan, ISBN 978–963–236–885–6, 318 S.
Die vorliegende Festschrift ist Regina Hessky gewidmet, die 2013 ihren 70. Geburtstag feierte. 2014 sind mehrere AutorInnen des Bandes nach Budapest gefahren, um dort ihren Beitrag auch in Form eines Vortrags auf einer Festveranstaltung zu präsentieren und der Jubilarin mit vielen anderen TeilnehmerInnen zusammen zu gratulieren und die Festschrift zu überreichen.
In der vorliegenden Studie wird die Textsorte ‚didaktisch angelegter fachsprachlicher Text‘ einer korpusbasierten Analyse unterzogen, wobei die Perspektive 'Autor - Text' und Prozesse der Informationsübertragung im Vordergrund stehen. Die theoretische Grundlage bilden zwei Ansätze der Pragmasyntax: (1) Der Ansatz 'Attention-Information-Flow' (vgl. SCHULZE 2004: 549f.) beruht auf dem Gedanken, dass der Textproduzent die Informationen versprachlicht, die seine Aufmerksamkeit anziehen. (2) Das Konzept 'Grammatik der Szenen und Szenarien' (vgl. SCHULZE 1998: 435ff.) bezieht sich auf die Strategien der Versprachlichung, dank derer der Autor für wichtig gehaltene Informationen vermitteln kann. Die Ergebnisse der Korpusanalyse bilden ein Tableau mit Eigenschaften der zu erforschenden Textsorte und die Beschreibung ihrer Auswirkung auf Textgestaltungsprozesse unter dem Aspekt einer effizienten Informationsvermittlung.
[Rezension zu:] Bescansa, Carme/Nagelschmidt, Ilse (Hgg.) : Heimat als Chance und Herausforderung
(2015)
Rezension zu Bescansa, Carme/Nagelschmidt, Ilse (Hgg.) (2014): Heimat als Chance und Herausforderung. Repräsentationen der verlorenen Heimat. Berlin: Frank & Timme, ISBN 978–3–7329–0027–5, 333 S.
Die Publikation besteht aus einer Auswahl von Beiträgen (insgesamt 17), die auf der Internationalen Tagung 'Repräsentationen der verlorenen Heimat in der deutschsprachigen Literatur Böhmens, Mährens, Schlesiens' an der Universität des Baskenlandes in Vitoria-Gasteiz im Juni 2013 gehalten wurden. Die Tagung wurde als Abschluss von zwei an der baskischen Universität in den Jahren 2010 und 2013 realisierten Forschungsprojekten realisiert. Den Untersuchungsgegenstand der literarischen Analysen stellt die Frage der verlorenen bzw. verschwindenden Heimat und Identität dar.
In dem vorgelegten Beitrag werden auf Grund der Analyse der Textsortenmerkmale konventionalisierte Muster von Absageschreiben präsentiert. Das Schwergewicht wird dabei auf die Makrostruktur und die Formulierungsmuster gelegt. Den Ausgangspunkt bildet die These, dass das Merkmal der Formelhaftigkeit sowohl auf der Ebene der Form als auch auf der sprachlichen Ebene beobachtbar ist. Die Grundlage der Analyse bilden authentische deutsche Absageschreiben, die drei Formen - Aperitif-Briefe, eigentliche Absageschreiben und Eisschreiben - erkennen lassen. Die Belege wurden in den Jahren 2001–2012 gesammelt.
Der Beitrag befasst sich im Rahmen einer linguistisch-kritischen Inhaltsanalyse mit Aufklebern, die über rechtsextreme Versand-Anbieter im Internet vertrieben werden. Bei der Betrachtung von Sprache, Bild und Sprache-Bild-Kombinationen kann festgestellt werden, dass vor allem neuheidnische Aufkleber im Vordergrund des Angebotes stehen, während andere gesellschaftliche Fragen deutlich seltener thematisiert werden. Die Aufkleber dienen der Identitätsstiftung der rechtsextremen Szene, besitzen darüber hinaus aber auch eine an die Öffentlichkeit gerichtete Bekenntnisfunktion. Dabei werden sowohl sprachliche als auch bildliche und typografische Codes eingesetzt, um eine Einordnung in den rechtsextremen Lifestyle zu gewährleisten. Als eine inhaltliche Konstante der Aufkleber kann eine dezidierte Gewaltbejahung festgestellt werden. Die Ausrichtung der Aufkleber passt sich so mit der Bezugnahme auf germanisch-mythologische Elemente sowie mit der Vermittlung einer aggressiven Grundhaltung in den ideologischen Gesamtkontext der rechtsextremen Erlebniswelt ein.
Eine Textsortenstilistik der Reformationszeit muss sich den neuen Gegebenheiten wie dem medialen Wandel, dem Interesse an einer Vorform der Individualität oder dem Aufkommen von Autorinnen stellen. Diese Aspekte werden in der folgenden Untersuchung anhand ausgewählter Texte von zwei Flugschriftenverfassern, Heinrich von Kettenbach und Philipp Melanchthon, sowie einer Autorin, Argula von Grumbach, herausgearbeitet. Bei Heinrich von Kettenbach wird im Prozess von der mündlichen Predigt hin zum gedruckten Text mit sprachlichen und rhetorischen Mitteln ein einheitlicher Stil erzeugt, der bei den Rezipienten einen hohen Wiedererkennungseffekt hat. Dagegen sind Melanchthons frühe deutschsprachige Schriften weniger stilistisch überarbeitet, sodass sich ein Autorstil nicht eindeutig ausmachen lässt. Schließlich zeigt sich in Argula von Grumbachs Flugschrift, dass Geschlechterrollen in gedruckten Texten der Reformationszeit durch Argumentation und Stilisierung gekennzeichnet werden.
Der Absatz hat in der Sprachtheorie nur relativ wenig Aufmerksamkeit gefunden. In diesem Beitrag soll den Gründen für die Marginalisierung dieser schriftsprachlichen Einheit nachgegangen werden. Zu diesem Zweck wird der Absatz zunächst im Kontext 'benachbarter' Einheiten (Text, Satz, Periode) betrachtet. Danach werden einschlägige Beiträge gesichtet, und zwar sowohl ältere und neuere Absatzcharakterisierungen aus dem deutschen Sprachraum als auch Beiträge aus anderen Sprachkulturen. Anschließend wird die linguistische Relevanz dieser Einheit diskutiert. Hierbei wird unter anderem demonstriert, dass viele Beiträge zur Absatztheorie der traditionell-rhetorischen Konzeption der Periode nahe stehen, sodass es sich empfiehlt, diese beiden Konzeptionen im Zusammenhang zu betrachten.
Der Beitrag setzt sich zum Ziel, auf eine verstärkt auftretende Entwicklungstendenz aufmerksam zu machen, die sich in Texten der Textsorte Einführung beobachten lässt. Die charakteristischen Ausprägungen dieser Tendenz lassen sich den Stilmustern 'Dialogisieren', 'Attraktiv machen' und 'Selbstdarstellen' zuordnen. Im Beitrag wird gezeigt, wie spezifische Inventare dieser drei Muster - abweichend von den stilistischen Konventionen der Wissenschaftssprache - eingesetzt werden bzw. eingesetzt werden können, um eine besondere Nähe-Beziehung zur Adressatengruppe der Studierenden zu gestalten. Dies wird an Einführungen aus dem Kommunikationsbereich der Linguistik illustriert. Anschließend wird die Frage aufgeworfen, ob diese Gestaltungstendenz ein Anzeichen eines sich anbahnenden Textsortenwandels sein könnte.
Der immer stärker spürbare Bedarf nach schnell rezipierbaren kurzen Textformen hängt unter anderem mit der Erwartung einer effektiven Informationsverdichtung zusammen. Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei Sprachökonomie und Informationskondensierung. Der Beitrag konzentriert sich auf infinite Konstruktionen mit Partizipien und Infinitiven, die in bestimmten Textsorten ein besonders effektives stilistisches Mittel darstellen. Partizipien sind dank ihres verbalen Charakters fähig, durch Ergänzungen und Angaben erweiterte Partizipialattribute zu bilden und somit eine Aussage zu verdichten. Der instruierende Infinitiv wird häufig als Ersatzform des Imperativs verwendet. Als sprachökonomisches Stilmittel trägt er zur Übersichtlichkeit des Textes bei. In Fachtexten ist es dann vor allem der modale Infinitiv, der zur Einsparung von sprachlichem Mehraufwand dient.
In Anknüpfung an die neueren Forderungen der Textlinguistik, Texte als Teile komplexerer interaktionaler Zusammenhänge zu betrachten, werden in dem Beitrag publizistische Texte unter Berücksichtigung sozialer, situativer sowie emotionaler Aspekte verbalen Handelns erfasst und analysiert. Einbezogen werden daher sozio-kulturelle und politische Faktoren als auch etwa die Bereitschaft zur Konstitution kommunikativer Gemeinschaften. Gegenstand der Analyse sind ausgewählte Texte aus deutschsprachigen Wochen- und Tageszeitungen, die in den böhmischen Ländern zwischen 1848 und 1914 herausgegeben wurden und daher nicht zuletzt in den nationalpolitischen Diskurs involviert waren. Darüber hinaus werden exemplarisch auch Texte tschechischsprachiger Periodika dieses Zeitraums herangezogen, da sie einen bedeutenden Bezugspunkt deutschsprachiger Zeitungen darstellten und Teil derselben interaktionalen Zusammenhänge waren. Bei der Analyse wird diachron vorgegangen, um die Fragen nach dem Wandel resp. der Kontinuität kommunikativen Handelns zu erörtern.
Wie nähert man sich einem Text, der so ist wie die "Bücher …, deren Prosa man verfolgen mußte wie ein Wildpfad, der über Wolfsgruben führt" (Jünger 1988:105), wie es Ernst Jünger so kryptisch in seinem Text 'Die Vexierbilder' beschrieben hat? Einem hybriden Text, den man nicht eindeutig einer Textsorte zuschreiben kann? Mit einer Methode, die ihrerseits genauso hybrid ist; eine Kombination aus kognitionswissenschaftlichem, filmtheoretischem und philosophischem Zugang. Am Beispiel von 'Blaue Nattern', einer Figur (wie Jünger sie nennt) aus dem textsortenmäßig genauso schwer klassifizierbarem Buch 'Das abenteuerliche Herz', wird diese kombinierte Methode zum Zweck der Erschließung des Textsinns eingesetzt, der modernen Stiltheorien entsprechend im Textstil enkodiert ist und darüber hinaus auf die dem Text zugrundeliegende Denkweise schließen lässt.
Die Textsortenlinguistik steht seit Längerem wieder stärker im Fokus der sprachwissenschaftlichen Forschung. Ein intensiveres Einbeziehen der Textsorten in den Sprachunterricht wird jedoch als ein zentrales Desiderat dargestellt. Der vorliegende Beitrag ist der empirisch-induktiven Richtung in der Textsortenlinguistik zuzuordnen, deren Ziel es ist, ausgehend von einer umfassenden Analyse und einer detaillierten Beschreibung konkreter Textsorten einzelsprachspezifische Routinen aufzudecken. Der Beitrag möchte außerdem fremdsprachendidaktische Zielsetzungen in den Vordergrund stellen und das Potenzial einer ausgewählten Textsorte für die Arbeit mit und an Texten im schulischen DaF-Unterricht aufzeigen. Zum einen wird der Frage nachgegangen, wie man solche Texte in die Grammatik- und Wortschatzvermittlung einbeziehen kann, indem man sprachliche Mittel (grammatische wie lexikalische) in Funktion für die Lernenden sichtbar macht. Zum anderen wird erforscht, wie die hier im Fokus stehende Textsorte für die Entwicklung der rezeptiven sowie produktiven Fertigkeiten genutzt werden kann.
In diesem Beitrag werden anhand eines Korpus von Paralleltexten deutscher und italienischer Reiseführer jeweils kulturspezifische stilistische Aspekte dieser Textsorte dargestellt. Reiseführer können beschrieben werden als heterogene, weitgehend gering standardisierte Großtextsorte, die aus vier Subtextsorten besteht (Orientierungstexte, Ratgebertexte, Besichtigungstexte, Hintergrundtexte) und gleichzeitig mehrere Funktionen erfüllt (informieren, werben, bewerten, instruieren usw.) (Fandrych/Thurmair 2011). Der kulturellen Vermittlung des Reiseziels kommt dabei traditionell eine wichtige Rolle zu, wobei die Darstellung und Konstruktion des Reiseziels gewöhnlich nicht allein durch sprachliche Mittel erfolgt, sondern auch mittels Bilder, die kognitiv schneller und wirkungsstärker rezipiert werden (Stöckl 2011). Die im Reiseführer enthaltene Auswahl von Informationen und die Art der Darstellung (das 'was' und 'wie' im Sinne von Fix/Poethe/Yos 2003) folgt dabei kulturspezifischen Diskurstraditionen. Der Beitrag basiert auf einem funktional-pragmatischen Ansatz, der es erlaubt, die Text-Bild-Relation in die textstilistische Analyse einzubeziehen.
Anhand einer Analyse von authentischen Fallbeispielen soll untersucht werden, wie der mit "kein" negierte Gleichsetzungsnominativ gegenüber dem mit "nicht ein" negierten seinen Aussagewert verändert. Die Belege stammen aus einschlägigen Online-Korpora. Um das Phänomen der Negation mit "kein" oder mit "nicht ein" theoretisch zu untermauern, werden diesbezüglich verschiedene Grammatiken konsultiert und Regelmäßigkeiten, bzw. Normverstöße und Ausnahmeregelungen zusammengestellt. Meine Ausgangshypothese ist, dass diese beiden Verneinungsstrategien auch verschiedenen stilistischen Fokussierungen entsprechen. Abschließend schlage ich mehrere Übungsmodalitäten vor, die in einer didaktisch sinnvollen Progression diese Unterschiede herausarbeiten und dem Lerner klarmachen sollen.
Durch neue Kommunikationsformen im Internet und in anderen Medien, aber auch durch gewandelte gesellschaftliche Bedingungen haben sich die Untersuchungsgegenstände, Methoden und Ziele von Textlinguistik und Stilistik tiefgreifend verändert. Doch nicht nur die neuen Medien stellen beide Disziplinen vor methodische und empirische Herausforderungen, sondern bekanntlich sind auch die traditionellen Forschungs- und Anwendungsbereiche beider Disziplinen in ständigem Wandel. Insofern ergeben sich zahlreiche neue Forschungsfragen und -ansätze, denen sich beide Disziplinen annehmen können und müssen. Der vorliegende Band der "Aussiger Beiträge" soll ausgewählte Einblicke in diese Entwicklungen gewähren. Dabei wird auch berücksichtigt, dass Textlinguistik und Stilistik sich nicht nur mit gegenwartssprachlichen Fragestellungen befassen, sondern dass auch historische Themen selbstverständlich zum Untersuchungsbereich von Textlinguistik und Stilistik zählen. Die Beiträge offenbaren die besondere Praxisrelevanz, die beiden Disziplinen zukommt, und zwar insbesondere im didaktischen Bereich. Einen besonderen Schwerpunkt der Beiträge bilden vor allem bislang wenig erforschte Fragestellungen.
Dieser Leitfaden ist im Rahmen des Projektes "IndUK – Individuelles Umwelthandeln und Klimaschutz – Ergebnisintegration und transdisziplinäre Verwertung von Erkenntnissen aus der SÖF-Forschung zu den sozialen Dimensionen von Klimaschutz und Klimawandel" entstanden. Das Projekt IndUK wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung gefördert.
Im Kontext der Diskussion zur „Globalisierung des Managements“ und der daraus entstandenen These einer transnationalen Klasse untersuchen wir in diesem Beitrag den Stellenwert internationaler Berufserfahrung bei Bankvorständen in Deutschland und weltweit. Bisherige Forschungen (etwa Pohlmann 2009) argumentieren, dass bei den Top-100- Industrieunternehmen in den USA, Ostasien und Deutschland Karriereverläufe im mittleren und Spitzenmanagement kaum internationalisiert sind und Hauskarrieren die Regel seien. Unsere eigene explorative Untersuchung legt die Vermutung nahe, dass die Situation im deutschen sowie im globalen Bankensektor anders aussieht. Vor allem in Deutschland verlaufen die Top-Karrieren im Unterschied zu Industrieunternehmen deutlich internationaler, was auf andere personelle Konstellation im Feld des global vernetzten Finanzsektors hinweist. Im deutschen wie im globalen Finanzsektor könnten wir es hierbei mit dem Phänomen einer „Transnationalisierung ohne Migration“ zu tun haben.
In methodischer Hinsicht macht unsere Studie auf die Grenzen quantitativer Forschungsdesigns bei der Untersuchung internationaler Berufserfahrung und internationalen Arbeitspraxen aufmerksam. Daher plädieren wir für ein an die Kategorien der Bourdieu‘schen Sozialtheorie angelehntes qualitatives Forschungsdesign für die Untersuchung der Herausbildung einer globalen Klasse auf den globalisierten Finanzmärkten.
Globale Finanzplätze im Vergleich : Frankfurt und Sydney zwischen Global City und lokaler Variation
(2015)
Frankfurt und Sydney sind international bedeutende Knotenpunkte des Global- Cities-Netzwerks. Als transnationale Finanzzentren erreichen sie im Global Financial Centres Index (GFCI) ähnliche Platzierungen. Populäre Rankings wie der GFCI entfalten ihre Wirkungsmacht in einem politischen Diskurs, der die Konkurrenz von Finanzzentren in einem hierarchischen Städtenetzwerk betont und so die Orientierung an den Champions der Finanzmetropolen forciert. Der hier vorgenommene kontrastive Vergleich Frankfurts und Sydneys zeigt hingegen, dass die stark von Globalisierungs- und Finanzialisierungstendenzen beeinflussten Städte sich nicht einfach einem Idealtypus von Global Cities angleichen. Vielmehr sorgt die Einbettung in unterschiedliche Entwicklungslinien – im Falle Frankfurts in die Tradition einer koordinierten Marktwirtschaft, im Falle Sydneys in die Tradition einer liberalen Marktwirtschaft – für die Ausbildung von Finanzsystemen mit unterschiedlichem Charakter und unterschiedlicher Reichweite. So weist der Finanzplatz Frankfurt im Vergleich mit Sydney eine starke globale Vernetzung auf, wenngleich die Merkmale der koordinierten Marktwirtschaft - geringere Börsenkapitalisierung der Unternehmen, einer primär kreditbasierten Unternehmensfinanzierung und geringere Finanzmarktorientierung der Bevölkerung nachwirken. Demgegenüber profitiert der Finanzstandort Sydney von einer durchwegs finanzialisierten Ökonomie, was sich in der Finanzmarktorientierung von Unternehmen und jener der allgemeinen Bevölkerung ausdrückt, weist aber eine stärkere Binnenorientierung, also die Fokussierung auf den nationalen Markt auf.
Nach dem zweiten Weltkrieg war das Stadtzentrum Frankfurt am Main fast vollkommen zerstört worden. In den Nachkriegsjahren war nun fraglich, wie die Stadt von den Trümmermassen befreit werden sollte. Der Straßenraum musste von Schutt geräumt werden, Krankenhäuser und Versorgungseinrichtungen mussten wiederhergestellt werden und es musste neuer Wohnraum geschaffen werden. Es herrschte großer Baumaterialmangel, dass damals als großes Problem galt. Über eine Wiederverwertung des Trümmerschutts und die Verarbeitung zu neuen Baustoffen machte sich der damals amtierende Bürgermeister Kurt Blaum im Sommer 1945 die ersten Gedanken. Am 18. Oktober 1945 beschloss man in einer geheimen Sitzung die Gründung der Trümmerverwertungsgesellschaft. Die Aufgaben der Trümmerverwertungsgesellschaft wurde klar festgehalten: 1) Abbruch von Gefahrenstellen, Leitung der Trümmergewinnung und Transport zur Verwertungsanlage 2) Forschung zur Verwertung von Trümmerschutt 3) Errichtung und Betrieb der Aufbereitungsanlage sowie das Betonwerks.
Auf einem 10 Hektar großen Baugelände im Frankfurter Riederwald wurde die Trümmerverwertungsanlage gebaut. Zunächst wurde eine provisorische Aufbereitungsanlage gebaut, die 1947 in Betrieb war. Nach der Fertigstellung der Aufbereitungs- und Sinteranlage sowie das Betonwerk im Jahr 1950, wurde die provisorische Anlage zurückgebaut.
Die Philipp Holzmann AG war einer ihrer Gründer und trug ihren Teil zum Wiederaufbau der Stadt bei.
National Model United Nations New York 2015 : Delegation der Goethe-Universität Frankfurt am Main
(2015)
Seit ihrer Gründung im Jahr 1945 sind die Vereinten Nationen zur bedeutendsten und einflussreichsten internationalen Organisation geworden. Als völkerrechtlicher Zusammenschluss verschiedenster Staaten haben die Vereinten Nationen eine generelle Zuständigkeit in Fragen von Frieden, Sicherheit und internationalem Zusammenleben. Unter den sechs Hauptorganen der Vereinten Nationen sind besonders der Sicherheitsrat und die Generalversammlung hervorzuheben. Letztere ist mit Vertretern aus allen 193 Mitgliedsstaaten die weltweit größte, regelmäßige Zusammenkunft von offiziellen Staatsvertretern. ...
Wir haben für diese Ausgabe einmal Spezialisten gebeten, in kurzen Expertisen die Rezeption Kosellecks und der Begriffsgeschichte wenigstens für einige ausgewählte Ländern zu untersuchen. Dabei haben wir exemplarisch sowohl Länder ausgewählt, in denen es, wie in Spanien, Frankreich oder Italien, bereits eine längere Rezeption gibt als auch solche, in denen die Rezeption 'in status nascendi' beobachtet werden kann, wie in Polen oder der Türkei.
Die aktuelle Debatte um Pornographie stellt sich andere Fragen als in den kämpferischen 70er Jahren. In den interdisziplinären Beiträgen des Sammelbandes wird Pornographie als kulturelles Artefakt behandelt, als Begriff, der in Diskurse über Sexualität und Moderne, über Identität und Jugend verwoben ist. Die Autor_innen arbeiten mit empirisch-sozialwissenschaftlichen Methoden Fragen nach dem Nutzer_innenverhalten von Onlinepornographie und jugendlichem Pornokonsum auf, bieten theoriegeleitete Zugänge zur Unbestimmbarkeit von Pornographie, zu ihrer notwendigen Einbettung in andere gesellschaftliche Kontexte sowie künstlerische Interventionen zu ihrem emanzipatorischen Potential. Die Beiträge bieten einen gelungenen Einblick in den aktuellen Stand der Debatte dieses noch jungen Feldes.
Die vorliegende Arbeit, die im Rahmen des zwischen 2011 und 2013 durchgeführten Forschungsprojektes „Förderung von Modellbildungs- und Falsifikationsprozessen im Elementar- und Primarbereich“ entstanden ist, untersuchte auf Grundlage neuerer entwicklungspsychologischer Forschungsbefunde die Möglichkeiten der Förderung im naturwissenschaftlichen Denken bei Kindern im Elementarbereich. Nach der theoretischen Einordnung des Themas und der Darstellung der Forschungslage wurden im empirischen Teil in einem ersten Schritt die Kompetenzen beim Schlussfolgern im Themengebiet Elastizität und Plastizität und beim Wissenschaftsverständnis von Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren, eingeteilt in vier Altersstufen, ermittelt; weiterhin wurden die Verknüpfungen beider Kompetenzbereiche untersucht. Als Instrumente dienten ein bereits erprobter Schlussfolgerungstest sowie ein neu entwickelter Test zur Kompetenzmessung von Wissenschaftsverständnis. In der Grundschule wurden die Tests jeweils als Gruppentests und im Kindergarten als Einzeltests durchgeführt. Die Stichprobe um-fasste 142 Kinder, 82 Kinder aus dem Primarbereich und 60 Kinder aus dem Elementarbereich. Beim Schlussfolgern zeigte sich, dass es für Kinder aller einbezogenen Altersgruppen deutlich leichter war, mit Ereignissen umzugehen, die eine Vermutung bestätigen, als mit solchen, die eine Vermutung widerlegen. Zudem stellte sich heraus, dass der Umgang mit Ereignissen, die im Hinblick auf eine Vermutung irrelevant sind, noch schwieriger war. Mit zunehmendem Alter war eine Kompetenzsteigerung erkennbar. Die Analyse der Tests ergab außerdem einen Zusammenhang zwischen Wissenschaftsverständnis und Schlussfolgern sowie einen deutlichen Einfluss exekutiver Funktionen. Im zweiten Schritt wurden zwei ausgewählte Trainingsmaß-nahmen zur Förderung der Koordination von Theorie und Evidenz bei Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren auf ihre Wirksamkeit hin geprüft, und zwar einerseits durch die Unter-stützung mit adaptivem Nachfragen bei fehlerhaften Antworten sowie andererseits durch eine intensive Förderung mit Modellierung. Die an einer Stichprobe von 63 Kindern durchgeführte Trainingsstudie war als Prä-Post-Studie angelegt und umfasste die Überprüfung des erworbenen Wissens. Die Studie ergab, dass die intensiv geförderten Kinder deutlich höhere Kompetenzen erworben hatten als die durch adaptive Unterstützung unterstützten Probanden. Außer-dem wurde ein Transfer-Test im Inhaltsgebiet Schwimmen und Sinken durchgeführt; hierbei wurden beide Trainingsgruppen in gleicher Weise mit adaptivem Nachfragen unterstützt. Dabei zeigten Kinder beider Trainingsgruppen deutlich höhere Kompetenzen beim Schlussfolgern als im Post-Test, dennoch zeigten Kinder mit vorheriger intensiver Förderung durch Modellierung wiederum höhere Kompetenzen im Transfer-Test als Kinder aus der Gruppe mit adaptiver Unterstützung. Abschließend wurde noch ein Argumentationstest durchgeführt, bei dem Kinder aller drei Experimentalgruppen (Trainingsgruppe 1, Trainingsgruppe 2, Kontrollgruppe) über-greifende Kompetenzen beim Schlussfolgern zeigen konnten. In diesem Test zeigte sich zwischen den drei Gruppen kein Unterschied im Hinblick auf angemessene Antworten beim Schlussfolgern.
Rezension zu "Zwischen Transfer und Vergleich. Theorien und Methoden der Literatur- und Kulturbeziehungen aus deutsch-französischer Perspektive". Hg. Christiane Solte-Gresser, Hans-Jürgen Lüsebrink und Manfred Schmeling. Stuttgart: Franz Steiner, 2013 (VICE VERSA. Deutsch-französische Kulturstudien; Bd. 5). 457 S.
Rezension zu "Klassiker neu übersetzen. Zum Phänomen der Neuübersetzungen deutscher und italienischer Klassiker / Ritradurre i classici. Sul fenomeno delle ritraduzioni di classici italiani e tedeschi". Hg. Barbara Kleiner, Michele Vangi und Ada Vigliani. Stuttgart: Franz Steiner, 2014 (Villa Vigoni im Gespräch; Band 8). 147 S.
Das Feld der interdisziplinäre Diskursforschung hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und sich zu einer etablierten Forschungsperspektive am Schnittpunkt von Sprache und Gesellschaft, von Wissen und Macht entwickelt. Die theoretische und methodische Vielgestaltigkeit dieser Forschungsperspektive führt allerdings insbesondere bei der Konzeption und Durchführung von Forschungsarbeiten solchen Zuschnitts immer wieder zu Unsicherheiten und Schwierigkeiten. Drei Werke, die – in unterschiedlicher Weise – auf das sich aus der Vielgestaltigkeit dieses Feldes ergebende Bedürfnis nach Systematisierung und Orientierung antworten, werden im Folgenden vorgestellt. Dabei gilt es deutlich herauszustellen, dass die vorgestellten Werke nicht als Methodenbücher oder Anleitungen zur "korrekten" Durchführung von diskursorientierten Forschungsarbeiten misszuverstehen, sondern vielmehr als Anregung und Verständigung über Fragen, Probleme und Richtungen der Diskursforschung auch über nationale und disziplinäre Grenzen hinweg zu lesen sind.
Die Entwicklungen in der Medizinischen Ausbildung der letzten Jahre konfrontieren Lehrende zunehmend mit neuen didaktischen Herausforderungen. An zahlreichen Standorten im deutschsprachigen Raum werden bereits Qualifizierungsangebote für Lehrende angeboten, jedoch fehlt bisher ein Orientierungsrahmen für medizindidaktische Kompetenzen, der ein Qualifikationsprofil für Lehrende darstellt.
Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Kompetenzorientierung des Medizinstudiums und auf Grundlage aktueller internationaler Literatur wurde durch den GMA Ausschuss für Personal- und Organisationsentwicklung in der Lehre ein Kernkompetenzmodell für Lehrende in der Medizin entwickelt. Das Modell soll nicht nur den Lehrenden Orientierung zu ihrem Qualifikationsprofil geben, sondern auch die inhaltliche Ausrichtung hochschuldidaktischer (Aus-) Weiter- und Fortbildungen sowie die Evaluation von Fakultätsentwicklungsprozessen erleichtern und nicht zuletzt einheitliche Kriterien für die Beurteilung der Lehrqualifikation in deutschsprachigen Raum definieren.
Das Modell besteht aus sechs Kompetenzfeldern, für die jeweils Teilkompetenzen definiert und Lernziele beschrieben wurden. Anwendungsbeispiele sollen die jeweiligen Kompetenzen verdeutlichen.
Das Modell ist für die praktische Anwendung konzipiert und soll in einem nächsten Schritt durch spezifische Kompetenzen für Lehrende mit besonderen Aufgaben ergänzt werden.
Einleitung: Der Wissenschaftsrat empfahl 2008 den Universitäten innerhalb der nächsten 5 Jahre, d. h. bis spätestens 2014, ein Qualitätsmanagementsystem (QMS), das internationalen Maßstäben entspricht, zu etablieren. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu evaluieren, ob es derzeit ein geeignetes QMS für das elektronische Lernen (eLearning) gibt, das speziell im Fach Humanmedizin deutschlandweit eingesetzt werden kann.
Methoden: Im Rahmen einer Umfrage wurden mittels eines anonymisierten Fragebogens (8 Domänen, 50 Items) alle Universitäten (n=35) des Fachbereichs Medizin in Deutschland evaluiert.
Ergebnisse: Die Ergebnisse (46,3% Rücklaufquote) zeigen einen nur zögerlichen Einsatz von QMS für eLearning und dass vor Ort ein großes Informationsdefizit herrscht.
Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der Limitationen dieser Studie kann zusammenfassend festgehalten werden, dass erheblicher Bedarf zu bestehen scheint, das existierende Informationsdefizit für QMS eLearning zu mindern, sowie zukünftig genaue Richtlinien und Standards zur Umsetzung zu definieren.
Hintergrund: Die Interaktion zwischen β-HCG und TSH in der Schwangerschaft stellt ein differentialdiagnostisches Problem dar, weil die Wertung von supprimierten TSH-Spiegeln erschwert wird. Dies kann im schlimmsten Fall zu Fehlinterpretationen führen. Ziel der vorliegenden Arbeit war, diese Interaktion an einem großen Kollektiv in einen zeitlichen Kontext mit dem Verlauf der Schwangerschaft zu bringen, da der Zeitpunkt des Screenings entscheidenden Einfluss auf die Höhe des TSH-Spiegels hat. Zusätzlich wurden anhand der vorliegenden Daten Referenzbereiche für Schwangere berechnet und der Einfluss einer Jodmedikation untersucht.
Patienten und Methoden: Aus einem unselektionierten Pool von Patientinnen eines nuklearmedizinischen Praxisverbundes wurden die Daten von 1283 schilddrüsengesunden Schwangeren zwischen 16 und 48 Jahren ausgewertet. Neben der TSH-Bestimmung lag ein Schwerpunkt auf dem zeitlichen Verlauf, so dass die Schwangeren in Untergruppen von je 2 Wochen analysiert wurden. Untersucht wurde der Einfluss der Jodmedikation auf die TSH-Werte. Am Ende erfolgte mit Hilfe der logarithmischen Transformation unter Verwendung der 2-Sigma-Grenzen die Bestimmung neuer TSH-Referenzbereiche für Schwangere.
Ergebnisse: Es zeigt sich zu Beginn der Schwangerschaft ein Anstieg der mittleren TSH-Werte von 1,22 mU/l in der 2. SSW bis auf 1,7 mU/l um die 7. SSW mit einem konsekutiven Abfall der TSH-Werte bis auf 0,9 mU/l bis zur 16. SSW (entsprechend 52,9%). Der größte Abfall findet sich in der 12. bis 14. SSW, also zum Zeitpunkt des ersten Screenings. Die Jodmedikation hat keinen maßgeblichen Einfluss auf den TSH-Wert. Die Berechnung schwangerschaftskorrigierter Referenzbereiche zeigt im ersten Drittel TSH-Werte von 0,08 – 3,67 mU/l, im 2. Drittel 0,04 – 2,88 mU/l und im 3. Trimenon 0,17 – 3,19 mU/l.
Schlussfolgerungen: Die Arbeit zeigt, dass die niedrigsten TSH-Werte zum Zeitpunkt des ersten Screenings zu erwarten sind und deswegen möglicherweise zu Fehlentscheidungen führen können. Ein relevanter Zusammenhang der Jodmedikation mit dem TSH-Wert lässt sich nicht nachweisen. Neue Referenzbereiche für Schwangere könnten hilfreich sein, dieses diagnostische Dilemma zu vermeiden.
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich nicht auf die interessanten, etwas späteren Vorbilder einer italienischen 'hybriden' Rezeption des Gotischen bzw. Phantastischen, die gleichzeitig einer neuen Sensibilität bzw. Ästhetik den Weg ebnete und die das Interesse der Forschung schon erweckte, sondern er verfolgt das Ziel, die weniger erforschten Wurzeln des Genres in Italien zu ergründen. Diese sind unerwartet in 'Fermo e Lucia', d.h. in jener unvollkommenen ersten bzw. 'Ur'-Fassung von Manzonis Prosameisterstück 'I promessi sposi' zu finden.
1896, kurz nach dem Tod Paul Verlaines, veröffentlicht der tschechische Künstler Karel Hlaváček seinen Gedichtband 'Pozdě k ránu' ('Spät, gegen Morgen'). Hlaváček wirkt im Kreis Arnošt Procházkas und Jiři Karásek ze Lvovices, Begründer und Herausgeber der Literaturzeitschrift 'Moderní Revue', die mit ihrer dezidiert europäischen Ausrichtung ein Gegengewicht zum nationalistisch-patriotischen Literaturbetrieb in Prag um 1900 bildet. Durch seine Verbindungen zum eher national konservativ orientierten Sokol ist das Verhältnis zu Arnošt Procházka zeitweilig angespannt, wenngleich die Missstimmung weniger konträren politischen Überzeugungen der beiden Männer als den divergierenden Attitüden von 'Moderní Revue' und Sokol geschuldet ist. Seit der Gründung der Zeitschrift 1894 entwirft der junge Hlaváček mehrere Cover für die 'Revue' und ist vorrangig an der Illustration des Blattes beteiligt. Das Oeuvre des mit 23 Jahren früh an Tuberkulose verstorbenen Tschechen ist überschaubar: neben Literaturkritiken und kürzeren Essays und den genannten Gedichtbänden sind 'Mstíva kantiléna' ('Die Rache der Kantilene') und die posthum veröffentlichen 'Žalmy' ('Psalme') seine einzigen Werke. In 'Pozdě k ránu' findet sich das Prosagedicht 'Subtilnost smutku', das nicht nur in einzigartiger Weise eine Auseinandersetzung der in Westeuropa beliebten Topoi und Schreibverfahren der Décadence darstellt, sondern darüber hinaus als kritischer Kommentar zum intellektuellen Milieu im Prag des ausgehenden 19. Jahrhunderts betrachtet werden kann. Der Wahnsinn fungiert in diesem Text im gleichen Maße als komplexe Metapher wie als strukturierendes Leitmotiv und stellt einen Knotenpunkt der verschiedenen Disziplinen, in denen der Begriff "Décadence" im Fin de siècle ungeheure Popularität erlangt, dar. Wenn der Kritiker Herben mit seiner polemischen Kritik versucht, Hlaváček als geisteskrank zu diskreditieren, so verfehlt er seine Absicht dergestalt, dass er nicht nur die Antihaltung des Künstlers befeuert, sondern er identifiziert darüberhinaus das Element, welches sich als Schlüssel zur Dechiffrierung der Stellung von 'Subtilnost smutku' in einem europäischen Rahmen erweisen soll.
Im alltäglichen Gespräch lässt sich beobachten, dass bei vielen in der Bundesrepublik aufgewachsenen Personen die Kinderbücher Astrid Lindgrens einen hohen Stellenwert und einen starken Einfluss auf Lebensvorstellungen und Werte des zwischenmenschlichen Miteinanders haben. Wenn die eigene Lebenswelt - wie etwa bestimmte Situationen, Lebensumstände, zwischenmenschliche Beziehungen, die äußere Umwelt, das Lebensgefühl - als besonders beglückend, ja geradezu als ideal empfunden werden, ziehen viele Menschen Parallelen zu den in den Texten Astrid Lindgrens modellierten Lebenswelten. Umgekehrt wird auch versucht, die eigene Lebenswelt nach dem Muster dieser Textwelten zu gestalten, um das Leben so schön, harmonisch und beglückend zu gestalten, wie es die Figuren in den Texten vorleben. Da Texte, die einen solch prägenden Eindruck auf uns ausüben und einen so hohen Stellenwert für die eigenen Lebensvorstellungen und die Lebensgestaltung haben, in der Regel auch an die Nachkommen weitergegeben werden, werden die in den Büchern modellierten Lebensvorstellungen und Werte häufig über mehrere Generationen hinweg tradiert und erhalten einen wichtigen identitätsstabilisierenden Platz im kollektiven Gedächtnis. So können bestimmte Welt-, Lebens- und Wertkonstrukte innerhalb einer Gesellschaft über einen längeren Zeitraum Bestand haben und ein fester Teil des gesellschaftlichen Diskurses werden. Ausgehend von diesen Beobachtungen und Hypothesen scheint es lohnend zu sein, folgende Fragen zu stellen: 1. Lässt sich die eingangs formulierte Alltagsbeobachtung von der Wichtigkeit der Bücher Astrid Lindgrens für die Lebensvorstellungen vieler Deutscher auch durch eine umfassende Untersuchung, also durch konkretes Zahlenmaterial, bestätigen? Oder allgemeiner gefragt: Gibt es Bücher, in denen viele Menschen eine ideale Lebenswelt wiederfinden? 2. Falls es wirklich eines oder mehrere solcher Bücher gibt: Wie genau sieht eine solche ideale Lebenswelt für uns aus? Um diese Fragen zu beantworten, wende ich eine Untersuchungsmethode an, die aus drei Schritten besteht: erstens einer quantitativen Befragung zur Ermittlung eines Textkorpus; zweitens einer literaturwissenschaftlichen Analyse der so ermittelten Texte zur Untersuchung der Rezeptionsangebote dieser Texte; drittens Leitfadeninterviews, um herauszuarbeiten, welche der Textangebote tatsächlich von den Rezipienten aktualisiert werden.
Im Folgenden soll die besondere Bedeutung von Musik und Geräuschen für den Roman 'Sound' aufgezeigt werden. Es gilt dabei nachzuweisen, auf welchen Ebenen und durch welche Elemente Klang Eingang in den Text findet, aber auch zu zeigen, wie die typographische Gestaltung des Romans zu einer besonderen Rezeptionsweise führt, die beim Leser auditive Prozesse einleitet. In diesem Zusammenhang soll analysiert werden, inwiefern die vom Protagonisten thematisierte Musik, also die Rezeption von Musik im Text, die Rezeption des Textes beeinflusst.
Dass Max Aubs Biographie über den Maler Jusep Torres Campalans einer fiktiven Person gilt, dass nicht nur die hier gebotenen Informationen zum Leben und Wirken dieser Figur fingiert sind, sondern auch das im Zusammenhang damit präsentierte 'OEuvre' des Künstlers von Max Aub selbst stammt, sieht man dem Buch Aubs zunächst einmal nicht an; auf den zweiten Blick mögen sich Auffälligkeiten ergeben (wie etwa nicht zueinander stimmende Detailangaben), aber dergleichen kann ja auch Nachlässigkeiten bei der Recherche, beim Lektorieren oder bei der Drucklegung geschuldet sein. Der Roman wird in Form und Ausstattung nach dem Vorbild einer Künstlerbiographie gestaltet. Dazu gehören neben den biografisch-narrativen Teilen des Buchs diverse Abschnitte, die den Duktus faktografischer Darstellungen imitieren; so ein chronikalischer Teil, der JTCs Leben und Wirken in Form einer annalistischen Tabelle in das zeitgenössische historische und kunsthistorische Umfeld einordnet, ferner auch ein umfangreicher Anmerkungsteil, der die Ausführungen weiter historisch und forschungsgeschichtlich kontextualisiert. Und dazu gehören insbesondere auch Reproduktionen und Beschreibungen angeblicher Werke des fiktiven Protagonisten, welche die Suggestion der Existenz dieses Malers schon insofern verstärken, als hier Beschreibung und Beschriebenes, Bildteil und Katalog gemeinsam präsentiert werden. Bilder, die man sieht, so die immanente Logik der Suggestion, sind evidenterweise ‚wirkliche‘ Bilder. Und wenn man, hiervon ausgehend, akzeptiert, dass die Kommentare zu diesen Bildern 'faktografisch' sind, dann ist es nur ein weiterer Schritt zur Akzeptanz auch der übrigen Mitteilungen als 'faktografisch': ein Analogieschluss zwar, aber ein naheliegender.
Die folgenden Ausführungen widmen sich der von Müller zur Steigerung der sinnlichen Erfahrbarkeit und zur Einübung in die ethnologische Perspektive genutzten ästhetisch-literarischen Verfahrensweisen. Neben die durch die Briefform vorgebebene, breit angewandte und von der Forschung bereits untersuchte Leseransprache, mit der er das Gesehene vergegenwärtigte, fügte Müller Originaldokumente ein, die Authentizität und Anschaulichkeit garantierten und den reizvollen Charakter des Fremden transportierten. Den Charakter der Anschaulichkeit seiner Darstellung unterstützte Müller, indem er immer wieder auf die bekannten und in weiten Kreisen auch außerhalb Italiens kursierenden Darstellungen des römischen Alltagslebens durch den Kupferstecher und Maler Bartolomeo Pinelli (1781-1835) rekurrierte. Auf ihr spannungsvolles Verhältnis zu den beschriebenen Volksszenen und den gesammelten Originaldokumenten möchte ich zunächst das Augenmerk legen, bevor mit den 1825 erschienenen 'Scenen aus Rom' des Spätaufklärers Christian August Vulpius ein gänzlich anderes Verfahren vorgestellt wird, das den Leser ebenfalls möglichst nah an das italienische Volksleben heranzuführen beabsichtigt.
Der Wald ist eines der wichtigsten Landschaftselemente im Kulissenfundus der Literatur - mit entsprechender Bedeutungsvielfalt: Die christlich-abendländische Tradition sieht ihn als Ort der Finsternis, der durch das göttliche Licht erhellt werden muss. In den berühmten Eingangsversen der 'Divina Commedia' erscheint er als rauer, wilder und dunkler Raum, Dantes "selva oscura" ist Stätte des Verwirrtseins und Zeichen irdischer Sündhaftigkeit. Aufgrund seiner transzendenten Unermesslichkeit jenseits rein geographischer Dimensionen kommt Gaston Bachelard in seiner 'Poetik des Raumes' zu dem Schluss: "Der Wald ist ein Seelenzustand". Als Metapher für die Seele des Menschen ist der Wald nicht nur in der Romantik beliebt, als Ausdruck des kollektiven Unbewussten interessiert er auch die Psychoanalyse, etwa in Gestalt der Archetypenlehre C. G. Jungs. In seiner Studie 'Masse und Macht' rechnet Elias Canetti den Wald zu den "Massensymbolen", mit durchaus unangenehmen Konnotationen für das Individuum. Da jeder einzelne Stamm, aus denen sich dieser zusammensetzt, fest verwurzelt und unverrückbar in der Erde stehe, sei "der Wald zum Symbol des Heeres geworden: ein Heer in Aufstellung, ein Heer, das unter keinen Umständen flieht; das sich bis zum letzten Mann in Stücke hauen läßt, bevor es einen Fußbreit Boden aufgibt". In diametralem Gegensatz zu diesem Szenario der Bedrohung des Einzelnen durch die Masse zusammengerotteter Bäume erscheint der Wald jedoch gleichermaßen als Ort der Freiheit, als Abbild der ursprünglichen Natur jenseits der einengenden menschlichen Zivilisation, als fruchtbare Wildnis, in der sich das Individuum frei entfalten kann. In dieser Bildtradition stehen zwei Texte, die ungefähr im Abstand von 100 Jahren und auf zwei verschiedenen Kontinenten entstanden sind: Henry David Thoreaus 'Walden' (1854) und Ernst Jüngers 'Der Waldgang' (1951). Wenn diese beiden in ihren historischen Voraussetzungen so unterschiedlichen Essays im Folgenden miteinander verglichen werden, so geschieht dies deshalb, weil sich in den Werken Jüngers und Thoreaus die einschlägige Rede von der Freiheit des Waldes mit einer dezidiert individualanarchistischen Programmatik verbindet, die dieser Raumsymbolik eine neue Bedeutungsdimension verleiht, die bisher in der einschlägigen topologischen Forschung unterbelichtet geblieben ist.
Die Analogien zwischen der Barthes'schen Theorie und den Konzepten der deutschen Romantik sind von der Forschung durchaus registriert worden, Beobachtungen in diese Richtung haben aber bislang kaum über die Nominierung des Desiderats hinausgeführt. Das ist sicher überraschend, da in den letzten Jahrzehnten bekanntermaßen eine Vielzahl aktualisierender Romantik-Lektüren vor der Folie postmoderner Ästhetik und Erkenntnistheorie veröffentlicht wurden. Zur Behebung dieses Defizits beizutragen, ist dementsprechend das Anliegen dieses Beitrags. Im Folgenden sind Ansätze zur systematischen Aufarbeitung der vielfachen Bezüge zu konzipieren, die sich zwischen dem Text der Deutschen Romantik und den Arbeiten Barthes' aufzeigen lassen. In methodologischer Hinsicht bewegt sich ein solcher Vergleich allerdings auf nicht eben einfachem Terrain. Das resultiert zunächst aus dem beträchtlichen Volumen der theoretischen Erträge Roland Barthes' sowie der romantischen Autoren, infolgedessen eine strenge Reduktion der Textbasis notwendig wird. Hinzu kommt, dass diese Erträge jeweils in rigoros fragmentierten und hermetischen Schreibweisen codiert sind, die das Paradox und die begriffliche Unklarheit bewusst suchen. Das multipliziert die Zahl der Blickwinkel und wirft die Frage nach der Wahl der interpretativen Zugänge auf. Um diesem Dilemma zu entgehen, rekurriert das Folgende bewusst auf eine einzelne Darstellung romantischer Theorie, die sich durch ihre besondere Prägnanz und ein überdurchschnittliches analytisches Niveau auszeichnet: Walter Benjamins Dissertation zum Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik.
Der vorliegende Beitrag versteht sich als Versuch, die interkulturelle Dimension der modernen Metropole von ihrer Kehrseite her zu analysieren. Stellt die 'global city' tatsächlich in allen ihren Bereichen jenen offenen Raum interkultureller Kombinatorik dar, als den sie sich auf ihrer Schauseite der Produktion und Konsumption präsentiert? Oder perpetuiert sie Mechanismen der Ausgrenzung und der Segregation, die unterschwellig wirksam bleiben? Die Analyse erfolgt unter zwei Prämissen. Sie setzt zum einen voraus, dass der Umgang mit dem Müll als kulturelle, d.h. symbolische Praxis begriffen wird. Sie bestimmt Müll nicht als etwas Überflüssiges, sondern als Zeichenmüll, der gelesen werden kann, und schließt somit an kultur- und sozialanthropologische Ansätze zur Erforschung des Abfalls an. Zum anderen werden nicht die symbolischen Praktiken der Müllbehandlung selbst, sondern ihre literarischen Repräsentationen untersucht. Dies geschieht unter der Annahme, dass die Literatur der Moderne ein besonderes Sensorium für die symbolische Ordnung entwickelt hat, die sich im Müll abzeichnet.
"La cosmogonie est un genre littéraire d’une remarquable persistance et d’une étonnante variété, l’un des genres les plus antiques qui soient." Mit diesen Worten umreißt Paul Valéry in einem Essay über Edgar Allan Poes Prosagedicht "Eureka" die Bedeutung des literarischen Genres der Kosmogonie, der mythischen Erzählung der Weltentstehung, und hebt dabei deren anhaltende, bis in die Moderne reichende Wirkungsgeschichte hervor. Man wird Valérys Bemerkung ohne weiteres zustimmen können: Ist doch die Idee des Kosmos nicht nur eine alte, bis in die Antike zurückreichende Denkfigur, die ihrer Herkunft nach mythischen und religiösen Vorstellungen entstammt. Sie ist darüber hinaus eine Figur, die auch im neuzeitlichen Denken, etwa in verschiedenen philosophischen und literarischen Richtungen der Renaissance, eine erneute Konjunktur erfährt und deren Nachwirkungen sich bis in die Moderne verfolgen lassen. Dabei mag man nicht nur an die Rekurrenz des Kosmischen in moderner Esoterik, New Age oder Fantasy-Literatur denken, sondern mehr noch an neuere philosophische und epistemologische Ansätze, die in entscheidenden Hinsichten an Momente des alten Kosmos-Denkens anschließen und letzteres unter wenngleich veränderten Vorzeichen wieder aufnehmen. Doch wie kommt es zu dieser eigentümlichen Persistenz des Kosmos-Begriffs?
Am 10. Mai 2014 starb, im hohen Alter von 99 Jahren, Elisabeth Frenzel, geborene Lüttig-Niese, in ihrem letzten Wohnort in Berlin. Zu ihrer Beerdigung erschienen, wie ein lesenswerter Nachruf von David Ensikat im Berliner 'Tagesspiegel' berichtet, 15 Menschen. Die Pastorin stellte die Trauerfeier unter das Thema des schwierigen Erbes, der Schuld und den Möglichkeiten der Vergebung. Das war vielleicht nicht im Sinne der Verstorbenen, aber im Sinne der Lebensgeschichte der Verstorbenen sicherlich ein sehr guter Ansatz, um sich von Elisabeth Frenzel zu verabschieden.
Nachruf auf Eberhard Lämmert
(2015)
Den Erzähler Thomas Mann nannte der Germanist Eberhard Lämmert 'buchtenreich'. Auch sein eigenes OEuvre verdient indes diese Qualifikation: Es ist - natürlich - eines aus zahllosen literaturwissenschaftlichen Büchern, Aufsätzen, Vorworten, Nachbemerkungen, aus offiziellen Reden, öffentlichen Statements, Aufrufen, Gutachten und und und, die Themen sind vielfältig, die Beziehungen zwischen ihnen komplex.